Peter Josef Früh gründete im Jahr 1904 seine Brauerei in Köln
in der Straße Am Hof 12, welche heute noch seinen Namen trägt und
mittlerweile, neben der Gaffel Brauerei und der Reissdorf Brauerei ,
eine der 3 großen Kölner Brauereien ist.
Lange Zeit war das „Früh“ nur eine von vielen kleinen
Hausbrauereien in Köln, bis in den 1960er Jahren die Expansion begann. Der
Ausbau der Gastronomie, gutes Marketing und die direkte Lage an Dom und
Hauptbahnhof beschleunigten den Aufstieg. Lag die Produktion zu Anfang der
1960er Jahr nur bei ca. 25.000 hl jährlich, so wurde im Jahr 1976 die
100.000 hl Marke übertroffen und im Jahr 1998 sogar die 400.000 hl Marke.
In den 1990er Jahren wurde in Feldkassel am Rande Köln eine
moderne Brauerei errichtet, die frei gewordenen Räumlichkeiten, neben hinzu
erworbenen Nachbarhäusern, dienten zur Erweiterung der Gastronomie.
Das „Cölner Hofbräu P. Josef Früh“, wie die Brauerei
offiziell seit dem Jahr 1912 heißt, ist immer noch in Familienbesitz, wobei
der Name „Früh“, Peter Josef Früh hatte nur 2 Töchter welche jeweils den
Namen ihres Mannes annahmen, leider verloren gegangen ist.
Peter Josef Früh
Peter Josef Früh, geboren am 27. Januar 1862, stammte aus
einer Brühler Brauer-Familie. Sein Vater, Matthias Früh, betrieb in den 1860er
und 1870er Jahren eine Brauerei in Brühl, welche „Vor dem Uhltor“ genannt
wurde und in der Kölnstraße 44 lag. Laut [11] betrieb Matthias Früh die
Brauerei in den Jahren 1865 bis 1876. Aus dieser Brauerei soll dann die spätere Schlossbrauerei
entstanden sein . Ganz gesichert ist dies aber nicht.
Peter Joseph Früh war das Älteste von 16 Geschwistern von
Matthias Früh und seiner Frau Maria Sybilla Früh geb. Harff.
Ersten geschäftlichen Erfolgen von Matthias Früh folgte
Anfang der 1870er Jahre der Niedergang seiner Brauerei, welche als
Konsequenz versteigert wurde. Ein weiterer Schicksalsschlag war der
unerwartete Tod seiner Frau im Jahr 1882 im Alter von nur 45 Jahren.
Matthias Früh konnte diese Schicksalsschläge, insbesondere den Tod seiner
Frau, nicht überwinden und beging im Jahr 1885 Selbstmord.
Die erste bekannte Information über Peter Josef Früh stammt
aus dem Jahr 1888. Am 26. Mai 1888 heiratete Peter Josef Früh die aus
Pingsdorf (Heute ein Stadtteil von Brühl) stammende Maria Gertrud („Traudchen“) Koenen. Für Peter Josef Früh
wird als Wohnsitz Köln-Müngersdorf angegeben. Der Eintrag „Früh Peter Josef,
Braumeister, Müngersdorf, Aachenerstraße 28“ im Kölner Adressbuch des Jahres
1890 [9] gibt Aufschluss. Die Aachenerstraße 28, ab dem Jahr 1891
Aachenerstraße 748-750, war die Adresse der Brauerei von Carl Schmitz in
Müngersdorf. Das Bindeglied zwischen Peter Josef Früh und der Brauerei von
Carl Schmitz war vermutlich Peter Josef Frühs Tante Adelheit Immendorf geb.
Früh. Diese war im Jahr 1888 Witwe geworden und führte zu dieser Zeit die
Brauerei ihres verstorbenen Mannes als „Brauerei Jacob Immendorf Wwe“ in
Zündorf weiter .
Vermutlich gab es zu dieser Zeit schon enge Kontakte zwischen
der Immendorf'schen Brauerei und der Brauerei von Carl Schmitz, welche sich im Jahr 1922 gemeinsam mit der „Karthäuser-Brauerei
Gebr. Balchem“ zur „Kölner Union Brauerei“ zusammenschlossen.
In den Jahren 1890 und 1892 kamen die Töchter Netty
(eigentlich Maria Sibylla Katharina) und Christel (eigentlich Maria Anna
Christina) zur Welt, männliche Nachkommen hatte Peter Josef Früh nicht.
Peter Joseph Früh arbeitete bis ins Jahr 1894 als Braumeister
in der Schmitz’chen Brauerei, bevor er sich entschloss, seine eigene
Brauerei zu gründen. Hierfür erwarb er ein bestehendes Gebäude in der
Apostelnstraße 19, welches bis dahin ein reines Wohngebäude gewesen war.
Ende des Jahres 1894 begann die Errichtung der Brauerei, die Eröffnung der
Brauerei verzögerte sich aber mehrfach. Die Errichtung und der Betrieb des
notwendigen Dampfkessels war zwar genehmigt worden, die notwendige
Ausschankkonzession für die geplante Restauration wurde aber mehrfach mit
der Begründung des „fehlenden Bedarfs“ verweigert [5].
Als die Brauerei dann im Jahr 1895 eröffnet wurde zeigte
sich, dass es den entsprechenden Bedarf gab. Das Aposteln-Bräu wurde schnell
zu einem der beliebtesten Kölner Brauhäuser und aus Peter Josef Früh wurde
ein wohlhabender Mann.
Bereits 1898, d.h. nur 3 Jahre nach der Gründung des
Aposteln-Bräu, verkaufte Peter Josef Früh die florierende Hausbrauerei an
Heinrich Baedorf. Die Hintergründe hierfür sind nicht ganz klar, da die
Brauerei zu dieser Zeit hervorragend lief.
Allerdings nahm sich Peter Josef Früh keine Auszeit wie oft
kolportiert wird. Im Jahr 1899 erwarb er ein Moltkestraße 80 in Köln ein neu
gebautes Haus und zog dorthin. In diesem Jahr wird er im Adressbucheintrag
als „Rentner“ bezeichnet, was aber nicht stimmt. Bereits am 10. Juni des
Jahre 1899 gründete er mit seinem Schwager Paul Koenen in Brühl das „Dampfzielgelwerk
Brühl Koenen & Früh“.
[12, 10.06.1899] „…In das hiesige Gesellschafts-Register ist
heute unter Nr. 4589 eingetragen worden die Handels-Gesellschaft unter der
Firma „Dampfziegelwerk Brühl Koenen& Früh“, welche ihren Sitz in Brühl und
mit dem 1. April 1899 begonnen hat. Die Gesellschafter sind:
1. Paul Koenen, Pingsdorf bei Brühl
2. Peter Joseph Früh, Ziegelfabricant und Kaufmann, in Köln wohnhaft.
Köln, den 9. Juni 1899. Königliches Amtsgericht, Abth. 26.
Die wiederum passt zu den Adressbucheinträgen der Jahre 1900
bis 1902, in dem er als Betreiber einer Ziegelei in Brühl aufgeführt wird.
Im Jahr 1902 war dann mit der Ziegelei wieder Schluss. Es zog
ihn wohl zurück in das gelernte Brauer-Metier und er entschloss sich wieder
eine eigene Brauerei zu gründen. Hierfür ersteigerte er im November 1902 auf
einer von der Erbengemeinschaft Horn durchgeführten Versteigerung das Haus
Am Hof 12.
[12, 11.10.1902] „…Versteigerung des Hauses Am Hof Nr. 12,
Köln. In Teilungssachen der Erben des Restaurateurs J. L. Horn wird der
Unterzeichnete am Donnerstag den 13. November 1902, nachmittags 4 Uhr, im
Restaurant Comp, Neumarkt 16 hierselbst, das zu Köln am Hof gelegene
Wohnhaus Nr. 12, katastriert in Flur 31 Nr. 440, mit 5a 7qm Fläche,
geschätzt zu 310 000 Mk., meistbietend versteigern. Die Besitzung mit großen
und hohen Kellerräumen eignet sich bei ihrer vorzüglichen Lage in der Nähe
des Domes, des Hauptbahnhofes und der Hohestraße sowohl zu einem
Hotel-Restaurant, als auch zu jedem Engrosgeschäft. Antritt sofort. Sonstige
Bedingungen zu erfahren bei Justizrath Fröhlich, Notar, Köln, Richmodstr.
4…“
(F022) [unbekannt]
Peter Josef Früh
(F020) [38]
Peter Josef Früh
(F021) [38]
Familie Früh bestehend aus Peter Josef Früh, den Töchtern Netty und Christel
sowie Peter Josef Früh's Frau Gertrud Früh geb. Koenen
>
(W019) [12, 26.05.1888]
Hochzeitsanzeige von Josef Früh (ohne Peter) und Traudchen (Gertrud) Koenen
aus dem Jahr 1888
(W098) [12, 10.06.1899]
Handelsregister-Eintrag der Firma "Dampfziegelwerk Brühl, Koenen & FrüH",
welche Peter Josef Früh im Jahr 1899 gemeinsam mit seinem Schwager Paul
Koenen gründete
(W058) [31, 24.09.1901]
Schon im Jahr 1901 stand das Haus Am Hof 12 zu vermieten oder zu verkaufen
(W080)
Die Erben Horn wollten die Erbschaft aufteilen und aus diesem Grund wurde das Haus Am
Hof 12 im November 1912 meistbietend versteigert. Meistbietender war Peter
Josef Früh
(STA)
Stammbaum der Familie Früh (unvollständig, Hilfe erbeten)
Die Brauerei „P. Josef Früh“ (1904-1912)
Nach der Ersteigerung des Hauses Am Hof 12 ließ Peter Josef
Früh die bestehenden Gebäude abreißen und erbaute dort eine neue
Restauration. Die Ausgestaltung des großen Gastraumes im Erdgeschoss wurde
vom bekannten Kölner Bildhauer Georg Grassegger ausgeführt [5], die Familie
Früh selbst wohnte im ersten Stock. Für die Brauerei selbst errichtete er im
rückwärtigen, bis dahin unbebauten Teil des Grundstücks, ein weiteres
Gebäude.
Bekannt ist, dass in den 1830er Jahren im Haus Am Hof 12
einmal der Kölner Oberbürgermeister Adolph Steinerberger gewohnt hatte [8].
Brauereien hatte es vorher Am Hof 12 nicht gegeben, wohl aber seit dem Jahr
1869 durchgehend Restaurationen unter verschiedener Führung [9]. In den
Jahren 1869 bis 1876 wurde die Restauration von der Familie Horn geführt,
von dessen Erbengemeinschaft Peter Josef Früh das Gebäude erworben hatte.
Ab dem Jahr 1876 übernahm Ludwig Kind die Restauration. Er
führte Bier aus der Brüdergemeine-Brauerei aus Neuwied und warb mit dem
Statement „größte Restauration Köln’s“ [12]. Ludwig Kind führte die
Restauration bis ins Jahr 1885, in dem Max Gutenberger die Führung der
Restauration übernahm. Max Guttenberger führte einen Bayrischen Stil ein, er
nannte die Restauration „Schützenliesl“ und warb mit „Süddeutscher
Bedienung“. Im Jahr 1889 übernahmen die Geschwister Stang die Führung der
Restauration.
Vermutlich im Jahr 1896, gesichert für das Jahr 1898 [8] zog
parallel zur Restauration das „Central-Theater“ Am Hof 12 ein. Das Gastspiel
fand aber bereits im Jahr 1902 sein Ende, die Restauration der Geschwister
Stang war bereits im Jahr 1901 geschlossen wurde.
Labert Macherey, welcher im Jahr 1921 einen Rückblick auf das
Vorleben Am Hof 12 schrieb, fand keine guten Worte für Schützenliesl und
Central-Theater:
[6] „…Unweit davon, aber aus der Bauzeit der Wende des
letzten Jahrhunderts erst, liegt das Kölner Hofbräu Früh, gegenüber dem
Heinzelmännchenbrunnen am Hof, das an Stelle des ehemaligen „Schützenliesel-Restaurants“
errichtet wurde. In letzterem hatte Ende der achtziger Jahre echte
Süddeutsche Bedienung durch fesche Münchnerinnen Einkehr gehalten, die aber
bald durch norddeutsche Animiermamsells vom Berliner Schlag ersetzt wurden.
Eine Reihe solcher übler Kellnerinnenkneipen und „Animierbuden“ tat sich in
kurzer Zeit auf, bis die Polizei in Köln durch ein Verbot der
Kellnerinnenbedienung dem Unfug ein Ende setzte. Seitdem sind diese
„Neppbuden“ fast restlos ausgestorben…“
D.h. es gab um 1900 in Köln, wie in vielen anderen Städten
auch, ein Verbot für Frauen als Kellnerin tätig zu sein.
Ab dem Jahr 1901 stand das Haus Am Hof 12 leer und zum
Verkauf, bis Peter Josef Früh das Haus Am Hof 12 im Jahr 1902 ersteigerte.
Nach Fertigstellung wurde die Brauerei bereits Mitte des
Jahre 1904 in Betrieb genommen, als Gründungsdatum gilt aber der 5. November
1904, an welchem die Restauration eröffnet wurde.
[12, 05.11.1904] „…Eröffnung. Brauerei für obergär. Bier.
Köln, am Hof Nr. 12. Zeige hiermit einem geehrten Publikum ergebenst an, daß
ich heute Samstag den 5. November 1904 abends 6 Uhr den Wirtschaftsbetrieb
meiner neuerbauten Bierbrauerei eröffnen werde und bitte um gütigen
Zuspruch. Hochachtungsvoll P. J. Früh…“
Als weiteres Mitglied der Familie war auch Franz Josef Außem
als Geschäftsführer der Restauration tätig [9]. Franz Josef Außem war ein
Vetter von Peter Josef Früh, verheiratet mit dessen Schwester Adele. Beide
wohnten auch Am Hof 12. Allerdings verstarb Franz Josef Außem völlig
unerwartet im Mai 1906 im Alter von 47 Jahren.
In Handelsregister eingetragen wurde die Brauerei erst im
Jahr 1907, der Grund hierfür ist unklar.
[12, 20.09.1907] „…In das Handelsregister ist am 17.
September 1907 eingetragen: I. Abteilung A. Nr. 4422 die Firma: "P. Josef
Früh", Cöln, und als Inhaber Peter Josef Früh, Bierbrauereibesitzer, Cöln…“
Peter Josef Früh’s Tante Adelheit hatte ja bereits in die
Brauerfamilie Immendorf eingeheiratet und Peter Josef Früh’s Töchter taten
es ihr gleich. Im Jahr 1911 heiratete Netty Früh den Brauer Jakob Immendorf
und 2 Jahre später, im Jahr 1913, heiratete Christel Früh dessen Bruder
Peter Josef Immendorf.
(F010) [36]
Zeichnung der Straße Am Hof um 1840. Gut zu erkennen an den Stufengiebeln
das Weinhaus zur Glocke, rechts daneben das Haus Nr. 12, zu dieser Zeit noch
als Wohnhaus genutzt
(F005R) [36]
Am Hof 12-18, ganz rechts das Central-Theater, daneben das Weinhaus zur
Glocke, dann die Weingroßhandlung Schotz und ganz links das Hotel Reichshof.
Um 1900
(F004) [35]
Am Hof 12-16, ganz rechts das Central-Theater, daneben das Weinhaus zur
Glocke und ganz links die Weingroßhandlung Schotz. Um 1900
(F017) [20]
Foto Am Hof 12-18 mit Heinzelmännchen-Brunnen im Vordergrund um 1902
(F004) [35]
Am Hof 12-16, ganz rechts die Brauerei Früh, daneben das Weinhaus zur Glocke
und ganz links das Wein-Restaurant von Heinrich Klein. Um 1910
(F006) [35]
Foto des Heinzelmännchen-Brunnens, im Hintergrund das Brauhaus Früh. Um 1910
Vor Gründung der Brauerei Am Hof 12 durch Peter Josef Früh im
Jahr 1904 waren dort bereits verschiedenste Restaurationen und das
Central-Theater ansässig gewesen.
(078) [12, 12.12.1869]
Eröffnungsanzeige der Restauration von Johann Leonhard Horn, welche Am Hof 12 in den Jahren 1869 bis 1876
ansässig war. Die Anzeige berichtet von einem Neubau, zuvor waren Am Hof 12
nur Wohnungen
(W103) [9]
Werbung der Restauration Horn aus dem Jahr 1874
(051) [12, 01.07.1876]
Anzeige von Ludwig Kind, welcher die bestehende Gaststätte Horn im Jahr 1876
übernahm
(052) {10.02.1877]
In einer Anzeige aus dem Jahr 1877 warb Ludwig Kind mit dem Slogan "größte
Restauration Köln's"
(W055) [30, 22.09.1881]
Mittlerweile gab es in der Restauration von Ludwig Kind statt Bier von der
Brüdergemeine aus Neuwied wie zuvor Bier aus der Brauerei zum Münchener
Kind'l
(W057) [31, 25.04.1886]
Das mittlerweile in "Schützenlies'l" umbenannte Restauration Am Hof 12 wurde
jetzt von M. Guttenberger geführt und warb mit süddeutscher Bedienung.
Anzeige aus dem Jahr 1886
(W059) [22, 09.11.1901]
Vermutlich ab 1896 zog das Zentraltheater parallel zu bestehenden
Restauration in das Haus Am Hof 12 ein, wurde aber im Jahr 1902 bereits
wieder geschlossen. Anzeige aus dem Jahr 1901
Peter Josef Früh gründete sein Brauhaus Am Hof erst im Jahr
1904, war aber sehr bemüht seine Restauration im Stile einer alt-kölnischen
Restauration zu gestalten. Aus diesem Grund beauftrage er den renommierten
Kölner Bildhauer Georg Grassegger mit dem Innenausbau. Auf das Ergebnis war
er sehr stolz (es kam auch gut bei seinen Gästen an), so dass sich auf den
von der Brauerei herausgegebenen Postkarten ausschließlich die Innenräume
oder Gestaltungsdetails zu sehen sind. Ein weiterer Grund hierfür mag sein,
dass das der rechte Teil der Fassade des Brauhaus kaum zu sehen ist, da das
Brauhaus "eingezwängt" in der in diesem Bereich engen Straße Am Hof
lag und
so die ganze Fassade perspektivisch nur schräg von der Seite her zu sehen
ist.
(W034) [8, 06.08.1904]
Treber zu verkaufen. Die Brauerei war bereits im August 1904 in Betrieb, die
Restauration wurde erst im November 1904 eröffnet
>
(W061) [8, 02.08.1904]
Verheirateter Brauer gesucht. Anzeige ebenfalls noch vor der Eröffnung der
Restauration im November 1904
>
(W073) [8, 25.11.1904]
Zum Betrieb eines Dampfkessels war eine Konzession notwendig, da es viele
Unfälle mit den Kesseln gab. Da macht auch ein eigener Kesselwärter sinn
(W036) [19.11.1904]
Anzeige zur Eröffnung der Restauration Am Hof 12 durch Peter Josef Früh im
November 1904
>
(W035) [12, 05.11.1904]
Weitere Anzeige zur Eröffnung der Restauration
(W065) [8, 18.08.1910]
Spüljunge zum maschinellen Spülen der Biergläser gesucht. Für die
maschinelle Reinigung hatte P.J. Früh eine Apparatur mit rotierenden Bürsten
entwickelt, die er auch als Gebrauchsmuster schützen lies
>
(W062) [8, 01.01.1905]
Die erste Anzeige mit Neujahrsgrüßen zum Jahr 1905, die in Folge jährlich
erschien
>
(W037) [8, 31.12.1905]
Grüße zum neuen Jahr 1905
(W020) [8, 01.01.1908]
Grüße zum neuen Jahr 1908
(W011) [8, 01.01.1909]
Grüße zum neuen Jahr 1909
(W012) [01.01.1910]
Grüße zum neuen Jahr 1910
>
(W005) [8, 01.01.1911]
Grüße zum neuen Jahr 1911
(W024) [8, 01.01.1912]
Grüße zum neuen Jahr 1912
(W023) [8, 31.12.1911]
Grüße zum neuen Jahr 1912
(W038) [20.05.1906]
Todesanzeige von Franz Josef Aussem, einem Schwager von P.J. Früh, welcher
als Geschäftsführer der Restauration tätig war
(W039) [8, 20.05.1906]
Weitere Todesanzeigen von P.J. Früh und der Belegschaft der Brauerei
(W021) [8. 08.05.1910]
Verlobungsanzeige von Netty Früh und Jacob Immendorf aus dem Jahr 1910
(W022) [12. 08.05.1911]
Verlobungsanzeige von Christel Früh und Peter Immendorf aus dem Jahr 1911
Die Brauerei „Cölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier, P. Josef Früh“ (1912-1915)
Im Jahr 1912, wohl um dem Namen der Brauerei mehr Zugkraft zu
verleihen, firmierte Peter Josef Früh die Brauerei in „Cölner Hofbräu,
Brauerei für obergäriges Bier, P. Josef Früh“ um.
[12, 29.10.1912] „…In das Handelsregister ist am 25. Oktober
1912 eingetragen: Abteilung A. Nr. 4422 bei der Firma: P. Josef Früh Cöln.
Die Firma ist geändert in: "Cölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier,
P. Josef Früh"…“
Ein Firmenname mit „Cöln“ und „Hofbräu“ war einfach
zugkräftiger als ein einfacher Eigenname und sollte wohl auch mehr Reisende
des nahen Kölner Hauptbahnhofs in die Restauration locken. „Hofbräu“ leitete
sich von der Straße „Am Hof“ ab, in der die Brauerei lag (die Straße selbst war
benannt nach dem erzbischöflichen Hof, der in früherer Zeit dort gelegen
hatte).
Im März 1913 verstarb Peter Josef’s Schwester Adelheit Aussem
geb. Früh, welche bis dahin im Familienbetrieb mitgearbeitet hatte.
Die Brauerei war zu dieser Zeit eine typische Hausbrauerei,
die fast ausschließlich, für den Eigenbedarf, der zugegebenermaßen etwas
größeren Restauration, braute. Außer regelmäßigen Neujahrsgrüßen in der Kölner Presse wurde
so gut wie keine weitere Werbung gemacht.
Am 22. Oktober 1915 verstarb Peter Josef Früh völlig
unerwartet bei einem Kuraufenthalt in Bad Nauheim, er hatte bei einem
Konzert einen Schlaganfall erlitten. Peter Josef Früh wurde nur 53 Jahre
alt.
(025) [8, 01.01.1913]
Grüße zum neuen Jahr 1913
(026) [12, 01.01.1914]
Grüße zum neuen Jahr 1914
>
(W027) [8, 01.01.1915]
Grüße zum neuen Jahr 1915
(W068) [8, 02.08.1914]
Dis Fluktuation der Mitarbeiter war auch damals schon groß. Die Anzeige aus
dem Jahr 1914 ist bei weitem nicht die einzige, in der Brauer gesucht
werden, aber die einzige, mit der gleich mehrere Brauer gesucht werden
>
(W006) [8, 02.06.1914]
Eine der wenigen Anzeigen, die nicht zum neuen Jahr geschaltet wurden.
Anzeige aus dem Jahr 1914
(W028) [8, 23.10.1915]
Todesanzeige von P. Josef Früh, welcher am 22. Oktober 1915 verstarb
(W069) [34, 23.10.1915]
Weitere Todesanzeige der Familie
(W070) [34, 23.10.1915]
Weitere Todesanzeige der Familie
(W072) [8, 24.10.1915]
Weiter Todesanzeige von der Wolkenburg-Casino-Gesellschaft
(W071) [8, 24.10.1915]
Weiter Todesanzeige von der Bürgergesellschaft
(W029) [8, 29.11.1915]
Anzeige der Witwe Früh zum Sechswochenamt von Peter Josef Früh
(W030) [8, 22.10.1916]
Anzeige zum Jahrgedächtnis von Peter Josef Früh. Diese Anzeigen erschienen
jährlich bis mindestens 1924
Das andere „Kölner Hofbräu“
Peter Josef Früh war weder der Einzige noch der Erste,
der den Namen „Kölner Hofbräu“ verwendete. Bereits in einer Anzeige aus dem
Jahr 1890 hielt der „Cigarren-Abschnitt-Sammelverein“ seine
Generalversammlung im „Kölner Hofbräu in der Komödienstraße 38“ ab.
Zu dieser Zeit betrieb ein gewisser R. Josef Euler eine
Restauration in der Komödienstraße 38. Vermutlich verstarb dieser aber im
gleichen Jahr, im Adressbuch des Folgejahres [9} taucht an seiner Stelle ein
gewisser Herr L’Enfant als Betreiber der Restauration auf. Eine weitere
Verwendung des Namens „Kölner Hofbräu“ für diese Restauration ist nicht
bekannt.
Noch ein kurzer Exkurs zum Cigarren-Abschnitt-Sammelverein.
So kurios der Name „Cigarren-Abschnitt-Sammelverein“, so sinnvoll waren
seine karikativen Absichten. Der Verein war Weihnachten 1890 mit dem Ziel
gegründet worden, arme Schulkinder ohne Unterschied der Konfession zu
unterstützen, d.h. mit Kleidung und Material für die Schule zu versorgen.
Dafür sammelte der Verein abgeschnittene Zigarrenenden, ließ daraus neue
Zigarren herstellen und versteigerte diese für den wohltätigen Zweck. Hinzu
kamen Sammlungen von zum Beispiel Stanniolpapier und Kleidungsstücken, die
ebenfalls für den guten Zweck veräußert wurden [14].
Wesentlich interessanter ist aber die zweite bekannte
Verwendung des Namens „Kölner Hofbräu“.
Am 15. Juni 1912, als gut 4 Monate bevor Peter Josef Früh
seine Firma in „"Cölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier, P. Josef
Früh" umbenannte, eröffnete Fritz Herold seine Restauration „Kölner Hofbräu“
in der Großen Budengasse 2C, nur ca. 50 Meter von Peter Josef Früh’s
Brauerei Am Hof 12 entfernt. Die Eröffnung kündigte er in einer
großformatigen Anzeige an:
[8, 15.06.1912] „…Eröffnung. Heute, Samstag, den 15. Juni,
nachmittags 6 Uhr, eröffne ich in dem Hause Grosse Budengasse 2C, direkt an
der Hohe Strasse, ein obergäriges Bierrestaurant unter dem Namen Kölner
Hofbräu. Neben dem mit allem Komfort der Neuzeit eingerichteten Lokal bietet
ein schöner schattiger Garten meinen verehrten Gästen einen angenehmen
Aufenthalt. Für gute Küche ist bestens gesorgt. Alle meine Bekannten und
Gönner sind hierdurch freundlichst eingeladen. Vereinssäle 1. Etage noch zu
vergeben. Fritz Herold…“
Von da an schaltete Fritz Herold wöchentlich eine Anzeige,
welche mit „Kölner Hofbräu“ in großen Lettern warb.
Fritz Herold war kein Unbekannter. Vor Eröffnung des „Kölner
Hofbräu“ führte er seit 1910 das „Härenbräues“ in der Martinstraße, welches
eine Filiale der St. Peter Brauerei war . Weiter war er schon Ende des
neunzehnten Jahrhunderts Präsident mehrere Karnevalsvereine, u.a. der „Auvents-Möhne“
Auch der Kölner Presse war die Eröffnung des „Kölner Hofbräu“
eine Nachricht wert:
[8, 10.08.1912] „…Aus dem Geschäftsverkehr. Der in Köln
bestens bekannte Wirt Fritz Herold eröffnete in dem Hause Gr. Budengasse 2C
an der Hohestraße eine obergärige Bier=Wirtschaft unter dem Titel Kölner
Hofbräu. Das der Neuzeit entsprechende Lokal bietet den Gästen angenehmen
Aufenthalt. Namentlich hält der Inhaber auf gute Küche…“
Am 29. Oktober 1912 ließ Peter Josef Früh dann seine Firma in „Cölner
Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier, P. Josef Früh" umbenennen. Seit
diesem Tag gab es 2 Kölner Hofbräu in unmittelbarer Nähe.
Am 26. November schaltete Fritz Herold eine Anzeige, in der
nicht nur „Kölner Hofbräu“, sondern „Erstes Kölner Hofbräu“ zu lesen war
[8]. Er war also der Erste, aber er sollte es nicht lange bleiben. Was dann
passierte, ist unklar. Auf irgendeine Weise muss Fritz Herold dazu
gebracht worden sein, auf sein „Hofbräu“ zu verzichten.
Am 16. Dezember 1912 erschien wieder eine der wöchentlichen
Anzeigen von Fritz Herold, im gleichen Format, mit dem gleichen Text. Der
Text allerdings war nur bis auf ein Wort gleich, aus „Hofbräu“ war
„Hofrestaurant“ geworden. Dies hielt sich aber nur 2 Wochen, bis aus
„Hofrestaurant“ dann „Hofkneipe“ wurde, bei der es dann blieb.
Dies ging bis ins Jahr 1915, in dem Fritz Herold die „Kölner
Hofkneipe“ abgab und eine Restauration am Thurnmarkt 11-13 von Wilhelm
Domgörgen übernahm, in der sich bis ins Jahr 1916 auch noch die Brauerei „Im
Ochsen“ von Wilhelm Creischer befand. Fritz Herolds Nachfolger, Josef
Krautwig, führte die Restauration in der Großen Budengasse 2C weiter,
bezeichnete sie aber nicht mehr als „Kölner Hofkneipe“.
Anmerkung: Beim „Kölner Hofbräu“ von Fritz Herold wurde
„Köln“ immer mit „K“ geschrieben. Beim „Cölner-Hofbräu“ von Peter Josef Früh
wurde beim Firmennamen ein „C“ für „Cöln“ verwendet. Dies war aber kein
wirkliches Unterscheidungskriterium, da Peter Josef Früh wechselnd „C“ oder
„K“ verwendete. Erst nach dem Krieg wurde ausschließlich „C“ verwendet.
(W081) [8, 22.04.1890]
Der Zigarren-Abschnitt-Sammelverein versammelt sich im Kölner Hofbräu in der
Komödienstraße 38. Dies ist das erste bekannte "Hofbräu" in Köln
(W083) [8, 15.06.1912]
Am 15. Juni 1912 kündigte Fritz Herold in einer großformatigen Anzeige die
Eröffnung seines obergärigen Bierrestaurant "Kölner Hofbräu" in der Grossen
Budengasse 2C an. Dies gut 4 Monate bevor Peter Josef Früh seine Brauerei in
"Cölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier, P. Josef Früh" umbenannte.
>
(W090) [8, 26.11.1912]
Fritz Herold war sich im November 1912 wohl seines Namensvetters gewahr
geworden, denn er schaltet eine Anzeige mit "Erstes Kölner-Hof-Bräu
(W014) [8, 08.12.1912]
Zu Beginn des Dezember 1912 schaltete Fritz Herold immer noch die gleiche Anzeige mit
"Kölner Hofbräu"
(W092) [8, 16.12.1912]
Am 16. Dezember 1912 war aus "Kölner Hofbräu" beim gleichen Typ Anzeige auf
einmal "Kölner Hofrestaurant" geworden
(W093) [8, 31.12.1912]
Am 31. Dezember 1912 war wiederum das "Kölner Hofrestaurant" zur "Kölner
Hofkneipe" geworden, bei der es dann blieb
>
(W091) [8, 01.01.1913]
Grüße zum neuen Jahr 1913 aus der "Kölner Hofkneipe"
(W094) [8, 26.03.1913]
Weitere Anzeige der "Kölner Hofkneipe" aus März 1913
(W097) [8, 13.06.1914]
Letzte bekannte Anzeige der "Hofkneipe aus Juni 1914. Im Jahr 1915 gab Fritz
Herold die Führung ab und sein Nachfolger verwendete den Begriff "Hofkneipe"
nicht mehr
(W085) [8, 01.01.1902]
Fritz Herold war im Laufe der Zeit Präsident verschiedener Karnevalsvereine,
im Jahr 1902 war er Präsident der Karnevals-Gesellschaft "Auvents-Möhne"
(W087) [8, 08.09.1910]
Vor der Eröffnung seines "Hofbräu" führte Fritz Herold das "Em Härenbräues"
in der Martinstraße
Die Brauerei unter Führung Witwe Peter Josef Früh (1915-1928)
Nach dem unerwarteten Tod von Peter Josef Früh im Oktober
1915 übernahm seine Witwe, Gertrud Früh, die Leitung der Brauerei. Ebenso
war sie die alleinige Inhaberin der Brauerei.
[12, 29.12.1915] „…In das Handelsregister ist am 24. Dezember
1915 eingetragen: Abteilung A. Nr. 4422 bei der Firma: Cölner Hofbräu,
Brauerei für obergäriges Bier, P. Josef Früh in Cöln. Inhaberin der Firma
ist jetzt: Witwe Gertrud Früh, geb. Koenen, in Cöln…“
Im Jahr 1920 traten beide Töchter von Peter Josef Früh als
Gesellschafterinnen in die Brauerei ein. Auch die beiden Schwiegersöhne
wurden als Prokuristen in die Firma aufgenommen.
[12, 20.05.1920] „…In das Handelsregister ist am 14. Mai 1920
eingetragen: Abteilung A: Nr. 4422 bei der Firma: Cölner Hofbräu, Brauerei
für obergäriges Bier, P. Josef Früh, Cöln. Die Ehefrau Ehefrau
Bierbrauereibesitzer Jakob Immendorf, Netty, geb. Früh, und die Ehefrau
Peter Immendorf, Christel geb. Früh, in Cöln, sind in das Handelsgeschäft
als persönlich haftende Gesellschafter eingetragen. Die offene
Handelsgesellschaft hat am 1. Oktober begonnen. Zur Vertretung der
Gesellschaft is nur die Witwe Peter Josef Früh, Gertrud geb. Koenen,
berechtigt. Dem Brauereibesitzer Jakob Immendorf und dem Peter Immendorf zu
Cöln ist Gesamtprokura erteilt mit der Befugnis zur Veräußerung und
Belastung von Grundstücken…“
Der Ehemann von Netty Früh, Jakob Immendorf, war zu dieser
Zeit Brauer in der väterlichen Hubertus-Brauerei in Zündorf . Peter Josef
Immendorf, der Ehemann von Christel Früh, wird zu dieser Zeit als Kaufmann
bezeichnet, näheres ist nicht bekannt.
Bereits im Jahr 1923 wurden die Prokuren der beiden
Schwiegersöhne wieder gelöscht, die Hintergründe hierfür sind unklar.
[12, 12.05.1923] „…In das Handelsregister ist am 4. Mai 1923
eingetragen worden: Abteilung A: Nr. 4422 bei der offenen
Handelsgesellschaft: Cölner Hofbräu Brauerei für obergäriges Bier P. Josef
Früh. Köln. Die Prokuren von Jakob Immendorf und Peter Immendorf sind
erloschen…“
In einem Bericht aus dem Jahr 1926 wird die Brauerei wie
folgt beschrieben:
[2] „…Die sogenannten Hausbrauereien, Brauereien, die ihr
Bier in der Hauptsache oder ausschließlich im eigenen Hause zum Ausschank
bringen, sind ebenso wie das von ihnen erzeugte, obergärige, stark gemälzte
und gehopfte Bier von jeher eine besondere Eigentümlichkeit Kölns und seiner
Umgebung gewesen. Dem Kölner gilt sein „Kölsch" sozusagen als ein Symbol der
alten Stadt, das Brauhaus seines Viertels ist ihm eine Art
gesellschaftlichen Mittelpunktes, eine weit geschätzte Pflegestätte Kölner
Gemütlichkeit, an der man keine Standesunterschiede kennt: die Güte des
Bieres in dem von ihm bevorzugten Brauhaus ist fast sein persönlicher Stolz
und mit einer aus der Liebe zu seiner Vaterstadt geborenen Eifersucht wacht
er darüber, daß sein Lieblingsbrauhaus sich im Inneren wie im Aeußeren nicht
wesentlich verändert, daß es „altkölsch" bleibt wie sein Bier. Unter diesen
Umständen war es geradezu ein Wagestück, daß der frühere Besitzer des
Apostelbräues in der Apostelstraße, Herr Josef Früh, im November 1905 „Am
Hof" und an der Stelle des niedergelegten Gebäudes der „Schützenliesel" ein
neuerbautes Kölner Brauhaus eröffnete. Zwar ging dem Herrn Früh, dem Sohn
einer alten Brauerfamilie, als Fachmann ein so vorzüglicher Ruf voraus, daß
man hinsichtlich der Güte des in seinem Neubau zum Ausschank kommenden
Bieres keine Befürchtungen zu hegen brauchte. Aber es entstand die mit einer
gewissen Leidenschaftlichkeit in der Stadt erörterte Frage, ob in einem
derartigen Neubau überhaupt eine Stätte gewohnter Gemütlichkeit und ein so
behagliches, an Altväterzeiten erinnerndes Milieu entstehen könne, wie in
den alten Kölner Brauhäusern. Herr Früh aber hatte sein Wagnis, gestützt auf
bauliche und künstlerische Kapazitäten, unternehmen dürfen, von denen der
Architekt, Herr Regierungsbaumeister Schmitz, Köln, einen Gastraum schuf,
der trotz seiner bis dahin in Kölner Brauhäusern noch nicht erlebten
Ausmessungen, durch geschickte Gliederung und besonders durch Einziehung
eines auf Säulen ruhenden, lichtspendenen Hochganges sowie durch Schaffung
von sonstigen Winkeln und Nischen ein ungemein trauliches Gepräge erhielt,
das verstärkt wurde durch dunkle Tönung der Wände, einen hohen Kachelofen,
entsprechendes Mobiliar und dann noch besonders durch den von Professor
Grasegger, Köln, geschaffenen, figürlichen Schmuck von
humoristisch-künstlerischen Werten, sowie durch die von Herrn Schulte,
Lehrer der Kölner Gewerbeschule, gemalten Bilder mit Typen Kölner
Biertrinker. Es war derart ein Raum entstanden, der durch Thekeneinbau nach
dem Flur hin, durch den „Köbes" mit blauem Wams und blauer Schürze usw. alle
typischen Merkmale eines Kölner Brauhauses und dabei die Stimmungsreize
eines solchen in noch verstärktem Maße, aufwies, der dabei aber auch durch
Raumeinteilung, Beleuchtung, Lüftung usw. allen berechtigten, modernen
Ansprüchen vollauf genügte. Das Wagnis des Herrn Früh war so nach
allgemeinem Stadturteil durchaus gelungen und da dessen Bier auch in
gleichbleibender Vorzüglichkeit zum Ausschanke gelangte, wurde sein neues
Brauhaus bald eine Wallfahrtsstätte für Kölner Biertrinker. Die äußeren
Werte des Hauses erhöhten sich noch, als nach Verschwinden des
Spohrengäßchens und der Schaffung der Stollwerkpassage im Jahre 1907 ein
vornehmer und breiter Verbindungsweg vom „Hof" zur nahen Hohen Straße
entstand. Die Nähe dieser Straße, des Domes und des Bahnhofes machten dann
das Haus Früh bald zum beliebten Treffpunkte für Besucher Kölns, zu einer
weitbekannten Anfangs- und Endstation für Wanderungen und Geschäftswege in
der Stadt. Das Haus Früh, das von der Witwe des im Jahre 1915 verstorbenen
Gründers und ganz in dessen Geist weiter geleitet wird, hat siegreich die
für die Kölner Hausbrauereien so schwierigen Kriegsjahre überwunden und
sieht heute wieder, wie in Friedenszeiten, täglich Gästescharen seine Räume
füllen.
Im Jahr 1928 zog sich die Witwe Früh aus der Geschäftsleitung
von Brauerei und Restauration zurück, sie war zu diesem Zeitpunkt 67 Jahre
alt.
Als Nachfolger stiegen nicht etwa die fachlich passenden
Schwiegersöhne ein, sondern der nicht mit der Familie Früh verwandte
Engelbert Rochels. Dieser war ein guter Bekannter der Familie Früh, denn
Engelbert Rochels arbeite seit langer Zeit als Braumeister und Prokurist in
der Hubertus-Brauerei in Zündorf, also der Brauerei, in der auch Jakob
Immendorf, der Ehemann von Netty Früh, arbeitete [5,13].
(PK018) [39, Sammlung Ippen]
Brauereipostkarte mit Blick in den Gastraum. Gelaufen im Jahr 1916
(PK011)
Brauereipostkarte, gelaufen 1917.
Interessant sind die zu sehenden Kölschstangen und zum anderen die Höhe
dieses Bereichs des Gastraums
>
(PK015) [39, Sammlung Ippen]
Postkarte des Heinzelmännchen-Brunnen, vermutlich um 1920. Im Hintergrund
ist das Brauhaus Früh zu sehen
>
(PK019) [39, Sammlung Ippen]
Weiter Brauereipostkarte, gelaufen im Jahr 1927
(W016) [8, 01.01.1916]
Grüße zum neuen Jahr 1916, gezeichnet mit "Wwe. P. Josef Früh"
(W015) [8, 01.01.1917]
Grüße zum neuen Jahr 1917. Ohne "Witwe", wie ein Jahr zuvor
(W100) [6]
Werbung aus dem Jahr 1921
(100) [17.09.1920]
Anzeige des "Vereins obergäriger Hausbrauereien" aus dem Jahr 1920. Dank
Auslandsmalz ist wieder Vollbier verfügbar. Der Verein gleicht einem
Kartell, alle 25 Brauereien haben die gleichen Preise
>
(W002) [unbekannt]
Werbung der Brauerei, Alter unklar
(W102) [unbekannt]
Werbung aus dem Jahr 1928
Die Brauerei unter Führung von Engelbert Rochels (1928-1945)
Engelbert Rochels übernahm die Führung der Brauerei Am Hof 12
am 5. Mai 1928 und kündigte dies in einer großformatigen Anzeige in der
Kölner Presse an.
[8, 04.05.1928] „…Hierdurch gestatte ich mir, allen verehrten
Gästen und Freunden der obergärigen Bierbrauerei Kölner Hofbräu P. J. Früh
zur gefl. Kenntnis zu bringen, daß ich am Samstag, den 5. Mai d. J., die
Leitung des Geschäftsbetriebes übernehmen werde. Es wird mein Bestreben
sein, mir das Vertrauen der verehrten Gäste und Freunde dieses Hauses, sowie
meiner persönlichen Bekannten, dadurch zu erhalten, daß ich die bewährten
Grundsätze, denen die Firma ihre große Entwicklung und ihren guten Ruf
verdankt, auch fernerhin bei der Leitung walten lasse, indem ich nach wie
vor nur erstklassige Speisen und Getränke zu angemessenen Preisen
verabreichen werde. Mit vorzüglichster Hochachtung Engelbert Rochels…“
Die Brauerei Am Hof 12 verfügte über einen eigenen Brunnen,
dessen Wasser zum Brauen verwendet wurde. Im Jahr 1930 beantragte Engelbert
Rochels die Sicherstellung des Rechtes, stündlich bis zu 15 Kubikmeter
Wasser aus diesem Brunnen zu fördern. Der folgende Ausschnitt zeigt, dass
die bürokratischen Verfahren im Jahr 1930 schon genauso komplex waren wie
heute.
[8, 10.05.1930] „…Bekanntmachung. Das Cölner Hofbräu,
Brauerei für obergäriges Bier, P. J. Früh, offene Handelsgesellschaft, Köln,
Am Hof 12, beantragt die Sicherstellung des Rechtes, unterirdisches Wasser
vermittels eines Brunnens auf Parzelle 1571/140, Flur 31, Gemarkung Köln, in
einer Menge bis zu 15 cbm stündlich zu Betriebs- und Trinkzwecken zutage zu
fördern. Gemäß§§ 65, 200, 203 ff. des Wassergesetzes vom 7. April 1913 wird
dieser Antrag bekanntgemacht. Widersprüche gegen die Sicherstellung sind bei
dem Tiefbauamt in Köln Stadthaus, Gürzenichstraße, Zim. 225, schriftlich in
zwei Ausfertigungen oder zu Protokoll bis einschl. Montag. den 2. Juni 1930
anzubringen. Andere Anträge auf Sicherstellung des Rechtes zu einer
Benutzung des Wasserlaufes, durch welche die von dem Antragsteller
beabsichtigte Benutzung beeinträchtigt würde, sind bis zu dem gleichen Tage
bei dem Tiefbauamt in Köln mit den in Ziffer 2 bis 5 der III.
Ausführungsanweisung zum Wassergesetz vorgeschriebenen Unterlagen
einzureichen. Wer innerhalb der Frist keinen Widerspruch gegen den Antrag
auf Sicherstellung erhebt verliert das Widerspruchsrecht. Andere Anträge auf
Sicherstellung, die nach Ablauf der Frist eingehen, werden in demselben
Verfahren nicht berücksichtigt. Vom Beginne der Ausübung des
sichergestellten Rechtes an können wegen nachteiliger Wirkungen nur noch die
in § 82 des Wassergesetzes bezeichneten Ansprüche geltend gemacht werden…
usw. …“
Am 28. Dezember 1930 verstarb die Witwe Früh, Gertrud geb.
Koenen an den Folgen einer Infektion im Anschluss an eine Operation im Alter
von 69 Jahren. Die Brauerei ging damit in den alleinigen Besitz der beiden
übrig gebliebenen Gesellschafter Netty und Christel Früh über.
[12, 31.03.1931] „…In das Handelsregister wurde am 27. März
1931 eingetragen: Abteilung A. Nr. 4422 Cölner Hofbräu für obergäriges Bier
P. Josef Früh Köln. Witwe Peter Josef Früh, Gertrud geb. Koenen, ist durch
Tod aus der Gesellschaft ausgeschieden. Zur Vertretung der Gesellschaft sind
die beiden jetzigen Gesellschafter nur zusammen berechtigt…“
Engelbert Rochels kurbelte den Bierabsatz an, in dem er, was
zuvor kaum der Fall gewesen war, auch andere Restaurationen als Kunden
gewann, die daraufhin Bier aus dem Cölner Hofbräu ausschenkten.
Zu dieser Zeit war es üblich, dass in den Kölner
Restaurationen die verschiedensten Vereine und Gesellschaften ihre
Versammlungen abhielten. Ungewöhnlich ist, dass dies beim Cölner Höfbräu
nicht der Fall war. Einzig bekannt ist, dass die Kölner Zentrumspartei die
Lokalität für Versammlungen nutzte.
Im März 1934 stieg Engelbert Rochels dann auch als
Gesellschafter in die Brauerei ein.
[13, 02.03.1934] „…Köln. In das Handelsregister wurde am 20.
Februar 1934 eingetragen: H.-R. A 4422, "Cölner Hofbräu Brauerei für
obergäriges Bier P. Josef Früh", Köln: Engelbert Rochels, Geschäftsführer,
Köln, ist in die Gesellschaft als persönlich haftender Gesellschafter
eingetreten. Zur Vertretung der Gesellschaft sind die drei Gesellschafter
nur zusammen ermächtigt.
Im Jahr 1935 erschien eine Anzeige der Brauerei, welche
Rätsel aufgibt:
[8, 17.04.1935] „…Seit 50 Jahren Cölner Hofbräu Brauerei für
Obergäriges Bier P. Josef Früh Köln, Am Hof 12. Versand auch nach auswärts…“
Da die Brauerei aber definitiv im Jahr 1904 und nicht im Jahr
1885 gegründet wurde, gibt die Anzeige Rätsel auf. Entweder handelte es sich
um einen Druckfehler (30 Jahre? Passt aber auch nicht ganz) oder man wollte
sich historischer geben als man war.
Die folgenden Jahre verliefen ruhig, Engelbert Rochels gelang
es, weitere Absatzstätten für sein Bier, mittlerweile auch „Echt Kölsch“
genannt, zu finden.
Ende des Jahres 1943 verstarb Christel Immendorf geb. Früh
und im Februar 1943 trat ihr Mann, Peter Immendorf, an ihrer Stelle als
persönlich haftender Gesellschaft ein.
[12, 16.02.1943] „…Amtsgericht Köln, Abt. 24.
Handelsregistereintragungen am 5. Februar 1943. Veränderungen. H.-R- A 14836
Cölner Hofbräu Brauerei für obergäriges Bier P. Josef Früh, Köln: Die
persönlich haftende Gesellschafterin Christel Immendorf geb. Früh ist durch
Tod ausgeschieden, Peter Immendorf, Kaufmann, Köln, ist als persönlich
haftender Gesellschafter eingetreten…“
Im weiteren Verlauf des Jahres 1943 brannte die Restauration
Am Hof 12 infolge alliierter Bombenangriffe teilweise aus, wurde aber wieder
provisorisch aufgebaut und im Oktober 1943 wieder eröffnet [1,12].
Im Februar 1944 brannte die Restauration infolge weiterer
Bombenangriffe dann vollständig aus, wurde aber wieder soweit aufgebaut, dass die
Gebäude noch als Dienststelle der NSDAP für Verpflegung, Betreuung und
Umquartierung dienen konnte.
[12, 04.11.1944] „…Volksgenossen! Volksgenossinnen!
Verpflegung- Betreuung Umquartierung. Nach den schweren Fliegerangriffen ist
die Neuorganisation der Ortsgruppen-Dienststellen so weit gediehen, daß
nunmehr an den nachstehend aufgeführten Dienststellen die Betreuungsarbeit
fortgesetzt wird. Volksgenossen wollen sich in allen Fragen der
Umquartierung, der Verpflegung, der Abreisebescheinigungen, der Ausstellung
der grünen Ausweise an die Ortsgruppen der NSDAP wenden. Ortsgruppe:
Adolf-Hitler-Straße: Geschäftsstelle: Sedanstraße 6; Verpflegungsstelle:
Schule, Balthasarstraße 87. Alter Markt: Heumarkt 72, Stapelhaus,
Frankenwerft, Rheinhotel, Frankenwerft: Gürzenich; Gastst. J. P. Früh, Am
Hof 12. Barbarossa: Schule Stolzestr. ... …“
Vermutlich war Engelbert Rochels bis 1945 als Gesellschafter
tätig, gesichert ist dies aber nur bis ins Jahr 1943. Was aus ihm wurde ist
unklar, nach dem Krieg trat er nicht mehr in Erscheinung.
(W076) [8, 04.05.1928]
Großformatige Anzeige von Engelbert Rochels aus Mai 1928, in der er die
Übernahme des Geschäftsbetriebes des "Kölner Hofbräu P.J. Früh" bekannt
macht
>
(W031) [8, 30.12.1930)
Todesanzeige der Frau Witwe P. Josef Früh, Gertrud geb. Koenen,
Brauereibesitzerin", welche am 28. Dezember 1930 im Alter von 69 Jahren
verstarb
(W032) [8, 30.12.1930]
Nachruf auf die "hochverehrte Prinzipalin" von den Angestellten der Brauerei
(W077) [10]
Totenzettel von Gertrud Früh
(W040) [8, 07.11.1930]
Eröffnung des Restaurant "En der iesere Döör" im Jahr 1930. Im Ausschank
"Echt obergärig Kölsch" aus der Brauerei P.J. Früh
(W009) [8, 07.11.1930]
Foto des Inneren des "En der iesere Döör" (siehe links), entnommen einem
Zeitungsberichts zur Eröffnung aus dem Jahr 1930
>
(W010) [8, 01.01.1929]
Grüße zum neuen Jahr 1929
(W008) [8, 01.01.1931]
Grüße zum neuen Jahr 1931
>
(W007) [8, 31.12.1931]
Grüße zum neuen Jahr 1932
(W033) [8, 31.12.1932]
Grüße zum neuen Jahr 1933
(W009) [24, 01.01.1936]
Grüße zum neuen Jahr 1936
(W041) [29, 24.03.1932]
Anzeige des altdeutschen Bierhaus "Hähnchen" aus Bonn aus de Jahr 1932. Im
Angebot: Echt Kölsch aus dem Kölner Hofbräu P.J. Früh
(W043) [22, 02.02.1935]
Weitere Anzeige des "Hähnchen" aus Bonn aus dem Jahr 1935
(W044) [29, 02.02.1935]
Weitere Anzeige des "Hähnchen" aus Bonn aus dem Jahr 1935
(W045) [22, 16.02.1935]
Weitere Anzeige des "Hähnchen" aus Bonn aus dem Jahr 1935
(W046) [24, 17.07.1936]
Anzeige zur Eröffnung der Wirtschaft "Mathildenhof" in Köln Deutz im Jahr
1936. Im Ausschank ist Echt Kölsch vom Kölner Hofbräu P.J. Früh
(W047) [24, 16.06.1938]
Anzeige des Restaurant Kramm aus Köln-Mülheim. Im Ausschank: Echt Kölsch von
P.J. Früh
(W074) [24, 01.05.1940]
In der Gaststätte Firmenich wurde auch Echt Kölsch aus der Brauerei Früh
ausgeschenkt
(W083) [33, 22.08.1936]
Auch im Gasthof "Am Platz" in Bergisch Gladbach wurde Echt Kölsch des Kölner
Hofbräu Früh ausgeschenkt. Anzeige aus dem Jahr 1936
(W047) [24, 16.06.1938]
Anzeige der Bier- und Weinstuben "Zur Timp". Im Ausschank: Echt Kölsch von
P.J. Früh
(W075) [33, 27.02.1942]
Auch in der Mülheimer Gaststätte "An der Ecke" wird "das gute Kölsch aus der
Brauerei Früh" ausgeschenkt. Anzeige aus dem Jahr 1942
(W082( [24, 30.11.1934]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1934
(W042) [8, 29.07.1934]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1934
(W013) [8, 07.04.1935]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1935. Die Angabe "Seit 50 Jahren" gibt
Rätsel auf, da dies auf das Jahr 1885 verweist, in dem es die 1904
gegründete Brauerei noch lange nicht gab
>
(W084) [32, 11.02.1939]
Zielgruppenorientierte Werbung der Brauerei Früh im "Oberbergischen Boten"
>
(W049) [24, 29.10.1943]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1943
(F016) [37]
Foto des Brauhauses, um 1930
(PK016) [39, Sammlung Ippen]
Postkarte der Brauerei, gelaufen im Jahr 1929
(F018) [21]
Foto Am Hof 12-16. Unklar, warum der Schriftzug "Brauerei für Obergärung"
fehlt
>
(PK020) [39, Sammlung Ippen]
Weitere Brauereipostkarte, gelaufen im Jahr 1928
(PK005)
Brauereipostkarte, nicht gelaufen
Kölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier
P.Jos. Früh - Echt Kölsch
(PK009)
Brauereipostkarte, gelaufen 1935.
Kölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier
P.Jos. Früh - Echt Kölsch. Mittelpunkt bildet die Theke mit der
beeindruckenden Registrierkasse
>
(PK004)
Brauereipostkarte, gelaufen im Jahr 1936
(PK021) [39, Sammlung Ippen]
Brauereipostkarte, gelaufen im Jahr 1940
>
(PK023) [39, Sammlung Ippen]
Brauereipostkarte, gelaufen im Jahr 1939
>
(PK022) [39, Sammlung Ippen]
Brauereipostkarte, gelaufen im Jahr 1942
(F002) [35]
Foto des bei alliierten Bombenangriffen teilweise zerstörte Brauhaus Früh
(F009) [1]
Foto des bei alliierten Bombenangriffen teilweise zerstörte Brauhaus Früh
Der Wiederaufbau und die Nachkriegsjahre (1945-1961)
Nach dem Krieg war die Restauration Am Hof 12 von den
britischen Besatzern requiriert worden. Durch Unachtsamkeit der Besatzer
brannte es in der Restauration ein drittes Mal.
Dennoch hatte die Brauerei mehr Glück als andere Kölner
Brauereien. Die Restauration war zwar zerstört worden, die im hinteren Teil
des Grundstückes gelegene Brauerei hatte den Krieg aber fast unversehrt
überstanden.
Netty Immendorf geb. Früh, die noch lebende Tochter des
Gründers Peter Josef Früh, verstarb im Jahr 1945. An ihrer Stelle trat ihre
Tochter Charlotte („Lotty“) Früh im Jahr 1946 in die Geschäftsführung ein.
Sie verstarb aber bereits im gleichen Jahr. Auch ihr Mann, Oskar Rollf, war
bereits im Jahr 1943 verstorben. Der gemeinsame Sohn Eduard, im Jahr 1936
geboren, war zu diesem Zeitpunkt erst 10 Jahre alt. Somit war Peter
Immendorf der einzig übrig gebliebene Gesellschafter und ihm fiel die
Aufgabe des Wiederaufbaus zu [5].
Schon bald wurde wieder gebraut, auf Grund von Rationierungen
und Beschränkungen durch die britische Besatzung aber nur „Dünnbier“. Im
Jahr 1950 war auch die Restauration wieder aufgebaut und der
Restaurationsbetrieb wieder aufgenommen.
Man zeigte auch Solidarität zu anderen Brauereien, die es
schlimmer getroffen hatte. So half man z.B. dem Altstadt-Bräu Sion aus mit
Bier aus, dessen Brauanlagen im Krieg völlig zerstört worden waren. Man
„lieh“ sogar die eigene Adresse und Telefonnummer aus, im Adressbuch des
Jahres 1950 [9] ist folgender Eintrag zu finden: „Altstadt-Bräu Johann Sion,
Am Hof 12, Tel. 71775“. Ab dem Jahr 1951 ging das Altstadt-Bräu dann wieder
eigene Wege.
Insbesondere auch wegen der guten Lage unmittelbar an Dom und
Hauptbahnhof ging es mit dem Cölner Hofbräu stetig bergauf. Im Gegensatz zu
den meisten anderen Kölner Brauereien braute die Brauerei Früh
ausschließlich obergärig und ausschließlich Kölsch (von Malzbier einmal
abgesehen). Dies war zu dieser Zeit nicht die Regel, Kölsch hatte noch
keinen großen Marktanteil, noch beherrschten Großbrauereien außerhalb von
Köln, meist aus Dortmund, den Kölner Biermarkt. In den meisten Kölner
Brauereien dominierten schon immer (z.B. bei der Dom-Brauerei, ehemalige
Hirsch-Brauerei) oder neu (z.B. bei der Brauerei Reissdorf) die Biersorte
Pils. Dies änderte sich erst radikal in den 1970er Jahren.
Peter Immendorf, der alleinige Geschäftsführer, verstarb im
Jahr 1958. Nicht ganz klar ist wer das „Früh“, wie es auf Grund des etwas
sperrigen Firmennamen jetzt meist genannt wurde, in der Zeit zwischen 1958
und 1961 führte. Offiziell übernahmen Hermann Müller (3te Generation, der
Sohn von Peter Immendorf) und Eduard Rollf (4te Generation, der Sohn von
Lotty Rollf geb. Früh) im Jahr 1961 als Doppelspitze gemeinsam die
Geschäftsleitung, vermutlich führten sie das Früh aber schon seit dem Jahr
1958.
(F014) [36]
Foto des wieder im Wiederaufbau befindlichen Brauhaus Früh (rechts) aus dem
Jahr 1948
(W099) [9]
Auszug aus dem Kölner Branchenverzeichnis des Jahres 1950. Das Alstadt-Bräu
Johann Sion ist unter der gleichen Adresse aufgeführt wie das Cölner Hofbräu
P- Josef Früh
(PK010)
Brauereipostkarte, gelaufen 1955
(PK024) [39, Sammlung Ippen]
Brauereipostkarte, gelaufen im Jahr 1955
>
Der Wandel von der Hausbrauerei zur mittelständischen Brauerei (1961-1988)
Das Wachstum der Brauerei setzte sich auch in den sechziger
Jahren fort.
Zu Beginn der sechziger Jahre spielte die Früh-Brauerei eine
entscheidende Rolle im sogenannten „Kölsch-Krieg“. Die Wuppertaler
Wicküler-Küpper Brauerei wollte ein Stück vom Kölner Biermarkt abhaben
und brachte ein „Küppers Kölsch“ auf den Markt. Dies wiederum gefiel der
Gaffel-Brauerei nicht, die daraufhin gegen Wicküler-Küpper klage. Begründung
war, dass die Verbraucher irregeführt würden, da die Herkunftsbraustätte
nicht angegeben sei und der Verbraucher daher folgern müsse, dass das Kölsch
aus Köln stamme. Das tat es ja eigentlich auch, da es von der Früh-Brauerei
gebraut und nur in Wuppertal abgefüllt wurde.
[16, 08.08.1962] „…Wirtschaftsnotizen Streit um „Kölsch“.
Köln (vwd) Die Bezeichnung „Kölsch“ für obergäriges Bier ist Gegenstand
eines Rechtsstreites zwischen dem Kölner Brauereiverband und der Wicküler
Küpper Brauerei AG, Wuppertal. Der Verband hat beim Landgericht Köln gegen
Wicküler geklagt, weil nach seiner Ansicht die Wuppertaler Brauerei mit
ihrem obergärigen Flaschenbier „Küppers Kölsch“, das seit einiger Zeit im
Bezirk Köln angeboten wird, eine geschützte Herkunftsbezeichnung verletzt.
Die Bezeichnung „Kölsch“ gehöre zum Ausstattungsschutz der Kölner
Brauereien. Obwohl Wicküler „Küppers Kölsch“ angeblich in Köln brauen lasse,
komme das in der Etikettierung nirgends zum Ausdruck. Der Verbraucher müsse
daher zum Schaden der Kölner Brauereien den Eindruck gewinnen, „Kölsch“ sei
in der Herkunft nicht mehr an Köln gebunden, sondern wie Pilsener Bier zu
einem Gattungsbegriff geworden…“
[16, 02.04.1964] „…Kölsch contra Kölsch. Der Brauerei-Streit
geht weiter. Köln (vwd) Die Wicküler Küpper Brauerei AG, Wuppertal, hat
gegen das Urteil der Vierten Kammer für Handelssachen des Landgerichts Köln
Berufung eingelegt. Nun wird sich der Sechste Zivilsenat des
Oberlandesgerichts in Köln mit dem Rechtsstreit befassen. In erster Instanz
war der Wuppertaler Brauerei auf Antrag der Obergärigen Brauerei in der
Gaffel mbH., Köln, untersagt worden, für das obergärige Bier, das sie sich
von der Brauerei Früh, Köln, liefern läßt, die Bezeichnung Küppers Kölsch
ohne eine deutliche Angabe der Herkunftsbraustätte zu verwenden. Außerdem
sollte Wicküler auf die Behauptung verzichten, es sei eine Besonderheit des
neuen Küppers Kölsch, daß es aus der Flasche so gut schmecke wie vom Faß.
Das Landgericht Köln sah in dem Begriff Kölsch für Bier sowohl eine
Warenbezeichnung als auch eine Herkunftsbezeichnung und folgerte, daß die
Wicküler Küpper Brauerei, indem sie das von Früh bezogene Bier als Küppers
Kölsch und als Brauerei-Abfüllung ihres Wuppertaler Betriebes bezeichnete
und es in der Werbung als ein neues Kölsch mit besonderen Vorzügen
darstellte, unrichtige Angaben über Herkunft und Beschaffenheit des
umstrittenen Bieres machte. Diese Angaben seien geeignet, weite
Publikumskreise irrezuführen und den Anschein eines besonders günstigen
Angebots zu erwecken…“
Dieser Gerichtstreit hatte weit reichende Folgen für den
Kölner Biermarkt insgesamt, da das Landgericht Köln die Bezeichnung „Kölsch“
sowohl als Kriterium der Beschaffenheit als auch der Herkunft des Bieres
ansah. Basierend auf diesem Urteil schaffte es der Begriff „Kölsch“ zur
offiziell von der EU deklarierten geografisch geschützten Bezeichnung. Als
Konsequenz durften ab dem Jahr 1997 nur noch in Köln gebraute obergärige blanke
Biere die Bezeichnung „Kölsch“ tragen.
Der Rechtstreit zwischen der Gaffel-Brauerei und der
Wicküler-Küpper Brauerei selbst fand sein Ende darin, dass die
Wicküler-Küpper Brauerei kein Kölsch mehr von Sion bezog, sondern in der
Alteburger Straße in Köln-Bayenthal eine Brauerei errichtete. Von nun an kam
Küppers Kölsch aus Köln, somit war der Klage die Grundlage entzogen. Unter
dem Motto „wie du mir, so ich dir“ drehte Wicküler-Küpper daraufhin den
Spieß um und verklagte selber eine Reihe von Brauereien, welche nach Meinung
der Wicküler-Küpper Brauerei den Begriff „Kölsch“ zu Unrecht führten.
Im Jahr 1965 wurde das Nebengebäude Am Hof 14 erworben und
die Restauration entsprechend erweitert. Das Haus Am Hof 14, genannt „Zur
Glocke“, erbaut im Jahr 1693 und mit einem repräsentativen Staffelgiebel
versehen, beherbergte zuvor verschiedene bekannte Weinlokale.
Ab dem Jahr 1968 wurde neben der Adresse Am Hof 12-14 auch
Hohenstaufenring 25-27 angegeben. Der Hintergrund ist nicht ganz klar,
vermutlich wurde dort ein Brauereiausschank eröffnet
Im Jahr 1969 wurde auch in der Brauerei Früh, wie bei vielen
anderen Kölner Brauereien schon zuvor, Kölsch in Flaschen abgefüllt. Dies
erschloss ein weiteres Marktsegment, den Biertrinker, der zu Hause sein Bier
genießen wollte. Dies führte zu einer weiteren Absatzsteigerung und im Jahr
1976 wurde erstmals die Marke von 100.000 hl jährlich übertroffen. Dies ist
umso beachtlicher, da im Jahr 1971 der Jahresausstoß nur 24.000 hl betragen
hatte. Im Jahr 1979 wurde das Brauhaus „Früh im Veedel“ in der Kölner
Südstadt, am Chlodwigplatz 28, eröffnet. Bis zur Übernahme durch die
Brauerei Früh war dort seit dem Bau des Hauses im Jahr 1886 die Brennerei
Anton Hermann ansässig gewesen.
Im Jahr 1979 wurde erstmals Früh Kölsch in Dosen angeboten,
ein weiterer Faktor zur Steigerung des Absatzes. Der Erfolg war Fluch und
Segen zugleich, die in der Enge der Kölner Altstadt gelegene Brauerei ohne
Möglichkeit zur Expansion hatte ihre Kapazitätsgrenzen längst überschritten.
Konsequent und durchaus mutig entschloss sich die
Doppelspitze aus Eduard Rolff und Hermann R. Müller für das Wagnis des Baus
einer neuen Brauerei auf der grünen Wiese. In den Jahren 1985 bis 1987 wurde
in Feldkassel, am Rande von Köln, eine moderne Brauerei mit viel Platz und
großer Braukapazität errichtet [1]. Im Jahr 1987 wurde der erste Sud in der
neuen Brauerei gebraut.
Der Bau einer neuen Brauerei ist insoweit immer auch ein
Risiko, weil der Geschmack des Bieres auch von der konkreten
Braueinrichtung abhängt. Für Früh war das kein Problem, das Kölsch aus Feldkassel fand den gleichen Anklang wie das
frühere Kölsch aus der Altstadt.
Der Erfolg ging immer weiter, einen weiteren Beitrag dazu
leistete auch das im Jahr 1987 eingeführte 5 Liter Party-Fass
(W004) [unbekannt]
Anzeige aus dem Jahr 1966
(W101) [9]
Anzeige im Branchenverzeichnis des Jahrs 1973
>
(F003) [35]
Foto des Brauhaus Früh, vermutlich aus den 1960er Jahren
(PK024) [39, Sammlung Ippen]
Brauereipostkarte, gelaufen im Jahr 1960
>
(PK013) [unbekannt]
Postkarte des Innenraums der Restauration, gelaufen 1967
Die letzten 30 Jahre und die aktuelle Lage (1988-dato)
Den freigewordenen Platz Am Hof 12 nutze die Brauerei zur
Erweiterung der Restauration. Auch die freigewordenen Gewölbekeller, die
zuvor als Gär- und Lagerräume gedient hatten, wurden bis zum Jahr 1998 zu
Gasträumen umgewidmet.
Im Jahr 1999 löste Alexander Rollf seinen Vater Eduard Rollf
an der Doppelspitze ab, mittlerweile in fünfter Generation.
Im Jahr 2001 wurde mit 450.000 hl Jahresproduktion der
absolute Höchststand erreicht, danach sank der Absatz wieder etwas und
pendelte sich bei ca. 400.000 hl ein. Die neue Brauerei in Feldkassel wurde
immer wieder erweitert, zuletzt im Jahr 2005 um eine zweite
Flaschenabfülllinie.
Auch das Stammhaus Am Hof wurde erweitert. Die Brauerei Früh
erwarb 2 weitere benachbarte Gebäude, so dass mittlerweile der ganze
Straßenzug bis zur Sporergasse (Am Hof 12-18) im Besitz der Brauerei war. Im
Jahr 2005 wurde Am Hof 18 ein Hotel mit Restaurant, das „Eden Hotel Früh“
eröffnet.
Im Jahr 2007 fand auch im zweiten Zweig der Geschäftsführung
ein Generationenwechsel statt, Philipp Müller löste seinen Vater Hermann
Müller ab. Die Brauerei wird weiterhin in Privatbesitz geführt von den
Nachfahren Peter Josef Frühs, bzw. jeweils einem Vertreter der
Familienzweige seiner beiden Töchter Netty und Christel.
Im Jahr 2009 wurde auch die traditionsreiche Kneipe „em Golde
Kappes“ in Nippes erworben, aufwendig restauriert und als Brauereiausschank
der Brauerei Früh wiedereröffnet.
Auch die Produktpalette wurde erweitert. Im Programm sind
neben Früh Kölsch noch Früh Kölsch alkoholfrei, Früh Natur-Radler und Früh
Sport Fassbrause (für welche Lukas Podolski als Werbeträger gewonnen wurde).
Nicht mehr im Programm ist Früh Malz, welches es nur in den 1960/70er Jahren
gab.
Im Jahr 2019 kündigte das „Haus Kölscher Brautradition“
(Tradition? Radeberger Gruppe mit den Marken Sion, Gilden, Sester, Küppers,
Peters und Dom) an, seine Brauerei in Köln Mülheim, die Bergische
Löwenbrauerei deren Historie bis ins Jahr 1869 zurückreicht , zu
schließen und die Produktion als Lohnsud, die Abfüllung und die Logistik in
die Hände der Früh-Brauerei zu geben. Die konkurrierenden Marken sollen allerdings
eigenständig bleiben und vermarktet werden. Im Jahr 2021 wurde der letzte
Teil in die Früh-Brauerei in Feldkassel verlagert und die Grundstücke in
Mülheim verkauft.
Aktuell bieten die verschiedenen Restaurationen der Brauerei
Früh insgesamt
1.400 Sitzplätze, die Früh-Restauration ist damit eine der größten
Restaurationen Deutschlands überhaupt. Weiter wird Früh-Kölsch in ca. 300
Kneipen und Restaurants in Köln und Umgebung ausgeschenkt, bundesweit in ca. 3.500
Gastronomiebetrieben. Dennoch liegt der Fassbieranteil nur bei ca. 30%, was
zeigt, wie beliebt Früh Kölsch bei Konsumenten außerhalb der Restaurationen
ist. Zudem wird Früh Kölsch auch in über 30 Länder exportiert [1].
Bei einem geschätzten Jahresumsatz von ca. 50 Mio. Euro
(Lohnsud nicht enthalten) werden ungefähr 400 Mitarbeiter beschäftigt, ca.
90 davon in der Brauerei in Feldkassel.
(F011) [17]
Das ganze Früh-Ensemble auf einen Blick.
Von links nach rechts: Eden Hotel Früh am Dom, Feinkosttheke, Am Hof 14, Am
Hof 12. Davor der Heinzelmännchen-Brunnen. Foto aus dem Jahr 2009
(F013) [17]
Am Hof 14 (ehemalige Weinhaus "Zur Glocke") und Am Hof 12 (Brauhaus Früh).
Foto aus dem Jahr 2009
(F019) [17]
Portal des Brauhauses Am Hof 12. Foto aus dem Jahr 1909
(F012) [17]
Portal des ehemaligen Haus "Zur Glocke" Am Hof 14. Foto aus dem Jahr 2009
Übersicht der Firmierungen
Zeitraum
Firmierung
Anmerkung
1904-1912
Brauerei "P. Josef Früh"
Am Hof 12
1912-1943
"Cölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier, P. Josef
Früh“
1943-dato
"Cölner Hofbräu P. Josef Früh“
Die Gesellschaftsform ist mittlerweile eine KG
Anmerkungen
•
Der Name „Hofbräu“ war ein genialer Marketing-Schachzug,
der mit einer Umfirmierung im Jahr 1912 einherging. „Kölner Hofbräu“
suggeriert, dass Früh ein Hoflieferant wäre, ein besonderes Prädikat,
aber welcher Hof in Köln wäre zu beliefern? Abgeleitet ist der Name
einfach von der Straße „Am Hof“, in der sich die Brauerei befand.
Immerhin hat diese Straße etwas mit „Hofstand“ zu tun, denn ihr Name ist
von dem früher in nördlicher Richtung gelegenen erzbischöflichen Hof und
dem Hofgericht samt Gefängnis abgeleitet [9].
•
Außer Früh Kölsch wurden als Lohnsud auch Alt Kölsch,
Sion Kölsch und 1962-1963 Küppers Kölsch gebraut. Allerdings wurde Früh
Kölsch selbst auch einmal als Lohnsud bei Dom in Auftrag gegeben.
•
Früh war 1998 Markführer und ist im Jahr 2022 hinter
Reissdorf und Gaffel die Nummer 3 unter den Kölner Brauereien. Den
Lohnsud für das „Haus Kölscher Brautradition“ nicht mitgerechnet
•
Im Jahr 1991 war Früh die erste Brauerei, die alkoholfreies
Kölsch auf den Markt brachte.
•
Früh ist seit Beginn ein familiengeführtes Unternehmen.
Der Name Früh ging verloren, da Töchter in der damaligen Zeit immer den
Familiennamen des Mannes übernahmen. Seit 2006 wird das Unternehmen von
der Doppelspitze Philipp Müller und Alexander Rolff geführt, davor waren
es jeweils die Väter Hermann Müller und Eduard Rolff. Pikanter Weise hat
Philipp Müller seine Brauereilehre in der Alt-Bierbrauerei Diebels in
Düsseldorf absolviert.
•
Es gibt einige verwandtschaftliche Beziehungen zu
anderen Brauereien. Hubertus Brauerei (Gereons Kölsch): Beide Töchter des
Firmengründers Peter Josef Früh heirateten in die Immendorfsche
Braudynastie ein. Netty Früh heiratete den Brauer Jakob Immendorf
(1885-1966), Christel Früh dessen Bruder Peter Josef Immendorf
(1888-1958). Jakob Immendorf führte die Schmitzsche Brauerei aus der die
Union-Brauerei und später die Hubertus-Brauerei hervorging. Sünner-Brauerei: Die Chefin von Sünner, Ingrid Müller-Sünner, ist
die Mutter von Phillip Müller, einem der beiden Gesellschafter von Früh.
Im Jahr 2008 gab es familiären Krach, da Sünner die Billigmarke
Traugott-Simon als Lohnsud produzierte, deren Etikett starke Ähnlichkeit
mit dem Etikett von Früh aufwies.
•
Kurz nach der Jahrhundertwende lies Peter Josef Früh ein
Grabmal auf dem Kölner Melaten Friedhof errichten. Das im Jugendstil
ausgeführte Grabmal ist heute noch erhalten
•
Peter Josef Früh war auch erfinderisch, bekannt sind 2 Gebrauchsmustereinträge [25].
Beim ersten Gebrauchsmuster ging es um einen "Schornstein mit Niederschlagsvorrichtung für Rauchverunreinigen im Inneren" und beim zweiten Gebrauchsmuster handelte es sich um
"den Vorläufer der Spülmaschine", einer Vorrichtung zum Spülen von Gläser mittels rotierender Bürsten.
•
Das Brauhaus „Früh am Dom“ ist Deutschlands zweitgrößter
Gastronomiebetrieb. Über 4 Etagen werden dort täglich 5.000 Liter Früh
Kölsch ausgeschenkt. Mit insgesamt 5 Küchen können 1.400 Gäste können
von 80 Köbessen gleichzeitig beköstigt werden, ca. 5.000 sind es pro
Tag. Im Jahr wird das Brauhaus von ca. 2,5 Millionen Besuchern
frequentiert. Obwohl es Stimmen gibt, die „Früh am Dom“ als
Touristenfalle bezeichnen (es ist ja kein Wunder, dass sich bei der Nähe
zum Hauptbahnhof und zum Dom viele Touristen einfinden), sind 70% der
Besucher Kölner.
•
In den 1960er Jahren lies sich Früh bereits die
Warenzeichen „Früh – Echt Kölsch“ und „FRÜH’S URKÖLSCH“ eintragen (das
„Urkölsch“ jemals benutzt wurde ist nicht bekannt). Ebenfalls lies man
sich die Slogans „Früh’s Pitter ab 10 Liter“ und „Es ist nie zu spät für
ein FRÜH Kölsch“ schützen.
•
Drink and Drive ??? Die Zeiten ändern sich. Auf einem
Früh-Bierdeckel (vermutlich aus den frühen siebziger Jahren) ist
folgendes wortwörtlich abgedruckt: “...Wie steht es um die Promille? Auch
Autofahrer brauchen auf ihr Bier nicht zu verzichten. Es enthält nämlich
nur etwa 4% Alkohol. Wer vier Glas trinkt (je 1/4l), bleibt mit ca. 0,4
Promille* weit unter der Grenze für die absolute Fahruntüchtigkeit. *
Gemächliches Trinken, Gesundheit und normales Körpergewicht
vorausgesetzt...“.
•
Früh hat niemals, im Gegensatz zu dem meisten anderen
Kölner Brauereien, eine andere Sorte Bier als Kölsch gebraut (Malzbier
nicht mitgezählt). Dies ist umso bemerkenswerter, weil Früh nahe am
Bahnhof liegt und viele der Gäste nicht aus Köln kamen. Und insbesondere
vor dem 2ten Weltkrieg hatte Kölsch selbst in Köln nur um die 6%%
Marktanteil und war als "nicht so fein" wie Export oder Pils angesehen.
•
Küppers Kölsch von Früh? Aber ja! 1962 wurde von der
Wicküler-Küpper-Brauerei aus Wuppertal in Köln das Küppers Kölsch
eingeführt. Da man noch keine eigene Braustätte in Köln hatte ließ man
Küppers Kölsch bis 1964 als Lohnsud bei Früh brauen. Per Tankwagen ging
es dann zurück nach Wuppertal wo es in Flaschen abgefüllt wurde. Dann
wieder zurück nach Köln in den Verkauf. Auf den Etiketten stand
"Brauerei-Abfüllung der Wicküler-Küpper-Brauerei a.G., Wuppertal". Dies
gefiel wiederum der Gaffel Brauerei nicht und so kam es zum ersten
Kölsch-Prozess.
•
Schon im Jahr 2012 wurde Früh Kölsch in folgende Länder
exportiert: Amerika, Russland, Brasilien, Malaysia, Südkorea,
Indonesien, Hongkong und Singapur. Mittlerweile sind es über 30 Länder
•
Das Bundeskartellamt verhängte am 2. April 2014 gegen
die Cölner Hofbräu Früh sowie gegen weitere Brauereien in Deutschland
(viele Große waren dabei, aber auch Gaffel und Zunft) und den Verband
Rheinisch-Westfälischer Brauereien e. V. Geldbußen wegen verbotener
Preisabsprachen bei Bier in Höhe von insgesamt 231,2 Millionen Euro.
•
Im März 2019 kündigte Früh eine Kooperation mit der
Firma Haus Kölscher Brautradition GmbH an. Das Tochterunternehmen der
Radeberger Gruppe lässt ab 2020 alle Flaschenbiere und ab 2021 alle
Fassbiere der Marken Sion, Gilden, Peters, Dom, Sester und Küppers
Kölsch in der Feldkasseler Braustätte von Früh produzieren. Dies kommt
einem Erdbeben auf dem Kölner Biermarkt gleich, zumal hiermit die
Schließung der Traditionsbrauerei in Köln-Mülheim (ehemalige Bergische
Löwenbrauerei) verbunden ist. Das zwei harte Konkurrenten so
zusammenarbeiten ist vermutlich dem Kostendruck geschuldet. Für
Radeberger ist wohl die Braustätte in Mülheim zu unrentabel und man
scheut Investitionen und Früh hat in Feldkassel ungenutzte Kapazitäten
frei.
•
Im Jahr 2022 bringt Früh in Kooperation mit der
Schottischen Brauerei BrewDog das "King Kölsch" auf den Markt. Gaffel
hatte es ein Jahr zuvor mit der Kooperation mit Mikeller (Viking Kölsch)
vorgemacht und Früh meinte wohl, es nachmachen zu müssen.
•
Außer den unten aufgeführten Bierdeckeln sind keinerlei
Vorkriegs-Brauereiwerbemittel wie Gläser oder Krüge bekannt.
Brauereiwerbemittel
Bierdeckel
(D031) [unbekannt]
Vorkriegs-Bierdeckel (um 1935) mit Rückseitigem Spruch in rot
(D032/D033) [unbekannt]
Grüne und blaue Rückseitenvariante von D031
Quellenverzeichnis
1
www.frueh.de (Homepage von Früh)
2
„Köln“ aus der Reihe Deutschlands Städtebau, Verlag DARI
(Deutscher Architektur- und Industrie-Verlag) Berlin-Halensee, 1926
3
„Der Bierbrauer vom Dom“, Film von Peter Scharf aus der
WDR-Reihe "Dynastien aus NRW", 2008
4
„Frisches Kölsch für Singapur“, Artikel im Kölner
Stadt-Anzeiger vom 17.11.2012
5
Thomann, Björn, Peter Josef Früh, in: Internetportal
Rheinische Geschichte, abgerufen unter: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/peter-josef-frueh/DE-2086/lido/57c6c132d88ff4.49572460
(abgerufen am 16.11.2019)
6
"Kölner Kneipen im Wandel der Zeit (1846 bis 1921), Lambert
Macherey, 1921, Selbstverlag
7
"Echo der Gegenwart", Ausgaben 08.05.1886, 14.02.1911,
08.01.1913
"Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka,
Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von
Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009