Die Brauerei „Zum Kölsche Boor“ wurde im Jahr 1907 gegründet und war die Nachfolgebrauerei des „Stavenbräu“, welche an gleicher Stelle von 1874 bis 1907 betrieben wurde. Das „Stavenbräu“ wiederum war die Nachfolgebrauerei der Brauerei „Zur Stadt Aachen“, welche dort von 1845 bis 1873 bestand. Die Brauereihistorie dieser Brauereien finden Sie hier:
Brauerei „Stavenbräu“:
Brauerei „Zur Stadt Aachen“:
Die Gründung und der Betrieb der Brauerei „Zum Kölsch Boor“ durch Peter König (1908-1913)
Nach der Insolvenz der „Stavenbräu Gesellschaft m.b.H.“
erwarb Peter König die Brauerei auf der nachfolgenden Zwangsversteigerung im
November 1907.
[15, 24.12.1907] „…Besitzwechsel. Die Brauerei Stavenbrau am
Eigelstein ging durch Kauf in den Besitz des Hrn. Peter König aus Düren
über. Sie soll ganz renoviert und demnächst wieder eröffnet werden…“
Nach umfassender Renovierung eröffnete Peter König die neue
Brauerei im März 1908 und kündigte die über Anzeigen in der lokalen Presse
wie folgt an:
[15, 27.03.1908] „… Obergärige Brauerei Zum Kölschen Boor,
Eigelstein 121-123 (früher Stavenbräu), Neu eröffnet. Hochachtend! Peter
König…“
Auch der Kölner Presse war dies einen kleinen Bericht wert:
[15, 27.03.1908] „…Aus dem Geschäftsverkehr. Besitzwechsel.
Die früher unter dem Namen Stavenbrau bekannte obergährige Bierbrauerei
Albert Odenthal(Eigelstein 121—123) ist durch Kauf in den Besitz des
Bierbrauers Peter König übergegangen. Der neue Besitzer hat durch gänzlichen
Umbau des Wirtschaftslokals sowie auch der Brauerei ein den weitgehendsten
Anforderungen entsprechendes Etablissement geschaffen…“
Hiermit ist die Aussage widerlegt, dass der Name „Zum
Kölschen Boor“ von seinem Nachfolger Peter Baum eingeführt worden sei, wie
in der verfügbaren Literatur meist aufgeführt [5].
Hintergrund für die Umbenennung des „Stavenbräu“ in „Zum
Kölsch Boor“ war vermutlich der schlechte Ruf der in unmittelbarer Nähe
gelegenen, namensgebenden Straße „Im Stavenhof“. Zur damaligen Zeit befand
sich dort die Kölner Bordellmeile, in den engen Gassen wurde der
Prostitution und anderen zwielichtigen Dingen nachgegangen.
Der von Peter König verwendete Name „Zum Kölschen Boor“
hingegen war sehr positiv besetzt und verkörperte seit dem Mittelalter
Wehrhaftigkeit und Verbundenheit zur Stadt Köln.
Im Jahr 1891 wurde an der nahe gelegenen Eigelsteintorburg,
einem der vier bis heute erhaltenen Tore der mittelalterlichen Kölner
Stadtmauer, eine vom Bildhauer Christian Mohr geschaffene Figur des Kölschen Boor angebracht. Dies brachte Peter König wohl auf die Idee den Namen
„Kölsche Boor“ zu verwenden.
Peter König stammte aus Düren, wohl aber aus keiner
Brauerfamilie. Außer der Geburten zweier Kinder (Heinrich, Dezember 1907;
Josephine, November 1908) sind keine weiteren Informationen über ihn bekannt [15].
Auch warum Peter König die Brauerei Ende des Jahres 1913 an Peter Baum
verkaufte, ist unklar. Über den weiteren Verbleib von Peter König ist
ebenfalls nichts bekannt
Die nachfolgenden beiden Zeitungsanzeigen sind zwar für die
eigentliche Brauereihistorie nicht relevant, geben aber einen interessanten
Einblick in die damalige Zeit.
[15, 16.05.1911] „…Ordentl. Mädchen welches die bürgerliche
Küche versteht, sofort ges. Lohn 50 M. monatlich. Brauerei Pet. König,
Eigelstein 121-123…“
D.h. der Monatslohn einer Köchin betrug damals beeindruckende
50 Mark.
[15, 27.03.1902] „…Aufklärung. In Nr. 12 der Kölner
Gerichtszeitung befindet sich ein Referat, bezeichnet „Martha, Martha, du
entschwandest“; dabei handelt es sich um zwei Angeklagte Königs und Sattler.
Wir bemerken, daß die Restaurateure Peter König u. Wilhelm Saddeler in
Lindenthal hiermit nicht identisch sind. Redaktion der Kölner
Gerichtszeitung…“
Auch damals war ein guter Leumund wichtig, gerade wenn man in
der Gastronomie tätig war.
(W001) [15, 27.03.1908]
Eröffnungsanzeige der Brauerei "Zum Kölsche Boor", früher Stavenbräu, von
Peter König aus März 1908
(W002) [15, 05.06.1908]
Anzeige der Bierbrauerei "zum Kölschen Boor" von Peter König aus Juni 1908
(W004) [15, 27.03.1902]
Aufklärung durch die Kölner Gerichtszeitung um einer Verwechslung
vorzubeugen. Vermutlich handelt es sich um den gleichen Peter König, ganz
gesichert ist dies aber nicht
(PK002) [unbekannt]
Postkarte
"Gruß aus der Obergärigen Bierbrauerei "Zum Cölschen Boor" von Peter
König. Cöln-Eigelstein"
(W003) [15, 16.06.1911]
Damals gab es noch ordentliche Mädchen für 50 Mark im Monat. Anzeige aus dem
Jahr 1911
(F011) [15, 25.02.1933]
Foto des Namensgebers, der Figur des Kölsche Boor am Eigelsteintor, aus dem
1933
Die Brauerei „Zum Kölsch Boor“ unter Peter Baum (1913 – 1933)
Peter Baum, geboren im Jahr 1878, stammte aus einer damals in
Köln schon bekannten und erfahrenen Brauerfamilie.
Sein Vater, Mathias Baum, führte bis zu seinem Tod im Jahr
1912 verschiedene Brauereien, von 1881 bis 1883 das Brauhaus „Em halve Mond“
und von 1884 bis 1912 das Brauhaus „Em ruhde Ooß" (Im roten
Ochsen).
Der gleichnamige Peter Baum, vermutlich ein Onkel vom Peter
Baum am Eigelstein, heiratete im Jahr 1893 die Witwe Krips. Diese war nach
dem Tod ihres Gatten im Jahr 1892 Besitzerin der Brauerei zur
Schreckenskammer. Ab 1894 bis zu seinem Tod im Jahr 1900, wurde Peter Baum
als Betreiber der Schreckenskammer geführt .
Bartholomäus Baum, bei dem nicht klar ist wie er familiär
einzuordnen ist, führte von 1834 bis 1865 die Brauerei „Zur Unnau“ an den
Dominikanern 2.
Schon sehr früh, von 1831 bis zu seinem Tod im Jahr 1839
führte Anton Baum die Brauerei zum alten Thurm am Reinberg 5. Ggf. war Anton
ein Vorfahr von Mathias bzw. Peter Baum
Josef Baum (teilweise auch Peter Josef genannt) führte von 1894 bis
1909 das Brauhaus in der großen Sandkaul 3 (das spätere Gürzenich-Bräu ). Dieser stammte aus der Euskirchener Brauereifamilie Baum.
In der einschlägigen Literatur [5] werden die Personen Peter Baum und Peter
Josef Baum als eine Person dargestellt, dies stimmt allerdings definitiv
nicht.
Peter Baum war seit dem Jahr 1904 mit Gudula Klein
verheiratet, gemeinsam hatten sie 3 Töchter (1906: Sybilla Sophia; 1907:
Sophia; 1909: Gudula) [15].
Nicht nur Bier gab es am Eigelstein 121, im Jahr 1910 war
dort auch der „berühmteste Wahrsager der Gegenwart“ zu finden:
[16, 19.07.1910] „…Wahrsager; berühmtester der Gegenwart,
deutet Vergangenheit und Zukunft schriftlich nach astrologischen
Berechnungen unter Angabe des Geburtsdatums, Tag und Jahr. Gibt Auskunft
über Ehe, Kinder, Prozeß, Lotterie, Sterbefälle in der Familie,
Geschäftliches, Erbschaften und Veränderungen. H. Betterman. Köln,
Eigelstein Nr. 121…“
Zwar hatte sich der „Kölsche Boor“ von seinem ursprünglichen
Namen „Stavenbräu“ getrennt um nicht zu sehr ins Rotlicht-Milieu hereingezogen zu werden, was aber, wenn man dem folgenden Leserbrief aus dem
Jahr 1918 glauben will, nicht besonders gut gelungen war.
[15, 10.12.1918] „…Ein Freund von Gewaltkuren schreibt uns:
Am Sonntagabend habe ich mir das jeder Beschreibung spottende Treiben der
angehenden Dirnen und grünen Lümmels am Kölschen Boor ungesehen und mache
folgenden Vorschlag: Die zuständige Behörde gebe mir die Erlaubnis, einige
50 Herren zusammenzutrommeln (Ehrenamt) und diese mit den jetzt eingeführten
englischen Gummiknüppeln auszurüsten, die dann unter der Sippschaft
aufräumen. Eine Radikalkur, die bestimmt Erfolg hat…“
Der „Kölsche Boor“ überstand die Rohstoffknappheit im ersten
Weltkrieg gut, wurde aber nach der Beendigung des Krieges ein Jahr lang von
den englischen Besatzungstruppen besetzt.
Peter Baum war in den 1920er Jahre Präses der im Jahr 1396
gegründeten St. Peter von Mailand-Bruderschaft, der Interessengemeinschaft
der Kölner Brauer.
Ein Artikel des Chronisten Lambert Macherey aus dem Jahr 1921
beschreibt das Brauhaus wie folgt:
[8] „…Das am Eigelstein gelegene Brauhaus "Zum Kölschen Boor"
(Besitzer Peter Baum), nunmehriger Präsident der ehrwürdigen 525 Jahre alten
Peter von Mailand-Brauer-Kooperation, als Nachfolger des hochverdienten
jetzigen Ehrenvorsitzenden Ambros Conzen, hat sich schnell eine große
Beliebtheit weit über den Eigelsteinbezirk hinaus erworben. Die
Brauerfamilie Baum hatte im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts den
Betrieb „em ruhde Ooß“ am Thurnmarkt 11/13, nachdem der Vater Mathias Baum
zuvor das heutige Brauhaus Getz an der Thieboldsgasse geführt hatte. Seit
den gewaltigen Umänderungen im Markthallenviertel ging dort der Verkehr
zunächst stark zurück, so daß der Sohn Peter nach dem 1912 erfolgten Tode
seines Vaters das ehemalige „Stavenbräu“ von Odenthal am Eigelstein kaufte
und zu einer echt kölnischen Hausbrauerei ausgestaltete. In dem hintern
Saale des „Kölschen Boor“ hängt das große Bildnis des ehemaligen
Gaffelhauses der Brauerzunft in der Schildergasse. Das Zunfthaus war im
altdeutschen Stil errichtet und der große Gaffelsaal war mit herrlichen
Stuckarbeiten geziert. Der "Kölsche Boor" war ein Jahr von den
Besatzungstruppen beschlagnahmt und wird demnächst, nachdem er seit längerer
Zeit wieder in Betrieb ist, eine seinem Namen Ehre machende innere
Verschönerung nach altkölnischem Muster erfahren. Gartenanlagen und
Kegelbahn vervollständigen den gemütlichen Aufenthalt im Hause…“
Der „Kölsche Boor“ war auch das Stammlokal der „Staubigen
Brüder“, die zu Weihnachten immer im Kölsche Boor eine Bescherung für
notleidende Familien veranstalteten. Nachfolgend ein Zeitungsartikel über
die Bescherung des Jahres 1924:
[15, 02.01.1924] „…Helft den Armen! Die Wohltätigkeits=Stammtischgesellschaft
„Staubige Brüder" im Stammlokal Brauerei zum Kölsche Boor, Eigelstein 121/23
hatte sich auch in diesem Jahre wieder zum Ziel gesetzt. die Not zu lindern
und Weihnachten zu feiern. Am Sonntag. 23. Dezember, wurden im Stammlokal
150 Familien mit ebensovielen Kindern reichlich mit Kleidungsstücken und
Lebensmitteln beschert. Außerdem kamen 250 Liter Petroleum. größere Mengen
Kartoffeln und Briketts zur Verteilung. Alle zu Bescherende wurden an
gedeckten Tischen mit Kakao. Milch, belegten Butterbroten, Zwieback,
ebenfalls von Gönnern gestiftet, reichlich bewirtet. Herr Karl Umbreit,
Ehrenmitglied, hielt bei hellstrahlendem Baum eine zu Herzen gebende
Ansprache. an die sich die Bescherung anschloß. Innerhalb zwei Stunden
konnten die Bescherten mit vollgepackten großen Körben ihren Heimweg
antreten…“
Im Jahr 1927 fand ein umfassender Umbau der Brauerei mit
einer Neugestaltung der Fassade angelehnt an den Art Deco statt.
Ein weiterer Artikel aus dem Jahr 1929 beschreibt das
Brauhaus wie folgt:
[12] „…Das am Eigelstein 121-123 gelegene Brauhaus Zum
Kölschen Boor, Besitzer Peter Baum, zeitiger Präsident der Peter von Mailand
Brauer-Corporation, erfreut sich einer großen Beliebtheit unter den Kölner
Biertrinkern. Die Brauerfamilie Baum hatte im letzten Drittel des vorigen
Jahrhunderts die Wirtschaft "Em rude Ohs" am Thurnmarkt 11-13, nachdem der
Vater Matthias Baum zuvor die heutige Brauerei "Im halben Mond" von
Getz-Gatzweiler in der Thieboldsgasse 75 geführt hatte. Nach dessen 1912
erfolgtem Tode erwarb sein Sohn Peter das ehemalige "Stavenbräu" von
Odenthal am Eigelstein und gestaltete es zu einer echt kölschen Hausbrauerei
um. Der Kölsche Boor zählt zu den populärsten Gaststätten Kölns und wird von
allen Schichten der Bevölkerung besucht. Auch zahlreiche Sportfreunde haben
bei Peter Baum ihren Stammtisch…“
Im Jahr 1929 beantragte Peter Baum die Sicherstellung der
Wassernutzungsrechte seines eigenen Brunnens. Wer denkt, dass Bürokratie
eine Erfindung der Neuzeit ist, wird durch diese 100 Jahre alte offizielle
Bekanntmachung eines Besseren belehrt:
[15, 20.09.1929] „…Bekanntmachung. Peter Baum, Köln,
Eigelstein 121-125, als Besitzer der Brauerei „Zum Kölschen Boor". beantragt
die Sicherstellung des Rechtes, auf Parzelle 886/396, Flur 20. Gem. Köln,
mittels eines vorhandenen Brunnens unterirdisches Wasser in der Menge von 15
chm stündlich zur Verwendung in Brauerei und Haushalt zutage zu fördern,
Gemäß § 200, 203 ff. des Wassergesetzes vom 7. April 1913 wird dieser Antrag
bekanntgemacht. Widersprüche gegen die Sicherstellung und Anspruche auf
Herstellung und Unterhaltung von Einrichtungen oder auf Entschädigung sind
bei dem Tiefbauamt in Köln. Stadthaus, Gürzenichstraße, Zimmer 228,
schriftlich in zwei Ausfertigungen oder zu Protokoll bis einschließlich
Montag. den 12. Oktober 1929 anzubringen. Andere Anträge auf Sicherstellung
des Rechtes zu einer Benutzung, durch welche die von dem Antragsteller
beantragte Benutzung beeinträchtigt würde, sind bis zu dem gleichen Tage bei
dem Tiefbauamt in Köln mit den in Ziffer 5 der III. Ausführungsanweisung zum
Wassergesetz vorgeschriebenen Unterlagen einzureichen. Wer innerhalb der
Frist keinen Widerspruch gegen den Antrag auf Sicherstellung erhebt,
verliert das Widerspruchsrecht. Andere Anträge auf Sicherstellung, die nach
Ablauf der Frist eingehen, werden in demselben Verfahren nicht
berücksichtigt. Vom Beginne der Ausübung des sichergestellten Rechtes an
können wegen nachteiliger Wirkungen nur noch die in § 82 des Wassergesetzes
bezeichneten Ansprüche geltend gemacht werden. Zeichnungen und
Beschreibungen liegen während der Widerspruchsfrist im Zimmer 228 des
Stadthauses in Köln offen. Zur mündlichen Erörterung der beantragten
Sicherstellung rechtzeitig angemeldeten Widersprüche, Ansprüche auf
Herstellung und Unterhaltung von Einrichtungen und Entschädigungsansprüche
vor dem Oberbürgermeister in Köln oder einem von ihm beauftragten Beamten
wird Termin auf Donnerstag, den 24. Oktober 1929, 16 Uhr, im Stadthaus.
Gürzenichstraße, Zimmer 229 hierdurch anberaumt. Zu diesem Termin werden die
Beteiligten hiermit eingeladen mit dem Bemerken, daß die Verhandlung auch im
Falle ihres Ausbleibens stattfindet.“
Im Jahr 1930 lies Peter Baum im Handelsregister die Firma
„Peter Baum“ eintragen:
[17, 27.06.1930] „…In das Handelsregister wurde am 24. Juni
1930 eingetragen: Abteilung A: Nr. 11 896 Peter Baum, Köln, Eigelstein
121-123, und als Inhaber Peter Baum, Brauereibesitzer der Brauerei em
KöIsche Boor, Köln…“
(WZ002)
Warenzeichen für "Kölsche Boor",
eingetragen von Peter Baum im Jahr 1913
>
(WZ001)
Warenzeichen für "Baums's Ur-Kölsch",
eingetragen von Peter Baum im Jahr 1927
(F008) [5]
Foto der Fassade der im Jahr 1927 von Peter Baum im Stile des
Art Decò neu
gestalteten Fassade des Brauhauses
W001) [8]
Werbung der Brauerei aus dem Jahr 1921
(W001)
Werbeanzeige Baum's Ur-Kölsch zum Kölner Turnfest aus dem Jahr 1928
(100) [17.09.1920]
Anzeige des "Vereins obergäriger Hausbrauereien" aus dem Jahr 1920. Dank
Auslandsmalz ist wieder Vollbier verfügbar. Der Verein gleicht einem
Kartell, alle 25 Brauereien haben die gleichen Preise
>
(W004) [15, 07.09.1918]
Mit der Holzfigur des Kölschen Boor am Gürzenich wurde Geld für Kriegsweisen
gesammelt. Hierzu konnten Nägel in die Figur eingeschlagen werde, weiter
wurde mit Konzerten und sonstigen Veranstaltungen Geld gesammelt. Hier u.a.
mit einer "Vorführung eines kriegsmässigen Sturmlaufs mit Maschinengewehren,
Gasmasken, Handgranaten usw."
(W002) [unbekannt]
Werbeanzeige der Obergärigen Brauerei Em Kölsche Boor, vermutlich um 1930
>
(PK003) [19, Sammlung Ippen]
Postkarte des Kölschen Boor, gelaufen im Jahr 1916. Es handelt sich hierbei
aber nicht um die Brauerei am Eigelstein, sondern um die namensgleiche
Restauration von Anton Sürth in der Aachener Straße
>
(W005) [18, 19.01.1929]
Außer dem Namen gab es keine Verbindung zur in Bonn am Stiftsplatz gelegenen
Restauration "Zum kölschen Boor". Anzeige aus dem Jahr 1929
(WB021) [18, 07.05.1929]
Die Bonner Restauration "Zum Kölschen Boor" schenkte "Echt Kölsch" aus der
Brauerei Bröhl aus, und nicht etwas das Bier vom Kölner Namensvetter
(W006) [15, 09.05.1931]
Anzeige des in Dernau bei Ahrweiler gelegenen Restaurants "Zum Kölschen Boor"
aus dem Jahr 1931. Auch hier gibt es keine Verbindung zum Eigelstein
Die Brauerei „Em Kölsche Boor, Baum's Ur-Kölsch“ (1933-(1943))
Im Jahr 1933 wurde die Brauerei in eine offene
Handelsgesellschaft umgewandelt und der Name der Firma in „Brauerei Em
Kölsche Boor, Baum's Ur-Kölsch“ geändert.
[17, 05.03.1934] „…In das Handelsregister wurde am 2. März
1934 eingetragen: H.-R. A 11 896 Peter Baum, Brauerei Em Kölsche Boor,
Baum's Ur-Kölsch, Köln. Offene Handelsgesellschaft, die am 25. November 1933
begonnen hat. Persönlich haftende Gesellschafter: Elisabeth Baum, ohne
Beruf, Sibilla Sophia Baum, ohne Beruf, Sophia Baum, ohne Beruf, Gudula
Gertrud Baum, technische Assistentin, Margaretha Baum, ohne Beruf, alle zu
Köln. Die im Betrieb der Einzelfirma von Peter Baum begründeten
Verbindlichkeiten sind nicht sind nicht auf die Erwerber übergegangen. Zur
Vertretung der Gesellschaft sind je zwei Gesellschafterinnen befugt, jedoch
muß mindestens eine von ihnen die Elisabeth oder die Sibilla Sophia Baum
sein. Dem Peter Baum sowie der Ehefrau Peter Baum, Anna Gudula geb. Klein,
beide in Köln, ist Einzelprokura erteilt…“
Die Hintergründe für die Umfirmierung in eine Offene
Handelsgesellschaft sind nicht ganz klar. Die Passage „…Die im Betrieb der
Einzelfirma von Peter Baum begründeten Verbindlichkeiten sind nicht sind
nicht auf die Erwerber übergegangen…“ und der Fakt, dass Peter Baum damit
offiziell nicht mehr Besitzer der Firma war, lässt auf den Versuch von Peter
Baum schließen, persönliche Schulden von der Firma zu trennen oder gar
Schulden durch Trickserei loszuwerden.
In jedem Fall war es formal reine Frauenpower der Familie
Baum. Persönlich haftende Gesellschafter waren 6 Frauen der Familie, genauer
gesagt Elisabeth Baum, Sibilla Sophia Baum, Sophia Baum, Gudula Gertrud
Baum, Margaretha Baum und Christine Baum. Diese waren zum Teil Töchter von
Peter Baum und von seinem gleichnamigen Onkel, der ehemals die Brauerei zur
Schreckenskammer betrieben hatte und bereits im Jahr 1900 verstorben war.
Immerhin taucht Peter Baumselbst noch als Prokurist in Gemeinschaft
mit seiner Frau auf. Nur der damalige Geschäftsführer, Albert Schneider, stammte nicht
aus der Familie [3,4,17].
Gebraut wurden zu dieser Zeit ca. 10 000 hl jährlich, der
Kölsche Boor war damit eines der größten obergärigen Brauhäuser in Köln.
Gebraut wurden ausschließlich obergärige Biere, es wurde auch Flaschenbier
verkauft. Beschäftigt wurden zu dieser Zeit die stolze Zahl von 35 Arbeiter und
Angestellte.
Im zweiten Weltkrieg wurde der Kölsch Boor bei alliierten
Bombenangriffen, vermutlich im Jahr 1943, stark beschädigt und musste seine
Brautätigkeit einstellen.
(F012) [15, 23.08.1933]
Foto aus einem Bericht über eine Fahrradmeisterschaft aus dem Jahr 1933. Die
Siegerehrung fand im Kölsch Boor statt. Getrunken wurde aus neutralen
Kölschstangen
[14, 29.03.1936]
Anzeige der Werbe-Gemeinschaft Kölner Haus-Brauereien aus dem Jahr 1936
(104) [17, 20.01.1939]
Gemeinsame Anzeige der Kölner Hausbrauereien aus dem Jahr 1939
Die Restauration „Em Kölsch Boor“ in der Nachkriegszeit bis Heute (1954-dato)
Das im zweiten Weltkrieg stark beschädigte Brauhaus am
Eigelstein 121-123 wurde erst im Jahr 1954 wiederaufgebaut. Bis zu diesem
Jahr steht in den Kölner Adressbüchern unter der Adresse Eigelstein 121-123
„zerstört“.
Im Jahr 1953 kaufte Gustav Koch aus Wenden im
Sauerland das Objekt von den Erben Peter Baums und begann mit dem
Wiederaufbau, der sich vermutlich bis ins Jahr 1954 hinzog.
Ab 1954 wird Peter Langen als Betreiber der Restauration
geführt [7]. Zwar taucht Peter Langen im Branchenverzeichnis des Jahres 1955
[7], als Bierbrauer am Eigelstein 121-123 auf (und das bis ins Jahr 1961),
selbst gebraut wurde nach dem Krieg aber nicht mehr.
Ab dem Jahr 1956 firmierte der Kölsch Boor als „Brauerei „Em
Kölsche Boor“ G.m.b.H.“.
Zuerst wurde für kurze Zeit Bier der Dombrauerei
ausgeschenkt, anschließend Gaffel Kölsch von der benachbarten
Gaffel-Brauerei.
In den 1970er Jahren existierte der „Kölsche Boor“ als etwas
heruntergekommene Gaststätte im Umfeld der berüchtigten Kölner Bordellmeile
weiter. Dies änderte sich durch die Erklärung der gesamten Kölner Innenstadt
zum Sperrbezirk im Jahr 1972 und nicht zuletzt durch die Unterstützung der
damals noch benachbarten Gaffel-Brauerei. Der Kölsche Boor wandelte sich
wieder zu einem respektablen Kölner Brauhaus klassischen Stiles.
Ab dem Jahr 1983 wurde das Brauhaus von Katharina Koch
betrieben, im Jahr 2017 übernahm Christian Frings den Betrieb des
Brauhauses.
Mit dem Wegzug der Gaffelbrauerei vom Eigelstein im Jahr 2015
verschwand nach einigen Jahren auch das Gaffel-Kölsch im Kölsch Boor. Im
Frühjahr 2020 übernahm die Brauerei zur Malzmühle das Brauhaus und
renovierte es aufwendig. Natürlich wird aktuell (2022) Mühlen-Kölsch
ausgeschenkt.
(F003)
Foto mit Mitarbeitern der Dom-Brauerei bei der Auslieferung von Fässern an
den "Kölsche Boor" an der Eigelsteintorburg. Vermutlich Ende der
1950er Jahre
(unbekannte Sammlung)
>
(F002)
Foto mit Mitarbeitern der Dom-Brauerei bei der Auslieferung von Fässern an
den "Kölsche Boor" an der Eigelsteintorburg. Vermutlich Ende der
1950er Jahre
(unbekannte Sammlung)
>
(F010) [13]
Blick in den Kölschen Boor in den 1960er Jahren. Der Köbes zapft gerade. Gut
zu sehen der Flaschenzug, mit dem die Fässer aus dem Keller in den Gastraum
transportiert wurden
>
(F006) [unbekannt]
Foto des Kölschen Boor, Alter unklar, vermutlich 1940er Jahre
>
(F005) [unbekannt]
Foto des etwas heruntergekommenen Kölschen Boor, vermutlich Anfang der
1970er Jahre
(F003) [6]
Foto des Kölschen Boor um 2015. Ausgeschenkt wird noch Gaffel Kölsch
(F004) [Foto: Palmersheim]
Foto des Kölschen Boor aus dem Jahr 2020, schon mit Mühlen Kölsch Beflaggung
>
(PK001) [unbekannt]
Werbepostkarte des Kölsche Boor, Seit 200 Jahren + 1760 = 1960
(W004) [7]
Werbung für den Kölsche Boor aus dem Jahr 1966
Übersicht der Firmierungen
Zeitraum
Firmierung
Anmerkung
1908-1913
Brauerei "Zum Kölsche Boor", Peter König
1913-1933
Brauerei "Zum Kölsche Boor", Peter Baum
1933-(1943)
Brauerei "Em Kölsche Boor, Baum's Ur-Kölsch"
1954-dato
Restauration "Em Kölsche Boor"
Brauereien mit Bezug zum Kölsche Boor
In der nachfolgenden Tabelle sind alle Brauereien aufgeführt, welche einen direkten oder indirekten Bezug zur
Brauerei "Zum Kölsche Boor" hatten. Für diese Brauereien gibt es
teilweise eigene Brauereihistorien, welche
über den angegebenen Link aufgerufen werden können.
Brauerei
von - bis / übernommen von / Anmerkungen
Brauereihistorie
Em halve Mond
1821 - 1926. Mathias Baum, der Vater von
Peter Baum, führte diese Brauerei von 1881 bis 1883.
Em ruhde Ooß
1838 - 1916. Mathias Baum, der Vater von
Peter Baum, führte diese Brauerei von 1884 bis 1912.
Brauerei Peter Josef Baum
1865 - 1944. Peter Josef Baum führte
diese Brauerei von 1893 bis 1909, aus der anschließend das Gürzenich-Bräu entstand.
Zur Schreckenskammer
1838 - dato. Peter Baum (vermutlich der
Onkel des Peter Baum, der den Kölschen Boor betrieb) war von 1894 bis 1901
Betreiber
der Brauerei "Zur Schreckenskammer"
Anmerkungen
•
Der Name „Kölsche Boor“ leitet sich vom Bildnis des
kölschen Bauern ab, das seit 1891 an der Eigelsteintorburg ganz in der
Nähe zu sehen ist. Im ersten Weltkrieg wurde extra eine „Kölsche Boor in
Eisen GmbH“ gegründet, welche Geld für Opfer und Hinterbliebene des
Krieges sammelte. Dies tat sie sehr erfolgreich, es kam über eine
Million Mark zusammen. Die GmbH hatte eine eigene Geschäftsstelle,
veranstaltet Konzerte und brachte sogar eine eigene Wochenschrift
heraus. Das Thema wurde auch von der zu dieser Zeit stark
nationalistisch geprägten Presse massiv unterstützt. In den Jahren
1915-1918 gab es quasi täglich Berichte und Angaben über Spender und die
Höhe des gesammelten Geldes. Gesammelt wurde auch durch eine sogenannte
Kriegsnagelung. Vor dem Gürzenich war eine 3,25 Meter hohe hölzerne Figur
des Kölsche Boor aufgestellt und jeder konnte gegen eine Spende einen
eisernen Nagel in das Standbild schlagen.
•
Nach dem Tod von Mathias Baum übernahm sein Sohn Peter
Baum von 1912-1913 das Brauhaus im roten Ochsen, bis er 1913 den
Kölschen Boor am Eigelstein übernahm.
•
Zumindest von 1916 bis 1923 gab es in der Aachener Straße 207
auch eine Wirtschaft „Zum Kölsche Boor“, betrieben von Anton Sürth.
Weiter gab es zumindest im Jahr 1929 auf
eine Gaststätte „Zum Kölschen Boor“ am Stiftsplatz in Bonn. Und auch in
Richtung Eifel war der Kölsche Boor vertreten, zumindest im Jahr 1931
durch das Restaurant „Zum Kölsche Boor“ in Dernau bei Altenahr.
Brauereiwerbemittel
Gläser
(001) [Sammlung Thienel]
Kölschglas mit "Baum's Ur-Kölsch". Die Authentizität des Glases in
unklar.
Bierdeckel
(005) [unbekannt]
(004)
1922,
schwarzer Rand = Trauerdeckel?
(003) [unbekannt]
grün-rot
(001)
(006) [Sammlung Hildner]
Mit rückseitigem Stempel, "seit 209 Jahren", also vermutlich aus dem
Jahr 1969
(002)
Quellenverzeichnis
1
Historisches Verzeichnis alter Biergläser/Krüge aus dem
Köln/Bonner Raum, Hrsg.: Wolfgang Wukasch
2
Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 8. Jahrgang, 1910, Verlag von Eisenschmidt & Schulze GmbH, Leipzig
3
Die Deutschen Brauereien, Firmenjahrbuch des Deutschen Brauer-Bundes, Verlag für Rechts- und Wirtschaftsliteratur A.-G., Berlin u. Leipzig, 1934
4
Die Brauereien und Mälzereien im Deutschen Reich 1939-40, 38. Auflage, 1940, Verlag Hoppenstedt & Co., Berlin
5
"Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven Verlag, 1999