Unternehmensgeschichte der Brauerei der Familie Dolhausen
in Kalk, Hauptstraße 199
unter der Führung von Michael Barth, Anton Gerhard Dolhausen, Friedrich Wilhelm Dolhausen, Anna Dolhausen, den Geschwistern Dolhausen, Ottmar Schiebler und Richard Kluge
 
 
 
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Unternehmensgeschichte
Das Gebäude der Brauerei an der Hauptstraße 199                              
Die Gründung der Brauerei durch Michael Barth ((1866)-1870)
Die Brauerei unter Anton Gerhard Dolhausen (1870-1880)
Friedrich Wilhelm Dolhausen sen. und Peter Dolhausen
Die Brauerei unter Friedrich Wilhelm Dolhausen (1880-1887)
Die Brauerei unter Witwe Friedrich Wilhelm Dolhausen (1887-1904)
Die Brauerei unter den Geschwistern Dolhausen (1904-1906)
Die Brauerei unter Ottmar Schiebler (1906-1912)
Die Brauerei unter Richard Kluge (1912-1918)
Die Restauration von Heinrich Thelen (1918-(1941))
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen
Quellen
Quellenverzeichnis                                             

Das Gebäude der Brauerei an der Hauptstraße 199 in Kalk
Die Brauerei in der Hauptstraße 199, Ecke Steprathstraße in Kalk (ab dem Jahr 1900 Hausnummer 247), lag nur ca. 80 Meter schräg gegenüber von der wesentlichen größeren Sünner-Brauerei entfernt. Es handelte sich um eine kleine Hausbrauerei, welche zwar immerhin ca. 50 Jahre bestand, aber dennoch ist die Datenlage gering.
Die Brauerei befand sich direkt gegenüber der Kalker Kapelle, welche ein bekanntes Ziel zahlreicher Wallfahrten war.
Der Entstehungszeitpunkt des Gebäudes der Brauerei und die vorherige Nutzung sind unklar. Vielleicht war es auch ein Neubau, denn der Ort Kalk entwickelte sich durch Ansiedlung von Industrie zu dieser Zeit rasant. Hatte Kalk im Jahr 1843 nur 96 Einwohner, so waren es im Jahr 1860 schon 1.800 und um das Jahr 1866, dem vermutlichen Gründungsjahr der Brauerei, etwa 4.200 [3]. Im Jahr 1910, dem Jahr, in dem Kalk von der Stadt Köln eingemeindet wurde, war es der bis heute absolute Höchststand von 27.700 Einwohnern. Mit der Eingemeindung wurde auch der Straßenname „Hauptstraße“ in „Kalker Hauptstraße“ geändert.
(F001) [1]
Foto der Kalker Kapelle aus dem Jahr 1902. Rechts dahinter die St. Marienkirche
(F002) [2]
Foto der Kalker Hauptstraße um 1905. Rechts die Kalker Kapelle, links die Brauerei Dolhausen
(PK001) [unbekannt]
Postkarte von Kalk, gelaufen im Jahr 1908. Links unten Kapelle und Brauerei, hier wurde das gleiche Foto verwendet wie links bei F002

Die Gründung der Brauerei durch Michael Barth ((1866)-1870)
Das Gründungsjahr der Brauerei von Michael Barth ist unklar. Laut Standard-Brauerei-Verzeichnis des FvB [5] soll die Brauerei im Jahr 1869 gegründet worden sein, die Gründung fand aber definitiv schon früher statt.
Der erste bekannte Nachweis ist eine kleine Anzeige aus April 1866, in der Michael Barth einen Brauergesellen sucht.
[7, 14.04.1866] „…Ein Brauergesell gesucht bei M. Barth in Kalk…“
 
Vermutlich betrieb Michael Barth vor der Gründung der Brauerei in Kalk schon die „Weinstube zur Reitbahn“ in Köln in der Lungengasse 15, welche im Jahr 1861 gegründet wurde. Es ist nicht sicher, ob es sich um den gleichen „M. Barth“ handelt, aber wahrscheinlich. Es gibt leider kein verfügbares Kalker Adressbuch aus dieser Zeit, im verfügbaren Kölner Adressbuch ist kein „M. Barth“ verzeichnet.
Bis zur Übergabe der Brauerei an Anton Gerhard Dolhausen im Jahr 1870, sind nur einige Anzeigen dokumentiert, in der Brauerei-Mitarbeiter gesucht werden.
(W002) [7, 13.02.1861]
Anzeige von Michael Barth zur Eröffnung seiner Weinstube in der Lungengasse 15 von Februar 1861
 
(W001) [7, 09.06.1861]
Anzeige der Weinstube zur Reitbahn von Michael Barth aus dem Jahr 1861
(W003) [7, 14.10.1861]
Zum Pferdemarkt empfiehlt Michael Barth seine Weinstube und Restauration. Anzeige aus dem Jahr 1861
 
(W004) [7, 14.04.1866]
Der erste bekannte Nachweis der Brauerei auf der Hauptstraße 199 in Kalk. Im April 1866 sucht Michael Barth einen Brauergesell
 

 
(W005) [7, 14.02.1867]
Die Fluktuation war groß, schon wieder wurde ein Brauergesell gesucht. Anzeige aus Februar 1867
(007) [7, 27.03.1868]
Zur Verstärkung wird noch ein 2ter Brauergesell oder Brauknecht gesucht. Anzeige aus März 1868
(006) [7, 20.02.1869]
Und wieder wird ein Brauergesell gesucht. Anzeige aus Februar 1869 

Die Brauerei unter Anton Gerhard Dolhausen (1870-1880)
Die Familie Dolhausen (manchmal auch Dollhausen geschrieben) stammte aus dem nahegelegenen Neuss. Der Vater von Anton Gerhard Dolhausen, Andreas Dolhausen, war Bäcker, Brauer und Wirth in einer Person [10], das Brauen lag also schon in der Familie.
Ähnlich wie Michael Barth führte auch Anton Gerhard Dolhausen (* 1829; † 1896) vor Übernahme der Brauerei eine Schenkwirtschaft in Köln, in der Cäcilienstraße 2. Anton Gerhard Dolhausen führte diese Schenkwirtschaft, die primär Wein im Angebot hatte, von 1864 bis 1870 [8].
Im Jahr 1870 übernahm er dann von Michael Barth die Brauerei in der Hauptstraße 199 in Kalk. Auch hier ist der erste Nachweis eine Anzeige, in der Anton Gerhard Dolhausen einen Brauereigesellen suchte.
[7, 24.09.1870] „…Erster Brauergesell gesucht. A.G. Dolhausen in Kalk…“
 
Anton Gerhard Dolhausen war Mitglied in der St. Hubertus Schützenbruderschaft, deren Stammlokal die Brauerei in der Hauptstraße 199 war. Er war auch Organisator der Schützenfeste, zu denen sich „Kram- und Schaubudenbesitzer“ bei ihm melden sollten, so wie in einigen Anzeigen zu lesen [7].
Im Jahr 1878 verstarb Anton Gerhard Dolhausens Frau Christine Dolhausen geb. Opbergen im Alter von nur 46 Jahren. Vier Jahre später, im Jahr 1880, gab Anton Gerhard Dolhausen im Alter von nur 51 Jahren die Führung der Brauerei ab und zog in das ebenfalls ihm gehörende Nachbarhaus mit der Hausnummer 201.
Anton Gerhard Dolhausen hatte nur eine Tochter, sein einziger Sohn war im Jahr 1866 im Alter von nur einem Jahr verstorben [7], und so übergab er die Führung der Brauerei an seinen Neffen Friedrich Wilhelm Dolhausen. Anton Gerhard Dolhausen verstarb im Jahr 1896 [9].
                                                                  
(W013) [7, 11.10.1864]
Immer Ärger mit der Lotteriegesellschaft. Anzeige von Anton Gerhard Dolhausen, noch als Wirt in der Cäcilienstraße 2
 
(031) [7, 18.02.1868]
65er Moselwein, die Flasche zu 6 Silbergroschen, empfiehlt Anton Gerhard Dolhausen, Cäcilienstraße 2
   
                                                                      
(W014) [7, 24.09.1870]
Der erste Nachweis von Anton Gerhard Dolhausen im Kontext der Kalker Brauerei stammt aus einer Zeitungsanzeige im September 1870, in der er einen Brauergesell sucht
 
(015) [7, 13.11.1870]
6 Wochen nach der ersten Anzeige (W014) werden jetzt 2 Brauereigesellen gesucht
   
 
(W017) [7, 13.09.1871]
Anton Gerhard Dollhausen als Organisator des Kalker Schützenfests im Jahr 1871
(W018) {7, 19.06.1873]
Weitere Anzeige von Anton Gerhard Dolhausen zur Organisation des Schützenfestes im Jahr 1873
(W019) [7, 30.05.1874]
Weitere Anzeige zur Organisation des Schützenfestes im Jahr 1874
                                          

Friedrich Wilhelm Dolhausen sen. und Peter Dolhausen
Die beiden Brüder von Anton Gerhard Dolhausen, Friedrich Wilhelm Dolhausen und Peter Dolhausen, waren ebenfalls im Brauer-, Brenner- und Gastwirtschafts-Gewerbe tätig.
Friedrich Wilhelm Dolhausen (* 1826; † 1878), dessen gleichnamiger Sohn die Brauerei in Kalk im Jahr 1880 übernahm, taucht das erste Mal im Jahr 1852 auf. Im Oktober dieses Jahres heiratete er die aus Köln stammende Anna Reul (* 1826; † 1888) und nur einen Monat später eröffnete er seine Branntweinbrennerei und Wirtschaft am Eigelstein 57.
Im Jahr 1853 wird sein erster, gleichnamiger Sohn geboren, in den Folgejahren werden 3 weitere Töchter und ein Sohn geboren, welcher aber bereits im Alter von 1 Jahr verstarb.
Friedrich Wilhelm Dolhausen führte die Gastwirtschaft am Eigelstein bis zu seinem Tod im Jahre 1878.
Peter Dolhausen (* 1821; † 1887), genauer gesagt Peter Caspar Melchior Hubert Balthasar Dolhausen (alle 3 heiligen Könige versammelt) eröffnete im Jahr 1852 eine Branntwein-Brennerei in der Petersstraße 2.
Im Jahr 1853 heiratete Peter Dolhausen die aus Düren stammende Theresia Keppler [7]. Bereits 2 Monate später kam das erste von mindestens 6 gemeinsamen Kindern zur Welt.
Ende der 1850er Jahre verlagerte er seine Brennerei in die Sternengasse 49. In der Peterstraße 2 entstand kurz danach eine von Reiner Bachem geführte Brauerei [5].
Die Brennerei in der Sternengasse führte Peter Dolhausen bis ins Jahr 1881, in dem er eine Restauration in der Herzogstraße 35 eröffnete. Diese betrieb er bis zu seinem Tod im Jahre 1887. Seine Frau führte den Betrieb noch 3 Jahre weiter, bevor sie die Restauration verkaufte.
(W002) [7, 11.06.1852]
Anzeige aus Juni 1852 zur Eröffnung der Wirtschaft von Friedrich Wilhelm Dolhausen am Eigelstein 57
(W011) [7, 24.08.1862]
Großes Preiskegeln bei Friedrich Wilhelm Dolhausen. Anzeige aus dem Jahr 1862
(W012) [7, 28.08.1864]
Weitere Anzeige zum großen Preiskegeln aus dem Jahr 1864. Diesmal sind auch die Preise genannt
(W020) [7, 18.03.1878]
Todesanzeige von Friedrich Wilhelm Dolhausen aus dem Jahr 1878  
(W001) [7, 15.05.1852]
Anzeige aus Mai 1852 zur Eröffnung der Branntweinbrennerei in der Petersstraße 2 von Peter Dolhausen 
(W003) [7, 10.04.1853]
Die Lotterie-Gesellschaft trifft sich in der Gaststätte von Peter Dolhausen. Anzeige aus dem Jahr 1853 
(W004) [7, 25.10.1853]
Heiratsanzeige von Peter Dolhausen und Therese Keppeler aus dem Jahr 1853 
(W025) [7, 04.10.1890]
Anzeige von Witwe Peter Dolhausen zur Übertragung von Brennerei und Wirtschaft an Joseph Rohé aus dem Jahr 1890  

Die Brauerei unter Friedrich Wilhelm Dolhausen (1880-1887)
Im Jahr 1880 übernahm Friedrich Wilhelm Dolhausen (* 1853; † 1887) die Führung der Brauerei von seinem Onkel Anton Gerhard Dolhausen. Sein gleichnamiger Vater war zu diesem Zeitpunkt schon 2 Jahre tot.
Die erste bekannte Erwähnung von Friedrich Wilhelm Dolhausen stammt aus dem Jahr 1871. Wie viele andere Mitglieder seiner Familie war Friedrich Wilhelm Dolhausen Mitglied in der St. Hubertus Schützenbrüderschaft in Kalk und im Jahr 1871 war er Schützenkönig [4], was ihm später noch zum Verhängnis werden sollte.
Im Jahr 1878 erschoss Friedrich Wilhelm Dolhausen auf der Deutzer Kirmes versehentlich beim Vogelschießen einen unbeteiligten Zuschauer.
[7, 13.08.1878] „…Der Brenner und Brauer Friedrich Dolhausen von Kalk, welcher auf dem deutzer Schützenfeste den unglücklichen Schuß tat, ist gestern Nachmittag wegen fahrlässiger Tödtung verhaftet und hierher gebracht worden. Innerhalb 10 Jahren sind schon vier Unglücksfälle auf dem deutzer Schützenfeste geschehen
 
Ein halbes Jahr später wurde die Gerichtsverhandlung durchgeführt und Friedrich Wilhelm Dolhausen musste für 2 Monate ins Gefängnis.
[11, 10.04.1879] „…Zum Schluß haben wir eine beklagenswerthe Episode aus dem letzten Deuter Schützenfest den Lesern vor die Ertnnerung zurückzurufen. Bekanntlich erschoß der Brauer Dolhausen von Kalk aus Fahrlässigkeit auf dem Schützenplatz den Schreinergesellen Wilh. Zimmer von Deutz. Vor 8 Tagen wurde am Zuchtpolizeigericht gegen Dollhausen verhandelt, und am Schlusse der gestrigen Sitzung das auf 2 Monate Gefängniß lautende Urtheil publicirt.
 
Über die genauen Umstände dieses Unfalls sind keine Informationen bekannt, aber über einen ähnlichen Fall 5 Jahre zuvor, den der Kalker Schützenverein zu verantworten hatte.
[12, 10.07.1873] „…Köln, 7. Juli. [Unglücksfall.] Bei der Nachfeier zum diesjährigen Schützenfeste in Kalk hat sich gestern leider ein beklagenswerthes Unglück ereignet. Bei einem Sternschießen traf nämlich eine Kugel die obere aus Eisen hergestellte Spitze der Stange, prallte ab und verletzte einen in der Nähe befindlichen
 
Bevor Friedrich Wilhelm Dolhausen die Brauerei übernahm, führte er zuerst ab dem Jahr 1878 eine 2 Häuser weiter gelegene Restauration in der Hauptstraße 195. Kurz nach der Übernahme der Brauerei heiratete Friedrich Wilhelm Dolhausen im Mai 1880 die aus Köln stammende Anna (Jenni) Peters (* 1855; † 1904) [7] und 10 Monate später wurde ihr erstes Kind geboren.
Doch das Glück währte nicht lange, im Februar 1887 verstarb Friedrich Wilhelm Dolhausen völlig unerwartet an einer Lungenentzündung im Alter von nur 34 Jahren [7].
   
(W022) [7, 19.05.1880]
Hochzeits-Anzeige von Friedrich Wilhelm Dolhausen und Anna (Jenni) Peters aus dem Jahr 1880
(W024) [7, 21.02.1887]
Todesanzeige von Friedrich Wilhelm Dolhausen, welcher im Februar 1887 im Alter von nur 34 Jahren verstarb 
                                                                                                      

Die Brauerei unter Witwe Friedrich Wilhelm Dolhausen (1887-1904)
Nach dem Tod ihres Mannes übernahm die Witwe von Friedrich Wilhelm Dolhausen für die nächsten 17 Jahre die Führung der Brauerei.
Über diese Jahre sind außer einigen Veranstaltungsanzeigen und jährlichen Jahrgedächtnis-Anzeigen für Friedrich Wilhelm Dolhausen keine weiteren Informationen bekannt.
Ebenso plötzlich und unerwartet wie ihr Mann verstarb Anna Dolhausen im November 1904 an den Folgen eines Schlaganfalls im Alter von 49 Jahren.
(W026) [12, 19.02.1895]
Jedes Jahr gab es eine Anzeige zum Jahrgedächtnis für Friedrich Wilhelm Dolhausen, hier ein Beispiel aus dem Jahr 1895 
(W027) [12, 31.08.1895]
Der "Militair-Brieftauben-Verein Rhea" veranstaltet ein Wettpreisfliegen. Als "kühlen Morgentrunk" gibt es echt Dolhausen's Lagerbier. Anzeige aus dem Jahr 1895
(W028) [12, 25.02.1897]
Der Männergesang-Verein Kalk veranstaltet einen Masken-Ball. Karten gibt es im Vereinslokal Restauration Dolhausen. Anzeige aus dem Jahr 1897
(W029) [7, 27.11.1904]
Todesanzeige der Witwe Dolhausen, Anna geb. Peters aus dem Jahr 1904 

Die Brauerei unter den Geschwistern Dolhausen (1904-1906)
Nach dem Tod von Anna Dolhausen übernahmen die „Geschwister Dolhausen“ die Führung der Brauerei. Wer sich genau dahinter verbarg ist unklar, in den Kölner Adressbüchern dieser Zeit ist der Name Dolhausen nicht aufgeführt, so dass sie wohl außerhalb von Köln wohnten. Weitere Informationen über die gut 2 Jahre ihrer Führung der Brauerei sind nicht bekannt.
Im Jahr 1906 übergaben sie dann die Führung der Brauerei an Ottmar Schiebler.

Die Brauerei unter Ottmar Schiebler (1906-1912)
Ottmar Schiebler übernahm die Führung der Brauerei im Jahr 1906 als Pächter, Eigentümer blieben weiterhin die Geschwister Dolhausen.
Die erste bekannte Nennung der Brauerei unter Ottmar Schiebler stammt aus Dezember 1906. In einer Anzeige für den „Kölsche Funke Doppelkorn“ sind über 100 Bezugsstellen gelistet, darunter auch „O. Schiebler, Kalk, Hauptstr. 247“.
Im Gegensatz zu der bisherigen Affinität zum Kalker Schützenverein schwenkte Ottmar Schiebler in Richtung des Kalker Männer-Gesangsvereins um. Ottmar Schiebler war auch mit dabei und das „Fräulein Schiebler“ gab des Öfteren Einlagen auf dem Klavier.
Daneben trafen sich dort die verschiedensten Vereine und Vereinigungen, so z.B. der „katholische Gesellenverein“, die „Vereinigung der Privatbeamten für Kalk und Umgebung“, der „Werkmeister-Bezirksverein Kalk“ und die „Schumacher, Schuh- und Lederhändler von Kalk und Umgebung“.
Im Jahr 1912 übernahm dann Richard Kluge die Führung der Brauerei.
 
(W001) [12, 16.12.1906]
Anzeige für Kölsche Funke-Doppelkorn der Brennerei Flimm aus Köln-Ehrenfeld. Als eine der über 100 Absatzstätten ist auch „O. Schiebler, Kalk, Hauptstr. 247“ aufgeführt
(W002) [15, 11.04.1907]
Ein sauberes "Zweit-Mädchen" und ein Mädchen werden von Ottmar Schiebler gesucht. Anzeige aus dem Jahr 1907
(W003) [12, 14.11.1908]
Da einige "Durchlauchten" kommen, wird durch den Der Männer-Gesang-Verein Kalk ein großes Vokal- und Instrumental-Konzert veranstaltet. Eintrittskarten gibt es im Stammlokale Brauerei Schiebler. Anzeige aus dem Jahr 1908
                 

Die Brauerei unter Richard Kluge (1912-1918)
Im September 1912 kündigte Richard Kluge die Eröffnung seiner Brauerei, wobei die Geschwister Dolhausen weiterhin Eigentümer blieben, wie folgt an:
[12, 12.09.1912] „…Brauerei u. Brennerei in Kalk. Wirtschaftseröffnung. Die vollständig neu renovierten Lokalitäten der Brauerei und Brennerei, früher Dolhausen, Hauptstrasse 247 werde ich Samstag, den 14 d. Mts. eröffnen. Als eigene Spezialitäten empfehle ich: Rein Obergärig- und Lager-Bier, eigene Brennerei-Erzeugnisse Kluges Korn, Weizen, Kapellentröpchen etc. Mich dem werden Publikum bestens empfehlend, zeichne Hochachtungsvoll! Richard Kluge, Kalk, Hauptstrasse 247 an der Kapelle…“
 
Interessant ist, dass sich Richard Kluge in der Anzeige nicht auf seinen Vorgänger Ottmar Schieble bezieht, sondern mit „früher Dolhausen“ auf die bekannteren Vorgänger und damaligen Eigentümer.
Parallel zur Brauerei betrieb Richard Kluge auch eine Brennerei, deren Produkte schon in der Eröffnungsanzeige im Detail benannt wurden. Diese wurden auch, insbesondere „Kluge’s Deutscher Cognac“, im Gegensatz zum selbstgebrauten Bier, regelmäßig in Anzeigen beworben.
Im Jahr 1918 stellte Richard Kluge den Brauereibetrieb ein. Die Gründe hierfür sind unklar, vielleicht hing es mit dem ersten Weltkrieg und dem damit verbundenen Mangel an Rohstoffen für die Brauerei zusammen. Die Restauration wurde ab diesem Zeitpunkt von Heinrich Thelen weitergeführt.
(W001) [12, 12.09.1912]
Anzeige zur Eröffnung der Brauerei und Brennerei von Richard Kluge von September 1912
(W002) [16, 23.09.1912]
Gesucht wird ein Mädchen für Küche und Haushalt aus achtbarer Familie für die Obergärige Brauerei von Richard Kluge. Anzeige aus dem Jahr 1912
(W004) [12, 07.05.1913]
Cognac aus Köln? Richard Kluge macht es möglich, die Flasche zu 3 Mark. Anzeige aus dem Jahr 1913
(W003) [12, 06.04.1914]
Weiter Anzeige von Richard Kluge aus dem Jahr 1914. Neben Kluges Deutschem Cognac gibt es auch "Kapellentröpchen" 

Die Restauration von Heinrich Thelen (1918-(1941))
Heinrich Thelen führte die ehemalige Brauerei als Restauration weiter, der Braubetrieb wurde nicht wieder aufgenommen. Wie damals nicht unüblich, gab es 2 Heinrich Thelen, Vater und Sohn. Vermutlich führte zuerst der Vater die Restauration und nach dessen Tod im Jahr 1920 wurde die Restauration von seinem Sohn weitergeführt [13].
Außer Essen und Getränken wurden auch Tanzveranstaltungen und Konzerte in der Restauration angeboten. Im Ausschank war bis ins Jahr 1934 „1a Zensens Kölsch“ und anschließend „1a Kölsch „Schreckenskammer““ [12,14] .
Vermutlich wurde die Restauration am 8. August 1941 durch alliierte Bombenangriffe zerstört, dokumentiert ist zumindest die Zerstörung der in unmittelbarer Nähe gelegenen Kalker Kapelle.
 
(W006) [12, 29.09.1920]
Das städtische Leihhaus eranstaltet Versteigerungen in der Wirtschaft Thelen. Anzeige aus dem Jahr 1920
 
 (W007) [12, 30.06.1934]
Anzeige der Restauration Heinr. Thelen aus dem Jahr 1934. Im Angebot: 1a Zensens Kölsch
 (W008) [12, 09.09.1934]
Anzeige der Restauration Heinr. Thelen aus dem Jahr 1934. Warum der Nubbel im September und nicht am Veilchendienstag begraben werden soll, ist allerdings unklar 
            
 
 (W009) [14, 07.09.1935]
Anzeige der Restauration Heinrich Thelen aus dem Jahr 1935. Im Angebot jetzt: 1a Kölsch "Schreckenskammer" 
(W011) [14, 01.01.1936]
Neujahrsgrüße für das Jahr 1936 von Heinrich Thelen und Frau
(W010) [14, 12.09.1936]
Anzeige der Restauration Heinrich Thelen aus dem Jahr 1936
                                         

Übersicht der Firmierungen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
(1866)-1870 Brauerei Michael Barth Kalk, Hauptstraße 199
1870-1880 Brauerei Anton Gerhard Dolhausen  
1880-1887 Brauerei Friedrich Wilhelm Dolhausen  
1887-1904 Brauerei Witwe Friedrich Wilhelm Dolhausen ab dem Jahr 1900: Hauptstraße 247
1904-1906 Brauerei Geschwister Dolhausen  
1906-1912 Brauerei Ottmar Schiebler ab dem Jahr 1910: Kalker Hauptstraße 247
1912-1918 Brauerei Richard Kluge  
1918-(1941) Restauration Heinrich Thelen kein Braubetrieb mehr

Anmerkungen
» In einem Brauereiverzeichnis aus dem Jahr 1898 [6] taucht eine Brauerei „Barth Wwe., Joh.“ In Kalk auf. Im Standardbrauereiverzeichnis des FvB [5] ist diese Brauerei nicht aufgeführt. Ob es sich hierbei um die gleiche Familie wie die Gründerfamilie der hier dokumentieren Brauerei handelt ist unklar
» In Köln gab es eine Familie Thelen, die Brauereien, Mälzereien und Hotels betrieb. Ob Heinrich Thelen, welcher die Restauration in der Kalker Hauptstraße ab dem Jahr 1918 führte, aus dieser Familie stammte, ist unklar
» Von der Brauerei sind keinerlei Brauerei-Werbemittel bekannt. Einzig auf Postkarten der Kalker-Hauptstraße ist die Brauerei zusammen mit der Kalker Kapelle abgebildet

Quellenverzeichnis
 
1 Von Autor unbekannt - Sammlung Gickler, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=2620120
2 Von unbekannt - Historisches Archiv der Stadt Köln Außenstelle Porz, PD-alt-100, https://de.wikipedia.org/w/index.php?curid=2730020
3 Seite „Kalk (Köln)“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 7. April 2022, 11:08 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kalk_(K%C3%B6ln)&oldid=221859625 (Abgerufen: 13. April 2022, 10:09 UTC)
4 http://www.sankthubertuskalk.de/PDF/Festheft%20Kalk%202019.pdf
5 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
6 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 1898, Verlag von Eisenschmidt & Schulze, Leipzig
7 "Kölnische Zeitung", Ausgaben 15.05.1852, 06.11.1852, 10.04.1853, 10.10.1853, 25.10.1853, 08.12.1853, 25.01.1855, 18.02.1855, 23.01.1857, 25.09.1858, 06.03.1859, 12.06.1860, 15.06.1860, 12.02.1861, 02.04.1861, 09.06.1861, 14.10.1861, 16.07.1862, 19.07.1862, 24.08.1862, 05.01.1863, 12.08.1863, 28.08.1864, 11.10.1864, 16.03.1865, 26.06.1865, 28.06.1865, 22.09.1865, 14.04.1866, 21.12.1866, 14.02.1867, 25.10.1867, 26.10.1867, 17.01.1868, 18.02.1868, 27.03.1868, 20.02.1869, 04.04.1869, 07.04.1869, 24.09.1870, 13.11.1870, 06.07.1871, 16.09.1871, 01.11.1872, 03.11.1872, 20.02.1873, 19.06.1873, 30.05.1874, 18.03.1878, 19.03.1878, 13.08.1878, 10.10.1878, 17.05.1880, 19.05.1880, 22.03.1881, 20.09.1884, 05.01.1887, 21.02.1887, 27.11.1904
8 "Greven's Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim, Ausgaben 1867, 1868, 1870, 1871, 1877, 1878, 1880, 1887, 1888, 1898, 1904, 1905, 1907, 1908, 1910, 1911, 1912, 1913, 1918, 1925, 1927, 1941/42
9 "Echo der Gegenwart", Ausgabe 09.07.1896
10 Adreßbuch des Kreises Neuß.Druck und Verlag von L. Schwann. Ausgabe 1845
11 "Allgemeiner Anzeiger für Rheinland-Westfalen", Ausgaben 14.09.1852, 13.12.1853, 10.04.1879
12 "Kölner Lokal-Anzeiger", Ausgaben 04.10.1890, 19.02.1895, 31.08.1895, 25.02.1897, 17.01.1905, 16.12.1906, 06.12.1907, 01.01.1908, 23.09.1908, 14.11.1908, 29.11.1908, 11.06.1909, 22.03.1910, 27.04.1910, 21.07.1910, 01.12.1910, 12.09.1912, 03.10.1912, 07.05.1913, 06.04.1914, 04.03.1915, 06.07.1916, 29.09.1920, 05.11.1932, 08.10.1933, 08.09.1934
13 "Rheinische Volkswacht", Ausgaben: 05.10.1919, 28.07.1922
14 "Der Neue Tag", Ausgaben 29.04.1934, 30.06.1934, 07.09.1935, 01.01.1936, 12.09.1936
15 "Bensberger Volkszeitung", Ausgabe 11.04.1907
16 "Bonner Generalanzeiger für Bonn und Umgegend", Ausgabe 23.09.1912
17 "Bonner Volkszeitung", Ausgabe 10.08.1888
18 "Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger", Berlin, Ausgabe 25.07.1922
19 "Iserlohner Kreisblatt", Ausgabe 10.07.1873