Unternehmensgeschichte der Brauerei Heinrich Kolter
sowie der Brauereien von Jean Maaßen, Hermann Wirtz, Heinrich Hubert Fink, Carl Huber Mömesheim,
Joseph Maier und Thea Maier
 
 
 
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Unternehmensgeschichte
Die Ursprünge des Hauses auf dem Marienplatz 24                              
Die Gründung der Brauerei durch Jean Maaßen  (1864-1875)
Die Brauerei unter Hermann Wirtz  (1875-1879)
Die Brauerei unter Heinrich Hubert Flink / Wwe.  (1879-1887)
Die Brauerei unter Carl Hubert Mömesheim  (1887-1892)
Die Führung der Brauerei unter Heinrich Kolter  (1892-1906)
Die Führung der Brauerei unter Witwe Heinrich Kolter  (1906-1927)                     
Die Führung der Brauerei durch Joseph Maier  (1927-1944)
Die Nachkriegszeit mit Thea Maier  (1950-1954)
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen
Brauereiwerbemittel
Gläser                                             
Bierdeckel                                             
Quellen
Quellenverzeichnis                                             

Die Ursprünge des Hauses auf dem Marienplatz 24
Das Haus am Marienplatz 24, in dem später die Brauerei gegründet wurde, lag direkt gegenüber der Kirche St. Maria im Kapitol. Zum ersten Mal wird das Haus um das Jahr 1200 erwähnt, und zwar im Kontext des Verkaufs des Hauses von Wolbero Vulprumen an Walter de Aquis von Aachen. Das Haus wird also schon länger bestanden haben. Seit dem Jahr 1302 wurde das Haus als „Zur neuen Tür“ bezeichnet.
Im Jahr 1425 wurde es an die Stadt Köln verkauft, die hier ihr „Gruithaus“ einrichtete. Zur damaligen Zeit wurde noch kein Hopfen für die Herstellung von Bier verwendet, sondern die so genannte „Gruit“. Diese bestand aus den Dolden des Gagel, einer weit verbreiteten, strauch-artigen Pflanze. Nachdem die Stadt schlechte Erfahrungen mit „Dollbier“ gemacht hatte, welches aus verschiedensten Kräutern zusammengemischt wurde und nicht nur „berauschend“, sondern teilweise gesundheitsgefährdend war, hatte die Stadt Köln das Monopol an sich gezogen und die Kölner Bierbrauer durften ihr Bier nur noch mit „Gruit“ brauen, welches von der Stadt bezogen werden musste.
Praktischer Nebeneffekt waren für die Stadt Köln natürlich auch die daraus folgenden Einnahmen, die man als Monopolist entsprechend steuern konnte. Aus diesem Grund versuchte die Stadt auch lange Zeit, dass im 16-ten Jahrhundert aufkommende Brauen mit Hopfen zu verbieten, was ihr aber nur zu Beginn gelang. Da sich der Hopfen aber dann immer weiter durchsetzte, wurde das Gruithaus überflüssig und schließlich im Jahr 1543 geschlossen und verkauft. In den folgenden Jahrhunderten wechselte es öfters den Besitzer, im 18ten Jahrhundert wurde es wohl neu erbaut und im Jahr 1863 schlussendlich von Jean Maaßen erworben.

Die Gründung der Brauerei durch Jean Maaßen   (1864-1875)
Jean Maaßen erwarb das Haus am Marienplatz 24 im Jahr 1863. Er richtete dort eine Brauerei ein, die er im Jahr 1864 eröffnete. Er nannte seine Brauerei „zu den drei Königen“, eine Anspielung auf das Tor der benachbarten Kirche St. Maria im Kapitol, durch deren Tore die im Jahr 1164 in Mailand erbeuteten Gebeine der heiligen drei Könige nach Köln gebracht wurden und von der aus die jährliche Prozession zu Ehren der Heiligen Drei Könige am Dreikönigstag zum Dom stattfand. Der Name „zu den drei Königen“ setzte sich in der Folge aber nicht durch.
Jean Maaßen war kein Unbekannter in der Kölner Brauereiszene. Vor der Brauerei auf dem Marienplatz hatte er bereits von 1857 bis 1863 die Brauerei „Em St. Pitter“ in der Sternengasse geführt. Er betrieb die Brauerei am Marienplatz bis ins Jahr 1875, in dem er sie an Hermann Wirtz übergab.
 
(W002) [1, 12.06.1864]
Anzeige von Jean Maaßen zur Eröffnung seiner Brauerei vom 12. Juli 1864. Genannt werden beide Eingänge Maienplatz und Mühlenbach
 
(W003) [1, 22.07.1864]
Jean Maaßen versuchte den Namen "zu den drei Königen" etablieren, dies gelang aber nicht
                                                                  
(W010) [1, 26.08.1864]
Gesucht werden ein Brauergesell und ein Zapfjunge. Anzeige aus dem Jahr 1864
(W011) [1, 14.09.1864]
Gesucht werden ein 1. und ein 2. Brauereigesell. Anzeige aus dem Jahr 1864
 
(W004) [1, 04.08.1867]
Sogar die Stammgäste machen Werbung für das Lagerbier von Jean Maaßen. Anzeige aus dem Jahr 1867
   
(W005) [1, 23.06.1874]
Eine weitere Lobesanzeige vom Stammtisch "Zum eschten Desch"
(W001) [1, 01.10.1875]
Anzeige zur Übergabe der Brauerei an Herman Wirtz vom 1. Oktober 1875
                                                           

Die Brauerei unter Hermann Wirtz  (1875-1879)
Der aus Rheydt (damals eine eigenständige Stadt, heute ein Stadtteil von Mönchengladbach) stammende Hermann Wirtz übernahm die Brauerei als Eigentümer im Jahr 1875 und führte sie bis ins Jahr 1879. Über die 4 Jahre unter seiner Führung ist außer den Eckdaten und einer Anzeige aus dem Jahr 1877 leider nichts bekannt.
   
(W001) [14, 01.04.1877]
Anstich des Lagerbiers. Anzeige aus dem Jahr 1877
                                                                                                                                                 

Die Brauerei unter Heinrich Hubert Flink / Wwe.   (1879-1887)
Die bekannten Erwähnungen von Heinrich Hubert Flink beziehen sich leider mehr auf seine Ehe, als auf seine Tätigkeit als Betreiber der Brauerei auf dem Marienplatz 24.
Die erste Erwähnung stammt aus dem Jahr 1879, kurz vor seiner Heirat. Es geht um einen Ehevertrag mit seiner designierten Ehefrau Anna Catharina Christina Rath, vereinbart wurde eine Zugewinngemeinschaft.
[1, 28.10.1879] „…Durch einen vor dem Königlichen Notar Herrn Lauff zu Köln am 20. October 1879 zwischen Heinrich Hubert Flink, Bierbrauer, zu Köln wohnend, als Bräutigam einerseits, und Fräulein Anna Catharina Christina Rath, ohne Geschäft, zu Köln wohnend, Tochter der daselbst wohnenden Eheleute Jacob Rath und Thekla Frechen, als Braut andererseits, abgeschlossenen Ehevertrag, wovon ein Auszug heute in dem Audienzsaale des hiesigen Kgl. Amtsgerichts in der dazu bestimmten Tabelle angeheftet und öffentlich ausgestellt worden, haben die Contrahenten bestimmt: Artikel Eins. Zwischen den zukünftigen Eheleuten soll nur eine Gemeinschaft des Erwerbes Statt finden, sowie solche in den Artikeln vierzehnhundert acht und neunzig und neun und neunzig des hier geltenden Bürgerlichen Gesetzbuches näher bestimmt ist. Für die Richtigkeit des Auszuges: Köln, den 27. October 1879. Königliches Amtsgericht, Abtheilung I. Der Gerichtsschreiber, Kessler..."
 
Die nächste Erwähnung ist im Kontext der Geburt eines Sohnes im Jahr 1880. Über die weitere Zeit bis zum frühen Tod von Heinrich Hubert Fink im Jahr 1886 gibt es keine weiteren Erwähnungen.
Seine Witwe führte die Brauerei noch ein Jahr weiter, bevor sie wieder heiratete und ihr neuer Ehemann, Carl Hubert Mömesheim, die Brauerei weiterführte.
(W002) [14, 14.12.1884]
Anzeige von Heinrich Hubert Flink aus dem Jahr 1884
(W003) [14, 26.04.1885]
Anzeige von Heinrich Hubert Flink aus dem Jahr 1885
(W001) [1, 06.01.1886]
Ausschnitt aus der Todesanzeige von Heinrich Hubert Fink aus dem Jahr 1886 (ankicken für gesamte Anzeige)

Die Brauerei unter Carl Hubert Mömesheim  (1887-1892)   
Im Jahr 1887 übernahm Carl Hubert Mömesheim die Brauerei durch Heirat mit Anna Catharina Christine Rath, der Witwe des ein Jahr vorher verstorbenen Heinrich Hubert Fink.
Vorher wurde aber, wie in der ersten Ehe von Anna Catharina Christine Rath auch, Gütertrennung vereinbart.
[1, 08.10.1887] „…Bekanntmachung. Die Brautleute Carl Hubert Mömesheim aus Wormersdorf, im Kreise Rheinbach, großjähriger Sohn der zu Wormersdorf verlebten Eheleute Carl Ferdinand Mömesheim und Anna Catharina Nußbaum, gegenwärtig Bierbrauer zu Köln, und Frau Anna Catharina Christine, geborene Rath, Witwe des verlebten Bierbrauers Heinrich Hubert Flink, sie selbst bisheran das Geschäft des Mannes fortsetzend, für die Folge aber ohne Geschäft, zu Köln wohnend, haben durch Ehecontract, errichtet vor dem Königlichen Notar Justizrat Johann Peter Lauff zu Köln am 30. September vereinbart: „Zwischen den zukünftigen Eheleuten soll eine vollständige Gütertrennung eintreten, sowie solche in den Artikeln 1536 bis 1539 des hier geltenden Bürgerlichen Gesetzbuches näher bestimmt ist“. Köln, den 7. October 1887. Paschke, Gerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts, Abtheilung III…“
 
Außer der unten abgebildeten Anzeige für Lagerbier gibt es aus der Zeit seiner Führung der Brauerei nur noch 3 Erwähnungen, jeweils über die Geburt einer Tochter (1888: Anna Maria Thekla, 1889: Elisabeth Hubertine, 1891: Thekla Katharina).
Im Jahr 1892 übernahm dann Heinrich Kolter die Führung der Brauerei.
 
(W001) [8, 31.03.1888]
Werbung zum Anstich eines feinen Glases Kölner Lagerbier aus dem Jahr 1888. Genannt werden beide Adressen der Brauerei und der Name "Mömesheim" ist mit "Mamesheim" falsch geschrieben
(F001) [15]
Foto der Brauereifront am Mühlenbach 51 unter der Firmierung von Carl Hubert Moemesbach um 1890
                     

Die Führung der Brauerei unter Heinrich Kolter   (1892-1906)
Im Gegensatz zu allen Vorbesitzern übernahm Heinrich Kolter im Jahr 1892 zwar die Führung der Brauerei, wurde aber nicht sofort auch Eigentümer. Es waren 2 Herren namens Steinert & Aischmann, welche die Brauerei erwarben. Erst ab dem Jahr 1895 wird Heinrich Kolter auch als Eigentümer der Brauerei geführt.
Eine Erwähnung der Brauerei gibt noch aus dem Jahr 1905. In diesem Jahr gab es mehrere Kraftproben zwischen Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen. In diesem Fall hatte der Arbeitgeberverband einen Boykott über 32 Brauereien im Bereich Köln verhängt. Die meisten nicht betroffenen Brauereien zeigten sich solidarisch, aber nicht alle. Die Brauerei Heinrich Kolter wird hierfür, zusammen mit einigen anderen Brauereien, in einer Anzeige öffentlich an den Pranger gestellt.
Heinrich Kolter führte die Brauerei bis zu seinem Tod im Jahr 1906.
   
(101) [13, 1905-05-07]
Anzeige des "Verein der Brauereien für Köln und Umgegend gegen Verrufserklärungen Köln. E.V". In dieser Zeit gab es viele Machtproben zwischen den Arbeitgebern, die aussperrten, und den Gewerkschaften, die streikten. Hier werden die "Streikbrecher" an den Pranger gestellt 
                                                                                                                                 

Die Führung der Brauerei unter Witwe Heinrich Kolter  (1906-1927)
Nach dem Tod ihres Mannes übernahm Maria Kolter, die Witwe von Heinrich Kolter, die Führung der Brauerei. Maria Kolter hatte drei Töchter, Grete, Maria und Thea. Thea Kolter heiratete Joseph Maier, welcher mit in der Brauerei arbeitete.
In einen Bericht aus dem Jahr 1926 wird die Brauerei wie folgt dargestellt:
[2] „…Das Haus, in welchem sich jetzt seit über 60 Jahren die Bierbrauerei Wwe. Heinrich Kolter befindet, hat eine weit zurückreichende Vergangenheit. Auf dem Hügel gelegen, auf welchem sich im frühen Mittelalter der Palast der fränkischen Könige und später das Kloster und die Kirche des adligen Damenstiftes St. Maria im Kapitol erhoben, lag das bereits um das Jahr 1200 urkundlich erwähnte Haus, welches damals von Wolbero Vulprumen an Walter de Aquis von Aachen verkauft worden ist. In den beiden folgenden Jahrhunderten wechselten die Besitzer des Anwesens, welches seit 1302 den Namen „Zur neuen Tür" führte, mehrfach, bis 1425 Sibilla vom Horne es an den Rat der Stadt Köln verkaufte. Dieser richtete hier sein Gruthaus ein zur Herstellung der damals noch zur Bereitung des Bieres benutzten Grut aus den Dolden des Gagel (myrica gale), die erst im 16. Jahrhundert durch den Hopfen verdrängt worden ist. Hiermit verlor die Grutgerechtsame, nach der alle Bierbrauer ihre Grut von der Stadt beziehen mußten, für diese ihre Bedeutung und das Gruthaus ging 1543 wieder in Privatbesitz über, der im Laufe der Zeit mehrfach wechselte. Im Jahre 1863 wurde hier eine Bierbrauerei mit Wirtschaft eingerichtet, welche 1892 Heinrich Kolter übernahm und zu dem heutigen Betriebe ausgestaltete. Seine Witwe ist heute die Inhaberin dieses bei den Kölnern beliebten Brauhauses in dem schönen aus dem 18. Jahrhundert stammenden Patrizierbau am Marienplatz. Im Jahre 1923 übernahm mit deren Schwiegersohn Joseph Maier eine frische, jüngere Kraft die Leitung des Betriebes, unter dessen tatkräftiger Führung der Wirtschaftsbetrieb sich eines sehr großen Zuspruchs erfreut. Das Kolter Bier - („Echt Kölsch" Obergärung) wie auch die Kolter - Küche sind von hervorragender Güte und weit und breit bekannt…“
 
Maria Kolter starb in Jahr 1927.
(W004) [9, 08.05.1920)
Auch die Kriegsbeschädigten trafen sich bei Witwe Kolter. Anzeige aus dem Jahr 1920.
(W005) [9, 05.06.1920)
Treffen des Kölner Eifelvereins bei Witwe Kolter. Anzeige aus dem Jahr 1920
(W006) [9, 11.12.1920]
Vollversammlung der "Metall- u. Feuerfeste Industrie Hütten- und Walzwerke" bei Witwe Kolter. Anzeige aus dem Jahr 1920
 
(W007) [9, 19.01.1921]
Auch der "Zentralverband christlicher Holzarbeiter" versammelt sich bei Witwe Kolter. Anzeige aus dem Jahr 1921
(W008) [9, 02.01.1926]
Neujahrsgrüße der Brauerei zum Jahr 1926
 
[16, 01.07.1920]
Anzeige von 10 Kölner Hausbrauereien aus dem Jahr 1920. Nach dem ersten Weltkrieg darf wieder Vollbier gebraut werden
 
(PK001) [16, Sammlung Ippen]
Postkarte der Brauerei mit Frontseite am Marienplatz und Rückseite am Mühlenbach. Gelaufen im Jahr 1907
(W001) [2, 1926]
Hausfront der Brauerei am Marienplatz aus dem Jahr 1926
(W004) [12]
               Hausfront der Brauerei am Mühlenbach 51, vermutlich aus den 1920er Jahren
(W005) [13]
Hausfront der Brauerei am Mühlenbach 51, vermutlich aus den 1920er Jahren
   
(F006) [17]
Hausfront der Brauerei am Mühlenbach 51. Foto aus dem Jahr 1915
(PK001) [Sammlung Krüger]
Brauereipostkarte von Kolter mit dem Spruch: "Trinkt Kölns Bier im Brauhaus Kolter, Köln, Marienplatz 24"
(W009) [9, 11.03.1927]
Todesanzeige von Maria Kolter aus dem Jahr 1927
                                                                              

Die Führung der Brauerei durch Joseph Maier  (1927-1944)
Nach dem Tod seiner Schwiegermutter im Jahr 1927 übernahm Joseph Maier die Führung der Brauerei, allerdings wurde der Name „Brauhaus Wwe Heinrich Kolter“ beibehalten.
Joseph Maier führte zahlreiche Modernisierungen der Brauerei durch, u.a. wurde eine neue Eismaschine angeschafft.
In einer Sonderbeilage des Kölner Tageblattes vom 15. Dezember 1929 [3] wird die Brauerei wie folgt dargestellt:
[3, 15.12.1929] „…Die Bierbrauerei Wwe. Heinrich Kolter (Inhaber Josef Meier) am Marienplatz 24, ist nicht nur wegen ihres guten Glases Kölsch und ihrer vorzüglichen Speise bekannt, sondern auch deshalb bemerkenswert, weil an ihrer Stelle von 1425 bis 1543 das ehemalige Gruthaus der Stadt Köln gestanden hat, über welches oben Krudewig in seinem Aufsatz über "Kölner Brauhäuser" eingehend berichtet hat. Hier stand um 1200 ein Haus, welches damals von Wolbero Wolprumen an Walter von Aachen verkauft worden ist. Später hieß es "Zur neuen Türe" und kam Ende des 14. Jahrhunderts in den Besitz der Familie "Zum Horne". Im Jahre 1425 hat Beylgin, Wwe. des Frank vom Horne, das Haus an die Stadt Köln verkauft, die in demselben Haus ihr Gruthaus einrichtete, es aber 1543 wieder an einen gewissen Pfingsthoven aus Mainz verkaufte, der 1549 noch das anstoßende Haus "Jülich" am Mühlenbach hinzu erwarb. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das Haus am Marienplatz neu gebaut. Im Jahre 1863 errichtete Jean Maaßen in demselben eine Bierbrauerei und Wirtschaft, die nach einigen sonstigen Besitzveränderungen im Jahre 1892 von Heinrich Kolter übernommen wurde. Seit 1906 führte seine Witwe den Betrieb, bis nach ihrem Tode seit einigen Jahren ihr Schwiegersohn Joseph Maier der Inhaber ist. Dieser hat jüngst die ganze Brauerei modernisiert, neue Eismaschinen und eiserne Tanks aufgestellt sowie das Sudhaus neu eingerichtet, um auch auswärtige Kunden bedienen zu können…“
 
Interessant ist u.a. der Satz „...Dieser hat jüngst die ganze Brauerei modernisiert, neue Eismaschinen und eiserne Tanks aufgestellt sowie das Sudhaus neu eingerichtet, um auch auswärtige Kunden bedienen zu können...". War das Bier vorher so schlecht, dass man es nur Kölnern vorsetzten konnte?
Die Brauerei war eine klassische Hausbrauerei. Produziert wurde nur für den Bedarf des eigenen Brauereiausschanks sowie für 2-3 weitere Restaurationen. Die Jahresproduktion lag in den 1930er Jahren bei 3.500 Hektolitern, die Gefolgschaft bestand aus 5 Arbeitern und Angestellten [4, 5]. Für Technikinteressierte: die Brauerei besaß ein „…Sudhaus mit Feuerkochung, 15 Zentner Schüttung (System Germania); Eismaschine mit 40 000 Kalorien („Geka“), Elektromotore…“ [4].
Josef Maier führte die Brauerei erfolgreich durch die nächsten Jahre. Nach längerer Krankheit verstarb er im Jahr 1943. Seine Witwe, Thea Maier, führte die Brauerei noch ein Jahr weiter, bevor diese bei einem alliierten Bombenangriff im Jahr 1944 völlig zerstört wurde.
(W002) [8, 01.01.1929]
Grüße aus vom Brauhaus Kolter zu Neujahr 1929
(W002) [8, 01.01.1931]
Grüße aus vom Brauhaus Kolter zu Neujahr 1931
 
(W003) [8, 31.12.1931]
Grüße aus vom Brauhaus Kolter zu Neujahr 1932  
(PK002) [unbekannt]
Postkarte "Maier vorm. Kolter", Alter unklar
(W010) [unbekannt]
Werbung der Brauerei, vermutlich aus den 1930er Jahren. Genannt werden auch 3 "Spezial-Ausschankstätten"
        (100) [6, 02.03.1936]
Anzeige der Werbe-Gemeinschaft Kölner Haus-Brauereien aus dem Jahr 1936

Die Nachkriegszeit mit Thea Maier   (1950-1954)
Das völlig zerstörte Brauhaus am Marienplatz wurde nicht wiederaufgebaut aber Thea Maier übernahm im Jahr 1950 die schon seit Jahrhunderten bestehende Brauerei „Im Kaiser“ in der Ehrenstraße 74 . Nach dem zweiten Weltkrieg wurde dort nicht mehr gebraut.
Thea Maier firmierte dort als „Obergärige Bierbrauerei Heinrich Kolter Wwe“. Auch sie braute nicht mehr selbst, das ausgeschenkte Kolter Echt Kölsch wurde als Lohnsud über die Kölner Hofbräu P-J. Früh bezogen, gebraut wurde es allerdings im Altstadtbräu Sion.
Diese Station dauerte nur 4 Jahre, dann zog Thea Maier von der Ehrenstraße 74 zum Hohenstaufenring 48-54. Dort eröffnete sie im Jahr 1954 wieder eine Restauration, mit der sie als „Obergärige Brauerei Thea Maier“ firmierte. Am Hohenzollernring 48-54 gab es keine Historie, Thea Maier war die erste, die dort eine Restauration eröffnete. Das Gastspiel dauerte aber nur 6 Jahre, im Jahr 1960 übernahm Gustav Rüter die Restauration und die Ära Kolter / Maier war damit zu Ende.
(W016) [10, 1951]
Werbung der Restauration Kolter aus dem Jahr 1951
(W018) [10, 1954]
Werbung der Restauration Kolter aus dem Jahr 1951. "Seit 1425, Kölns ältestes Bierrestaurant"

 

(W017) [10, 1958]
Werbung der Restauration Kolter aus dem Jahr 1958, schon am Hohenstaufenring

Übersicht der Firmierungen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
1864-1875 Brauerei Jean Maaßen Marienplatz 24
1875-1879 Brauerei Hermann Wirtz  
1879-1886 Brauerei Heinrich Hubert Flink  
1886-1887 Brauerei Heinrich Hubert Flink Wwe.  
1887-1892 Brauerei Carl Hubert Mömesheim  
1892-1906 Brauerei Heinrich Kolter, Brauerei  
1906-1927 Brauhaus Wwe. Heinrich Kolter  
1927-1943 Brauhaus Wwe. Heinrich Kolter, Inhaber Joseph Maier  
1943-1944 Brauhaus Wwe. Heinrich Kolter, Inhaber Joseph Maier Wwe.  
1950-1954 Obergärige Bierbrauerei Heinrich Kolter Wwe Ehrenstraße 74, keine eigene Bierproduktion mehr
1954-1960 Obergärige Brauerei Thea Maier Hohenstaufenring 48-54

Anmerkungen
» Das Brauhaus besaß 2 Eingänge. Der Haupteingang lag am Marienplatz 24 und rückwärtig gab es einen zweiten Eingang der am Mühlenbach 49-51 lag (siehe Abbildungen W001 und W004)

Brauereiwerbemittel
Gläser
   
(001) [Sammlung Thienel]
Echtheit des Glases nicht gesichert
                                                                                                                              

Bierdeckel
 
(D003)
Altstadt-Bräu Sion-Risch, und Kolter auf einem Bierdeckel. Um 1950, da schon Ehrenstraße 74
 
                                                                              
 
(D005) [Sammlung Krüger] (D001) [Sammlung Hildner]
 
(D006) [Sammelung Krüger]
Beidseitig identisch
 
(D004)
Es gibt ein- und doppelseitig bedruckte Varianten
                                                                             

Quellenverzeichnis
 
1 Kölnische Zeitung, Ausgaben 12.06.1864, 22.07.1864, 04.08.1867, 23.06.1874, 01.10.1875, 15.05.1879, 28.10.1879, 23.08.1880, 08.10.1887, 01.09.1891, 07.05.1905, 27.07.1943
2 „Köln“ aus der Reihe Deutschlands Städtebau, Verlag DARI (Deutscher Architektur- und Industrie-Verlag) Berlin-Halensee, 1926
3 "Trinkt Kölner Bier - Quer durch Kölner Brauhäuser", Artikel einer Sonderbeilage des Kölner Tageblattes vom Sonntag den 15. Dezember 1929
4 Die Brauereien und Mälzereien im Deutschen Reich 1939-40, 38. Auflage, 1940, Verlag Hoppenstedt & Co., Berlin
5 Die Deutschen Brauereien, Firmenjahrbuch des Deutschen Brauer-Bundes, Verlag für Rechts- und Wirtschaftsliteratur A.-G., Berlin u. Leipzig, 1934
6 „Der neue Tag, Ausgaben 01.01.1936, 29.03.1936, 01.01.1937, 01.01.1939
7 "Bonner Generalanzeiger für Bonn und Umgegend", Ausgabe 08.12.1919
8 Kölner Lokal-Anzeiger, Ausgaben: 31.03.1888, 31.07.1888, 11.09.1889, 01.01.1931, 31.12.1931, 20.09.1933
9 "Rheinische Volkwacht", Ausgaben: 08.05.1920, 05.06.1920, 17.09.1920, 11.12.1920, 10 11.03,1927
10 Kölner Adressbuch, Verlag Greven, Ausgaben: 1855, 1856, 1863, 1864, 1875, 1876, 1879, 1880, 1886, 1887, 1888, 1889, 1892, 1893, 1894, 1895, 1953, 1954, 1955, 1960
11 Bachem's Branchen Adreßbuch, Verlag J. P. Bachem, Verlagsbuchhandlung G.m.b.H. Köln/Rhein, 1948
12 "Kölsche Bier- und Brauhäuser", Franz Mathar & Rudolf Spiegel, Greven Verlag Köln, 1989
13 "Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven Verlag, 1999
14 "Kölner Sonntags-Anzeiger, Ausgaben 01.04.1877, 14.12.1884, 26.04.1885
15 "Kölner Stadt-Anzeiger, Artikel "Alte Fotos (3): Mühlenbach vor 100 Jahren", Ausgabe 14.02.1979
16 Sammlung Kölner Postkarten von Detlef Ippen, www.post.koeln
17 Einzelbilder vom Niederrhein, No. 32, Cöln, Alte Häuser in der Mühlenbachstr., Dr. Erwin Quedenfeldt, Düsseldorf, 1915