Unternehmensgeschichte der Brauerei Karpfenbräu der Gebrüder Möltgen aus Kerpen
sowie der Brauerei der Familie Albert
 
 
 
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Unternehmensgeschichte
Die Herkunft der Familie Möltgen                              
Die Gründung und Führung der Brauerei durch Hubert David Möltgen ((1864)-1891)
Die Brauerei Karpfenräu der Gebrüder Hubert & Josef Möltgen (1891-1910)
Die Führung der Brauerei durch Hubert & Johann Möltgen (1910-1918)
Die Führung der Brauerei durch Hubert Möltgen bis zu ihrer Schließung (1918-1924)
Das Hotel Schenk und die weitere Nachnutzung der Brauereigebäude
Die Brauerei der Familie Albert
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen
Quellen
Quellenverzeichnis                                             

Die Herkunft der Familie Möltgen
Die Familie Möltgen stammte nicht etwas aus Kerpen, sondern war in Köln ansässig. Sie waren auch keine Brauer sondern führten dort seit Generationen eine Metzgerei. Der erste bekannte diesbezügliche Nachweis stammt aus dem Kölner Adressbuch des Jahres 1797 [4]. Dort wird Paulus (Paul) Möltgen, Metzger, wohnhaft „Aufm Thurnmarck 1117“ aufgeführt.
Im frühen 19ten Jahrhundert war es üblich, schon sehr verbraucherfreundlich, monatlich die billigsten Lebensmittelproduzenten wie z.B. Bäcker oder auch Metzger in den Lokalzeitungen zu veröffentlichen. Im Jahr 1819 ist auch Paul Möltgen darunter.
[5:07.03.1819] „…im Monat Januar … Die Metzger … Paul Möltgen, Höhle No. 1927 … von gleicher Güte zu einem geringen Preise …“
 
„Höhle“ ist übrigens nicht wörtlich zu nehmen, „in der Höhle“ war der Name einer Kölner Straße welche es heute noch gibt und an der, vermutlich rein zufällig, das Kölner Standesamt gelegen ist.
Anfang des 19ten Jahrhunderts gab es noch weitere „merkwürdige“ Straßennamen in Köln. Die französische Besatzung beauftragte in Jahr 1812 Franz Wallraf, Priester und Rektor der Kölner Universität, mit der Erstellung einer Vorschlagsliste für die Übersetzung der deutschen Kölner Straßennamen ins Französische. Walfraf nahm dies zum Anlass, auch für seiner Meinung nach anstößige deutsche Straßennamen neue unverdächtige Namen vorzuschlagen, was auch von den Franzosen so umgesetzt wurde. So wurde z.B. die „Mördergasse“ zur „Mörsergasse“, die „Kotzgasse“ zur Kostgasse“ und die „Pißgasse“ zum „Börsengässchen“ [6].
Eine weitere Erwähnung von Paul Möltgen stammt aus dem Jahr 1822. Im Kölner Adressbuch dieses Jahres taucht er mit dem Eintrag „Möltgen (Paul) Fleischer, in der Höhle n. 24“ auf [7].
Paul Möltgen starb vermutlich Ende der 1820er Jahre denn im nächsten verfügbaren Kölner Adressbuch aus dem Jahr 1831 wird nur seine Witwe, welche das Geschäft weiterführte, wie folgt aufgeführt: „Möltgen Catharina, Wwe., Metzgerin, oben Marspforten n. 30“. Mittlerweile war das Geschäft auch nicht mehr „In der Höhle“ gelegen, sondern „Oben Marspforten 30“ [8].
Mit dem im Jahr 1817 geborenen Johann Hubert gab es einen gemeinsamen Sohn, weitere Kinder von Paul und Catharina Möltgen sind nicht bekannt. Dieser Sohn, Johann Hubert Möltgen, heiratete im Jahr 1837 die ebenfalls aus Köln stammende Anna Maria Görrig [5]. Vermutlich übernahm dieser im gleichen Jahr den Metzgerbetrieb von seiner Mutter, zumindest wird er ab dem Jahr 1838 als Metzger in „Oben Marspforten 30“ aufgeführt [9].
Johann Hubert Möltgen und seine Frau hatten 4 gemeinsame Kinder, Anna Katharina Hubertina (1838-?), Hubert David (1840-1904), Johann (Jean) Kasper Hubert (Geburts- und Todesjahr nicht bekannt) sowie Agnes (1844-1850) [5,10,11,12].
Die Tochter Agnes starb bereits im Alter von 6 Jahren, die anderen Kinder gingen verschiedene Wege.
Johann Kasper Hubert Möltgen, auch in offiziellen Nennungen meist als Jean Möltgen bezeichnet, übernahm im Jahr 1865 das elterliche Metzgereigeschäft von seinem Vater Johann Hubert Möltgen, welcher sich gleichzeitig zur Ruhe setzte. Dem Vater blieben aber nur noch 3 weitere Jahre bis er im Jahr 1868 verstarb [10]. Jean Möltgen gefiel die Arbeit als Metzger aber anscheinend nicht. Bereits im Jahr 1873 schloss er die Metzgerei, verkaufte das Haus an Oben Marspforten 30 und setzte sich zur Ruhe. Er wird ab dem Jahr 1873 als „Rentner“, wohnhaft am Berlich 2A geführt. Das Geburtsjahr von Jean Möltgen ist zwar nicht bekannt, aber seine Eltern heirateten im November 1837, so dass er zum Zeitpunkt seines Ruhestandes nur maximal 35 Jahr alt gewesen sein kann. Vermutlich lebte er, und das nicht schlecht, von der Erbschaft seines Vaters.
Nach knapp 30 Jahren als Rentner gibt es im Jahr 1901 Neuigkeiten über geschäftliche Tätigkeiten von Jean Möltgen. Jean Möltgen hatte alle überwiegend der Stadt gehörenden Häuser und Grundstücke in der in direkter Nähe zu Hauptbahnhof und Rhein gelegenen Johannisstraße 16-26 [10:1901/1902] erworben. Die Häuser in der Johannisstraße 24-26 ließ er abreißen und errichtete dort ein Hotel, welchem er den Namen „Minerva“ gab. Jean Möltgen hielt sich aber im Hintergrund, geführt wurde das Hotel von Jakob Zeuzem [10:1902].
Aber auch sonst kann er ganz untätig gewesen sein, denn er häufte über Jahre ein wahres Vermögen an, dass nicht alleine auf dem Erbe beruhen kann. Im Jahr 1913 besaß er in Köln sage und schreibe 24 Häuser (Gereonstr. 65 und 63A, Brüsselerstr. 15, 17 und 14, Mohrenstr. 34, Vorgebirgstr. 179, 181, 187 und 191, Am alten Ufer 61, Burgmauer 68, Schildergasse 77, 79, Komödienstr. 107-113 sowie Johannisstraße 16-26 [10:1913,13]).
Weiter taucht er auch in einem Millionärsverzeichnis aus dem Jahr 1913 auf. Sein Vermögen wurde dort mit 2-3 Millionen Mark (vergleichbar mit heutigen 10-15 Millionen Euro) und sein Jahreseinkommen mit 160.000 Mark geschätzt [13].
Jean Möltgen starb vermutlich im Jahr 1919, im Kölner Adressbuch des Jahres 1920 ist nur noch seine Witwe verzeichnet [10:1920].
Anna Katharina Hubertine Möltgen heiratet im Jahr 1858 Johann Adam Klütsch, einen Weinwirt aus Köln und brachte in diese Ehe wohl auch einen Teil ihrer Erbschaft ein [5].
Der im Kontext der Kerpener Brauerei aber wirklich interessante Sohn von Johann Hubert Mölten war Hubert David Möltgen, der nachfolgend weiter beschrieben wird.
Johann Hubert Möltgen selbst verstarb im Jahr 1868 [5], seine Frau Anna Maria Möltgen geb. Görrig 20 Jahr später im Jahr 1888 [20].
Nach dem Tod von Anna Maria Möltgen wurde im Jahr 1889 das Erbe versteigert und es auf die Erben aufteilen zu können. Versteigert wurden insgesamt 7 Häuser in Köln, was den Wohlstand der Metzger-Familie Möltgen in Köln widerspiegelt [5].
(ST001)
Ausschnitt aus dem Stammbaum der Familie Möltgen aus Köln und Frechen. Die Brauer der Familie sind Orange umrandet
 
 
(W025) [5, 17.11.1837]
Heiratsanzeige des Kölner Metzgers Hubert Möltgen, welcher im Jahr 1837 die aus Köln stammende Anna Maria Görrig heiratete
 
(W026) [5, 20.01.1850]
Todesanzeige zum Tod der Tochter Agnes, welche im Jahr 1850 im Alter von 6 Jahren verstarb
                                      
(PK006) [unbekannt]
Postkarte des Hotel Minerva in Köln, welches sich im Besitz von Jean Möltgen befand
(W032) [5, 08.04.1902]
Werbung für das Hotel Minerva in Köln aus dem Jahr 1902. Als Inhaber tritt Hermann Josef Schmitz auf, Besitzer war aber Jean Möltgen
(W033) [43, 13.04.1902]
Weitere Werbeanzeige des Hotel Minerva aus dem Jahr 1902
   
(W034-2) [49]
Die Forbes-Liste der Vergangenheit. Nicht zu glauben, aber schon vor über hundert Jahren gab es Aufstellungen über Millionäre. Hier die Ausgabe der Rheinprovinz Preussen aus dem Jahr 1913. Rechts die Details
(W034)[49]
Rentner Jean Möltgen besaß eine Vielzahl von Häusern in Köln und ein Vermögen zwischen 2 und 3 Millionen Mark, was in etwa heutigen 10-15 Millionen Euro entspricht
                                             

Die Gründung und Führung der Brauerei durch Hubert David Möltgen ((1864)-1891)
Hubert David Möltgen (meist nur David genannt) verließ Köln und zog nach Kerpen. Wann genau dies geschah ist nicht bekannt, vermutlich aber um 1860. David Möltgen heiratete im September 1863 die aus dem in der Bürgereimeisterei Kerpen gelegenem Ort Unnau stammende Catharina Gertrud Hubertine Stupp [5,11,12]. Verwandte von Gertrud Stupp, aber nicht der direkte Zweig der Familie, betrieben zu dieser Zeit eine Brauerei im benachbarten Blatzheim .
Welches Gewerbe sich David Möltgen anstelle des Metzgerhandwerkes für sich ausgesucht hatte, wird aus einer Zeitungsanzeige aus dem Jahr 1863 deutlich, in der ein Wohnhaus in der “…Wohnung des Gastwirthes Herrn David Möltgen…“ versteigert werden soll [5].
David Möltgen führte also spätestens ab Jahr 1863 eine Gastwirtschaft in Kerpen, vermutlich aber schon ein paar Jahre länger.
David Möltgen und seine Frau Gertrud hatten laut [15) insgesamt 11 Kinder (4 Mädchen, 7 Jungen) von denen nur folgende bekannt sind: Hubert (geboren 1864) [11], Theodor (1865, nicht gesichert) [5], Cäcilie (1867) [11], Josef Hubert (1868) [22:KeHei 1893-2], Anna Christine (1869), Anna Christina (1872) [11] sowie Johann (1874) [22:KeGeb 1874-85, 23] und Johann [5,11, KeGeb 1883-87,KeSte 1918-67].
Anna Christina Möltgen war mit Johann Joseph Cramer von der gleichnamigen Brauerei Cramer aus Wollersheim verheiratet [11], ein weiteres Kind soll in die Kölner Brauereifamilie Sünner eingeheiratet haben, welches ist aber nicht bekannt [15].
Eine Kuriosität ist, dass David Möltgen 2 Söhne mit gleichem Namen hatte, den 1874 geborenen Johann und den 1883 geborenen Johann. Für beide liegen die Geburtsurkunden vor, beide hatten auch keine weiteren Vornamen. Und es war auch nicht so, als das der erste Johann vor der Geburt des zweiten schon verstorben war, beide lebten „parallel“ bis zum Tod des 1883 geborenen Johann, welcher 1918 im ersten Weltkrieg fiel [22: KeSte 1918-67]. Den älteren Johann Möltgen zog es im Jahr 1905 nach Dresden wo er im gleichen Jahr die aus Dresden stammende Heida Johanna Wünsche heirate [13]. Ebenfalls im Jahr 1905 eröffnete Johann Möltgen in Dresden ein Blumengeschäft in der Dürerstraße 85 [35]. Dieses führte er mindestens bis ins Jahr 1943, weitere Informationen sind nicht bekannt [36]
Der erste Nachweis das Hubert David Möltgen auch eine Brauerei betrieben hat stammt aus der Geburtsurkunde seines ältesten Sohns Hubert, welcher am 15. Juli 1864 geboren wurde [11,17,22:KerGe1864-65]. In dieser Urkunde wird Hubert David Möltgen als „Bierbrauer & Gastwirth“ bezeichnet.
Aus dem Jahr 1871 gibt es einen weiteren Nachweis in Form einer Anzeige in der zwei Brauergesellen gesucht wurden.
[5, 07.09.1871] „…Zwei Brauergesellen und ein Lehrling gesucht. D. Möltgen in Kerpen…“
 
Im Jahr 1879 gibt es weitere Nennungen von David Möltgen als Brauer. So wird „…in der Wohnung des Gastwirthes und Bierbrauers Herrn Hubert David Möltgen zu Kerpen…“ eine Zwangsversteigerung durchgeführt [19:29.03.1879] und „… David Möltgen, Bierbrauer…“ als Geschworener vorgeschlagen [19:25.10.1879].
Die Kinder von David Möltgen und seiner Frau Gertrud schlugen verschiedene Wege ein.
Die Söhne Hubert (1864 geboren) und Josef (1865 geboren) erlernten bei ihrem Vater das Brauerhandwerk und waren die designierten Nachfolger für Brauerei und Gastwirtschaft.
Über das Leben der ältesten Tochter Cäcilie Möltgen (1867) ist bekannt, dass sie im Jahr 1890 Fritz Starke heiratete, mit dem sie 3 gemeinsame Kinder hatte. Womit sie und ihr Mann ihren Lebensunterhalt verdienten ist unklar. Cäcilie Möltgen starb im Jahr 1943 im Alter von 76 Jahren [11].
Die jüngste Tochter Anna Christina Möltgen zog es zu einem Brauer hin, im Jahr 1900 heiratet sie Johann Joseph Cramer aus Wollersheim, welcher dort die heute noch existierende Cramer-Brauerei führte [11,15]. Gemeinsamt hatte sie 5 Kinder. Anna Christiane Möltgen starb wie ihre Schwester im Jahr 1943, sie wurde 70 Jahre alt.
David Möltgen führte Brauerei und Gastwirtschaft bis ins Jahr 1891, in welchem er die Führung der Brauerei an seine Söhne Hubert und Josef abgab. David Möltgen verstarb im Oktober 1904 im Alter von 65 Jahren (22: KeSte 1904-83].
(W020) [5, 04.09.1863]
Heiratsanzeige von Hubert David Möltgen und Gertrud "Traudchen" Stupp aus dem Jahr 1863
 
(W021) [5, 17.07.1864]
Anzeige zur Geburt des ersten Sohnes Hubert im Jahr 1864
(W022) [5, 19.08.1865]
Anzeige zur Geburt des zweiten Sohnes Franz im Jahr 1865
(W024) [5, 07.05.1868]
Todesanzeige von Hubert Möltgen, der im Jahr 1868, schon als Rentner tituliert, im Alter von 51 verstarb
(W023) [5, 07.09.1871]
Zwei Brauereigesellen und ein Lehrling gesucht. Anzeige aus dem Jahr 1871
(W009) [19, 22.02.1873]
Carnevalistisch-theatralische Abend-Unterhaltung im Saale des Herrn Möltgen. Anzeige aus dem Jahr 1873
(W010) [19, 29.03.1879]
Ausschnitt aus einer Versteigerungsanzeige. Interessant ist die Bezeichnung von Hubert David Möltgen als "Bierbrauer"
(GU001) [22:KeGeb1874-85]
Geburtsurkunde des ersten Johann Möltgen aus dem Jahr 1874
(GU002) [22:KeGeb1883-87]
Geburtsurkunde des zweiten Johann Möltgen aus dem Jahr 1883

Die Brauerei der Gebrüder Hubert & Josef Möltgen (1891-1910)
Im Jahr 1891 übernahmen 2 Söhne von David Möltgen, Hubert und Josef Möltgen, die Führung der Brauerei.
Hubert Möltgen, der älteste Sohn von David Möltgen, war mit Anna Christina Becker verheiratet [20:07.06.1907]. 4 ihrer 5 Kinder starben bereits im Kleinkindalter, der einzig länger überlebende Sohn Wilhelm David Möltgen starb im Jahr 1914 im Alter von 24 Jahren den „Heldentod fürs Vaterland“ [19:16.12.1914, 24:19.12.1914].
Josef Möltgen, der zweitälteste Sohn von David Möltgen, war mit Elisabeth Jaixen verheiratet [22: KeHei 1893-2]. Ihren bekannten 4 Kindern erging es ähnlich wie den Kindern seines Bruders Hubert. 3 der vier Kinder starben bereits im Kleinkindalter und der vierte im Jahr 1893 geborene Sohn Hubert, starb im Alter von 22 Jahren im Jahr 1918 ebenfalls als Soldat im ersten Weltkrieg [25].
Damit David Möltgen’s Söhne Hubert und Josef Möltgen nicht nur die Brauerei, sondern auch die angegliederte Gastwirtschaft weiterführen konnten, beantragte David Möltgen im Jahr 1891 beim Kerpener Bürgermeister die Übertragung der Konzession auf seinen Sohn Hubert. Der Kerpener Bürgermeister Wilhelm Becker wiederum stellte ein entsprechendes Gesuch an den Kreisausschuss. Dieser stellt in dem Gesuch klar, das es nicht zu befürchten ist, dass durch die Wirtschaftsführung der Unsittlichkeit Vorschub geleistet werde, oder dass der gewerbsmäßigen Unzucht ergebene Frauenzimmer in der Restauration verkehren werden.
[3] „…Kerpen im Februar 1891. No. 163. An den Vorsitzenden des Kreisausschusses. Der Bierbrauer und Gastwirt Hubert David Möltgen hierselbst hat nach der beiliegenden Verhandlung beantragt, daß die Conzession zur Führung der mit der Bierbrauerei verbundenen Gast- und Schenkwirthschaft auf dessen Sohn Hubert Möltgen übertragen werde. Derselbe ist 26 Jahre alt, verheiratet und bietet die bisherige Führung derselben mit Garantie, daß die Wirtschaft in ordentlicher Weise weitergeführt werde. Ich bemerke hierbei, daß in der betreffenden Wirthschaft meistens nur Bier ausgeschenkt wird, und daß dieselbe seit Menschengedenken bestanden hat. Das Haus ist an der Hauptstraße, wo die Köln-Dürener und die Neuß-Lechenicher Straße sich kreuzen, gelegen, nicht in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Pfarrhäusern, Unterrichts- und Krankenanstalten gelegen; und ist nicht zu befürchten, daß durch die Wirtschaftsführung der Unsittlichkeit Vorschub geleistet werde, oder daß der gewerbsmäßigen Unzucht ergebene Frauenzimmer darin verkehren, und ferner werden die Räumlichkeiten, welche dem Besitzer und dessen Haus-Angehörigen zu Wohn- und Wirthschaftszwecken dienen, nicht zum Aufenthalt der Gäste benützt. Über die vorhandenen Räumlichkeiten ist eine von dem Schreinermeister Fischer, Kerpen in dupl. angefertigte Handzeichnung, worin die Längen - Breiten - und Größen - Maße der einzelnen Zimmer angegeben sind, beigefügt, wobei ich bemerke, daß die Thüren zu den Gastzimmern sich nach innen öffnen, im Übrigen sind die Räume den durch Verfügung zum 21. September 1886 mitgetheilten Anforderungen entsprechend. Die Gemeinde Kerpen zählt nach der letzten Volkszählung 2954 Bewohner und sind 12 Gast und Schenkwirthschaften vorhanden, worunter eine Herberge für durchreisende Handwerksgesellen mit enthalten ist, so daß eigentlich nur 11 Wirthschaften gerechnet werden können. Ob diese Zahl das Bedürfnis übersteigt oder nicht, dürfte im vorliegenden Fall nicht von Einfluß sein, da durch die Concessionsübertragung eine Vermehrung nicht stattfindet und die in Rede stehende eine solide nach keiner Seite hin nachtheilige Wirthschaft ist, die am meisten von Auswärtigen und Fremden besucht wird. Euer Hochwohlgeboren gestatte ich mir hiermit die gehorsamste Bitte die Übertragung der Wirthschaftsconcession von Hubert David Möltgen auf dessen Sohn Hubert Möltgen zu Kerpen im Haus No 30 erwirken zu wollen. Der Bürgermeister Becker…“
 
Die Konzession wurde erteilt und die Gebrüder Möltgen betrieben Brauerei und Gastwirtschaft weiter.
Während ihr Vater David Möltgen die Brauerei nur in kleinem Maßstab betrieben hatten, begannen die Gebrüder Möltgen mit deren Modernisierung und bauten gleichzeitig die Kapazität der Brauerei aus. Sie gründeten eine offizielle Firma, die „Gebrüder Möltgen, Dampfbierbrauerei, Karpfenbräu zu Kerpen“ und ließen diese im Januar 1893 ins Handelsregister eintragen. Als offizieller Gründungstermin wurde im Handelsregistereintrag der 1. April 1891 festgelegt.
[5:11.01.1893] „…Bekanntmachung. In das Gesellschafts=Register des hiesigen Königlichen Amtsgerichts wurde heute unter Nummer 7 eingetragen die Firma: Gebrüder Möltgen, Dampfbierbrauerei, Karpfenbräu zu Kerpen. Die Gesellschafter sind Hubert Möltgen und Josef Möltgen, beide Bierbrauer in Kerpen, von denen jeder zur Vertretung der Gesellschaft berechtigt ist. Die Gesellschaft hat am 1. April 1891 begonnen. Kerpen, den 4. Januar 1893. Königliches Amtsgericht…“
 
Der Name „Karpfenbräu“ soll aus einer Fehlinterpretation des Kerpener Stadtwappens heraus entstanden sein. Die eigentlich abgebildeten 2 Löwen wurden als eben diese Karpfen interpretiert. Diese Fehlinterpretation war zu dieser Zeit geläufig, z.B. sind in der Fahne der Kerpener Schützenbruderschaft zu dieser Zeit ebenfalls 2 Karpfen anstelle der Löwen abgebildet [14,26].
Die Brauerei war im ersten Jahrzehnt nach der Übernahme durch die Gebrüder Möltgen sehr erfolgreich und entwickelte sich zu einer der größten Brauereien im Kreis Bergheim. Im Jahr 1897 beschäftigte die Brauerei 17 Mitarbeiter und besaß 10 eigene Pferde für die Bierauslieferung [15].
Folgender Artikel aus dem Jahr 1896 hat nur am Rande mit der Brauerei zu tun, er ist aber ein gutes Beispiel dafür, dass sich der Mensch in den letzten 130 Jahren nicht weiterentwickelt hat.
[1:10.09.1896 ] „…Kerpen. Eine geradezu empörende Geschichte brachte heute den 6. cr. unser Städtchen in die größte Aufregung. Der 33 Jahre alte Schustergeselle Burghoff— seit etwa 14 Tagen hier beschäftigt— entführte die 7jährige Tochter eines Beamten der Kreis Bergheimer Kleinbahn zu den in nächster Nähe des Städtchens gelegenen Fruchtschobern des Gutsbesitzers V. Durch das Geschrei des Kindes herbeigelockt, kam der Braumeister K. der Brauerei Gebr. Möltgen noch gerade zur rechten Zeit, um den Unmenschen in seinem Vorhaben zu stören, ihn zu fesseln und die Polizei zu benachrichtigen. Letztere ließ denn auch nicht auf sich warten und brachte denselben hinter Schloß und Riegel, wo er nun seiner hoffentlich nicht zu geringen Strafe entgegensiebt, zumal da, wie verlautet, der Kerl schon eine 2jährige Zuchthausstrafe wegen Sittlichkeitsverbrechens auf dem Kerbholz und vor etwa 8 Tagen hierselbst versucht hat. ein im gleichen Alter stehendes Mädchen unter dem Versprechen, ihm 50 Pfg. zu geben, in den Wald zu locken, offenbar, um ein ähnliches Verbrechen zu begehen. Mögen doch alle Eltern durch diese schrecklichen Ereignisse gewarnt werden, ihre Kleinen im Auge zu behalten…“
 
Die Brauerei wurde laufend modernisiert und im Jahr 1900 führten die Gebrüder Möltgen als erste in ganz Kerpen elektrisches Licht in der Brauerei ein.
[18:19.12.1900] „…Kerpen, 19. Dez. Seit einigen Tagen hat nun auch Kerpen elektrisches Licht, wenn auch nicht für den ganzen Ort. Die Firma Gebr. Möltgen hat in ihrer Brauerei eine elektrische Lichtanlage hergestellt. Hoffentlich kommt das elektrische Licht auch bald für das ganze Städtchen zur Anwendung…“
 
Ein Hobby der Gebrüder Möltgen war die Jagd. Wie auch schon ihr Vater David Möltgen besaßen Hubert und Josef Möltgen offizielle Jagdscheine.
Das Kerpen um die Jahrhundertwende noch recht klein und provinziell war, spiegelt sich in folgender Anzeige wieder. Während die Zwangsversteigerungen im nicht weit entfernten Köln ganze Brauereien und Häuser umfassten, war in Kerpen schon die Versteigerung eines Fahrrades und 6 Särgen eine Anzeige wert.
[19:27.01.1906] „…Zwangsversteigerung. Am 30. Jan. 1906, mittags 12 Uhr, sollen im Pfandlokale Karpfenbräu zu Kerpen: ein Fahrrad, 6 Särge, eine Hobelbank, durch den Unterzeichneten öffentlich gegen gleich bare Zahlung versteigert werden. Schulze, Gerichtsvollzieher, Kerpen b. Köln…“
 
Die Brauerei beliefert viele Restaurationen in Kerpen und im Umland, aber auch Privatleute. Der Flaschenbiervertrieb in Kerpen wurde durch den Verleger Ludwig Thelen aus Kerpen durchgeführt.
[18:20.12.1905] „…Helle und dunkle Flaschenbiere, Feinstes Tafelbier, hochfeines Dunkel nach Münchener Brauart, prima Karpfenbräu und 1a. Bockbier. Prompte Bedienung. Ludw. Thelen, Flaschenbiergeschäft, Kerpen, Bachstraße…“
 
Die Brauerei war an der Kreuzung „Köln-Dürener Straße / Neuß-Lechenicher Straße gelegen (heutige Kreuzung „Hahnenstraße / Kölner Straße“). Zur damaligen Zeit wurde dieser Bereich „An den vier Winden“ genannt. Die direkt neben der Brauerei befindliche Gastwirtschaft war mittlerweile um Gästezimmer zum „Hotel zum Karpfenbräu“, erweitert worden [3] und wurde mittlerweile von Herman Schenk geführt. Wann genau Herman Schenk die Führung der Restauration von Hubert Möltgen übernommen hat ist nicht genau bekannt. Sicher ist, dass die Restauration im Jahr 1901 noch von Hubert Möltgen geführt wurde [1], spätestens ab 1905 aber durch Hermann Schenk [18:04.07.1905]. Durch Straßenumbenennungen und Neunummerierungen der Hausnummern lag das Hotel mittlerweile an der Hauptstraße 43 [29,30].
Im Jahr 1907 verstarb Hubert Möltgen’s Frau Anna Christine Möltgen geb. Becker im Alter von nur 38 Jahren [20].
Im Jahr 1910 kehrte Josef Möltgen Kerpen und der Brauerei den Rücken und verzog mit seiner Frau Elisabeth Möltgen geb. Jaixen und dem einzigen noch lebenden Sohn Hubert nach Billerbeck. Die Gründe für sein Ausscheiden und warum es ihn nach Billerbeck in der Nähe von Münster zog sind unklar. Das er Kerpen verließ belegt auch ein Artikel in dem Ersatz für ihn im Amt eines Gemeindeverordneten gesucht wurde.
[19:16.04.1910] „…Kerpen, 10. Mai. Für den Rest der Wahlperiode des am 9. April 1910 durch Wegzug ausgeschiedenen Gemeindeverordneten Josef Möltgen ...“
 
Das Ausscheiden von Josef Möltgen aus der Firma wurde am 11. April 1910 ins Handelsregister eingetragen und mit Johann Möltgen, einem weiteren, 15 Jahre jüngerem Bruder, auch gleich sein Nachfolger bestimmt.
[19:16.04.1910] „…Im Handelsregister ist bei der offenen Handelsgesellschaft „Gebrüder Möltgen, Dampfbierbrauerei Karpfenbräu“ Kerpen heute eingetragen worden: Josef Möltgen ist aus der Gesellschaft ausgeschieden, gleichzeitig ist Johann Möltgen, Kaufmann zu Kerpen, als persönlich hastender Gesellschafter eingetreten. Zur Vertretung der Gesellschaft sind die Gesellschafter Hubert und Johann Möltgen nur gemeinschaftlich ermächtigt. Kerpen, den 11. April 1910. Königliches Amtsgericht…“
 
(D001) [3]
Anlage zum Gesuch zur Übertragung der Wirtschaft-Konzession von Hubert David Möltgen auf seinen Sohn Hubert Möltgen aus dem Jahr 1891
(BK002) [46]
Briefkopf der Brauerei aus dem Jahr 1904. Ganz rechts ist der heute noch erhaltene Teil, die ehemalige Brauerei-Restauration, zu sehen
 
(W004) [18, 20.12.1905]
Den Vertrieb des Flaschenbiers der Karpfenbrauerei in Kerpen und Umgebung übernahm der Bierverleger Ludwig Thelen. Anzeige aus dem Jahr 1905
(W002) [19, 17.08.1898]
Anzeige des Hotel Rössler aus Bergheim aus dem Jahr 1898. Neben viele anderen Bieren ist auch Kerpener Karpfenbräu vom Faß im Angebot
(W003) [19, 25.11.1905]
In der Restauration zum Karpfenbräu findet eine Zwangsversteigerung statt. Objekt ist tatsächlich ein einzelnes Fahrrad. Anzeige aus dem Jahr 1905
(W005) [19, 27.01.1906]
Weitere Zwangsversteigerung im Pfandlokale Karpfenbräu im Jahr 1906. Diesmal zu ersteigern: ein Fahrrad, 6 Särge und eine Hobelbank
(W006) [19, 16.06.1906]
Im Jahr 1906 eröffnete der Notar Dr. Clausmann ein Büro im Hotel zum Karpfenbräu
(W011) [19, 09.06.1900]
Jüngerer Fuhrknecht gesucht. Anzeige aus dem Jahr 1900
(W007) [18, 11.06.1909]
Im Jahr 1909 wurde ein Heizer gesucht, der auch etwas schlossern kann
(W012) [19, 06.03.1909]
Kesselheizer für Braunkohlenfeuerung gesucht. Anzeige aus dem Jahr 1909

Die Führung der Brauerei durch Hubert und Johann Möltgen (1910-1918)
Nach dem Ausscheiden von Josef Möltgen aus der Gesellschaft setzten seine Brüder Hubert und Johann Möltgen den Betrieb der Brauerei fort.
Die Brauerei wurde weiter modernisiert, man warb mit „Dampfbierbrauerei und Eisfabrik“ [30].
Im Jahr 1914 verstarb Gertrud Möltgen geb. Stupp, die Mutter von Hubert und Johann Möltgen, im Alter von 78 Jahren [31]. David Möltgen, der Vater von Hubert und Johann Möltgen, war bereits im Jahr 1904 im Alter von 64 Jahren verstorben [22:KeSte 1904-83]. Im Jahr 1917 ließen die Erben insgesamt 66 Morgen (16,5 Hektar) Ackerland versteigern um das Erbe aufteilen zu können [32:20.10.1917].
Mit dem ersten Weltkrieg kamen generell schwere Zeiten auf die Brauerei zu. Bereits zu Beginn des Krieges, im November 1914 kam, wie bereits aufgeführt, Wilhelm David Möltgen, der einzige Sohn von Hubert Möltgen, in Belgien ums Leben [19:16.12.1914]. In den Bergheimer Zeitungen wurden über die gesamte Dauer des Krieges eine sogenannte „Ehrentafel“ veröffentlicht, auf der alle im Krieg gefallenen Soldaten aus dem Kreis Bergheim aufgelistet wurden. Wilhelm David Möltgen war der 103. "Held" auf dieser Tafel [24:19.12.1914].
Zusätzlich gab es kriegsbedingt einen Mangel an Rohstoffen, aber durch die vielen eingezogenen Männer zusätzlich auch einen Mangel an Arbeitern in Brauerei und Landwirtschaft. Dies lässt gut durch Anzeigen belegen, welche die Brauerei zu dieser Zeit schaltete und in denen sie Arbeiter für Brauerei und Landwirtschaft suchte [19:02.06.1915]. Weiter sank auch der Absatz durch den schrumpfenden Kundenkreis.
Im Juni 1918 wurde die Brauerei von der nächsten Katastrophe heimgesucht. Johann Möltgen, einer der beiden Brüder welche die Brauerei führten, kam bei einem Gasangriff bei Kämpfen in Chemin des Dames im Norden Frankreichs im Alter von 34 Jahren ums Leben [2,19:29.06.1918]. Wie sein zuvor verstorbener Neffe wurde auch er zur Würdigung seines „Heldentodes“ auf der „Ehrentafel der für Kaiser und Reich gefallenen Krieger des Kreises Bergheim“ verewigt. War sein Neffe noch an Stelle 103 der Helden gewesen, war er mittlerweile die Nummer 1086 [19:27.07.1918].
(PK001) []
Postkarte "Gruss aus Kerpen". Oben links abgebildet die "Brauerei von Gebrüder Möltgen". Vermutlich um 1900
 
(PK001-2) []
Ähnliche Postkarte wie links nebenstehend. Unten links ist anstelle des Gasthauses Th. Bongartz die Kölner Straße abgebildet
(PK004) [48]
Postkarte "Bierbrauerei und Hotel Karpfenbräu", um 1918
 
(Pk005) [unbekannt]
Postkarte Kerpen - An den vier Winden, um 1910
(KG001) [unbekannt]
Notgeld?
(W008) [19, 19.02.1910]
Im Jahr 1910 wurde ein ein neuer Verleger für Flaschenbier gesucht. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde der Vertrieb von Ludwig Thelen abgewickelt
(W001) [30]
Werbung der Restauration von Hermann Abts aus Glesch aus dem Jahr 1911. Im Ausschank: Prima Karpfenbräu
 
(W015) [19, 02.06.1915]
Während des ersten Weltkrieges waren nicht nur Rohstoffe sondern auch Arbeiter Mangelware. Anzeige aus dem Jahr 1915
 
(W019) [32, 20.10.1917]
Zwecks Teilbarkeit ließ die Erben von Hubert David Möltgen und seiner Frau Gertrud im Jahr 1917 66 Morgen Ackerland versteigern
(W014) [16.12.1914]
Todesanzeige von Wilhelm David Möltgen, welcher bereits zu Beginn des ersten Weltkriegs sein Leben verlor
(W015) [24, 19.12.1914]
Aus heutiger Sicht nur schwer nachvollziehbar wurden die Kriegstoten damals als Helden geehrt. Wilhelm David Möltgen war der 103te Held auf der Ehrentafel
(W016) [19, 29.06.1918]
Der erste Weltkrieg traf die Brauerei hart. Im Jahr 1918 starb mit Johann Möltgen einer der beiden Geschäftsführer der Brauerei
(W017) [19, 27.07.1918]
War Wilhelm David Möltgen im Jahr 1914 noch die Nummer 103 auf der "Ehrentafel" trug Johann Möltgen im Jahr 1918 schon die Nummer 1086. Über tausend Kriegstote nur im Kreis Bergheim

Die Führung der Brauerei durch Hubert Möltgen bis zu ihrer Schließung (1918-1924)
Neben den kriegsbedingten Schwierigkeiten mag auch der Tod seines Bruders für Hubert Möltgen ein Grund dafür gewesen sein, die Fortführung der Brauerei in Frage zu stellen. Anderen Brauereien im Umfeld ging es auch nicht besser und insbesondere mit der Blatzheimer Brauerei wurden Fusions- und Übernahmeverhandlungen geführt, wobei die Brauerei von Hubert Möltgen immer mehr Übernahmekandidat als gleichberechtigter Partner war.
Im Jahr 1919 gibt es noch Aktivitäten der Brauerei die auf eine Fortführung des Braubetriebes schließen lassen, so wurde per Anzeige ein tüchtiger Bierkutscher gesucht [19:04.06.1919]. Im Jahr 1920 wurde der Braubetrieb dann endgültig eingestellt. Das Malzkontingent wurde für den Preis von 8.000 Mark an die Blatzheimer Brauerei verkauft [15,33:103]. Zusätzlich wurde auch Inventar und Vorräte (900 Fässer, ein Aichapparat, ein Bierwagen, Pferde, 2 Flaschen-Spülapparate, ein Ofen sowie der Vorrat an Malz) für insgesamt 70.000 Mark an die Blatzheimer Brauerei verkauft [3,33:103].
Die Karpfenbrauerei war groß und relativ modern ausgestattet. Dies war ein Grund für weitere Übernahmeverhandlungen, denn es gab Fusions-Verhandlungen zwischen der Blatzheimer Brauerei, der Brauerei Roleff aus Bergheim Thorr und der Brauerei von Robert Metzmacher aus Frechen. Alle Braustätten dieser Brauereien wären nach einer Fusion zu klein gewesen, die Karpfenbrauerei bot aber genug Platz und Kapazität. Die Fusion wurde aber wieder verworfen.
Im Jahr 1922 trat die Blatzheimer Brauerei erneut auf Hubert Möltgen zu. Aber auch diese Kaufverhandlungen scheiterten [33:113,33:116]. Bei allen Verhandlungen wurde Hubert Möltgen durch seinen Bruder Theodor Möltgen unterstützt, welcher als Rechtsanwalt in Köln ansässig war.
Im Jahr 1923 trat die Blatzheimer Brauerei erneut in Verhandlungen mit Hubert Möltgen. Bei diesen Verhandlungen ging es nicht um die Übernahme der ganzen Brauerei, sondern um den Kauf einzelner Maschinen. Diesmal kam ein Verkauf zustande, die Blatzheimer Brauerei erwarb 2 Dampfmaschinen nebst Kompressoren, eine Eiserzeugungsanlage sowie verschiedenes Zubehör [33:120]. Die Anlagen wurden auch demontiert und in der Blatzheimer Brauerei aufgebaut. Viel hat dies der Blatzheimer Brauerei aber nicht mehr geholfen, auch diese wurde kurze Zeit später, im Jahr 1926, ebenfalls geschlossen.
Formal aufgelöst wurde die Brauerei Karpfenbräu erst im März 1924.
[5:27.03.1924] „…Im hiesigen Handelsregister A ist bei der Firma Gebrüder Möltgen, Dampfbierbrauerei Karpfenbräu, Kerpen, heute eingetragen worden: Die Gesellschaft ist aufgelöst: der bisherige Gesellschafter, Bierbrauer Hubert Möltgen zu Kerpen. ist alleiniger Inhaber der Firma. Kerpen, 19 März 1924. Amtsgericht…“
 
Hubert Möltgen wohnte weiterhin der der Hahnenstraße 11, das dortige Gebäude gehörte bereits seit spätestens 1898 der Brauerei [29]. Im Jahr 1924 wurde Hubert Möltgen als „ohne Gewerbe“ geführt, im Jahr 1927 als Landwirt [28,37].
Hubert Möltgen engagierte sich, vermutlich aus schon zu aktiven Zeiten der Brauerei, in der Lokalpolitik. Er war Mitglied im Gemeinderat von Kerpen, später auch Vorsitzender des Gemeinderates. Im November 1928 wurde er zum Gemeindevorsteher gewählt, bis mindestens ins Jahr 1933 hielt er diesen Posten inne. Im Anschluss verliert sich seine Spur, im Kerpener Adressbuch des Jahres 1934 taucht er nicht mehr auf [27]. Hubert Möltgen verstarb im Jahr 1939 [11].
   
(W018) [19, 04.06.1919]
Tüchtiger Bierkutscher gesucht. Anzeige aus dem Jahr 1919
                                                                                                                                                             

Das Hotel Schenk und die weitere Nachnutzung der Brauereigebäude
Spätestens ab dem Jahr 1905 wurde die bis dahin durch Hubert Möltgen selbst geführte Brauereiwirtschaft durch Hermann Schenk übernommen [18:04.07.1905].
Im Jahr 1906 wurde die Restauration zum ersten Mal als „Hotel Karpfenbräu“ bezeichnet, der reine Betrieb als Wirtschaft wurde um einen Hotelbetrieb erweitert [19:16.06.1906]. Ab den 1920er Jahren wurde auch die Bezeichnung als „Hotel Schenk“ verwendet.
Schon von Anfang an wurden Teile des Hotels fest an andere Gewerbetreibende vermietet. Erstes Gewerbe war das Notariat von Dr. Clausmann, welches im Jahr 1906 einzog. Im Jahr 1921 folgte die Zahnarztpraxis von Eugen Mendelsohn [19:05.11.1921] und im Jahr 1928 eröffnete Ferdinand Veithen ein „Büro für Rechtsauskunft und Steuerberatung“ [19:21.06.1928].
Zusätzlich betrieb Herman Schenk noch eine „Shell-Tankstelle“, wie er es nannte. Diese bestand aus genau einer Zapfsäule, welche sich am linken Rand der Eingangsfront des Hotels befand [28].
Die eigentlichen Brauereigebäude wurden teilweise abgerissen, teilweise zur anderen Nutzung umgebaut. Bei einem Umbau im Jahr 1934 ereignete sich ein tödlicher Unfall.
[24:15.11.1934] „…Schweres Bauunglück mit tödlichem Ausgang. Kerpen, 14. Nov. Gestern nachmittag gegen ½ 3 Uhr ereignete sich in der ehemaligen Brauerei Möltgen ein schweres Bauunglück. Schlossermeister Münchrath und Schmied Ludw. Brand, die einen Teil des Anwesens angekauft haben, wollten dort eine Reparaturwerkstatt für landwirtschaftliche Maschinen errichten. Zu diesem Zwecke waren die beiden mit Ludwig Thelen mit dem Abbruch der alten Decken beschäftigt. Vier Decken hatte man bereits heruntergeholt. Als man nun die letzte beseitigen wollte, knickte die Mauer, auf denen sie standen, um die Decke einzuschlagen, ein. Gleichzeitig stürzte die Decke ein und begrub die Männer unter sich. Arnold Münchrath und Ludwig Thelen, die zwar verletzt wurden, konnten sich noch selbst befreien. Der Schmied Ludwig Brand aber, der unter einen Betonklotz geraten war, konnte trotz schnellster Hilfe nicht mehr gerettet werden. Polizei und Behörden, die sogleich nach Bekanntwerden des Unfalles, an der Unfallstelle erschienen, nahmen die ersten Erhebungen vor…“
 
Das letzte weithin sichtbare Zeichen der Brauerei, der Schornstein, wurde im Jahr 1940 gesprengt.
[24:07.12.1940] „…Kerpen. Hier wurde dieser Tage der Schornstein der ehemaligen Brauerei Moeltgen gesprengt. Wie verlautet, soll an dieser Stelle ein Neubau erfolgen…“
 
Das Hotel Schenk bestand bis Anfang der 1950er Jahre. Außer dem Gebäude des Hotels, in dem sich heute das „Rheinisches Brauhaus zur Klävbotz“ befindet, ist von den Brauereigebäuden nichts mehr vorhanden.
(W035) [19, 05.11.1921]
Im Jahr 1921 eröffnete der Zahnarzt Eugen Mendelsohn in der 1ten Etage des Hotel Schenk seine Zahnarztpraxis
(W036) [19, 21.06.1928]
Im Jahr 1928 eröffnete Ferdinand Veithen in der ersten Etage des Hotel Schenk ein Büro für Rechtsauskunft und Steuerberatung 
(W038) [18, 04.07.1905]
Spätestens seit dem Jahr 1905 führte Hermann Schenk die Brauerei-Restauration. Hier eine Nennung aus dem Jahr 1905 im Kontext einer Frucht-Versteigerung
(W037) [28]
Werbung des Hotel Schenk aus dem Jahr 1927. Auch aufgeführt ist die Shell-Tankstelle, welche aus genau einer Zapfsäule bestand
(F001) [47]
Foto des Hotel Schenk Anfang der 1950er Jahr
(F004)
Im Gebäude des Hotel Schenk befindet sich im Jahr 2023 das Rheinische Brauhaus zur Klävbotz
 
(F005)
Weitere Ansicht des Rheinischen Brauhaus zur Klävbotz aus dem Jahr 2023
(F003)
Über diesen Bereich erstreckte sich früher die Brauerei. Ganz rechts das Rheinische Brauhaus zur Klävbotz

Die Brauerei der Familie Albert
Über die Brauerei der Familie Albert in Kerpen ist nur wenig bekannt. Sicher ist aber, dass aus dieser Brauerei nicht, wie oft angeführt, die zuvor dokumentierte Brauerei von Hubert David Möltgen entstanden ist.
Vermutlich wurde die Brauerei im Jahr 1865 von Georg Albert gegründet, vielleicht existierte sie aber auch schon länger [39]. Laut [3] stammt Georg Albert aus Prölsdorf in Bayern und war dort als Faßbinder tätig gewesen. Wann er genau nach Kerpen kam, ist nicht bekannt. Zusätzlich zur Brauerei betrieb Georg Albert auch eine Restauration. Restauration und Brauerei waren räumlich voneinander getrennt, die Brauerei war an das Wohnhaus in der Eulenstraße angebaut, die Restauration befand aber auf der Hauptstraße [19:14.10.1893,29].
Georg Albert war mit der aus Kerpen stammenden Margaretha Haupts verheiratet, zusammen hatten sie 4 Töchter (Christina, Eva, Sibylla und Gertrud) und einen Sohn (Johann) [22:KeGeb1826-83, 22:KeGeb1826-83,5:02.07.1870].
Georg Albert verstarb am 26. November 1867 im Alter von 53 Jahren. Nach dem Tod von Georg Albert führte seine Frau Margaretha Albert geb. Haupts Restauration und Brauerei weiter.
Nach dem Tod der Eltern von Margaretha Albert ging es vor Gericht um das Erbe auf die gut 15 Erbberechtigten aufteilen zu können, welche sich um ihre Anteile stritten (immerhin ging es um nicht weniger als 17 Grundstücke). In der folgenden Bekanntmachung wird Margaretha Albert als „Wirthin“ bezeichnet und auch ihre Kinder sind benannt.
[5:02.07.1870] „…In der gerichtlichen Theilungssache: 1) des Adam Oebel, ohne Geschäft, zu Kerpen, als Hauptvormund der in seiner Ehe mit der verlebten Ursula Haupts gezeugten noch minderjährigen, gewerblos bei ihm domicilirten Kinder Georg, Johann, Mathias und Gertrud Oebel, über welche der hiernach genannte Johann Oebel die Neben=Vormundschaft führt; 2) des Johann Oebel, Specereihändler und Sattler ... 9) des Johann Jaixen, Bierbrauer, früher zu Kerpen, jetzt in Nordamerica, im Staate Wisconsin wohnend ... 12) des Heinrich Haupts, Conditor in Kerpen; 13) des Mathias Haupts, Geschäftsmann in New-York in Ameria. Gegen: 1) Margaretha Haupts, Witwe von Georg Albert, Wirthin zu Kerpen, für sich und als Hauptvormünderin ihrer mit dem genannten Georg Albert gezeugten noch minderjährigen, gewerblos bei ihr domicilirten Kinder Christina, Eva, Sibylla, Johann und Gertrud Albert, über welche Johann Grasser, Kaufmann in Kerpen, die Nebenvormundschaft führt, Verkagte, vertreten durch Advocat=Anwalt Fischer; 2) Johann Neukirchen, Rentner, zu Köln wohnend, als Hauptvormund der minderjährigen, gewerblos bei ihm domicilirten Kinder der zu Köln verlebten Eheleute Heinrich Neukirchen und Catharina Haupts, namentlich: Sbylla, Ursula und Heinrich Neukirchen, über welche der obengenannte Heinrch Haupts die Neben= Vormundschaft führ, Verklagte, vertreten durch Advocatanwalt Justizrath Correns, sollen die nachbeschriebenen, zur Theilungsmasse der zu Kerpen verlebten Eheleute Johann Haupts und Sibylla Eva Krautz gehörigen in der Gemeinde und Bürgermeisterei Kerpen, im Kreise Bergheim, gelegenen ... (17 Grundstücke) …“
 
Johann Albert, genannt Jean, geboren im Jahr 1855 [22:KeGeb1855-81], war der einzige Sohn von Georg und Margaretha Albert. Er lernte den Beruf des Brauers in der elterlichen Brauerei, da er zum Zeitpunkt des Todes seines Vaters im Jahr 1867 aber erst 12 Jahre alt war, führte in den folgenden Jahren vermutlich seine Mutter den Braubetrieb weiter.
Nach dem Tod seiner Mutter Margaretha Albert im Februar 1888 beantragte Jean Albert die Übertragung der Konzession für die Restauration auf sich, was der „wohlgeborene“ Bürgermeister Becker aus Kerpen auch genehmigte.
[3] „…An den Herrn Bürgermeister Becker Wohlgeboren zu Kerpen. Nach dem Tode meiner Mutter, der Witwe Georg Albert, ist mir das elterliche Haus und Geschäft zur Weiterführung zugeeignet und gestatt ich mir Euer Wohlgeboren ehrerbietigst zu bitten, gefälligst bemerken zu wollen, daß die Schankwirthschafts-Conzession auf meinen Namen übertragen wird. Außer dem früheren Conzessionsschein lege ich, wie Euer Wohlgeboren mir aufgegeben haben, einen Grundriß von den Lokalitäten des Hauses No 382 vor, der von dem Zimmermeister Heinrichs aus Mödrath angefertigt worden ist, diesem Gesuch bei und grüße mit Hochachtung Johann Albert, Bierbrauer…“
 
An der Führung der Restauration war nach dem Tode der Mutter mindestens eine der Schwestern von Jean Albert beteiligt, da die Restauration als Lokalität der „Geschwister Albert“ bezeichnet wurde [3,19:14.10.1893,40:18.02.1893].
Auch die Geschwister Albert konnten sich nicht auf die Aufteilung des Erbes verständigen, so dass es fünfeinhalb Jahre nach dem Tod ihrer Mutter im Oktober 1893 zu einer Zwangsversteigerung des Wohnhauses in der Eulenstraße inklusive der Brauerei kam.
[19:14.10.1893] „…Licitation. In der gerichtlichen Theilungssache der Erben der zu Kerpen verlebten Eheleute Bierbrauer und Wirth Georg Albert und Margaretha geborene Haupts wird der Unterzeichnete, zu Kerven wohnende Königliche Rotar Justhzrath 3ohann Broich am Montag den 18. Dezember 1893 Nachmittags um 3 Uhr im Wirthschaftslocale der „Geschwister Albert" zu Kerpen öffentlich meistbietend versteigern die nachbezeichneten, zum Nachlasse der vorgenannten Eheleute Georg Albert und Marg. geb. Haupts gehörigen, in der Gemeinde Kerpen, Kreises Bergheim, gelegenen Immobilien nämlich: 1. das zu Kerpen „an der Eulenstraße" neben August Klosterhalfen und der Straße gelegene Erbe, bestehend aus mit der Haus=Nr. 382 bezeichneten Wohnhause Anbau, Brauerei, Stallung, Um= und Unterlage allem An= und Zubehör und Hofraum, katastriert unter 11 Flurabtheilung „Kerpen Eulenstraße" mit 2 Aren Metern Hofraum der Nr. 519, mit 2 Aren 17 M Hofraum der Nr. 31 und mit 1 Ar 63 Metern Hausgarten— jetzt ebenfalls Hofraum— der Nr. taxirt zu 9000 Mark, ...“ (sowie weitere 8 Grundstücke)
 
Das Ergebnis der Versteigerung ist nicht bekannt, allerdings gab es 4 Monate später erneut eine Versteigerung, bei der Mobilien versteigert wurden. Unter den Mobilien befanden viele Brauerei-Utensilien, ohne die der Betrieb einer Brauerei nicht möglich ist. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass der Betrieb der Brauerei im Jahr 1894 eingestellt und nur noch die Restauration weiterbetrieben wurde.
[40:18.02.1894] „…Mobiliar-Verkauf zu Kerpen. In der gerichtlichen Theilungssache Albert contra Albert sollen durch den unterzeichneten Notar Justizrath Joh. Broich zu Kerpen am Montag den 12. Marz I. Is., Vormittags um 11 Uhr im Wirthschaftslokale der Geschwister Albert zu Kerpen öffentlich meistbietend versteigert werden die sämmtlichen, zum Nachlasse der zu Kerpen verlebten Eheleute Wirth und Bierbrauer Georg Albert und Marg. geb. Haupts gehörigen Mobilar-Gegenstände, als: a) die vorhandenen Brauerei=Utensilien, insbesondere: Gährbottiche, Lagerfässer, Treberfässer, 1 Luftpumpe mit Zubehör, 1 Kühlvorrichtung, 1 Korkmaschine, Satzkübel, Fässer und dergl., sodann: b) Hausmobilien aller Art als: Tische, Stühle, Bänke, Schränke, Spiegel, Oefen, Betten, Glas, Porzellan etc. Steigpreise bis 3 Mark einschließlich sind zahlbar sofort mit dem Zuschlage, höhere Beträge werden gegen Bürgschaft kreditirt. Kerpen, den 15. Februar 1894. Justizrath Broich, Notar…“
 
Im August 1894 heiratet Jean Albert die ebenfalls aus Kerpen stammende Agnes Halver [22:KeHei1894-19]. Die Ehe dauerte allerdings keine 4 Jahre, den Jean Albert verstarb im Februar 1898 im Alter von nur 43 Jahren [22:KeSte1898-14]. Auch in diesem Fall übernahm die Witwe die Führung der Geschäfte, im Bergheimer Adressbuch des Jahre 1898 ist folgender Eintrag zu finden: „…Albert Johann Wwe. Schenkwirthin, Hauptstr. 62…“ [29].
Jean Albert hatte schon nachweißlich im Jahr 1897 den „Kaisersaal“ betrieben, welcher in Anzeigen zum Schützenfest oder zur Kerpener Kirmes auch explizit benannt wurde.
[19:23.10.1897] „…Bergheim, 22. Okt. Kirmes in Kerpen und Mödrath zeigt die vorliegende Nummer durch mehrere Anzeigen an, in welchen die anläßlich derselben gehaltenen Lustbarkeiten bekannt gegeben werden. In Kerpen finden in den Sälen von Hotel Brand, Th. Bongartz und Jean Albert (Kaisersaal) an zwei bezw. drei Tagen Festlichkeiten statt; in den beiden ersteren bestehend in Konzert und Theater, in letzterem nur in Ball ... Möge sich überall eine ungetrübte Kirmesfreude entfalten…“
 
Als seine Witwe die Führung der Restauration übernahm, tauchte der Name „Kaisersaal“ nicht mehr auf. Allerdings beantragte Agnes Albert im Juli 1899 den Umbau des „Saales zum Adler“. Ob dies der gleiche Saal war oder es sich um einen zweiten Veranstaltungssaal handelte ist unklar.
Wie lange Agnes Albert die Restauration nach dem Tod ihres Mannes weiterführte ist nicht bekannt. Die letzte bekannte diesbezügliche Nennung erfolgt im Kontext eines Ball zum Kerpener Schützenfest im Juni 1902. Im nächsten verfügbaren Adressbuch des Jahres 1911 ist folgender Eintrag zu finden: „…Albert Wwe., o.St., Weberstr. 3…“ [30]. Agnes Albert wird also als „ohne Stand“ und mittlerweile wohnhaft in der Weberstraße 3 aufgeführt. Ob die Restauration weiterbetrieben wurde ist nicht sicher. Sie könnte von Karl Moll weiterbetrieben worden sein, da aber zwischen 1898 und 1911 die Hausnummern der Hauptstraße neu nummeriert worden waren, ist eine eindeutige Zuordnung nicht möglich.
Im weiteren Verlauf verzog Agnes Albert nach Marburg und verstarb dort im Jahr 1955 im Alter von 85 Jahren [41].
(W001) [40]
In der gerichtlichen Teilungssache "Albert contra Albert" aus dem Jahr 1894 wurden zum Betrieb der Brauerei notwendige Brauerei-Utensilien versteigert. Vermutlich wurde die Brauerei danach nicht mehr betrieben
 
(W002) [40, 27.06.1897]
Grosser Festball zum Anlass des Schützenfestes zu Kerpen. Anzeige von Jean Albert aus dem Jahr 1897
(W004) [19, 23.10.1897]
Tanzmusik und abends Ball bei Gelegenheit der Kirmes im Jahr 1897 bei Jean Albert im Kaisersaal
(003) [3]
Pläne von Witwe Johann Albert zum Umbau des "Saal zum Adler" aus dem Jahr 1899
(W005) [19, 27.06.1900]
Tanzmusik und Ball bei Gelegenheit des Kerpener Schützenfestes im Jahr 1900. Die Witwe von Jean Albert führte die ersten Jahre die Restauration fort.
(W006) [19, 28.06.1902]
Tanzmusik und Ball bei Witwe Jean Albert. Anzeige aus dem Jahr 1902

Übersicht der Firmierungen der Brauerei Karpfenbräu, Gebr. Möltgen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
(1864)-1891 Brauerei Hubert David Möltgen  
1891-1910 Brauerei Karpfenbräu, Gebrüder Möltgen Hubert & Josef Möltgen
1910-1918 Brauerei Karpfenbräu, Gebrüder Möltgen Hubert & Johann Möltgen
1918-1924 Brauerei Karpfenbräu, Hubert Möltgen Brauerei bereits im Jahr 1921 geschlossen

Übersicht der Firmierungen der Brauerei Albert
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
(1865)-1867 Brauerei Georg Albert  
1867-1888 Brauerei Witwe Georg Albert Geführt durch Margaretha Albert
1888-1894 Brauerei Johann Albert Ende der Brauerei im Jahr 1894 nicht gesichert

Anmerkungen
» Von der Brauerei der Familie Möltgen, wie auch von der Brauerei der Familie Albert, sind keinerlei Brauereiwerbemittel wie Flaschen, Krüge, Bierdeckel oder Gläser bekannt.

Quellenverzeichnis
 
1 Grosses Landes-Adressbuch Rheinprovinz, Band I: Regierungsbezirk Köln und Regierungsbezirk Düsseldorf, Berenberg’sche Buchdruckerei und Verlagsanstalt Hannover, Februar 1901
2  https://www.volksbund.de/erinnern-gedenken/graebersuche-online/detail/ed265b624aa07555406d04b7464ae428
3 "Biergeschichte zwischen Rhein und Erft", Dr. Helmut Wirges, Bienen-Verlag-Bachem, 1994
4 "Verzeichnis der Stadt-Kölnischen Einwohner, nebst Bemerkung", Thiriart und Compagnie, 1797
5 "Kölnische Zeitung", Ausgaben 17.11.1837, 19.11.1837, 20.03.1838, 19.05.1840, 20.01.1850, 31.10.1858, 04.09.1863, 18.12.1863, 17.07.1864, 29.09.1864, 19.08.1865, 11.09.1865, 29.07.1867, 07.05.1868, 12.07.1868, 20.05.1869, 02.07.1870, 02.05.1871, 07.09.1871, 25.11.1871, 05.05.1876, 06.05.1876, 20.01.1882, 09.11.1889, 11.01.1893, 08.04.1902, 10.05.1905, 23.03.1918, 27.03.1924
6 https://wallraf.mapublishing-lab.uni-koeln.de/wallraf-in-koeln/wirken-und-nachwirkung/wallrafs-strassenneubenennung
7 Adreß=Buch oder Verzeichnis der Einwohner der Stadt Köln", Th. F. Thiriart, 1822
8 "Adreß-Buch oder Verzeichniß der Einwohner der Stadt Köln", Buchdruckerei von Fr. J. Greven, 1831
9 "Adreß-Buch oder Verzeichniß der Einwohner der Stadt Köln", Greven'sche Buchdruckerei, 1838
10 Kölner Adressbuch, Verlag Greven, das Jahr der konkreten Ausgabe steht durch Doppelpunkt getrennt rechts ([10:<Jahr der Ausgabe])
11 www.ancestry.de
12  "Aachener Anzeiger", Ausgabe 12.10.1904
13 "Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in der Rheinprovinz“, Rudolf Martin, 1913
14 Kerpen. Neue Stadt in alten Bildern
15 „Die Blatzheimer Bierbrauerei AG vormals Gebrüder Breuer, Blatzheim bei Köln“, Artikel von Susanne Harke-Schmidt in den Kerpener Heimatblättern, Heft 2/2007
16 "Köln-Bergheimer Zeitung", Ausgaben 06.01.1892, 10.09.1896, 18.06.1898
17 Stadtarchiv Kerpen, Amt Kerpen, Nr. 1041
18 "Rheinischer Merkur", Ausgaben 19.12.1900, 04.07.1905, 08.08.1905, 20.12.1905, 16.10.1906, 20.02.1907, 11.06.1909, 25.10.1909, 11.05.1911, 24.07.1912, 11.07.1913, 04.12.1913, 03.01.1920
19 "Bergheimer Zeitung", Ausgaben 22.01.1873, 22.02.1873, 01.03.1873, 03.05.1873, 07.02.1874, 07.02.1874, 17.02.1877, 01.03.1879, 29.03.1879, 25.10.1879, 13.05.1882, 29.07.1882, 07.12.1887, 28.06.1890, 14.10.1893, 09.11.1895, 23.10.1897, 04.12.1897, 17.08.1898, 09.06.1900, 27.06.1900, 28.06.1902, 04.03.1905, 25.11.1905, 27.01.1906, 16.06.1906, 01.05.1909, 06.03.1909, 27.10.1909, 19.02.1910, 16.04.1910, 16.12.1914, 02.06.1915, 29.06.1918, 27.07.1918, 04.06.1919, 05.11.1921, 07.01.1922, 06.05.1924, 04.04.1925, 08.05.1926, 09.04.1927, 21.06.1928, 18.09.1928
20 "Neußer Zeitung", Ausgaben 27.03.1888, 07.06.1907
21 https://de.restaurantguru.com/Rheinische-Brauhaus-zur-Klaevbotz-Kerpen#gallery
22 Stadtarchiv Kerpen, Geburts- (KeGeb), Heirats- (KeHei) und Sterbeurkunden (KeSte) des Standesamt Kerpen, zu jeder Referenz ist zusätzlich das Jahr und die Urkundennummer angegeben
23 Stadtarchiv Dresden, Heiratsurkunde 1905 Nr. 1013, Johann Möltgen & Heida Johanna Wünsche
24 Der Erft-Bote", Ausgaben 19.12.1914, 15.11.1934, 07.12.1940
25 Sterbeurkunde 1918 Nr. 78, Standesamt Billerbeck
26 http://st-seb-kerpen.de/index.php/ueber-uns/9-1925-1938
27 Einwohner-Adreßbuch für den Kreis Bergheim-Erft, Verlag Heinrich Jakobs, Kempen (Rhein), Ausgabe 1934
28 Adress-Buch für den Kreis Bergheim, Ausgabe 1927, Druck und Verlag; Buchdruckerei K. Gutmann, Bergheim-Erft
29 Kreis Bergheimer Adress-Buch, Druck und Verlag von J. Heinrichs, Bergheim, Ausgabe 1898
30 Adreß-Buch für den Kreis Bergheim, Druck und Verlag: Buchdruckerei des „Erft-Bote“ (Josef Neunzig, Bedburg), Ausgabe 1911
31 www.myheritage.de
32 "Horremer Zeitung, Ausgabe 20.10.1917
33 Stadtarchiv Kerpen, Dipostum Blatzheimer Bierbrauerei AG, Nr. 12 (die Nummer XY hinter der Quellenangabe „[40:XY]“, gibt die Nummer des referenzierten Aufsichtsratsprotokoll an)
34 Sterbeurkunde 1918 Nr. 78, Standesamt Billerbeck
35 Adressbuch für Dresden und seine Vororte, Buchdruckerei der Dr. Güntzschen Stiftung, Ausgaben 1905 und 1906
36 Adreßbuch der Gau- und Landeshauptstadt Dresden, Adreßbuchverlag der Dr. Güntzschen Stifung, Ausgabe 1943/44
37 Adressbuch des Kreises Bergheim, Verlag Gutmann, Ausgabe 1924
38 https://www.facebook.com/RheinischesBrauhauszurKlavbotz/?locale=de_DE
39 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
40 "Kölner Sonntags-Anzeiger", Ausgaben 18.02.1894, 27.06.1897
41 Todesurkunde 1955-67, Standesamt Marburg
42 "Echo der Gegenwart", Ausgabe 30.09.1864
43 "Kölner Lokal-Anzeiger", Ausgaben 03.01.1889, 24.02.1889, 13.04.1902
44 "Kölner Nachrichten", Ausgabe 08.03.1884
45 "Kölner Stadtboth", Ausgabe 07.03.1819
46 Stadtarchiv Kerpen, Dipostum Blatzheimer Bierbrauerei AG, Nr. 3
47 Stadtarchiv Kerpen, BA_05673, Fotograf: Bert Schumacher
48 Facebook-Seite von Peter-Josef Bertels
49 "Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in der Rheinprovinz“, Rudolf Martin, 1913