Das Gürzenich-Bräu war in den 1920er und 1930er Jahren eine der
größten und bekanntesten obergärigen Brauhäuser in Köln, nicht zuletzt durch
seine exponierte Lage in direkter Nähe des Gürzenich. Heinrich Hilgers
führte Brauerei und Gaststätte insgesamt 30 Jahre. Im Jahr 1930 wurde es
noch um einen gleichnamigen Filialausschank auf dem Hohenzollernring
erweitert.
Gegründet wurde die Brauerei bereits im Jahr 1865 durch Werner Comp. Dieser
führte die Brauerei zwar nur wenige Jahre, Werner Comp wurde aber im Nachgang sehr
bekannt durch seine „Restauration Comp“ auf dem Neumarkt.
Gegründet wurde die Brauerei in der großen Sandkaul 3. Diese
musste aber städtebaulichen Maßnahmen weichen und wurde in die benachbarte
kleine Sandkaul 4-6 verlegt.
Wie so viele andere Brauereien wurde das Gürzenich-Bräu im
Krieg teilweise zerstört und nach dem Krieg nicht mehr als Brauerei
betrieben.
Gründung und Betrieb der Brauerei Große Sandkaul 3 durch Werner Comp (1863-1869)
Die Familie von Werner Comp war schon seit langem in Köln
ansässig gewesen. Der Name Comp, bzw. zu dieser Zeit noch „Kump“, taucht zum
ersten Mal im Kölner Adressbuch des Jahres 1813 auf. Der Eintrag des noch
zur Zeit der französischen Besatzung in Französisch verfassten Adressbuches
lautet: „Kump (Matthias) teinturier, R. des Perles n. 4“ [21]. „teinturier“
ist der Färber, „R. des Perles“ die „Straße der Perlen“, was wesentlich
schöner klingt als die spätere Bezeichnung „Perlenpfuhl“.
Mit dem brauen von Bier hatte die Familie Comp zu dieser Zeit
also noch nichts zu tun, sie waren als „Schönfärber“ tätig. Der heute
negativ belegte Begriff „Schönfärber“ war zu dieser Zeit eine Bezeichnung
für einen angesehenen Beruf. Neben den „gewöhnlichen“ Färbern gab es noch 2
spezialisierte Varianten, die Schwarzfärber und die Schönfärber. Die Kunst
der Schwarzfärber war die Färbung von Stoff in einem möglichst dunklem
Schwarz, die der Schönfärber die Färbung von Stoff mit hellen bunten Farben,
oft auch mit aufwendigen Mustern [17].
Der hier genannte Matthias Kump war der Großvater von Werner
Comp. Matthias Kump, geboren im Jahr 1771 verstarb am 1. August 1835 und die
am Perlenpfuhl 4 gelegene Färberei wurde durch seinen einzigen Sohn Johann
Peter Kump weitergeführt. Johann Peter Kump, der Vater von Werner Comp, war
mit Elisabeth Broich verheiratet [20]. Mit Heinrich Ferdinand (geboren im
Jahr 1831), Werner Joseph (geboren im Jahr 1837) und Elisabeth (Geburtsjahr
unbekannt) hatten sie 3 gemeinsame Kinder.
Im Jahr 1855 wurde der Name „Kump“ in „Comp“ geändert. Die
Hintergründe hierfür sind unklar, aber insbesondere C und K wechselten nicht
nur in Köln sondern in ganz Deutschland des Öfteren. Im Kölner Adressbuch
des Jahres 1855 wird „Johann Peter Komp“ dann als „Johann Peter Comp“
geführt [18,19].
Johann Peter Comp verstarb am 3. Januar 1856 [20]. Seine Frau
Elisabeth war bereits 3 Jahre zuvor verstorben und wie üblich, gab es
„Probleme“ bei der Aufteilung der Erbschaft. Eine Teilungsklage führte
letztendlich zu einer Zwangsversteigerung. Besitzstände und
Familienverhältnisse lassen sich gut aus der folgenden, im August 1856 in
der Kölnischen Zeitung erschienenen Ankündigung der Zwangsversteigerung
herleiten:
[22, 10.08.1856] „…Licitation. In der gerichtlichen
Theilungssache 1) der Gertrud Comp, ohne Geschäft, 2) der Cordula Comp, ohne
besonderes Geschäft, und deren jetzigen Ehegatten Heinrich Stephan,
Bildhauer, 3) des Heinrich Ferdinand Comp, Färber, alle in Köln wohnend,
Theilungskläger, vertreten durch Advocat=Anwalt Heinrich Pheiffer in Köln,
gegen Werner Joseph Gartzen, Schreinermeister in Köln wohnend, in seiner
Eigenschaft als Vormund der minderjährigen, geschaftslos bei ihm gesetzlich
domicilirten Kinder der Eheleute Johann Peter Comp, Schönfärber, und Anna
Elisabeth, geb. Broich, nämlich: der Elisabeth Comp und des Werner Comp,
worüber der genannte Heinrich Ferdinand Comp die Nebenvormundschaft führt,
Theilungsverklagten, vertreten durch Advocat-Anwalt Maximilian Commer in
Köln, wird der unterzeichnete, in der am Rhein wohnende, Königlich
preußische Notar Heinrich Joseph Landwehr auf Grund zweier Urtheile des
Königlichen Landgerichts zu Köln vom 18. Februar und 5. Mai 1856, am
Donnerstag den 16. October 1856, Nachmittags 3 Uhr, auf seiner Amtsstube zu
Köln, Eigelstein Nr. 16, die beiden nachverzeichneten, zu Köln, Gemeinde und
Kreis gleichen Namens, auf dem Perlenpfuhl gelegenen Wohnhäuser, nämlich:
1) das mit Nummer 4 bezeichnete Wohnhaus nebst Hinterbau, Färberei=Gehäude,
Hofraum und allen sonstigen Dependenzien, eingetragen in der Parzellar=Mutterrolle
der Gemeinde Köln unter Artikel 2489 in Flur 19, Grundstücksnummer 548,
Flur=Abtheilung „Perlenpfuhl,“ mit einem Flächeninhalte von 7 Ruthen 70 Fuß,
taxirt zu 4550 Thlr.
2) das mit der Nummer 6 bezeichnete, neben dem vorigen gelegene Wohnhaus
sammt Hofraum, Garten und allen sonstigen An- und Zubehörungen, eingetragen
in der Parzellar=Mutterrolle der Gemeinde Köln unter Artikel 2489 in Flur
19, Flur=Abtheilung Perlenpfuhl“ und zwar unter Grundstücksnummer 549 als
Haus mit 3 Ruthen 51 Fuß Flächenmaß und unter Grundstücksnummer 550 als
Garten mit 8 Ruthen Flächenmaß, taxirt zu 2850 Thlr.
einer öffentlichen Versteigerung an den Meist und Letztbietenden aussetzen.
Das Heft der Verkaufsbedingungen und die sonstigen Voracten sind bei dem
Unterzeichneten zur Einsicht offen gelegt. Köln, den 5. August 1856.
Landwehr, Notar.
Die im Perlenpfuhl gelegene Färberei blieb im Besitz der
Familie Comp, Heinrich Ferdinand Comp wurde in der Folgezeit als Besitzer
geführt [23]. Das Haus Perlenpfuhl 6 wurde von Johann Christian Welcker,
einen gegenüber am Perlenpfuhl 5 wohnenden Restaurateur, erworben [23].
Während die Färberei von Heinrich Ferdinand Comp weitergeführt
wurde, muss sich sein jüngerer Bruder Werner Joseph, zum Zeitpunkt der
Zwangsversteigerung mit 19 Jahren noch minderjährig, in Richtung „brauen“
orientiert haben. Vermutlich ging er bei einem Kölner Brauer in die Lehre,
näheres ist aber nicht bekannt.
Am 6. Dezember 1863 kündigte Werner Comp, zu diesem Zeitpunkt
26 Jahre alt, in verschiedenen Kölner Zeitungen die Eröffnung seiner
Brauerei wie folgt an:
[48:06.12.1863] „…Die Eröffnung meiner Bierbrauerei und
Restauration, große Sandkaul Nr. 3, zeige ich hiermit meinen Freunden und
Gönnern ergebenst an. Werner Comp…“
Die Brauerei war eine Neugründung, zuvor hatte es in der großen
Sandkaul 3 verschiedene Gewerbe gegeben, zuletzt eine von Peter Bechem
betriebene Metzgerei, aber keine Brauerei oder Restauraton [24]. Als Peter Bechem im Jahr 1863 verstarb wurde die
Metzgerei aufgegeben und das Haus in der großen Sandkaul 3 an Theodor Koch
verkauft. Werner Comp pachtete die Gebäude in der großen Sandkaul 3.
Theodor Koch war kein Unbekannter, er war ebenfalls aus dem
Braufach und hatte seit dem Jahr 1859 eine schon länger bestehende Brauerei
in der Severinstraße 153 geführt. Im Jahr 1861 schloss er die Brauerei,
verkaufte sämtliches Brauinventar, setzte sich zur Ruhe und wurde fortan als
„Rentner“ geführt [24,25].
Über den Betrieb der Brauerei ist nur wenig bekannt.
Eigenwerbung wurde keine betrieben, es sind nur Anzeigen der
„Flora-Lotterie“ [22:25.09.1865] und der „Kölner Sterbe-Kasse Proventia“
[22:03.04.1869] bekannt, welche dort Versammlungen abhielten.
Bereits einige Monate vor Eröffnung der Brauerei hatte Werner
Comp die ebenfalls aus Köln stammende Agnes Laux geheiratet, mit der er 7
gemeinsame Kinder hatte [22:16.11.1863]. Sein ältester Sohn Werner Joseph,
welcher später das Geschäft weiterführen sollte, wurde am 9. August 1866
geboren [22:11.12.1866].
Nach nur 6 Jahren war Schluss. Iim Oktober 1869 schloss Werner Comp die Brauerei in der großen Sandkaul 3 und übernahm eine bereits
bestehende Brauerei am Neumarkt 16.
[22:11.10.1869] „…Meinen geehrten Freunden u. Gönnern zeige
hiermit ergebenst an, daß ich meine Wirthschaft und Restauration, gr.
Sandkaul 3, heute schließe. Dankend für das Wohlwollen, welches mir bisher
zu Theil geworden, bitte ich mir dasselbe auch in meinem neuen Locale,
Neumarkt 16, welches ich den 30. d. M. eröffnen werde, folgen zu lassen.
Werner Comp…“
Die bereits bestehende Brauerei am Neumarkt 16 und die weitere
Entwicklung unter der Familie Comp wird in einer separaten Dokumentation
beschrieben .
(KK080) [53]
Kreuter Karte der Straße große Sandkaul um 1845. Zu dieser Zeit war in der
Nummer 3 noch eine Metzgerei ansässig (anklicken für Detaildarstellung der
Hausnummer 3)
(W001) [22:06.12.1863]
Eröffnungsanzeige vom 6. Dezember 1863 in der Kölnischen Zeitung
(W001) [48:06.12.1863]
Eröffnungsanzeige vom 6. Dezember 1863 im Allgemeinen Anzeiger für
Rheinland-Westfalen
(W007) [22:15.01.1864]
Erheiterung am Samstag Abend bei W. Comp, gr. Sandkaul 3. "Erheiterung" war
vermutlich der Name einer Karnevalsgesellschaft
(W008) [22:25.09.1865]
Versammlung der Flora-Lotterie bei Comp, Sandkaul 3. Anzeige aus dem Jahr
1865
(W003) [22:11.10.1869]
In dieser Anzeige kündigte Werner Comp die Schließung seiner Brauerei zum
30. Oktober 1869 an. Gleichzeitig kündigt er auch die Eröffnung seiner neuen
Lokalität am Neumarkt 16 an
(W004) [22:15.03.1876]
Dankesanzeige von Witwe Comp zur Teilnahme am Tod ihres Mannes Werner Comp,
welcher am 10. März 1876 verstorben war. Gleichzeitig auch die Mitteilung,
dass die Restauration am Neumarkt 16, die Brauerei war zu diesem Zeitpunkt
schon länger geschlossen, weitergeführt wird
Die Führung der Brauerei durch Theodor Koch (1869-1870)
Theodor Koch, bereits seit dem Jahr 1863 Besitzer des Hauses
und der Brauerei an der großen Sandkaul 3, war zwar ein erfahrener Brauer,
im Jahr 1969 aber schon seit 7 Jahren, laut den Einträgen in den Kölner
Adressbüchern, offiziell Rentner [24,27].
Im Jahr 1859 hatte Theodor Koch eine schon länger von der
Familie van der Helm geführte Brauerei in der Severinstraße 153 übernommen
[25].
[22:24.04.1859] „…Die von Herrn van der Helm bisheran
geführte Bierbrauerei und Wirthschaft, Severinstraße 153, habe ich für meine
Rechnung übernommen und empfehle mich Freunden und Gönnern bestens. Theodor
Koch…“
Viele Informationen über Theodor Koch gibt es nicht, die erste
bekannte Nennung ist die Übernahme der Brauerei, davor tritt er nicht in
Erscheinung. Auch über seinen Familienstand ist nichts bekannt.
Auch über die kurze Führung der Brauerei in der Severinstraße
ist nur eine einzige Anzeige bekannt, in dieser geht es aber um Wein und
nicht um Bier.
[22:09.10.1859] „…Von heute ab verabreiche ich 58r
Obermoseler per Schoppen zu 2 Sgr., ebenso vorzügliche Flaschenweine in und
außer dem Hause. Köln, 8. October 1859. Theod. Koch, Severinstraße Nr. 153…“
Nach gut 2 Jahren Betrieb der Brauerei schloss Theodor Koch
diese im Oktober 1861, ließ die komplette Brauereieinrichtung versteigern
und setzte sich zur Ruhe. Die Hintergründe der Schließung der
traditionsreichen Brauerei nach nur wenigen Jahren sind unbekannt.
[22:15.09.1861] „…Verkauf von Bierbrauerei=Geräthschaften und
Wirthschafts=Mobilar. Auf Anstehen des zu Köln wohnenden Bierbrauers, Herrn
Theodor Koch, wird der unterzeichnete Notar am Dinstag den 24. d. Mts., in
den gewöhnlichen Vor= und Nachmittags=Stunden, in dem Hause Severinstraße
Nr. 153, Ecke des Perlengrabens dahier, sämmtliche zu einer Bierbrauerei
gehörigen Geräthschaften, worunter: 2 kupferne Braupfannen, 2
Maischbottiche, 1 kupferne und 1 bleierne Würzpumpe, 1 hölzernes Kühlschiff,
1 große Malzdarre nach neuerer Einrichtung, 4 große und mehrere kleinere
Gährbottiche, 120 Fuderfässer und verschiedene andere Fässer in allen
Dimensionen; ferner Wirthschafts=Mobilien, bestehend in Tischen, Stühlen,
Bänken, Spiegel, Gläsern etc. etc. und die sämmtlichen Küchen-Geräthschaften
öffentlich an den Meist und Letztbietenden verkaufen. Köln, den 14.
September 1861. J. Harperath, Notar…“
Über die nächsten 3 Jahre seines Daseins als Rentner ist nichts
bekannt. Im Jahr 1864 erwarb Theodor Koch dann die Gebäude in der großen
Sandkaul 3 von den Erben des verstorbenen Metzgers Peter Bechem, welcher
seine Metzgerei schloss und sich zur Ruhe setzte [26]. Im Anschluss richtete
er dort eine Brauerei ein, welche Werner Comp dann betrieb.
Die Gründe, warum Werner Comp im Jahr 1869 von der großen Sandkaul 3 an den Neumarkt 16 wechselte sind nicht bekannt. In jedem Fall
übernahm Theodor Koch zunächst selbst die Führung, welche er in einer
Anzeige in der Kölnischen Zeitung im November 1869 wie folgt ankündigte:
[22:19.11.1869] „…Freunden und Gönnern zur Nachricht, daß ich
Samstag den 20. d. für eigene Rechnung in dem Hause gr. Sandkaul 3 eine
Wiener Bierbrauerei u. Restauration eröffnen werde. Theodor Koch…“
Das dies aber nur eine Übergangsmaßnahme war zeigt der Fakt,
dass Theodor Koch die Brauerei nur ganze 51 Tage führte. Albert Schmetz
übernahm nach diesen 51 Tagen die Führung der Brauerei, welche er gleichzeitig auch käuflich
erwarb [22:11.01.1870].
Im Anschluss kehrte Theodor Koch in sein Rentnerdasein zurück.
Interessant ist noch folgende Episode, deren Hintergrund aber nicht ganz klar
ist. Theodor Koch war der Bruder des wesentlich bekannteren Hubert Koch,
welcher Gründer der heute noch existierenden Brauerei zur Malzmühle war und
welcher zu dieser Zeit mit seinem „Koch’schen Malzextrakt“ schon überregional
bekannt und erfolgreich war. Und diese Brüder hatten wohl nicht das beste
Verhältnis. Vermutlich ging es, wie so oft, um die Aufteilung einer
Erbschaft. Anna Maria Koch, eine Schwester von beiden Brauern, war im
September 1871 verstorben. Anna Maria Koch war wohl in den Jahren 1860 bis
1861 in der damaligen Brauerei von Theodor Koch in der Severinstraße tätig
gewesen.
Hubert Koch suchte per Zeitungsanzeigen über Monate hinweg Zeugen aus der
damaligen Zeit, vermutlich ging es um den Geisteszustand der Verstorbenen.
[22:18.10.1871] „…Aufforderung. Alle diejenigen, die in den
Jahren 1860 bis 1861 bei Herrn Theodor Koch, vormalige Bierbrauerei im
sogenannten Oertchen auf der Severinstraße, in Dienst gewesen und über den
Geisteszustand unserer jetzt auf der Lindenburg verstorbenen Schwester Anna
Maria Koch näheren Aufschluß geben können, werden freundlichst ersucht, um
einen wichtigen Proceß rechtlich zu ordnen, ihre Adresse abzugeben, oder
sich persönlich zu melden bei Hubert Koch, Heumarkt 6. Im Auftrage der
Familie Koch mit Ausschluß des oben genannten…“
[22:26.02.1872] „…Beachtenswerth. Alle diejenigen, welche
noch Forderungen an meine, in vier verschiedenen Irrenhäusern für unheilbar
entlassene und am 21. Sept. 1871 auf der Lindenburg verstorbene Schwester
Anna Maria haben, werden im Namen sämmtlicher Geschwister, mit Ausnahme des
Theodor Koch, ersucht, ihre Rechnungen beim Unterzeichneten baldigst
einzureichen. Hubert Koch, Dampfbrauerei-Besitzer, Köln, Heumarkt 6…“
Wie die ganze Sache ausging, ist leider nicht bekannt. Theodor
Koch verbrachte noch weitere 20 Jahre als Rentner, bis er vermutlich im Jahr
1891 verstarb [28:1891,28:1892].
(W001) [22:19.11.1869]
Eröffnungsanzeige von Thodor Koch, der die Brauerei wohl zwangsweise nach
dem Abgang von Werner Comp im Jahr 1869 übernehmen musste
(W002) [22:07.01.1870]
Die Stenographen der Stolz'schen Schule treffen sich im Jahr 1870 bei
Theodor Koch in der großen Sandkaul 3
Die Führung der Brauerei durch Albert Schmetz (1870-1874)
Die Übernahme der Brauerei in der großen Sandkaul 3 kündigte
Albert Schmetz im Januar 1870 wie folgt an:
[22:11.01.1870] „…Wirthschafts=Eröffnung. Mit dem heutigen
Tage eröffne ich in dem Hause große Sandkaul Nr. 3 eine Bierbrauerei,
verbunden mit Restauration. Es wird mein einziges Bestreben sein, meinen
verehrlichen Gästen neben einem ausgezeichneten Glas Kölner Weiß= und
Braun=Bier auch mit einer guten Küche aufzuwarten. Köln, den 8. Januar 1870.
Achtungsvoll Albert Schmetz.
Allen Freunden und Bekannten theile ich mit, daß ich die Brauerei und
Restauration große Sandkaul Nr. 3 an Herrn Albert Schmetz käuflich
übertragen habe, danke mit aller Hochachtung für das Wohlwollen, welches mir
von allen Seiten zu Theil war und bitte, dasselbe auf meinen Nachfolger zu
übertragen. Thoedor Koch…“
Albert Schmetz stammte aus Burtscheid (heute ein Stadtteil von
Aachen). Im Mai 1870 heiratet er die ebenfalls aus Aachen stammende Josefine
Bollig [22:04.05.1870,29:22.02.1873]. Bereits im Jahr 1840 taucht ein Albert
Schmetz in Köln auf. Dieser betrieb ein Geschäft mit wollenen Bettdecken und
war Mitinhaber der Essigfabrik "A. Schmetz et Bollig". Vermutlich
handelte es sich bei diesem Albert Schmetz um den Vater des gleichnamigen
Brauers. Das es sich um ein Familienmitglied handelte zeigt auch der
folgende Zusammenhang: Der Brauer Albert Schmetz war mit Josephine Bollig
verheiratet, die Firma des Essigfabrikanten Albert Schmetz hieß "A.
Schmetz et Bollig".
Albert Schmetz war der erste, der in größerem Maßstab Werbung
für die Brauerei schaltet, nachfolgend ein Beispiel 3 Monate nach der
Eröffnung:
[22:07.04.1870] „…Bierbrauerei und Restauration gr. Sandkaul
3. Mit dem heutigen Tage habe ich mein Lagerbier in Anstich genommen. Köln,
den 7. April 1870. Albert Schmetz…“
Auch gelang es Albert Schmetz viele Vereine und Gesellschaften
zur Abhaltung ihrer Treffen in die Restauration der Brauerei zu locken. So
z.B. die Karnevalsgesellschaft Venetia [22:09.04.1870], die Bildhauer
Genossenschaft [22:28.04.1871], den Vegetarier-Verein [22:03.10.1871] oder
die Kölner Sterbe-Kasse Providentia [22:01.07.1871].
Im Februar 1873 schaltete Albert Schmetz eine Anzeige, in der
explizit seine Herkunft aus Burtscheid bei Aachen
benannt ist. Dies nicht ohne Grund, die Anzeige war in der in Aachen und
Umgebung erscheinenden Zeitung "Echo der Gegenwart" geschaltet, Albert
Schmetz wollte so wohl "Landleute" anlocken.
[29:22.02.1873] „…Für die Carnevalstage bringe ich meine,
gleich in Nähe des Gürzenichs und Casino gelegene Restauration empfehlende
Erinnerung. Köln, große Sandkaul Nr. 3. Albert Schmetz aus Burtscheid..."
Ende des Jahres 1873 stellte Albert Schmetz den Braubetrieb ein
und bezog das in seiner Restauration ausgeschenkte Bier von der Alteburger
Brauerei, einer der damals größten Brauereien im Kölner Umland .
[22:24.12.1873] „…A. Schmetz, große Sandkaul 3. Von jetzt ab
feinstes Alteburger Lager-Bier…“
Weiter begann Albert Schmetz auch mit dem Vertrieb von
Flaschenbier, was zu dieser Zeit noch sehr ungewöhnlich war.
Anscheinend schien es ihn aber wieder nach Aachen zu ziehen.
Ende des Jahres 1874 verkaufte er die Restauration mit stillgelegter
Brauerei an Carl Loske und verzog nach Aachen.
[22:01.01.1875] „…Verlegte Wohnung von gr. Sandkaul 3 nach
Harscampstraße 17. Aachen. Albert Schmetz…“
Von da an führte er einen Flaschenbier-Vertrieb in Aachen. Aus
der folgenden Anzeige geht nicht genau hervor ob dieser einen Neugründung
war, oder ob er den Flaschenbiervertrieb schon früher gegründet hatte.
[29:05.05.1875] „…Von heute ab führe ich in meiner hier
etablirten Flaschenbier=Niederlage den von vielen Aerzten besonders für
Brustleidende und für Kinder empfohlenen, äußerst nahrhaften und sehr
beliebten, aus purem Malz gebrauten Knupp. Flaschenbier=Niederlage von
Albert Schmetz, Aachen, Harsrampstraße 17…“
Wie es in Aachen weiterging ist nicht bekannt. Seine Frau
Josephine Schmetz geb. Bollig starb im Dezember 1923 in Aachen im Alter von
75 Jahren, sie war zu diesem Zeitpunkt bereits Witwe.
(W028) [22:04.10.1840]
Ein Albert Schmetz, vermutlich der Vater vom gleichnamigen Brauers, führte
im Jahr 1840 ein Geschäft für Bettdecken
(W024) [22:18.02.1841]
Im Jahr 1841 stieg Albert Schmetz, wiederum vermutlich der gleichnamige
Vater des Brauers, aus der Essigfabrik "A. Schmetz et Bollig" aus und
gründete die Firma "A. Schmetz et Comp."
(W025) [22:26.08.1841]
Ein halbes Jahr nach Gründung stieg Albert Schmetz auch aus der Firma "A.
Schmetz et Comp" aus.
(W026) [22:01.02.1842]
Weitere Werbung für das Wollen-Bettdecken-Lager aus dem Jahr 1842
(W001) [22:11.01.1870]
Eröffnungsanzeige von Albert Schmetz, welcher am 8. Januar 1870 die Brauerei
an der großen Sandkaul 3 von Theodor Koch übernahm
(W004) [22:07.04.1870]
Werbung für Lagerbier der Bierbrauerei und Restauration an der großen
Sandkaul 3 aus dem Jahr 1870
(W005) [22:09.04.1870]
Im Jahr 1870 war die Restauration von Albert Schmetz das Stammlokal des
Karnevalvereins Venetia und der Begriff "gefälligst" wurde noch im
ursprünglich positiven Sinn verwendet
(W006) [22:11.04.1870]
Welcher Verein hinter dieser Anzeige aus dem Jahr 1870 steckt, ist nicht
bekannt
(W007) [22:14.12.1870]
Jeden Donnerstag Leberklöße mit Sauerkraut bei Albert Schmetz. Anzeige aus
dem Jahr 1870
(W008) [22:08.02.1871]
Auch im Jahr 1871 gab es Donnerstags noch Leberklöße und Sauerkraut in der
Bierbrauerei und Restauration von Albert Schmetz
(W009) [22:20.03.1871]
Märzbier im Anstich bei Albert Schmetz. Anzeige aus dem Jahr 1871
(W010) [22:28.04.1871]
Die Restauration von Albert Schmetz war auch das Vereinslokal der Kölner
Bildhauer-Genossenschaft. Anzeige aus dem Jahr 1871
(W011) [22:22.06.1871]
Vorzüglicher Mittagstisch bei Albert Schmetz. Anzeige aus dem Jahr 1871
(W002) [22:01.07.1871]
Die "Sterbecasse Providentia" trifft sich bei Herrn Schmetz, große Sandkaul
3. Anzeige aus dem Jahr 1871
(W012) [22:31.07.1871]
Neben dem guten Mittagstisch für 7 Silbergroschen gab es im Juli 1871 auch
ein neues Billard
(W013) [22:03.10.1871]
Die Restauration an der großen Sandkaul 3 war auch das Vereinslokal des
Kölner Vegetarier-Vereins
(W014) [22:02.01.1872]
Im Jahr 1872 gab es Leberklöße mit Sauerkraut zwar immer noch, allerdings
nicht mehr donnerstags, sondern mittwochs
(W020) [22:26.06.1872]
Albert Schmetz hat sein Märzbier in Anstich genommen. Anzeige aus Juni 1872
(W003) [29:22.02.1873]
Zu Karneval 1873 weist Albert Schmetz auf seine Restauration und deren guter
Lage hin. Veröffentlicht wurde diese Anzeige im "Echo der Gegenwart", einer
im Aachener Raum erscheinenden Zeitung. Um Landsleute anzulocken wies Albert
Schmetz wohl explizit darauf hin, dass er aus Burtscheid bei Aachen stammte
(W015) [26.07.1873]
Die Saison des Märzbiers war vorbei, Ende Juli 1873 gab es wieder Lagerbier
(W016) [24.12.1873]
Ende des Jahres 1873 stellte Albert Schmetz den Braubetrieb ein und bezog
sein Bier von der Alteburger Brauerei
(W017) [22:30.05.1874]
Ab dem Jahr 1874 hatte vertrieb Albert Schmetz auch Bier in Flaschen, zu
dieser Zeit noch sehr ungewöhnlich
(W018) [22:01.08.1874]
Kölner Märzen-Lagerbier von heute an im Anstich. Eigentlich wurde Märzenbier
nur im Frühjahr gebraut, die Anzeige stammt aber aus August 1874
(W019) [22:13.10.1874]
Anzeige von Albert Schmetz für seine Restauration aus dem Jahr 1874. Nicht
das erste Mal, das Albert Schmetz fälschlicherweise als "Schmitz" bezeichnet
wurde
(W021) [22:13.03.1874]
März- und Lagerbier im Anstich. Anzeige aus März 1874
(W022) [29:11.02.1875]
Nach dem Albert Schmetz Ende des Jahres 1874 nach Aachen zurückgekehrt war,
gründete er dort eine Flaschenbier-Handlung. Anzeige aus Februar 1875
(W023) [29:24.12.1923]
Albert Schmetz Frau Josephine, geb. Bollig, verstarb im Dezember 1923 im
Alter von 75 Jahren. Albert Schmetz selbst war schon zuvor verstorben, wann
genau, ist aber nicht bekannt
Die Führung der Brauerei durch Carl Loske (1874-1892)
Carl Loske tritt zum ersten Mal im Jahr November 1871 mit
folgender Anzeige in Erscheinung:
[22:24.11.1871] „…Jeden Samstag Sauerkraut m. Hämchen bei
Carl Loske, Weidengasse, vorm. Kreutzer…“
Carl Loske hatte im Jahr 1871 die schon seit langem bestehende
Brauerei der Familie Kreutzer in der Weidengasse 11 übernommen, die zu
diesem Zeitpunkt von Friedrich Wilhelm Schiffels geführt wurde [25]. Ende
des Jahre 1874 schloss er diese Brauerei und übernahm die Brauerei in der
großen Sandkaul 3 von Albert Schmetz.
Im Jahr 1876 heiratete Albert Schmetz die aus Lechenich
stammende Jennchen Popp [30]. Gemeinsam hatten sie einen Sohn (Carl Joseph
Mathias, geb. 1877) [22:23.12.1877] und 4 Töchter.
Carl Loske brachte Kontinuität in den Betrieb der Brauerei.
Bekannt ist auch das er, gesichert für das Jahr 1888, Vorstandsmitglied
der Kölner Brauer-Kooperation war [22:09.11.1888].
In seiner Restauration gründete sich im Jahr 1889 der „Wohlthätigkeits=Verein
Kölner Tugendbund“, welcher Arme Familien durch Sachspenden unterstütze.
[13:23.12.1890] „…Der Wohlthätigkeits=Verein Kölner
Tugendbund, welcher im Juli 1889 in der Restauration Karl Loske. Gr.
Sandkaul 3, sich gebildet hat, stellt sich zur Aufgabe, verschämte Armen mit
den im Winter unentbehrlichsten Gegenständen, wie Kartoffeln, Geriß,
trockene Gemüse und Wollwaaren. zu beschenken; baares Geld wird nicht
vertheilt. Der Verein konnte im verflossenen Winter nach kaum halbjährigem
Bestehen über 500 Mark zu diesem Zweck verwenden. Auch in diesem Jahre ist
der Verein wieder in reger Thätigkeit; bis heute sind schon 32 arme Familien
mit Weihnachtsgaben der vorbezeichneten Art beschenkt worden; es liegen aber
noch etwa 30 Gesuche von wirklich unterstützungsbedürftigen armen Familien
vor, die indeß bis nach Weihnachten vertröstet werden mußten, da die zur
Verfügung gewesenen Gelder gänzlich erschöpft sind. Eine Liste zum
Einzeichnen— auch jede kleinste Gabe wird dankbar angenommen— liegt in der
genannten Restauration offen und werden mildthätige Menschen gebeten, ihr
Scherflein, sei es baares Geld oder Gebrauchsgegenstände, zu diesem edlen
Zwecke beizutragen…“
Nach 18 Jahren der Führung der Brauerei an der großen Sandkaul
war dann Schluss, die Führung der Brauerei übernahm Franz Pasch. Carl Loske
zog von der großen Sandkaul in die Meister Gerhard Str. 33 und eröffnete in
der Herzogstraße 35 eine Restauration [28:1894]. Carl Loske spricht von
einer Übernahme, aber bis dahin hatte es dort nur eine Brennerei gegeben.
Diese wurde geschlossen und eine Restauration betrieben. Carl Loske blieb aber weiterhin Besitzer der Brauerei an der
großen Sandkaul 3.
Nach der Gründung der Restauration in der Herzogstraße war es
mit der Kontinuität vorbei. Nach nur einem Jahr Betrieb wurde die
Restauration in der Herzogstraße im Jahr 1894 wieder geschlossen. 5 Jahre
wird Carl Loske dann „ohne Gewerbe“ geführt, bis er im Jahr 1899 eine
Restauration am Königplatz 1 eröffnete [28:1898,1899].
Auch diese Restauration war eine Neugründung und auch diese
Restauration wurde bald wieder geschlossen. Diesmal dauerte es nur 2 Jahre
bis zur Schließung [28:1901].
Im Anschluss wird Carl Loske dann als Teilhaber der Firma „Mergelsberg
& Loske“ aufgeführt. Diese Firma wird als Kohlenhandlung bezeichnet und die
beiden Inhaber, Leo Mergelsberg & Carl Loske weiterhin als Besitzer einer
Tongrube. Die Lage der Firma und der Wohnsitz von Carl Loske waren in der
Jahnstraße 36 [28:1901].
Die Firma wurde aber bereits nach einem Jahr wieder geschlossen
und Carl Loske wurde ab dem Jahr 1902 als Kaufmann, wohnhaft in der
Meister-Gerhard-Str. 7 geführt [28:1902]. Ab dem Jahr 1905 wird er als
Vertreter bezeichnet und im Jahr 1913 zog er von der Meister-Gerhard-Straße
in die Dasselstr. 14 [28:1905,1913,1914]. Vermutlich verstarb er im Jahr
1915, da er im Kölner Adressbuch des Jahre 1916 nicht mehr aufgeführt wird.
(WW001) [22:03.04.1874]
Anzeige von Carl Loske aus dem Jahr 1874, noch als Betreiber der Brauerei in
der Weidengasse
(W010) [32:31.03.1878]
Jung-Braunbier für Schwache und Kranke bot Carl Loske im Jahr 1878 an
(W007) [32:03.04.1881]
Hochfeines März-Doppel-Bier für 12 Pfennig das Glas (eigentlich waren zu
dieser Zeit 10
Pfennig üblich). Anzeige aus dem Jahr 1881
(W006) [32:05.03.1882]
Weitere Anzeige von Carl Loske aus dem Jahr 1882
(W011) [55:31.10.1885]
In Köln wurde im Jahr 1885 eine Versammlung der aller Brauer gegen die
Verwendung von "Surrogaten", als Zusätze wie Maltose oder Süßstoffen,
abgehalten. Die Liste der einladenden Brauer liest sich wie das Who is Who
der Kölner Brauereien dieser Zeit
(W005) [32:01.03.1885]
Anzeige von Carl Loske aus dem Jahr 1885
(W004) [32:13.03.1887]
Zum Bier gab es Würstchen aus Breslau. Anzeige aus dem Jahr 1887
(W001) [32:04.03.1888]
Anzeige aus dem Jahr 1888. Carl Loske warb wieder für sein "hochfeines
Kölner März-Doppelbier"
(W001) [13:08.03.1888]
Weitere Anzeige von Carl Loske für sein "hochfeines Kölner März-Doppelbier"
aus dem Jahr 1888
(W009) [32:17.03.1889]
Weitere Anzeige von Carl Loske aus dem Jahr 1889
(W008) [32:25.09.1892]
Im September 1892 übernahm Carl Loske das Geschäft von Joseph Rohé. Carl
Loske eröffnete dort eine Wirtschaft, Joseph Rohé hatte dort bis dahin eine
Branntwein-Brennerei und Likörfabrik betrieben
(W012) [28:1892]
Josef Rohé betrieb in der Herzogstraße 35 eine Brennerei und Likörfabrik.
Auszug aus dem Kölner Adressbuch des Jahres 1892
Die Führung der Brauerei durch Franz Pasch (1892)
Die Führung der Brauerei in der großen Sandkaul 3 durch Franz
Pasch muss eine Interimslösung gewesen sein, denn sie dauerte nur wenige
Monate. Über Franz Pasch ist so gut wie nichts bekannt. Einzig bekannt ist
der Eintrag „Pasch Frz., Bierbrauer, gr. Sandkaul 3“ im Kölner Adressbuch
des Jahres 1893 (welches einen Datenstand von Ende 1892 hatte) [28:1893] und
der Verweis im Standard-Brauereiverzeichnis [25].
Ziemlich sicher stammte Franz Pasch nicht aus Köln, den in den
Adressbüchern vor und nach 1893 taucht er nicht auf [28:1892,1894].
(W001) [28:1893]
Einzig bekannte Nennung von Franz Pasch aus dem Kölner Adressbuch des Jahres
1893
Die Führung der Brauerei durch Peter Josef Baum (1892-1909)
Peter Josef Baum, meist nur Josef Baum genannt, stammte aus
einer alteingesessenen Euskirchener Brauerfamilie. In Euskirchen gab im Jahr
1892, dem Jahr als Peter Josef Baum von Euskirchen nach Köln kam, 2 als
Brauer tätige Stränge der Familie Baum [25]. Vermutlich war Peter Josef Baum
der Sohn von Werner Baum, der zu dieser Zeit jene Brauerei führte, die später
zur Euskirchener Bürgerbräu wurde. Ganz gesichert ist dies allerdings nicht.
Vermutlich übernahm Peter Josef Baum die Brauerei in der großen
Sandkaul 3 im November oder Dezember 1892 von Franz Pasch. In seiner
Heiratsankündigung vom 10. Dezember 1892 wird er schon als lokaler
Bierbrauer benannt [31:14.12.1892]. Die Heirat mit der aus Kessenich bei
Euskirchen stammenden Gertrud Schmitz fand im Januar 1893 statt. Wie schon
damals nicht unüblich wurde ein Ehevertrag geschlossen.
[22:19.01.1893] „…Bekanntmachung. Durch einen vor dem
Königlich Preußischen Notar Feyen zu Cuchenheim am 26. December 1892
zwischen Peter Josef Baum, Bierbrauer, früher in Euskirchen, jetzt in Köln
wohnend, und Fräulein Gertrud Schmitz, ohne Geschäft, zu Kessenich bei
Euskirchen wohnend, errichteten Ehevertrag, haben dieselben bestimmt:
Betreffende Stelle: In der zukünftigen Ehe der Brautleute soll eine auf die
Errungenschaftsgemeinschaft beschränkte Gütergemeinschaft stattfinden, wie
solche durch das Bürgerliche Gesetzbuch, namentlich die Artikel 1498 u. 1499
bestimmt ist. Köln, den 16. Januar 1893. Stock, Gerichtsschreiber des
Königlichen Amtsgerichts, Abteilung 1.
Die erste bekannte Anzeige von Peter Josef Baum für seine neue
Brauerei stammt aus dem Februar 1893. In dieser nimmt er noch Bezug auf
seinen Vorgänger Carl Loske.
[32:12.02.1893] „…Bierbrauerei u. Restauration von Jos. Baum,
vormals Loske, Große Sandkaul 3, Köln. Hochf. Lagerbier. Anerkannt gute
Küche. Bestens empfohlen…“
Im Jahr 1894 erwarb Josef Baum die Brauerei in der großen
Sandkaul 3, die er zuvor nur gepachtet hatte, von Carl Loske [28:1893,1894].
Im Jahr 1896 gehörte die Brauerei mit einer Jahresproduktion
von ca. 3.300 hl zu den mittelgroßen Hausbrauereien in Köln [33:05.11.1896].
Es ist nicht bekannt, dass das produzierte Bier auch außerhalb der eigenen
Restauration ausgeschenkt wurde.
Außer der genannten Anzeige nach der Brauereieröffnung und
einer Brauereipostkarte ist keinerlei weitere Werbung der Brauerei bekannt.
Dennoch war sie sehr erfolgreich, wozu auch die exponierte Lage in direkter
Nähe des Kölner Gürzenich beitrug.
Josef Baum’s erster Sohn Hubert Josef wurde im April 1894
geboren [31:18.04.1894]. Sein zweiter Sohn Peter wurde im August 1895
geboren, verstarb aber bereits im Alter von 6 Monaten
[33:16.08.1895,31:05.03.1896]. Mit Theodor, geb. im Januar 1897 und Kordula,
geb. im August 1898 hatten Josef Baum und seine Frau Gertrud noch 2 weitere
Kinder [31:29.01.1897,31:05.08.1898].
Im Jahr 1906 traf Josef Baum ein herber Schicksalsschlag, seine Frau
Gertrud verstarb im Alter von nur 41 Jahren [13:08.06.1906]. Das jüngste
seiner 3 minderjährigen Kinder war zu diesem Zeitpunkt erst 7 Jahre alt.
Im Jahr 1909 war dann Schluss, Josef Baum verkaufte seine
Brauerei an die Firma „Michel & Co.“. Diese besaß schon angrenzende Häuser
auf der Hohe-Straße und wollte diese mit dem angrenzenden Grundstück der
Brauerei erweitern. Michel & Co. betrieben eines der größten Geschäfte für
Kleidung und Stoffe in Köln und warben oft mit ganzseitigen Anzeigen in der
Kölner Presse.
Die Hintergründe für den Verkauf der Brauerei sind nicht ganz
klar. Es gab die immer konkreter werdende Planung der Stadt den Bereich am
Gürzenich neu zu gestalten. Es war zu diesem Zeitpunkt schon klar gesesen, dass Teile
der Gebäude in der großen Sandkaul 3 der neu geplanten Gürzenichstraße zum
Opfer fallen würde. Vielleicht war es diese Perspektive, vielleicht auch die
persönliche Situation, welche Peter Josef Baum zu diesem Schritt
veranlasste.
[13:21.05.1909] „…Straßendurchbruch Schildergasse—Heumarkt.
Bierbrauerei von Jos. Baum, Gr. Sandkaul 3, ist durch Ankauf zum Preise von
360 000 M. in Besitz der Firma Michel u. Co. übergegangen. Das Grundstück
der Firma grenzt hinten an das Baumsche Besitztum an, und letzteres wird
beim Durchbruch Heumarkt-Schildergasse ein Eckhaus, so daß später dort ein
prächtiges Geschäftshaus entstehen dürfte. Der neue Besitzer hat
Bierbrauerei und Wirtschaft zunächst auf einige Jahre vermietet…“
Kurz vor dem Verkauf verließ, vermutlich in diesem Kontext, der
bisherige Braumeister Anton Real die Brauerei. Dieser erwarb von Jean
Roubrocks die schon länger bestehende Brauerei „Em Stänche“ in der Straße An
der Linde 19 .
[13:28.04.1909] „…Kleine Mitteilungen. Die altbekannte Kölner
Brauerei„Zum Sternchen“, An der Linde, ist seit einigen Tagen in den Besitz
des Hrn. Real, bisher Braumeister bei P. J. Baum, übergegangen. Brauerei und
Wirtschaftsräume werden zurzeit einer gründlichen Renovierung unterzogen…“
Was nach dem Verkauf mit Peter Joseph Baum geschah, ist nicht
bekannt.
(W001) [32:12.02.1893]
Anzeige von Josef Baum für seine Brauerei 2 Monate nach der Übernahme. Josef
Baum verweist hier noch auf seinen Vorgänger
(PK001) [11]
Postkarte der "Bierbrauerei u. Restauration Jos. Baum".
Gelaufen 1901
(W002) [32:05.11.1896]
Wöchentlich 8 Zentner Malztreber abzugeben. Die Anzeige aus dem Jahr 1896
weist auf eine jährliche Bierproduktion ca. 3.300 Hektolitern hin
(W003) [31:12.04.1897]
Im Jahr 1897 wurde ein "Starker Junge" für Brauerei und Wirtschaft gesucht
(W004) [13:08.06.1906]
Todesanzeige von Josef Baums Frau Gertrud, geb. Schmitz, welche im Juni 1906
im Alter von nur 41 Jahren verstarb.
Die Brauerei von Heinrich Hilgers in der großen Sandkaul 3 (1909-1912)
Die Firma Michel & Co. hatte erst nach dem Umbau des Bereichs
um den Gürzenich konkrete Pläne mit der Brauerei und so verpachtete sie
diese erstmal an Heinrich Hilgers.
Heinrich Hilgers stammte aus Oberaußem, damals eine
eigenständige Gemeinde, heute ein Ortsteil von Bergheim. Seine Familie war
dort schon mindestens seit Anfang des 18ten Jahrhunderts ansässig [34]. Mit
dem Brauen von Bier hatten sie allerdings nichts zu tun, Heinrich Hilgers
gleichnamiger Vater war Wildhüter.
Heinrich Hilgers, geboren im Jahr 1873, hatte 3 jüngere
Geschwister. Seine beiden Brüder Johann (geb. 1875) und Joseph (geb. 1885)
verstarben schon im Kleinkindalter, seine im Jahr 1885 geborene Schwester
im Alter von 13 Jahren.
Heinrich Hilgers kam wahrscheinlich im Jahr 1898 nach Köln,
zumindest stammt die erste bekannte Nennung aus diesem Jahr. Diese Nennung
erfolgte im Kontext seiner Heirat mit der aus Altendorf bei Meckenheim
stammenden Gertrud Schwab.
Heinrich Hilgers wird zwar noch als „Bierbrauer von Oberaußem“
bezeichnet, da es sich aber um den „Civilstand der Stadt Köln“ handelt, muss
die Heirat bereits in Köln stattgefunden haben.
Heinrich Hilgers und seine Frau hatten insgesamt 6 Kinder,
Gertrud, Heinrich, Reini, Ferdinand (Ferdi), Hans und Johann, allerdings sind
nur bei Heinrich die Geburtsdaten bekannt [13:08.03.1920]. Dieser wurde im
Jahr 1901 geboren und starb im Jahr 1949 in Wiesbaden. In seiner
Sterbeurkunde wird er als „Braumeister“ bezeichnet [20]. In welcher
Brauerei er in Wiesbaden tätig war, ist nicht bekannt.
Die erste Nennung von Heinrich Hilgers in Kölner Adressbüchern
stammt aus dem Jahr 1900, dort wird er mit dem Eintrag „Hilgers Heinr.,
Bierausschank, Elsaßstr. 20“ aufgeführt [28:1899,1900]. Heinrich Hilgers
hatte vermutlich schon im Jahr 1899 den nur ein Jahr zuvor von Peter Flotz
gegründeten Bierausschank übernommen. Heinrich Hilgers war zwar noch nicht
als Brauer tätig, aber schon als Schenkwirt.
Dies war allerdings nicht von langer Dauer, bereits im Jahr
1900 oder 1901 gründete er eine Flaschenbierhandlung in der Straße „am
Trutzenberg 22“ [28:1901]. Auch dies war nicht von Dauer, im Jahr 1903 war
die Flaschenbierhandlung am Trutzenberg verschwunden und auch Heinrich
Hilgers taucht in diesem Jahr nicht in den Kölner Adressbüchern auf.
Im Jahr 1904 taucht Heinrich Hilgers wieder auf, wieder als
Flaschenbierhändler, diesmal in der Luxemburgerstraße 83 [28:1904]. Über
diese Zeit sind auch Anzeigen bekannt, Heinrich Hilgers vertrieb Bier der
Brauerei Heinrich Reissdorf .
[13:25.06.1904] „…Rein obergäriges Flaschenbier in stets
frischer Füllung aus der obergärigen Brauerei Heinr. Reisdorf, Severinstraße
51, empfiehlt Heinr. Hilgers, Luxemburgerstraße 83…“
In der Flaschenbierhandlung wurde neben Bier auch Wein der
Weingrosshandlung Brandenburg vertrieben [13:04.05.1905]. Nach 3 Jahren war
auch mit der Flaschenbierhandlung in der Luxemburgerstraße schluss
[28:1907].
Die Nähe zur Brauerei Heinrich Reissdorf blieb aber, Heinrich
Hilgers übernahm die Führung der obergärigen Bier-Restauration „En der
ihsere Döör“ (in der eisernen Tür) in der Kämmergasse 36. Bis zum Jahr 1898
war diese eine traditionsreiche Brauerei gewesen bis sie geschlossen, von
der Brauerei Heinrich Reissdorf erworben und als „Spezial-Ausschank“
betrieben wurde [28:1907,25].
[13:31.12.1908] „…Obergärige Bier-Restauration „En der Ihsere
Döör“ Kämmergasse 36, Inh. Heinrich Hilgers, Spezial-Ausschank der Brauerei
H. Reißdorf. Vorzügliche gute Küche, warme Platten zu jeder Tageszeit.
Billard, drei Kegelbahnen, drei Vereinszimmer, 40, 100 und 200 Personen
fassend, mit Klavier. Allen meinen Freunden, Bekannten und Gästen, sowie der
K.-G. Fidele Geister, dem Billiardklub Bülow ein fröhliches Prosit Neujahr…“
Woher die Kontakte zu Peter Josef Baum bzw. dem neuen Besitzer
der Brauerei an der großen Sandkaul 3, der Fa. Michel & Co., kamen, ist
nicht bekannt. In jedem Fall pachtete Heinrich Hilgers die Brauerei im Jahr
1909 und setzte das Geschäft fort. Das dies nicht von langer Dauer sein
sollte, war Heinrich Hilgers von vornherein klar, die Pläne für die
Umgestaltung des Bereichs um den Gürzenich standen fest. Aus diesem Grund
plante Heinrich Hilgers schon im Jahr 1910 weiter. Die Gegend um den
Gürzenich schien ihm zu gefallen, und so erwarb er in direkter Nähe der
alten Brauerei 2 Häuser in der kleinen Sandkaul 4-6 um dort eine eigene neue
Brauerei zu errichten.
[13:08.10.1910] „…Dem Straßendurchbruch
Heumarkt—Schildergasse fällt auch die allbekannte Kölner Bierbrauerei Jos.
Baum, Große Sandkaul, zum Opfer. Der jetzige Inhaber, Bierbrauer Heinr.
Hilgers, hat die Häuser Kleine Sandkaul 4 und 6 käuflich erworben und wird
auf dem Grundstück eine Obergärige Hausbrauerei mit Kölner Wirtschaft
errichten…“
Für die neue Brauerei musste auch ein neuer Name her und so
ließ Heinrich Hilgers im Juni 1911 die Firma „Heinrich Hilgers Gürzenich⸗Bräu“
ins Handelsregister eintragen.
[35:24.06.1911] „…Cöln. Rhein. In das Handelsregister ist am
20. Juni 1911 eingetragen: Abteilung A. Nr. 5243 die Firma: „Heinrich
Hilgers Gürzenich⸗Bräu“, Cöln, und als Inhaber Heinrich Hilgers, Bierbrauer,
Cöln…“
Ende des Jahres 1911 wurden die Neubauten in der kleinen
Sandkaul 4-6 fertiggestellt. Neben Brauerei und Restauration gab es in den
Häusern auch Wohnungen, die Heinrich Hilgers zur Miete anbot.
[13:11.12.1911] „…Abgeschl. Wohnungen Kl. Sandkaul 4-6, Ecke
Gürzenichstr. p. 1. Jan. zu verm.: 4 Zim, Küche u. Badezimmer, 3 Zim. " ", 2
Zim " ". Bescheid Große Sandkaul 3…“
Der folgende Artikel aus Januar 1912 beschreibt, etwas
salbungsvoll wie üblich, die Vergangenheit des früher als „Hembsmäuche“
(Hemdsärmel) bezeichneten Bereichs um den Gürzenich und nimmt auch Bezug auf
die Zukunft und die neue Brauerei.
[31:31.01.1912] „…„Em Hembsmäuche". Die alten, vertrauten
Namen von Straßen, Plätzen und Winkeln, die der Volkswitz oft so treffend
bezeichnet, verschwinden immer aus dem Gebrauche und sogar aus dem
Gedächtnisse der heutigen Generation. Wer kennt z. B. noch die Bierinsel-
und „et Hembsmäuche"? Und doch waren sie einer früheren Zeit geläufig, wenn
diese Benennungen auch niemals amtlich angewandt worden sind. Es ist deshalb
an der Zeit. auf solche echt volkstümlichen Namen zurückzuverweisen, denn es
steckt in ihnen mehr als die Augenblickslaune eines findigen Kopfes; es
liegt in solchen Bezeichnungen eine gewisse Verhätschelung, eine
Schmeichelei für wichtige, der Volksliebe werte Kulturstätten, oder wie man
hier sagen dürfte, Kulturwinkel. War es nicht ein tief in der Geschichte
unserer alten, berühmten Stadt begründeter Zug, der unsere Väter und auch
noch die Aelteren unter uns durch „et Hembsmäuche“ auf die Bierinsel trieb?
Bekanntlich nannte man das am östlichen Eck des Hauses „Zum Pfau“ auf der
Sandbahn (dessen Vorderfront in dem entstehenden Verwaltungsgebäude
Verwendung finden soll) vorbeiführende, enge, etwa dreißig Schritte lange
Pfauengäßchen wegen seiner schmalen, gezwungenen Enge „Et Hembsmäuche", und
war man durch diese drangvoll, schmale Passage gewandelt, dann betrat man
die Bierinsel. Eine Reihe altbekannter, guter Wirtschaften hatte sich hier
aufgetan, und die Gaben des Bacchus und des Gambrinus mundeten um so besser,
als die guten Küchenleistungen dem Geschmack des gern gut essenden Bürgers
bekömmlich waren. Doch geht man auch hier fehl, wollte man dem kölnischen
Bürger nachsagen, er sei lediglich den Lockungen seines Gaumens
nachgegangen; etwas Edleres, Tieferes zog ihn, vielleicht unbewußt. Nämlich
hier war und ist der klassische Boden von Köln. Hier saßen, wirkten und
herrschten die ältesten kölnischen Geschlechter und Familien: Die Overstolz
und Scherfgyn, die Hardefust und Cleyngedanck, die Mommersloch und Are, die
Quattermarkt und Spiegel. Bald wird dieses Viertel in einer neuen, modernen
Pracht erstehen. Die alten Gebäude, altersmüde und gebrechlich, bedrohlich
in der soliden Kraft des neu erstehenden Kölns, sind gefallen: aber der alle
Geist soll nicht und kann nicht sterben. Auch die Bierinsel wird, wenn nicht
alles täuscht, in einer neuen. dem Bedürfnis der Jetztzeit angepassten Weise
wieder erstehen. Schon hat ein Ableger einer alten, berühmten Brauerei einen
Neubau gleich am Ende des alten Hembsmäuchen errichtet, der schon im Aeußern
die Aufmerksamkeit des Beschauers auf sich zieht. Die Baumsche Brauerei
(jetziger Besitzer Bierbrauer H. Hilgers) wird demnächst dem
Straßendurchbruch zum Opfer fallen. Gewiß, man wird das alte, gemütliche,
wie eine Maikäferdose vollgewimmelte Lokal vermissen: aber der Liebhaber des
echten Kölsch hat die Genugtuung, daß auch diese alte Tradition treu gehütet
und gepflegt bleibt. Soll doch das neue Bräu in Anlehnung an den Namen des
neuerstehenden Durchbruchs, der Gürzenichstraße, den soliden Namen „Gürzenichbräu“
führen. Gerade daß eine solch stadtbekannte Wirtschaft als erste das
neuerschlossene Terrain besetzt, gibt die Gewähr, daß die alte Bierinsel
ihre Anziehungskraft neu betätigt und für manche fröhliche Stunde der Rast
und Erholung, aber auch geschäftlicher Beziehung wieder erhält: auf
klassischem, stadtkölnischem Boden…
(SP001) [28:1907,1913]
Gegenüberstellung von 2 Stadtplanausschnitten des Bereichs um den Gürzenich
aus dem Jahren 1907 und 1913. Im Jahr 1907 gibt es noch die Straße "Auf der
Sandbahn" und die "Kronengasse". Nach der Umgestaltung gibt es diese nicht
mehr, dafür die neue "Gürzenichstraße" und das städtische
Verwaltungsgebäude, um welches es beim Umbau maßgeblich ging. Die neue
Brauerei lag direkt gegenüber der Stadtverwaltung und des Gürzenich.
(W055) [15, 25.06.1904]
Heinrich Hilgers war in den Jahren 1904-1907 als Flaschenbier-Verleger. Er
vertrieb Bier der Brauerei Heinrich Reissdorf
(W066) [13:04.05.1905]
Außer Bier gab es auch Wein der Weingrosshandlung
Brandenburg im eigentlichen Flaschenbier-Vertrieb von Heinrich Hilgers. Auf der Anzeige der Weingrosshandlung aus dem Jahr 1905 ist
Heinrich Hilgers als Verkaufsstelle aufgeführt
(W032) [15, 31.12.1908]
Anzeige zum neuen Jahr 1909 der Bier-Restauration "En der Ihsere Döör" in
der Kämmergasse 36. Diese Restauration fungierte als Spezial Ausschank und
war im Besitz der Brauerei Reissdorf
(W034) [15, 14.01.1909]
Weitere Anzeige der Bier-Restauration "En der Ihsere Döör" mit
Inhaber Heinrich Hilgers
(W018) [13:29.01.1909]
Der "Christllich-graphische Verband Köln" traf sich im Januar 1909 im
Restaurant "En der Ihsere Döör" in der Kämmergasse. Zu dieser Zeit wurde die
Restauration noch von Heinrich Hilgers geführt
(W064) [31:19.02.1910]
Die Firma Michel & Co, Stoff- und Kleiderhandlung, hatte die Brauerei an der
großen Sandkaul 3 von Josef Baum gekauft. Sie wollte damit im Kontext der
Umgestaltung des Bereiches um den Gürzenich ihr in der Nähe auf der
Hohestraße gelegenes Geschäft erweitern. Bis es so weit war, verpachtete sie
die Brauerei an Heinrich Hilgers. Anzeige aus dem Jahr 1910
(W011) [13:11.12.1911]
Ende des Jahres 1911 waren die neuen Gebäude fast fertig. Im Obergeschoss
befanden sich Wohnungen, welche Heinrich Hilgers separat vermietete
Das Gürzenich-Bräu von Heinrich Hilgers in der kleinen Sandkaul 4-6 (1912-1917)
Am 3. April 1912 war es dann so weit, Heinrich Hilgers schloss
die alte Brauerei in der großen Sandkaul 3 und eröffnete das „Gürzenich-Bräu“,
seine neu erbaute Brauerei in der kleinen Sandkaul 4-6. Die Eröffnung
kündigte er in verschiedenen Kölner Zeitungen mit halbseitigen Anzeigen an.
[13:01.04.1912] „…Gürzenich-Bräu. Meinen verehrten Gästen,
Freunden und Bekannten, sowie einem verehrten Publikum von Köln und Umgegend
zur gefälligen Kenntnis, dass ich am Mittwoch, den 3. April meine Brauerei
und Wirtschaft von Grosse Sandkaul 3 nach meinem neuerbauten Hause kleine
Sandkaul 4-6 verlege. Hochachtend Heinrich Hilgers.
Die Eröffnung der Brauerei war auch der Kölner Presse einen Artikel wert, der
Details zum
Neubau und insbesondere auch die am Bau beteiligten Kölner Firmen auflistet.
[13:04.04.1912] „…Gürzenich-Bräu. Die altbekannte kölnische
Brauerei Baum, Große Sandkaul, fällt dem Straßendurchbruch
Heumarkt—Schildergasse zum Opfer. Der Inhaber, Hr. Heinrich Hilgers, hat als
Ersatz einen prächtigen Neubau auf der Kleinen Sandkaul—6 erstehen lassen.
Das neue Brauhaus ist nach den Plänen des Architekten Stadtverordneten
Perthel ausgeführt und ist würdig, an der Seite des großen
Verwaltungsgebäudes seinen Platz einzunehmen. Die hübschen Straßenfronten
sind in Formen der deutschen Renaissance, etwas modernisiert, gehalten. Der
Sockel und die Pilaster des Toreinganges sind in Niedermendiger Basaltlava
hergestellt. Die übrigen Flächen des Erdgeschosses bis einschließlich der
Fensterbank, erstes Obergeschoß, sowie die Erker, Gesimse und Pilaster der
oberen Geschosse sind in geflammtem rotem Mainsandstein ausgeführt. Die
glatten Flächen sind in Trierischem Kalk verputzt. Die Fenster haben
Blendläden erhalten. Die Fassade ist noch mit Bildhauerarbeiten, die in
humorvoller Weise auf den Wirtschaftsbetrieb hinweisen, versehen. So ist
unter anderem im Toreingang in den Schlußstein das Brauerwappen, in den
Erkerbrüstungen des ersten Obergeschosses sind Motive— darstellend die
Arbeit und die Ruhe— enthalten. Ueber dem Privateingang befindet sich der
Hausdrache mit dem Hausschlüssel. Für die Ausführung der einzelnen Arbeiten
sind durchweg Kölner Handwerksmeister herangezogen worden. Es lieferten die
Firmen Banzhaf, Liesegang, A. Neufeind, G. Mohr, K. Winkle, Th. Hoch, F. R.
Preuß, F. R. Bellen, Mentzerath, Hrch. Welter, H. Grünewald, K. v. Mehring,
Wimmersberg Nachf., P. Pütz, Fenners, E. A. Kraus, L. Waldner, sowie Schmitz
und Zündt. In dem Hinterbau befindet sich die mit allem Komfort der Neuzeit
eingerichtete obergärige Brauerei, worin nur der Bedarf für das eigene Haus
hergestellt wird. Das Innere der Wirtschaft weist recht anheimelnde Räume
auf. Die Möbel und die Vertäfelung der Wände sind von deutschem Eichenholz.
Die Wände sind in Kaseinfarbenanstrich mit leichter Malerei gehalten. Die
Decken weisen Kreuzgewölbe auf und sind mit Friesmalerei versehen; reizvoll
macht sich eine Fenstergruppe mit Blumenkasten aus. In der Schenke und im
Restaurant sind die Beleuchtungskörper künstlerisch und passend zum ganzen
Charakter in Schmiedeeisen ausgeführt. Ein ruhiges Plätzchen bietet die
Braustube. Alle Räume, einschließlich die Kegelbahn, sind mit einer
Ventilation versehen, die bei stärkstem Betrieb keine schlechte Luft
aufkommen lassen. Am gestrigen Eröffnungsabend war der Andrang so gewaltig,
daß die Einlaßbegehrenden auf der Straße warten mußten, bis ein Platz frei
wurde.
[13:06.04.1912] „…Gürzenichbräu. Der Mitteilung in Nr. 92 ist noch
nachzutragen, daß die Firma Jakob Froitzheim, Möbelfabrik, Weidenbach 4,
gleichfalls an der inneren Ausstattung des Neubaues beteiligt ist. Sie
lieferte im Hausflur die massiv=eichenen Gläserregale, im großen Restaurant
die eichenen Tische und sämtliche Stühle. Auch die Einrichtung der Kegelbahn
stammt von ihr…“
Die neue Brauerei wurde gut angenommen, Heinrich Hilgers
schaltete auch regelmäßig Anzeigen in der Kölner Presse.
Im Jahr 1916 gibt es noch eine Erwähnung von Heinrich Hilgers
im Kontext des „Kölsche Boor“. Der „Kölner Bauer“ war schon länger eine
Figur in Köln, welche die Stärke und Unabhängigkeit der Stadt
repräsentierte. Im Jahr 1915 wurde im Kontext des ersten Weltkriegs eine 3,5
Meter hohe Figur des kölschen Boor vor dem Gürzenich aufgestellt. Es
handelte sich hierbei um eine sogenannte „Nagelfigur“. Jeder Bürger
durfte, nach einer Spende für die Kriegsversehrten und Kriegswaisen, einen
eisernen Nagel in die Figur schlagen [36]. Der „Kölsch Boor in Eisen“ war
eine der bekanntesten und erfolgreichsten Nagelfiguren in Deutschland.
Bereits nach einem halben Jahr hatte der heute im Kölner Stadtmuseum
ausgestellte Bauer mehr als 700.000 Mark an Spenden eingebracht.
Die Figur stand vor dem Gürzenich und somit auch in
unmittelbarer Nähe des Gürzenich-Bräu. Heinrich Hilgers dürfte von der Figur
auch insofern profitiert haben, als dass es schon organisierten Tourismus
zum Kölner Bauern gab. Es gibt auch Anzeigen, in denen Heinrich Hilgers mit „am Kölschen Boor“
warb [13:30.06.1918].
Heinrich Hilgers erwarb im Jahr 1916 ein Bild des Kölner Malers
Fritz Westendorp, welches dieser für die Kriegswaisenvorsorge gespendet
hatte, für 1.000 Mark (siehe F006 weiter unten). Dies war der Kölner Presse folgende Notiz wert:
[37:20.04.1916] „…Das vom Maler Fritz Westendorp zum Besten
der Kölner Kriegswaisenfürsorge gestiftete Bild vom Kölschen Boor ist vom
Inhaber des Gürzenichbräu Heinrich Hilgers zum Preise von 1000 Mark
angekauft worden…“
(W012) [13:01.04.1912]
Eröffnungsanzeige des neuen Gürzenich-Bräu in der kleinen Sandkaul 4-6 im
Kölner Lokal-Anzeiger. Die Anzeige ist vom 1. April, die Eröffnung fand am
3. April 1912 statt
(W012) [31:01.04.1912]
Weitere Eröffnungsanzeige, diesmal aus dem Rheinischen Merkur
(W012) [31:01.04.1912]
Weitere Eröffnungsanzeige, diesmal im Rheinischen Merkur
(W007) [13, 02.06.1914]
Werbung aus dem Jahr 1914
(F005) [5]
Foto des Gastraums, vermutlich um 1915
(PK002)
Alte Postkarte, gelaufen 1915,
Gürzenich Bräu
Brauhaus für obergäriges Bier für den eigenen Hausbedarf,
Besitzer: Heinr. Hilger, Köln a. Rh.
Kl. Sandkaul 4-6. Telefon A. 1020.
(PK001)
Alte Postkarte, gelaufen am 25.08.1912
Gürzenich Bräu,
Brauhaus für obergäriges Bier für den eigenen Hausbedarf
Besitzer: Heinr. Hilger, Köln a. Rh.
Kl. Sandkaul 4-6. Telefon A. 1020.
(F001) [57, Sammlung Ippen]
Seitliches Foto der Brauerei mit Dom und Gürzenich im Hintergrund. Die Karte
ist zwar im Jahr 1947 gelaufen, muss aber älter sein, da es nach dem Krieg
kein Gürzenich-Bräu mehr gab
(F006) [5]
Gemälde des Kölner Malers Fritz Westendorp aus dem Jahr 1916. Zu sehen
rechts die Brauerei und in der Mitte der Gürzenich mit dem "Kölsche Boor en
Iser". Heinrich Hilgers erwarb das Bild für 1000 Mark, welche den
Kriegswaisen zu Gute kamen
(F004) [5]
Foto der Bierschwemme mit Zapfbereich aus dem Jahr 1913. Gut zu sehen sind
die Kränze und Kölschstangen, die sich nicht wesentlich von den heutigen
unterscheiden
(W010) [7:1912]
Werbung des Gürzenich-Bräu aus dem Jahr 1912
(W005) [7:1913]
Werbung des Gürzenich-Bräu aus dem Jahr 1913
(W005) [7:1914]
Werbung des Gürzenich-Bräu aus dem Jahr 1914
(W020) [13:03.04.1916]
Anzeige des Gürzenich-Bräu aus dem Jahr 1916. Werbewirksam wird die Lage "am
Kölschen Boor" erwähnt
(W021) [31:03.04.1916]
Weitere Anzeige des Gürzenich-Bräu aus dem Jahr 1916
Die Vereinigte obergärige Hausbrauereien mbH (1917-1918)
Im Oktober 1917 wurde die Firma „Vereinigte obergärige
Hausbrauereien, Cöln mit beschränkter Haftung“ in das Handelsregister
eingetragen.
[22:23.10.1917] „…In das Handelsregister ist am 19. Oktober
1917 eingetragen: Abteilung A.Nr. 2491 die Firma Vereinigte obergärige
Hausbrauereien, Cöln, mit beschränkter Haftung Cöln. Gegenstand des
Unternehmens: Gemeinschaftlicher Betrieb des Braugewerbes und sonstiger
Handelsgeschäfte. Stammkapital 20000 Mark. Geschäftsführer Heinrich Hilgers,
Brauereibesitzer, Cöln, Hubert Kaiser, Brauereibesitzer, Cöln. Der
Gesellschaftsvertrag ist am 25. September 1917 festgestellt. Sind mehrere
Geschäftsführer bestellt, so erfolgt die Vertretung der Gesellschaft durch
je zwei gemeinschaftlich. Ferner wird bekannt gemacht: Die Bekanntmachungen
der Gesellschaft erfolgen durch den Deutschen Reichsanzeiger. Kgl.
Amtsgericht, Abt. 24 Cöln…“
Der Hintergrund für diese Gründung durch die beiden
Brauereibesitzer Heinrich Hilgers und Hubert Kaiser ist nicht ganz klar.
Ggf. wollten sie sich damit besser gegen die Kölner Großbrauereien wehren,
die ihr Bier in industriellem Maßstab und damit auch preiswerter produzieren
konnten. Allerdings spielte Kölsch um die Zeit für die Großbrauereien, die
fast ausschließlich untergäriges Bier produzierten, kaum eine Rolle. Der
Gegenstand des Unternehmens, „gemeinschaftlicher Betrieb des Braugewerbes“
deutet aber darauf hin, dass sie schon ein Stück ihrer Eigenständigkeit aufgeben
wollten.
Hubert Kaiser war ebenfalls Brauer und Brauereibesitzer. Er
führte seit dem Jahr 1908 die im Jahr 1906 gegründete Klosterbrauerei am
Ursulakloster 1 [25]. Ob er schon vor 1906 als Brauer tätig gewesen war, ist
unbekannt.
Im Standard-Brauereiverzeichnis [25] wird die Firmierung
„Vereinigte obergärige Hausbrauereien“ als Brauerei in der kleinen Sandkaul
4-6 anstelle des Gürzenich-Bräu aufgeführt, die
Firmierung „Gürzenich-Bräu“ existierte aber parallel weiter [28:1918]. Es gibt Anzeigen aus dem
Jahr 1918, in denen Heinrich Hilgers mit „Gürzenich-Bräu“ wirbt.
Mit der neuen Firma hatte sich Heinrich Hilgers aber völlig
verspekuliert. Sein Partner Hubert Kaiser stieg keine 2 Wochen nach der
Eintragung der Firma wieder als Geschäftsführer aus.
[22:05.11.1917] „…In das Handelsregister ist am 30. Oktober
1917 eingetragen: Abteilung A: Nr. 2491 bei der Firma Vereinigte obergärige
Hausbrauereien Cölns mit beschränkter Haftung, Cöln. Hubert Kaiser hat das
Amt als Geschäftsführer niedergelegt…]
Die Hintergründe hierfür sind unklar. Heinrich Hilgers
gelang es jedenfalls nicht weitere Brauereien für seine „Vereinigung“ zu
finden und so wurde das Projekt schnell wieder ad-acta gelegt. Formell wurde
die Firma „Vereinigte obergärige Hausbrauereien Cölns“ im August 1918
aufgelöst.
[22:07.09.1918] „…In das Handelsregister ist am 3. September
1918 eingetragen: Abteilung A.Nr. 2491 bei der Firma Vereinigte obergärige
Hausbrauereien Cölns mit beschränkter Haftung, Cöln. Durch
Gesellschafterbeschluß vom 12. August 1918 ist die Gesellschaft aufgelöst.
Brauereibesitzer Heinrich Hilgers in Cöln ist Liquidator.
(W069) [28:1918]
Eintrag der "Vereinigte obergärige Hausbrauereien Cöln m.b.H." im
Branchenverzeichnis des Kölner Adressbuchs des Jahres 1918 in der Kategorie
"Bierbrauereien"
(W022) [13:03.06.1918]
Anzeige aus Juni 1918 mit "Gürzenich-Bräu". Heinrich Hilgers nennt sein Bier
zu dieser Zeit immer noch nicht
"Kölsch" (wie schon die meisten obergärigen Brauereien in dieser Zeit),
sondern spricht von "obergärigem Lagerbier"
Das Gürzenich-Bräu von Heinrich Hilgers (1918-1941)
Nach dem kurzen Ausflug als „vereinigte Hausbrauerei“ ging es
wieder als Gürzenich-Bräu weiter.
Heinrich Hilgers war auch politisch aktiv, im Jahr 1919 trat er
für die Zentrumspartei bei den Stadtverordneten-Wahlen an [13:30.09.1919].
Am 22. November 1919 erschien von einem gewissen Fritz Hilgers,
Gastwirt und Brenner aus der Luxemburger Str. 20, in der Kölner Presse eine
„Ehrenerklärung“. Fritz Hilgers bereute darin öffentlich die Beleidigungen,
mit denen er den „Stand der deutschen Militäranwärter“ verunglimpft hatte.
Der Text der Ehrenerklärung lässt auf deftige Beleidigungen schließen.
Vermutlich drohte ein Verfahren und die Reputation seiner Restauration stand
wohl auch auf dem Spiel.
[13:22.11.1919] „…Ehrenerklärung. Ich habe im Juli d. J.—
öffentlich in meiner Schankstätte— den Stand der deutschen Militäranwärter
und insbesondere die aus diesem Stande hervorgegangenen Beamten der Stadt
Köln aufs schwerste beleidigt; zum Teil durch bloße Schimpfworte entehrender
Art. namentlich aber durch solche tatsächlichen Behauptungen, die, wenn
wahr, das öffentliche Ansehen und die Beamtenehre der betroffenen gröblichst
bloßstellen müßten. Ich nehme diese Beleidigungen und unwahren
ehrverletzenden Behauptungen hiermit zurück und erkläre mein aufrichtiges
Bedauern, mich überhaupt zu derartigem haben hinreißen zu lassen. Köln, den
11. November 1919. gez.: Fritz Hilgers. Beglaubigt! Pfeiffer, Rechtsanwalt.
Als Bevollmächtigter des „Bundes deutscher Militäranwärter (Zweigverein
Köln)" u. Gen…“
Im direkten familiären Umfeld von Heinrich Hilgers taucht kein
Fritz Hilgers auf, vermutlich waren beide nicht miteinander verwandt (im
Kölner Adressbuch des Jahres sind ganze 84 Personen mit dem Familiennamen
„Hilgers“ verzeichnet) [28:1918]. Dennoch, vermutlich um nicht versehentlich
in Sippenhaft genommen zu werden, sah sich Heinrich Hilgers veranlasst 2
Tage später eine Stellungnahme zur Ehrenerklärung abzugeben.
[13:24.11.1919] „…Die Ehrenerklärung in der Beleidigungssache
„Bund Deutsch. Militäranwärter“ (Zweig. Verein Köln) und Genossen gegen
Fritz Hilgers geht den Unterzeichneten nichts an. Köln, den 22. November
1913. Heinrich Hilgers Gürzenichbräu Kleine Sandkaul 4—6…“
Im März 1920 verstarb überraschend Heinrich Hilgers Frau
Gertrud. Genaue Daten von Gertrud Hilgers sind nicht bekannt und werden auch
in ihrer Todesanzeige nicht genannt. Vermutlich war sie bei ihrem Tod erst
Anfang Vierzig gewesen.
Vermutlich schon ab dem Jahr 1919, gesichert zu Beginn des
Jahres 1920 wurde die Restauration des Gürzenich-Bräus nicht mehr von Heinrich
Hilgers selbst geführt, sondern von Peter Breuch [28:1920,13:27.02.1920]. Peter Breuch war weder unbekannt, noch unerfahren. Angefangen hatte er als
Buffetier, seit dem Jahr 1912 hatte er verschiedene Restaurationen geführt,
die letzte vor dem Wechsel zum Gürzenich-Bräu in Köln-Nippes, in der
Krüthstr. 9 [13:21.06.1912,13:27.02.1920].
Dies schien aber nicht lange nach Heinrich Hilgers Geschmack
gelaufen zu sein, in einer Anzeige aus Juni 1920 teilt er dem „verehrten
Publikum von Köln und Umgebung“ mit, dass er seine Wirtschaft wieder selbst
führe [31:02.06.1920]. Peter Breuch wurde zum Kellner degradiert und
arbeitete in dieser Rolle noch bis ins Jahr 1929 im Gürzenich-Bräu
[28:1929,1930]. Im Anschluss führte er wieder selbst Restaurationen, in den
1930er Jahren die bekannte Restauration „Zur Zeche“ in Kalk, dem
Brauereiausschank der Brauerei Gebr. Sünner [22:11.05.1935].
Bisher hatte Heinrich Hilgers sein obergäriges Bier immer als "Lagerbier" bezeichnet. Andere Brauereien nutzten schon seit Jahren die popuöär gewordene Bezeichnung "Kölsch" für ihr obergäriges Bier. Heinrich Hilgers schwnkte erst im Jahr 1920 auf diese Bezeichnung um. In einer Anzeige aus Juni 1920 wird sein Bier als "Kölsch" bezeichnet, in einer Anzeige von Februar 1920 war noch von "Märzenbier" die Rede [13:27.02.1920,31:02.06.1920].
In einem Bericht über Kölner Brauhäuser aus dem Jahr 1921 wird
das Gürzenich-Bräu wie folgt dargestellt [8]:
[8] „…Gürzenichbräu Heinrich Hilgers gegenüber dem Stadthaus
und Gürzenich. Brauereibesitzer Hilgers übernahm 1909 die altbekannte
Brauerei Baum (Große Sandkaul 3) pachtweise; 1910 kaufte er Kleine Sandkaul
4-6 zwei Häuser und erbaute dort das jetzige Gürzenichbräu, weil die
Baumsche Brauerei dem neuen Straßenzug am Gürzenich Platz machen mußte.
Hilgers, als tüchtiger Braufachmann bekannt, erzielte in seinem neuen
Unternehmen sehr großen Zuspruch der Kölner Biertrinker, wodurch er die alte
schöne Tradition der dort vom Hembsmäuche her bekannten Bierinsel hochhielt.
Auch heute, wo das alte gute Glas "Kölsch" wieder gebraut werden darf,
erfreut sich das Gürzenichbräu wieder sehr lebhaften Besuches aller Kreise
der Bevölkerung. Das 12%ige Bier für 1,20 Mark das Glas ist von
hervorragender Güte und lässt an Qualität, Bekömmlichkeit und Nährkraft dem
echten Pilsener nichts nach…“
Bisher hatte das Gürzenich-Bräu ausschließlich für den
Eigenbedarf der Brauerei-Restauration gebraut und in den Anzeigen auch
explizit darauf hingewiesen („Obergäriges Brauhaus für eig. Hausbedarf“).
Dies änderte sich Mitte der 1920er Jahre, Heinrich Hilgers wollte
expandieren.
Im März 1926 erschien eine Anzeige des Riesenbrauhaus in der
Gertrudenstraße mit „Echt Kölsch Gürzenich-Bräu“ [38:12.03.1926]. Im Juli
folgte das Restaurant von Heinrich Mödder in Bensberg („Ab heute im Anstich:
rein obergäriges Vollbier „Echt Kölsch“ direkt vom Faß der Brauerei Heinr.
Hilgers, „Gürzenich-Bräu“, Köln“) [39:17.07.1926], im November 1926 das Haus
Liederkranz in Bergisch Gladbach [39:12.11.1926].
Heinrich Hilgers erschloss damit nicht nur neue Absatzquellen
in Köln, sondern auch im Umland. Und in den Folgejahren kamen immer weitere
Absatzquellen hinzu. Im August 1927 wurde das St. Andreas Bierhaus in der
Komödienstraße wiedereröffnet, welches ausschließlich Kölsch des
Güreznich-Bräu im Programm hatte.
[40:25.08.1927] „…Geschäftliches. Unter der Bezeichnung
Alt=Kölner Bierhaus St. Andreas ist seit kurzem auf der Komödienstraße, zwei
Minuten von Dom und Hauptbahnhof entfernt, die als Brauhaus Wirts in
früheren Zeiten bekannte Wirtschaft wieder eröffnet worden. Krieg und
Inflation hatten die kölnischen Hausbrauereien reichlich dezimiert, und der
Stätten, wo man ein Glas Echt. Kölsch zapfte, waren immer weniger geworden.
Das Bierhaus St. Andreas beschränkt seinen Ausschank auf Echt=Kölsch aus dem
Brauhaus Gürzenichbräu und wie früher präsentiert der Köbes im
traditionellen Kostüme Glas Wieß met 'nem halven Hahn, wobei aber auch der
auf seine Rechnung kommt, der sich freut, am weißgescheuerten Tisch ein
gutbürgerliches Mittagessen vorzufinden. Der neue Besitzer, Herr Peter
Langen, hat Wert darauf gelegt, den Charakter der altkölnischen Bierstube
bei der Renovierung zu wahren. Die Balkendecke und Eichentäfelung verleihen
dem Lokal etwas Anheimelndes, Gemütliches, während malerisch gut getroffene
Wiedergaben der Kölner Originale einen wohlgelungenen Wandschmuck
darstellen…“
Mit der Expansion begann die Hochzeit des Gürzenich-Bräu. Es
wurden immer weitere Absatzstätten erschlossen, so im Jahr 1928 die
Rheinpark Gaststätten [38:25.11.1928] und im Jahr 1929 die Hoffmansche
Bierstube in Opladen [41].
Auch wurde das Bier auf der Westdeutschen Gastwirtsmesse mit
einer goldenen Medaille ausgezeichnet.
[42:22.10.1929] „…Auszeichnung für „Kölsch“. Auf der 4.
Westdeutschen Gastwirtsmesse und Hotelfach Ausstellung wurde das rein
obergärige „Echt Kölsch“ des Brauhauses Heinrich Hilgers (Gürzenichbräu) mit
der Goldenen Medaille ausgezeichnet…“
Aber Heinrich Hilges wollte nicht nur fremde Absatzstätten
erschließen, er wollte auch selbst expandieren. Im Jahr 1930 erwarb er eine
schon seit langem existierende Restauration am Hohenzollernring 44. Diese
gehörte bis dato der Brauerei Gebrüder Sünner, zu der er vermutlich aus
früheren Zeiten noch gute Verbindungen hatte [28:1929].
Nach erfolgtem Umbau wurde der neue Filialausschank des
Gürzenich-Bräu am 4. Oktober 1930 eröffnet. Heinrich Hilgers kündigte dies
durch Anzeigen in der Kölner Presse wie folgt an:
[38:03.10.1930] „…Hilgers „Gürzenich-Bräu“ am Ring.
Hohenzollernrind 44 – Telefon 214114. Reine Obergärung „Echt Kölsch“ direkt
vom Faß. Dem verehrten Publikum von Köln und Umgebung die ergebene
Mitteilung, daß ich morgen, Samstag den 4. Oktober, abends 6 Uhr, nach
erfolgtem Umbau und Renovierung meines Hauses Hohenzollernring 44 eine echt
„altkölnische Bierkneipe“ eröffne. Zum Ausschank gelangt nur mein
selbstgebrautes, an Qualität, Geschmack und Bekömmlichkeit altbekanntes „Stöffche“.
Die Küche ist mit den neuesten Maschinen, elektrischer Kühlanlage,
Spülmaschinen und Gasherdanlagen hygienisch aufs beste eingerichtet, wodurch
ich in der Lage bin, meinen Gästen sowohl in warmen wie kalten Speisen auf
das beste zu dienen. Guter bürgerlicher Mittagstisch von 12 bis 2 ½ Uhr.
Täglich abends wechselnde Spezialitäten-Gerichte. Alle zum Stöffche
schmeckenden kalten Spezialitäten. Um geneigtes Wohlwollen bitten Heinrich
Hilgers und Frau…“
Die Anzeige ist mit „Heinrich Hilgers und Frau“ unterzeichnet.
Heinrich Hilgers hatte nach dem Tod seiner ersten Frau im Jahr 1920 erneut
geheiratet. Genauere Informationen über seine zweite Frau, Therese Stiene
verwitwete Meyer, sind nicht bekannt.
Auch die Kölner Presse berichtete über die Eröffnung.
[13:03.10.1930) „…Echt Kölsch am Hohenzollernring. Das
umgewandelte „Alemannia“. In die Reihe der weltstädtischen Gaststätten,
Cafés, Restaurants, Kinos und Kaufläden des Hohenzollernrings ist eine
schlichte, modern verputzte, vornehme, neue Fassade hinzugetreten: Das
ehemalige Alemannia=Restaurant ist in neuzeitlicher Form zu einem kölschen
Bierrestaurant umgebaut worden. Das köstliche Hilgersbier vom Gürzenichbräu
hat sich auf dem Hohenzollernring einen geschmackvollen Ausschank
geschaffen. Der untere Restaurantraum ist gegliedert in einen weiten, auf
der Straßenebene liegenden großen Hauptraum und in einen höher gelegenen,
gemütlichen Hinterraum. Die Wände sind wohltuend in Eiche verkleidet. Von
der Decke grüßen altflämische Kronleuchter. Die Wände zeigen altkölnische
Stadtpartien, abwechselnd mit Darstellungen zugkräftiger kölscher Witze. Das
erste Geschoß enthält noch zwei große Gasträume und es ist von besonderem
Reiz, mit einem Glas Kölsch bewaffnet, von den weiten Fenstern auf das
Treien der Ringstraße herabschauen. Die Küche verspricht hervorragende
Genüsse, kalt oder warm bereitet. Sie ist in ihren Einrichtungen eine
Sehenswürdigkeit und auf Wunsch zu besichtigen. Zur Eröffnung ein kräftiges
Prost!...“
[38:07.10.1930] „…Hilgers Gürzenich Bräu am Kölner
Hohenzollernring. Kölns schöne und moderne Ringstraße, die gewissermaßen als
Neuköln gilt, ist um eine spezifisch „altkölsche“ Einrichtung bereichert
worden. Man weiß, daß der Domstädter sein obergäriges Bier liebt, dem
übrigens auch fremde Gaste gern huldigen. Diesen köstlichen Stoff kann man
setzt in einem behaglich eingerichteten Lokal auf dem Hohenzollernring
direkt vom Faß bekommen. Heinrich Hilgers. dessen Gürzenich=Bräu
allenthalben bestens bekannt ist, hat das Haus Hohenzollernring 44 umgebaut
und neugestaltet. Zum Ausschank gelangt dort nur sein selbstgebrautes, an
Qualität. Geschmack und Bekömmlichkeit hervorragendes „Kölich". Die Küche
ist mit den neuesten Maschinen, elektrischer Kühlanlage. Spülmaschinen und
Gasherden eingerichtet, so daß man zum Bier auch die entsprechenden Gerichte
bekommt…“
Geführt wurde das Gürzenich-Bräu am Ring von Curt Schubert
[13:15.05.1934].
Armut gab es auch schon früher in Köln, aber es gab auch
Stammtische und Vereine, die sich das Ziel gesetzt hatten, diese zu
bekämpfen oder wenigsten zu Weihnachten oder anderen Festtagen zu lindern.
Im Gürzenich-Bräu war es der Stammtisch „geschonte Jugend“, der diese Ziel
verfolgte.
[13:24.12.1930] „…Im Hilgers Gürzenichbräu an der Sandkaul
veranstaltete die Stammtischgesellschaft „Geschonte Jugend“, 80er Jahrgang,
eine selten schöne Weihnachtsbescherung. Wiederum hatte der Stammtisch 10
alte, arme, hilfsbedürftige Familien aus den Pfarreien St. Alban und St.
Maria im Kapitol herausgesucht, um denselben eine Weihnachtsfreude zu
bereiten. Jede Familie erhielt ein über 20 Pfund schweres Paket, das mit
guten Lebensmitteln und einigen Weihnachtsüberraschungen gefüllt war. Ein
gutes reichliches Abendessen, gestiftet von der Brauerei H. Hilgers, wurde
den zu Bescherenden gereicht. Wie glänzten aber erst die Augen der lieben
alten Mütterchen und Männer, als sie die Weihnachtsgaben empfingen, die
ihnen unverhofft zuteil wurden. Ein Gast, Herr Louis Herzogenrith, bereitete
den Armen eine weitere Freude, indem er jedem 1 Pfund Butter und 10 Eier
stiftete. Kaplan Hilgers hielt eine herzliche Rede über das Weihnachtsfest.
Ergreifend war es, als ein 83 Jahre altes Mütterchen Dankesworte zum
Ausdruck brachte, die allen Anwesenden wirklich ans Herz gingen…“
Der Erfolg des Gürzenich-Bräu setzt sich fort. Im Jahr 1931
wurde mit der Restauration „Zur Klosterschenke“ [13:29.04.1931] eine weitere Absatzstätte
gewonnen und auch das Gürzenich-Bräu am Ring wurde gut frequentiert.
Zu dieser Zeit wurde das Maximum von jährlich ca. 8 - 10.000
Hektoliter Bierausstoß erreicht. Das Gürzenich-Bräu war damit eine der
größten Kölner Hausbrauereien in den 1930er Jahren.
Aber wo Licht ist, da ist oft auch Schatten. So auch bei
Heinrich Hilgers. Heinrich Hilgers
beging zwischen 1926 und 1936 organisierten Steuerbetrug. In Gemeinschaft
mit seinem Sohn (vermutlich Ferdinand), seinem Geschäftsführer und seinem
Braumeister wurden die Braumengen manipuliert, d.h. systematisch mehr
gebraut als bei der Steuer angegeben wurde und die nicht angegebenen Mengen
wurden in
eigenen Lokalitäten ausgeschenkt. In einem Zeitungsartikel wurde besonders
herausgestellt, dass Heinrich Hilgers in der Öffentlichkeit immer
angeberisch und überheblich aufgetreten war („...um wieviel ruchloser aber
handelt ein Mann, der selber buchstäblich im Geld schwimmt, wenn er
lediglich aus Habgier und Gewinnsucht jahrelang Staat und Gemeinde um die
ihnen zustehenden Steuergelder betrügt… ...und er trotzdem den Staat betrog,
war er seinerzeit der erste Rufer im Streite als ein kleiner Kölner
Hausbrauer das Glas Kölsch auf einen volkstümlichen Preis herabsetzte.
Hilgers war es auch, der seinerzeit bei einer Festlichkeit im Gürzenich in
aller Öffentlichkeit mit einem größeren Geldschein seine Zigarre in Brand
setzte…").
Hilgers bekam seine Quittung, er musste eine hohe Geldstraße
zahlen und zusätzlich für 10 Monate ins Gefängnis. Merkwürdigerweise (oder
auch nicht) wird diese Geschichte in Büchern über die Kölner Braugeschichte
nicht erwähnt, dort wird Hilgers immer als tüchtiger und bodenständiger
Kölner Brauer mit Vorbildcharakter dargestellt.
Zurück zu Positiverem, im Februar 1934 gab es unfreiwillig
Freibier.
[13:10.02.1934] „…Bierreiche Episode. Ein bekannter und
vielbelachter Karnevalsulk, der allerdings heute einen meterlangen Bart
hinter sich her schleppt, ist das Aushängen einer möglichst großen Tafel an
einer Gastwirtschaft mit der vielversprechenden Inschrift: „Morgen gibt's
Freibier:, wobei allerdings zum Bedauern der Gäste aus dem Morgen“ nie ein
„Heute“ wird. Gestern nun— der Kölner Karneval kennt wenig
Möglichkeitsbegrenzungen— gab's wirklich Freibier: auf der Schildergasse
wurde es von einem richtiggehenden Köbes verzapft und an jeden, der gerade
vorbei kam und Durst hatte, freigebig gespendet Und das war so: Eine lustige
Gesellschaft hatte plötzlich ein Glas Kölsch bekommen. Eine obergärige
Wirtschaft aufsuchen wollte man nicht, und da der Durst auch keineswegs
nachließ, bestellte man telephonisch im nahegelegenen Gürzenich-Bräu ein
sogenanntes „Pittermännche“. Da solche Pittermännchen nur selten von alleine
zurückkehren, machte sich gestern morgen einer von Hilgers Köbesse auf, den
verlorenen und wahrscheinlich restlos erschöpften Sohn zurückzuholen. Ob nun
die Gesellschaft des Vorabends genug getrunken hatte, oder der Durst nach
Kölsch überraschend gestillt war, jedenfalls fand besagter Köbes sein
Pittermännchen noch reichlich gefüllt vor. In berechtigter Empörung über die
Mißachtung eines Naß, vielleicht auch über die Tragschwere leicht erbost,
suchte unser Köbes eine passende Gelegenheit, den Inhalt seines
Pittermännchens schleunigst an den Mann zu bringen. Am Halteplatz der
Taxichauffeure auf der Schildergasse machte er darum Halt, zapfte ein paar
Gläser voll und wollte gerade ein Loblied auf sein Kölsch singen, da war
auch schon ringsum der Durst erwacht, und ehe er sich versah, gluckste der
braune Saft in munteren Schlücken auf und davon. Ringsum sah man strahlende
Gesichter, und nur ein älterer Herr fragte bescheiden, ob er nicht statt des
Bieres, das ihm am frühen Morgen noch zu kalt sei, eine Tasse Bouillon
bekommen könne. Das letzte Glas trank unser Köbes übrigens selber. Dann
schob er sichtlich erleichtert davon. Und die Moral von der Geschicht: Das
gibt's nur einmal: im Kölner Karneval…“
Interessant an diesem Bericht ist auch die Titulierung des
Kölsch als „braunen Saft“. Das Vorkriegs-Kölsch hatte nämlich mit dem
heutigen Kölsch außer dem Namen nicht viel gemein. Es war, wie schon
angemerkt, von dunkler brauner Farbe, fast schaumlos, ziemlich bitter und dazu noch
schlecht haltbar.
Eigentlich kein Wunder, dass die Kölner, auch wenn sie das
heute nicht gerne hören, lieber Pils und Export aus Dortmund tranken. Kölsch
hatte zu dieser Zeit nur noch einen unbedeutenden Marktanteil in Köln, der
bis zum zweiten Weltkrieg auf unter 5% sank. Kölsch wurde fast ausschließlich
von Kölner Hausbrauereien gebraut, selbst die Kölner Großbrauereien stellten
es nicht oder nur als Nischenprodukt her.
Heinrich Hilgers hatte 5 Söhne, von denen 3 mehr oder weniger
in seinen Geschäften mitarbeiteten.
Der gleichnamige Sohn Heinrich jun. war wie sein Vater Brauer.
Vermutlich hatte er in der Brauerei an der kleinen Sandkaul 4-6 sein
Handwerk gelernt, um dann aber in anderen Brauereien tätig zu sein. Im Jahr
1934 wird er im Kölner Adressbuch als Braumeister, wohnhaft in der Neußer
Straße in Merheim aufgeführt [28:1934]. Unter dieser Adresse gab es aber
keine Brauerei, es ist also unklar, in welcher Brauerei er zu dieser Zeit
tätig war. Dies ändert sich im Jahr 1939. Der Eintrag in diesem Jahr lautet
„Hilgers, Heinr., Brauer, Bayenstraße 85 [28:1939]. Unter dieser Adresse
findet sich eine Brauerei, und zwar die Brauerei „zum Marienbildchen“ von
Josef Kristen . Im Jahr 1941 gab es wieder eine Veränderung,
Heinrich Hilgers jun. wird als wohnhaft in der Ehrenstraße 64 aufgeführt
[28:1941/42]. Unter dieser Adresse gab es ebenfalls keine Brauerei,
allerdings lässt der Besitzer des Hauses, die Brauerei Gebr. Sünner, Raum
für Spekulationen. Es liegt nahe, dass Heinrich Hilges jun. zu dieser Zeit
Braumeister für Sünner war. Im Jahr 1943 wurde er dann doch für das Familenunternehmen tätig und führte den Filialausschank am Hohernzollernring
44 [46]. Heinrich Hilgers jun. starb im November 1949 in Wiesbaden [20]. In
seiner Sterbeurkunde wird er als Braumeister benannt, in welcher Brauerei er
in Wiesbaden tätig war und wann er von Köln nach Wiesbaden verzogen war, ist aber unklar.
Sein Bruder Ferdinand war mit der aus Wiesbaden stammenden Gerda Hartmann
verheiratet, vielleicht kam daher die Verbindung zu Wiesbaden
[22:16.04.1933].
Ferdinand Hilgers tritt zum ersten Mal im Jahr 1933 in
Erscheinung, im April verlobte er sich mit Gerda Hartmann aus Wiesbaden
[22:16.04.1933]. Zum ersten Mal in den Kölner Adressbüchern taucht er im
Jahr 1934 auf. Dort wird er als Dipl.-Ing. (also nicht als Brauer), wohnhaft
in der kleinen Sandkaul 4-6 aufgeführt [28:1934]. Dort blieb er auch und
übernahm dort später auch die Führung der Brauerei.
Hans Hilgers wird zum ersten Mal im Adressbuch des Jahres 1935
aufgeführt, als Geschäftsführer des Filialausschanks auf dem
Hohenzollernring 44. Carl Schubert, der bisherige Geschäftsführer, wechselte
im Jahr 1934 nach Bergisch Gladbach und übernahm dort das Hotel
Frankenforst. Hans Hilgers trat vermutlich seine direkte Nachfolge an.
[43:16.05.1934] „…Eröffnung im Wald-Hotel "Haus
Frankenforst". Nach Renovierung ist das bekannte Wald=Hotel „Haus
Frankenforst" in neuen Besitz übergegangen. Ab 1. Mai ist es von Curt
Schubert u. Co. übernommen worden. Die offizielle Eröffnungsfeier findet
heute unter Mitwirkung namhafter Künstler und der beliebten SS Kapelle
Hermann Schmidt statt. Curt Schubert war früher lange Jahre Leiter des
bekannten Hotels „Fürstenberg“ in Remagen und seit 1930 Leiter des großen
Hilgers Gürzenich Bräu am Ring in Köln…“
Im Firmenjahrbuch des Deutschen Brauerbundes aus dem Jahr 1934
sind folgende Informationen zum Gürzenich-Bräu aufgeführt:
[3] „…Heinrich Hilgers Gürzenich-Bräu, Köln, KI. Sandkaul
4—6. Gegründet: 1909. Fernruf: 221 080. Drahtanschrift: Gürzenich-Bräu Köln.
Bankverbindung: Deutsche Bank u. Disconto-Gesellschaft, Köln. Inhaber:
Heinrich Hilgers. Braumeister: Fritz Weigel. Filialen: Hilgers
Gürzenich-Bräu am Ring, Köln, Hohenzollernring 44; Alt-Kölner Bierhaus St.
Andreas, Köln, Komödienstr. 12; Restaurant „Zur Zweipann" Franz Brackhane,
Köln, Breitestr. 17. Betrieb: Sudhausanlage mit 15 Ztr. Schüttung,
Kühlmaschinen (80 000) Kal.), Neubecker Faßwaschmaschine, Enzinger-Union
Pichapparat; 1 Schnelliefer-Lastwagen. Produktion: Obergäriges Vollbier
(echt Kölsch). Grundbesitz: 400 qm. Angestellte u. Arbeiter: 10…“
Als Filialen sind außer dem Restaurant am Hohenzollernring 44
noch das Restaurant „Zur Zweipann“ in der Breitestraße und das
Bierhaus St. Andreas in der Komödienstraße aufgeführt. Diese
beiden waren aber nicht im Besitz von Heinrich Hilgers und im Gegensatz zur
Filiale am Hohenzollernring wurde dort auch nicht nur exklusiv Kölsch aus
dem Gürzenich-Brau, sondern auch Bier von anderen Brauereien ausgeschenkt.
In der Zweipann z.B. „Sünner Kristall“ aus der Brauerei der Gebr. Sünner in
Kalk [13:20.09.1934].
Interessant sind auch die Angaben über die Brauereiausstattung.
Auf nur 400 m² waren neben der Restauration noch die komplette Brauerei mit
Sudhaus, Eismaschine, Faßwaschmaschine usw. untergebracht. Von Flaschen ist
nicht die Rede, dass Bier wurde ausschließlich in Fässern ausgeliefert.
Beschäftigt wurden zu dieser Zeit 10 Arbeiter und Angestellte.
Fünf Jahre später, im Jahr 1939, gibt es im Hoppenstedt wieder
einen Bericht über die Brauerei.
[4] „…Heinrich Hilgers, Gürzenich—Bräu, Köln, KI. Sandkaul
4-6. Bahnstation für Güter: Köln-Gereon. Fernruf: 22 94,40. Drahtanschrift:
Gürzenich-Bräu. Gründung: 1909. Produktion: Obergäriges Vollbier (Echt
Kölsch). Geschäftsjahr: Kalenderjahr. Inhaber: Heinrich Hilgers sen.,
Braumeister : Ferdinand Hilgers. Bankverbindung: Kreissparkasse, Köln.
Grundbesitz: 500 qm. Anlagen: Sudhaus mit Feuerkochung, 30 Ztr. Schüttung
(System Ziemam); Lagerung in -52 Aluminiumtanks (1800 h); Eismaschinen mit
80000 Kalorien, Faßreinigungsmaschinen, Pichapparat (Enzinger Union);
Massewaschapparat (Enzinger Union). 1 Lastkraftwagen (3 to).
Filialausschänke: Hilgers Gürzenieh-Bräu am Ring; Köln, Hohenzollernring 44;
„Zur Zweispann“ Franz Brackhane, Köln, Breitestr. 17; Rheinpark- Gaststätten
G. m. b. H., Köln, Messegelände; Hotel zur Post Emil Hoffmann, Opladen. Das
Unternehmen gehört an: Brauwirtschaftsverband Westdeutschland, Köln;
Wirtschaftsgruppe Brauerei und Mälzerei, Berlin - Bezirksgruppe Rheinland.
Gefolgschaft (Arbeiter und Angestellte) 1935, 1936, 1937, 1938: 9, 8, 8, 7.
Bierausstoß 1938 (hl): 6000…“
Interessant sind die Veränderungen zum Jahr 1934. Der
Braumeister kommt mit Ferdinand Hilgers mittlerweile aus der Familie. Das
Bierhaus St. Andreas ist abhanden gekommen, dafür schenkt die Kölner Messe
Hilgers Kölsch aus und auch Hoffman in Opladen wird aufgeführt (obwohl
dieser schon seit 1929 das Bier vom Gürzenich-Bräu führte). Die Belegschaft
ging seit 1934 ständig zurück und auch der Bierausstoß, der hier konkret für
das Jahr 1939 mit 6.000 hl angegeben ist, war rückläufig.
Im Jahr 1938 wurde der Versuch gestartet, Gäste aus dem
Bergischen Land in die Brauerei zu locken. Hans Hilgers, seit 1938 Inhaber
der Gaststätte an der kleinen Sandkaul 4-6, schaltete
Anzeigen in Solingen, Ohligs und Bergisch Gladbach
[55:30.10.1938,45:03.12.1938,42:04.12.1938].
(W067) [13:22.11.1919]
Ein gewisser Fritz Hilgers, wohl nicht verwandt mit Heinrich Hilgers, hatte
nach einigen Entgleisungen, er muss die Mitglieder des Bundes deutscher
Militäranwärter wohl aufs Tiefste beleidig haben, im Jahr 1919 eine
Ehrenerklärung abgegeben.
(W035) [13:24.11.1919]
Heinrich Hilgers hatte mit der links stehenden Ehrenerklärung nichts zu tun,
wollte dies aber wohl noch einmal klarstellen
(W023) [13:27.02.1920]
Im Jahr 1920 gab es eine kurz Phase, in der nicht Heinrich Hilgers, sondern
Peter Breuch die Gaststätte des Gürzenich-Bräus führte.
(W025) [31:02.06.1920]
Im Juni 1920 teilte Heinrich Hilgers mit, dass er seine Wirtschaft wieder
selber führt. Peter Breuch rückte zurück ins Glied und war noch bis ins Jahr
1929 dort als Kellner tätig
(W002) [8]
Werbung des Gürzenich-Bräu aus dem Jahr 1921
(W003) [9]
Alte Anzeige aus dem Jahr 1926. Mit der typischen
(kaum zu ertragenden) salbungsvollen Prosa
(W042) [13:13.12.1924]
Grüße von Heinrich Hilges zum Neujahr 1925
(F002) [unbekannt]
Belegschaft / Köbesse der Brauerei, Alter unklar
(W024) [13:08.03.1920]
Im März 1920 verstarb Heinrich Hilgers Frau Gertrud geb. Schwab
(101) [17.09.1920]
Anzeige des "Vereins obergäriger Hausbrauereien" aus dem Jahr 1920. Dank
Auslandsmalz ist wieder Vollbier verfügbar. Der Verein gleicht einem
Kartell, alle 25 Brauereien haben die gleichen Preise
(PZ001)
Praktikantenzeugnis aus dem Jahr 1929
(unbekannte Sammlung)
(W043) [38:12.03.1926]
Eine weitere Absatzstätte war das "Riesenbrauhaus" in der Gertrudenstraße
(WR003) [13, 11.08.1928]
Hilgers Kölsch im Angebot des Restaurant Riesenbrauhaus. Anzeige aus dem
Jahr 1928
(W044) [54:17.07.1926]
Ab dem Jahr 1926 war Echt Kölsch aus dem Gürzenich-Bräu auch im Ausschank
des Restaurants von Heinrich Modder in Bensberg
(W046) [15:29.07.1927]
"Bekommt man denn in Bensberg kein Kölsch!". Weitere Anzeige von Heinrich
Mödder aus dem Jahr 1927
(WL005) [15, 12.04.1927]
Werbung zur Eröffnung des Bierhauses "St. Andreas" im Jahr 1927. Im
Ausschank: Echt Kölsch aus dem Gürzenich Bräu
(WL006) [40, 25.08.1927]
Weitere Werbung de Alt-Kölner Brauhaus "St. Andreas" aus dem Jahr 1927.
Jetzt wird sogar mit "Filialausschank" des Gürzenichbräu geworben
(W037) [49:14.04.1928]
Weiterei Anzeige des Alt-Kölner Bierhaus St. Andreas. Im Ausschank: Hilgers
"Gürznichbräu"
(W045) [54:12.11.1926]
Echt Kölsch der Gürzenich-Bräu im Ausschank im Haus Liederkranz aus Bergisch
Gladbach. Anzeige aus dem Jahr 1926
(W047) [15:06.08.1927]
Weitere Anzeige des Haus Liederkranz aus Bergisch Gladbach. Außer Kölsch vom
Gürzenich-Bräu ist auch Dortmunder Union und Höhenhaus Pilsener im Ausschank
(W048) [13:06.07.1928]
Werbung des Rhenrestaurants der Kölner Messe aus dem Jahr 1928. Die Pressa
war eine fünf Monate dauernde internationale Presse-Ausstellung in Köln
(W039) [13:05.07.1930]
Auch im Rheinpark und in der Messe war Echt Kölsch von Heinrich Hilgers im
Ausschank. Anzeige aus dem Jahr 1930
(W049) [38:25.11.1928]
Gastwirtsmesse und Funkausstellung mit Bier aus dem Gürzenich-Bräu. Anzeige
der Rheinpark-Gaststätten G.m.b.H. aus dem Jahr 1928
(W038) [42:03.03.1929]
Ab dem März 1929 war das Bier des Gürzenich-Bräu auch in Opladen im Hotel
zur Post von Emil Hoffmann zu haben
(W041) [41:16.08.1930]
Weitere Anzeige von Emil Hoffmann aus Opladen aus dem Jahr 1930
(W053) [42:14.10.1933]
Und noch eine interessant gestaltet Anzeige von Emil Hoffmann aus dem Jahr
1933
(W052) [42:15.08.1931]
Weitere Anzeige von Emil Hoffmann aus Opladen aus dem Jahr 1931
(W050) [38:03.10.1930]
Weitere Anzeige zur Eröffnung des Filialausschanks auf dem Hohenzollernring
(W040) [13:03.10.1930]
Anzeige von Heinrich Hilgers zur Eröffnung seines Filialausschanks am
Hohenzollernring 44 am 3. Oktober 1930
(W051) [13:29.04.1931]
Mit dem Restaurant "Zur Klosterschenke" erschloss sich Heinrich Hilgers im
Jahr 1931 eine weitere Absatzstätte für sein Bier
(W054) [13:15.05.1934]
Im Jahr 1934 übernahme Curt Schubert, welcher von Beginn an das
Gürzenich-Bräu am Hohenzollernring geführt hatte, das Waldhotel Haus
Frankenforst. Seine Nachfolge im Gürzenich-Bräu am Ring trat Heinrich
Hilgers Sohn Hans an
(W055) [13:20.09.1934]
Mittlerweile führte auch die ehemalige Brauerei "Zur Zweipann" Echt Kölsch
aus dem Gürzenich-Bräu. Anzeige aus dem Jahr 1934
(W034) [13:31.12.1935]
Grüße zum neuen Jahr 1936 von Heinrich Hilgers
(W006) [10]
Wettbewerb für die besten Werbe-Verse für "Echt-Kölsch" aus dem Jahr
1935. 10 Kölner Hausbrauereien spendieren den besten 10 "Dichtern" je 50
Glas Kölsch. Stellvertretend hier aufgeführt, weil Heinrich Hilgers für die
Organisation zuständig war
(100) [12, 29.03.1936]
Anzeige der Werbe-Gemeinschaft Kölner Haus-Brauereien aus dem Jahr 1936
(105) [12, 01.05.1937]
Anzeige von Kölner Haus-Brauereien aus dem Jahr 1937
(106) [11, 31.12.1939)
Gemeinsame Glückwünsche der Kölner Hausbrauereien zum neuen Jahr 1940
(W056) [44:30.10.1938]
Im Oktober 1938 wurde die Zielgruppe im Bergischen Land in lokalen Anzeigen,
hier im Ohligser Anzeiger, angesprochen. Sogar ein Parkplatz direkt am Haus
wurde angeboten
(W057) [45:03.12.1938]
Weiter Anzeige für das Bergische Land. Im Dezember 1938 erschien diese
Anzige im Solinger Tagblatt. "Kommen Sie nach Köln zum Weihnachts-Einkauf
dann zur Gaststätte Gürzenich-Bräu"
(W058) [42:04.12.1938]
Weiter Anzeige für das Bergische Land. Im Dezember 1938 erschien diese
Anzeige in der Bergischen Post
(W059) [12:27.04.1940]
Werbung des Gürzenich-Bräu am Ring aus April 1940
(PK006) [Sammlung Hildner]
Postkarte mit Innenansicht von "Hilgers Gürzenich-Bräu am Ring". Gelaufen
1934
(PK004) [unbekannt]
Postkarte mit Innenansicht von "Hilgers Gürzenich-Bräu am Ring", gelaufen 1941
(PK007) [57, Sammlung Ippen]
Postkarte der Schenke des Gürzenich am Ring von Hans Hilgers. Gelaufen 1940
(W061) [38:30.08.1940]
Gemeinsame Anzeige von 4 "Altobergärigen Kölner Brauhäusern" aus dem Jahr
1940. Dabei neben dem "Gürzenich-Bräu" aus das "Gaffel-Bräu", das "Im
Stäänche" sowie die Brauerei "Im Kaiser". Die Vierergruppe war gut gewählt,
alle lagen weit voneinander entfernt, waren also keine direkten Konkurrenten
(060) [26.05.1940]
Werbung des Gürzenich-Bräu am Ring aus Mai 1940. Der Hintergrund für
"Wiedereröffnet" ist unklar, vielleicht ein Umbau
(W009) [12, 30.04.1940]
Werbung des Gürzenich-Bräu aus April 1940
(W062) [13:28.09.1940]
Weiter Anzeige des Gürzenich-Bräu am Ring aus September 1940
(W063) [13:10.11.1940]
Weiter Anzeige des Gürzenich-Bräu am Ring aus November 1940
Das Gürzenich-Bräu von Ferdinand Hilgers (1941-(1943))
Heinrich Hilgers plante langsam seine Nachfolge. Drei Söhne
waren in die Geschäfte involviert, die Wahl fiel auf Ferdinand. Im Januar
1939 wurde Ferdinand Prokura erteilt und im November 1941 wurde die Firma
auf ihn übertragen.
[40:13.01.1939] „…Köln. Amtsgericht, Abt. 24. In das
Handelsregister wurde am 6. Januar 1939 eingetragen: Veränderungen. H.R. A
14258 „Heinrich Hilgers Gürzenich⸗Bräu“, Köln. Dem Ferdinand Hilgers,
Diplom⸗Ingenieur, Köln, ist Einzelprokura erteilt…“
[22:07.11.1941] „..Handelregistereintragungen am 31. Oktober
1941: Veränderungen: H.-R. A 14258 Heinrich Hilgers Gürzenich-Bräu, Köln.
Inhaber ist jetzt Ferdinand Hilgers, Kaufmann, Köln, seine Prokura ist
erloschen…“
Heinrich Hilgers setzte sich zur Ruhe und verzog nach Refrath
[13:30.05.1943]. Lange war ihm sein Ruhestand aber nicht vergönnt, Heinrich
Hilgers verstarb am 30. Mai 1943 im Alter von 70 Jahren [13:30.05.1943].
Im zweiten Weltkrieg wurde die Brauerei in der kleinen Sandkaul 4-6 größtenteils zerstört. Nach dem Krieg wurden die Gebäude
wiederaufgebaut, nicht aber die Brauerei oder die Restauration. Von den Familienmitgliedern, die
das Gürzenich-Bräu betrieben hatten, war in Köln nur noch die Witwe von Hans
Hilgers übriggeblieben, weiterhin wohnhaft an der kleinen Sandkaul 4-6
[47:1950].
Im Jahr 1951 wurde dann die „Gürzenich-Bräu GmbH" gegründet,
welche in der kleinen Sandkaul 4-8 ein Hotel betrieb [47:1951]. Im Jahr 1965
kam eine Gaststätte hinzu, die wurde aber nicht von der Familie Hilgers
betrieben, sondern von einem gewissen Georg Bresgen [47:1964,1965]. Im Jahr
1971 wird die Gürzenich Bräu GmbH ein letztes Mal genannt, ab dem Jahr 1973 wird
Karl Schweitzer als Besitzer der Gebäude aufgeführt [47:1971,1973]. Heute
befindet sich in der kleinen Sandkaul 4-6 ein modernes Geschäftshaus. Stand 2024 gibt es dort Salat
statt Bier (Filiale der Kette „Supasalat“).
Ob die Filiale am Hohenzollernring im Krieg zerstört wurde ist
wahrscheinlich, aber nicht gesichert. Nach dem Krieg gehörte das Gebäude am
Hohenzollernring 44 der
Erbengemeinschaft Hilgers, welche es an Wilhelm Gosekuhl vermieteten. Dieser
war aber kein Restaurateur, er betrieb eine Pelzwaren-Handlung [47:1951].
(W026) [13:03.05.1943]
Todesanzeige von Heinrich Hilgers, welcher am 27. Mai 1943 im Alter von 70
Jahren verstarb
(W027) [22:11.06.1943]
Danksagung der Witwe Hilgers für die Anteilnahme am Tod ihres Mannes. Die
Familie wohnte zu dieser Zeit im Haus der Filiale am Hohenzollernring
(F007) [52]
Foto aus dem Jahr 2022. An dieser Stelle (kleine Sandkaul 4-6) stand das
Gürzenich-Bräu, vom ursprünglichen Gebäude ist nichts mehr übrig. Im
Hintergrund ist der Gürzenich zu sehen
(SB)
Stammbaum des relevanten Teils der aus Oberaussem stammenden Familie
Hilgers. Die Daten sind unvollständig, Hilfe willkommen.
Übersicht der Firmierungen
Zeitraum
Firmierung
Anmerkung
1865-1869
Brauerei Werner Comp
Große Sandkaul 3
1869-1870
Brauerei Theodor Koch
1870-1874
Brauerei Albert Schmetz
1874-1892
Brauerei Carl Loske
1892
Brauerei Franz Pasch
1892-1909
Brauerei Peter Josef Baum
1909-1912
Brauerei Heinrich Hilgers
1912-1917
Gürzenich-Bräu Heinrich Hilgers
Kleine Sandkaul 4-6
1917-1918
Vereinigte obergärige Hausbrauereien mbH
1918-1941
Gürzenich-Bräu Heinrich Hilgers
1941-(1943)
Gürzenich-Bräu Ferdinand Hilgers
Anmerkungen
•
Der „Gürzenich“ war und ist das repräsentative Festhaus des
Kölner Rates, in dem noch heute große städtische Veranstaltungen,
Empfänge und Feste abgehalten werden. Er wurde 1441 – 1447 erbaut und
ist neben dem Rathaus der bedeutendste profane Bau Kölns im gotischen
Stil.
•
Schon früher gab es einen Brauer namens Heinrich Hilgers.
Dieser stammte aus Meckenheim und betrieb von 1873 bis 1877 die
„Brauerei Heinrich Hilgers“ in der Salzgasse 7 [22:01.01.1872].
•
Peter Josef Baum, der die Brauerei von 1893 bis 1909 führte,
taucht in der einschlägigen Literatur [5] auch als Betreiber des
"Kölschen Boor" und der "Schreckenskammer" auf. Dies ist aber falsch,
der Peter Baum, der diese Brauereien führte, war definitiv eine andere
Person. Vermutlich waren beide, der eine stammte aus Köln, der andere
aus Euskirchen, noch nicht einmal miteinander verwandt.
•
Außer Bierdeckeln, einem Glastyp und Postkarten sind keine
weiteren klassischen Brauereiwerbemittel wie Krüge oder Flaschen
bekannt.
•
Der Name „Sandkaul“, früher „up Santkulen“ [16] leitet sich
von „Sandgrube“ ab. In einigen Ausgaben des Kölner Adressbuchs ist die
Herkunft der Straßennahmen erklärt. In der Ausgabe von 1904 findet sich
folgende Erklärung zur „Großen Sandkaul“: „Von einer ehemals hier
gelegenen großen Sandgrube“ [7:1904].
•
Die Brauerei hatte, insbesondere in den 1870er Jahren, immer
wieder Märzen im Angebot. Eigentlich ist Märzen eine untergärige
Biersorte, vermutlich war das gebraute und als Märzenbier bezeichnete
Bier dennoch obergärig.
Brauereiwerbemittel
Bierdeckel
(004) [unbekannt]
(001) [unbekannt]
(003) [unbekannt]
(002) [unbekannt]
(1935)
Biergläser
(001) [Sammlung Mühlens]
Emailliert, 0,25 l geeicht
Quellenverzeichnis
1
Historisches Verzeichnis alter Biergläser/Krüge aus dem
Köln/Bonner Raum, Hrsg.: Wolfgang Wukasch
2
Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I:
Deutschland, 8. Jahrgang, 1910, Verlag von Eisenschmidt & Schulze GmbH,
Leipzig
3
Die Deutschen Brauereien, Firmenjahrbuch des Deutschen
Brauer-Bundes, Verlag für Rechts- und Wirtschaftsliteratur A.-G., Berlin
u. Leipzig, 1934
4
Die Brauereien und Mälzereien im Deutschen Reich 1939-40,
38. Auflage, 1940, Verlag Hoppenstedt & Co., Berlin
5
"Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen
Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven
Verlag, 1999
6
Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I:
Deutschland, 1898, Verlag von Eisenschmidt & Schulze, Leipzig
7
Grevens Adressbuch für Köln, jeweiliger Jahrgang hinter
Quellenverweis angegeben
8
"Kölner Kneipen im Wandel der Zeit (1846 bis 1921), Lambert
Macherey, 1921, Selbstverlag
9
„Köln“ aus der Reihe Deutschlands Städtebau, Verlag DARI
(Deutscher Architektur- und Industrie-Verlag) Berlin-Halensee, 1926
Seite „Schönfärberei“. In: Wikipedia – Die freie
Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 3. Juni 2024, 21:19 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Sch%C3%B6nf%C3%A4rberei&oldid=245611248
(Abgerufen: 21. September 2024, 22:14 UTC)
18
"Adreßbuch der Stadt Köln", zusammengestellt von E. Kluge,
Köln 1854, Verlag von M. Lengfeld
19
"Adreßbuch der Stadt Köln", zusammengestellt von E. Kluge,
Köln 1855, Verlag von M. Lengfeld
"Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim a/Rh.", Redigiert
und herausgegeben von E. Kluge, Köln 1859, Verlag der Lengfeld'schen
Buchhandlung
24
"Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim am Rhein",
Herausgegeben von E. Kluge, Köln 1863, Verlag von Wilhelm Greven
25
"Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka,
Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von
Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
26
„Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim am Rhein",
Herausgegeben von E. Kluge, Köln 1864, Verlag von Wilhelm Greven
27
"Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim am Rhein",
Herausgegeben von Wilhelm Greven, Köln 1869, Verlag von Wilhem Greven
28
„Greven's Adreßbuch für Köln“, die genaue Ausgabe ist
hinter der Quellenreferenz angegeben
29
"Echo der Gegenwart", Ausgaben 05.05.1870, 22.02.1873,
11.02.1875, 05.05.1875, 24.12.1923
Informationen von Peter Geuer (Stammbaum von Teilen der
Familie Hilgers aus Oberaussem auf www.myheritage.de)
35
"Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer
Staats-Anzeiger", Berlin, Ausgabe 24.06.1911
36
Seite „Dä kölsche Boor en Iser“. In: Wikipedia – Die freie
Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 12. September 2024, 20:36 UTC. URL:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=D%C3%A4_k%C3%B6lsche_Boor_en_Iser&oldid=248552086
(Abgerufen: 7. Oktober 2024, 05:54 UTC)