Unternehmensgeschichte der Brauerei Jacob Immendorf / Hubertusbrauerei aus Zündorf

 
Vermutlich im Jahr 1855 (es gibt auch Quellen die von 1845 oder 1865 sprechen) wurde in Zündorf (damals ein Ortsteil von Porz, seit der Eingemeindung von Porz im Jahr 1975 ein Stadtteil von Köln) von Jacob Immendorf die „Brauerei Jacob Immendorf“ gegründet. Hierfür erwarb er für 2500 Reichstaler ein Grundstück in der heutigen Gütergasse neben der Klosterkapelle und errichtete ein Brauereigebäude nebst Keller. Die Immendorfs waren zu diesem Zeitpunkt bereits wohlhabend und wurden als Gutsherrenfamilie bezeichnet.
Die nächste Erwähnung gibt es im Jahr 1874. Mittlerweile hatte die Familie Immendorf ein riesiges Areal zwischen Gütergasse, Schmittgasse und Hauptstraße erworben, auf dem sie einen zweiten Bier- und Eiskeller errichteten. Parallel dazu wurde noch in der heutigen Clemensgasse eine Ziegelbrennerei aufgebaut. Angeblich wurden für die Bauvorhaben über 100 Italiener eingestellt, die ersten Gastarbeiter damals, die den Bereich mit Pferdewagen ausscharrten.
Weiter ging es 1879 mit der Errichtung einer Mälzerei auf dem gleichen Gelände. Der nächste Schritt in Richtung Industrialisierung erfolgte 1884 durch die Anschaffung einer Eismaschine. Damit entfiel die Abhängigkeit vom Natureis und die damit verbundene notwendige Einlagerung von Eis im Winter.
Am 25.11.1887 verstarb Jacob Immendorf im Alter von 65 Jahren. Seine Witwe übernahm die Geschäfte und ab 1888 firmierte die Brauerei als „Brauerei Jacob Immendorf Wwe“. Die Witwe Adelheit Immendorf war eine geborene Früh. Früh aus der Familie, die später in Köln das „Kölner Hofbräu Früh“ gründen sollte, welches noch heute eine der führenden Brauereien in Köln ist. 1905 übergab sie die Führung der Brauerei an ihren Sohn Peter. Im Reichsanzeiger ist zu lesen [12]: "...Mülheim, Rhein. In das Handelsregister Abt. A Nr. 256 wurde heute die Firma "Pet. Immendorf" in Zündorf am Rhein und als deren Inhaber der Bierbrauerei Peter Immendorf daselbst eingetragen. Mülheim a. Rhein, den 3. Mai 190...".
Im Jahr 1908 erfolgte eine weitere Umfirmierung mit der die Bezeichnung "Hubertusbrauerei" ins Spiel kam [12]: "... Mülheim, Rhein. Im Handelsregister A ist bei der unter Nr. 256 eingetragenen Firma Pet. Immendorf in Zündorf eingetragen: Die Firma lautet nunmehr "Hubertus-Brauerei Pet. Immendorf". Dem Kaufmann Jacob Immendorf in Zündorf ist Prokura erteilt. Mülheim am Rhein, den 17. August 1908...".
Im Jahr 1913 wurde die Brauerei an die nächste Generation übergeben. Im Alter von nur 28 Jahren übernahm der am 07.07.1885 geborene und namensgleiche Enkel des Gründers, Jacob Immendorf, die Brauerei. Entgegen der Informationen aus dem Standardbrauereiverzeichnis [13] schlug sich das aber nicht im Namen der Brauerei wieder, welche weiterhin als "Hubertusbrauerei Pet. Immendorf" firmierte [12]: "...Mülheim, Rhein. In das Handelsregister ist eingetragen: A. Nr. 256 bei der Firma Hubertus-Brauerei Pet Immendorf zu Zündorf. Neuer Inhaber ist der Kaufmann Jacob Immendorf in Zündorf. Die diesem erteilte Prokura ist erloschen. Die im Betriebe des Geschäfts vor dem 1. Januar 1913 begründeten Forderungen und Verbindlichkeiten gehen nicht auf den Erwerber über...". Ganz wie der Großvater war auch der Enkel der Familie Früh zugetan. Er heiratete Catharina (genannt „Netty“) Früh. Und um dies noch zu vervollständigen heirate der Bruder von Jacob Immendorf, Peter Josef Immendorf, Christel Früh, die Schwester von Catharina Früh.
Vermutlich erwarb Peter Immendorf schon 1913 die Mehrheitsbeteiligung an der ehemaligen Brauerei Carl Schmitz in Müngersdorf, die nach dem Tod von Carl Schmitz im Jahre 1911 noch 2 Jahre von seiner Witwe weitergeführt wurde bevor sie in die „Carl Schmitz Brauereigesellschaft mbH“ umfirmiert wurde. Im Jahr 1922 erfolgte dann der Zusammenschluss der Hubertusbrauerei mit der „Carl Schmitz Brauereigesellschaft mbH“ sowie mit der im Jahr 1838 gegründeten „Karthäuser-Brauerei Gebrüder Balchem“ aus der Kölner Südstadt. Formal aufgelöst wurde die "Hubertusbrauerei Pet. Immendorf" im Jahr 1924 [12]: "...Nr. 6049 bei der Firma "Hubertus Brauerei, Pet. Immendorf", Zündorf: Die Firma ist erloschen, desgleichen die Prokura von Gerhard Broicher...".
Vermutlich erwarb Peter Immendorf schon im Jahr 1913 die Mehrheitsbeteiligung an der ehemaligen Brauerei Carl Schmitz in Müngersdorf, die nach dem Tod von Carl Schmitz im Jahre 1911 noch 2 Jahre von seiner Witwe weitergeführt wurde bevor sie in die „Carl Schmitz Brauereigesellschaft mbH“ umfirmiert wurde. Im Jahr 1922 erfolgte dann der Zusammenschluss der Hubertusbrauerei mit der „Carl Schmitz Brauereigesellschaft mbH“ sowie mit der im Jahr 1838 gegründeten „Karthäuser-Brauerei Gebrüder Balchem“ aus der Kölner Südstadt. In einer Sonderbeilage des Kölner Tagblattes aus dem Jahr 1929 werden die Gründe des Zusammenschlusses wie folgt benannt: "Als Folge des Weltkrieges waren im deutschen Brauereigewerbe durch die veränderte schlechte Wirtschaftslage Zusammenlegungs-Bestrebungen eine allgemeine Erscheinung. Somit erfolgte auch der Zusammenschluss der vorgenannten drei Brauereibetriebe von denen dann zwei aus wirtschaftlichen Gründen stillgelegt wurden". Man firmierte fortan als „Kölner Union-Brauerei GmbH“. Mit diesem Zusammenschluss wurde die Braustätte in Zündorf stillgelegt und nur noch in der ehemaligen Schmitz'schen Braustätte in Müngersdorf gebraut. Für die Übernahme und den ersten Weiterbetrieb der Brauerei in Müngersdorf wurde eigens die „Balchem, Immendorf, Schmitz Kommanditgesellschaft Köln“ gegründet. Federführend in dieser Gesellschaft war von Anfang an Jacob Immendorf, der auch die Mehrheitsbeteiligung erwarb.
Als die Brauerei 1934 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, tritt Jacob Immendorf als Vorstand in Erscheinung. Auch zur Abgrenzung zur Dortmunder Union-Brauerei erfolgte 1938 die Umbenennung in „Hubertus-Brauerei“, also dem Namen, den die Immendorf’sche Brauerei bereits ab 1905 noch in Zündorf führte.
Details zur Union- und Hubertus-Brauerei sind in den jeweiligen Beschreibungen aufgeführt.

Firmierungen der Immendorf'schen Brauerei [12,13]
Zeitraum Firmierung Anmerkung
1865 – 1888 Brauerei Jacob Immendorf  
1888 – 1905 Brauerei Jacob Immendorf Wwe  
1905 – 1908 Brauerei Pet. Immendorf  
1908 – 1922 Hubertusbrauerei Pet. Immendorf Ab 1913 ist Jacob Immendorf Besitzer der Brauerei. 1922 fusioniert die Brauerei mit der "Karthäuser-Brauerei Gebrüder Balchem" und "Carl Schmitz Brauereigesellschaft mbH" zur "Kölner Union-Brauerei GmbH"
 

Übernommene / Vorgänger- / Nachfolger - Brauereien:
In der nachfolgenden Tabelle sind alle Brauereien aufgeführt, welche Übernommen wurden, Vorgänger- oder Nachfolge-Brauereien waren. Für manche dieser Brauereien gibt es auf dieser Website eine eigene Brauereihistorie, welche über den angegebenen Link aufgerufen werden kann.
Brauerei von - bis / übernommen von / Anmerkungen Brauereihistorie
Brauerei Carl Schmitz, Müngersdorf 1868-1922, 1922 zusammengeschlossen mit der "Hubertusbrauerei Jacob Immendorf" und der "Karthäuser Brauerei Gebr. Balchem" zur "Kölner Union Brauerei".
Karthäuser-Brauerei Gebr. Balchem 1838-1922, 1922 zusammengeschlossen mit der "Brauerei C. Schmitz Gesellschaft mbH" und der "Hubertusbrauerei Jacob Immendorf" zur "Kölner Union Brauerei".
Kölner Union-Brauerei 1922-1993, entstand 1922 aus dem Zusammenschluss der "Brauerei C. Schmitz Gesellschaft mbH", der "Hubertusbrauerei Jacob Immendorf" sowie der "Karthäuser Brauerei Gebr. Balchem".
 

Historische Bilder
(111) [14, 01.05.1869)
Anzeige von Wilhelm Rommers aus Hitdorf aus dem Jahr 1869. Dieser stelle Kühlapparate her, die auf dem Prinzip des Wärmetauschers basierten (die Kühlmaschine von Linde war noch nicht erfunden). In der langen Liste der Referenzen findet sich auf "Jak. Immendorf in Zündorf" wieder
 
(A001) [14, 26.11.1887]
Todesanzeige von Jacob Immendorf (sen.) aus dem Jahr 1887
(A002) [15, 05.07.1888]
Anzeige zur Eröffnung der Wirtschaft von Herrn Olivier am Marsilstein 10A in Köln. Im Angebot: gutes Bier aus der Brauerei Immendorf in Zündorf
(F001) [unbekannte Sammlung]
Foto der Belegschaft der Brauerei, vermutlich um 1900
(F002) [9]
Foto von Jacob Immendorf (1885 - 1966), entnommen
dem rechts stehenden Ausweis
(F003) [9]
NSDAP-Parteibuch von Jacob Immendorf. Jacob Immendorf trat am 01.04.1933 in die NSDAP ein. Welche Rolle er im Naziregime spielte ist unklar
 

Anmerkungen
» Die Brauereigebäude in Zündorf gibt es zwar nicht mehr, wohl aber die alten Kellergewölbe. Im Jahr 1959 wurde das Grundstück der alten Brauerei vom Getränkehandel Walter erworben. Diese machten 3 Keller in 7 Meter Tiefe wieder nutzbar. Jeder dieser Keller hat eine Fläche von 8 x 30 Metern. Genutzt werden die Keller als Kühllager für Getränke. Auch der Keller des ersten Standortes neben der Klosterkapelle ist heute noch erhalten.
» Der Name „Hubertus-Brauerei“ wurde von Peter Immendorf eingeführt und geht auf seine Jagdleidenschaft zurück
» Die Vereinigung der deutschen Brauwirtschaft, der Deutsche Brauer-Bund wurde 1934 aufgelöst und durch die neu geschaffene „Hauptvereinigung der deutschen Brauwirtschaft innerhalb der NS-Reichsgruppe Industrie“ ersetzt. Jacob Immendorf war von der Gründung bis zum Jahr 1940 erster Vorsitzender des Verbandes. Außerdem war er seit dem 1. April 1933 Mitglied der NSDAP
 

Prägeflaschen
     
(1031)      
Fragment einer Prägeflasche
(unbekannte Sammlung)
     
 
 

Informationen aus Brauereiverzeichnissen
1898 Immendorf Wwe., Jak.
1910 Immendorf, Peter, Hubertus-Brauerei.
Inh.: Peter Immendorf (s. Gdg.). Ggr.: 1855. Umgeb.: 1879. Brm.: Bernh. Flegel. F.: Amt Cöln 2093. Tel.-Adr.: Brauerei Immendorf. – Dampfb. – 2 Eismasch., Syst. Linde. – Elektr. Bel.
Anm.: nur untergärige Biere
 
 
 
Quellen
1 Historisches Verzeichnis alter Biergläser/Krüge aus dem Köln/Bonner Raum, Hrsg.: Wolfgang Wukasch
2 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 1898, Verlag von Eisenschmidt & Schulze, Leipzig
3 Die Deutschen Brauereien im Besitze von Aktien-Gesellschaften, Verlag für Börsen- und Finanzliteratur A.-G., 1902
4 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 8. Jahrgang, 1910, Verlag von Eisenschmidt & Schulze GmbH, Leipzig
5 Verborgene Schätze – Unterwegs in vergessenen Gewölben, Artikel im Kölner Stadt-Anzeiger von Nadine Carstens, 24.1.2011
7 Thomann, Björn, Peter Josef Früh, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/peter-josef-frueh/DE-2086/lido/57c6c132d88ff4.49572460 (abgerufen am 16.11.2019)
8 Newsletter der Reissdorf-Brauerei, Ausgabe 2006
9 Bundesarchiv, R 9361-IX, Kartei 17601678 (Parteibuch von Jacob Immendorf)
10 "Die Kraft der deutschen Erde": Das Bier im Nationalsozialismus und die Hauptvereinigung der deutschen Brauwirtschaft in Berlin-Schöneberg
11 „Trinkt Kölner Bier - Quer durch Kölner Brauhäuser“, Sonderbeilage des Kölner Tageblattes von Sonntag den 15. Dezember 1929
12 "Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger", Berlin, Ausgaben 15.05.1905, 21.06.1908, 31.05.1913, 11.02.1924
13 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
14 Kölnische Zeitung, Ausgaben 01.05.1869, 26.11.1887
15 Kölner Lokal-Anzeiger, Ausgabe 05.07.1888