Unternehmensgeschichte der Brauereien Philipp Bendheuer / Im Holz / Zum Kranz
Die Person Philipp Bendheuer
Philipp Bendheuer führte durchgehend von 1872 bis 1898 insgesamt 3 verschiedene Brauereien in Köln. Von 1872 bis 1881 war dies die „Brauerei Philipp Bendheuer“ in der Comödienstraße, von 1881 bis 1889 die „Brauerei im Holz“ in der Breitestraße und von 1889 bis 1898 die „Brauerei zum Kranz“ in der Mühlengasse.
Über Philipp Bendheuer selbst ist so gut wie nichts bekannt. Angeblich stammt er aus einer Kölner Brauer-Familie, allerdings ist er die einzige Person dieses Namens, welcher in der Kölner Brauerei-Registern verzeichnet ist.
Bekannt ist nur, dass 2 seiner Brüder Restaurationen, aber keine Brauereien
führten. Die Bekanntheit von Philipp Bendheuer, der immerhin seit über 120 Jahren aus der Kölner Brauereiszene verschwunden ist, speist sich alleine aus dem historischen Rückgriff des Brauhaus Peters, welches sich heute an der Stelle befindet, an der sich Philipp Bendheuers letzte Brauerei
"Zum Kranz" befand.
Die Brauerei Philipp Bendheuer
Gegründet wurde die Brauerei in der Comödienstraße 62 im Jahr 1849 von Johannes Adolph Greven. Dieser betrieb die Brauerei 23 Jahre, bevor sie im Jahr 1872 in den Besitz von Philipp Bendheuer überging. Dieser betrieb die Brauerei weitere 9 Jahre, bevor diese im Jahr 1881 geschlossen wurde und Philipp Bendheuer die Brauerei „Im Holz“ in der Breitestraße übernahm.
Die Brauerei „Im Holz“
Die Brauerei „Im Holz“ in der Breitestraße 64 wurde im Jahr 1838 von Magnus Badorf gegründet. Der Name „Im Holz“ kam erst 3 Besitzerwechsel später im Jahr 1872 als „Brauerei „Im Holz“ Limbach & Kraenkel, Inh. Gottfried Limbach“ hinzu. Weitere 3 Besitzerwechsel später übernahm im Jahr 1881 Philipp Bendheuer die Brauerei und firmierte fortan als „Brauerei Im Holz, Philipp Bendheuer". 8 Jahre später, im Jahr 1889, wurde die Brauerei in der Breitestraße geschlossen und Philipp Bendheuer übernahm die seit dem 16. Jahrhundert bestehende Brauerei „Zum Kranz“ in der Mühlengasse.
Die ehemalige Brauerei "Im Holz" wurde unter gleichem Namen als
Restauration weiter betrieben.
(W002) [12, 18.08.1878]
Anzeige von Franz Buscher, welcher die Brauerei "Im Holz" von 1878 bis 1881
führte
(W003) [12, 25.08.1878]
Anzeige von Franz Buscher aus dem Jahr 1878
(W001) [12, 06.04.1879]
Anzeige von Franz Buscher aus dem Jahr 1879
(W001) [12, 04.09.1881]
Anzeige von Philipp Bendheuer zur Eröffnung seiner Brauerei "Zum Holz" aus
dem Jahr 1881
(W010) [12, 03.11.1889]
Anzeige zur Wiedereröffnung der Restauration "Im Holz" auf der Breitestraße
66 aus dem Jahr 1889. Im Angebot: hochfeines Kölner Lagerbier aus der
Brauerei Friedrich Winter
Die Brauerei „Zum Kranz“
Das Brauhaus „Zum Kranz“ wird erstmals im Jahr 1544 in den Steuerbüchern der Stadt Köln erwähnt. Im Jahr 1564 wird es von Engelbert Meinerzhagen neu erbaut und in den Folgejahren mehrfach erweitert. Die nächste Erwähnung erfolgt erst über 200 Jahre später. Im Jahr 1780 taucht es als „Brauhaus Zum Kranz, Wilhelm Lammertz“ auf, um direkt wieder abzutauchen. Ab dem Jahr 1838 werden systematisch Brauregister geführt und hier taucht in diesem Jahr auch die Brauerei zum Kranz wieder auf. Geführt wird sie durch Andreas Groß. Sechs Besitzer und 50 Jahre später übernimmt dann Philipp Bendheuer im Jahr 1889 die Brauerei.
Die Firma Brügelmann
Im Jahr 1820 wurde von Friedrich Wilhelm Brügelmann eine Baumwollspinnerei in unmittelbarer Nähe des Brauhaus „Zum Kranz“, in der Mühlengasse 7, gegründet. Friedrich Wilhelm Brügelmann stammte aus einer erfolgreichen Kaufmannsfamilie, sein Onkel Johann Gottfried Brügelmann hatte bereits im Jahr 1783 in Ratingen die erste Baumwollspinnerei auf dem europäischen Festland gegründet.
Die Firma expandierte und im Laufe der Zeit erwarb die Fa. Brügelmann auch die Nachbarhäuser 5, 9,
11, 13 und 15. Mittlerweile wurde auch eine Dampfmaschine eingesetzt und der Betrieb wurde nach Hinten bis zur parallel verlaufenden Neugasse ausgedehnt. In den Jahren 1891/92 wurde der erste Teil des heutigen Brügelmannhauses errichtet.
Im Jahr 1898 erwarb die Fa. Brügelmann dann auch Grundstück und Gebäude der Brauerei „Zum Kranz“, die daraufhin stillgelegt wurde. In den Jahren 1911/12 errichtet die Fa. Brügelmann hier ihr repräsentatives Stammhaus, in dem die bestehende Architektur der vorher errichteten Bauten weitergeführt wurde.
Zurückblickend wird das Brauhaus „Zum Kranz“ in dem Buch „Kölner Kneipen im Wandel der Zeit“ [9] aus dem Jahr 1921 erwähnt: „… Unsere Umschau führt uns jetzt nochmals zum Rheinviertel zurück zum früheren Brauhaus Klosterhalfen in der Mühlengasse, dessen Besitzer ein stattlicher weißer Bart zierte. Das Brauhaus ist ebenfalls wie das benachbarte "Im Kranz" der Familie Bendheuer dem Neubau des Großhandelshauses Brügelmann Söhne zum 0pfer gefallen …“.
Bekannt ist , dass Philipp Bendheuer in der Folgezeit noch
die Restauration "Zum Römerbrunnen" führte (gesichert 1918), die
weitere Geschichte von Philipp Bendheuer ist
nicht bekannt.
Im zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude bis auf die Fassade völlig zerstört und nach dem Krieg unter Erhaltung der Fassade wiederaufgebaut. In den 1970er Jahren gab die Fa. Brügelmann den Standort in der Mühlengasse auf und verlagerte ihn nach Köln-Deutz, in den bereits im Jahr 1914 dort errichteten Produktionsstandort.
In den Jahren 1983 bis 1986 wurde das Haus umgebaut und diente in den Folgejahren unter anderem dem Edellokal Chez Alex als Heimat.
Das Peters Brauhaus
Im Jahr 1994 erwarb die Privatbrauerei Peters das Gebäude in der Mühlengasse und baute es im Stil eines kölschen Brauhauses um. Der Umbau ist wirklich gelungen.
Obwohl eigentlich neu mutet die Innenausstattung stimmig und historisch an. Auf jeden Fall einen Besuch wert. Die Brauerei Peters aus Monheim gibt es seit dem Jahr 2004 nicht mehr, wohl aber
noch das Brauhaus in der Mühlengasse am Alter Markt als auch das dort ausgeschenkte Peters Kölsch, welches mittlerweile im „Haus Kölscher Brautradition“, in Köln-Mülheim gebraut wird.
Firmierungen der Brauerei Philipp Bendheuer
[5]
Zeitraum
Firmierung
Anmerkung
1849 – 1872
Brauerei Johannes Adolph Greven
Comödienstraße 62
1872 – 1881
Brauerei Philipp Bendheuer
Firmierungen der Brauerei "Im Holz"
[5]
Zeitraum
Firmierung
Anmerkung
1838 – 1844
Brauerei Magnus Badorf
Breitestraße 64
1844 – 1870
Brauerei Cornelius Schieffer
1870 – 1872
Brauerei Georg Erhard Stahl
1872 – 1873
Brauerei "Im Holz", Limbach & Kraenkel,
Inh. Gottfried Limbach
1873 – 1878
Brauerei "Im Holz", J. Wilhelm
Weismantel
1878 – 1881
Brauerei "Im Holz", Franz Buscher
1881 – 1889
Brauerei "Im Holz", Philipp Bendheuer
Firmierungen der Brauerei "Zum Kranz"
[5]
Zeitraum
Firmierung
Anmerkung
1780 – ?
Brauerei "Zum Kranz", Wilhelm Lammertz
Mühlengasse 1
1838 – 1839
Brauerei "Zum Kranz", Andreas Groß
1839 – 1841
Brauerei "Zum Kranz", Mathias Lölgen
1841 – 1869
Brauerei "Zum Kranz", Peter Simons
1869 – 1873
Brauerei "Zum Kranz", Josef Simons
1873 – 1889
Brauerei "Zum Kranz", Heinrich Weber
1889 – 1898
Brauerei "Zum Kranz", Philipp Bendheuer
Historische Bilder
(F001) [3]
Foto des Alter Markt aus dem Jahr 1890. An Ende des Platzes geht rechts die
Mühlengasse ab. Halb zu sehen ist dort noch das Brauhaus "Zum Kranz".
Im Hintergrund ist die Eisenbahnbrücke zum Hauptbahnhof zu sehen, wegen der
kastenförmigen Röhren auch Mausefalle genannt.
(F004) [3]
Foto der Mühlengasse um 1900, Rechts zu sehen ist das Gebäude der Brauerei
zum Kranz, die zu diesem Zeitpunkt bereits geschlossen war.
(F006) [6]
Grafik der Gebäude der Fa. Brügelmann. Die Gebäude reichen von der
Mühlengasse vorn bis zur parallel verlaufenden Neugasse hinten. Die Gebäude
sind realistisch abgebildet, allerdings die Gesamtsituation nicht. Die
Mühlengasse war sehr eng, es gab keine freie Sicht auf die Fassaden, diese
wurde durch die Gebäude auf der anderen Seite der Mühlengasse verdeckt.
(005) [3]
Blick in die Mühlengasse kurz nach der Jahrhundertwende. Die alten
Brauereigebäude stehen noch, die Firma Brügelmann ist aber schon am bauen.
(F007) [7]
Foto mit Blick vom Alter Markt in die Mühlengasse, Alter unklar
(FB001) [4]
Foto eines britischen Panzerfahrzeugs vor der Restauration "Zum
Römerbrunnen" von Philipp Bendheuer, aufgenommen im Dezember 1918
(F002) [3]
Foto des Brügelmann-Haus nach einem alliierten Bombenangriff im Jahr 1942.
(W002) [13, 01.01.1913]
Das ist doch mal ein Statement. Anzeige zu Neujahr 1913 von 3
Benheuer-Brüdern mit ihren jeweiligen Restaurationen
(F009) [10]
Luftaufnahme der Kölner Altstadt kurz nach Kriegsende 1945. Rot eingekreist
das Brügelmann-Haus, welches bei den alliierten Bombenangriffen zwar
beschädigt, aber immerhin nicht völlig zerstört wurde
(F010) [11]
Foto des Brügelmann-Hauses aus dem Jahr 1948. Im Gegensatz zum Umfeld schon
wieder vollständig aufgebaut und in Betrieb. Links daneben in der freien
Fläche vor der Kreuzung stand vor dem Krieg die Brauerei zum Kranz
(W003) [11]
Werbung der Firma Brügelmann aus dem Jahr 1951
(F008) [8]
Foto des Peters Brauhaus, welches jetzt an der Adresse Mühlengasse 1 zu
finden ist
(F007) [8]
Foto der langgezogenen Zeile des Brügelmann-Komplexes mit den typischen
Bögen
(FB002) [3]
Foto der "Restauration Phil. Bendheuer", um 1907, die Brauerei war zu dieser
Zeit schon längst geschlossen
Anmerkungen
•
Es mutet schon etwas merkwürdig an, dass Philipp Bendheuer bei allen der von ihm übernommenen Brauereien jeweils der letzte Besitzer war. Er schloss also alle diese Brauereien, welche teilweise schon über 100 Jahre Historie und bis zu 7 Vorbesitzer hatten.
Brauereiwerbemittel
(E001)
Flaschenetikett
"Lager-Bier aus der Bierbrauerei von Ph. Bendheuer, Köln Bickendorf"
Die Zuordnung ist nicht ganz klar, da keine der Brauereien von Philipp
Bendheuer im Stadtteil Bickendorf lag
(Sammlung Mittenzwey)
Quellen
1
"Historisches Verzeichnis alter Biergläser/Krüge aus dem Köln/Bonner Raum", Hrsg.: Wolfgang Wukasch
2
Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I:
Deutschland, 1898, Verlag von Eisenschmidt & Schulze, Leipzig
3
"Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen
Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven
Verlag, 1999
4
https://armoredcars-ww-one.blogspot.com, Jose Luis Castillo
5
"Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka,
Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von
Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009