Unternehmensgeschichte der Colonia Brauerei / Kölner Aktienbrauerei
in Köln Nippes
 
 
 
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Unternehmensgeschichte
Die Gründung der Colonia-Brauerei in Nippes                              
Der Brauereibetrieb bis zum Jahr 1908
Die Übernahme durch die Hirsch-Brauerei
Die Kölner Aktienbrauerei (1920-1924)
Die Kölner Faßfabrik Aktiengesellschaft (1924-1928)
Die „Verwaltung des Grundbesitzes Köln-Nippes Knechtstedener Str. 12 Aktiengesellschaft“ (1928-1937)
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen
Brauereiwerbemittel
Etiketten                                             
Bierflaschen                                             
Quellen
Quellenverzeichnis                                             

Die Gründung der Colonia-Brauerei in Nippes
Welch ein Name, Colonia-Brauerei, aber er hielt nicht wirklich, was er versprach.
Gegründet wurde die Brauerei am 2. November 1898 als „Colonia-Brauerei, Gesellschaft mit beschränkter Haftung“. Sie lag in der Domstraße 12 in Köln-Nippes. Gründer waren Franz Bungarten und Adolf Theile.
[4, 06.11.1898] „…In das das hiesige Gesellschafts=Register ist heute unter Nr. 4447 eingetragen worden die Gesellschaft unter der Firma, „Colonia=Brauerei, Gesellschaft mit beschränkter Haftung“, welche ihren Sitz in Köln hat. Der Gesellschaftsvertrag datirt vom 15. October 1898. Gegenstand des Unternehmens ist die Herstellung und der Verkauf von Bier und Malz, Verkauf der sich bei der Brauerei ergebenden Nebenproducte, Erwerbung von Liegenschaften, welche zur Ausübung und Ausdehnung des Bierbrauerei=Geschäftes geeignet Das Stammcapital der Gesellschaft beträgt 250000 Mark. Zu Geschäftsführern der Gesellschaft sind bestellt:
1) Franz Bungarten zu Köln,
2) Adolph Theile zu Köln
Die Gesellschaft wird verpflichtet durch die Erklärung und Rechnungen von mindestens zwei Geschäftsführern oder eines Geschäftsführers und eines Procuristen, welche in der Weise zeichnen, daß sie der Firma ihre Namensunterschrift beifügen. Köln, den 2. November 1898. Königliches Amtsgericht, Abth. 26.
 
Die Brauerei war eine Neugründung, das Grundstück war vorher Eigentum des Brauers Anton Werners, welcher bis zu seinem Tod im Jahr 1896 die Brauerei „Zum Salzrümpchen“ an der Rechtschule 24 betrieb. Auf dem Grundstück in Nippes befand sich ein Lagerkeller für sein Bier. Die Erbengemeinschaft von Johann Josef Werners verkaufte dann im Jahr 1898 das Brauhaus an die Hirschbrauerei und den Bierkeller samt Grundstück an Franz Bungarten und Adolf Theile, bzw. die Colonia-Brauerei GmbH.
Franz Bungarten stammte aus einer Kölner Brauerfamilie. Mitglieder der Familie Bungarten betrieben eine Brauerei am Perlengraben 38 und eine weitere Brauerei in der Severinstraße 28 [5]. Am 23. Juli 1887 heiratete Franz Bungarten die ebenfalls aus Köln stammende Maria Robertz. In der Heiratsbekanntmachung wird er als Brauer und Brenner, wohnhaft in eben der vorgenannten Severinstraße 28, bezeichnet [4].
Die Brauerei in der Severinstraße wurde aber bald geschlossen und im Jahr 1895 gründete Franz Bungarten seine eigene Firma namens „Franz Bungarten“.
[4, 22.07.1895] „…In das Handels-(Firmenregister ist heute unter Nr. 6453 eingetragen worden der in Köln wohnende Kaufmann Franz Bungarten welcher daselbst eine Handelsniederlassung errichtet hat als Inhaber der Firma: Franz Bungarten". Sodann ist in dem Procuren-Register unter Nr. 3060 die Eintragung erfolgt, daß der Kaufmann Franz Bungarten für die obige Firma seiner bei ihm wohnenden Ehegattin Maria, geborene Robertz, Procura ertheilt hat. Köln, den 17 Juli 1895. Königliches Amtsgericht, Abth. 26…“
 
Er führte die Firma, es handelte sich hierbei um eine Branntweinbrennerei, gemeinsam mit seiner Frau, welche auch Prokura erhielt. Weiter war Franz Bungarten Geschäftführer der Firma „Bungarten & Leinung“, deren Geschäftszweck nicht bekannt ist. In beiden Firmen war auch der Bruder seiner Frau, Friedrich Robertz, involviert. Im Jahr 1903 verlor dieser allerdings seine Prokura in beiden Firmen, der Hintergrund hierfür ist nicht bekannt [4].
Der zweite Gründer, Adolph Thiele, stammte aus Euskirchen und war ebenfalls vom Fach. Adolph Thiele heiratete im Jahr 1886 die ebenfalls in Euskirchen wohnende Catharina Baum. Auch er wird als Bierbrauer zu Euskirchen bezeichnet. Genauer gesagt war er zusammen mit Werner Baum und Carl van Hoof Teilhaber der Brauerei „Werner Baum & Co.“ aus Euskirchen.
[4, 30.12.1891] „…Bekanntmachung. In das hiesige Gesellschafts=Register ist heute die Handels=Gesellschaft zum Betrieb einer Bierbrauerei mit Bierverkauf, handelnd unter der Firma „Werner Baum & Cie, mit dem Sitze zu Euskirchen, eingetragen worden. Inhaber der Firma sind: 1. Werner Baum, 2. Adolf Theile, Euskirchen, 3. Carl van Hooff, alle zu Euskirchen wohnhaft. Die Gesellschaft hat am 13. Februar 1886 begonnen und ist zur Vertretung derselben jeder Gesellschafter berechtigt. Euskirchen, den 24. December 1891. Königliches Amtsgericht…“
 
Im Jahr 1895 schied er aber aus der Euskirchener Brauerei aus und gründete seine eigene Brauerei in Euskirschen, das Euskirchener Brauhaus. Diese Episode dauerte allerdings nicht lange, bereits im Jahr 1897 verkaufte er die Brauerei an Alois Steffens.
Die nächste geschäftliche Station von Adolph Theile war die Übernahme der Generalvertretung für Arienheller Sprudel für Köln und Umgebung [6]. Aber auch diese Unternehmung gab er im Mai 1898 „infolge anderer Unternehmungen“, gemeint war die Gründung der Colonia-Brauerei, wieder auf.
Nippes war im Jahr 1888 von Köln eingemeindet worden. Im Rahmen einer Konsolidierung der Straßennamen (es gab viele Namensgleiche in Nippe und Köln) wurde im Jahr 1892 die Domstraße in Knechtstederstraße umbenannt und dann noch einmal im Jahr 1902 in Knechstedenerstraße.
   
(W011) [20, 13.03.1897]
Einer der Gründer der Colonia-Brauerei, Franz Bungarten, war vor Gründung der Brauerei schon als Branntweinbrenner tätig. Anzeige aus dem Jahr 1897
(W012) [4, 23.11.1920]
In der Weinbrennerei zeigte Franz Bungarten Kontinuität. Auch über 20 Jahre später, im Jahr 1920, war er noch an gleicher Stelle als Branntweinbrenner tätig
 
                                                                                                  
(W015) [8, 06.11.1897]
Im Jahr 1897 verkaufte Adolf Theile sine Brauerei in Euskirchen an Aloys Steffens
(W014) [6, 06.05.1899]
Nach der Brauerei in Euskirchen übernahm Adolph Theile die Generalvertretung für Arienheller Sprudel in Köln
(Wt002) [24.04.1914]
Eröffnungsanzeige der "Brauerei für obergäriges Bier Adolf Theile", dem früheren Allerheiligen-Bräu, aus dem Jahr 1914
(WT001) [02.06.1914]
Anzeige des Obergärigen Brauhaus von Adolf Theile aus dem Jahr 1914

Der Brauereibetrieb bis zum Jahr 1908
Im Unterschied zu den bisher betriebenen Brauereien von Franz Bungarten und Adolph Theile war die Colonia-Brauerei eine Brauerei in industriellem Maßstab und keine kleine Hausbrauerei. Für damalige Verhältnisse war sie modern ausgestattet, mit Dampfmaschine, Eismaschine, Motorbetrieb und elektrischer Beleuchtung [7].
Produziert wurden sowohl ober- als auch untergärige Biere.
Schon zu Beginn, im Jahr 1899, gab es Probleme mit der Konkurrenz. Die wesentlich größere Alteburger Brauerei sah sich genötigt, die Verbraucher vor einer angeblichen Täuschung einer "Colonia-Brauerei aus Köln-Nippes" zu warnen.
[6, 19.08.1899] „…Warnung vor Täuschung! Unsere geschützten Warenzeichen für Export= und Tafel=Flaschenbiere sind in letzter Zeit wiederholt, und trotzdem wir bereits in einem Falle die rechtskräftige Bestrafung des Schuldigen herbeiführten, zum offenbaren Zwecke der Täuschung des Publikums nachgebildet worden. Insbesondere vertreibt zur Zeit der bis vor Kurzem für den Vertrieb unserer Flaschenbiere thätig gewesene Wirt Heinrich Moll zu Köln=Ehrenfeld Flaschenbiere einer Colonia=Brauerei, Köln=Nippes, in Bierkasten mit unserer Firma und in den unserigen gleichartigen Flaschen mit einer täuschenden Nachbildung unseres Warenzeichens durch ein ähnliches, welches statt unseres Markenbildes „Kölner Dom“ ein undeutliches Bild der Colonia zeigt. Wir werden gegen Moll und seine Mitschuldigen sofort allen rechtlichen Schutz in Anspruch nehmen; zugleich aber bitten wir das verehrliche Publikum, solchen Täuschungsversuchen namentlich für die nächste Zeit seine besondere Aufmerksamkeit zuwenden und uns vorkommenden Falles gütige Mitteilung machen zu wollen, dem pp. Moll bzw. seinen Kutschern aber auch die widerrechtliche Mitnahme der uns zugehörigen Kasten und Flaschen zu verweigern. Rheinische Brauerei-Gesellschaft zu Köln-Alteburg…“
 
Im Jahr 1899 und 1900 ließ die Brauerei 2 Warenzeichen eintragen, eines für „Prima Lagerbier“ und eines für „Colonia Kraftbier“. Der Text war jeweils verbunden mit der Abbildung der Colonia, wie ja schon zuvor von der Alteburger Brauerei erwähnt.
Im Jahr 1899 lässt sich auch noch über einen Einbruch in die Brauerei berichten.
[8, 07.12.1899] „…Köln, 5. Dec. Eine gefährliche Einbrecherbande wurde in vergangener Nacht in Nippes überrascht. Nachtschutzleute bemerkten, wie drei Kerle in der Merheimerstraße versuchten, an verschiedenen Häusern die Thüren mittels Schlüsseln zu öffnen. Sie schlichen sich heran, wurden aber bemerkt, und die Spitzbuben ergriffen die Flucht. Den Schutzleuten gelang es aber doch, einen der Einbrecher, einen bekannten und berüchtigten Burschen, dingfest zu machen. Derselbe trug einen offenen Dolch, verschiedenes Diebeswerkzeug und einen Bund Dietriche bei sich. Um zwei Uhr Nachts fand der Nachtschutzmann des Reviers der Knechtstederstraße, daß das Thor der Colonia=Brauerei offen stand. Man weckte die Brauer und diese fanden, daß das Thor mit einem Nachschlüssel geöffnet und in einem Parterreraum ein Kleiderschrank ausgeräumt war und daß die Einbrecher im Stalle vier Pferde losgemacht und je zwei zum Mitnehmen schon aneinandergekoppelt hatten. Sie scheinen dann gestört worden zu sein und sind entflohen…“
 
Adolf Theile schien der Betrieb der Brauerei nicht auszulasten, im Dezember 1899 gründete er die „Electricitäts=Gesellschaft zur Entfernung und Verhütung von Kesselstein“, aus der er aber nach 10 Monaten bereits wieder ausschied.
[4, 21.12.1899] „…In das hiesige Gesellschafts=Register ist heute unter Nr. 4709 eingetragen worden die Gesellschaft unter der Firma Electricitäts=Gesellschaft zur Entfernung und Verhütung von Kesselstein, Gesellschaft mit beschränkter Haftung welche ihren Sitz in Köln hat. Der Gesellschaftsvertrag datirt vom 29. November 1899. Gegenstand des Unternehmens ist Verwertung eines Verfahrens zur Absorbirung von Kesselsteinen, welche von dem Elektrotechniker Jacob Gottlob in Köln zum Patent angemeldet ist, Anfertigung und Vertrieb von elektrischen Maschinen, etc. Das Stammcapital der Gesellschaft beträgt 20000 Mark. Zum Geschäftsführer der Gesellschaft Adolf Theile zu Köln bestellt. Die Gesellschaft wird verpflicht durch die Erklärungen und Zeichnungen eines Geschäftsführers oder zweier Procuristen, welche in der Weise zu zeichnen, daß sie zur Firma ihre Namensunterschrift beifügen. Köln, den 15. December 1899. Königliches Amtsgericht, Abth. 26…“
 
Im Jahr 1901 ist von einem Pferdediebstahl zu berichten.
[9, 19.11.1901] „…Holweide, 17. Nov. Pferdediebstahl. Freitag Morgen verkaufte ein Bierkutscher der Kolonia Brauerei in Köln=Nippes ein dieser Firma gehöriges Pferd. Als er von seiner Kundschaftsfahrt nicht zurückkehrte, schöpfte die Firma Verdacht und verfolgte die Spur, bis das Pferd am Abend in einer Wirtschaft zu Hagedorn eingestellt aufgefunden wurde. Der unredliche Kutscher halte Lunte davon gerochen, daß man ihm auf den Fersen war und sich durch gemacht. Hoffentlich wird man ihn bald hinter schwedische Gardinen setzen, wo er Zeit finden wird, von dem Ritt sich auszuruhen. In dieser Sache werden auch wohl noch andere Personen wegen Begünstigung verwickelt werden…“
 
Ebenfalls im Jahr 1901 gibt es einen Wechsel in der Geschäftsführung. Franz Bungarten gab seinen Geschäftsführerposten an Gottfried Dieninghoff ab.
[4, 09.12.1901] „…Bekanntmachung. In das Handelsregister des unterzeichneten Amtsgerichts ist eingetragen: I. Abteilung A. Am 6. December 1901. Unter Nr. 310 bei der Gesellschaft mit beschränkter Haftung unter der Firma: "Colonia Brauerei", Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Cöln. Das Stammcapital ist auf Grund Beschlusses der Gesellschafterversammlung vom 31. October 1901 um 90000 M. erhöht worden und beträgt jetzt 340000 M. Der Geschäftsführer Franz Bungarten in Cöln hat sein Amt niedergelegt; an dessen Stelle ist der Bierbrauereidirector Gottfried Dieninghoff in Cöln als Geschäftsführer bestellt worden…“
 
Die Gründe von Franz Bungarten die zur Aufgabe der Geschäftsführung führten sind unklar. Er trennte sich aber nicht komplett von der Brauerei, sondern wechselte in den Aufsichtsrat der GmbH.
Der neue Geschäftsführer, Gottfried Dieninghoff, stammte aus Coesfeld und war dort schon als Brauer tätig gewesen. Sein Vater hatte dort eine Brauerei betrieben, die von der Familie bis zum Jahr 1918 weitergeführt wurde [5].
Im Jahr 1904 wurde der Brauerei ein Bierwagen mit Pferdegespann gestohlen, im Rahmen einer Verfolgung mit „schnellfahrenden Motorwagen“ und „Kriminalbeamten“ aber wiederbeschafft.
[13, 28.07.1904] „…Köln, 25. Juli. (Bierwagen mit Pferden gestohlen). Samstag wunde ein mit 2 Pferden bespannter Bierwagen der Großbrauerei Colonia von der Straße fort gestohlen. Die Direktion der Brauerei mietete sofort bei der Rhein.= Westfäl. Automobil=Gesellschaft schnellfahrende Motorwagen und mit Kriminalbeamten gab man sich auf die Suche nach dem Dieb. Kurz vor Düren traf man denn auch das Fuhrwerk mit den beiden abgetriebenen Pferden. Der Dieb, der auf dem Bocke saß, wurde von den Kriminalbeamten verhaftet und in das Gefängnis Düren abgeliefert.
 
Im August 1907 ereignete sich noch folgender Unglücksfall in der Brauerei:
[6, 07.08.1907] „…Locales. Ein schwerer Unglücksfall ereignete sich gestern abend in der Colonia=Brauerei auf der Knechtstedenerstraße in Nippes. Dort stürzte der etwa 38 Jahre alte Brauer Wilhelm Heinrich Post von der Heubodenleiter und erlitt schwere Schädelverletzungen. Sein Zustand ist bedenklich…“
 
Was auch Wilhelm Heinrich Post wurde, ist nicht bekannt.
(W0001) [6, 19.08.1899]
Im Jahr 1899 warnte die Rheinische Brauerei-Gesellschaft Alteburg ihre Kundschaft vor "Plagiaten" einer Colonia-Brauerei
(W008) [6, 03.06.1900]
Das Restaurant "Zur Post" in Nippes wechselte den Besitzer im Jahr 1900. Danach wurde ein "prima I. Qualität Lagerbier der Brauerei "Colonia" ausgeschenkt
(W002) [6, 29.12.1900]
Der Rheinische Hof hat neben auswärtigen Bieren auch ein prima obergäriges Bier aus der Colonia-Brauerei im Ausschank
(W003] [8, 11.05.1901]
Anzeige zur Eröffnung des Hotel "Rheinlands Waldschenke in Kessenich aus dem Jahr 1901. Im Ausschank: hochfeines untergähriges Lagerbier der Colonia-Brauerei
 
(W004) [6, 21.06.1902]
Stiftungsfest des Turn-Club Köln-Nippes im Jahr 1902. Gefeiert wird bei einem 1a. Lagerbier der Colonia-Brauerei 
(WZ001) [unbekannt]
Warenzeichen der Colonia-Brauerei Gesellschaft mit beschränkter Haftung, eingetragen am 08.12.1899
 
(WZ002) [unbekannt]
Warenzeichen der Colonia-Brauerei Gesellschaft mit beschränkter Haftung, eingetragen am 27.04.1900
(F001) [unbek. 9
Ausschnitt eines FotoS des "Restaurant und Hotel
am Bahnhof" mit Ausschank "Colonia Bräu"
(unbekannte Sammlung)
(W001) [unbekannt]
Werbung der Colonia-Brauerei, vermutlich um 1900

Die Übernahme durch die Hirsch-Brauerei
Die Kölner Hirschbrauerei war im Jahr 1907 hinter der Brauerei Winter , der Alteburger Brauerei und der Adlerbrauerei die Nummer 4 der größten Kölner Brauereien. Die Hirschbrauerei schaffte es nur eine Jahresproduktion von gut 40.000 hl abzusetzen, die eigentliche Braukapazität betrug aber 100.000 hl. Um rentabler zu werden, seit Jahren wurde keine Dividende gezahlt [10], suchte man nach Möglichkeiten den Absatz zu steigern und nahm hierbei die Colonia-Brauerei in den Blick. Davon ausgehend, dass die Colonia-Brauerei knapp 30.000 hl jährlich produzierte, wollte man diese übernehmen, die Produktion mittelfristig in die eigene Brauerei verlagern und nach Abschluss der Verlagerung die Colonia-Brauerei schließen. Im Geschäftsbericht der Hirsch-Brauerei für das Geschäftsjahr 1906/1907 liest sich das wie folgt:
[4, 30.03.1908] „…Hirschbrauerei Köln, Aktiengesellschaft. Im Geschäftsjahr 1906/07 erzielte die Brauerei einen Bierabsatz von etwa 42 100hl. Die Steigerung gegen das Vorjahr von rund 1000hl würde dem Geschäftsbericht zufolge nicht ausreichend gewesen sein, um die allgemeine Vermehrung der Selbstkosten auszugleichen, wenn nicht durch Ersparnisse im Betrieb und Erzielung günstigerer Verkaufspreise in der Flaschenbier- und Eisabteilung innere Fortschritte gemacht worden wären. Es wurde ein Ueberschuß von 96780 M. (i. V. 82 407 M.) erzielt, die wieder zu Abschreibungen verwandt werden; 13433 M. (1740 M.) fallen davon auf Forderungen. Der Vorstand weist darauf hin, daß die Brauerei auf eine Leistung von 100 000hl eingerichtet sei und hofft, daß bei Erzielung einer höheren Absatzsteigerung das Unternehmen zum günstigen Gedeihen geführt werde. Im neuen Geschäftsjahr sei bereits eine weitere Absatzentwicklung festzustellen. Außerdem aber habe die Verwaltung ein Abkommen mit der Coloniabrauerei, G. m. b. H. in Köln-Nippes, deren Geschäftsanteile in die Hände von einigen Aktionären der Hirschbrauerei übergegangen sind, getroffen und ausgeführt, wonach die allmähliche Ueberführung der bisherigen Herstellung der Coloniabrauerei auf die Hirschbrauerei bezweckt werde und wodurch die Aussicht auf baldige Erreichung eines Absatzes von 70 000hl begründet sei.
 
D.h. einige Aktionäre hatten alle GmbH-Anteile der Colonia-Brauerei übernommen. Es waren insgesamt 4 Aktionäre, deren Namen aber nicht bekannt sind und es wurde ein Übernahmepreis für die GmbH-Anteile in Höhe von 511.000 Mark bezahlt. Eigentlich war es aber die Hirschbrauerei selbst, denn im Geschäftsbericht des Jahres 1909/1910 ist zu lesen, dass die erfolgte Erhöhung einer Anleihe zugeflossenen Mittel für die Übernahme der Colonia-Brauerei verwendet wurden.
Im Geschäftsbericht der Hirschbrauerei ein Jahr später ist hierzu folgendes zu lesen:
[4, 30.03.1909] „…Hirsch-Brauerei, Köln. Dem in der heutigen Hauptversammlung vorgelegten Geschäftsbericht zufolge erzielte die Gesellschaft Geschäftsjahr 1907/08 eine Roheinnahme von 1122714.M (i. V. 831 942 M.) Davon erforderten Rohstoffe Unkosten usw. 1 009 319 M. (735162 M.), der Rest von 113395 M.(96 780) wird zu Abschreibungen verwandt. Der Absatz stieg von rund 42 000hl im Vorjahr auf rund 56 500hl. Die Ertragsbedingungen waren durch die gewaltigen Steigerungen der Malzpreise sonstige höhere Rohstoffpreise, durch Lohnerhöhungen und teuren Diskont denkbar ungünstig, umso mehr als diese Nachteile ebensowenig als die Brausteuer-Erhöhung vom Jahre zuvor in der geringsten Bierpreis-Erhöhung einen Ausgleich finden konnten. Die Absatzsteigerung hat nur vermocht, die erwähnten Mehrunkosten auszugleichen. Die Anlagerechnung erfuhr einen Zugang durch Ankauf von zwei bisher für Bureau mietweise benutzte Häuser. Die im vorigen Bericht erwähnte Interessengemeinschaft mit der Colonia-Brauerei, G. m. b. H. in Köln-Nippes hat sich auf Grund nachträglich möglich gewordener Erwägungen als den Interessen der Gesellschaft widersprechend erwiesen. Die den Erwerb der Stammanteile der Colonia-Brauerei betreffenden Abkommen sind angefochten und als nichtig erklärt worden. Nachdem die Colonia-Brauerei den Braubetrieb selbst eingestellt hat, hat die Gesellschaft gegen eine der Colonia-Brauerei gewährten sichergestellten Kredit die Bierlieferung an die frühere Kundschaft der Colonia-Brauerei übernommen…“
 
Diesem Bericht sind gleich mehre interessante Fakten zu entnehmen. Zum einen, dass die Colonia-Brauerei ihren Braubetrieb im Jahr 1908 eingestellt hat. Zum anderen auch, dass der Absatz im Geschäftsjahr 1907/1908 nur von 42.100 hl auf 56.500 hl gesteigert werden konnte. Die Übernahme der Colonia-Brauerei brachte also nicht die gewünschte Absatzsteigerung um knapp 30.000 hl, sondern nur eine Steigerung um 14.400 hl. Hintergrund hierfür waren wiederum frisierte Zahlen der Colonia-Brauerei, die einen wesentlich höheren Absatz vorspiegelten als real vorhanden war. Aus diesem Grund ging die Hirsch-Brauerei vor Gericht, um den Erwerb der GmbH-Anteile der Colonia für nichtig zu erklären und rückabzuwickeln.
Mit der Übernahme der Colonia-Brauerei durch die Hirsch-Brauerei waren auch personelle Veränderungen verbunden. Gottfried Dieninghoff, einer der beiden Geschäftsführer der Colonia-Brauerei, wurde in den Vorstand der Hirsch-Brauerei berufen, welcher noch mit 2 weiteren Personen, nämlich Carl Steingröver und Carl H. Weber besetzt war. Im Gegenzug wurde Adolf Theile aus der Geschäftsführung der Colonia-Brauerei abberufen und durch Richard Lindemann ersetzt. Weiter wurde Wilhelm Lindemann in den Aufsichtsrat der Colonia-Brauerei berufen.
Richard Lindemann und Wilhelm Lindemann waren vermutlich Brüder und ebenso vermutlich Großaktionäre der Hirschbrauerei. Beide tauchen zum ersten Mal bei der Gründung der „Aachener Löwenbräu Aktiengesellschaft“ im Jahr 1897 auf. Richard Lindemann war einer der beiden Vorstände der Aachener Löwenbräu und Wilhelm Lindemann im Aussichtsrat der Brauerei vertreten [11].
Richard Lindemann schied im Jahr 1901 aus dem Vorstand der Aachener Löwenbräu aus und gründete im Jahr 1905 in Dortmund die Firma „Richard Lindemann“, welche „Bureau⸗, Brauerei- und Brennereibedarfsartikel“ vertrieb. Bei der Übernahme der Geschäftsführung der Colonia-Brauerei wird Richard Lindemann als „Brauereibesitzer“ bezeichnet.
Die Klage der Hirsch-Brauerei zur Rückabwicklung der „unter Vortäuschung falscher Tatsachen“ erworbenen GmbH-Anteile der Colonia-Brauerei zog sich bis ins Jahr 1911 und wurde in letzter Instanz abgelehnt.
[12, 08.07.1911] „…Anfechtung wegen Irrtums bei der Uebernahme von Gesellschaftsanteilen. Dem Reichsgericht ist unlängst die interessante Frage vorgelegt worden, ob ein Vertrag über die Uebernahme von Gesellschaftsanteilen auch auf Grund der §§ 119, 488, 484 und 437 B.-G.-B. angefochten werden könne. Das Oberlandesgericht Düsseldorf hatte nämlich anläßlich einer Klage der Hirschbrauerei in Köln ausgesprochen, daß die Vorschriften über den Kauf von Sachen weder direkt noch analog auf den Kauf von Geschäftsanteilen Anwendung finden könnten; ebenso treffe das für den Irrtum bei Abgabe einer Willenserklärung zu (§ 119 B.= G.=B.) Aus dem Tatsachenverhältnis interessiert, daß die Hirschbrauerei in Köln von den vier beklagten Brauereidirektoren und Kaufleuten sämtliche Geschäftsanteile der Colonia=Brauerei gekauft hat, um durch den Ankauf dieser Brauerei ihren Bierauswurf zu erhöhen, der nur 40000 Hektoliter pro Jahr betrug, aber auf 100000 Hektoliter berechnet war. Die Klägerin erwarb sämtliche Anteile für den Preis von 511 000 Mark, Später hat die Klägerin den Vertrag angefochten, weil mehrere Anteile überhaupt nicht voll eingezahlt worden waren und weil mehrere Jahre hindurch Dividenden verteilt worden waren, während in Wirklichkeit mit Unterbilanz gearbeitet worden war. Die Klägerin behauptet dadurch getäuscht und in ihrem Willen zum Ankauf irrtümlich beeinflußt worden zu sein. Sie begehrt deshalb Rückgängigmachung des Kaufs. Landgericht und Oberlandesgericht Köln haben die Klage der Hirschbrauerei abgewiesen. Das Oberlandesgericht erklärt in seinen Entscheidungsgründen, daß die Klage weder auf die Bestimmungen der §§ 433, 434, 437 B= G.=B. noch auf die des § 119 B.= G.=B. gestützt werden könne. Aber auch die §§ 823 und 826 B= G.=B. seien nicht verletzt. Ob die Bilanzen und die Buchführung der Colonia= Brauerei gestimmt haben, könne dahingestellt bleiben, denn in dieser Richtung sei die Anfechtung nicht unverzüglich erfolgt, sondern erst zwei bis drei Wochen nach erlangter Kenntnis der falschen Eintragungen.— Das Reichsgericht hat jetzt die von der Klägerin gegen das Urteil des Oberlandesgerichts Köln eingelegte Revision zurückgewiesen…“
 
Im Geschäftsbericht des Jahres 1908/1909 war man bezüglich des Ausgangs der Klage noch optimistisch gewesen:
[4, 31.03.1910] „…Hinsichtlich der gegen die Veräußerer der Gesellschafts-Anteile der Colonia-Brauerei G. m. b. H. angestrengten Feststellungsklage auf Nichtigkeit des Erwerbs der Anteile erwartet die Verwaltung auch nach dem bisherigen Verlauf einen befriedigenden Ausgang…“
 
In den Folgenden Geschäftsberichten der Hirsch-Brauerei tauchte die Colonia-Brauerei nicht mehr auf, als Konsequenz der miserablen Geschäftslage wurden im Jahr 1911 aber alle Vorstandsmitglieder der Hirsch-Brauerei, also auch Gottfried Dieninghoff, ausgetauscht.
Da die Colonia-Brauerei ja bereits im Jahr 1908 den Braubetrieb eingestellt hatte, die Gebäude mit Brauerei also brachlagen und keinerlei Einnahmen zu verzeichnen waren um die Schulden zu tilgen, kam es im Jahr 1910 zu einer Zwangsversteigerung der Brauerei.
[6, 23.03.1910] „…Am 19 Mai 1910, vormittags 10 Uhr, sollen in Cöln, im Justizgebäude, Appellhofplatz, Zimmer Nr. 47, die in Cöln=Nippes, Knechtstedenerstrasse Nr. 12, gelegenen Grundstücke: Flur 88 Nr. 3611/201, groß 21,07 Ar, Flur 88 Nr. 3613/201, groß 24,40 Ar, Flur 88 Nr. 1001/201, groß 2,91 Ar; auf sämtlichen Grundstücken: Hofraum mit a. Bierkeller, Wohnung, Schuppen und Stall, b. Sudhaus, c. Maschinenhaus, d. Kesselhaus, Gesamtnutzungswert 4200 Mark, Eigentümerin: Colonia-Brauerei, Gesellschaft mit beschränkter Haftung zu Cöln, zwangsweise versteigert werden. Königliches Amtsgericht Cöln. Abt. 39…“
 
Bei der ersten Zwangsversteigerung kam ein Verkauf nicht zustande. Bei einer weiteren Zwangsversteigerung am 6. September 1910 muss dann Wilhelm Lindemann, seines Zeichens Mitglied im Aufsichtsrat der Colonia-Brauerei, die Brauerei ersteigert haben.
Ab dem Jahr 1909 wechselte auch die Adresse der Colonia-Brauerei, und dies nicht nur einmal. Im Jahr 1909 lag der Sitz der Colona-Brauerei GmbH. in der Tacitusstraße 12-14, welches auch die Geschäftsadresse der Hirsch-Brauerei war. Im Jahr 1910 wurde der Sitz in die Alteburgerstraße 278 verlegt, welche in unmittelbarer Nähe zur Hirsch-Brauerei lag und die Wohnadresse von Richard Lindemann war. Im Jahr 1911 zog Richard Lindemann in die Teutoburgerstraße 20 um, und mit ihm die Geschäftsadresse der Colonia-Brauerei GmbH. Als Richard Lindemann im Jahr 1913 in die Goldsteinstraße 83 umzog, zog wiederum die Geschäftsadresse der Colonia-Brauerei GmbH mit. Das gleiche wiederholte sich noch im Jahr 1915, als Richard Lindemann in die Koblenzerstraße 82 umzog.
Bis zum Jahr 1916 war die Colonia-Brauerei GmbH im Kölner Brancheverzeichnis noch aufgeführt, ab dem Jahr 1917 dann nicht mehr [2]. Von 1911 bis 1917 änderte sich in der Chefetage der Colonia-Brauerei nicht, im Jahr 1918 kam es allerdings zu einer radikalen Änderung. Alle bisherigen Amtsträger (Geschäftsführer Gottfried Dieninghoff und Richard Lindemann sowie Prokurist Josef Zimmermann) wurden abgesetzt und die Geschäftsordnung so geändert, dass die Gesellschaft auch durch nur einen Geschäftsführer vertreten werden kann.
[4, 12.10.1918] „…Nr. 310 bei der Firma Colonia-Brauerei, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Cöln. Durch Gesellschafterbeschluß vom 23. September 1918 ist der Gesellschaftsvertrag dahin abgeändert worden, daß die Gesellschaft auch durch einen Geschäftsführer vertreten werden kann. Die Geschäftsführer Richard Lindemann und Gottfried Dieninghoff sind abberufen worden. Der Kaufmann Theodor Verhengsten in Cöln ist zum alleinigen Geschäftsführer bestellt. Der Prokurist Josef Zimmermann ist abberufen worden…“
 
Über den neuen Geschäftsführer, Theodor Verhengsten, ist nur wenig bekannt. Im Jahr 1912 taucht er als Geschäftsführer der Düsseldorfer Firma „Dorfermühlen GmbH“ auf, die aber im gleichen Jahr Liquidiert wurde [11]. Eine weitere Nennung stammt aus dem Jahr 1924, in dem er zum Prokuristen der Hirsch-Brauerei in Köln ernannt wird [4].
Formell aus dem Firmenregister gelöscht wurde die Colonia-Brauerei GmbH erst im Jahr 1926:
[4, 25.03.1926] „…Nachstehende Firmen wurden von Amts wegen gelöscht: Abteilung B. Am 27. Januar 1926 … Nr. 310 Colonia Brauerei G.m.b.H…“
 
Ab dem Jahr 1919 wurden Teile des Geländes an der Knechtstedenerstraße von der Autohandlung Louis Peters genutzt, gesichert bis ins Jahr 1924 [6].
Über die ursprünglichen Firmengründer gibt es noch folgendes zu berichten.
Adolf Theile wurde im Jahr 1909 in den Aufsichtsrat der Hitdorfer Brauerei Friede AG gewählt. Selbst aktiv wurde er im Jahr 1914, in dem er das ehemalige Allerheiligenbräu am Eigelstein 2 übernahm und bis ins Jahr 1919 wieder selbst braute.
Über Franz Bungarten ist bekannt, dass er im Jahr 1913 alleiniger Inhaber der beiden Firmen „Franz Bungarten“ und „Bungarten & Leinung“ wurde und es auch eine weitere Firma „Lauster und Bungarten“ gab, welche Draht herstellte und in der Franz Bungarten bis zum Jahr 1913 Geschäftführer war [4]. Eine weitere Nennung von Franz Bungarten stammt aus dem Jahr 1920 in Form einer Anzeige, in der er für seinen Weinbrand wirbt [4]. Die Firma „Franz Bungarten“ wurde im Jahr 1935 aus dem Handelsregister gelöscht [4].
Gottfried Dieninghoff taucht in den Jahren 1909 und 1910 als Liquidator der "Feldschlößchen Terraingesellschaft mit beschränkter Haftung" in Cöln-Nippes auf. Diese Gesellschaft war im Jahr 1907 für die Verwertung von Grundstück und Gebäuden der ehemaligen „Feldschlößchen-Brauerei von Hennig und Naumann“ gegründet worden. Weiter Informationen über Gottfried Dieninghoff sind nicht bekannt.
(W006) [6, 09.05.1910]
Im Mai 1910 sollte die Brauerei zwangsversteigert werden, es wurde aber kein Käufer gefunden
(W007) [6, 27.08.1910]
Bei zweiten Versuch der Zwangsversteigerung im September 1910 ersteigerte Wilhelm Lindemann, seines Zeichens im Aufsichtsrat der Colonia-Brauerei, die Colonia-Brauerei
(W009) [08.10.1918]
Im Jahr 1918 gab es auf dem Gelände der Brauerei auch schon anderes Gewerbe. Hier eine Anzeige von Louis Peters, der dort eine Autoreparaturwerkstatt beitrieb
(W010) [6, 09.10.1924]
Weitere Anzeige von Louis Peters aus dem Jahr 1924 
(W018) {4, 09.10.1924]
Louis Peters war auch Generalvertreter für MAN Lastkraftwagen. Anzeige aus dem Jahr 1924 



 



Die Kölner Aktienbrauerei (1920-1924)
Am 18. Februar 1920 wurde an der Stelle der ehemaligen Colonia-Brauerei die „Kölner Aktienbrauerei Akt.-Ges. in Köln“ gegründet.
[4, 26.02.1920] „…In das Handelsregister ist am 20. Februar 1920 eingetragen: Abteilung B. Nr. 2071 Kölner Aktienbrauerei, Aktiengesellschaft, Cöln. Gegenstand des Unternehmens: Errichtung. Erwerbung und Betrieb von Brauereien und Mälzereien. Sowie Betrieb sonstiger In das Braufach einschlägiger Gewerbe sowie Erwerb und Veräußerung von Grundbesitz. Die Gesellschaft ist ferner zur Erwerbung, Einrichtung oder Pachtung von Wirtschaften berechtigt. Grundkapital 300 000 M. Vorstand: Johannes Krautkrämer, Kaufmann. Cöln. Gesellschaftertrag vom 18. Februar 1920. Wenn der Vorstand aus mehreren Perennen besteht, so erfolgt die Vertretung der Gesellschaft durch 2 Mitglieder oder 1 Mitglied und 1 Prokuristen. Ferner wird bekanntgemacht: Das Grundkapital beträgt 300 000 M. und ist in 300 Aktien à 1000 Mark eingeteilt, welche auf den Inhaber lauten. Der Vorstand besteht je nach Bestimmung des Aufsichtsrats aus einem oder mehreren Mitgliedern, die durch den Aufsichtsrat zu notariellem Protokoll gewählt werden. Die Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen durch den Deutschen Reichsanzeiger. Die Einberufung der Generalversammlung und die Beschlüsse die die Erhöhung des Grundkapital, werden außerdem in der Kölnischen Zeitung veröffentlicht. Die Gründer der Gesellschaft sind:
1. Lothar Westhofen, Kaufmann, Cöln-Lindenthal,
2. Leonhard Kuhlen, Malzfabrikatn, Wikrath,
3. Friedrich Platz, Fabrikbesitzer, Linnich,
4. Christian Höschler, Restaurateur, Cöln.
Die Gründer haben sämtliche Aktien übernommen. Die Mitglieder des Aufsichtsrats sind:
1. Emil Platz, Kaufmann,
2. Ernst Lindgens, Kaufmann,
3. Carl Rosee, Ingenieur, alle zu Cöln.
Von den bei der Anmeldung eingereichten Schriftstücken insbesondere dem Prüfungsberichte des Vorstandes und Aufsichtsrates, kann bei dem unterzeichneten Gericht Einsicht genommen werden…“
 
Wieder wurde ein Name gewählt, der viel vermuten lies, aber nicht hielt, was er versprach. Ob wirklich geplant war wieder Bier zu brauen kann nur vermutet werden, jedenfalls ist eine Anzeige aus dem Jahr 1922 bekannt, in dem die Kölner Aktienbrauerei für ihr Eis wirbt. Somit müssen zumindest Teile der Brauerei wieder in Betrieb gewesen sein.
Der erste Vorstand war Johann Krautkrämer, der Aufsichtsrat bestand aus Emil Platz, Ernst Lindgens und Carl Roseè. Bereits nach 3 Monaten schieden Emil Platz und Ernst Lindgens aus dem Aufsichtrat aus und wurden durch die 3 neuen Aufsichtsräte Friedrich Platz, Lothar Westhofen und Wilhelm Lindemann ersetzt.
Die Personen, die hinter der Neugründung standen, sind ebenfalls neu, ein direkter Bezug zur ehemaligen Colonia-Brauerei ist nicht bekannt. Nachfolgend einige Hintergrundinformationen:
Gründer:
Lothar Westhofen Diplom-Brauerei-Ingenieur Lothar Westhofen stammte aus Unna und war dort bereits als Brauer tätig. Dies zum einen in der Brauerei Fritz Rasche, in der er im Jahr 1914 zum Geschäftsführer aufstieg und zum anderen bei der Adlerbrauerei Unna August Klönne, in der Lothar Westhofen Prokurist war. Aus beiden Brauereien stieg er im Jahr 1918 aus und orientierte sich in Richtung Köln.
Fast zeitgleich zur Gründung der Kölner Aktienbrauerei, im März 1920, taucht Lothar Westhoven im Aufsichtsrat der Germania-Brauerei in Köln-Mülheim auf . Ab dem Jahr 1921 war Lothar Westhoven auch im Vorstand der Germania Brauerei. Im Jahr 1922 wird ebenfalls in Köln-Mülheim die „Aktiengesellschaft für Eisenbahnbedarf“ gegründet. Unter den Gründern war auch die Germania-Brauerei und im Aufsichtsrat war Lothar Westhofen vertreten. Seit dem 03.03.1920 war Lothar Westhoven Mitglied im Aufsichtsrat der Kölner Aktienbrauerei, mindestens bis ins Jahr 1923.
Leonhard Kuhlen Leonhard Kuhlen stammte aus Wikrath in der Nähe von Mönchengladbach und war Teilhaber der Firma „Gebr. Kuhlen“, welche er im Jahr 1902 gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm gegründet hatte. Die Firma betrieb eine Malzfabrik und eine Ziegelei in Wikrath. Im Jahr 1930 führte die Firma Gebr. Kuhlen auch „Autotransporte mit neuem 2-Tonnen-Schnell-Lastwagen“ durch. Die Firma wurde im Jahr 1932 aufgelöst.
Weiter war Leonhard Kuhlen seit 1929 auch Geschäftsführer beim „Gemeinnützigen Bauverein GmbH“, ebenfalls mit Sitz in Wickrath.
Friedrich Platz Friedrich Platz gründet im Jahr 1891 zusammen mit seinem Bruder Albert die Firma „Gebr. Platz“ in Linnich, welche eine Gerberei betrieb. Die beiden schon vorher bestehenden Firmen „Albert Platz“ und „Friedrich Platz jr.“ wurden im gleichen Zug aufgelöst. Am dem 03.03.1920 war Friedrich Platz Mitglied im Aufsichtsrat der Kölner Aktienbrauerei, spätestens im Jahr 1923 schied der aus dem Aufsichtsrat aus.
Christian Höschler Christian Höschler taucht zum ersten Mal im Jahr 1919 als Besitzer der Restauration „Harmonie“ in Köln Ehrenfeld auf. Im Jahr 1921 betreibt er an gleicher Stelle das „Ballhaus Zur neuen Welt“. Im Jahr 1922 wirbt er nicht nur für ein „großes Tanzvergnügen“, es werden auch Box- und Ring-Kämpfe veranstaltet. Weitere Informationen sind nicht bekannt.
 
 
Vorstand:
Johann Krautkrämer Johann Krautkrämer war der erste Vorstand der Kölner Aktienbrauerei, sonst gibt es über Johann Krautkrämer leider gar keine Informationen.
Wladislaus Kowalkowski Im Mai 1921 wurde dem bis dahin alleinigen Vorstand Johann Krautkrämer mit Wladislaus Kowalkowski ein zweiter Vorstand beigestellt. Wladislaus Kowalkowski stammte aus Dortmund, die erste bekannte Nennung ist schon die Ernennung als Vorstand der Kölner Aktienbrauerei. Am 20.02.1924, schon unter der Firmierung als Kölner Faßfabrik, schied er aus dem Vorstand aus.
 
 
Aufsichtsrat:
Emil Platz Emil Platz war Aufsichtsrat seit Gründung, er schied am 03.03.1920 von diesem Posten aus.
Emil Platz war vermutlich ein Sohn des Gründers Friedrich Platz. Die erste bekannte Erwähnung stammt aus dem Jahr 1918 im Kontext einer Verlobungsanzeige mit Elise Kamphausen. In dieser Anzeige wir Emil Platz als Kaufmann bezeichnet, damals noch wohnhaft in Linnich. Im Jahr 1919 wurde dann auch geheiratet. Die nächste Information ist ein Handelsregister-Eintrag zur Gründung der Firma „Schnautz & Platz“, Cöln im Jahr 1920. Hier wird Emil Platz schon als Kölner Kaufmann bezeichnet.
Im Jahr 1930 warnt die Frau von Emil Platz in einer Zeitungsanzeige vor ihrem Mann: „…Warne hiermit jeden, von Emil Platz aus Linnich, Kirchstr. 16, Möbel u. Haushaltungsgegenstände zu kauf., da er die Konsequenzen selber tragen muss. Frau Emil Platz, geb. Kamphausen, Linnich, Mahrstraße…“. Zu diesem Zeitpunkt war Emil Platz also wieder nach Linnich gezogen und hatte Ärger mit seiner Frau. Anschließend verliert sich seine Spur.
Ernst Lindgens Ernst Lindem war Aufsichtsrat seit Gründung der Kölner Aktienbrauerei, schied aber bereits einen Monat später, am 03.03.1920, wieder aus.
Die erste Erwähnung von Ernst Lindgens erfolgt im Kontext seiner Heirat im Jahr 1902. In dieser wird er als „Kaufmann von Linnich“ bezeichnet. Die nächste Erwähnung erfolgt im Kontext der Konkurseröffnung über die Firma „Ernst Lindgens“, einer Zigarren- und Tabakhandlung in Jülich, im Jahr 1906. In Köln lassen sich weitere Stationen von Ernst Lindgens auf Grund der Häufigkeit des Namens nicht nachvollziehen.
Carl Rosee Carl Rosee war Aufsichtsrat seit Gründung. Wann er aus dem Aussichtsrat ausschied, ist leider nicht bekannt, spätetens aber im Jahr 1923. Über Carl Rosee sind leider keinerlei Informationen bekannt.
Friedrich Platz Siehe Gründer
Lothar Westhofen Siehe Gründer
Wilhelm Lindemann Wilhelm Lindemann, der letzte Eigentümer der Colonia-Brauerei, war ab dem 03.03.1920 im Aufsichtsrat der Kölner-Aktienbrauerei, spätestens im Jahr 1923 aber nicht mehr. Weitere Informationen siehe Colonia-Brauerei.
Josef Lieck Gesichert war Josef Lieck im Jahr 1923 Mitglied des Aufsichtsrats der Kölner Aktienbrauerei. Im Jahr 1922 taucht er als Prokurist der „Westdeutsche Grundstücksgesellschaft mbH“, welche er ein Jahr später wieder abgibt. Im Jahr 1923 übernimmt er einen Vorstandsposten bei der „Germania Brauerei & Handels-Aktiengesellschaft“, der ehemaligen Germania-Brauerei aus Köln Mülheim. Im Jahr 1929 taucht Josef Lieck im Aufsichtsrat der „Gottfried Hagen Aktiengesellschaft“ in Köln auf.
Auch auf kulturellem Gebiet war Josef Lieck auch tätig, im Jahr 1934 wurde er in den Vorstand der Kölner Literarischen Gesellschaft berufen.
Carl Westhofen Carl Westhofen war gesichert im Jahr 1923 im Aufsichtsrat der Kölner-Aktienbrauerei. Carl Westhofen stammte aus Berlin. Bekannt ist, dass er Prokurist bei der „G. Kromschröder A.-G.“ in Osnabrück war und im Jahr 1930 aus dieser Position ausschied. Im Jahr 1942 war er noch an der Gründung der „Hansa-Gas-Generatoren GmbH“ in Osnabrück beteiligt und nahm dort den Posten des Geschäftsführers ein.
 
Die erste Bilanz der Kölner Aktien-Brauerei zum 31. Dezember 1920 sah ziemlich düster aus. Einnahmen von 6.680 Mark stand ein Verlust von 109.922 Mark gegenüber. Es wurden noch Bestände an Malz, Hopfen und Kohlen in Höhe von 49.794 Mark ausgewiesen, ein Hinweis auf Brautätigkeit. Die Schulden betrugen zu diesem Zeitpunkt 675.986 Mark [11].
Zwei Jahre später war das Licht schon aus. Der Saldo betrug in der Bilanz per 31. Dezember 1922 zwar 80.724 Mark, bestand aber nur aus Gewinn- und Verlustvorträgen, Ware wurde keine verkauft. Dafür erreichte der Schuldenstand 2.357.068 Mark welchem der Grundstückswert von 925.000 Mark und ein „Wertpapierbestand“ in Höhe von 1.543.800 Mark gegenüberstanden. Vermutlich wurden diese Wertpapierkäufe, eigentlich kein Geschäftsfeld für eine Brauerei, über Schulden finanziert.
Im Jahr 1924 kam wohl die Einsicht, dass es mit Bier und Eis nicht funktionieren würde und die Kölner Aktienbrauerei wurde in „Kölner Faßfabrik Aktiengesellschaft“ umfirmiert.
 
(W017) [25, 23.08.1922]
Der einzig bekannte Hinweis, das überhaupt etwas von der Kölner Aktienbrauerei produziert wurde, ist diese Anzeige aus dem Jahr 1922
(W009) [11, 16.06.1921]
Erste Bilanz der Kölner Aktienbrauerei für das Geschäftsjahr 1920  
(W001) [11, 16.07.1923]
Bilanz der Kölner Aktienbrauerei für das Geschäftsjahr 1922 
                               



 


Die Kölner Faßfabrik Aktiengesellschaft (1924-1928)
Mal eben vom Bierbrauen auf die Herstellung von Fässern und sonstigen Behältern umstellen, für die Kölner Aktienbrauerei, respektive dann Kölner Faßfabrik, kein Problem.
[4, 13.07.1924] „…Nr. 3071 bei der Firma: Kölner Aktienbrauerei, Aktiengesellschaft, Köln. Durch Generalversammlungsbeschluß vom Juni 1924 sind §§ 1, 2, 3 und 18 bezüglich der Firma, des Sitzes, des Gegenstandes des Unternehmens, des Grundkapitals und der Aktien sowie der Vergütung für den Aufsichtsrat geändert. Nach dem bereits durchgeführten Generalversammlungsbeschluß vom 28. Juni 1924 ist das Grundkapital auf 150 000 Goldmark umgestellt. Gegenstand des Unternehmens ist fortan die Errichtung und der Betrieb einer Fabrik von Fässern und sonstigen Behältern, der Handel mit diesen und sämtlichen einschlägigen Gegenständen und Maschinen, die Beteiligung an einschlägigen Unternehmungen sowie der Erwerb und die Veräußerung von Grundbesitz. Die Firma ist geändert in: Kölner Faßfabrik. Aktiengesellschaft. Ferner wird bekanntgemacht: Das Grundkapital ist eingeteilt in 300 Aktien von Je 500 Goldmark, die auf den Namen lauten…“
 
Hintergrund war wohl die Einsicht, dass unter den gegebenen Rahmenbedingungen ein Betrieb als Brauerei aussichtslos war. Woher allerdings die Hoffnung kam, dass es als Fass-Hersteller besser laufen könnte, ist unklar.
Die neue Bewertung (Goldmarkeröffnungsbilanz, Neustart nach der Hyperinflation) rückwirkend zum 1. Januar 1924 zeigte wesentlich bescheidenere Werte. Das Grundkapital betrug mit 150.000 Mark nur noch die Hälfte und die Schulden waren wundersamerweise von 2.357.068 Mark ein Jahr zuvor auf 130.344 Mark (5,5%) gesunken. Das Grundstück wurde nur noch mit 96.000 Mark (10%) bewertet und Kassenbestand und Wertpapiere wurden mit 164.765 Mark (17%) ausgewiesen [11]. Auf den ersten Blick nicht ersichtlich, wieso die Schulden sich um den Faktor 20 verringerten, die Wertpapiere aber nur um den Faktor 6.
In der nächsten Bilanz zum 31. Dezember 1924 sehen die Zahlen ähnlich aus, allerdings ist der Wertpapierbestand 109.704 Mark gesunken und die Schulden auf 135.980 Mark angestiegen und es wird ein Verlust von 116.241 Mark ausgewiesen. Von Einnahmen für verkaufte Ware keine Spur. Auf der Generalversammlung wurden aber drastische Maßnahmen beschlossen. Das Aktienkapital wurde von 150.000 Mark auf 30.000 Mark herabgesetzt. Der bisherige Vorstand wurde abgesetzt und Lothar Westhofen, einer der Gründer und später im Aufsichtsrat, wurde zum alleinigen Vorstand berufen. Im Aufsichtsrat wurde er durch den ehemaligen Vorstand Robert Bock ersetzt.
In der Bilanz zum 31. Dezember 1925 sind Einnahmen von 18.518 Mark verzeichnet, vermutlich aber nicht durch den Verkauf von Fässern erzielt, sondern durch Vermietung von Teilen des Grundstückes / Gebäuden. Im Jahr 1925 finden sich unter der Adresse der Kölner Faßfabrik (Knechstedenerstraße 12) außer der „Fassfabrik“ selbst noch folgende Firmen [2]:
• Automobilwerkstadt Louis Peters
• Albert Bucholz, Rheinbetrieb A.-G., Weinbrennerei
• Germania Bank- und Handels-A.-G.
• Hermann Meyer & Cie., Rheinbetrieb A.-G., Likörfabrik
• Stahl u. Eisen Handels-A.G.
Im Jahr 1928 sah man wohl ein, dass es keinen Sinn mehr machte etwas vorzutäuschen was nicht der Fall war und so wurde die Firma wieder umfirmiert. Sie erhielt den etwas sperrigen Namen „Verwaltung des Grundbesitzes Köln-Nippes Knechtstedener Str. 12 Aktiengesellschaft“, welcher aber wenigsten ehrlich den Zweck der Gesellschaft widerspiegelte.
   
  (W002) {11, 12.09.1924]
Goldmarkeröffnungsbilanz der "Kölner Aktienbrauerei Aktiengesellschaft, jetzt Kölner Faßfabrik Aktiengesellschaft zum 1. Januar 1924. Veröffentlicht erst am 12. September 1924, der Wechsel der Firmierung fand am 28. Juni 1924 statt
(W011) [11, 05.09.1925]
Bilanz der Kölner Faßfabrik Aktiengesellschaft für das Geschäftsjahr 1924
(W003) [11, 05.07.1926]
Bilanz der Kölner Faßfabrik Aktiengesellschaft für das Geschäftsjahr 1925 
                                                                         



 


Die „Verwaltung des Grundbesitzes Köln-Nippes Knechtstedener Str. 12 Aktiengesellschaft“ (1928-1937)
Am 20.08.1928 wurde die „Kölner Faßfabrik Aktiengesellschaft“ in „Verwaltung des Grundbesitzes Köln-Nippes Knechtstedener Str. 12 Aktiengesellschaft“ umfirmiert:
[11, 31.08.1928] „…Köln. In das Handelsregister wurde am 24. August 1928 eingetragen: Abteilung A. Nr. 3071, "Kölner Faßfabrik Aktiengesellschaft", Köln: Durch Beschluß der Generalversammlung vom 20. August 1928 ist der Gesellschaftsvertrag geändert in §1, betr. Die Firma, §2, betr. den Gegenstand des Unternehmens, und §5, betr. den Vorstand. Gegenstand des Unternehmens ist fortan: Verwaltung des Grundbesitzes der Gesellschaft in Köln-Nippes, Knechtstedener Straße 12. Die Firma lautet fortan: "Verwaltung des Grundbesitzes Köln-Nippes Knechtstedenerstraße 12 Aktiengesellschaft." Ferner wird bekanntgemacht: Die Bestellung des Vorstands durch notarielles Protokoll ist nicht mehr erforderlich.
 
Offizieller Gegenstand der Gesellschaft war jetzt die Verwaltung des Grundbesitzes wie inoffiziell schon seit den Anfängen.
Die erste Bilanz zum 31. Dezember 1928 ist fast identisch zu den Bilanzen der vorherigen Firmierung. Unterschied ist, dass jetzt aus dem Punkt „Einnahmen“ der Punkt „Mieten“ geworden war.
Alleiniger Vorstand war weiterhin Lothar Westhofen. Die Grundstücksverwaltung konnte durchaus finanziell attraktiv sein. Das Kölner Stadtgebiet vergrößerte sich ständig und die einst in vorgelagerten Gebieten von Köln gelegenen großen Brauereigrundstücke waren jetzt mitten im Stadtgebiet und deshalb attraktiv. Bei einem ausgewiesenen Wert des Grundbesitzes von 96.000 Mark betrugen die jährlichen Mieten immerhin ca. 12.000 Mark.
Die Germania-Brauerei aus Mülheim teilte das Schicksal der Colonia-Brauerei. Bei der Germania-Brauerei wurde im Jahr 1922 die Brautätigkeit eingestellt und die Firma in „Germania Brauerei- und Handelsgesellschaft“ umbenannt und 1924 ein weiteres Mal in „Germania Bank- und Handelsgesellschaft“, welche ihren Sitz auch in der Knechtstedenerstraße 12 hatte. Kein Wunder, man hatte mit Lothar Westhofen ja auch den gleichen Vorstand. Immerhin versuchte man nicht, Fässer zu verkaufen. Vermutlich im Jahr 1930 erfolgte die letzte Umbenennung in „Germania Grundbesitzverwaltung AG“.
Im Jahr 1931 gab es ein hin- und her bei der „Verwaltung des Grundbesitzes Köln-Nippes, Knechstedenerstraße 12 Aktiengesellschaft“. Lothar Westhofen legte den Vorstand nieder und wurde durch Walter Glaß ersetzt [11]. Nur kurz darauf, am 12.10.1931, wurde Walter Glaß wiederum als Vorstand durch Lothar Westhofen abgelöst. Und zeit- und wortgleich spielte sich das Ganze auch bei der Germania-Grundbesitzverwaltung ab. Auch hier wurde der bisherige Vorstand Walter Glaß durch Lothar Westhofen abgelöst.
[11, 18.08.1931] „…H.-R. B 3071 Verwaltung des Grundbesitzes Köln-Nippes, Knechstedenerstraße 12 Aktiengesellschaft, Köln: Walter Glaß ist nicht mehr Vorstand. Lothar Westhofen, Kaufmann, Köln, ist zum Vorstand bestellt…“
 
[11, 18.08.1931] „…H.⸗R. B 2169. „Germania Grundbesitz⸗ Verwaltung Aktiengesellschaft“, Köln: Walter Glaß ist nicht mehr Vorstand. Lothar Westhofen, Kaufmann, Köln, ist zum Vorstand bestellt…“
 
In den Folgejahren wechselten sich Lothar Westhofen und Walter Glaß jährlich als Vorstand bei der „Verwaltung des Grundbesitzes Köln-Nippes, Knechstedenerstraße 12 Aktiengesellschaft“ ab (und natürlich auch zeitgleich bei der „Germania Grundbesitz⸗ Verwaltung Aktiengesellschaft“).
Im Mai 1937 wurde die „Verwaltung des Grundbesitzes Köln-Nippes, Knechstedenerstraße 12 Aktiengesellschaft“ durch den mittlerweile einzigen Aktionär Lothar Westhofen aufgelöst.
[4, 05.05.1937] „…H.-R. B 3071 Verwaltung des Grundbesitzes Köln-Nippes, Knechtstedenerstraße 12, Aktiengesellschaft. Köln: Durch Beschluß der Generalversammlung vom 20. April 1937 ist das Vermögen der Gesellschaft im Wege der Umwandlung auf den alleinigen Aktionär Lothar Westhofen. Kaufmann, Köln, übertragen. Die Firma scheidet damit aus dem Handelsregister aus. Ferner wird bekanntgemacht: Den Gläubigern der Aktiengesellschaft ist Sicherheit zu leisten, soweit sie nicht Befriedigung erlangen können, wenn sie sich binnen sechs Monaten nach dieser Bekanntmachung zu jenem Zweck melden…“
 
In der Folgezeit war Lothar Westhofen dann „nur noch“ Immobilien-Besitzer und Vermieter. Die Germania Grundstücksverwaltung Aktienverwaltung hielt noch länger durch, bis mindestens 1948 [16] und spätestens 1951 [2], bis ins Jahr 1942 gesichert auch noch mit Lothar Westhofen als Vorstand [2].
Nach dem Krieg sind in der Knechtstedenerstraße 12 keine Firmen, sondern nur noch Privatleute aufgelistet. Im Adressbuch des Jahres 1951 [2] tauchen mit Karl Friedrich und Johannes Hartwig immerhin zwei Küfer in der Knechtstedenerstraße 12 auf. Ob vielleicht doch einmal Fässer produziert wurden?
     
(W010) [15]
Eintrag der "Verwaltung des Grundbesitzes Köln-Nippes, Knechstedenerstr. 12 Aktiengesellschaft!" im Handbuch der Aktiengesellschaften aus dem Jahr 1932. Hier sind alle Umfirmierungen und deren jeweiliger Zeitpunkt aufgelistet.
 
                                                                                      
 
(W004) [11, 17.08.1929]
Bilanz der "Verwaltung des Grundbesitzes Köln-Nippes, Knechstedenerstr. 12 Aktiengesellschaft!" für das Geschäftsjahr 1928
(W005) [11, 12.08.1931]
Bilanz der "Verwaltung des Grundbesitzes Köln-Nippes, Knechstedenerstr. 12 Aktiengesellschaft!" für das Geschäftsjahr 1930 
(W008) [11, 30.08.1934]
Bilanz der "Verwaltung des Grundbesitzes Köln-Nippes, Knechstedenerstr. 12 Aktiengesellschaft!" für das Geschäftsjahr 1934 
(W005) [11, 04.09.1935]
Bilanz der "Verwaltung des Grundbesitzes Köln-Nippes, Knechstedenerstr. 12 Aktiengesellschaft!" für das Geschäftsjahr 1934
                            

Übersicht der Firmierungen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
1898-1918 Colonia-Brauerei Gesellschaft mit beschränkter Haftung Bis 1892 Domstraße 12, bis 1902 Knechtstederstraße 12, dann Knechstedenerstraße 12. Braubetrieb nur bis 1908
1920-1924 Kölner-Aktienbrauerei  
1924-1928 Kölner Faßfabrik Aktiengesellschaft  
1928-1937 Verwaltung des Grundbesitzes Köln-Nippes Knechtstedener Str. 12 Aktiengesellschaft  

Anmerkungen
» Die „Kölner Aktienbrauerei“ in der Knechstedenerstraße war nicht die einzige Brauerei dieses Namens in Köln-Nippes. Bereits von 1873-1874 gab es die „Cölner Actien-Bierbrauerei-Gesellschaft“. Die unrühmliche Unternehmensgeschichte dieser Brauerei finden sie hier:
» Außer Flaschen und Etiketten sind keinerlei Brauereiwerbemittel wie Gläser oder Krüge der Colonia-Brauerei bekannt

Brauereiwerbemittel
Etiketten
   
(E001) [Sammlung Mittenzwey]
Etikett der Colonia-Brauerei, entspricht der Bildmarke in WZ001
                                                                                                                                           

Flaschen  (Details zur jeweiligen Flasche durch "Klick" aufs Bild)
(234) (174) (013) (235)
ca. 0,4l, "Eigenthum" mit "h" ca. 0,8l, "Eigenthum" mit "h" ca. 0,5l, "Eigentum" ohne "h" ca. 0,8l, "Eigentum" ohne "h"                                                
 

Quellenverzeichnis
 
1 Historisches Verzeichnis alter Biergläser/Krüge aus dem Köln/Bonner Raum, Hrsg.: Wolfgang Wukasch
2 Greven's Adressbuch für Köln, Jahrgänge 1888, 1899, 1900, 1901, 1902, 1903, 1904, 1905, 1906, 1907, 1908, 1909, 1910, 1911, 1912, 1913, 1914, 1915, 1916, 1917, 1918, 1920, 1925, 1927, 1933, 1941/42
3 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 1898, Verlag von Eisenschmidt & Schulze, Leipzig
4 "Kölnische Zeitung", Ausgaben 29.07.1887, 30.12.1891, 17.02.1895, 22.07.1895, 26.10.1897, 06.11.1898, 21.12.1899, 29.10.1900, 09.12.1901, 13.01.1903, 17.01.1908, 30.03.1908, 07.05.1908, 28.07.1908, 28.12.1908, 30.03.1909, 06.04.1909, 10.06.1909, 21.06.1909, 09.07.1909, 27.08.1909, 19.03.1910, 31.03.1910, 17.05.1911, 27.06.1913, 29.11.1913, 12.03.1915, 15.01.1918, 19.01.1918, 12.10.1918, 20.02.1920, 15.03.1920, 23.11.1920, 21.05.1921, 11.02.1922, 09.07.1924, 13.07.1924, 20.02.1924, 25.03.1926, 04.04.1935, 27.08.1935, 05.05.1937
5 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
6 "Kölner Lokal-Anzeiger", Ausgaben 20.08.1898, 06.05.1899, 19.08.1899, 03.06.1900, 29.12.1900, 09.05.1901, 21.06.1902, 09.09.1902, 07.08.1907, 23.03.1910, 09.05.1910, 23.06.1910, 27.08.1910, 24.04.1914, 31.05.1914, 06.11.1914, 09.10.1924
7 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 8. Jahrgang, 1910, Verlag von Eisenschmidt & Schulze GmbH, Leipzig
8 "Bonner Generalanzeiger für Bonn und Umgegend", Ausgaben 06.11.1897, 07.12.1899, 11.05.1901
9 "Bergisch Gladbacher Volkszeitung, Ausgabe 19.11.1901
10 Die Deutschen Brauereien im Besitze von Aktien-Gesellschaften, Verlag für Börsen- und Finanzliteratur A.-G., 1911
11 "Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger", Berlin, Ausgaben 23.06.1897, 21.09.1901, 09.10.1905, 09.07.1909, 25.10.1911, 13.12.1911, 02.03.1912, 05.09.1914, 31.05.1920, 07.04.1921, 22.06.1921, 16.07.1921, 03.02.1923, 15.05.1923, 12.09.1924, 05.09.1925, 03.10.1925, 10.10.1925, 05.07.1926, 31.08.1928, 17.08.1929, 12.08.1931, 12.10.1931, 12.10.1931, 31.01.1933, 10.10.1933, 30.08.1934, 04.09.1935, 23.10.1937, 18.11.1938, 15.08.1939, 19.10.1940, 29.10.1942
12 "General-Anzeiger für Dortmund und die Provinz", Ausgabe 24.04.1897, 12.09.1905, 23.06.1910, 08.07.1911
13 "Annener Zeitung, Ausgabe 28.07.1904
14 "Aachener Anzeiger", Ausgaben 04.05.1898, 08.10.1919
15 Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften, Verlag für Börsen- und Finanzliteratur A.-G. Ausgabe 1923-24 Band IIb
16 Bachem's Branchen Adreßbuch, Verlag J. P. Bachem, Verlagsbuchhandlung G.m.b.H. Köln/Rhein, 1948
17 "Annener Zeitung, Ausgabe 28.07.1904
18 "Bonner Wochenblatt", Ausgabe 22.05.1886
19 "Dortmunder Zeitung", Ausgabe 03.02.1903
20 "Kölner General-Anzeiger", Ausgabe 13.03.1897
21 "Münsterischer Anzeiger, Ausgaben 03.04.1886, 11.10.1912
22 "Odenkirchener Volksblatt, Ausgabe 20.12.1932
23 "Rheinischer Merkur, Ausgaben 08.07.1887, 26.01.1895, 21.02.1895, 20.02.1899, 22.07.1905, 29.01.1906
24 "Rheinische Volkswacht", Ausgabe 19.06.1919
25 "Nippes Band 4, 111 Jahre Köln-Nippes, Reinhold Kruse, Emons Verlag Köln, 1998