Unternehmensgeschichte des Andreas-Bräu /
Brauhaus St. Andreas in der Komödienstraße 12
unter der Führung von Ferdinand Wirtz,
Witwe Heinrich Bädorf und Peter Langen
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Unternehmensgeschichte
Quellen
Gründung und Betrieb des „Andreas-Bräu“ durch Ferdinand Wirtz (1909-1918)
Die Brauerei in der Komödienstraße 12 war eine Neugründung.
An gleicher Stelle gab es vorher schon Geschäftsbetrieb, z.B. durch eine
Anstreicher-Firma oder eine Konditorei, aber weder eine Brauerei noch eine
Restauration.
Im Jahr 1909 erwarb Ferdinand Wirtz das Gebäude in der
Komödienstraße 12 von der Erbengemeinschaft der Vorbesitzers Josef Reichard
und errichtet dort eine Brauerei.
Ferdinand Wirtz war kein Unbekannter in der Kölner
Brauerszene. Im Jahr 1901 stieg er in die bestehende Brauerei von Friedrich
Knott in Langel ein, die ab diesem Zeitpunkt als Brauerei "Knott &
Wirtz firmierte. Nach Schließung des "Andreas-Bräu" führte er ab Beginn der 1920er Jahre die Ritterbrauerei Johann Zensen in der Eintrachtstraße 94
. Johann Zensen war zwar zu
dieser Zeit weiterhin der Besitzer der Ritterbrauerei, musste jedoch
krankheitsbedingt den Braubetrieb an Ferdinand Wirtz übergeben. Von 1931 bis
1933 ist in den Kölner Adressbüchern sogar „Brauerei Ferd. Wirtz“ in der
Eintrachtstraße 94 verzeichnet, bis 1930 und dann wieder ab 1934
„Ritterbrauerei Johann Zensen“.
Die Eltern von Ferdinand Wirtz wiederum betrieben das
Brauhaus „Unger Panneschläger“ auf der Hohe Straße und deren Eltern wiederum
den „zum jungen Raben“ auf dem Blaubach 38
. Auch die Vorfahren
der Familie Wirtz, namentlich Lempertz und Brentjes, brauten hier bereits
seit Beginn des 18. Jahrhunderts. Ferdinand Wirtz selbst war auch mit einem
Mitglied der Familie Brentjes, genauer Maria Brentjes, verheiratet. Aus
dieser Familie führte Arnold Brentjes als Nachfolger von Ferdinand Wirtz
(dem gleichnamigen Großvater des hier genannten Ferdinand Wirtz) von 1879
bis 1901 das "Stavenbräu"
und Arnold Brentjes, ebenfalls als Nachfolger
dieses Ferdinand Wirtz, die Brauerei "Zum Jungen Raben"
von 1879-1901.
Die Heirat mit Maria Brentjes fand Im Jahr 1904 statt [1]. Verlobt hatten sich beide
bereits eineinhalb Jahre zuvor. Im Jahr 1909 kam der gemeinsame Sohn
Kornelius zur Welt.
Über die 9 Jahre betrieb des Andreas-Bräu (manchmal auch
„Andreas-Brauerei“ genannt“) durch Ferdinand Wirtz ist nur wenig bekannt. Im Jahr 1918 stellte er
die Brautätigkeit ein und übergab die Brauerei an die Witwe Bädorf. Über die
Gründe kann nur spekuliert werden, vielleicht lag es an der
Rohstoffknappheit infolge des ersten Weltkrieges. Hierfür spricht auch, dass
die Witwe Bädorf die Brauerei nur als Restauration ohne eigenen Braubetrieb
weiterführte.
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(PK001) [14, Sammlung Ippen]
Postkarte der Andreas-Brauerei unter Ferdinand Wirtz |
(W018) [1, 12.04.1904]
Heiratsanzeige von Ferdinand Wirtz und Maria Brentjes aus dem Jahr 1904. Zu
dieser Zeit lebte Ferdinand Wirtz noch in Langel (Brauerei Knott & Wirtz)
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(W005) [4, 25.02.1909]
Im Jahr 1909 steht Bier-Treber zum Verkauf. Es wurden also 3 Sude pro Woche
angesetzt |
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(W002) [4, 01.01.1910]
Grüße von Ferdinand Wirtz zu Neujahr 1910 |
(W006) [4, 01.01.1911]
Grüße von Ferdinand Wirtz zu Neujahr 1911
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(W006) [4, 01.01.1912]
Grüße von Ferdinand Wirtz zu Neujahr 1912
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(W002) [4, 01.01.1913]
Grüße von Ferdinand Wirtz zu Neujahr 1913
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(W007) [7, 07.12.1912]
Anzeige des Andreas-Bräu in der Bergisch-Gladbacher Volkszeitung aus dem
Jahr 1912
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(W013) [9, 15.12.1912]
Anzeige des Andreasbräu aus dem Jahr 1912 |
(W008) [4, 08.12.1912]
Anzeige des Andreasbräu aus dem Jahr 1912 |
(W001) [4, 02.06.1914]
Anzeige des Andreasbräu aus dem Jahr 1914
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(W010) [8, 17.12.1915]
Ein "besseres Fräulein" wird für eine Vertrauensstellung (Büffet) gesucht
und bekommt sogar eine Wohnung im Hause des "Prinzipals". Anzeige aus dem
Jahr 1915 |
(W004) [4, 21.09.1917]
Der Braumeister des Andreasbräu, Philipp Schorn, starb im ersten Weltkrieg
den "Heldentod fürs Vaterland". Anzeige aus September 1917 |
(W015) [4, 01.01.1916]
Neujahrsgrüße gab es reichlich, hier zu Neujahr 1916
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(W011) [4, 01.01.1917]
Grüße von Ferdinand Wirtz zu Neujahr 1917
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(W016) [4, 31.12.1917]
Grüße von Ferdinand Wirtz zu Neujahr 1918
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Im Jahr 1918 übernahm die Witwe Heinrich Bädorf das
Andreas-Bräu in der Komödienstraße 12 von Ferdinand Wirtz und betrieb dieses
als Restauration weiter.
Obwohl die Witwe Heinrich Bädorf eine der bekanntesten
weiblichen Kölner Brauer war, sind weder ihr Vor-, noch ihr Mädchenname
bekannt. Wie damals üblich, wenn eine Frau die Brauerei ihres Mannes nach
dessen Tod weiterführte, ist nur von „Witwe Heinrich Bädorf“ die Rede.
Heinrich Baedorf taucht erstmals im Jahr 1884 als Betreiber
der Brauerei „Im Anker“ auf. Im Jahr 1898 übernahm er das Aposteln-Bräu in
der Apostelnstraße 19 von Peter Josef Früh
. Als Heinrich Bädorf
überraschend im Jahr 1900 im Alter von nur 42 Jahren verstarb, übernahm
seine Frau das Ruder. Sie setzte einen Geschäftsführer ein, welcher den
Betrieb führte und verkaufte die Brauerei an Louis Berg. Trotz des Todes von
Heinrich Bädorf im Jahr 1900 firmierte die Brauerei bis ins Jahr 1934 als „Aposteln-Bräu
Heinrich Bädorf“.
Im Anschluss betrieb die Witwe Bädorf die Restauration
„Römerpark“ am Ubierring, bevor sie im Jahr 1911 die Brauerei „Prinz
Eugenius“ übernahm
. Diese führte sie bis ins Jahr 1913.
Ab dem Jahr 1918 führte die Witwe Bädorf dann das
Andreas-Bräu als Restauration. Dies allerdings nur gut 2 Jahre bis ins Jahr
1920. In diesem Jahr wurde die Restauration geschlossen und das inzwischen von
der Deutschen
Bank erworbene Gebäude als Kasino für die Deutsche Bank genutzt [6].
Die Witwe Bädorf verstarb im Jahr 1924. Die Frauenpower hatte
sie aber vererbt. Ihre im Jahr 1887 geborene Tochter Maria Margaretha führte
ab 1931 das „Neumarktbräu“ welches später von deren Tochter Inge Mohr
weitergeführt wurde.
Im Jahr 1927 eröffnete Peter Langen in der Komödienstraße 12
seine Restauration, welche er in einer Anzeige wie folgt ankündigte:
[2, 12.04.1927] „Alle Stammgäste der früheren Altkölnischen
Brauerei Wirtz werden gerne davon Kenntnis nehmen, das im gleichen Hause
Komödienstraße 12 das Altkölnische Bierhaus St. Andreas, Inh: Peter Langen,
eröffnet wurde. Ausschank von Echt Kölsch aus dem Gürzenich-Bräu. Kalte und
warme Speisen zu jeder Tageszeit. Vorzüglicher, preiswerter Mittagstisch und
alle Brauhaus-Spezialiitäten. Treffpunkt aller Bergischen!...“
Im Gegensatz zu seinen Vorgängern nannte Peter Langen das
Brauhaus nicht Andreas-Bräu, sondern „St. Andreas“. Eigentümer des Gebäudes
in der Komödienstraße 12 war weiterhin die Deutsche Bank [5].
In einer weiteren Anzeige nur 4 Monate später stand zu lesen,
dass das Brauhaus „St. Andreas“ ein Filialausschank des Gürzenich-Bräu ist.
[3, 25.08.1927] „… Alt-Kölner Brauhaus „St. Andreas“, Köln,
Komödienstraße 12, früher Brauerei Wirtz. Nähe Dom und Hauptbahnhof.
Filial-Ausschank v. Heinr. Hilgers „Gürzenichbräu“, Brauhaus für nur reine
Obergärung „echt Kölsch“…“
Nahe am Hauptbahnhof gelegen, warb Peter Langen um Gäste der
Umgebung. Die erste weiter oben zitierte Anzeige erschien in der
Bergisch-Gladbacher Volkszeitung und Peter Langen wirbt hier mit „Treffpunkt
aller Bergischen“. Die zweite Anzeige aus der Deutschen Reichszeitung wandte
sich an die Bonner Bevölkerung und wurde mehrfach geschaltet.
Peter Langen selbst war wohl Mitglied des
Feld-Artillerie-Regiments 44, Ortsgruppe Köln gewesen, denn diese trafen sich
regelmäßig bei „Kamerad“ Langen. Generell schien das Brauhaus „St. Andreas“
sehr beliebt bei militärischen Kameradschaften. So trafen sich auch das 16.
Fußartillerie-Regiment, das Kölner Schwarze Korps, das
Feld-Artillerie-Regiment 15 sowie der Reichskriegerbund bei Kamerad Langen.
Im Jahr 1939 wurde das Brauhaus nach „Umbau und
Neugestaltung“ neu eröffnet. Mit der Neu-Eröffnung gelangte auch Gaffel-Kölsch anstelle Biers des Gürzenich-Bräu zum Ausschank [4].
Die letzte bekannte Erwähnung des Brauhaus St. Andreas stammt
aus einer Anzeige des Jahre 1940. Vermutlich wurde das Brauhaus im Jahr 1943
bei alliierten Bombenangriffen zerstört und nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut.
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(W005) [11, 12.04.1927]
Anzeige zur Neueröffnung des Altkölnischen Bierhaus "St. Andreas" durch
Peter Langen
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(W006) [12, 25.08.1927]
Weitere Anzeige zur Neueröffnung aus dem Jahr 1927, diesmal mit Bezeichnung
als "Filialbrauerei" des Gürzenichbräu |
(PK001)
Postkarte des Brauhaus "St. Andreas", gelaufen im Jahr 1930 |
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(Pk002) [unbekannt]
Postkarte des "St. Andreas" mit Abbildung der Kölner Originale |
(W003) [1, 01.01.1929]
Anzeige zum Neujahr 1929 |
(W001) [4, 28.06.1939]
Neu-Eröffnung des obergärigen Brauerei-Ausschank zum "St. Andreas" im Jahr
1939, diesmal mit Gaffel-Kölsch
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(W002) [10, 05.07.1939]
Weitere Anzeige zur Neueröffnung im Jahr 1939. Diesmal in der Bergheimer
Zeitung |
(W004) [4, 14.01.1940]
Anzeige des Brauhauses aus dem Jahr 1940 im Kontext eines
Preisausschreibens. Zu gewinnen war 1 Pittermännchen |
(W008) [30.04.1940]
Anzeige des Brauhauses aus dem Jahr 1940, letzte bekannte Nennung |
Zeitraum |
Firmierung |
Anmerkung |
1909-1918 |
Andreas-Bräu, Ferdinand Wirtz |
Komödienstraße 12 |
1918-1920 |
Andreas-Bräu, Witwe Heinrich Bädorf |
keine Brautätigkeit |
1927-(1940) |
Brauhaus St. Andreas, Peter Langen |
keine Brautätigkeit |
» |
Der Name „Andreas-Bräu“ oder „St. Andreas“ leitet sich
von der in unmittelbarer Nähe gelegenen Dominikanerkirche St. Andreas
(Komödienstraße 6-8) ab, deren Ursprung bis in die zweite Hälfte des 10.
Jahrhunderts zurückreicht. |
Quellenverzeichnis
1 |
"Kölnische Zeitung", Ausgaben 13.06.1852, 02.01.1858,
01.12.1883, 29.09.1887, 30.12.1901, 12.04.1904, 13.08.1905, 31.05.1935 |
2 |
"Bergisch Gladbacher Volkszeitung, Ausgabe 07.12.1912,
12.04.1927 |
3 |
"Deutsche Reichszeitung", Ausgabe 25.08.1927 |
4 |
"Kölner Lokal-Anzeiger", Ausgaben 16.03.1904, 12.04.1904,
10.04.1904, 30.06.1908, 16.10.1908, 25.02.1909, 22.07.1909, 28.08.1909,
31.10.1909, 01.01.1911, 21.10.1911, 01.01.1912, 28.05.1912, 03.09.1912,
08.12.1912, 20.11.1913, 01.01.1916, 01.01.1917, 31.12.1917, 08.02.1920,
01.01.1929, 10.01.1929, 01.09.1934, 02.10.1934, 03.10.1935, 11.04.1937,
17.09.1937, 31.01.1938, 28.06.1939, 14.01.1940, 30.04.1940 |
5 |
Adressbuch der Stadt Köln, Verlag Greven, Ausgaben 1908,
1909, 1917, 1918, 1925, 1929 |
6 |
"Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen
Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven
Verlag, 1999 |
7 |
"Bergisch Gladbacher Volkszeitung, Ausgabe 07.12.1912 |
8 |
"Der Grafschafter", Ausgabe: 17.12.1915 |
9 |
Zeitschrift "Colonia", Ausgabe: 15.12.1912 |
10 |
"Bergheimer Zeitung", Ausgabe 05.07.1939 |
11 |
"Bergisch Gladbacher Volkszeitung, Ausgabe 12.04.1927 |
12 |
"Deutsche Reichszeitung", Ausgabe 25.08.1927 |
13 |
"Der Neue Tag", Ausgabe 30.04.1940 |
14 |
Sammlung Kölner Postkarten von Detlef Ippen, www.post.koeln |