Unternehmensgeschichte der Bierbrauerei "Zum Treppchen" von Josef Ditzen (Mülheim, Freiheitstraße 18)
sowie der weiteren Betreiber Peter Meynen, Balthasar Gerber sowie Carl & Wilhelm Thurn
 
 
 
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Unternehmensgeschichte
Die Gründung der Brauerei durch Johannes Peter Meynen
Die Brauerei und Essigfabrik von Balthasar Gerber
Die Brauerei unter Carl Thurn / den Gebrüdern Thurn
Die Brauerei "zum Treppchen" von Josef Ditzen / den Gebrüdern Ditzen
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen / Quellen

Die Gründung der Brauerei durch Johannes Peter Meynen
Die Brauerei in der Freiheitsstraße 18 in Mülheim (damals noch eigenständig, erst im Jahr 1914 nach Köln eingemeindet) wurde im Jahr 1857 von Johannes Peter Meynen gegründet.
Außer dem Eintrag im Brauereiverzeichnis [1] gibt es noch zwei bekannte Erwähnungen der Brauerei. Die erste ist eine Anzeige in der Kölnischen Zeitung aus dem Jahr 1859, in der ein Faßbinder und ein zweiter Brauereigesell gesucht wird. Der zweite Nachweis ist eine Anzeige, in der Peter Meynen nach nur 2 Jahren die Brauerei im Jahr 1859 an Balthasar Gerber verkauft. Dieser Anzeige ist auch zu entnehmen, dass neben der Brauerei auch eine Weinessig-Fabrik betrieben wurde.
[2, 12.08.1859] „…Geschäfts=Übernahme. Hiermit die ergebene Anzeige, daß ich die bisher geführte Bierbrauerei u. Weinessig=Fabrik mit dem heutigen Tage an Herrn Balthasar Gerber hier käuflich übertragen habe. Indem ich für das mir geschenkte Vertrauen bestens danke, bitte ich, solches meinem Nachfolger in dem selben Maße zu Theil werden zu lassen. Mülheim am Rhein, den 9. August 1859. Joh. Pet. Meynen…“
 
   
[2, 08.02.1859]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1859. Gesucht werden ein Faßbinder und ein Brauereigesell
                                                                                                                                   

Die Brauerei und Essigfabrik von Balthasar Gerber
[2, 12.08.1859] „…Bezugnehmen auf die vorstehende Anzeige, mache ich hierdurch die Mittheilung, daß ich die von Herrn Joh. Pet. Meynen hier geführte Bierbrauerei u. Weinessig-Fabrik unter dem heutigen Tage käuflich übernommen habe, und solche unter meiner Firma in der bisherigen Weise unverändert fortsetzen werden. Ich bitte, das meinem Vorgänger geschenkte Vertrauen auch auf mich zu übertragen, und soll es mein eifrigstes Bestreben sein, dasselbe durch eine prompte und reelle Bedienung dauernd zu sichern. Mülheim am Rhein, den 9. August 1859. Balthasar Gerber…“
 
Mit dieser Anzeige, direkt unter der vorhergehenden Anzeige von Peter Meynen, machte Balthasar Gerber die Übernahme der Brauerei bekannt. In seiner Firmierung wurde auch die Essig-Fabrik benannt, die bei seinem Vorgänger zwar schon bestand, aber nicht explizit genannt wurde.
Balthasar Gerber betrieb die Brauerei immerhin 15 Jahre bis zum Jahr 1874, es gibt aber keine weiteren bekannten Erwähnungen in dieser Zeit. Im Jahr 1879 taucht er noch einmal als Gläubiger der in Konkurs gegangenen Firma Adollfs & van den Heuvel auf. Im Jahr 1882 verstarb Balthasar Gerber.
Nach Aufgabe der Brauerei gründete Balthasar Gerber wohl erneut eine Essig-Fabrik wie der folgende Handelsregister-Eintrag, in dem sein Sohn die Firma nach dem Tod des Vaters übernimmt, vermuten lässt.
[3, 01.11.1883] „…Zufolge Verfügung vom heutigen Tage ist bei Nr. 430 des hiesigen Handels=(Firmen=) Registers vermerkt worden, daß das von dem zu Mülheim am Rhein wohnhaft gewesenen, nunmehr verstorbenen Kaufmanne und Weinessigfabricanten Balthasar Gerber, bei Lebzeiten daselbst geführte Handelsgeschäft unter der Firma: „Balth. Gerber“ mit Einschluß dieser Firma auf dessen Sohn, den in Mülheim am Rhein wohnenden Kaufmann Ernst Gerber übergegangen ist, welcher das Geschäft für sich unter derselben Firma zu Mülheim am Rhein fortführt. Sodann ist in demselben Register unter Nr. 4285 der Kaufmann Ernst Gerber zu Mülheim am Rhein als Inhaber der Firma: „Balth. Gerber“. heute eingetragen worden. Köln, den 17. October 1883. Keßler, Gerichtsschreiber des Königl. Amtsgerichts, Abth. VII…“
 
Allerdings führte Ernst Gerber die Firma nicht sehr erfolgreich, bereits im Jahr 1892 musste der Konkurs anmelden.
   
[2, 04.04.1882]
Todesanzeige von Balthasar Gerber aus dem Jahr 1882
                                                                                                                                                                             

Die Brauerei unter Carl Thurn / den Gebrüdern Thurn
Ab dem Jahr 1874 führte Carl Thurn die Brauerei. Die Datenlage ist hier allerdings nicht ganz klar, es kann auch sein, dass die Brauerei erst 1879 von den Gebrüdern Thurn gemeinsam übernommen wurde. In jedem Fall ist gesichert, dass im Jahr 1879 die Firma „Gebr. Thurn“ von Carl und Wilhelm Thurn gegründet wurde.
[2, 29.08.1879] „..Auf Anmeldung ist heute in das hiesige Handels=(Gesellschafts=) Register unter Nr. 2100 eingetragen worden die Handels=Gesellschaft unter der Firma: „Gebr. Thurn“, welche ihren Sitz in Mülheim am Rhein und mit dem 1. Januar 1863 begonnen hat. Die Gesellschafter sind die in Mülheim am Rhein wohnenden Bierbrauer Wilhelm Thurn und Carl Thurn und ist jeder derselben berechtigt, die Gesellschaft zu vertreten. Köln, den 26. August 1879. Der Handelsgerichts=Secretair, Weber…“
 
In einer Anzeige aus dem Jahr 1893, in der eine Dampfmaschine gesucht wird, taucht als Kontakt nur „Wilhelm Thurn“ auf. In den Kölner Adressbüchern taucht die Brauerei aber mindestens ab 1892 als Brauerei Karl Thurn sen. auf und ab 1895 dann als Brauerei Gebrüder Thurn [4]
Um die Verwirrung komplett zu machen betrieben beide Brüder gemeinsam noch eine weitere Firma, die sich mit Metallhandel befasste. Wie schon damals in Familien üblich gab es wohl Streit unter den Brüdern. Über die Gründung der Firma ist nichts bekannt, wohl aber über den Übergang der Führung der Firma durch beide Brüder hin zu Carl Thurn alleine.
[2, 16.03.1893] „…Handels=Register. Auszug aus dem Handels=(Firmen=) Register des Königl. Amtsgerichts Mülheim am Rhein. In das bei dem hiesigen Königlichen Amtsgerichte beruhende Handels=(Firmen=) Register ist heute unter Nr. 245 die Firma„Georg Thurn Söhne“ mit dem Sitze in Mütheim am Rhein und als deren Inhaber der Kupferschläger und Metall=Fabricant Carl Thurn zu Mülheim am Rhein eingetragen worden. Das bisher im Handels=Register nicht eingetragene Geschäft ist früher von den Gebrüdern Carl und Wilhelm Thurn unter der Firma„Georg Thurn Söhne“ gemeinschaftlich geführt worden. Bei der Auseinandersetzung hat Wilhelm Thurn eingewilligt, daß Carl Thurn das Geschäft unter Beibehaltung der früheren Firma fortführe. Mülheim am Rhein, den 2. März 1893…“
 
In jedem Fall wurde die Brauerei durch mehr oder weniger Brüder bis zum Jahr 1897 betrieben.
   
[2, 14.07.1893]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1893. Gesucht: eine Dampfmaschine
                                                                                                                                                     

Die Brauerei "zum Treppchen" von Josef Ditzen / den Gebrüdern Ditzen
Im Jahr 1897 wurde die Brauerei von Josef Ditzen übernommen. Josef Ditzen gab der Brauerei den Beinamen "zum Treppchen". Wann dies geschah und mit welchem Bezug ist unklar. Weitere Informationen über diese Zeit sind nicht bekannt. Durch ein Aufgebot im Kontext des Nachlasses von Josef Ditzen und seiner Frau ist zu erfahren, dass Josef Ditzen im Jahr 1916 verstorben war.
[2, 27.03.1918] Aufgebot. Der Notariatsgehilfe Wilhelm Bergs zu Cöln-Mülheim hat als Nachlaßverwalter bezüglich des Nachlasses des am 29. Januar 1916 in Cöln-Mülheim verstorbenen Wirtes und Brauereibesitzers Josef Ditzen und des Nachlasses der am 7. Juli 1916 in Cöln-Mülheim verstorbenen Witwe Josef Ditzen, Anna geb. Pahl, das Aufgebotsverfahren zum Zwecke der Ausschließung von Nachlaßgläubigern beantragt. Die Nachlaßgläubiger werden daher aufgefordert, ihren Forderungen gegen den Nachlaß des verstorbenen Josef Ditzen und ihre Forderungen gegen den Nachlaß der verstorbenen Witwe Josef Ditzen spätestens in dem auf den 18. Mai 1918. vormittags 19 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht in Cöln-Mülheim. Regentenstraße 45. Zimmer 8, anberaumten Aufgebotstermine bei diesem Gericht anzumelden. Die Anmeldung hat die Angabe des Gegenstandes und des Grundes der Forderung zu enthalten. Urkundliche Beweisstücke sind in Urschrift oder in Abschrift beizufügen. Die Nachlaßgläubiger, welche sich nicht melden, können, unbeschadet des Rechtes, vor den Verbindlichkeiten aus Pflichtteilsrechten, Vermächtnissen und Auflagen berücksichtigt zu werden, von den Erben nur insoweit Befriedigung verlangen, als sich nach Befriedigung der nicht ausgeschlossenen Gläubiger noch ein Ueberschuß ergibt. Auch haftet ihnen jeder Erbe nach der Teilung des Nachlasses nur für den seinem Erbteil entsprechenden Teil der Verbindlichkeit. Für die Gläubiger aus Pilichtteitsrechten, Vermächtnissen und Auflagen sowie für die Gläubiger, denen die Erben unbeschränkt haften, tritt, wenn sie sich nicht melden, nur der Rechtsnachteil ein, daß jeder Erbe ihnen nach der Teilung des Nachlasses nur für den seinem Erbteil entsprechenden Teil der Verbindlichkeit haftet. Cöin-Mülheim, 1. März 1918. Kgl. Amtsgericht.
 
Die Brauerei wurde noch ein Jahr von der Familie unter der Firmierung „Brauerei Gebr. Ditzen“ weitergeführt, bis sie im Jahr 1917 endgültig geschlossen wurde.
 
(PK002) [unbekannte Sammlung]
Postkarte der Bierbrauerei "zum Treppchen" von Jos. Ditzen
(PK003) [unbekannte Sammlung]
Postkarte der Obergärigen Bierbrauerei / Restauration zum Treppchen von J. Ditzen
 
 
 
(PK001) [unbekannte Sammlung]
Postkarte der Bierbrauerei "zum Treppchen" von Jos. Ditzen
(PK001) [unbekannte Sammlung]
Postkarte Brauhaus "zum Treppchen" Köln-Mülheim 
                   

Übersicht der Firmierungen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
1857 - 1859 Brauerei Johannes Peter Meynen Freiheitstraße 18 in Mülheim
1859 - 1874 Brauerei & Essigfabrik Balthasar Gerber  
1874 - 1879 Brauerei Carl Thurn Firmierungen und Jahreszahlen nicht gesichert
1879 - 1895 Brauerei Gebr. Thurn  
1895 - 1916 Brauerei "zum Treppchen" Josef Ditzen Laut [5] schon seit 1876
1916 - 1917 Brauerei "zum Treppchen" Gebr. Ditzen  

Anmerkungen
» [1] Weitere Mitglieder der Familie Thurn waren im Brauereigeschäft tätig. Christian Thurn führte von 1857 bis 1865 (ab 1861 seine Witwe) eine Brauerei in direkter Nähe, nämlich in der Freiheitsstraße 7 in Mülheim. In der Freiheitsstraße 136 gab es ebenfalls eine Brauerei der Familie, die von 1862 bis 1892 betrieben wurde. Dies zu Beginn durch „Carl, Elise & Wilhelm Thurn, später noch durch Peter Thurn und dann wieder durch Carl Thurn. Ob genannte Carl und Wilhelm die gleichen waren, welche die Brauerei in der Freiheitsstraße 18 betrieben oder nicht, ist unklar. Schließlich existierte in Köln-Longerich von 1865 bis 1888 noch eine Brauerei „Chr. Thurn“.
» [1[] Auch in der Familie Ditzen gab es mit Anton Ditzen ein weiteres Familienmitglied, welches im Brauereigeschäft tätig war. Anton Ditzen betrieb von 1844 bis 1855 eine Brauerei auf der Hohestraße 11
» [1] Und auch die Familie Gerber hatte mehrere Eisen im Feuer. Peter Gerber und später seine Söhne Peter und Carl Gerber betrieben ebenfalls in unmittelbarer Nähe, der Freiheitsstraße 80, eine Brauerei samt Malzfabrik. Weiter gab es in der Deutzer Straße 18 noch eine Brauerei, die in den Jahren 1878 bis 1888 von einem Wilhelm Gerber betrieben wurde, wobei hier die Familienzugehörigkeit nicht gesichert ist
» [1] Und auch der Name Meynen taucht ein zweites Mal im Kölner Brauerei-Umfeld auf. Von 1838 bis 1841 betrieb ein gewisser Franz Joseph Meynen eine Brauerei in der Kleinen Budengasse 11. Auch hier ist die Familienzugehörigkeit nicht gesichert.
 
 
 
Quellen
1 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
2 Kölnische Zeitung, Ausgaben: 08.02.1859, 12.08.1859, 12.08.1859, 12.03.1879, 29.08.1879, 04.04.1882, 15.10.1883, 20.10.1883, 25.05.1886, 12.02.1892, 02.04.1892, 16.03.1893, 14.07.1893, 11.11.1893, 31.01.1894, 18.03.1895, 27.03.1918
3 "Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger", Berlin, Ausgabe 01.11.1883
4 Kölner Adressbuch, Verlag Greven, Ausgaben 1892-1917
5 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 8. Jahrgang, 1910, Verlag von Eisenschmidt & Schulze GmbH, Leipzig