Unternehmensgeschichte des Cölner Hofbräu P. Josef Früh
Am Hof 12
 
 
 

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Unternehmensgeschichte
Übersicht                              
Peter Josef Früh
Die Brauerei „P. Josef Früh“ (1904-1912)
Die Brauerei „Cölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier, P. Josef Früh“ (1912-1915)
Das andere „Kölner Hofbräu“
Die Brauerei unter Führung Witwe Peter Josef Früh (1915-1928)
Die Brauerei unter Führung von Engelbert Rochels (1928-1945)
Der Wiederaufbau und die Nachkriegsjahre (1945-1961)
Der Wandel von der Hausbrauerei zur mittelständischen Brauerei (1961-1988)
Die letzten 30 Jahre und die aktuelle Lage (1988-dato)
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen
Brauereiwerbemittel
Bierdeckel                                             
Quellen
Quellenverzeichnis                                             

Übersicht
Peter Josef Früh gründete im Jahr 1904 seine Brauerei in Köln in der Straße Am Hof 12, welche heute noch seinen Namen trägt und mittlerweile, neben der Gaffel Brauerei und der Reissdorf Brauerei , eine der 3 großen Kölner Brauereien ist.
Lange Zeit war das „Früh“ nur eine von vielen kleinen Hausbrauereien in Köln, bis in den 1960er Jahren die Expansion begann. Der Ausbau der Gastronomie, gutes Marketing und die direkte Lage an Dom und Hauptbahnhof beschleunigten den Aufstieg. Lag die Produktion zu Anfang der 1960er Jahr nur bei ca. 25.000 hl jährlich, so wurde im Jahr 1976 die 100.000 hl Marke übertroffen und im Jahr 1998 sogar die 400.000 hl Marke.
In den 1990er Jahren wurde in Feldkassel am Rande Köln eine moderne Brauerei errichtet, die frei gewordenen Räumlichkeiten, neben hinzu erworbenen Nachbarhäusern, dienten zur Erweiterung der Gastronomie.
Das „Cölner Hofbräu P. Josef Früh“, wie die Brauerei offiziell seit dem Jahr 1912 heißt, ist immer noch in Familienbesitz, wobei der Name „Früh“, Peter Josef Früh hatte nur 2 Töchter welche jeweils den Namen ihres Mannes annahmen, leider verloren gegangen ist.

Peter Josef Früh
Peter Josef Früh, geboren am 27. Januar 1862, stammte aus einer Brühler Brauer-Familie. Sein Vater, Matthias Früh, betrieb in den 1860er und 1870er Jahren eine Brauerei in Brühl, welche „Vor dem Uhltor“ genannt wurde und in der Kölnstraße 44 lag. Laut [11] betrieb Matthias Früh die Brauerei in den Jahren 1865 bis 1876. Aus dieser Brauerei soll dann die spätere Schlossbrauerei entstanden sein . Ganz gesichert ist dies aber nicht.
Peter Joseph Früh war das Älteste von 16 Geschwistern von Matthias Früh und seiner Frau Maria Sybilla Früh geb. Harff.
Ersten geschäftlichen Erfolgen von Matthias Früh folgte Anfang der 1870er Jahre der Niedergang seiner Brauerei, welche als Konsequenz versteigert wurde. Ein weiterer Schicksalsschlag war der unerwartete Tod seiner Frau im Jahr 1882 im Alter von nur 45 Jahren. Matthias Früh konnte diese Schicksalsschläge, insbesondere den Tod seiner Frau, nicht überwinden und beging im Jahr 1885 Selbstmord.
Die erste bekannte Information über Peter Josef Früh stammt aus dem Jahr 1888. Am 26. Mai 1888 heiratete Peter Josef Früh die aus Pingsdorf (Heute ein Stadtteil von Brühl) stammende Maria Gertrud („Traudchen“) Koenen. Für Peter Josef Früh wird als Wohnsitz Köln-Müngersdorf angegeben. Der Eintrag „Früh Peter Josef, Braumeister, Müngersdorf, Aachenerstraße 28“ im Kölner Adressbuch des Jahres 1890 [9] gibt Aufschluss. Die Aachenerstraße 28, ab dem Jahr 1891 Aachenerstraße 748-750, war die Adresse der Brauerei von Carl Schmitz in Müngersdorf. Das Bindeglied zwischen Peter Josef Früh und der Brauerei von Carl Schmitz war vermutlich Peter Josef Frühs Tante Adelheit Immendorf geb. Früh. Diese war im Jahr 1888 Witwe geworden und führte zu dieser Zeit die Brauerei ihres verstorbenen Mannes als „Brauerei Jacob Immendorf Wwe“ in Zündorf weiter .
Vermutlich gab es zu dieser Zeit schon enge Kontakte zwischen der Immendorf'schen Brauerei und der Brauerei von Carl Schmitz, welche sich im Jahr 1922 gemeinsam mit der „Karthäuser-Brauerei Gebr. Balchem“ zur „Kölner Union Brauerei“ zusammenschlossen.
In den Jahren 1890 und 1892 kamen die Töchter Netty (eigentlich Maria Sibylla Katharina) und Christel (eigentlich Maria Anna Christina) zur Welt, männliche Nachkommen hatte Peter Josef Früh nicht.
Peter Joseph Früh arbeitete bis ins Jahr 1894 als Braumeister in der Schmitz’chen Brauerei, bevor er sich entschloss, seine eigene Brauerei zu gründen. Hierfür erwarb er ein bestehendes Gebäude in der Apostelnstraße 19, welches bis dahin ein reines Wohngebäude gewesen war. Ende des Jahres 1894 begann die Errichtung der Brauerei, die Eröffnung der Brauerei verzögerte sich aber mehrfach. Die Errichtung und der Betrieb des notwendigen Dampfkessels war zwar genehmigt worden, die notwendige Ausschankkonzession für die geplante Restauration wurde aber mehrfach mit der Begründung des „fehlenden Bedarfs“ verweigert [5].
Als die Brauerei dann im Jahr 1895 eröffnet wurde zeigte sich, dass es den entsprechenden Bedarf gab. Das Aposteln-Bräu wurde schnell zu einem der beliebtesten Kölner Brauhäuser und aus Peter Josef Früh wurde ein wohlhabender Mann.
Bereits 1898, d.h. nur 3 Jahre nach der Gründung des Aposteln-Bräu, verkaufte Peter Josef Früh die florierende Hausbrauerei an Heinrich Baedorf. Die Hintergründe hierfür sind nicht ganz klar, da die Brauerei zu dieser Zeit hervorragend lief.
Allerdings nahm sich Peter Josef Früh keine Auszeit wie oft kolportiert wird. Im Jahr 1899 erwarb er ein Moltkestraße 80 in Köln ein neu gebautes Haus und zog dorthin. In diesem Jahr wird er im Adressbucheintrag als „Rentner“ bezeichnet, was aber nicht stimmt. Bereits am 10. Juni des Jahre 1899 gründete er mit seinem Schwager Paul Koenen in Brühl das „Dampfzielgelwerk Brühl Koenen & Früh“.
[12, 10.06.1899] „…In das hiesige Gesellschafts-Register ist heute unter Nr. 4589 eingetragen worden die Handels-Gesellschaft unter der Firma „Dampfziegelwerk Brühl Koenen& Früh“, welche ihren Sitz in Brühl und mit dem 1. April 1899 begonnen hat. Die Gesellschafter sind:
1. Paul Koenen, Pingsdorf bei Brühl
2. Peter Joseph Früh, Ziegelfabricant und Kaufmann, in Köln wohnhaft.
Köln, den 9. Juni 1899. Königliches Amtsgericht, Abth. 26.
 
Die wiederum passt zu den Adressbucheinträgen der Jahre 1900 bis 1902, in dem er als Betreiber einer Ziegelei in Brühl aufgeführt wird.
Im Jahr 1902 war dann mit der Ziegelei wieder Schluss. Es zog ihn wohl zurück in das gelernte Brauer-Metier und er entschloss sich wieder eine eigene Brauerei zu gründen. Hierfür ersteigerte er im November 1902 auf einer von der Erbengemeinschaft Horn durchgeführten Versteigerung das Haus Am Hof 12.
[12, 11.10.1902] „…Versteigerung des Hauses Am Hof Nr. 12, Köln. In Teilungssachen der Erben des Restaurateurs J. L. Horn wird der Unterzeichnete am Donnerstag den 13. November 1902, nachmittags 4 Uhr, im Restaurant Comp, Neumarkt 16 hierselbst, das zu Köln am Hof gelegene Wohnhaus Nr. 12, katastriert in Flur 31 Nr. 440, mit 5a 7qm Fläche, geschätzt zu 310 000 Mk., meistbietend versteigern. Die Besitzung mit großen und hohen Kellerräumen eignet sich bei ihrer vorzüglichen Lage in der Nähe des Domes, des Hauptbahnhofes und der Hohestraße sowohl zu einem Hotel-Restaurant, als auch zu jedem Engrosgeschäft. Antritt sofort. Sonstige Bedingungen zu erfahren bei Justizrath Fröhlich, Notar, Köln, Richmodstr. 4…“
 
 
(F022) [unbekannt]
Peter Josef Früh
(F020) [38]
Peter Josef Früh
                                                                                
(F021) [38]
Familie Früh bestehend aus Peter Josef Früh, den Töchtern Netty und Christel sowie Peter Josef Früh's Frau Gertrud Früh geb. Koenen
 
            
(W019) [12, 26.05.1888]
Hochzeitsanzeige von Josef Früh (ohne Peter) und Traudchen (Gertrud) Koenen aus dem Jahr 1888
(W098) [12, 10.06.1899]
Handelsregister-Eintrag der Firma "Dampfziegelwerk Brühl, Koenen & FrüH", welche Peter Josef Früh im Jahr 1899 gemeinsam mit seinem Schwager Paul Koenen gründete
(W058) [31, 24.09.1901]
Schon im Jahr 1901 stand das Haus Am Hof 12 zu vermieten oder zu verkaufen
(W080)
Die Erben Horn wollten die Erbschaft aufteilen und aus diesem Grund wurde das Haus Am Hof 12 im November 1912 meistbietend versteigert. Meistbietender war Peter Josef Früh
(STA)
Stammbaum der Familie Früh (unvollständig, Hilfe erbeten) 

Die Brauerei „P. Josef Früh“ (1904-1912)
Nach der Ersteigerung des Hauses Am Hof 12 ließ Peter Josef Früh die bestehenden Gebäude abreißen und erbaute dort eine neue Restauration. Die Ausgestaltung des großen Gastraumes im Erdgeschoss wurde vom bekannten Kölner Bildhauer Georg Grassegger ausgeführt [5], die Familie Früh selbst wohnte im ersten Stock. Für die Brauerei selbst errichtete er im rückwärtigen, bis dahin unbebauten Teil des Grundstücks, ein weiteres Gebäude.
Bekannt ist, dass in den 1830er Jahren im Haus Am Hof 12 einmal der Kölner Oberbürgermeister Adolph Steinerberger gewohnt hatte [8]. Brauereien hatte es vorher Am Hof 12 nicht gegeben, wohl aber seit dem Jahr 1869 durchgehend Restaurationen unter verschiedener Führung [9]. In den Jahren 1869 bis 1876 wurde die Restauration von der Familie Horn geführt, von dessen Erbengemeinschaft Peter Josef Früh das Gebäude erworben hatte.
Ab dem Jahr 1876 übernahm Ludwig Kind die Restauration. Er führte Bier aus der Brüdergemeine-Brauerei aus Neuwied und warb mit dem Statement „größte Restauration Köln’s“ [12]. Ludwig Kind führte die Restauration bis ins Jahr 1885, in dem Max Gutenberger die Führung der Restauration übernahm. Max Guttenberger führte einen Bayrischen Stil ein, er nannte die Restauration „Schützenliesl“ und warb mit „Süddeutscher Bedienung“. Im Jahr 1889 übernahmen die Geschwister Stang die Führung der Restauration.
Vermutlich im Jahr 1896, gesichert für das Jahr 1898 [8] zog parallel zur Restauration das „Central-Theater“ Am Hof 12 ein. Das Gastspiel fand aber bereits im Jahr 1902 sein Ende, die Restauration der Geschwister Stang war bereits im Jahr 1901 geschlossen wurde.
Labert Macherey, welcher im Jahr 1921 einen Rückblick auf das Vorleben Am Hof 12 schrieb, fand keine guten Worte für Schützenliesl und Central-Theater:
[6] „…Unweit davon, aber aus der Bauzeit der Wende des letzten Jahrhunderts erst, liegt das Kölner Hofbräu Früh, gegenüber dem Heinzelmännchenbrunnen am Hof, das an Stelle des ehemaligen „Schützenliesel-Restaurants“ errichtet wurde. In letzterem hatte Ende der achtziger Jahre echte Süddeutsche Bedienung durch fesche Münchnerinnen Einkehr gehalten, die aber bald durch norddeutsche Animiermamsells vom Berliner Schlag ersetzt wurden. Eine Reihe solcher übler Kellnerinnenkneipen und „Animierbuden“ tat sich in kurzer Zeit auf, bis die Polizei in Köln durch ein Verbot der Kellnerinnenbedienung dem Unfug ein Ende setzte. Seitdem sind diese „Neppbuden“ fast restlos ausgestorben…“
 
D.h. es gab um 1900 in Köln, wie in vielen anderen Städten auch, ein Verbot für Frauen als Kellnerin tätig zu sein.
Ab dem Jahr 1901 stand das Haus Am Hof 12 leer und zum Verkauf, bis Peter Josef Früh das Haus Am Hof 12 im Jahr 1902 ersteigerte.
Nach Fertigstellung wurde die Brauerei bereits Mitte des Jahre 1904 in Betrieb genommen, als Gründungsdatum gilt aber der 5. November 1904, an welchem die Restauration eröffnet wurde.
[12, 05.11.1904] „…Eröffnung. Brauerei für obergär. Bier. Köln, am Hof Nr. 12. Zeige hiermit einem geehrten Publikum ergebenst an, daß ich heute Samstag den 5. November 1904 abends 6 Uhr den Wirtschaftsbetrieb meiner neuerbauten Bierbrauerei eröffnen werde und bitte um gütigen Zuspruch. Hochachtungsvoll P. J. Früh…“
 
Als weiteres Mitglied der Familie war auch Franz Josef Außem als Geschäftsführer der Restauration tätig [9]. Franz Josef Außem war ein Vetter von Peter Josef Früh, verheiratet mit dessen Schwester Adele. Beide wohnten auch Am Hof 12. Allerdings verstarb Franz Josef Außem völlig unerwartet im Mai 1906 im Alter von 47 Jahren.
In Handelsregister eingetragen wurde die Brauerei erst im Jahr 1907, der Grund hierfür ist unklar.
[12, 20.09.1907] „…In das Handelsregister ist am 17. September 1907 eingetragen: I. Abteilung A. Nr. 4422 die Firma: "P. Josef Früh", Cöln, und als Inhaber Peter Josef Früh, Bierbrauereibesitzer, Cöln…“
 
Peter Josef Früh’s Tante Adelheit hatte ja bereits in die Brauerfamilie Immendorf eingeheiratet und Peter Josef Früh’s Töchter taten es ihr gleich. Im Jahr 1911 heiratete Netty Früh den Brauer Jakob Immendorf und 2 Jahre später, im Jahr 1913, heiratete Christel Früh dessen Bruder Peter Josef Immendorf.
(F010) [36]
Zeichnung der Straße Am Hof um 1840. Gut zu erkennen an den Stufengiebeln das Weinhaus zur Glocke, rechts daneben das Haus Nr. 12, zu dieser Zeit noch als Wohnhaus genutzt
(F005R) [36]
Am Hof 12-18, ganz rechts das Central-Theater, daneben das Weinhaus zur Glocke, dann die Weingroßhandlung Schotz und ganz links das Hotel Reichshof. Um 1900 
(F004) [35]
Am Hof 12-16, ganz rechts das Central-Theater, daneben das Weinhaus zur Glocke und ganz links die Weingroßhandlung Schotz. Um 1900  
 
(F017) [20]
Foto Am Hof 12-18 mit Heinzelmännchen-Brunnen im Vordergrund um 1902
(F004) [35]
Am Hof 12-16, ganz rechts die Brauerei Früh, daneben das Weinhaus zur Glocke und ganz links das Wein-Restaurant von Heinrich Klein. Um 1910
(F006) [35]
Foto des Heinzelmännchen-Brunnens, im Hintergrund das Brauhaus Früh. Um 1910 
                             
 
Vor Gründung der Brauerei Am Hof 12 durch Peter Josef Früh im Jahr 1904 waren dort bereits verschiedenste Restaurationen und das Central-Theater ansässig gewesen.
(078) [12, 12.12.1869]
Eröffnungsanzeige der Restauration von Johann Leonhard Horn, welche Am Hof 12 in den Jahren 1869 bis 1876 ansässig war. Die Anzeige berichtet von einem Neubau, zuvor waren Am Hof 12 nur Wohnungen
(W103) [9]
Werbung der Restauration Horn aus dem Jahr 1874
(051) [12, 01.07.1876]
Anzeige von Ludwig Kind, welcher die bestehende Gaststätte Horn im Jahr 1876 übernahm

 

(052) {10.02.1877]
In einer Anzeige aus dem Jahr 1877 warb Ludwig Kind mit dem Slogan "größte Restauration Köln's"

 

(W055) [30, 22.09.1881]
Mittlerweile gab es in der Restauration von Ludwig Kind statt Bier von der Brüdergemeine aus Neuwied wie zuvor Bier aus der Brauerei zum Münchener Kind'l

 

(W057) [31, 25.04.1886]
Das mittlerweile in "Schützenlies'l" umbenannte Restauration Am Hof 12 wurde jetzt von M. Guttenberger geführt und warb mit süddeutscher Bedienung. Anzeige aus dem Jahr 1886

 

(W059) [22, 09.11.1901]
Vermutlich ab 1896 zog das Zentraltheater parallel zu bestehenden Restauration in das Haus Am Hof 12 ein, wurde aber im Jahr 1902 bereits wieder geschlossen. Anzeige aus dem Jahr 1901
 
Peter Josef Früh gründete sein Brauhaus Am Hof erst im Jahr 1904, war aber sehr bemüht seine Restauration im Stile einer alt-kölnischen Restauration zu gestalten. Aus diesem Grund beauftrage er den renommierten Kölner Bildhauer Georg Grassegger mit dem Innenausbau. Auf das Ergebnis war er sehr stolz (es kam auch gut bei seinen Gästen an), so dass sich auf den von der Brauerei herausgegebenen Postkarten ausschließlich die Innenräume oder Gestaltungsdetails zu sehen sind. Ein weiterer Grund hierfür mag sein, dass das der rechte Teil der Fassade des Brauhaus kaum zu sehen ist, da das Brauhaus "eingezwängt" in der in diesem Bereich engen Straße Am Hof lag und so die ganze Fassade perspektivisch nur schräg von der Seite her zu sehen ist.
(PK001)
Brauereipostkarte, gelaufen  1906
(PK002)
Brauereipostkarte, gelaufen 1906
(PK007)
Brauereipostkarte, gelaufen 1910 
(PK012) [Sammlung Hildner]
Brauereipostkarte
 
(PK016) [39, Sammlung Ippen]
Brauereipostkarte , gelaufen 1916
(PK004)
Brauereipostkarte, gelaufen  1912
(W034) [8, 06.08.1904]
Treber zu verkaufen. Die Brauerei war bereits im August 1904 in Betrieb, die Restauration wurde erst im November 1904 eröffnet
 
(W061) [8, 02.08.1904]
Verheirateter Brauer gesucht. Anzeige ebenfalls noch vor der Eröffnung der Restauration im November 1904
 
(W073) [8, 25.11.1904]
Zum Betrieb eines Dampfkessels war eine Konzession notwendig, da es viele Unfälle mit den Kesseln gab. Da macht auch ein eigener Kesselwärter sinn
(W036) [19.11.1904]
Anzeige zur Eröffnung der Restauration Am Hof 12 durch Peter Josef Früh im November 1904
 
(W035) [12, 05.11.1904]
Weitere Anzeige zur Eröffnung der Restauration
(W065) [8, 18.08.1910]
Spüljunge zum maschinellen Spülen der Biergläser gesucht. Für die maschinelle Reinigung hatte P.J. Früh eine Apparatur mit rotierenden Bürsten entwickelt, die er auch als Gebrauchsmuster schützen lies
 
(W062) [8, 01.01.1905]
Die erste Anzeige mit Neujahrsgrüßen zum Jahr 1905, die in Folge jährlich erschien 
 
(W037) [8, 31.12.1905]
Grüße zum neuen Jahr 1905 
(W020) [8, 01.01.1908]
Grüße zum neuen Jahr 1908 
(W011) [8, 01.01.1909]
Grüße zum neuen Jahr 1909
(W012) [01.01.1910]
Grüße zum neuen Jahr 1910
 
(W005) [8, 01.01.1911]
Grüße zum neuen Jahr 1911 
(W024) [8, 01.01.1912]
Grüße zum neuen Jahr 1912 
(W023) [8, 31.12.1911]
Grüße zum neuen Jahr 1912
(W038) [20.05.1906]
Todesanzeige von Franz Josef Aussem, einem Schwager von P.J. Früh, welcher als Geschäftsführer der Restauration tätig war
(W039) [8, 20.05.1906]
Weitere Todesanzeigen von P.J. Früh und der Belegschaft der Brauerei
(W021) [8. 08.05.1910]
Verlobungsanzeige von Netty Früh und Jacob Immendorf aus dem Jahr 1910 
(W022) [12. 08.05.1911]
Verlobungsanzeige von Christel Früh und Peter Immendorf aus dem Jahr 1911  

Die Brauerei „Cölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier, P. Josef Früh“ (1912-1915)
Im Jahr 1912, wohl um dem Namen der Brauerei mehr Zugkraft zu verleihen, firmierte Peter Josef Früh die Brauerei in „Cölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier, P. Josef Früh“ um.
[12, 29.10.1912] „…In das Handelsregister ist am 25. Oktober 1912 eingetragen: Abteilung A. Nr. 4422 bei der Firma: P. Josef Früh Cöln. Die Firma ist geändert in: "Cölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier, P. Josef Früh"…“
 
Ein Firmenname mit „Cöln“ und „Hofbräu“ war einfach zugkräftiger als ein einfacher Eigenname und sollte wohl auch mehr Reisende des nahen Kölner Hauptbahnhofs in die Restauration locken. „Hofbräu“ leitete sich von der Straße „Am Hof“ ab, in der die Brauerei lag (die Straße selbst war benannt nach dem erzbischöflichen Hof, der in früherer Zeit dort gelegen hatte).
Im März 1913 verstarb Peter Josef’s Schwester Adelheit Aussem geb. Früh, welche bis dahin im Familienbetrieb mitgearbeitet hatte.
Die Brauerei war zu dieser Zeit eine typische Hausbrauerei, die fast ausschließlich, für den Eigenbedarf, der zugegebenermaßen etwas größeren Restauration, braute. Außer regelmäßigen Neujahrsgrüßen in der Kölner Presse wurde so gut wie keine weitere Werbung gemacht.
Am 22. Oktober 1915 verstarb Peter Josef Früh völlig unerwartet bei einem Kuraufenthalt in Bad Nauheim, er hatte bei einem Konzert einen Schlaganfall erlitten. Peter Josef Früh wurde nur 53 Jahre alt.
 
(025) [8, 01.01.1913]
Grüße zum neuen Jahr 1913
(026) [12, 01.01.1914]
Grüße zum neuen Jahr 1914
 
(W027) [8, 01.01.1915]
Grüße zum neuen Jahr 1915
                 
   
(W068) [8, 02.08.1914]
Dis Fluktuation der Mitarbeiter war auch damals schon groß. Die Anzeige aus dem Jahr 1914 ist bei weitem nicht die einzige, in der Brauer gesucht werden, aber die einzige, mit der gleich mehrere Brauer gesucht werden
 
(W006) [8, 02.06.1914]
Eine der wenigen Anzeigen, die nicht zum neuen Jahr geschaltet wurden. Anzeige aus dem Jahr 1914 

                                                                             

                                                                                  
 
(W028) [8, 23.10.1915]
Todesanzeige von P. Josef Früh, welcher am 22. Oktober 1915 verstarb
(W069) [34, 23.10.1915]
Weitere Todesanzeige der Familie
(W070) [34, 23.10.1915]
Weitere Todesanzeige der Familie
                                                           
(W072) [8, 24.10.1915]
Weiter Todesanzeige von der Wolkenburg-Casino-Gesellschaft 
 
 
(W071) [8, 24.10.1915]
Weiter Todesanzeige von der Bürgergesellschaft
(W029) [8, 29.11.1915]
Anzeige der Witwe Früh zum Sechswochenamt von Peter Josef Früh
                                                                                       
(W030) [8, 22.10.1916]
Anzeige zum Jahrgedächtnis von Peter Josef Früh. Diese Anzeigen erschienen jährlich bis mindestens 1924
                        

Das andere „Kölner Hofbräu“
Peter Josef Früh war weder der Einzige noch der Erste, der den Namen „Kölner Hofbräu“ verwendete. Bereits in einer Anzeige aus dem Jahr 1890 hielt der „Cigarren-Abschnitt-Sammelverein“ seine Generalversammlung im „Kölner Hofbräu in der Komödienstraße 38“ ab.
Zu dieser Zeit betrieb ein gewisser R. Josef Euler eine Restauration in der Komödienstraße 38. Vermutlich verstarb dieser aber im gleichen Jahr, im Adressbuch des Folgejahres [9} taucht an seiner Stelle ein gewisser Herr L’Enfant als Betreiber der Restauration auf. Eine weitere Verwendung des Namens „Kölner Hofbräu“ für diese Restauration ist nicht bekannt.
Noch ein kurzer Exkurs zum Cigarren-Abschnitt-Sammelverein. So kurios der Name „Cigarren-Abschnitt-Sammelverein“, so sinnvoll waren seine karikativen Absichten. Der Verein war Weihnachten 1890 mit dem Ziel gegründet worden, arme Schulkinder ohne Unterschied der Konfession zu unterstützen, d.h. mit Kleidung und Material für die Schule zu versorgen. Dafür sammelte der Verein abgeschnittene Zigarrenenden, ließ daraus neue Zigarren herstellen und versteigerte diese für den wohltätigen Zweck. Hinzu kamen Sammlungen von zum Beispiel Stanniolpapier und Kleidungsstücken, die ebenfalls für den guten Zweck veräußert wurden [14].
Wesentlich interessanter ist aber die zweite bekannte Verwendung des Namens „Kölner Hofbräu“.
Am 15. Juni 1912, als gut 4 Monate bevor Peter Josef Früh seine Firma in „"Cölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier, P. Josef Früh" umbenannte, eröffnete Fritz Herold seine Restauration „Kölner Hofbräu“ in der Großen Budengasse 2C, nur ca. 50 Meter von Peter Josef Früh’s Brauerei Am Hof 12 entfernt. Die Eröffnung kündigte er in einer großformatigen Anzeige an:
[8, 15.06.1912] „…Eröffnung. Heute, Samstag, den 15. Juni, nachmittags 6 Uhr, eröffne ich in dem Hause Grosse Budengasse 2C, direkt an der Hohe Strasse, ein obergäriges Bierrestaurant unter dem Namen Kölner Hofbräu. Neben dem mit allem Komfort der Neuzeit eingerichteten Lokal bietet ein schöner schattiger Garten meinen verehrten Gästen einen angenehmen Aufenthalt. Für gute Küche ist bestens gesorgt. Alle meine Bekannten und Gönner sind hierdurch freundlichst eingeladen. Vereinssäle 1. Etage noch zu vergeben. Fritz Herold…“
 
Von da an schaltete Fritz Herold wöchentlich eine Anzeige, welche mit „Kölner Hofbräu“ in großen Lettern warb.
Fritz Herold war kein Unbekannter. Vor Eröffnung des „Kölner Hofbräu“ führte er seit 1910 das „Härenbräues“ in der Martinstraße, welches eine Filiale der St. Peter Brauerei war . Weiter war er schon Ende des neunzehnten Jahrhunderts Präsident mehrere Karnevalsvereine, u.a. der „Auvents-Möhne“
Auch der Kölner Presse war die Eröffnung des „Kölner Hofbräu“ eine Nachricht wert:
[8, 10.08.1912] „…Aus dem Geschäftsverkehr. Der in Köln bestens bekannte Wirt Fritz Herold eröffnete in dem Hause Gr. Budengasse 2C an der Hohestraße eine obergärige Bier=Wirtschaft unter dem Titel Kölner Hofbräu. Das der Neuzeit entsprechende Lokal bietet den Gästen angenehmen Aufenthalt. Namentlich hält der Inhaber auf gute Küche…“
 
Am 29. Oktober 1912 ließ Peter Josef Früh dann seine Firma in „Cölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier, P. Josef Früh" umbenennen. Seit diesem Tag gab es 2 Kölner Hofbräu in unmittelbarer Nähe.
Am 26. November schaltete Fritz Herold eine Anzeige, in der nicht nur „Kölner Hofbräu“, sondern „Erstes Kölner Hofbräu“ zu lesen war [8]. Er war also der Erste, aber er sollte es nicht lange bleiben. Was dann passierte, ist unklar. Auf irgendeine Weise muss Fritz Herold dazu gebracht worden sein, auf sein „Hofbräu“ zu verzichten.
Am 16. Dezember 1912 erschien wieder eine der wöchentlichen Anzeigen von Fritz Herold, im gleichen Format, mit dem gleichen Text. Der Text allerdings war nur bis auf ein Wort gleich, aus „Hofbräu“ war „Hofrestaurant“ geworden. Dies hielt sich aber nur 2 Wochen, bis aus „Hofrestaurant“ dann „Hofkneipe“ wurde, bei der es dann blieb.
Dies ging bis ins Jahr 1915, in dem Fritz Herold die „Kölner Hofkneipe“ abgab und eine Restauration am Thurnmarkt 11-13 von Wilhelm Domgörgen übernahm, in der sich bis ins Jahr 1916 auch noch die Brauerei „Im Ochsen“ von Wilhelm Creischer befand. Fritz Herolds Nachfolger, Josef Krautwig, führte die Restauration in der Großen Budengasse 2C weiter, bezeichnete sie aber nicht mehr als „Kölner Hofkneipe“.
Anmerkung: Beim „Kölner Hofbräu“ von Fritz Herold wurde „Köln“ immer mit „K“ geschrieben. Beim „Cölner-Hofbräu“ von Peter Josef Früh wurde beim Firmennamen ein „C“ für „Cöln“ verwendet. Dies war aber kein wirkliches Unterscheidungskriterium, da Peter Josef Früh wechselnd „C“ oder „K“ verwendete. Erst nach dem Krieg wurde ausschließlich „C“ verwendet.
(W081) [8, 22.04.1890]
Der Zigarren-Abschnitt-Sammelverein versammelt sich im Kölner Hofbräu in der Komödienstraße 38. Dies ist das erste bekannte "Hofbräu" in Köln
(W083) [8, 15.06.1912]
Am 15. Juni 1912 kündigte Fritz Herold in einer großformatigen Anzeige die Eröffnung seines obergärigen Bierrestaurant "Kölner Hofbräu" in der Grossen Budengasse 2C an. Dies gut 4 Monate bevor Peter Josef Früh seine Brauerei in "Cölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier, P. Josef Früh" umbenannte.
 
(W090) [8, 26.11.1912]
Fritz Herold war sich im November 1912 wohl seines Namensvetters gewahr geworden, denn er schaltet eine Anzeige mit "Erstes Kölner-Hof-Bräu
(W014) [8, 08.12.1912]
Zu Beginn des Dezember 1912 schaltete Fritz Herold immer noch die gleiche Anzeige mit "Kölner Hofbräu"
(W092) [8, 16.12.1912]
Am 16. Dezember 1912 war aus "Kölner Hofbräu" beim gleichen Typ Anzeige auf einmal "Kölner Hofrestaurant" geworden
(W093) [8, 31.12.1912]
Am 31. Dezember 1912 war wiederum das "Kölner Hofrestaurant" zur "Kölner Hofkneipe" geworden, bei der es dann blieb
 
(W091) [8, 01.01.1913]
Grüße zum neuen Jahr 1913 aus der "Kölner Hofkneipe"
(W094) [8, 26.03.1913]
Weitere Anzeige der "Kölner Hofkneipe" aus März 1913
(W097) [8, 13.06.1914]
Letzte bekannte Anzeige der "Hofkneipe aus Juni 1914. Im Jahr 1915 gab Fritz Herold die Führung ab und sein Nachfolger verwendete den Begriff "Hofkneipe" nicht mehr
   
(W085) [8, 01.01.1902]
Fritz Herold war im Laufe der Zeit Präsident verschiedener Karnevalsvereine, im Jahr 1902 war er Präsident der Karnevals-Gesellschaft "Auvents-Möhne"
(W087) [8, 08.09.1910]
Vor der Eröffnung seines "Hofbräu" führte Fritz Herold das "Em Härenbräues" in der Martinstraße
                                                                                                   

Die Brauerei unter Führung Witwe Peter Josef Früh (1915-1928)
Nach dem unerwarteten Tod von Peter Josef Früh im Oktober 1915 übernahm seine Witwe, Gertrud Früh, die Leitung der Brauerei. Ebenso war sie die alleinige Inhaberin der Brauerei.
[12, 29.12.1915] „…In das Handelsregister ist am 24. Dezember 1915 eingetragen: Abteilung A. Nr. 4422 bei der Firma: Cölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier, P. Josef Früh in Cöln. Inhaberin der Firma ist jetzt: Witwe Gertrud Früh, geb. Koenen, in Cöln…“
 
Im Jahr 1920 traten beide Töchter von Peter Josef Früh als Gesellschafterinnen in die Brauerei ein. Auch die beiden Schwiegersöhne wurden als Prokuristen in die Firma aufgenommen.
[12, 20.05.1920] „…In das Handelsregister ist am 14. Mai 1920 eingetragen: Abteilung A: Nr. 4422 bei der Firma: Cölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier, P. Josef Früh, Cöln. Die Ehefrau Ehefrau Bierbrauereibesitzer Jakob Immendorf, Netty, geb. Früh, und die Ehefrau Peter Immendorf, Christel geb. Früh, in Cöln, sind in das Handelsgeschäft als persönlich haftende Gesellschafter eingetragen. Die offene Handelsgesellschaft hat am 1. Oktober begonnen. Zur Vertretung der Gesellschaft is nur die Witwe Peter Josef Früh, Gertrud geb. Koenen, berechtigt. Dem Brauereibesitzer Jakob Immendorf und dem Peter Immendorf zu Cöln ist Gesamtprokura erteilt mit der Befugnis zur Veräußerung und Belastung von Grundstücken…“
 
Der Ehemann von Netty Früh, Jakob Immendorf, war zu dieser Zeit Brauer in der väterlichen Hubertus-Brauerei in Zündorf . Peter Josef Immendorf, der Ehemann von Christel Früh, wird zu dieser Zeit als Kaufmann bezeichnet, näheres ist nicht bekannt.
Bereits im Jahr 1923 wurden die Prokuren der beiden Schwiegersöhne wieder gelöscht, die Hintergründe hierfür sind unklar.
[12, 12.05.1923] „…In das Handelsregister ist am 4. Mai 1923 eingetragen worden: Abteilung A: Nr. 4422 bei der offenen Handelsgesellschaft: Cölner Hofbräu Brauerei für obergäriges Bier P. Josef Früh. Köln. Die Prokuren von Jakob Immendorf und Peter Immendorf sind erloschen…“
 
In einem Bericht aus dem Jahr 1926 wird die Brauerei wie folgt beschrieben:
[2] „…Die sogenannten Hausbrauereien, Brauereien, die ihr Bier in der Hauptsache oder ausschließlich im eigenen Hause zum Ausschank bringen, sind ebenso wie das von ihnen erzeugte, obergärige, stark gemälzte und gehopfte Bier von jeher eine besondere Eigentümlichkeit Kölns und seiner Umgebung gewesen. Dem Kölner gilt sein „Kölsch" sozusagen als ein Symbol der alten Stadt, das Brauhaus seines Viertels ist ihm eine Art gesellschaftlichen Mittelpunktes, eine weit geschätzte Pflegestätte Kölner Gemütlichkeit, an der man keine Standesunterschiede kennt: die Güte des Bieres in dem von ihm bevorzugten Brauhaus ist fast sein persönlicher Stolz und mit einer aus der Liebe zu seiner Vaterstadt geborenen Eifersucht wacht er darüber, daß sein Lieblingsbrauhaus sich im Inneren wie im Aeußeren nicht wesentlich verändert, daß es „altkölsch" bleibt wie sein Bier. Unter diesen Umständen war es geradezu ein Wagestück, daß der frühere Besitzer des Apostelbräues in der Apostelstraße, Herr Josef Früh, im November 1905 „Am Hof" und an der Stelle des niedergelegten Gebäudes der „Schützenliesel" ein neuerbautes Kölner Brauhaus eröffnete. Zwar ging dem Herrn Früh, dem Sohn einer alten Brauerfamilie, als Fachmann ein so vorzüglicher Ruf voraus, daß man hinsichtlich der Güte des in seinem Neubau zum Ausschank kommenden Bieres keine Befürchtungen zu hegen brauchte. Aber es entstand die mit einer gewissen Leidenschaftlichkeit in der Stadt erörterte Frage, ob in einem derartigen Neubau überhaupt eine Stätte gewohnter Gemütlichkeit und ein so behagliches, an Altväterzeiten erinnerndes Milieu entstehen könne, wie in den alten Kölner Brauhäusern. Herr Früh aber hatte sein Wagnis, gestützt auf bauliche und künstlerische Kapazitäten, unternehmen dürfen, von denen der Architekt, Herr Regierungsbaumeister Schmitz, Köln, einen Gastraum schuf, der trotz seiner bis dahin in Kölner Brauhäusern noch nicht erlebten Ausmessungen, durch geschickte Gliederung und besonders durch Einziehung eines auf Säulen ruhenden, lichtspendenen Hochganges sowie durch Schaffung von sonstigen Winkeln und Nischen ein ungemein trauliches Gepräge erhielt, das verstärkt wurde durch dunkle Tönung der Wände, einen hohen Kachelofen, entsprechendes Mobiliar und dann noch besonders durch den von Professor Grasegger, Köln, geschaffenen, figürlichen Schmuck von humoristisch-künstlerischen Werten, sowie durch die von Herrn Schulte, Lehrer der Kölner Gewerbeschule, gemalten Bilder mit Typen Kölner Biertrinker. Es war derart ein Raum entstanden, der durch Thekeneinbau nach dem Flur hin, durch den „Köbes" mit blauem Wams und blauer Schürze usw. alle typischen Merkmale eines Kölner Brauhauses und dabei die Stimmungsreize eines solchen in noch verstärktem Maße, aufwies, der dabei aber auch durch Raumeinteilung, Beleuchtung, Lüftung usw. allen berechtigten, modernen Ansprüchen vollauf genügte. Das Wagnis des Herrn Früh war so nach allgemeinem Stadturteil durchaus gelungen und da dessen Bier auch in gleichbleibender Vorzüglichkeit zum Ausschanke gelangte, wurde sein neues Brauhaus bald eine Wallfahrtsstätte für Kölner Biertrinker. Die äußeren Werte des Hauses erhöhten sich noch, als nach Verschwinden des Spohrengäßchens und der Schaffung der Stollwerkpassage im Jahre 1907 ein vornehmer und breiter Verbindungsweg vom „Hof" zur nahen Hohen Straße entstand. Die Nähe dieser Straße, des Domes und des Bahnhofes machten dann das Haus Früh bald zum beliebten Treffpunkte für Besucher Kölns, zu einer weitbekannten Anfangs- und Endstation für Wanderungen und Geschäftswege in der Stadt. Das Haus Früh, das von der Witwe des im Jahre 1915 verstorbenen Gründers und ganz in dessen Geist weiter geleitet wird, hat siegreich die für die Kölner Hausbrauereien so schwierigen Kriegsjahre überwunden und sieht heute wieder, wie in Friedenszeiten, täglich Gästescharen seine Räume füllen.
 
Im Jahr 1928 zog sich die Witwe Früh aus der Geschäftsleitung von Brauerei und Restauration zurück, sie war zu diesem Zeitpunkt 67 Jahre alt.
Als Nachfolger stiegen nicht etwa die fachlich passenden Schwiegersöhne ein, sondern der nicht mit der Familie Früh verwandte Engelbert Rochels. Dieser war ein guter Bekannter der Familie Früh, denn Engelbert Rochels arbeite seit langer Zeit als Braumeister und Prokurist in der Hubertus-Brauerei in Zündorf, also der Brauerei, in der auch Jakob Immendorf, der Ehemann von Netty Früh, arbeitete [5,13].
   
(PK018) [39, Sammlung Ippen]
Brauereipostkarte mit Blick in den Gastraum. Gelaufen im Jahr 1916
(PK011)
Brauereipostkarte, gelaufen 1917. Interessant sind die zu sehenden Kölschstangen und zum anderen die Höhe dieses Bereichs des Gastraums
 
   
   
(PK015) [39, Sammlung Ippen]
Postkarte des Heinzelmännchen-Brunnen, vermutlich um 1920. Im Hintergrund ist das Brauhaus Früh zu sehen
 
(PK019) [39, Sammlung Ippen]
Weiter Brauereipostkarte, gelaufen im Jahr 1927
     
   
(W016) [8, 01.01.1916]
Grüße zum neuen Jahr 1916, gezeichnet mit "Wwe. P. Josef Früh" 
(W015) [8, 01.01.1917]
Grüße zum neuen Jahr 1917. Ohne "Witwe", wie ein Jahr zuvor
(W100) [6]
Werbung aus dem Jahr 1921
           
(100) [17.09.1920]
Anzeige des "Vereins obergäriger Hausbrauereien" aus dem Jahr 1920. Dank Auslandsmalz ist wieder Vollbier verfügbar. Der Verein gleicht einem Kartell, alle 25 Brauereien haben die gleichen Preise
 
(W002) [unbekannt]
Werbung der Brauerei, Alter unklar
(W102) [unbekannt]
Werbung aus dem Jahr 1928 

Die Brauerei unter Führung von Engelbert Rochels (1928-1945)
Engelbert Rochels übernahm die Führung der Brauerei Am Hof 12 am 5. Mai 1928 und kündigte dies in einer großformatigen Anzeige in der Kölner Presse an.
[8, 04.05.1928] „…Hierdurch gestatte ich mir, allen verehrten Gästen und Freunden der obergärigen Bierbrauerei Kölner Hofbräu P. J. Früh zur gefl. Kenntnis zu bringen, daß ich am Samstag, den 5. Mai d. J., die Leitung des Geschäftsbetriebes übernehmen werde. Es wird mein Bestreben sein, mir das Vertrauen der verehrten Gäste und Freunde dieses Hauses, sowie meiner persönlichen Bekannten, dadurch zu erhalten, daß ich die bewährten Grundsätze, denen die Firma ihre große Entwicklung und ihren guten Ruf verdankt, auch fernerhin bei der Leitung walten lasse, indem ich nach wie vor nur erstklassige Speisen und Getränke zu angemessenen Preisen verabreichen werde. Mit vorzüglichster Hochachtung Engelbert Rochels…“
 
Die Brauerei Am Hof 12 verfügte über einen eigenen Brunnen, dessen Wasser zum Brauen verwendet wurde. Im Jahr 1930 beantragte Engelbert Rochels die Sicherstellung des Rechtes, stündlich bis zu 15 Kubikmeter Wasser aus diesem Brunnen zu fördern. Der folgende Ausschnitt zeigt, dass die bürokratischen Verfahren im Jahr 1930 schon genauso komplex waren wie heute.
[8, 10.05.1930] „…Bekanntmachung. Das Cölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier, P. J. Früh, offene Handelsgesellschaft, Köln, Am Hof 12, beantragt die Sicherstellung des Rechtes, unterirdisches Wasser vermittels eines Brunnens auf Parzelle 1571/140, Flur 31, Gemarkung Köln, in einer Menge bis zu 15 cbm stündlich zu Betriebs- und Trinkzwecken zutage zu fördern. Gemäߧ§ 65, 200, 203 ff. des Wassergesetzes vom 7. April 1913 wird dieser Antrag bekanntgemacht. Widersprüche gegen die Sicherstellung sind bei dem Tiefbauamt in Köln Stadthaus, Gürzenichstraße, Zim. 225, schriftlich in zwei Ausfertigungen oder zu Protokoll bis einschl. Montag. den 2. Juni 1930 anzubringen. Andere Anträge auf Sicherstellung des Rechtes zu einer Benutzung des Wasserlaufes, durch welche die von dem Antragsteller beabsichtigte Benutzung beeinträchtigt würde, sind bis zu dem gleichen Tage bei dem Tiefbauamt in Köln mit den in Ziffer 2 bis 5 der III. Ausführungsanweisung zum Wassergesetz vorgeschriebenen Unterlagen einzureichen. Wer innerhalb der Frist keinen Widerspruch gegen den Antrag auf Sicherstellung erhebt verliert das Widerspruchsrecht. Andere Anträge auf Sicherstellung, die nach Ablauf der Frist eingehen, werden in demselben Verfahren nicht berücksichtigt. Vom Beginne der Ausübung des sichergestellten Rechtes an können wegen nachteiliger Wirkungen nur noch die in § 82 des Wassergesetzes bezeichneten Ansprüche geltend gemacht werden… usw. …“
 
Am 28. Dezember 1930 verstarb die Witwe Früh, Gertrud geb. Koenen an den Folgen einer Infektion im Anschluss an eine Operation im Alter von 69 Jahren. Die Brauerei ging damit in den alleinigen Besitz der beiden übrig gebliebenen Gesellschafter Netty und Christel Früh über.
[12, 31.03.1931] „…In das Handelsregister wurde am 27. März 1931 eingetragen: Abteilung A. Nr. 4422 Cölner Hofbräu für obergäriges Bier P. Josef Früh Köln. Witwe Peter Josef Früh, Gertrud geb. Koenen, ist durch Tod aus der Gesellschaft ausgeschieden. Zur Vertretung der Gesellschaft sind die beiden jetzigen Gesellschafter nur zusammen berechtigt…“
 
Engelbert Rochels kurbelte den Bierabsatz an, in dem er, was zuvor kaum der Fall gewesen war, auch andere Restaurationen als Kunden gewann, die daraufhin Bier aus dem Cölner Hofbräu ausschenkten.
Zu dieser Zeit war es üblich, dass in den Kölner Restaurationen die verschiedensten Vereine und Gesellschaften ihre Versammlungen abhielten. Ungewöhnlich ist, dass dies beim Cölner Höfbräu nicht der Fall war. Einzig bekannt ist, dass die Kölner Zentrumspartei die Lokalität für Versammlungen nutzte.
Im März 1934 stieg Engelbert Rochels dann auch als Gesellschafter in die Brauerei ein.
[13, 02.03.1934] „…Köln. In das Handelsregister wurde am 20. Februar 1934 eingetragen: H.-R. A 4422, "Cölner Hofbräu Brauerei für obergäriges Bier P. Josef Früh", Köln: Engelbert Rochels, Geschäftsführer, Köln, ist in die Gesellschaft als persönlich haftender Gesellschafter eingetreten. Zur Vertretung der Gesellschaft sind die drei Gesellschafter nur zusammen ermächtigt.
 
Im Jahr 1935 erschien eine Anzeige der Brauerei, welche Rätsel aufgibt:
[8, 17.04.1935] „…Seit 50 Jahren Cölner Hofbräu Brauerei für Obergäriges Bier P. Josef Früh Köln, Am Hof 12. Versand auch nach auswärts…“
 
Da die Brauerei aber definitiv im Jahr 1904 und nicht im Jahr 1885 gegründet wurde, gibt die Anzeige Rätsel auf. Entweder handelte es sich um einen Druckfehler (30 Jahre? Passt aber auch nicht ganz) oder man wollte sich historischer geben als man war.
Die folgenden Jahre verliefen ruhig, Engelbert Rochels gelang es, weitere Absatzstätten für sein Bier, mittlerweile auch „Echt Kölsch“ genannt, zu finden.
Ende des Jahres 1943 verstarb Christel Immendorf geb. Früh und im Februar 1943 trat ihr Mann, Peter Immendorf, an ihrer Stelle als persönlich haftender Gesellschaft ein.
[12, 16.02.1943] „…Amtsgericht Köln, Abt. 24. Handelsregistereintragungen am 5. Februar 1943. Veränderungen. H.-R- A 14836 Cölner Hofbräu Brauerei für obergäriges Bier P. Josef Früh, Köln: Die persönlich haftende Gesellschafterin Christel Immendorf geb. Früh ist durch Tod ausgeschieden, Peter Immendorf, Kaufmann, Köln, ist als persönlich haftender Gesellschafter eingetreten…“
 
Im weiteren Verlauf des Jahres 1943 brannte die Restauration Am Hof 12 infolge alliierter Bombenangriffe teilweise aus, wurde aber wieder provisorisch aufgebaut und im Oktober 1943 wieder eröffnet [1,12].
Im Februar 1944 brannte die Restauration infolge weiterer Bombenangriffe dann vollständig aus, wurde aber wieder soweit aufgebaut, dass die Gebäude noch als Dienststelle der NSDAP für Verpflegung, Betreuung und Umquartierung dienen konnte.
[12, 04.11.1944] „…Volksgenossen! Volksgenossinnen! Verpflegung- Betreuung Umquartierung. Nach den schweren Fliegerangriffen ist die Neuorganisation der Ortsgruppen-Dienststellen so weit gediehen, daß nunmehr an den nachstehend aufgeführten Dienststellen die Betreuungsarbeit fortgesetzt wird. Volksgenossen wollen sich in allen Fragen der Umquartierung, der Verpflegung, der Abreisebescheinigungen, der Ausstellung der grünen Ausweise an die Ortsgruppen der NSDAP wenden. Ortsgruppe: Adolf-Hitler-Straße: Geschäftsstelle: Sedanstraße 6; Verpflegungsstelle: Schule, Balthasarstraße 87. Alter Markt: Heumarkt 72, Stapelhaus, Frankenwerft, Rheinhotel, Frankenwerft: Gürzenich; Gastst. J. P. Früh, Am Hof 12. Barbarossa: Schule Stolzestr. ... …“
 
Vermutlich war Engelbert Rochels bis 1945 als Gesellschafter tätig, gesichert ist dies aber nur bis ins Jahr 1943. Was aus ihm wurde ist unklar, nach dem Krieg trat er nicht mehr in Erscheinung.
       
(W076) [8, 04.05.1928]
Großformatige Anzeige von Engelbert Rochels aus Mai 1928, in der er die Übernahme des Geschäftsbetriebes des "Kölner Hofbräu P.J. Früh" bekannt macht
 
                                                              
   
(W031) [8, 30.12.1930)
Todesanzeige der Frau Witwe P. Josef Früh, Gertrud geb. Koenen, Brauereibesitzerin", welche am 28. Dezember 1930 im Alter von 69 Jahren verstarb
(W032) [8, 30.12.1930]
Nachruf auf die "hochverehrte Prinzipalin" von den Angestellten der Brauerei
(W077) [10]
Totenzettel von Gertrud Früh
                 
(W040) [8, 07.11.1930]
Eröffnung des Restaurant "En der iesere Döör" im Jahr 1930. Im Ausschank "Echt obergärig Kölsch" aus der Brauerei P.J. Früh
(W009) [8, 07.11.1930]
Foto des Inneren des "En der iesere Döör" (siehe links), entnommen einem Zeitungsberichts zur Eröffnung aus dem Jahr 1930 
 
(W010) [8, 01.01.1929]
Grüße zum neuen Jahr 1929 
(W008) [8, 01.01.1931]
Grüße zum neuen Jahr 1931
 
(W007) [8, 31.12.1931]
Grüße zum neuen Jahr 1932
(W033) [8, 31.12.1932]
Grüße zum neuen Jahr 1933  
(W009) [24, 01.01.1936]
Grüße zum neuen Jahr 1936
(W041) [29, 24.03.1932]
Anzeige des altdeutschen Bierhaus "Hähnchen" aus Bonn aus de Jahr 1932. Im Angebot: Echt Kölsch aus dem Kölner Hofbräu P.J. Früh
(W043) [22, 02.02.1935]
Weitere Anzeige des "Hähnchen" aus Bonn aus dem Jahr 1935
(W044) [29, 02.02.1935]
Weitere Anzeige des "Hähnchen" aus Bonn aus dem Jahr 1935 
(W045) [22, 16.02.1935]
Weitere Anzeige des "Hähnchen" aus Bonn aus dem Jahr 1935

(W046) [24, 17.07.1936]
Anzeige zur Eröffnung der Wirtschaft "Mathildenhof" in Köln Deutz im Jahr 1936. Im Ausschank ist Echt Kölsch vom Kölner Hofbräu P.J. Früh

(W047) [24, 16.06.1938]
Anzeige des Restaurant Kramm aus Köln-Mülheim. Im Ausschank: Echt Kölsch von P.J. Früh
(W074) [24, 01.05.1940]
In der Gaststätte Firmenich wurde auch Echt Kölsch aus der Brauerei Früh ausgeschenkt
(W083) [33, 22.08.1936]
Auch im Gasthof "Am Platz" in Bergisch Gladbach wurde Echt Kölsch des Kölner Hofbräu Früh ausgeschenkt. Anzeige aus dem Jahr 1936
(W047) [24, 16.06.1938]
Anzeige der Bier- und Weinstuben "Zur Timp". Im Ausschank: Echt Kölsch von P.J. Früh
(W075) [33, 27.02.1942]
Auch in der Mülheimer Gaststätte "An der Ecke" wird "das gute Kölsch aus der Brauerei Früh" ausgeschenkt. Anzeige aus dem Jahr 1942
(W082( [24, 30.11.1934]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1934
(W042) [8, 29.07.1934]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1934 
(W013) [8, 07.04.1935]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1935. Die Angabe "Seit 50 Jahren" gibt Rätsel auf, da dies auf das Jahr 1885 verweist, in dem es die 1904 gegründete Brauerei noch lange nicht gab
 
(W084) [32, 11.02.1939]
Zielgruppenorientierte Werbung der Brauerei Früh im "Oberbergischen Boten"
 
(W049) [24, 29.10.1943]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1943 
 
(F016) [37]
Foto des Brauhauses, um 1930 
(PK016) [39, Sammlung Ippen]
Postkarte der Brauerei, gelaufen im Jahr 1929
(F018) [21]
Foto Am Hof 12-16. Unklar, warum der Schriftzug "Brauerei für Obergärung" fehlt
 
                                                                        
(PK020) [39, Sammlung Ippen]
Weitere Brauereipostkarte, gelaufen im Jahr 1928
(PK005)
Brauereipostkarte, nicht gelaufen
Kölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier
P.Jos. Früh - Echt Kölsch 
(PK009)
Brauereipostkarte, gelaufen 1935. Kölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier P.Jos. Früh - Echt Kölsch. Mittelpunkt bildet die Theke mit der beeindruckenden Registrierkasse
 
(PK004)
Brauereipostkarte, gelaufen im Jahr 1936
(PK021) [39, Sammlung Ippen]
Brauereipostkarte, gelaufen im Jahr 1940
 
(PK023) [39, Sammlung Ippen]
Brauereipostkarte, gelaufen im Jahr 1939
 
 
(PK022) [39, Sammlung Ippen]
Brauereipostkarte, gelaufen im Jahr 1942
(F002) [35]
Foto des bei alliierten Bombenangriffen teilweise zerstörte Brauhaus Früh 
(F009) [1]
Foto des bei alliierten Bombenangriffen teilweise zerstörte Brauhaus Früh  
                                        

Der Wiederaufbau und die Nachkriegsjahre (1945-1961)
Nach dem Krieg war die Restauration Am Hof 12 von den britischen Besatzern requiriert worden. Durch Unachtsamkeit der Besatzer brannte es in der Restauration ein drittes Mal.
Dennoch hatte die Brauerei mehr Glück als andere Kölner Brauereien. Die Restauration war zwar zerstört worden, die im hinteren Teil des Grundstückes gelegene Brauerei hatte den Krieg aber fast unversehrt überstanden.
Netty Immendorf geb. Früh, die noch lebende Tochter des Gründers Peter Josef Früh, verstarb im Jahr 1945. An ihrer Stelle trat ihre Tochter Charlotte („Lotty“) Früh im Jahr 1946 in die Geschäftsführung ein. Sie verstarb aber bereits im gleichen Jahr. Auch ihr Mann, Oskar Rollf, war bereits im Jahr 1943 verstorben. Der gemeinsame Sohn Eduard, im Jahr 1936 geboren, war zu diesem Zeitpunkt erst 10 Jahre alt. Somit war Peter Immendorf der einzig übrig gebliebene Gesellschafter und ihm fiel die Aufgabe des Wiederaufbaus zu [5].
Schon bald wurde wieder gebraut, auf Grund von Rationierungen und Beschränkungen durch die britische Besatzung aber nur „Dünnbier“. Im Jahr 1950 war auch die Restauration wieder aufgebaut und der Restaurationsbetrieb wieder aufgenommen.
Man zeigte auch Solidarität zu anderen Brauereien, die es schlimmer getroffen hatte. So half man z.B. dem Altstadt-Bräu Sion aus mit Bier aus, dessen Brauanlagen im Krieg völlig zerstört worden waren. Man „lieh“ sogar die eigene Adresse und Telefonnummer aus, im Adressbuch des Jahres 1950 [9] ist folgender Eintrag zu finden: „Altstadt-Bräu Johann Sion, Am Hof 12, Tel. 71775“. Ab dem Jahr 1951 ging das Altstadt-Bräu dann wieder eigene Wege.
Insbesondere auch wegen der guten Lage unmittelbar an Dom und Hauptbahnhof ging es mit dem Cölner Hofbräu stetig bergauf. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kölner Brauereien braute die Brauerei Früh ausschließlich obergärig und ausschließlich Kölsch (von Malzbier einmal abgesehen). Dies war zu dieser Zeit nicht die Regel, Kölsch hatte noch keinen großen Marktanteil, noch beherrschten Großbrauereien außerhalb von Köln, meist aus Dortmund, den Kölner Biermarkt. In den meisten Kölner Brauereien dominierten schon immer (z.B. bei der Dom-Brauerei, ehemalige Hirsch-Brauerei) oder neu (z.B. bei der Brauerei Reissdorf) die Biersorte Pils. Dies änderte sich erst radikal in den 1970er Jahren.
Peter Immendorf, der alleinige Geschäftsführer, verstarb im Jahr 1958. Nicht ganz klar ist wer das „Früh“, wie es auf Grund des etwas sperrigen Firmennamen jetzt meist genannt wurde, in der Zeit zwischen 1958 und 1961 führte. Offiziell übernahmen Hermann Müller (3te Generation, der Sohn von Peter Immendorf) und Eduard Rollf (4te Generation, der Sohn von Lotty Rollf geb. Früh) im Jahr 1961 als Doppelspitze gemeinsam die Geschäftsleitung, vermutlich führten sie das Früh aber schon seit dem Jahr 1958.
(F014) [36]
Foto des wieder im Wiederaufbau befindlichen Brauhaus Früh (rechts) aus dem Jahr 1948
(W099) [9]
Auszug aus dem Kölner Branchenverzeichnis des Jahres 1950. Das Alstadt-Bräu Johann Sion ist unter der gleichen Adresse aufgeführt wie das Cölner Hofbräu P- Josef Früh
(PK010)
Brauereipostkarte, gelaufen 1955
 
(PK024) [39, Sammlung Ippen]
Brauereipostkarte, gelaufen im Jahr 1955
 

Der Wandel von der Hausbrauerei zur mittelständischen Brauerei (1961-1988)
Das Wachstum der Brauerei setzte sich auch in den sechziger Jahren fort.
Zu Beginn der sechziger Jahre spielte die Früh-Brauerei eine entscheidende Rolle im sogenannten „Kölsch-Krieg“. Die Wuppertaler Wicküler-Küpper Brauerei wollte ein Stück vom Kölner Biermarkt abhaben und brachte ein „Küppers Kölsch“ auf den Markt. Dies wiederum gefiel der Gaffel-Brauerei nicht, die daraufhin gegen Wicküler-Küpper klage. Begründung war, dass die Verbraucher irregeführt würden, da die Herkunftsbraustätte nicht angegeben sei und der Verbraucher daher folgern müsse, dass das Kölsch aus Köln stamme. Das tat es ja eigentlich auch, da es von der Früh-Brauerei gebraut und nur in Wuppertal abgefüllt wurde.
[16, 08.08.1962] „…Wirtschaftsnotizen Streit um „Kölsch“. Köln (vwd) Die Bezeichnung „Kölsch“ für obergäriges Bier ist Gegenstand eines Rechtsstreites zwischen dem Kölner Brauereiverband und der Wicküler Küpper Brauerei AG, Wuppertal. Der Verband hat beim Landgericht Köln gegen Wicküler geklagt, weil nach seiner Ansicht die Wuppertaler Brauerei mit ihrem obergärigen Flaschenbier „Küppers Kölsch“, das seit einiger Zeit im Bezirk Köln angeboten wird, eine geschützte Herkunftsbezeichnung verletzt. Die Bezeichnung „Kölsch“ gehöre zum Ausstattungsschutz der Kölner Brauereien. Obwohl Wicküler „Küppers Kölsch“ angeblich in Köln brauen lasse, komme das in der Etikettierung nirgends zum Ausdruck. Der Verbraucher müsse daher zum Schaden der Kölner Brauereien den Eindruck gewinnen, „Kölsch“ sei in der Herkunft nicht mehr an Köln gebunden, sondern wie Pilsener Bier zu einem Gattungsbegriff geworden…“
 
[16, 02.04.1964] „…Kölsch contra Kölsch. Der Brauerei-Streit geht weiter. Köln (vwd) Die Wicküler Küpper Brauerei AG, Wuppertal, hat gegen das Urteil der Vierten Kammer für Handelssachen des Landgerichts Köln Berufung eingelegt. Nun wird sich der Sechste Zivilsenat des Oberlandesgerichts in Köln mit dem Rechtsstreit befassen. In erster Instanz war der Wuppertaler Brauerei auf Antrag der Obergärigen Brauerei in der Gaffel mbH., Köln, untersagt worden, für das obergärige Bier, das sie sich von der Brauerei Früh, Köln, liefern läßt, die Bezeichnung Küppers Kölsch ohne eine deutliche Angabe der Herkunftsbraustätte zu verwenden. Außerdem sollte Wicküler auf die Behauptung verzichten, es sei eine Besonderheit des neuen Küppers Kölsch, daß es aus der Flasche so gut schmecke wie vom Faß. Das Landgericht Köln sah in dem Begriff Kölsch für Bier sowohl eine Warenbezeichnung als auch eine Herkunftsbezeichnung und folgerte, daß die Wicküler Küpper Brauerei, indem sie das von Früh bezogene Bier als Küppers Kölsch und als Brauerei-Abfüllung ihres Wuppertaler Betriebes bezeichnete und es in der Werbung als ein neues Kölsch mit besonderen Vorzügen darstellte, unrichtige Angaben über Herkunft und Beschaffenheit des umstrittenen Bieres machte. Diese Angaben seien geeignet, weite Publikumskreise irrezuführen und den Anschein eines besonders günstigen Angebots zu erwecken…“
 
Dieser Gerichtstreit hatte weit reichende Folgen für den Kölner Biermarkt insgesamt, da das Landgericht Köln die Bezeichnung „Kölsch“ sowohl als Kriterium der Beschaffenheit als auch der Herkunft des Bieres ansah. Basierend auf diesem Urteil schaffte es der Begriff „Kölsch“ zur offiziell von der EU deklarierten geografisch geschützten Bezeichnung. Als Konsequenz durften ab dem Jahr 1997 nur noch in Köln gebraute obergärige blanke Biere die Bezeichnung „Kölsch“ tragen.
Der Rechtstreit zwischen der Gaffel-Brauerei und der Wicküler-Küpper Brauerei selbst fand sein Ende darin, dass die Wicküler-Küpper Brauerei kein Kölsch mehr von Sion bezog, sondern in der Alteburger Straße in Köln-Bayenthal eine Brauerei errichtete. Von nun an kam Küppers Kölsch aus Köln, somit war der Klage die Grundlage entzogen. Unter dem Motto „wie du mir, so ich dir“ drehte Wicküler-Küpper daraufhin den Spieß um und verklagte selber eine Reihe von Brauereien, welche nach Meinung der Wicküler-Küpper Brauerei den Begriff „Kölsch“ zu Unrecht führten.
Im Jahr 1965 wurde das Nebengebäude Am Hof 14 erworben und die Restauration entsprechend erweitert. Das Haus Am Hof 14, genannt „Zur Glocke“, erbaut im Jahr 1693 und mit einem repräsentativen Staffelgiebel versehen, beherbergte zuvor verschiedene bekannte Weinlokale.
Ab dem Jahr 1968 wurde neben der Adresse Am Hof 12-14 auch Hohenstaufenring 25-27 angegeben. Der Hintergrund ist nicht ganz klar, vermutlich wurde dort ein Brauereiausschank eröffnet
Im Jahr 1969 wurde auch in der Brauerei Früh, wie bei vielen anderen Kölner Brauereien schon zuvor, Kölsch in Flaschen abgefüllt. Dies erschloss ein weiteres Marktsegment, den Biertrinker, der zu Hause sein Bier genießen wollte. Dies führte zu einer weiteren Absatzsteigerung und im Jahr 1976 wurde erstmals die Marke von 100.000 hl jährlich übertroffen. Dies ist umso beachtlicher, da im Jahr 1971 der Jahresausstoß nur 24.000 hl betragen hatte. Im Jahr 1979 wurde das Brauhaus „Früh im Veedel“ in der Kölner Südstadt, am Chlodwigplatz 28, eröffnet. Bis zur Übernahme durch die Brauerei Früh war dort seit dem Bau des Hauses im Jahr 1886 die Brennerei Anton Hermann ansässig gewesen.
Im Jahr 1979 wurde erstmals Früh Kölsch in Dosen angeboten, ein weiterer Faktor zur Steigerung des Absatzes. Der Erfolg war Fluch und Segen zugleich, die in der Enge der Kölner Altstadt gelegene Brauerei ohne Möglichkeit zur Expansion hatte ihre Kapazitätsgrenzen längst überschritten.
Konsequent und durchaus mutig entschloss sich die Doppelspitze aus Eduard Rolff und Hermann R. Müller für das Wagnis des Baus einer neuen Brauerei auf der grünen Wiese. In den Jahren 1985 bis 1987 wurde in Feldkassel, am Rande von Köln, eine moderne Brauerei mit viel Platz und großer Braukapazität errichtet [1]. Im Jahr 1987 wurde der erste Sud in der neuen Brauerei gebraut.
Der Bau einer neuen Brauerei ist insoweit immer auch ein Risiko, weil der Geschmack des Bieres auch von der konkreten Braueinrichtung abhängt. Für Früh war das kein Problem, das Kölsch aus Feldkassel fand den gleichen Anklang wie das frühere Kölsch aus der Altstadt.
Der Erfolg ging immer weiter, einen weiteren Beitrag dazu leistete auch das im Jahr 1987 eingeführte 5 Liter Party-Fass
   
(W004) [unbekannt]
Anzeige aus dem Jahr 1966
(W101) [9]
Anzeige im Branchenverzeichnis des Jahrs 1973
 
                                                          
(F003) [35]
Foto des Brauhaus Früh, vermutlich aus den 1960er Jahren 
(PK024) [39, Sammlung Ippen]
Brauereipostkarte, gelaufen im Jahr 1960
 
(PK013) [unbekannt]
Postkarte des Innenraums der Restauration, gelaufen 1967

Die letzten 30 Jahre und die aktuelle Lage (1988-dato)
Den freigewordenen Platz Am Hof 12 nutze die Brauerei zur Erweiterung der Restauration. Auch die freigewordenen Gewölbekeller, die zuvor als Gär- und Lagerräume gedient hatten, wurden bis zum Jahr 1998 zu Gasträumen umgewidmet.
Im Jahr 1999 löste Alexander Rollf seinen Vater Eduard Rollf an der Doppelspitze ab, mittlerweile in fünfter Generation.
Im Jahr 2001 wurde mit 450.000 hl Jahresproduktion der absolute Höchststand erreicht, danach sank der Absatz wieder etwas und pendelte sich bei ca. 400.000 hl ein. Die neue Brauerei in Feldkassel wurde immer wieder erweitert, zuletzt im Jahr 2005 um eine zweite Flaschenabfülllinie.
Auch das Stammhaus Am Hof wurde erweitert. Die Brauerei Früh erwarb 2 weitere benachbarte Gebäude, so dass mittlerweile der ganze Straßenzug bis zur Sporergasse (Am Hof 12-18) im Besitz der Brauerei war. Im Jahr 2005 wurde Am Hof 18 ein Hotel mit Restaurant, das „Eden Hotel Früh“ eröffnet.
Im Jahr 2007 fand auch im zweiten Zweig der Geschäftsführung ein Generationenwechsel statt, Philipp Müller löste seinen Vater Hermann Müller ab. Die Brauerei wird weiterhin in Privatbesitz geführt von den Nachfahren Peter Josef Frühs, bzw. jeweils einem Vertreter der Familienzweige seiner beiden Töchter Netty und Christel.
Im Jahr 2009 wurde auch die traditionsreiche Kneipe „em Golde Kappes“ in Nippes erworben, aufwendig restauriert und als Brauereiausschank der Brauerei Früh wiedereröffnet.
Auch die Produktpalette wurde erweitert. Im Programm sind neben Früh Kölsch noch Früh Kölsch alkoholfrei, Früh Natur-Radler und Früh Sport Fassbrause (für welche Lukas Podolski als Werbeträger gewonnen wurde). Nicht mehr im Programm ist Früh Malz, welches es nur in den 1960/70er Jahren gab.
Im Jahr 2019 kündigte das „Haus Kölscher Brautradition“ (Tradition? Radeberger Gruppe mit den Marken Sion, Gilden, Sester, Küppers, Peters und Dom) an, seine Brauerei in Köln Mülheim, die Bergische Löwenbrauerei deren Historie bis ins Jahr 1869 zurückreicht , zu schließen und die Produktion als Lohnsud, die Abfüllung und die Logistik in die Hände der Früh-Brauerei zu geben. Die konkurrierenden Marken sollen allerdings eigenständig bleiben und vermarktet werden. Im Jahr 2021 wurde der letzte Teil in die Früh-Brauerei in Feldkassel verlagert und die Grundstücke in Mülheim verkauft.
Aktuell bieten die verschiedenen Restaurationen der Brauerei Früh insgesamt 1.400 Sitzplätze, die Früh-Restauration ist damit eine der größten Restaurationen Deutschlands überhaupt. Weiter wird Früh-Kölsch in ca. 300 Kneipen und Restaurants in Köln und Umgebung ausgeschenkt, bundesweit in ca. 3.500 Gastronomiebetrieben. Dennoch liegt der Fassbieranteil nur bei ca. 30%, was zeigt, wie beliebt Früh Kölsch bei Konsumenten außerhalb der Restaurationen ist. Zudem wird Früh Kölsch auch in über 30 Länder exportiert [1].
Bei einem geschätzten Jahresumsatz von ca. 50 Mio. Euro (Lohnsud nicht enthalten) werden ungefähr 400 Mitarbeiter beschäftigt, ca. 90 davon in der Brauerei in Feldkassel.
 
(F011) [17]
Das ganze Früh-Ensemble auf einen Blick. Von links nach rechts: Eden Hotel Früh am Dom, Feinkosttheke, Am Hof 14, Am Hof 12. Davor der Heinzelmännchen-Brunnen. Foto aus dem Jahr 2009
 
(F013) [17]
Am Hof 14 (ehemalige Weinhaus "Zur Glocke") und Am Hof 12 (Brauhaus Früh). Foto aus dem Jahr 2009
(F019) [17]
Portal des Brauhauses Am Hof 12. Foto aus dem Jahr 1909 
 
     
(F012) [17]
Portal des ehemaligen Haus "Zur Glocke" Am Hof 14. Foto aus dem Jahr 2009
                                                                                                            

Übersicht der Firmierungen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
1904-1912 Brauerei "P. Josef Früh" Am Hof 12
1912-1943 "Cölner Hofbräu, Brauerei für obergäriges Bier, P. Josef Früh“  
1943-dato "Cölner Hofbräu P. Josef Früh“ Die Gesellschaftsform ist mittlerweile eine KG

Anmerkungen
» Der Name „Hofbräu“ war ein genialer Marketing-Schachzug, der mit einer Umfirmierung im Jahr 1912 einherging. „Kölner Hofbräu“ suggeriert, dass Früh ein Hoflieferant wäre, ein besonderes Prädikat, aber welcher Hof in Köln wäre zu beliefern? Abgeleitet ist der Name einfach von der Straße „Am Hof“, in der sich die Brauerei befand. Immerhin hat diese Straße etwas mit „Hofstand“ zu tun, denn ihr Name ist von dem früher in nördlicher Richtung gelegenen erzbischöflichen Hof und dem Hofgericht samt Gefängnis abgeleitet [9].
» Außer Früh Kölsch wurden als Lohnsud auch Alt Kölsch, Sion Kölsch und 1962-1963 Küppers Kölsch gebraut. Allerdings wurde Früh Kölsch selbst auch einmal als Lohnsud bei Dom in Auftrag gegeben.
» Früh war 1998 Markführer und ist im Jahr 2022 hinter Reissdorf und Gaffel die Nummer 3 unter den Kölner Brauereien. Den Lohnsud für das „Haus Kölscher Brautradition“ nicht mitgerechnet
» Im Jahr 1991 war Früh die erste Brauerei, die alkoholfreies Kölsch auf den Markt brachte.
» Früh ist seit Beginn ein familiengeführtes Unternehmen. Der Name Früh ging verloren, da Töchter in der damaligen Zeit immer den Familiennamen des Mannes übernahmen. Seit 2006 wird das Unternehmen von der Doppelspitze Philipp Müller und Alexander Rolff geführt, davor waren es jeweils die Väter Hermann Müller und Eduard Rolff. Pikanter Weise hat Philipp Müller seine Brauereilehre in der Alt-Bierbrauerei Diebels in Düsseldorf absolviert.
» Es gibt einige verwandtschaftliche Beziehungen zu anderen Brauereien.
Hubertus Brauerei (Gereons Kölsch): Beide Töchter des Firmengründers Peter Josef Früh heirateten in die Immendorfsche Braudynastie ein. Netty Früh heiratete den Brauer Jakob Immendorf (1885-1966), Christel Früh dessen Bruder Peter Josef Immendorf (1888-1958). Jakob Immendorf führte die Schmitzsche Brauerei aus der die Union-Brauerei und später die Hubertus-Brauerei hervorging.
Sünner-Brauerei: Die Chefin von Sünner, Ingrid Müller-Sünner, ist die Mutter von Phillip Müller, einem der beiden Gesellschafter von Früh. Im Jahr 2008 gab es familiären Krach, da Sünner die Billigmarke Traugott-Simon als Lohnsud produzierte, deren Etikett starke Ähnlichkeit mit dem Etikett von Früh aufwies.
» Kurz nach der Jahrhundertwende lies Peter Josef Früh ein Grabmal auf dem Kölner Melaten Friedhof errichten. Das im Jugendstil ausgeführte Grabmal ist heute noch erhalten
» Peter Josef Früh war auch erfinderisch, bekannt sind 2 Gebrauchsmustereinträge [25]. Beim ersten Gebrauchsmuster ging es um einen "Schornstein mit Niederschlagsvorrichtung für Rauchverunreinigen im Inneren" und beim zweiten Gebrauchsmuster handelte es sich um "den Vorläufer der Spülmaschine", einer Vorrichtung zum Spülen von Gläser mittels rotierender Bürsten.
» Das Brauhaus „Früh am Dom“ ist Deutschlands zweitgrößter Gastronomiebetrieb. Über 4 Etagen werden dort täglich 5.000 Liter Früh Kölsch ausgeschenkt. Mit insgesamt 5 Küchen können 1.400 Gäste können von 80 Köbessen gleichzeitig beköstigt werden, ca. 5.000 sind es pro Tag. Im Jahr wird das Brauhaus von ca. 2,5 Millionen Besuchern frequentiert. Obwohl es Stimmen gibt, die „Früh am Dom“ als Touristenfalle bezeichnen (es ist ja kein Wunder, dass sich bei der Nähe zum Hauptbahnhof und zum Dom viele Touristen einfinden), sind 70% der Besucher Kölner.
» In den 1960er Jahren lies sich Früh bereits die Warenzeichen „Früh – Echt Kölsch“ und „FRÜH’S URKÖLSCH“ eintragen (das „Urkölsch“ jemals benutzt wurde ist nicht bekannt). Ebenfalls lies man sich die Slogans „Früh’s Pitter ab 10 Liter“ und „Es ist nie zu spät für ein FRÜH Kölsch“ schützen.
» Drink and Drive ??? Die Zeiten ändern sich. Auf einem Früh-Bierdeckel (vermutlich aus den frühen siebziger Jahren) ist folgendes wortwörtlich abgedruckt: “...Wie steht es um die Promille? Auch Autofahrer brauchen auf ihr Bier nicht zu verzichten. Es enthält nämlich nur etwa 4% Alkohol. Wer vier Glas trinkt (je 1/4l), bleibt mit ca. 0,4 Promille* weit unter der Grenze für die absolute Fahruntüchtigkeit. * Gemächliches Trinken, Gesundheit und normales Körpergewicht vorausgesetzt...“.
» Früh hat niemals, im Gegensatz zu dem meisten anderen Kölner Brauereien, eine andere Sorte Bier als Kölsch gebraut (Malzbier nicht mitgezählt). Dies ist umso bemerkenswerter, weil Früh nahe am Bahnhof liegt und viele der Gäste nicht aus Köln kamen. Und insbesondere vor dem 2ten Weltkrieg hatte Kölsch selbst in Köln nur um die 6%% Marktanteil und war als "nicht so fein" wie Export oder Pils angesehen.
» Küppers Kölsch von Früh? Aber ja! 1962 wurde von der Wicküler-Küpper-Brauerei aus Wuppertal in Köln das Küppers Kölsch eingeführt. Da man noch keine eigene Braustätte in Köln hatte ließ man Küppers Kölsch bis 1964 als Lohnsud bei Früh brauen. Per Tankwagen ging es dann zurück nach Wuppertal wo es in Flaschen abgefüllt wurde. Dann wieder zurück nach Köln in den Verkauf. Auf den Etiketten stand "Brauerei-Abfüllung der Wicküler-Küpper-Brauerei a.G., Wuppertal". Dies gefiel wiederum der Gaffel Brauerei nicht und so kam es zum ersten Kölsch-Prozess.
» Schon im Jahr 2012 wurde Früh Kölsch in folgende Länder exportiert: Amerika, Russland, Brasilien, Malaysia, Südkorea, Indonesien, Hongkong und Singapur. Mittlerweile sind es über 30 Länder
» Das Bundeskartellamt verhängte am 2. April 2014 gegen die Cölner Hofbräu Früh sowie gegen weitere Brauereien in Deutschland (viele Große waren dabei, aber auch Gaffel und Zunft) und den Verband Rheinisch-Westfälischer Brauereien e. V. Geldbußen wegen verbotener Preisabsprachen bei Bier in Höhe von insgesamt 231,2 Millionen Euro.
» Im März 2019 kündigte Früh eine Kooperation mit der Firma Haus Kölscher Brautradition GmbH an. Das Tochterunternehmen der Radeberger Gruppe lässt ab 2020 alle Flaschenbiere und ab 2021 alle Fassbiere der Marken Sion, Gilden, Peters, Dom, Sester und Küppers Kölsch in der Feldkasseler Braustätte von Früh produzieren. Dies kommt einem Erdbeben auf dem Kölner Biermarkt gleich, zumal hiermit die Schließung der Traditionsbrauerei in Köln-Mülheim (ehemalige Bergische Löwenbrauerei) verbunden ist. Das zwei harte Konkurrenten so zusammenarbeiten ist vermutlich dem Kostendruck geschuldet. Für Radeberger ist wohl die Braustätte in Mülheim zu unrentabel und man scheut Investitionen und Früh hat in Feldkassel ungenutzte Kapazitäten frei.
» Im Jahr 2022 bringt Früh in Kooperation mit der Schottischen Brauerei BrewDog das "King Kölsch" auf den Markt. Gaffel hatte es ein Jahr zuvor mit der Kooperation mit Mikeller (Viking Kölsch) vorgemacht und Früh meinte wohl, es nachmachen zu müssen.
» Außer den unten aufgeführten Bierdeckeln sind keinerlei Vorkriegs-Brauereiwerbemittel wie Gläser oder Krüge bekannt.

Brauereiwerbemittel
Bierdeckel
(D031) [unbekannt]
Vorkriegs-Bierdeckel (um 1935) mit Rückseitigem Spruch in rot
(D032/D033) [unbekannt]
Grüne und blaue Rückseitenvariante von D031

Quellenverzeichnis
 
1 www.frueh.de (Homepage von Früh)
2 „Köln“ aus der Reihe Deutschlands Städtebau, Verlag DARI (Deutscher Architektur- und Industrie-Verlag) Berlin-Halensee, 1926
3 „Der Bierbrauer vom Dom“, Film von Peter Scharf aus der WDR-Reihe "Dynastien aus NRW", 2008
4 „Frisches Kölsch für Singapur“, Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger vom 17.11.2012
5 Thomann, Björn, Peter Josef Früh, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/peter-josef-frueh/DE-2086/lido/57c6c132d88ff4.49572460 (abgerufen am 16.11.2019)
6 "Kölner Kneipen im Wandel der Zeit (1846 bis 1921), Lambert Macherey, 1921, Selbstverlag
7 "Echo der Gegenwart", Ausgaben 08.05.1886, 14.02.1911, 08.01.1913
8 Kölner Lokal-Anzeiger, Ausgaben: 07.04.1935, 21.06.1898, 22.04.1890, 07.12.1890, 01.01.1900, 06.08.1904, 12.08.1904, 25.11.1904, 01.01.1905, 30.12.1905, 31.12.1905, 20.05.1906, 20.05.1906, 14.02.1907, 01.01.1908, 01.01.1909, 28.08.1909, 01.01.1910, 08.03.1910, 18.08.1910, 20.08.1910, 08.09.1910, 01.01.1911, 01.01.1912, 25.03.1912, 15.06.1912, 10.08.1912, 26.11.1912, 08.12.1912, 16.12.1912, 18.12.1912, 31.12.1912, 01.01.1913, 04.03.1913, 26.03.1913, 20.09.1913, 31.12.1913, 02.06.1914, 13.06.1914, 02.08.1914, 01.01.1915, 23.10.1915, 24.10.1915, 29.11.1915, 01.01.1916, 22.10.1916, 01.01.1917, 04.05.1928, 01.01.1929, 10.05.1930, 07.11.1930, 30.12.1930, 01.01.1931, 04.09.1931, 31.12.1931, 31.12.1932, 17.03.1935, 07.04.1935, 16.06.1938, 11.10.1938, 20.01.1939, 29.10.1943
9 Grevens Adressbuch von Köln, Ausgaben 1874, 1888, 1889, 1890, 1891, 1892, 1893, 1894, 1895, 1896, 1897, 1898, 1899, 1900, 1901, 1902, 1903, 1904, 1905, 1906, 1907, 1908, 1909, 1910, 1911, 1912, 1913, 1914, 1915, 1916, 1917, 1918, 1925, 1926, 1927, 1928, 1929, 1930, 1931, 1932, 1933, 1934, 1935, 1936, 1937, 1938, 1939, 1941/42, 1950, 1951, 1952, 1956, 1960, 1964, 1973
10 http://totenzettel.ub.uni-koeln.de/portal/databases/id/totenzettel/titles/id/27261.html?l=de
11 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
12 "Kölnische Zeitung", Ausgaben 12.12.1869, 22.10.1873, 06.08.1874, 30.05.1876, 01.07.1876, 10.02.1877, 08.07.1881, 17.09.1881, 19.02.1886, 26.05.1888, 10.06.1899, 24.09.1901, 19.11.1901, 11.10.1902, 05.11.1904, 20.09.1907, 08.05.1910, 24.12.1911, 31.12.1911, 29.10.1912, 01.01.1913, 01.01.1914, 29.12.1915, 20.05.1920, 12.05.1923, 26.04.1924, 31.03.1931, 16.02.1943, 04.11.1944
13 "Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger", Berlin
14 https://www.aachen.de/de/kultur_freizeit/kultur/stadtarchiv/archivalie_monat/archivalie54.html
15 „Das Buch der alten Firmen der Stadt Köln im Jahre 1932“, Verlag: Leipzig, Jubiläums-Verlag Walter Gerlach, 1932
16 "Honnefer Volkszeitung", Ausgaben 08.08.1962, 02.04.1964
17 © Raimond Spekking / CC BY-SA 3.0 (via Wikimedia Commons), Früh Brauhaus Köln - Am Hof 14 (4614-16), CC BY-SA 3.0
18 https://museenkoeln.de/portal/bild-der-woche.aspx?bdw=2019_28
19 Fhttps://www.koelner-brauerei-verband.de/historie/geschichte-der-traditionsbrauereien/historie-coelner-hofbraeu-p-josef-frueh-kg-frueh-koelsch.html
20 https://www.facebook.com/K%C3%B6lle-wie-et-es-un-wor-816856405100534/photos/a.820591691393672/1574493562670144
21 https://www.facebook.com/K%C3%B6lle-wie-et-es-un-wor-816856405100534/photos/a.820591691393672/1404150809704421/
22 "Bonner Generalanzeiger für Bonn und Umgegend", Ausgaben 09.11.1901, 22.02.1902, 02.02.1935, 16.02.1935
23 "Bergheimer Zeitung", Ausgabe 19.11.1904
24 "Der Neue Tag", Ausgaben 29.07.1934, 30.11.1934, 01.01.1936, 29.03.1936, 17.07.1936, 22.07.1939, 12.03.1940, 01.05.1940
25 "Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger", Berlin, Ausgaben 28.06.1897, 01.05.1914, 02.03.1934
26 "Deutsche Reichszeitung", Ausgabe 10.06.1927
27 "Dürener Zeitung", Ausgabe 12.06.1918
29 "Godesberger Volkszeitung", Ausgaben 24.03.1932, 16.02.1935
30 "Kölner Nachrichten", Ausgaben 22.09.1881, 24.04.1888
31 "Kölner Sonntags-Anzeiger", Ausgabe 25.04.1886
32 "Oberbergischer Bote", Ausgabe 11.02.1939
33 "Rheinisch-Bergische Zeitung", Ausgabe 22.08.1936, 27.02.1942
34 "Rheinischer Merkur, Ausgaben 25.05.1892, 17.01.1911
35 "Kölsche Bier- und Brauhäuser", Franz Mathar & Rudolf Spiegel, Greven Verlag Köln, 1989
36 Rheinisches Bildarchiv der Stadt Köln, rba_630279
37 https://www.koelner-brauerei-verband.de/historie/geschichte-der-traditionsbrauereien/historie-coelner-hofbraeu-p-josef-frueh-kg-frueh-koelsch.html
38 https://www.frueh-gastronomie.de/geschichte-koeln.html
39 Sammlung Kölner Postkarten von Detlef Ippen, www.post.koeln