Unternehmensgeschichte der Brauereien der Familie Stauff am Holzmarkt 19, in der Severinstraße 199 und in Arnoldshöhe (Germania-Brauerei)
sowie deren Vorgänger (Wilhelm Koenig, Wilhelm Schüller, Anna Maria Schüller, Anton Wermerskirchen, Georg Baum, J. Linnartz, Jacob Radermacher, Christoph Gabriel Radermacher) und Nachfolger (Heinrich Peun, Michel Moll)
 
 
 
Inhaltsverzeichnis   (Navigation durch Anklicken der Kapitelnamen)
Unternehmensgeschichte
Zusammenfassung                              
Die Stammbrauerei am Holzmarkt
    Die Ursprünge der Brauerei und die Führung durch Christian und Wilhelm Koenig ((1797)-1835)
    Die Führung der Brauerei am Holzmarkt 59 durch Wilhelm Schüller (1836-1839)
    Die Führung der Brauerei am Holzmarkt durch Witwe Schüller (1839-1849)
    Die Führung der Gastwirtschaft am Holzmarkt 19 durch Conrad Breuer & Cp. (1849-1852)
    Die Führung der Brauerei am Holzmarkt 19 durch Joseph Stauff (1852-1859]
    Die Führung der Brauerei am Holzmarkt 19 durch Quirin Stauff (1859-1865]
    Die Führung der Brauerei am Holzmarkt 19 durch Johann Hubert Heinrich Peun (1865-1876)
Die zweite Brauerei von Joseph Stauff in der Severinstraße
    Der Ursprung der Brauerei in der Severinstraße 171 und die Führung durch die Familie Wermerskirchen ((1822)-(1830))
    Die Führung der Brauerei in der Severinstraße 171 durch Georg Baum (1830-(1831))
    Die Führung der Branntweinbrennerei und Restauration in der Severinstraße 171 durch C. Linnartz (1834-1835)
    Die Führung der Brauerei in der Severinstraße 171 durch Jacob und Gabriel Radermacher (1835-1839)
    Die Führung der Brauerei in der Severinstraße 171 durch Wilhelm Lugt (1839-1859)
    Die Führung der Brauerei in der Severinstraße 171/199 durch Joseph Stauff (1859-1888)
    Die Restauration Joseph Stauff in der Severinstraße 199 (1888-1905)
    Das Volkshaus in der Severinstraße 199 (1906-(1943))
Die dritte Brauerei von Joseph Stauff und später Heinrich Stauff in Arnoldshöhe (1876-1905)
    Gründung und Führung der Brauerei in Arnoldshöhe durch Joseph Stauff (1876-1888)
    Die Führung der Brauerei in Köln-Arnoldshöhe durch Heinrich Stauff (1888-1899)
    Die Germania Brauerei Heinrich Stauff (1899-1905)
    Die Nachnutzung der Brauerei in Köln-Arnoldshöhe und der weitere Werdegang von Heinrich Stauff
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen
Brauereiwerbemittel
Bierflaschen                                             
Quellen
Quellenverzeichnis                                             

Zusammenfassung
Die Brauereien der Familie Stauff sind ein typisches Beispiel dafür, wie eine Generation durch Arbeit und Geschäftssinn zu Wohlstand kommt und die nächste Generation diesen Wohlstand durch das Motto „immer größer“ und mangelnde geschäftliche Fähigkeiten wieder zunichtemacht.
Joseph Stauff übernahm im Jahr 1852 eine schon länger bestehende Brauerei am Holzmarkt und war mit dieser sehr erfolgreich. Er vergrößerte sich im Jahr 1859 durch Übernahme einer ebenfalls schon länger bestehenden Brauerei in der Severinstraße. Diese führte er 30 Jahre lang erfolgreich. Im Jahr 1878 erbaute Joseph Stauff parallel auf der grünen Wiese im Vorort Arnoldshöhe eine weitere Brauerei. Als er sich 10 Jahre später aus dem Geschäftsleben zurückzog, übergab er diese Brauerei an seinen Sohn Heinrich. Dieser wollte mehr und vergrößerte die Brauerei immer weiter. Der Geschäftserfolg blieb allerdings aus, die Schulden blieben und als Konsequenz wurde die Brauerei im Jahr 1905 geschlossen. In den Folgejahren ging auch das restliche, vom Vater Joseph Stauff erwirtschaftete Vermögen, u.a. 9 Häuser, im Rahmen von Zwangsversteigerungen verloren.
   
(SB001)
Unvollständiger Stammbaum der Brauerfamilie Stauff
                                                                                                    

Die Stammbrauerei am Holzmarkt
Joseph Stauf übernahm im Jahr 1852 die Brauerei am Holzmarkt 19. Da diese Brauerei zu diesem Zeitpunkt aber schon auf eine lange Historie hatte, sind hier auch die Brauer dokumentiert, die vor Joseph Stauff diese Brauerei führten.
     
(KK105) [40]
Ausschnitt einer Kreuter-Karte um 1845. Zu sehen ist die Straße Holzmarkt direkt am Rhein mit den Standorten beider Braustätten in Nummer 59 und 19
                                                                                                                               

Die Ursprünge der Brauerei und die Führung durch Christian und Wilhelm Koenig ((1797)-(1835))
Wann genau die Brauerei am Holzmarkt 59 gegründet wurde liegt im Unklaren, gesichert ist aber, dass die Brauerei bereits seit Beginn des achtzehnten Jahrhunderts im Besitz der Brauer-Familie Koenig war.
Wilhelm Scheben, der führende Kölner Chronist des neunzehnten Jahrhunderts, berichtet wie folgt über die Brauerei am Holzmarkt 59:
[14] „…Ebenso konnte ich den Namen der großen, ehemals auf dem Holzmarkte unter Nr. 222, neue Nr. 59 gelegenen Brauerei, welche im Jahre 1838 bei Anlage der Rheinaustraße, deren östliche Einmündung besagte Brauerei bildet, nicht feststellen. Dieselbe war seit mehr als 150 Jahren von der alten Brauerfamilie Koenig bewohnt. Im Jahre 1750 begegnen wir dem Petrus Koenig und Everhard Badorff, als den ältesten Amtsmeistern der Brauer und als deren Bürgen, dem Brauer Christian Koenig und Heinrich Werners. Petrus Koenig kommt schon im Jahre 1735 als Meister in den Zunftakten vor. Ihm folgte sein Sohn Christian Koenig, welcher im Jahre 1797 daselbst wohnte. Beim Abbruche wohnte daselbst Wilhelm Koenig…“
 
Im Jahr 1797 wird Christian Koenig als Brauer am Holzmarkt 59 aufgeführt, bzw. lauter der Eintrag „Aufm Holzmarck 222“, noch mit französischer Hausnummer [11]. Im Jahr 1813 gibt es dann den Eintrag „Koenig (G.) Marché aus Bois n. 59“ [10], also diesmal in französischer Sprache aber mit alter Hausnummer. Das „G“ steht für „Guillaume“, französisch für „Wilhelm“. Wilhelm König war also mindestens seit dem Jahr 1813 Brauer am Holzmarkt 59.
Eine weitere Nennung von Wilhelm König stammt aus dem Jahr 1816. In einer Anzeige wirbt er für „Schwalbacher Stahlbrunnenwasser“, er schien neben Bier also auch noch weitere Getränke vertrieben zu haben.
[17, 21.05.1816] „…Bei Wilbelm König, auf dem Holzmarkt Nro. 59; ist Schwalbacher Stahlbrunnenwasser; im Großen so wie im Kleinen, in billigsten Preisen zu haben. Bei jeder Bestellung erhält man ein Büchelgen, worin die Bestandtheile des Wassers enthalten sind…“
 
Wilhelm Koenig führte die Brauerei am Holzmarkt 59 gesichert bis ins Jahr 1822 [12]. Im Jahr 1835 [19] wird Wilhelm König zwar weiterhin wohnhaft am Holzmarkt 59 aufgeführt, aber nicht mehr als Brauer, sondern als Gastwirt. Die Brauerei am Holzmarkt 59 muss also zwischen 1822 und 1835 geschlossen und als Gastwirtschaft weitergeführt worden sein.
     
(W001) [17, 21.05.1816]
Anzeige von Wilhelm König aus dem Jahr 1816. Neben Bier bot er auch "Schwalbacher Stahlbrunnenwasser" im Großen wie im Kleinen an. Jeder Kunde erhielt auch ein "Büchelgen", in dem die Bestandteile des Wassers aufgeführt waren
                                                                                                                 

Die Führung der Brauerei am Holzmarkt 59 durch Wilhelm Schüller (1836-1839)
Im Jahr 1836 übernahm Wilhelm Schüller der Führung der Brauerei am Holzmarkt 59. Die erste bekannte Erwähnung von Wilhelm Schüler selbst stammt aus dem Jahr 1833 im Kontext der Übernahme des ehemaligen Pütz-Brauhauses auf dem großen Griechenmarkt 119.
[9, 08.01.1833] „…Ich zeige meinen Freunden und Gönnern ergebenst an, daß ich die Bierbrauerei im Pütz=Brauhause auf dem großen Griechenmarkt von der Wittwe Olbertz übernommen habe und von heute an für meine Rechnung führe und bitte um geneigten Zuspruch. Es kann auch ein Bierbrauerlehrling bei mir gleich in die Lehre treten. Köln, den 5. Januar 1833. Wilhelm Schüller.
 
Das Pütz-Brauhaus selbst wiederum kann auf eine lange Vorgeschichte verweisen. Der erste bekannte Nachweis stammt aus dem Jahr 1813 [10]. Im damals noch in französischer Sprache verfassten Adressbuch taucht der Eintrag „…Olbertz (Pierre Joseph) Brasseur, Grand Marché des Greccs n. 119…“ auf. Als „Brasseuer“, zu Deutsch „Brauer“, taucht also Peter Joseph Olbertz auf, von dessen Witwe Wilhelm Schüller die Brauerei am großen Griechenmarkt 119 übernommen hatte. Peter Joseph Olbertz taucht auch bereits im Adressverzeichnis des Jahres 1797 [11] auf, in dem er aber noch nicht als Brauer, sondern als „Molierschreiber“ bezeichnet wird (den Begriff „Molierschreiber“ kennt selbst Google nicht). Im Jahr 1822 ist das Ganze dann mit „…Olbertz (Pet. Jos.) Bierbrauer, gr. Griechenmarkt n. 119…“ auch auf Deutsch zu lesen [12]. Wann genau Peter Joseph Olbertz verstarb ist unklar, in jedem Fall vor dem Jahr 1831, in dem seine Witwe Anna Maria Olbertz als Bierbrauerin geführt wird [13].
Wilhelm Schüller betrieb diese Brauerei aber nur 3 Jahre, im Jahr 1836 übergab er sie and Johann Hüsgen. Es selbst verlegte seine Brauerei gleichzeitig an den Holzmarkt 59.
[9, 10.04.1836] „…Wohnungs-Veränderung. Daß ich meine Bierbrauerei auf dem Holzmarkt Nro. 59, dem Holzthor gegenüber, verlegt habe, zeige ich Freunden und Gönnern ganz ergebenst an. Köln, den 8. April 1836. Wilhelm Schüller, Bierbrauer.
---
Daß ich die bis heran, großen Griechenmarkt Nr. 119, bestandene Bierbrauerei, zum Pütz=Brauhaus genannt, am 1. April an für mich übernommen habe, zeige ich Freunden und Gönnern ganz ergebenst an. Köln, den 8. April 1836. Johann Hüsgen, Bierbrauer…“
 
Direkt nach der Übernahme wandelte Wilhelm Schüller die Gastwirtschaft dann wieder in eine Brauerei um. Auch Wilhelm Koenig wurde weiterhin mit der Adresse am Holzmarkt 59 geführt [19], vielleicht teilten sie sich Brauerei und Restauration.
Wilhelm Schüller war verheiratet und im Juli 1837 kam mit Peter Joseph Hubert der erste gemeinsame Sohn zur Welt.
Im April 1839 verstarb Wilhelm Schüller völlig unerwartet im Alter von nur 37 Jahren [9].
                                    
(W003) [9, 08.01.1833]
Vor der Brauerei am Holzmarkt führte Wilhelm Schüller schon eine Brauerei am großen Griechenmarkt. Hier die Übernahmeanzeige aus dem Jahr 1833
(W004) [9, 10.04.1836]
Anzeige zur Übernahme der Brauerei am Holzmarkt 59 durch Wilhelm Shüller im Jahr 1836
                                               

Die Führung der Brauerei am Holzmarkt durch Witwe Schüller (1839-1849)
Nach dem unerwarteten Tod ihres Mannes über nahm Anna Maria Schüler die Führung der Brauerei. Nur gut 3 Monate nach dem Tod ihres Mannes brachte sie ihr zweites Kind zur Welt. Da zu dieser Zeit nur Männer genannt wurden, lautete die Bekanntmachung der Geburt wie folgt:
[9, 01.08.1839] „…Civilstand der Stadt Köln. - 28. Juli 1839. Geburten. … Christian Hubert, S. des verstorb. Wilh. Schüller, Bierbrauer, Holzm. …“
 
Vermutlich um das Jahr 1844 stellte Anna Maria Schüller den Braubetrieb ein und betrieb nur noch eine Bierwirthschaft weiter. Im Jahr 1846 verlegte sie dann ihre Wirtschaft vom Holzmarkt 59 an den nicht weit entfernten Holzmarkt 19.
[9, 24.01.1846] „…Geschäfts=Verlegung und Empfehlung. Meinen in= und auswärtigen Freunden und Gönnern die Anzeige, daß ich meine Bierwirthschaft aus dem ehemaligen Königshause, Holzmarkt N. 59, in das Haus Holzmarkt Nr. 19, nahe beim Nächelsthore, verbunden mit einer Gastwirthschaft, verlegt habe, wo ich durch preiswürdige Getränke und prompte Bedienung das mir bisher geschenkte Zutrauen zu erhalten suchen werde. Köln, im Januar 1846. Wittwe Wilh. Schüller…“
 
Anna Maria Schüller betrieb die Gastwirtschaft noch bis ins Jahr 1849, im Anschluss verliert sich ihre Spur.
 
(W006) [9, 24.01.1846]
Im Jahr 1846 verlegte die Witwe Schüller die Brauerei vom Holzmarkt 59 in den Holzmarkt 19
(W007) [9, 12.03.1846]
Nach dem Wechsel an den Holzmarkt 59 steht Brauer-Zubehör am Holzmarkt 19 zu verkaufen. Ein Hinweis darauf, dass die Witwe Schüler nicht mehr am Holzmarkt 59 braute.
                                                                      

Die Führung der Gastwirtschaft am Holzmarkt 19 durch Conrad Breuer & Comp. (1849-1852)
Im Jahr 1849 übernahm Conrad Breuer die Gastwirtschaft am Holzmarkt 19. Unterschrieben wurden die bekannten Anzeigen mit „C. Breuer & Cp.“, wer sein Kompagnon war, ist aber unklar.
Conrad Breuer kurbelte das Geschäft durch die Erbauung eines Tanzsaals an, für den er in Folge auch kontinuierlich Anzeigen in der Kölner Presse schaltete.
[9, 12.08.1849] „…Tanzvergnügen am neuen Hafen. Sonntag den 12. August eröffnen wir Holzmarkt Nr. 19 unsern neu erbauten Tanzsaal, und bitten alle unsere Freunde und Gönner um geneigten Zuspruch. Eintrittskarten à 5 Sgr., wofür eine Flasche echten Moselwein verabreicht wird. Köln, 11. August 1849. Gastwirth C. Breuer u. Cp. …“
 
Aber auch das Gastspiel von Conrad Breuer dauerte nur 3 Jahre, im Jahr 1852 wurde die Wirtschaft von Joseph Stauff übernommen.
(W008) [9, 12.08.1849]
Tanzvergnügen am neuen Hafen im neu erbauten Tanzsaal von Gastwirth C. Breuer u. Cp. Anzeige aus August 1849
(W002) [27, 28.10.1849]
Tanzvergnügen am Hafen bei Gastwirth C. Breuer & Comp. Anzeige aus dem Jahr 1849 
(W004) [27, 09.09.1849]
Tanzvergnügen am Hafen Rheinau im neu erbauten Tanzsaal von Gastwirth C. Breuer u. Comp. Anzeige aus September 1849

Die Führung der Brauerei am Holzmarkt 19 durch Joseph Stauff (1852-1859)
Die Übernahme der Schenkwirtschaft am Holzmarkt 19 kündigte Joseph Stauff wie folgt an:
[9, 15.02.1852] „…Daß ich meine Schenkwirthschaft heute Sonntag, den 15. Februar, in dem Hause Holzmarkt Nr. 19, „zum neuen Hafen“ genannt, eröffnet habe, zeige ich meinen Freunden und Gönnern ergebenst an Köln, 15. Februar 1852. Joseph Stauff…“
 
Kurz vor der Übernahme der Restauration am Holzmarkt 19 im Februar 1852, hatte Joseph Stauff die ebenfalls aus Köln stammende Gertrud Moll geheiratet. Der Wohnsitz von Joseph Stauff wird zu diesem Zeitpunkt nach mit „Ehrenstraße“ angegeben. Joseph Stauff und seine Frau Gertrud hatten 9 gemeinsame Kinder (Theodor (1852), Anna Gertrud (1854), Michael (1856), Sibylle Christine (1857), Michael (1859), Peter Joseph (1860), Adelheid (1862), Johann Heinrich (1864) und Joseph (1865)). Das doppelte Vorkommen des Namens „Michael“ ist dadurch zu erklären, dass der im Jahr 1856 geborene Michael kurz vor der Geburt des zweiten Michaels im Jahr 1859 verstorben war und da Joseph Stauff anscheinend unbedingt eine Sohn namens Michael haben wollte, der im Jahr 1859 geborene Sohn eben diesen Namen erhielt.
Geschäftlich Aktivitäten von Joseph Stauff vor Übernahme der Restauration sind nicht bekannt.
Ein halbes Jahr später errichtete Joseph Stauff auch eine Brennerei in den Gebäuden am Holzmarkt 19. Wie auch schon vor 150 Jahren üblich, musste eine Konzession beantragt werden und im Rahmen des Erteilungsprozesse wurde dies öffentlich gemacht und es gab 4 Wochen Zeit, gegen die Erteilung der Konzession Einspruch einzulegen.
[9, 11.07.1852] „…Herr Joseph Stauff beabsichtigt, auf dem Grundstücke Holzmarkt Nr. 19 eine Branntwein=Brennerei anzulegen. Nach Vorschrift der allgemeinen Gewerbe=Ordnung und der Verfügung kgl. Regierung vom 26. v. Mts. wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß Einwendungen binnen einer präclusivischen Frist von vier Wochen bei dem kgl. Policei=Commissar der I. Section, Herrn v. Graevenitz, schriftlich einzureichen sind. Köln, den 3. Juli 1852. Der Policei=Director, Geiger. Die Anheftung vor dem Geschäfts=Locale und dem Rathhause ist am 10. Juli c. erfolgt. Köln, den 10. Juli 1852. Der Policei=Director, Geiger.
 
Das gleiche Procedere gab es auch 2 Monate später bei der Beantragung der Genehmigung zur Errichtung einer Brauerei. Vermutlich war dies aber ein Neubau / eine Modernisierung, da Joseph Stauff vermutlich bereits seit dem Jahr 1852 neben der Brennerei und der Schankwirtschaft eine Brauerei betrieben hatte. Zumindest lassen zahlreiche Anzeigen darauf schließen, in denen Joseph Stauff nach Brauer und Brau-Gesellen suchte.
[9, 28.09.1857] „…Herr Joseph Stauff beabsichtigt, auf dem Grundstücke, Holzmarkt Nr. 19, eine Brauerei anzulegen. Nach Vorschrift der allgemeinen Gewerbe=Ordnung und der Verfügung königlicher Regierung vom 22. d. Mts. wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß Einwendungen binnen einer präclusivischen Frist von 4 Wochen dem königlichen Policei=Commissar der I. Section, Herrn Brockhaus, Severinstraße 81, schriftlich anzuzeigen sind. Köln, den 24. September 1857. Der königliche Policei=Director, Geiger.— Die Anheftung vor dem Geschäftslocale der königlichen Policei=Direction und dem Rathhause ist heute erfolgt. Köln, den 26. September 1857. Der königliche Policei=Director, Geiger…“
 
Wie sein Vorgänger Conrad Breuer auch, veranstaltete Joseph Stauff regelmäßige Tanzveranstaltungen und etablierte sein Haus auch als Veranstaltungsort der Kölner Karnevalsgesellschaft „Mer wellen et ens reskere“.
Die Geschäfte schienen gut gelaufen zu sein, denn Joseph Stauff wollte sich vergrößern. Im Jahr 1859 übernahm er von die bestehende Brauerei von Wilhelm Lugt in der Severinstraße 171. Den weiteren Betrieb der Brauerei am Holzmarkt 19 übertrug er seinem Bruder Quirin Stauff.
[9, 03.10.1859] „…Meinen Freunden und Gönnern die ergebenste Anzeige, daß ich mit dem heutigen Tage meine Brau= und Brennerei, Holzmarkt Nr. 19, an meinen Bruder Quirin Stauff übertragen habe, und benachrichtige ich, daß ich mit dem heutigen Datum die Brauerei des Herrn Lugt, Severinstraße Nr. 171, übernommen habe, und bitte um dieselbe Geneigtheit, den ihm früher geschenkten Besuch auch in diesem Local mir angedeihen zu lassen. Köln, 1. October 1859. Joseph Stauff.
---
Bezug nehmend auf Obiges, bitte ich meine Freunde u. Gönner, das meinem Bruder geschenkte Zutrauen auch auf mich zu übertragen, indem ich alles aufbieten werde, dieselben in jeder Hinsicht zu befriedigen. Quirin Stauff…“
 
 
(W001) [9, 15.02.1852]
Anzeige von Joseph Stauff aus Februar 1852 zur Eröffnung seiner Schenkwirtschaft "zum neuen Hafen" am Holzmarkt 19
 
(W002) [9, 11.07.1852]
Im Juni 1852 beantragte Joseph Stauff eine Konzession für den Betrieb einer Brennerei
(W005) [9, 28.09.1857]
Nach der Brennerei beantragte Joseph Stauff im September 1857 auch eine Konzession für den Betrieb einer Brauerei
                               
(W004) [9, 22.01.1857]
Die vereinigten Karnevalsgesellschaften versammeln sich bei Josph Stauff am Holzmarkt 19. Anzeige aud dem Jahr 1857
(W005) [9, 23.02.1857)
Im Kontext des Karnevals lädt Joseph Stauff zu Harmonie und Tanz. Anzeige aus dem Jahr 1857
(W001) [9, 02.01.1858]
Das Brauhaus von Joseph Stauff am Holzmarkt 19 war das Stammlokal der Karnevalsgesellschaft "Mer wellen et ens reskere", welche dort u.a. ihre Sitzungen abhielt 
(W006) {9, 03.10.1859]
Zum 1. Oktober 1859 übergab Joseph Stauff seine Brauerei am Holzmarkt 19 an seinen Bruder Quirin Stauff und übernahm selbst die Brauerei von Wilhelm Lugt in der Severinstraße 171 

Die Führung der Brauerei am Holzmarkt 19 durch Quirin Stauff (1859-1865]
Quirin Stauff arbeitete höchstwahrscheinlich schon länger in der Brauerei seines Bruders mit, bevor er diese im Oktober 1859 übernahm. Kurz zuvor heiratete er noch die ebenfalls aus Köln stammende Adelheid Altengarten.
Quirin Stauff führte die Brauerei weiter wie sein Bruder, mit Tanzveranstaltungen und Sitzungen der Karnevalsgesellschaften.
Im Oktober 1860 wurde sein erster Sohn Theodor geboren, im Juni 1863 seine erste Tochter Maria Josephine Gertrud. Bei der zweiten Geburt muss es einen Zwischenfall gegeben haben, denn nur 6 Wochen später verstarb seine Frau im Alter von nur 30 Jahren. Die Deutung bleibt dem Leser überlassen, jedenfalls heiratete Quirin Stauff nur gut 4 Monate nach dem Tod seiner ersten Frau erneut. Mit seiner zweiten Frau Anna Johanna Christine Jakobine Gertrud Kreutzer, die ebenfalls aus Köln stammte, wurde einen Tag nach der Hochzeit ein Ehevertrag abgeschlossen, in dem eine Zugewinngemeinschaft festgelegt wurde.
Quirin Stauff war ebenso unstetig wie sein Bruder, bereits 6 Jahre nach Übernahme der Brauerei, im Jahr 1865, verlegte er seine Brauerei in die Severinstraße 66.
[9, 13.05.1865] „…Eröffnung meiner Brau= u. Brennerei. Meinen Freunden und Bekannten zeige ich hiermit an, deß ich mit dem heutigen Tage meine Wirthschaft vom Holzmarkt Nr. 19 nach der Severinstraße Nr. 66 verlegt habe und bitte das mir geschenkte Wohlwollen auch fernerhin zu erhalten. Quirin Stauff, Brau= und Brennereibesitzer, Severinstraße 66…“
 
Die Brauerei in der Severinstraße 66 war eine Neuerrichtung, es gab keine Brauereihistorie an dieser Stelle. Vor Quirin Stauf war in der Severinstraße der Branntweinbrenner, Fruchthändler und Restaurateur Christian Fischer ansässig [27,28].
Über die Führung der Brauerei in der Severinstraße durch Quirin Stauff ist nicht viel bekannt. Diese dauerte auch nur 5 Jahre, denn am 8. November 1870 verstarb Quirin Stauff völlig unerwartet an den Folgen eines Schlaganfalls.
Um den Nachlass unter allen Anspruchsberechtigten aufteilen zu können kam es wie üblich zu einer Zwangsversteigerung.
[9, 15.07.1871] „…Das Haus Severinstraße 66 in Köln, nebst Brennerei=Geräthschaften, mit großen Hintergebäuden, worin eine Brennerei besteht, Ausfahrt in der Achterstraße und dort befindlichem Baue,— sodann ein Garten an der Schindskaule und eine Ackerparzelle an der Brühlerstraße, alles gehörig zum Nachlasse des Herrn Quirin Stauff von Köln, wird am Montag den 18. September., Nachmittags 4 Uhr, auf meiner Schreibstube in Köln, Langgasse 28, abtheilungshalber verkauft. In dem Hause wird eine recht frequentirte Wirthschaft betrieben, wozu es sich wegen seiner Lage und seiner großen Räumlichkeiten vorzüglich eignet, und das Ganze hat eine Grundfläche von 2736 Q.= Fuß. Taxe und Conditionen sind bei dem Unterzeichneten zu jeder Zeit einzusehen. Bieger, Notar…“
 
Der nächste Artikel, eine Woche später erschienen als der vorstehende, nennt die Kontrahenten beim Namen.
[9, 22.07.1871] „…In der gerichtlichen Theilungssache der Frau Gertrud. geb. Kreutzer, Witwe von Quirin Stauff, Wirthin zu Köln wohnend, Klägerin, vertreten durch Advocat=Anwalt Eduard Schenk II. zu Köln, gegen gegen den Herrn Theodor Stauff, ohne Geschäft zu Köln wohnend, in seiner Eigenschaft als Hauptvormund der geschäftslosen, bei ihm domicilirten, unter der Nebenvormundschaft des in Köln wohnenden Kaufmannes Herrn Johann Michael Obermeyer stehenden minderjährigen Gertrud Maria Josephine Stauff, Verklagten, vertreten durch Advocat=Anwalt Maximilian Commer zu Köln wird der unterzeichnete, in der Stadt Köln am Rhein wohnende Königlich preußische Notar Anton Hubert Bieger auf den Grund eines Urtheils des Königlichen Landgerichtes zu Köln vom 4. Mai 1871 am Montag den 18. September 1871, Nachmittags 4 Uhr, auf seiner Amtsstube dahier, Langgasse Nr. 24, die nachbezeichneten Immobilien unter der beigefügten Taxen öffentlich an den Meistbietenden versteigern, nämlich:
1) das zu Köln auf der Severinstraße gelegene mit Nr. 66 bezeichnete Haus mit Hintergebäulichkeiten, Hofraum, Ausgang in der Achterstraße und dort befindlichem Baue … taxiert zu 44 500 Thaler … 2) 84 Rutlen 50 Fuß Garten, an der Schindskaule … taxirt zu 400 Thaler … 3) 93 Ruthen 60 Fuß Ackerland an der Brühlerstraße … taxizt zu 200 Thaler. Die Verkaufsbedingungen und sonstigen Voracten liegen auf der Amtsstube des Unterzeichneten zu Jedermanns Einsicht offen. Köln, am 10. Juli 1871. Der Königliche Notar, Bieger…“
 
Wirklich lange hielt sich Gertud Stauff geb. Kreutzer auch nicht mit der Trauer auf. Im November 1871 heiratete sie den Schenkwirth Michael Groß. Wie Quirin Stauff es vorher mit ihr gemacht hatte, wurde ein Ehevertrag mit Vereinbarung einer Zugewinngemeinschaft abgeschlossen.
Was anschließend aus Gertrud Stauff wurde ist unklar. Das Gebäude in der Severinstraße 66 ging in den Besitz von Joseph Stauff über und ab dem Jahr 1872 betrieb dort ein gewisser Michel Moll eine Brennerei mit Restauration. Damit war im Jahr 1880 aber Schluss, das Gebäude ging in den Besitz der Familie Höninghaus und wurde nicht mehr als Gaststätte oder Brauerei genutzt [18].
(W047) [9, 19.02.1860]
Die Karnevalsgesllschaft "Mer wellen et ens reskeeren" hielt ihre Versammlungen auch unter Quirin Stauff am Holzmarkt 19 ab
(W048) [9, 02.03.1862]
Großes Tanzvergnügen zu Karneval bei Quirin Stauff. Anzeige aus dem Jahr 1862
(W051) [9, 01.01.1864]
Stiftungsfest der Karnevalsgesellschaft "Mer wellen et ens reskeeren" bei Quirin Stauff. Anzeige aus dem Jahr 1864 
(W050) [9, 30.07.1863]
Todesanzeige von Adelheid Stauff, der Frau von Quirin Stauff, welche im Jahr 1863 im Alter von nur 30 Jahren verstarb

 

(W052) [9, 13.10.1865]
Im Jahr 1865 verlegte Quirin Stauff seine Brauerei und Brennerei vom Holzmarkt 19 in die Severinstraße 66

 

(W005) [27]
Der Branntweinbrenner und Fruchthändler Christian Fischer, welcher sein Geschäft vor Quirin Stauff in der Severinstraße 66 betrieb, war Pleite. Anzeige aus dem Jahr 1850 
(W053) [9, 09.11.1870]
Quirin Stauff starb im Jahr 1870 im Alter von 40 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls 

Die Führung der Brauerei am Holzmarkt 19 durch Johann Hubert Heinrich Peun (1865-1876)
Nachdem Quirin Stauff seine Brauerei am Holzmarkt 19 im Jahr 1865 in die Severinstraße 66 verlegt hatte, übernahm Johann Hubert Heinrich Peun die Brauerei am Holzmarkt 19.
Von Heinrich Peun ist bekannt, dass er bereits zuvor ab dem Jahr 1863 eine Brennerei und Schankwirtschaft ganz in der Nähe am Holzmarkt 85 betrieben hatte [9] und das er im Jahr 1863 die ebenfalls aus Köln stammende Christine Sibylle Schmitz heiratete.
Heinrich Peun führte die Brauerei, welche sich immer noch im Besitz von Joseph Stauff befand, bis ins Jahr 1876, in dem er an den Mariaablaßplatz 9 zog und dort eine Brennerei betrieb.
Nachdem Wegzug von Heinrich Peun im Jahr 1876, wurden Brauerei- und Brennerei stillgelegt und nur die Restauration weiterbetrieben. Von 1876 bis 1886 wurde die Restauration von Michael Joseph Bank geführt und im Anschluss von 1887 bis zu seinem Tod im Jahr 1900 von Gerhard Hodeige. Dieser hatte zuvor bereits die Brauerei „Zum Stern“ an der Linde 17 betrieben . Nach dem Tod von Gerhard Hodeige wurde die Restauration bis ins Jahr 1906 von seiner Witwe Catharina Hodeige weitergeführt. Im Anschluss betrieb Joseph Esser die Restauration bis ins Jahr 1931. Die letzten Betreiber waren Wilhelm Spahr und seine Frau, bzw. nach dem Krieg die Witwe Spahr, welche die Restauration bis ins Jahr 1956 betrieb.
(W001) [9, 13.09.1863]
Eröffnungsanzeige von Heinrich Peun, welcher im Jahr 1863 eine Brennerei und Schenkwithschaft am Holzmarkt 85 eröffnete
(WP002) [9, 13.05.1865]
Eröffnungs-Anzeige von Heinrich Pein, welcher im Jahr 1865 seine Wirtschaft und Brennerei an den Holzmarkt 19 verlegte 
 
(WP004) [9, 29.03.1866]
Beim Preiskegeln am Ostermontag des Jahre 1866 war bei Heinrich Peun ein Pferd zu gewinnen 
(W003) [35, 05.08.1876]
Weitere Anzeige zur Verlegung von Brennerei und Wirtschaft aus dem Jahr 1876
(WP005) [35, 08.09.1885]
Heinrich Peun blieb seinem Metier treu, mit Waidmark 11 mittlerweile an der vierten Adresse. Eröffnungs-Anzeige aus dem Jahr 1885
(WP003) [18.03.1891]
1 Liter Branntwein für 1,60 Mark. Anzeige aus dem Jahr 1891

 


Die zweite Brauerei von Joseph Stauff in der Severinstraße
Im Oktober 1859 übernahm Joseph Stauff die Brauerei in der Severinstraße 171 von Wilhelm Lugt, welche zu diesem Zeitpunkt bereits auf eine lange Geschichte zurückblicken konnte. Deshalb gibt es erst einen Rückblick auf diese Geschichte bevor das Wirken von Joseph Stauff in der Severinstraße geschildert wird.
(KK087)
Kreuter-Karte um 1845. Zu sehen ist die Severinstraße, wobei das Haus mit der Nummer 171 nicht speziell als Brauhaus gekennzeichnet ist

Der Ursprung der Brauerei in der Severinstraße 171 und die Führung durch die Familie Wermerskirchen ((1822)-(1830))
Die erste bekannte Erwähnung eines Mitglieds der Familie Wermerskirchen stammt aus dem Jahr 1797 [11]. Im Kölner Adressbuch dieses Jahres werden 3 Mitglieder der Familie aufgelistet, hier interessant ist aber nur Anton Wermerskirchen, seines Zeichens „Brandeweinbrenner“ und wohnhaft An den Carmeliter 6965. Anton Wermerskirchen war zu diesem Zeitpunkt als noch kein Brauer sondern ein Branntweinbrenner.
Die Nächste bekannte Erwähnung stammt aus dem Adressbuch des Jahres 1813 [10]. Diese lautet: „Wermerskirchen (A.) R. St. Severin n. 171 (V. Distill. D’eau-de-vie.)“. Anton Wermerskirchen war also weiterhin als Branntweinbrenner tätig, mittlerweile aber in der Severinstraße 171, also dort, wo später auch Joseph Stauff seine Brauerei hatte. Im Jahr 1822 gibt es dann den ersten Nachweis einer Brauerei in der Severinstraße 171. Im Adressbuch dieses Jahres wird Catharina Wermerskirchen, die Wittwe des zu diesem Zeitpunkt schon verstorbenen Anton Wermerskirchen, als Brauerin in der Severinstraße 171 aufgeführt. Aus dem Jahr 1823 stammt der nächste Nachweis in Form einer Anzeige in der Kölnischen Zeitung, in der Wittib Wermerskirchen (Wittib ist eine alte Bezeichnung für Witwe) „recht gutes Gerstenmalz“ zum Kauf anbietet.
[9, 23.10.1823] „…Bei Wittib Wermerskichen, auf der Severinstraße Nro. 171, ist recht gutes Gerstenmalz zu haben…“
 
Im Jahr 1828 eröffnet ein weiteres Mitglied der Familie, Hermann Wermerskirchen eine Branntweinbrennerei nebst Restauration auf dem Buttermarkt 46 [9].
Im Juni 1830 steht die Brauerei dann plötzlich zum Verkauf. Vermutlich wollte sich die Witwe Wermerskirchen zur Ruhe setzen und es gab keinen männlichen Nachfahren, der die Brauerei hätte übernehmen können.
[9, 15.06.1830] „…Das Haus mit Garten und Stallung, nebst Scheune, Einfahrtsthor und Kegelbahn, auf der Severinstraße Nro. 171, nebst der von der Witwe Wermerskirchen bisher mit Vortheil geführten Brauerei und Brennerei, sammt allem dazu gehörigen Geräthschaften, steht unter vortheilhaften Bedingungen zu verkaufen. Bescheid bei Heinrich Steven, Bayenstraße Nro. 33…“
 
Die Anzeige wurde noch mehrfach geschaltet, aber es wurde wohl kein Käufer gefunden. Ein halbes Jahr später fand sich dann eine Lösung. Catharina Wermerskirchen, die Tochter der Witwe Wermerskirchen, heirate und quasi als Mitgift wurde dem neuen Schwiegersohn Georg Baum die Leitung der Brauerei übertragen (wobei die Witwe Wermerskirchen weiterhin Eigentümerin blieb).
[9, 01.12.1830] „…Unsere vollzogene eheliche Verbindung zeigen wir Verwandten, Freunden und Bekannten ergebenst an. Köln, den 1. Dezember 1830. Georg Baum. Catharina Baum, geborene Wermerskirchen.
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Hiermit mache ich die ergebene Anzeige, daß ich mein bisheriges Geschäft, die Bierbrauerei und Brandweinbrennerei, meinem Schwiegersohn Georg Baum gänzlich übertragen habe. Dabei erstatte ich allen meinen Freunden für das mir erzeigte Wohlwollen meinen Dank, und bitte allerseits, dasselbe auf Genannten alfälligst übergehen lassen zu wollen. Wittwe Wermerskirchen.
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In Bezug auf vorstehende Anzeige empfiehlt sich unterzeichneter bei Uebernahme besagten Geschäftes aufs Beste und wünscht, daß der Bitte seiner Schwiegermutter durch geneigten Zuspruch Gewogenheit willfahren werde. Georg Baum, Köln, den 1. Dez. 1830. Severinstraße Nro. 171.
 
   
(W004) [9, 23.01.1823]
Der Verkauf von Gerstenmalz von Witwe Wermerskirchen ist gleichzeitig ein Nachweis von Brautätigkeit in der Severinstraße 171. Anzeige aus dem Jahr 1823
(W001) [9, 17.02.1828]
Ein weiteres Mitglied der Familie Wermerskirchen, Hermann Wermerskirchen, eröffnete im Jahr 1828 eine Branntweinbrennerei am Buttermarkt.
            

Die Führung der Brauerei in der Severinstraße 171 durch Georg Baum (1830-(1831))
Über die kurze Zeit der Führung der Brauerei durch Georg Baum, dem frisch gebackenem Schwiegersohn der Witwe Wermerskirchen, ist nur wenig bekannt. Im Jahr 1831 ist er im Kölner Adressbuch als Bierbrauer in der Severinstraße 171 aufgeführt, im nächsten verfügbaren Adressbuch des Jahres 1835 nicht mehr [19]. Vermutlich betrieb er die Brauerei nur 3 Jahre, bis sie im Jahr 1834 von einem Herrn Linnartz übernommen wurde.
 
(W002) [9, 15.06.1830]
Im Juni 1830 stand die Brauerei von Witwe Wermerskirchen zum Verkauf, es fand sich aber anscheinend kein Käufer
(W003) [34, 01.02.1830]
3 Anzeigen in einer. Neben der Heiratsanzeige von Georg Baum und Catharina Baum sind noch die Übergabe der Brauerei von Witwe Wermerskirchen an ihren neuen Schwiegersohn sowie dessen Übernahme der Brauerei enthalten
                                            

Die Führung der Branntweinbrennerei und Restauration in der Severinstraße 171 durch C. Linnartz (1834-1835)
C. Linnartz, von dem noch nicht einmal der genaue Vorname bekannt ist, führte die Brauerei nur ein Jahr. Außer der Eröffnungsanzeige aus Februar 1834 sind keine weiteren Nennungen bekannt.
[9, 16.02.1834] „…Daß ich heute den 16. Februar in dem vormaligen Wermerskirchen-Haus auf der Severinstraße Nro. 171 meine Branntwein= und Bierschenke eröffnen und meinen Gönnern mich bestens zu empfehlen suchen werde, zeige ich hiermit ergebenst an. J. Linnartz…“
 
                              
(W001) [9, 16.02.1834]
Eröffnungsanzeige von J. Linnarz aus dem Jahr 1834
                                                                                                          

Die Führung der Brauerei in der Severinstraße 171 durch Jacob und Gabriel Radermacher (1835-1839)
Im Adressbuch des Jahres 1835 wird Jacob Radermacher und nicht mehr Georg Baum als Brauer in der Severinstraße 171 aufgeführt [19]. Bekannt ist, dass Jacob Radermacher bereits vorher eine Brauerei in der Spulmansgasse 64 geführt hatte [13]. Ab dem Jahr 1838 taucht ein Christoph Gabriel Radermacher anstelle Stelle von Jacob Radermacher als Brauer in der Severinstraße auf [19]. Vermutlich war Christoph Gabriel Radermacher ein Sohn von Jacob Radermacher. Jacob Radermacher selbst war ebenfalls vermutlich zu diesem Zeitpunkt schon verstorben, zumindest taucht er nicht im Personenverzeichnis des Kölner Adressbuches aus dem Jahr 1838 nicht mehr auf.
Die Führung der Brauerei durch Christoph Gabriel Radermacher wurde durch seinen plötzlichen Tod im September 1839 im Alter von nur 32 Jahren jäh beendet.
[9, 28.09.1839] „…Civilstand der Stadt Köln. - 24. September 1839. Sterbefälle … Christoph Gabriel Radermacher, Bierbrauer, 32 J. alt, verheir., Severinstr. …“
 
     
(W001) [9, 01.01.1839]
Anzeige der Karnevals-Gesellschaft "Duell, oder der Maulheld in der Klemme", welche im Jahr 1839 eine Generalversammlung bei Herrn Radermacher in der Severinstraße 171 abhielt
                                                                                                                                       

Die Führung der Brauerei in der Severinstraße 171 durch Wilhelm Lugt (1839-1859)
Wilhelm Lugt führte die Brauerei in der Severinstraße 171 insgesamt 20 Jahre lang, dennoch ist fast nichts über ihn bekannt. Johann Heinrich Lugt, ein Bruder von Wilhelm lugt, führte zeitgleich eine Brauerei in der Spulmannsgasse 64.
In einer der wenigen bekannten Anzeigen verkauft Wilhelm lugt im Jahr 1853 2 Dampfmaschinenpumpen, woraus geschlossen werden kann, dass die Brauerei damals schon mit einer Dampfmaschine ausgerüstet war.
Weitere Informationen vor der Übernahme der Brauerei durch Joseph Stauff im Jahr 1859 sind nicht bekannt. Im Adressbuch des Jahre 1860 [18] wird Wilhelm Lugt als ansässig in der Severinstraße 127 und ohne Gewerbe aufgeführt, vermutlich hatte er sich zur Ruhe gesetzt.
(W003) [9, 30.09.1848]
Hauptmann Lambrecht, seineszeichens Chef der 8. Kompanie des 15. Infanterie-Regiments bedankt sich für die Bewirtung durch den patriotisch gesinnten Wilhelm Lugt. Anzeige aus dem Jahr 1848
(W001) [9, 02.02.1853]
Verkauf von Dampf-Maschinenzubehör im Jahr 1853. D.h. die Brauerei war schon zu dieser Zeit mit einer Dampfmaschine ausgerüstet 
(W002) [9, 08.10.1855]
Nicht für sich selbst, sonder für eine Brauerei in einem Landstädtchen suchte Wilhelm Lugt einen Brauer im JAhr 1855 

Die Führung der Brauerei in der Severinstraße 171/199 durch Joseph Stauff (1859-1888)
Joseph Stauff betrieb ab dem Jahr 1859 die Brauerei in der Severinstraße 171 genauso erfolgreich wie seine Brauerei am Holzmarkt 19 zuvor.
Im Jahr 1867 erweiterte Joseph Stauff die Brauerei noch um eine über 1.200 m² große Gartenwirtschaft, was er in folgender Anzeige kundtat:
[9, 06.07.1867] „…Eröffnung, meiner Gartenwirthschaft in der Bierbrauerei Severinstraße Nr. 171. Bei Gelegenheit der Severinskirmeß Sonntag den 7. und Montag den 8. Juli großes Garten=Concert. Da es dem kölner Publicum noch unbekannt, in der größten Bierbrauerei Kölns auch ein großer Garten von einem halben Morgen ist, empfehle ich mich bestens. Jos. Stauff…“
 
Joseph Stauff reklamiert damit für sich nicht nur die größte Gartenwirtschaft, immerhin über 1.200 m² groß, sondern gleich auch, die größte Brauerei in Köln zu besitzen. Ob dies wirklich so war ist unklar. Denkbar wäre es schon, denn die ersten industriellen Brauereien, meist Aktiengesellschaften, entstanden in Köln erst Anfang der 1870er Jahre.
Joseph Stauff wollte weiter expandieren und erwarb dafür bereits im Jahr 1875 ein Grundstück in Arnoldshöhe, zu diesem Zeitpunkt noch ein Vorort von Köln. Die weitere Entwicklung der im Jahr 1878 eröffneten Brauerei in Arnoldshöhe ist im nächsten Hauptkapitel beschrieben.
Ebenfalls im Jahr 1875 gab er die Führung der Restauration in der Severinstraße 199 an Aegidius Christmann. Joseph Stauff investierte nicht nur in seine neue Brauerei in Arnoldshöhe, sondern auch weiterhin in die Brauerei in der Severinstraße, da beide Brauereien parallel betrieben wurden. Im Jahr 1879 wurde der „Gertrudensaal“ eröffnet, welcher die beachtliche Größe von 3.200 qm hatte. Vermutlich war seine Frau Gertrud die Namensgeberin. In der Folgezeit wurde auch häufig namentlich mit dem Gertrudensaal geworben und auf der abgebildeten Postkarte PK002 ist auch gut der Text „Gertruden-Saal“ an der Fassade der Brauerei zu erkennen.
Im Jahr 1881 wurden die Hausnummern in der Severinstraße neu nummeriert. Als Konsequenz lag die Brauerei von Joseph Stauff ab dieser Zeit in der Severinstraße 199 und nicht mehr in der Severinstraße 171.
Joseph Stauff integrierte auch seine Söhne in seine Unternehmungen. Während sein Sohn Heinrich Stauff in der neuen Brauerei in Arnoldshöhe tätig war, führte ab Anfang der 1880er Jahre sein Sohn Peter Jospeh Stauff die Restauration in der Severinstraße 199.
Vermutlich ab dem Jahr 1886 übertrug Joseph Stauff auch die Führung der Brauerei in der Severinstraße 199 an seinen Sohn Peter Joseph Stauff. Die Brauerei wurde noch 2 Jahre betrieben, bis sie im Jahr 1888 stillgelegt und nur noch die Restauration weitergeführt wurde.
(W001) [9]
"Vorzügliches Doppel-Braunbier", zu haben bei Joseph Stauff. Anzeige aus dem Jahr 1862
(W002) [9]
"Reines Doppel-Braunbier", zu haben bei Joseph Stauff. Anzeige aus dem Jahr 1862 
(W016) [9, 26.07.1865]
Neben Kölner Bier hat Joseph Stauff jetzt auch echtes Felsenbier im Ausschank. Anzeige aus dem Jahr 1865
 
(W017) [9, 06.07.1867]
Anzeige zur Eröffnung der neuen Gartenwirtschaft in der Severinstraße 171. In dieser Anzeige tituliert Joseph Stauff seine Brauerei als größte von Köln
(W018) [9, 27.07.1867]
Großes Garten-Konzert in der neuen Gartenwirtschaft. Anzeige aus dem Jahr 1867
(W010) [9, 25.01.1873]
Herr Johann Kluth nimmt seine verleumderischen Behauptungen gegen Joseph Stauff öffentlich zurück. Leider ist weder bekannt wer Johann Kluth war, noch um welche Behauptungen es sich handelte 
 
(W020) [07.01.1877]
Die Centrumspartei versammelt sich bei Joseph Stauff. Anzeige aus dem Jahr 1877
(W021) [36, 21.10.1879]
Der Kölner Bilettanten-Bund gibt ein Konzert bei Joseph Stauff. Anzeige aus dem Jahr 1879
(W041) [38, 23.12.1887]
Der katholische Arbeiterverein versammelt sich im Vereinslokale von Herrn H. Stauff. In dieser Anzeige ist schon Heinrich statt Josef Stauff benannt
 
                       
(W006) [18]
Werbung von Joseph Stauff für den Gertudensaal aus dem Jahr 1882
(W007) [18]
Werbung von Joseph Stauff für den Gertudensaal aus dem Jahr 1883 
(W023) [36, 07.03.1886]
Großer Maskenball im Gertruden-Saal. Anzeige aus dem Jahr 1886

Die Restauration Joseph Stauff in der Severinstraße 199 (1888-1905)
Die Gründe, warum die Brauerei in der Severinstraße 199 im Jahr 1888 stillgelegt wurde, sind nicht überliefert. Vermutlich war einfach die Notwendigkeit nicht mehr vorhanden, da die parallele Brauerei in Arnoldshöhe über genug Braukapazität verfügte.
Während Peter Joseph Stauff die Restauration weiterführte, setzte sich Joseph Stauff im Jahr 1888 zur Ruhe. Im Adressbuch der Stadt Köln wurde er fortan als Rentner geführt [18], wohnhaft am Perlengraben 18-20, quasi an der Rückseite der Brauerei in der Severinstraße. Anfang der 1990er Jahre verzog Joseph Stauff nach Königwinter [16]. Obwohl Joseph Stauff bereits im Ruhestand war, lief die Restauration immer noch unter dem Namen Josef Stauff. Am 31. März 1900 verstarb Joseph Stauff im Alter von 74 Jahren.
Das Joseph Stauff zu Lebzeiten sehr erfolgreich gewesen war, lässt sich unter anderem an der Liste an Häusern festmachen, welche sich in seinem Besitz befanden. Leider gibt es erst ab dem Jahr 1906, also nach dem Tod von Joseph Stauff, ein Eigentümerverzeichnis welches darüber Auskunft gibt. Da fast das gesamte Erbe an seinen Sohn Heinrich ging lässt sich auf Basis dessen Eigentumsverhältnisse auf Joseph Stauff zurückschießen. Heinrich Stauff besaß Stand 1906 Häuser an folgenden Adressen: Bonnerstraße 324 und 84, Glockenring 14, Hosengasse 25, Neue Mastrichterstraße 26, Ohmstraße 56, Severinstraße 197 und 199 sowie Venloerstraße 69. Also insgesamt also 9 Häuser in Köln.
Im Jahr 1905 wurde auch die Restauration in der Severinstraße 199 geschlossen und das Gebäude abgerissen. Die Gründe hierfür sind nicht ganz klar, jedenfalls verzog Peter Josepf Stauff, welcher die Restauration in der Severinstraße 199 geführt hatte, nach Eitorf. Dort führte er das „Bahnhofhotel Eitorf“, welches er bereits im Jahr 1903 erworben hatte und welches er auch in Kölner Zeitungen bewarb („Erstes Haus am Platze. Zentralheizung. Elektrisches Licht“).
Das Bahnhofhotel schien auch recht erfolgreich gewesen zu sein, jedenfalls führte Peter Joseph Stauff das Hotel gesichert bis ins Jahr 1938 [20]. Die goldene Hochzeit von Peter Joseph Stauff und seiner Frau Katharina im Jahr 1935 war sogar dem Bonner-Generalanzeiger der folgende Artikel wert:
[21, 17.09.1935] „…(Eitorf): Am Sonntag feierten die Eheleute Jos. Stauff und Frau Kath. geb. Monheim das Fest der goldenen Hochzeit. Das Jubelpaar erfreut sich weit über die Grenzen des Heimatbezirkes hinaus großer Wertschätzung und Beliebtheit. Seit 32 Jahren ist es Inhaber des Eitorfer Bahnhofshotels. Es war der Wunsch des Jubelpaares, den Tag der goldenen Hochzeit in aller Stille und im engsten Familienkreis feiern zu können. Aus allen Kreisen der Bevölkerung trafen zahlreiche Glückwünsche und Blumenspenden ein. Vertreter des Gaststättengewerbes überreichten vor der Abreise des Jubelpaares nach Köln, wo im Hause eines Sohnes das Fest schlicht gefeiert wird, ein schönes Geschenk…“
 
(W022) [9, 15.09.1885]
Heiratsanzeige von Peter Joseph Stauff (Sohn von Joseph Stauff welcher die Restauration in der Severinstraße führte) und Nettchen Monheim aus dem Jahr 1885
 
(W024) [9, 20.06.1890]
Maschinist (nicht Brauer, die Brauerei war zu der Zeit schon stillgelegt) zur Bedienung der Lindeschen Eismaschine gesucht.  
(W025) [5, 26.07.1893]
Die Kölner Wirte-Innung tagt in der Restauration Jos. Stauff. Anzeige aus dem Jahr 1893 
(W026) [5, 22.12.1895]
Große Militair-Brieftauben-Austellung bei Joseph Stauff. Anzeige aus dem Jahr 1895 
(W042) [39, 13.08.1898]
Ein Tornado richtete im Jahr 1898 verheerende Verwüstungen an. Im Komitee, welches Spenden sammelt, ist auch Heinrich Stauff vertreten
 
(PK002)
Postkarte der Brauerei von Joseph Stauff in der Severinstr. 199. Gut zu sehen ist die Aufschrift "Gertruden-Saal"

 

(F001) [43]
Foto der Restauration von Joseph Stauff in der Severinstraße 199. Die Aufnahme entstand vermutlich im Jahr 1904/1905, kurz vor Abriss des Hauses  
(W011) [9, 23.03.1900]
Todesanzeige von Joseph Stauff, welcher am 21. März 1900 im Alter von 74 Jahren in Königswinter verstarb
(W004) [5]
Anzeige der Niederlassung einer Seifenfabrik in der Severinstraße 171 aus dem Jahr 1904. Da die Brauerei nicht mehr bestand, gab es Platz für anderes Gewerbe
(W030) [9, 04.01.1909]
Werbung für das Bahnhofhotel Eitorf, welches Peter Joseph Stauff ab 1905 betrieb 
(W029) [5, 27.03.1931]
Wetere Anzeige des Bahnhofhotel Eitorf aus dem Jahr 1931

Das Volkshaus in der Severinstraße 199 (1906-(1943))
Bevor Peter Joseph Stauff die Restauration in der Severinstraße 199 schloss, hatte er schon für Nachmieter gesorgt, bzw. sein Bruder Heinrich, der das alte Gebäude abreißen lies und an gleicher Stelle ein neues, größeres und moderneres Haus errichtete. Die designierten Käufer, die bereits am 15. August 1906 einzogen [26], waren allerdings nicht überall gut angesehen, da es sich um die „Bau u. Erwerbs-Genossenschafts-Haus G.m.b.H. handelte. Dahinter verbargen sich die Gewerkschaften und die Sozialdemokraten, damals noch mehr als heute die natürlichen Feinde der Arbeitgeber und Banken, welche ein „Volkshaus“ betreiben wollten, in dem die Gewerkschaften und die Sozialdemokratische Partei ihre Verwaltungen hatten und das auch über Räumlichkeiten für Versammlungen verfügte. Der folgende Artikel aus dem Jahr 1907 schildert dies eindrücklich (Anm.: Subhastation = Zwangsversteigerung):
[22, 16.05.1907] „…Köln, 16. Mai. Die Subhastation des sozialdemokratischen Volkshauses an der Severinstraße scheint unvermeidlich zu sein. Das „Volkshaus“ ist jetzt seit Jahresfrist in Betrieb und wie einem Zirkular, das jüngst mit genauem Zahlenmaterial verschickt wurde, zu entnehmen ist, fehlte es dem Hause nicht an Zuspruch; das erste Geschäftsjahr ergab einen Betriebsüberschuß von 65 000 Mark (abzüglich der Zinsen). Die Schwierigkeiten liegen in der Frage der Hypothekenbeschaffung. Das „Volkshaus“ ist auf Rechnung des Herrn Heinrich Stauff errichtet worden, von dem die Genossen die ganze Besitzung einstweilen gemietet haben und zwar mit Vorkaufsrecht. Die Baukosten betragen eine halbe Million Mark. Von dieser Summe sollte der Erbauer am 1. Mai d. J. einen Teilbetrag von mindestens 360 000 Mark zurückerhalten, der Rest sollte in kleineren Tilgungsraten abbezahlt werden. Man hat sich nun bei etwa einem Dutzend Bankfirmen vergeblich bemüht, die an den Erbauer fälligen 360 000 Mk. aufzubringen. Abgesehen von der ungünstigen Lage des Geldmarktes scheint auch der Charakter des Unternehmens auf die Bankinstitute nicht gerade ermutigend gewirkt zu haben. Wiederholt wurde im letzten Augenblicke, wenn die Bestellung der Hypothek vor der Tür stand, die mündliche Zusage der einzelnen Banken zurückgezogen und die alle Kalamität war wieder in ihrem ganzen Umfange vorhanden. Seit vollen 14 Tagen wartet nun der Erbauer auf sein Geld, das er nicht zu bekommen scheint. Auf dem Volkshause ruhen u. a. noch folgende Lasten: 90 000 M. von einer Hypothekenbank, 75 000 Mark von einer hiesigen Firma für Lieferung der inneren Einrichtung und 270000 Mark von den Erben Stauff. Ein Arrangement, bei dem eine hiesige Brauerei, die als Bierlieferantin ein großes Interesse an der Erhaltung des Betriebes hat, mit 100000 Mark helfend einspringen wollte, ist gescheitert. Man sieht, die Lage, in der sich das „Volkshaus" befindet, ist eine keineswegs rosige. Einen Weg, ihr „Volkshaus“ seinem Zwecke zu erhalten, gäbe es für die „Genossen" noch, wenn sie nämlich im Subhastationstermine die ganzen Baukosten im Betrage von 500 000 Mark und 40 000 Mark Zinsen bar ausbezahlen. Ob sie dazu in der Lage sein werden? …“
 
Trotz der Querelen wurde das Volkshaus ab 1905 schon genutzt. Im Jahr 1912 ging die Genossenschaft endgültig in Konkurs und es wurde die „Volkshaus-Verwertungs Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ gegründet, deren Gegenstand „…Erwerb und Verwertung der „Volkshaus“ genannten Besitzung…“ war [24]. Geschäftsführer waren der Gewerkschafts-Sekretär Adolf Schäfer und der Parteisekretär Paul Runge, welcher im Jahr 1922 auch Polizei-Präsident von Köln war [23].
Im Anschluss kehrte Ruhe ein und das Volkshaus bot u.a. folgenden Institutionen ein Zuhause: Sozialdemokratisches Partei-Sekretariat, Verbände der Metallarbeiter, Bäcker, Brauer, Dachdecker, Fabrikarbeiter, Schneider Bauarbeiter, Gemeinde und Staatsarbeiter, Tapezierer, Transportarbeiter, Holzarbeiter und Maler sowie der Geschäftsstelle des Kartells der freien Gewerkschaften sowie der Arbeiterbank.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten war damit natürlich Schluss. Im Mai 1933 stürmten u.a. Mitglieder der SA und der SS das Volkshaus und besetzten es. Ins Gegenteil verkehrt war der neue Eigentümer ab dem Jahr 1934 die „Deutsche Arbeitsfront“ und ab 1936 diente es als Kreisdienststelle der NSG (Nationalsozialistische Gemeinschaft) „Kraft durch Freude“ [18].
Im zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude völlig zerstört.
(F002) [7]
Postkarte des neu erbauten Volkshauses aus dem Jahr 1905 mit dem Slogan "Verbunden werden auch die Schwachen mächtig"
 
(F001) [6]
Bei der Reichstagswahl im Jahr 1912 versammelten sich rund 4000 Personen in Erwartung der Bekanntgabe der Ergebnisse vor dem Volkhaus in der Severinstraße
(F004) [unbekannt]
"Gruss aus dem Volkshause", Postkarte, gelaufen 1910
(F005) [unbekannt]
"Gruss aus dem Volkshause", Postkarte, gelaufen 1912 
     
(F003) [8]
Das Foto aus dem Jahr 1946 zeigt die Ruine des im Krieg zerstörten Volkshauses
                                                                                                                                                                       

Die dritte Brauerei von Joseph Stauff und später Heinrich Stauff in Arnoldshöhe (1876-1905)
Gründung und Führung der Brauerei in Arnoldshöhe durch Joseph Stauff (1876-1888)
Mitte der 1870er Jahre florierten die Geschäfte von Joseph Stauff, insbesondere Brauerei und Restauration in der Severinstraße 199. Zu dieser Zeit gab es auch eine Gründerstimmung bei den Brauern. Die Eismaschine von Linde war erfunden und die ersten Brauereien im industriellen Maßstab entstanden. Vermutlich dieser Gründerstimmung folgend plante auch Joseph Stauff den Bau einer weiteren Brauerei im industriellen Maßstab. Hierfür erwarb er im Jahr 1875 ein großes Grundstück in Arnoldshöhe. Arnoldshöhe war zu diesem Zeitpunkt noch kein Stadtteil von Köln (wurde erst im Jahr 1888 eingemeindet) und plattes Land.
Bereits im Jahr 1875 wurde Joseph Stauff als wohnhaft in Arnoldshöhe geführt [18] und schaltete auch bereits Anzeigen, in denen Personal für die neue Brauerei gesucht wurde.
[9, 02.11.1875] „…Ein Brauergesell und Lehrling gesucht bei Jos. Stauff, Arnoldshöhe bei Köln…“
 
Wann genau die Brauerei eröffnet wurde ist unklar. Im Standardbrauerei-Verzeichnis [25] wird das Jahr 1878 genannt, vermutlich wurde die Brauerei aber schon im Frühjahr 1876 eröffnet.
Die Brauerei lag direkt an der Hauptverkehrsstraße nach Köln, was für einigen Durchgangsverkehr sorgte. Weiter war das „flache Land“ auch ein beliebtes Ausflugsziel der Kölner Bevölkerung.
Im Jahr 1888 setzte sich Joseph Stauff zur Ruhe und übergab seinem Sohn Heinrich die Führung der damals gut florierenden Brauerei. Vermutlich wurde Heinrich Stauff damit auch gleichzeitig Besitzer der Brauerei in Arnoldshöhe
   
(W019) [9, 02.11.1875]
Bereits im November 1875 wurden Mitarbeiter für die Brauerei in Arnoldshöhe gesucht
                                                                                                                              

Die Führung der Brauerei in Köln-Arnoldshöhe durch Heinrich Stauff (1888-1899)
Kurz nach der Übernahme der Brauerei in Köln-Arnoldshöhe (seit 1888 war Arnoldshöhe offiziell ein Stadtteil von Köln), im September 1889, heiratete Heinrich Stauff die ebenfalls aus Köln stammende Margarethe Körfer, mit der er mindestens 4 gemeinsame Kinder hatte.
Heinrich Stauff vergrößerte und modernisierte die Brauerei, baute ein neues Haupthaus und vergrößerte auch den Biergarten. Weiter wurde auch eine Mälzerei eingerichtet. Als Krönung des Ganzen musste dann auch ein anderer Name her, im Jahr 1899 wurde die Brauerei in „Germania Brauerei Heinr. Stauff“ umfirmiert.
(PK001)
Postkarte der "Bierbrauerei von Heinrich Stauff, Köln Arnoldshöhe" aus den 1890er Jahren (gelaufen 1901) 
(W033) [9, 15.09.1891]
Todesanzeige von Kätchen, der Tochter von Heinrich Stauff, welche im Jahr 1891 im Alter von nur 8 Monaten verstarb
(W034) [9, 11.12.1892]
Geburtsanzeige des Sohnes Joseph Stauff aus dem Jahr 1892
(W035) [9, 30.05.1895]
Geburtsanzeige der Tochter Gertrud aus dem Jahr 1895

Die Germania Brauerei Heinrich Stauff (1899-1905)
Die Geburtsstunde der Germania Brauerei Heinrich Stauff war am 2. Mai 1899.
[24, 16.05.1899] „…Köln. In das hiesige Firmenregister ist beute unter Nr. 7253 eingetragen worden der zu Köln-Arnoldshöhe wohnende Bierbrauer Heinrich Stauff, welcher daselbst seine Handelniederlaßung hat, als Inhaber der Firma: „Germania Brauerei Heinr. Stauff ". Köln, den 2. Mai 1893. Königliches Amtsgericht. Abth. 26…“
 
Technisch schien Heinrich Stauff durchaus begabt gewesen zu sein, immerhin meldete er im Jahr 1899 ein Patent für ein Absperrventil an Bierdruckapparaten an.
[24, 18.12.1899] „…Patente. Anmeldungen. 64. V. 36027. Absperrventil für die Wasserkessel an Bierdruckapparaten. — Laurenz Valder u. Heinr. Stauff, Köln a. Rh. 22. 6. 99…“
 
Den Geschäftssinn seines Vaters hatte er aber nicht geerbt. Alles war etwas zu groß und nicht wirklich rentabel. Die Reputation litt unter anderem auch daran, dass Heinrich Stauff im Jahr 1901 als Bierfälscher verurteilt wurde, worüber auch in der überregionalen Presse berichtet wurde.
[5, 25.09.1901] „…Bierfälschungsprozesse ... Der Wirt Joseph Imhoff, der Bierbrauereibesitzer Heinrich Stauff und der Braumeister v. Bieberstein hierselbst waren beschuldigt, in den letzten drei Monaten wissentlich Bier, das durch Saccharinzusatz verfälscht war, unter Verschweigung dieses Umstandes, auch unter der zur Täuschung geeigneten Bezeichnung „Malzbier" verkauft zu haben. Der sachverständige Chemiker bekundete, daß das Bier Saccharin enthielt. Imhoff hatte das dunkle Bier von Stauff bezogen und es als Malzbier verkauft. Ein Schild an seinem Fenster besagte, daß er prima Malzbier verkaufe. Das Urteil lautete gegen den Brauereibesitzer und den Braumeister auf je 150., gegen den Wirt auf 100 M. Geldstrafe. Die Verurteilten haben, wie uns mitgeteilt wird, Berufung eingelegt…“
 
In den Folgejahren muss Heinrich Stauff's Brauerei in Arnoldshöhe von der Rhenania-Brauerei J. Wahlen aus Köln-Ehrenfeld übernommen worden sein . Details hiervon sind leider nicht bekannt, bekannt ist nur, dass die Rhenania-Brauerei wiederum im Jahr 1905 von der Adler Brauerei übernommen wurde und dabei auch Einrichtung und Kundschaft der Germania-Brauerei Heinrich Stauff mit einbrachte. Alle für die Mälzerei benötigten Gerätschaften waren hiervon aber ausgenommen.
[9, 18.10.1905] „…Adler-Brauerei in Köln-Ehrenfeld. Die heutige außerordentliche Hauptversammlung, über die wir schon im Mittagsblatt berichteten, ermächtigte den Vorstand, mit der Firma J. Wahlen in Köln einen Vertrag mit Wirkung vom 1. Oktober d.J. ab abzuschließen, wonach deren Rhenania-Brauerei in Ehrenfeld mit alle Zubehör ferner die Gesamteinrichtung der Brauerei von J. J. Barth & Co. In Höhenberg bei Kalk und die Gesamteinrichtung der Brauerei von Heinr. Stauff in Köln-Arnoldshöhe mitsamt der Kundschaft an die Adlerbrauerei übergeht. Aus dem zu tätigenden Vertrag heben wir hervor, daß der Gesamtabsatz der drei Brauereien in Jahre 1904 52 740 hl betrug, wovon auf die Brauerei von J. Wahlen 23 220 hl, auf die von J. J. Barth & Co. 12 300 hl und auf die von H. Stauff 17 220 hl entfallen…“
 
Interessant an diesem Bericht ist auch die Nennung der Jahresproduktion der Brauerei für das Jahr 1904 mit 17.220 hl. Kein wirklich schlechter Wert, hiermit gehörte man zur damaligen Zeit schon zum oberen Mittelfeld, vermutlich war die Brauerei aber für eine wesentlich höhere Produktion ausgelegt.
[24, 04.01.1906] „…Die Adler-Brauerei … hat unter Verzicht auf das Bezugsrecht die Firma J. Wahlen in Cöln übernommen. Dieselbe bringt zur Deckung dieser Uebernahme in die Gesellschaft ein: … c. die Gesamteinrichtung der Brauerei der Firma J. J. Barth & Co. in Höhenberg bei Kalk und der Brauerei der Firma Heinrich Stauff in Cöln-Arnoldsböhe mit allen Maschinen, Utensilien, Fastagen, Fuhrwerk, Pferden und überhaupt dem ganzen toten und lebenden Inventar. Bei der Einrichtung der Brauerei Stauff sind von der Erwerbung ausgeschlossen die für den Betrieb der Mälzerei notwendigen und bis jetzt zu diesem Zwecke benutzten Maschinen und Utensilien, und zwar für den Kaufpreis von 1 050 060 M. …“
 
In diesem Bericht ist explizit aufgeführt, dass das komplette lebende und tote Inventar mit eingebracht wurde, bei der Germania-Brauerei aber alle zum Betrieb der Mälzerei notwendigen Mobilien aber nicht enthalten waren.

Die Nachnutzung der Brauerei in Köln-Arnoldshöhe und der weitere Werdegang von Heinrich Stauff
Am 11. Februar 1906 wurde die Germania-Brauerei offiziell aus dem Handelsregister gelöscht.
[9, 11.02.1906] „… In das Handelsregister wurde eingetragen … Unter Nr. 1542 bei der Firma: Germania-Brauerei Heinr. Stauff", Cöln Arnoldshöhe. Die Firma ist erloschen…“
 
Damit war die finanzielle Schieflage von Heinrich Stauff aber noch nicht beseitigt. In den Folgejahren folgte eine Zwangsversteigerung auf die andere, in denen das Vermögen, welches der Vater von Heinrich Stauff erarbeitet hatte, Stück für Stück verloren ging.
Als erstes wurden im Jahr 1907 die Gebäude der in der Severinstraße 197 / Perlengraben 18/20 zwangsversteigert [5]. Im Jahr 1908 folgte das Wohnhaus am Glockenring 14 [5]. Fast gleichzeitig wurden auch das Wohnhaus in der Bonnerstraße 84 und das Wohnhaus in der Ohmstraße 56 zwangsversteigert [5]. Im Jahr 1910 wurden dann auch das Wohngebäude, die Restauration und die Mälzerei in der Bonnerstraße 324 versteigert. Im Jahr 1912 folgte noch das Haus in der Hosengasse 25 [5] und im Jahr 1914 das Haus in der neuen Mastricherstraße 26. Viel war danach nicht mehr übrig.
Nach der Schließung der Brauerei im Jahr 1905 führte Heinrich Stauff zuerst noch die Restauration „Germania“ und die Mälzerei weiter. Damit war im Jahr 1911 dann auch Schluss. Der neue Besitzer, die Firma Wilhelm Werhahn aus Neuss, führte die Mälzerei fortan unter dem Namen „Malzfabrik Arnoldshöhe“ weiter.
[24, 24.06.1911] „…Cöln, Rhein. In das Handelsregister ist am 20. Juni 1911 eingetragen: Abteilung A. Nr. 1635 die Gesellschaft: „Malzfabrik Arnoldshöhe Gesellschaft mit beschränkter Haftung“, Cöln. Gegenstand des Unternehmens: Betrieb einer Malzfabrik zu Cöln-Arnoldshöhe und Vornahme der damit verbundenen Geschäfte. Stammkapital: 20 090 M. Geschäftsführer: Wilhelm Küppers, Kaufmann, Neuß. Gesellschaftsvertrag vom 5. Mai 1911. …“
 
Die Restauration wurde ebenfalls durch verschiedene Pächter weitergeführt. Dies war im Zeitraum 1911 bis 1925 Mathias Müsch und im Anschluss Heinrich Bernhards. Im Jahr 1931 wurde die Restauration geschlossen und nur noch die Mälzerei weitergeführt.
Mälzerei und Restauration wurden im zweiten Weltkrieg völlig zerstört, nach dem Krieg wurde der Bereich für Wohnbebauung genutzt. Erhalten vom ehemaligen Brauerei-Komplex sind nur noch Teile des in der Bonnerstraße 322 gelegenen Direktionsgebäudes.
Den letzten Nutzer des Geländes vor der Zerstörung im zweiten Weltkrieg, die Firma Werhahn aus Neuss, gibt es übrigens auch heute noch. Im Gegensatz zur Stauff’schen Unternehmensgeschichte war diese Firma sehr erfolgreich. Die Werhahn KG ist mittlerweile ein Mischkonzern, der zu den größten Familienunternehmen Deutschlands zählt. Die Werhahn KG besteht Stand 2023 aus 186 Gesellschaften, hat weltweit ca. 9.400 Mitarbeiter und einen Jahresumsatz von ca. 4 Milliarden Euro.
Die anschließenden Geschäftsaktivitäten von Heinrich Stauff waren eher ungewöhnlicher Natur und genauso wenig erfolgreich wie zuvor. Nach dem Zwangsverkauf der übrig gebliebenen Restauration und Mälzerei an der Bonnerstraße, sattelte er in ein völlig anderes Metier um.
[9, 11.09.1913] „…In das Handelsregister ist am 9. September 1913 eingetragen: Abteilung A, Nr. 1463 Mälzerei Heinrich Stauff mit beschränkter Haftung, Cöln- Arnoldsnöhe. Gemäß Beschluß der Gesellschafter-Versammlung vom 3. September 1913 ist die Firma geändert in „Robert Tesch, Gesellschaft mit beschränkter Haltung". Gemäß Beschluß der Gesellschafter-Versammlung vom 3. September 1913 ist fortan Gegenstand des Unternehmens der Vertrieb von Reklamen und Neuheiten…“
 
Aus der Mälzerei wurde also eine Firma für den „Vertrieb von Reklamen und Neuheiten“ und der Name der Firma wurde von „Mälzerei Heinrich Stauff“ in „Robert Tesch“ geändert. Vermutlich war die Änderung des Namens und des Gegenstands der alten Firma billiger als eine Neugründung.
Wer genau Robert Tesch war ist nicht bekannt. Im Kölner Adressbuch wird er als Kaufmann, wohnhaft in der Lütticher Straße 38 aufgeführt.
Im Jahr 1923 wurde der Gegenstand der Firma erneut geändert.
[9, 23.02.1923] „…In das Handelsregister ist am 16. Februar 1923 eingetragen: Abteilung A, Nr. 1463 bei der Firma: Robert Tesch mit beschränkter Haftung, Köln-Arnoldshöhe. Durch Gesellschafterbeschluß vom 8. Februar 1923 ist der Gesellschaftsvertrag bezüglich des Gegenstandes des Unternehmens geändert. Gegenstand des Unternehmens ist fortan die Uebernahme von Handelsvertretungen…“
 
Aber auch die Übernahme von Handelsvertretungen funktionierte nicht wirklich, so dass die Firma am 27. Januar 1926 aus dem Handelsregister gelöscht wurde [9]. Im gleichen Jahr verstarb auch Heinrich Stauff im Alter von 62 Jahren.
(W036) [5, 22.07.1907]
Im Jahr 1907 wurde die Stammbrauerei und Restauration in der Severinstaße 199 zwangsversteigert
(W037) [23.03.1908]
Weitere Zwangsversteigerung (Glockenring 14) aus dem Jahr 1908
(W012) [5, 28.03.1908]
Weitere Zwangsversteigerung (Bonnerstraße 84) aus dem Jahr 1908
(W013) [5, 28.03.1908]
Weitere Zwangsversteigerung (Ohmstaße 56) aus dem Jahr 1908
 
(W014) [5, 13.11.1910]
Im Jahr 1910 wurden auch die Brauerei und Restauration in Köln-Arnoldshöhe zwangsversteigert
(W013) [5, 19.09.1912]
Weitere Zwangsversteigerung (Hosengasse 25) aus dem Jahr 1912 
(W039) [5, 29.03.1914]
weitere Zwangsversteigerung (Neue Mastricherstraße 26) aus dem Jahr 1914
                             
(W045) [5, 15.09.1911]
Die Malzfabrik Arnoldshöhe verkauft Malzkeime
(W043) [5, 02.11.1915]
Die Malzfabrik Arnoldshöhe sucht einige Mälzer und Hülfsarbeiter. Anzeige aus dem Jahr 1915
(W044) [30, 14.03.1919]
Vielleicht wegen der Rohstoffknappheit nach dem ersten Weltkrieg machen auch Fütter-Rüben für eine Malzfabrik Sinn. Anzeige aus dem Jahr 1919
(W046) [9, 13.10.1940]
Die Malzfabrik Arnoldshöhe sucht Mälzer und Hilfsarbeiter. Anzeige aus dem Jahr 1940
 
(F002) [42]
Die Reste des Direktionsgebäudes der Brauerei in der Bonnerstraße 322. Foto aus dem Jahr 2008
                                                                                                                                                  

Übersicht der Firmierungen
 
 
Grafische Darstellung der Firmierungen und Übernahmen:
   
 

Holzmarkt 59/19
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
(1797) Brauerei Christian Koenig Aufm Holzmarck 222 (französische Hausnummer)
(1813)-(1835) Brauerei Wilhelm Koenig Marché aus Bois n. 59 (1813: französischer Straßenname), ab spätestens 1822: Holzmarkt 59
1836-1839 Brauerei Wilhelm Schüller  
1839-1846 Brauerei Anna Maria Schüller Wwe.  
1846-1849 Restauration Anna Maria Schüller Wwe. Im Jahr 1849 Umzug von Holzmarkt 59 nach Holzmarkt 19
1849-1852 Restauration Conrad Breuer & Comp.  
1852-1857 Brennerei & Restauration Joseph Stauff  
1857-1859 Brauerei Joseph Stauff  
1859-1865 Brauerei Quirin Stauff Quirin Stauff war der Bruder von Joseph Stauff
1865-1876 Brauerei Heinrich Peun  

Severinstraße 171/199
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
(1797)-(1813) Branntweinbrennerei Anton Wermerskirchen 1797: An den Carmeliter 6965, 1813: Rue St. Severin n. 171
(1822)-1830 Brauerei Anton Wermerskirchen Witwe Severinstraße 171, ab 1823 sicher Brauerei
1830-(1831) Brauerei Georg Baum  
(1834) Restauration & Branntweinbrennerei J. Linnartz  
(1835) Brauerei Jacob Radermacher  
1838-1839 Brauerei Christoph Gabriel Radermacher  
1839-1859 Brauerei Wilhelm Lugt  
1859-1888 Brauerei Joseph Stauff ab 1881 Hausnummer 199 (gleiches Gebäude, Neunummerierung des Hausnummern)
1888-1905 Restauration Joseph Stauff geführt von Peter Joseph Stauff
1905-(1943) Volkshaus ab 1934 Deutsche Arbeitsfront / Kreisdienststelle der nationalsozialistischen Gemeinschaft

Alteburg 33 / Bonnerstraße 324
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
1878-1888 Brauerei Jospeh Stauff Arnoldshöhe 33
1888-1899 Brauerei Heinrich Stauff Bonnerstraße 324
1899-1905 Germania Brauerei Heinrich Stauff Bonnerstraße 324

Severinstraße 66
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
Brauerei Quirin Stauff 1865-1870 Severinstraße 66
Brauerei Quirin Stauff Witwe 1870-1872  
Branntweinbrennerei & Restauration Michel Moll 1872-1880 keine Brauerei mehr
 
 
 
Anmerkungen
» In der Josephstraße 49 gab es von 1875-1879 eine Brauerei, die von einem gewissen Mathias Stauff geführt wurde. Ob dieser mit der hier beschriebenen Familie Stauff verwandt war, ist nicht bekannt

Brauereiwerbemittel
Bierflaschen
       
(241)        
ca. 0,3 l        
 

Quellenverzeichnis
 
1 Historisches Verzeichnis alter Biergläser/Krüge aus dem Köln/Bonner Raum, Hrsg.: Wolfgang Wukasch
2 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 1898, Verlag von Eisenschmidt & Schulze, Leipzig
3 Rheinisches Bildarchiv Köln, rba_mfL000566_22 (um 1900 kurz vor Abbruch
4 "Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven Verlag, 1999
5 Kölner Lokal-Anzeiger, Ausgabe 01.12.1887, 19.05.1888, 18.03.1891, 26.07.1893, 02.08.1895, 22.12.1895, 07.11.1899, 20.03.1901, 25.09.1901, 30.11.1904, 22.07.1907, 23.03.1908, 28.03.1908, 13.11.1910, 16.09.1911, 19.09.1912, 29.03.1914, 02.11.1915, 13.06.1916, 26.01.1917, 27.03.1931
6 Rheinisches Bildarchiv Köln, rba_157497
7 Rheinisches Bildarchiv Köln, rba_L000566_23
8 Rheinisches Bildarchiv Köln, rba_mf640923
9 „Kölnische Zeitung“, Ausgaben 23.10.1823, 07.02.1828, 15.06.1830, 08.01.1833, 16.02.1834, 18.03.1836, 10.04.1836, 02.05.1837, 11.07.1837, 11.02.1838, 07.07.1838, 18.11.1838, 11.01.1839, 27.04.1839, 01.08.1839, 28.09.1839, 09.02.1844, 24.01.1846, 12.03.1846, 30.09.1848, 12.08.1849, 20.01.1852, 01.02.1852, 15.02.1852, 11.07.1852, 28.10.1852, 29.10.1852, 02.02.1853, 19.11.1853, 06.07.1854, 08.10.1855, 16.01.1856, 08.10.1856, 28.12.1856, 22.01.1857, 23.02.1857, 15.04.1857, 28.09.1857, 02.01.1858, 15.01.1859, 12.09.1859, 25.09.1859, 03.10.1859, 29.01.1860, 19.02.1860, 19.10.1860, 10.11.1860, 09.08.1861, 31.03.1862, 02.05.1862, 22.06.1862, 11.08.1862, 15.03.1863, 08.06.1863, 30.07.1863, 13.09.1863, 21.09.1863, 23.11.1863, 12.12.1863, 01.01.1864, 09.03.1864, 27.03.1864, 13.05.1865, 13.05.1865, 26.07.1865, 04.11.1865, 16.11.1865, 19.01.1866, 29.03.1866, 03.08.1866, 25.11.1866, 04.01.1867, 06.07.1867, 13.07.1867, 27.07.1867, 28.03.1868, 18.12.1869, 03.05.1870, 06.09.1870, 13.09.1870, 15.10.1870, 15.10.1870, 09.11.1870, 09.11.1870, 15.07.1871, 22.07.1871, 12.08.1871, 04.11.1871, 27.11.1871, 25.01.1873, 22.04.1874, 27.06.1875, 02.11.1875, 04.01.1876, 03.08.1876, 07.01.1877, 08.10.1881, 28.08.1885, 08.09.1885, 15.09.1885, 08.07.1886, 22.08.1889, 20.06.1890, 15.09.1891, 13.12.1892, 30.05.1895, 23.03.1900, 18.10.1905, 18.10.1905, 11.02.1906, 04.01.1909, 31.12.1912, 11.09.1913, 21.05.1919, 13.01.1926, 13.10.1940, 04.11.1941
10 "Itinéraire de Cologne", Th. F. Thiriart, 1813
11 "Verzeichnis der Stadt-Kölnischen Einwohner, nebst Bemerkung", Thiriart und Compagnie, 1797
12 "Adreß=Buch oder Verzeichnis der Einwohner der Stadt Köln", Th. F. Thiriart, 1822
13 "Adreß-Buch oder Verzeichniß der Einwohner der Stadt Köln", Buchdruckerei von Fr. J. Greven, 1831
14 "Die ältesten Brauereien Kölns", Artikel im Kölner Sonntags-Anzeiger von Wilhelm Scheben aus dem Jahr 1888
15 "Adreß-Buch oder Verzeichniß der Einwohner der Stadt Köln", Greven'sche Buchdruckerei, 1838
16 "Adreß-Buch oder Verzeichniß der Einwohner der Stadt Köln", Buchdruckerei von Fr. J. Greven, 1835
17 "Kölner Stadtboth", Ausgabe 21.05.1816
18 „Adressbuch der Stadt Köln“, Verlag Greven, Ausgaben 1849, 1852, 1853, 1854, 1857, 1859, 1865, 1866, 1876, 1877, 1878, 1880, 1881, 1882, 1885, 1886, 1887, 1888, 1889, 1890, 1899, 1900, 1905, 1906, 1907, 1910, 1911, 1912, 1914, 1918, 1925, 1927, 1931, 1932, 1933, 1934, 1942/43
19 "Adreß-Buch oder Verzeichniß der Einwohner der Stadt Köln", Buchdruckerei von Fr. J. Greven, Ausgaben 1831 und 1935
20 "Der Neue Tag", Ausgaben 19.05.1938
21 "Bonner Generalanzeiger für Bonn und Umgegend", Ausgaben 26.10.1912, 17.09.1935
22 "Bergisch Gladbacher Volkszeitung, Ausgabe 16.05.1907
23 Seite „Paul Runge“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 16. August 2020, 16:16 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Paul_Runge&oldid=202834601 (Abgerufen: 21. März 2023, 15:17 UTC)
24 "Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger", Berlin. Ausgaben 16.05.1899, 18.12.1899, 04.01.1906, 24.06.1911, 04.01.1913, 19.03.1913, 05.04.1913
25 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
26 https://app.severinsviertel.info/inhalte/vorkriegszeit-und-weimarer-republik/
27 "Allgemeiner Anzeiger für Rheinland-Westfalen", Ausgaben 28.10.1849, 13.04.1850, 30.05.1850, 02.09.1856
28 "Neue Rheinische Zeitung", Ausgabe 09.02.1849
29 "Bonner Volkszeitung", Ausgabe 18.09.1885
30 "Dürener Zeitung", Ausgabe 14.03.1919
31 "Echo des Siebengebirges", Ausgabe 11.12.1863
32 "Essener Zeitung", Ausgaben 08.07.1886, 13.09.1889
33 "Köln-Bergheimer Zeitung", Ausgabe 22.04.1897
34 "Kölnischer Correspondent", Ausgaben 17.06.1830, 01.12.1830
35 "Kölner Nachrichten", Ausgaben 26.10.1881, 30.12.1890, 12.01.1892
36 "Kölner Sonntags-Anzeiger", Ausgaben 21.12.1879, 26.10.1881, 30.10.1881, 07.03.1886
37 "Neue Rheinische Zeitung", Ausgabe 09.02.1849
38 "Rheinischer Merkur", Ausgaben 12.10.1882, 07.04.1883, 23.12.1887, 27.07.1888, 17.12.1892, 01.06.1895
39 "Sieg-Bote", Ausgabe: 13.08.1898
40 https://altes-koeln.de/wiki/Datei:Kreuter_105.jpg
41 https://altes-koeln.de/wiki/Datei:Kreuter_087.jpg
42 Google Streetview, 2008
43 Rheinisches Bildarchiv Köln, rba_mfL000566_22