Unternehmensgeschichte des Andreas-Bräu / Brauhaus St. Andreas in der Komödienstraße 12
unter der Führung von Ferdinand Wirtz, Witwe Heinrich Bädorf und Peter Langen
 
 
 
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Unternehmensgeschichte
Gründung und Betrieb des „Andreas-Bräu“ durch Ferdinand Wirtz (1909-1918)                              
Die Restauration der Witwe Heinrich Bädorf im ehemaligen Andres-Bräu (1918-1920)
Das Altkölner Bierhaus „St. Andreas“ von Peter Langen (1927-(1940))
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen
Quellen
Quellenverzeichnis                                             

Gründung und Betrieb des „Andreas-Bräu“ durch Ferdinand Wirtz (1909-1918)
Die Brauerei in der Komödienstraße 12 war eine Neugründung. An gleicher Stelle gab es vorher schon Geschäftsbetrieb, z.B. durch eine Anstreicher-Firma oder eine Konditorei, aber weder eine Brauerei noch eine Restauration.
Im Jahr 1909 erwarb Ferdinand Wirtz das Gebäude in der Komödienstraße 12 von der Erbengemeinschaft der Vorbesitzers Josef Reichard und errichtet dort eine Brauerei.
Ferdinand Wirtz war kein Unbekannter in der Kölner Brauerszene. Im Jahr 1901 stieg er in die bestehende Brauerei von Friedrich Knott in Langel ein, die ab diesem Zeitpunkt als Brauerei "Knott & Wirtz firmierte. Nach Schließung des "Andreas-Bräu" führte er ab Beginn der 1920er Jahre die Ritterbrauerei Johann Zensen in der Eintrachtstraße 94 . Johann Zensen war zwar zu dieser Zeit weiterhin der Besitzer der Ritterbrauerei, musste jedoch krankheitsbedingt den Braubetrieb an Ferdinand Wirtz übergeben. Von 1931 bis 1933 ist in den Kölner Adressbüchern sogar „Brauerei Ferd. Wirtz“ in der Eintrachtstraße 94 verzeichnet, bis 1930 und dann wieder ab 1934 „Ritterbrauerei Johann Zensen“.
Die Eltern von Ferdinand Wirtz wiederum betrieben das Brauhaus „Unger Panneschläger“ auf der Hohe Straße und deren Eltern wiederum den „zum jungen Raben“ auf dem Blaubach 38 . Auch die Vorfahren der Familie Wirtz, namentlich Lempertz und Brentjes, brauten hier bereits seit Beginn des 18. Jahrhunderts. Ferdinand Wirtz selbst war auch mit einem Mitglied der Familie Brentjes, genauer Maria Brentjes, verheiratet. Aus dieser Familie führte Arnold Brentjes als Nachfolger von Ferdinand Wirtz (dem gleichnamigen Großvater des hier genannten Ferdinand Wirtz) von 1879 bis 1901 das "Stavenbräu" und Arnold Brentjes, ebenfalls als Nachfolger dieses Ferdinand Wirtz, die Brauerei "Zum Jungen Raben" von 1879-1901.
Die Heirat mit Maria Brentjes fand Im Jahr 1904 statt [1]. Verlobt hatten sich beide bereits eineinhalb Jahre zuvor. Im Jahr 1909 kam der gemeinsame Sohn Kornelius zur Welt.
Über die 9 Jahre betrieb des Andreas-Bräu (manchmal auch „Andreas-Brauerei“ genannt“) durch Ferdinand Wirtz ist nur wenig bekannt. Im Jahr 1918 stellte er die Brautätigkeit ein und übergab die Brauerei an die Witwe Bädorf. Über die Gründe kann nur spekuliert werden, vielleicht lag es an der Rohstoffknappheit infolge des ersten Weltkrieges. Hierfür spricht auch, dass die Witwe Bädorf die Brauerei nur als Restauration ohne eigenen Braubetrieb weiterführte.
 
(PK001) [14, Sammlung Ippen]
Postkarte der Andreas-Brauerei unter Ferdinand Wirtz
(W018) [1, 12.04.1904]
Heiratsanzeige von Ferdinand Wirtz und Maria Brentjes aus dem Jahr 1904. Zu dieser Zeit lebte Ferdinand Wirtz noch in Langel (Brauerei Knott & Wirtz)
 
(W005) [4, 25.02.1909]
Im Jahr 1909 steht Bier-Treber zum Verkauf. Es wurden also 3 Sude pro Woche angesetzt 
                                                                 
(W002) [4, 01.01.1910]
Grüße von Ferdinand Wirtz zu Neujahr 1910
(W006) [4, 01.01.1911]
Grüße von Ferdinand Wirtz zu Neujahr 1911
 
(W006) [4, 01.01.1912]
Grüße von Ferdinand Wirtz zu Neujahr 1912
 
(W002) [4, 01.01.1913]
Grüße von Ferdinand Wirtz zu Neujahr 1913
 
(W007) [7, 07.12.1912]
Anzeige des Andreas-Bräu in der Bergisch-Gladbacher Volkszeitung aus dem Jahr 1912
 
(W013) [9, 15.12.1912]
Anzeige des Andreasbräu aus dem Jahr 1912
(W008) [4, 08.12.1912]
Anzeige des Andreasbräu aus dem Jahr 1912 
(W001) [4, 02.06.1914]
Anzeige des Andreasbräu aus dem Jahr 1914
 
(W010) [8, 17.12.1915]
Ein "besseres Fräulein" wird für eine Vertrauensstellung (Büffet) gesucht und bekommt sogar eine Wohnung im Hause des "Prinzipals". Anzeige aus dem Jahr 1915
(W004) [4, 21.09.1917]
Der Braumeister des Andreasbräu, Philipp Schorn, starb im ersten Weltkrieg den "Heldentod fürs Vaterland". Anzeige aus September 1917
(W015) [4, 01.01.1916]
Neujahrsgrüße gab es reichlich, hier zu Neujahr 1916
 
(W011) [4, 01.01.1917]
Grüße von Ferdinand Wirtz zu Neujahr 1917
 
(W016) [4, 31.12.1917]
Grüße von Ferdinand Wirtz zu Neujahr 1918
 

Die Restauration der Witwe Heinrich Bädorf im ehemaligen Andres-Bräu (1918-1920)
Im Jahr 1918 übernahm die Witwe Heinrich Bädorf das Andreas-Bräu in der Komödienstraße 12 von Ferdinand Wirtz und betrieb dieses als Restauration weiter.
Obwohl die Witwe Heinrich Bädorf eine der bekanntesten weiblichen Kölner Brauer war, sind weder ihr Vor-, noch ihr Mädchenname bekannt. Wie damals üblich, wenn eine Frau die Brauerei ihres Mannes nach dessen Tod weiterführte, ist nur von „Witwe Heinrich Bädorf“ die Rede.
Heinrich Baedorf taucht erstmals im Jahr 1884 als Betreiber der Brauerei „Im Anker“ auf. Im Jahr 1898 übernahm er das Aposteln-Bräu in der Apostelnstraße 19 von Peter Josef Früh . Als Heinrich Bädorf überraschend im Jahr 1900 im Alter von nur 42 Jahren verstarb, übernahm seine Frau das Ruder. Sie setzte einen Geschäftsführer ein, welcher den Betrieb führte und verkaufte die Brauerei an Louis Berg. Trotz des Todes von Heinrich Bädorf im Jahr 1900 firmierte die Brauerei bis ins Jahr 1934 als „Aposteln-Bräu Heinrich Bädorf“.
Im Anschluss betrieb die Witwe Bädorf die Restauration „Römerpark“ am Ubierring, bevor sie im Jahr 1911 die Brauerei „Prinz Eugenius“ übernahm . Diese führte sie bis ins Jahr 1913.
Ab dem Jahr 1918 führte die Witwe Bädorf dann das Andreas-Bräu als Restauration. Dies allerdings nur gut 2 Jahre bis ins Jahr 1920. In diesem Jahr wurde die Restauration geschlossen und das inzwischen von der Deutschen Bank erworbene Gebäude als Kasino für die Deutsche Bank genutzt [6].
Die Witwe Bädorf verstarb im Jahr 1924. Die Frauenpower hatte sie aber vererbt. Ihre im Jahr 1887 geborene Tochter Maria Margaretha führte ab 1931 das „Neumarktbräu“ welches später von deren Tochter Inge Mohr weitergeführt wurde.

Das Altkölner Bierhaus „St. Andreas“ von Peter Langen (1927-(1940))
Im Jahr 1927 eröffnete Peter Langen in der Komödienstraße 12 seine Restauration, welche er in einer Anzeige wie folgt ankündigte:
[2, 12.04.1927] „Alle Stammgäste der früheren Altkölnischen Brauerei Wirtz werden gerne davon Kenntnis nehmen, das im gleichen Hause Komödienstraße 12 das Altkölnische Bierhaus St. Andreas, Inh: Peter Langen, eröffnet wurde. Ausschank von Echt Kölsch aus dem Gürzenich-Bräu. Kalte und warme Speisen zu jeder Tageszeit. Vorzüglicher, preiswerter Mittagstisch und alle Brauhaus-Spezialiitäten. Treffpunkt aller Bergischen!...“
 
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern nannte Peter Langen das Brauhaus nicht Andreas-Bräu, sondern „St. Andreas“. Eigentümer des Gebäudes in der Komödienstraße 12 war weiterhin die Deutsche Bank [5].
In einer weiteren Anzeige nur 4 Monate später stand zu lesen, dass das Brauhaus „St. Andreas“ ein Filialausschank des Gürzenich-Bräu ist.
[3, 25.08.1927] „… Alt-Kölner Brauhaus „St. Andreas“, Köln, Komödienstraße 12, früher Brauerei Wirtz. Nähe Dom und Hauptbahnhof. Filial-Ausschank v. Heinr. Hilgers „Gürzenichbräu“, Brauhaus für nur reine Obergärung „echt Kölsch“…“
 
Nahe am Hauptbahnhof gelegen, warb Peter Langen um Gäste der Umgebung. Die erste weiter oben zitierte Anzeige erschien in der Bergisch-Gladbacher Volkszeitung und Peter Langen wirbt hier mit „Treffpunkt aller Bergischen“. Die zweite Anzeige aus der Deutschen Reichszeitung wandte sich an die Bonner Bevölkerung und wurde mehrfach geschaltet.
Peter Langen selbst war wohl Mitglied des Feld-Artillerie-Regiments 44, Ortsgruppe Köln gewesen, denn diese trafen sich regelmäßig bei „Kamerad“ Langen. Generell schien das Brauhaus „St. Andreas“ sehr beliebt bei militärischen Kameradschaften. So trafen sich auch das 16. Fußartillerie-Regiment, das Kölner Schwarze Korps, das Feld-Artillerie-Regiment 15 sowie der Reichskriegerbund bei Kamerad Langen.
Im Jahr 1939 wurde das Brauhaus nach „Umbau und Neugestaltung“ neu eröffnet. Mit der Neu-Eröffnung gelangte auch Gaffel-Kölsch anstelle Biers des Gürzenich-Bräu zum Ausschank [4].
Die letzte bekannte Erwähnung des Brauhaus St. Andreas stammt aus einer Anzeige des Jahre 1940. Vermutlich wurde das Brauhaus im Jahr 1943 bei alliierten Bombenangriffen zerstört und nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut.
(W005) [11, 12.04.1927]
Anzeige zur Neueröffnung des Altkölnischen Bierhaus "St. Andreas" durch Peter Langen
 
(W006) [12, 25.08.1927]
Weitere Anzeige zur Neueröffnung aus dem Jahr 1927, diesmal mit Bezeichnung als "Filialbrauerei" des Gürzenichbräu
(PK001)
Postkarte des Brauhaus "St. Andreas", gelaufen im Jahr 1930
(Pk002) [unbekannt]
Postkarte des "St. Andreas" mit Abbildung der Kölner Originale
(W003) [1, 01.01.1929]
Anzeige zum Neujahr 1929
(W001) [4, 28.06.1939]
Neu-Eröffnung des obergärigen Brauerei-Ausschank zum "St. Andreas" im Jahr 1939, diesmal mit Gaffel-Kölsch
  
(W002) [10, 05.07.1939]
Weitere Anzeige zur Neueröffnung im Jahr 1939. Diesmal in der Bergheimer Zeitung 
(W004) [4, 14.01.1940]
Anzeige des Brauhauses aus dem Jahr 1940 im Kontext eines Preisausschreibens. Zu gewinnen war 1 Pittermännchen 
(W008) [30.04.1940]
Anzeige des Brauhauses aus dem Jahr 1940, letzte bekannte Nennung 


Übersicht der Firmierungen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
1909-1918 Andreas-Bräu, Ferdinand Wirtz Komödienstraße 12
1918-1920 Andreas-Bräu, Witwe Heinrich Bädorf keine Brautätigkeit
1927-(1940) Brauhaus St. Andreas, Peter Langen keine Brautätigkeit

Anmerkungen
» Der Name „Andreas-Bräu“ oder „St. Andreas“ leitet sich von der in unmittelbarer Nähe gelegenen Dominikanerkirche St. Andreas (Komödienstraße 6-8) ab, deren Ursprung bis in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts zurückreicht.

Quellenverzeichnis
 
1 "Kölnische Zeitung", Ausgaben 13.06.1852, 02.01.1858, 01.12.1883, 29.09.1887, 30.12.1901, 12.04.1904, 13.08.1905, 31.05.1935
2 "Bergisch Gladbacher Volkszeitung, Ausgabe 07.12.1912, 12.04.1927
3 "Deutsche Reichszeitung", Ausgabe 25.08.1927
4 "Kölner Lokal-Anzeiger", Ausgaben 16.03.1904, 12.04.1904, 10.04.1904, 30.06.1908, 16.10.1908, 25.02.1909, 22.07.1909, 28.08.1909, 31.10.1909, 01.01.1911, 21.10.1911, 01.01.1912, 28.05.1912, 03.09.1912, 08.12.1912, 20.11.1913, 01.01.1916, 01.01.1917, 31.12.1917, 08.02.1920, 01.01.1929, 10.01.1929, 01.09.1934, 02.10.1934, 03.10.1935, 11.04.1937, 17.09.1937, 31.01.1938, 28.06.1939, 14.01.1940, 30.04.1940
5 Adressbuch der Stadt Köln, Verlag Greven, Ausgaben 1908, 1909, 1917, 1918, 1925, 1929
6 "Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven Verlag, 1999
7 "Bergisch Gladbacher Volkszeitung, Ausgabe 07.12.1912
8 "Der Grafschafter", Ausgabe: 17.12.1915
9 Zeitschrift "Colonia", Ausgabe: 15.12.1912
10 "Bergheimer Zeitung", Ausgabe 05.07.1939
11 "Bergisch Gladbacher Volkszeitung, Ausgabe 12.04.1927
12 "Deutsche Reichszeitung", Ausgabe 25.08.1927
13 "Der Neue Tag", Ausgabe 30.04.1940
14 Sammlung Kölner Postkarten von Detlef Ippen, www.post.koeln