Unternehmensgeschichte der Brauerei Paas
aus Bergisch Gladbach
Inhaltsverzeichnis (Navigation durch Anklicken der Kapitelnamen)
Unternehmensgeschichte
Besondere Zeitungsartikel
Quellen
Einführung
Die Brauerei-Historie in Bergisch Gladbach beschränkt sich
unverständlicherweise auf genau eine Brauerei, die Brauerei Paas. Immerhin
kann das heute noch als Restauration existierende Brauhaus Paas eine fast
200-jährige Tradition vorweisen, allerdings nur ca. 40 Jahre davon mit
eigentlichem Brauereibetrieb.
Dabei wurde das Brauhaus Paas in der überwiegenden Zeit, über
5 Generationen hinweg, von der Familie Paas selber betrieben. Die Datenlage
ist jedoch, insbesondere ab dem zweiten Weltkrieg, sehr dürftig. Hilfe ist
sehr willkommen!
Johann Wilhelm Paas, im Jahr 1801 in Langen (Hessen) geboren,
erwarb im Jahr 1829 ein aus dem 17ten Jahrhundert stammendes Fachwerkhaus in
der Marienstraße 25 in der Bürgermeisterei Gladbach, welches an der Stelle
stand, an der heute noch das Gasthaus Paas befindet. Johann Wilhelm Paas
erwarb das Haus vom Bäcker und Kaufmann Heinrich Lange (1765–1833) [1,2].
Das Haus gehörte ursprünglich einer Familie Berger, von deren
Namen auch die Bezeichnung des Hauses abgeleitet war. Diese lautete „et
Bergersch Hüschen“ (das Bergers Häuschen). Der Name ist also vom
Familiennamen „Berger“ des Besitzers abgeleitet und nicht von Berg oder
Bergisch, auch wenn der Name im Kontext zu Bergisch Gladbach auf den ersten
Blick naheliegend erscheint. Deshalb wurden in den Folgejahren, auch durch
die Familie Paas selbst, falsche Bezeichnungen verwendet (z.B. W023, W030).
Johann Wilhelm Paas war sehr vielseitig. Er betrieb zu Beginn
eine Landwirtschaft, eine Bäckerei, einen „Kramladen“
(Kolonialwarenhandlung) und verkaufte Kleidung [1,2].
Ein Jahr später, im Jahr 1830, lies Johann Wilhelm Paas das
alte Fachwerkhaus abreißen und errichtet an seiner Stelle ein wesentlich
größeres Haus mit Wohn- Wirtschaftsbereichen, welche heute noch erhalten
ist.
Zusätzlich zu den anderen betriebenen Geschäften errichtete
Johann Wilhelm Paas, vorher auch schon als Brenner tätig gewesen, in den
neuen Gebäuden im Jahr 1830 noch eine Brennerei [1].
Allen geschäftlichen Aktivitäten zuträglich war die Lage der
Gebäude, welche an der Hauptverkehrsstraße zwischen Mülheim und dem
Bergischen Land sowie dem „Comunalweg“ nach Bensberg lagen [14].
Johann Wilhelm Paas erbaute bis 1835 noch einige
Nebengebäude, denn sein bisheriges Betätigungsfeld schien ihm nicht
auszureichen. Im gleichen Jahr erhielt er die Konzession zum Betrieb einer
Restauration und am 29. September 1835 wurde die Restauration von Wilhelm
Paas eröffnet [1].
Laut [6] soll gleichzeitig auch eine Brauerei gegründet
worden sein. Ob es die Brauerei zu dieser Zeit wirklich schon gab ist
eher fraglich. In den Folgejahren gibt es keine Erwähnungen einer Brauerei und
Johann Wilhelm Paas wurde in Anzeigen nicht als Brauer sondern als Gastwirt
bezeichnet.
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(F007) [4]
Gemälde des (noch jungen) Johann Wilhelm Paas |
(F002) [1, 08.06.1935]
Foto des (älteren) Johann Wilhelm Paas, abgedruckt im Artikel zum
100-jährigen Bestehen des Gasthaus dem Jahr 1935 |
Versuch der Rekonstruktion eines Stammbaums der Familie
Paas. Nicht einfach zu erstellen, da fast jedes männliche Mitglied Reinhard
und/oder Wilhelm hieß.
HILFE GESUCHT! |
Lageplan der Brauerei Paas mit Umfeld und Umbenennungen |
Die erste bekannte Anzeige mit der Erwähnung von Johann
Wilhelm Paas nach der Gründung im Jahr 1835 stammt aus dem Jahr 1840 zum
Anlass der Gladbacher Kirmes:
[7, 16.08.1840] „…Gladbacher Kirmes. Bei Unterzeichnetem ist
am Sonntag, Montag und Dinstag, den 16., 17. und 18. dieses, Nachmittags
Harmonie, später Ball, wozu ergebenst einladet. J.W. Paas…“
In den Folgejahren giab es etliche Anzeigen, in denen Johann
Wilhelm Paas seine Räumlichkeiten für Zwangsversteigerungen und Ähnlichem
zur Verfügung stellte. Die diesbezüglichen Anzeigen wurden nicht nur in Gladbach,
sondern
auch in Kölner Presse veröffentlicht.
[7, 13.10.1841] „…Oeffentliche Verpachtung einer Holzmühle.
Am Montag den 18. I. M., Nachmittags 2 Uhr wird der unterzeichnete Notar zu
Gladbach in der Wohnung des Gastwirthes Herrn Paas, die daselbst an dem
Strunderbache gelegene Holzmühle öffentlich an den Meistbietenden auf 12
Jahre verpachtet ...
Im Jahr 1842 wurde in der Bürgermeisterei Gladbach die erste
Postanstalt gegründet. Johann Wilhelm Pass stellte hierfür seine
Räumlichkeiten zur Verfügung (einen Raum für die Abwicklung und einen Stall
für 6 Pferde für Postkutschen und Boten) und wurde auch offiziell zum
Postexpediteur und Posthalter ernannt [20]. Zuerst gab es zweimal täglich
eine Verbindung nach Mülheim, bis zum Jahr 1852 wurde diese um eine tägliche
Verbindung mit Wipperfürth und Köln erweitert.
Ein Grund für die Wahl von Johann Wilhelm Paas als Posthalter
war die Lage seiner Gebäude, welche direkt an der Hauptverkehrsstraße
zwischen Mülheim und dem Bergischen Land lagen. Johann Wilhelm Paas bekleidete das Amt des
Posthalters bis zum Jahr 1863, in dem Claudius Kolter, welcher bereits 1854
in direkter Nähe eine wesentlich größere Restauration erbaut hatte (heute
ein Teil des „Bergischen Löwens“), das Amt als Posthalter übernahm [1,3].
Damit nicht genug, übernahm Johann Wilhelm Paas in den 1840er
Jahren auch noch das Amt als Stadtverordneter. Hier geriet er aber wohl mit
dem Gesetz in Konflikt, wie der folgende Zeitungsbericht aus dem Jahr 1849
vermuten lässt:
[7, 14.01.1849] „…Bergisch Gladbach. Ist es nicht sehr
auffallend, daß nichts Sicheres darüber bekannt geworden, was aus der
Angelegenheit des Gemeindeverordneten und Posthalters J. Wilh. Paas, welcher
wegen Versuches, den Landrat Schnabel in Mülheim zu bestechen, sowohl in
erster wie in der Appell=Instanz zu 3 Monat Gefängnis verurtheilt wurde,
endlich geworden ist? Straflosigkeit oder Begnadigung wegen solchen
Vergehens würde vollends demoralisiren; und doch scheint die Straße hier
nicht verbüßt zu werden; auch ist die verwirkte Bestechungssumme von 50
Thalern noch nicht zur Armen=Gasse geflossen…“
Im Jahr 1845 wurde im Restaurant von Johann Wilhelm Paas der
Männergesangsverein „Liederkranz“ gegründet. Johann Wilhelm war eines der
Gründungsmitglieder, wie folgendem Artikel aus dem Jahr 1930 zu entnehmen
ist:
[3, 08.11.1930] „…Kurz nach Bildung des Weltruf genießenden
Kölner Männergesangvereins wurde in unserer Heimatstadt Bergisch Gladbach
der Männergesangverein „Liederkranz“ gegründet. Die Namen der Männer, die
sich dieser schönen und edlen Aufgabe unterzogen und die Gründung und
Einrichtung zu Stande brachten, verdienen der Nachwelt erhalten zu bleiben.
Es waren folgende Herren: 1. Robert Fromm, gräfl. Wolff-Metternichscher
Förster zu Strauweiler in Odenthal, 2. Peter Klever, Lehrer in Odenthal, 3.
Peter Josef Küster, Lehrer in Gladbach, 4. Friedrich Wachendorff, Kaufmann
in Gladbach, 5. Josef Küster, Lehramtskandidat daselbst, 6. Wilh. Paas
Gastwirt daselbst, 7. Eduard Schröder, Postsekretär daselbst, 8. Heinrich
Eckermann, Lehrer in Mülheim, 9. Peter de Caluwe, Privatier zu Haus Blegge
in Paffrath, 10. Eduard Westthal, Förster in Paffrath, 11. Anton Fekter,
Lehrer daselbst, 12. Vincenz von Zuccalmaglio, Notariatskandidat daselbst,
13. Johann Kierspel, Lehramtskandidat daselbst, 14. Joh. Wilh. Lindlar,
Akademiker der Düsseldorfer Kunstschule, daselbst, 15. Wilhelm Fekter,
Lehrer in Thurn, 16. Josef Kleinenbroich, Lehrer in Bensberg und 17.
Valentin Haake, Buchbinder in Bensberg.
Die denkwürdige Gründung des „Liederkranz“ mit dem Spruche „Durch das Schöne
stets das Gute“ erfolgte am 19. September 1845 in der Gastwirtschaft des
Mitbegründers I. W. Paas…“
Während dessen fanden weitere Versteigerungen in der
„Behausung des Gastwirthes Herrn Johann Wilhelm Paas zu Gladbach“ statt. Bei
einer Versteigerung im Jahr 1845 wurde das „ehemals landtagsfähige
Rittergut Leerbach“ versteigert.
Im Jahr 1871 versteigerte Johann Wilhelm Paas sein eigenes
Gut in Dürscheid, bestehend aus Haus, Scheune und Ackerland. Er wird in
dieser Anzeige als „Kaufmann und Gutsbesitzer“ bezeichnet [8].
Im Jahr 1874 brach in den Lagerräumen in der Marienstraße 25
ein Feuer aus, welches aber noch relativ glimpflich ausging:
[8, 21.03.1874] „…Bensberg den 18. März. In vergangener Nacht
brach in unserer Nachbarstadt Gladbach in der Brennerei des Herrn Paas Feuer
aus, welches diese ungefähr zur Hälfte, so wie eine große Quantität
Malzvorrath zerstörte. Energischer Hülfe war zu danken, daß das Feuer nicht
weiter um sich griff…“
Der zerstörte Malzvorrat ist der erste Hinweis auf den
Betrieb einer Brauerei, welche aber vermutlich schon vor dem Jahr 1874
betrieben wurde.
Ebenfalls im Jahr 1874 wurde der „Bergisch-Gladbacher Credit-
u. Spar-Verein, eingetragene Genossenschaft", gegründet. Einer der Gründer
und Vorstandsmitglied war Johann Wilhelm Paas. Er gab den Vorstandsposten
allerdings schon im Jahr 1879 wieder ab.
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(W112) [7, 16.08.1840]
Erste bekannte Anzeige von Johann Wilhelm Paas aus dem Jahr 1840, in der er
während der Kirmes ergebenst in sein Lokal einlädt |
(W113) [7, 17.09.1844]
Im Jahr 1844 werden in der Wohnung des Posthalters Herrn Paas zwei in der
Nähe gelegene "Gütchen" versteigert |
(W114) [7, 26.05.1845]
im Jahr 1845 wird das ehemalige Rittergut "Leerbach" in der Wohnung des
Gastwirthes Herrn Paas versteigert |
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(W115) [7, 14.01.1849]
Der Artikel aus dem Jahr 1849 nimmt Bezug auf die Verurteilung von Johann
Wilhelm Paas zu 3 Monaten Gefängnis im Jahr 1849. Ob Johann Wilhelm Paas die
Straße wirklich absitzen musste, ist nicht bekannt |
(W002) [17, 02.09.1871]
Im Jahr 1871 ließ Johann Wilhelm Paas eines seiner Güter versteigern |
(W003) [17, 27.05.1874]
Anzeige zur Gründung des Bergisch Gladbacher Credit und Sparvereins im Jahr
1874. Einer der 3 Vorstände war Johann Wilhelm Paas |
(W005) [17, 23.04.1879]
Neben der Restauration und weiteren Ämtern betrieb Johann Wilhelm Paas auch
noch Landwirtschaft. In dieser Anzeige aus dem Jahr 1879 wird ein
Ackerknecht gesucht |
Wann genau Johann Wilhelm Paas seine Brauerei eröffnete, ist
unklar. Laut dem Standard Brauereiverzeichnis [6] war es im Jahr 1885, was
aber nicht stimmen kann, da es bereits zeitlich vorher Nachweise gibt. Der
erste Nachweis stammt, wie vorher beschrieben, vom Malzbrand im Jahr 1874. Der erste
konkrete Nennung stammt aus
dem Jahr 1878, in dem Johann Wilhelm Paas bei der Übernahme eines weiteren Amtes
als Brauereibesitzer bezeichnet wird.
[8, 08.05.1878] „…Bekanntmachung. An Stelle des verstorbenen
Ackerers Hrn. Johann Odenthal zu Gladbacher=Mühle ist der Guts= und
Brauereibesitzer Herr Johann Wilhelm Paas zu B.=Gladbach zum Mitglied des
Schauamtes zur Körung der Zuchtstiere ernannt worden. Mülheim, den 4. Mai
1878.
Körung ist die Auswahl von geeigneten Tieren für die Zucht
durch sachkundige Richter, Johann Wilhelm Paas betrieb zu dieser Zeit
nachweislich weiterhin auch Landwirtschaft.
Im Jahr 1879 verpachtete Johann Wilhelm Paas ein bei Spitze
gelegenes Gut. Ein weiterer Hinweis auf seine geschäftlichen Erfolge und den
erlangten Wohlstand.
[8, 03.09.1879] „…Mein zu Spitze, Bürgermeisterei Bensberg
gelegenes Gut, bestehend in 1 geräumigen Wohnhause nebst Stallungen, Scheune
und Backhaus sowie 30 Morgen bestes Ackerland u. 2 Morgen Baumhof mit
Graswuchs ist vom 22. Febr. nächsten Jahres ab auf mehrere Jahre unter
günstigen Bedingungen zu pachten. Das Haus eignet sich wegen seiner vorzügl.
Lage und Einrichtung besonders zu Wirthschaft, Specereiwaaren=Geschäft und
Bäckerei. B.=Gladbach, 1. Sept. 1879. J. W. Paas…“
Im Jahr 1882 trat Johann Wilhelm Paas, mittlerweile schon
über 80 Jahre alt, etwas kürzer, er gab zumindest seinen Posten als
Stadtverordneter ab. In Brauerei und Restauration unterstützten seit
längerem schon seine beiden Söhne Reinhard und Wilhelm.
Weitere Nachweise der Brauereitätigkeit sind mehrere Anzeigen
des "Deutschen Kaisersaals" von Heinrich Nasselstein ab dem Jahr 1884, welcher
mit „Lagerbier aus der bestrenommirten Brauerei von J. W. Paas“ warb [8].
Am 16 November 1889 verstarb Johann Wilhelm Paas im Alter von
88 Jahren.
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(W006) [17, 16.08.1884]
"köstliches Lagerbier aus der bestrenommiirten Brauerei J.W. Paas" im
Ausschank des Deutschen Kaisersaals in Bergisch Gladbach. Anzeige aus dem
Jahr 1884 |
(W007) [17, 15.08.1885]
Weitere Anzeige des Deutschen Kaisersaals |
(W009) [17, 14.08.1886]
Weitere Anzeige des Deutschen Kaisersaals, diesmal zur Kirmes im Jahr 1886 |
(W008) [17, 05.05.1886]
Diesmal ein Konzert für "hülfsbedürftige Communionkinder". Anzeige aus dem
Jahr 1886 |
Wie üblich gab es nach dem Tod des vermögenden Johann Wilhelm
Paas Streitereien um das Erbe. Diese führten dazu, dass ein Großteil seiner
Immobilien versteigert wurde um den Erlös unter den Erben aufzuteilen zu
können.
[8, 19.03.1890] „…Großer Immobilien-Verkauf. (darunter 40
Baustellen). Auf Anstehen der Erben und Rechtsnachfolger des zu Berg.-
Gladbach verlebten Herrn Johann Wilhelm Paas wird der Unterzeichnete am
Freitag den 11. und soweit nöthig Samsstag den 12. April d. Is. mittags von
10 Uhr ab in der Paas'schen Wirthschaft zu Berg.=Gladbach theilungshalber
folgende zu dem fraglichen Nachlasse gehörigen Immobilien öffentlich unter
sehr günstigen Zahlungs-Bedingungen zum Verkaufe ausstellen lassen:
1. Das in Berg.-Gladbach in der Nähe der evangel. Kirche gelegene, bisheran
von Frau Ww. Mattenklodt benutzte Wohnhaus nebst Hofraum, Garten und
anstoßendem Wäldchen, haltend an Fläche 1 Hektar, 16 Ar, 32 Meter.
2. Das ebendaselbst an der Bensbergerstraße gelegene, bisher von Frau Wittwe
Gericke benutzte Wohnhaus nebst Hofraum und Garten, haltend an Fläche 6 Ar 3
Meter.
3. Das ebendaselbst an der Bensbergerstraße gelegene Gütchen „Jüch“ mit
Wohn- und Oeconomiegebäuden, Baumhof und Ackerland, haltend an Fläche 1
Hektar, 40 Ar, 21 Meter.
4. Zehn Bauplätze an der Bensbergerstraße.
5. Elf Bauplätze an der Odenthalerstraße.
6. Sechs Bauplätze an der Paffratherstraße.
7. Ein Bauplatz an der Sanderstraße.
8. Zwölf Bauplätze zu Schützheide.
9. Garten nebst Fischteich am Bockerbach dicht bei der katholischen Kirche,
10 Ar 23 Meter.
10. ca. 9¾ Morgen Garten und Ackerland im Gemeindebezirk Gladbach, theils an
der Paffrather- und Odenthalerstraße, theils auf dem Horn gelegen.
11. Das zu und bei Spitze an der Mülheim-Wipperfürtherund
Beusberg-Bechen-Stumper-Straße gelegene, 8 Hektar 85 Ar große Ackergut nebst
großen Wohn- und Wirthschafts- und Oeconomiegebäuden, in welchen seit langen
Jahren mit bestem Erfolg Wirthschaft, Frucht- und Kleinhandel betrieben
worden ist.
Bedingungen und Pläne können beim Unterzeichneten eingesehen werden.
Berg.-Gladbach, im März 1890. Der Königliche Notar: Offergelt.
Die Brauerei selbst wurde von Johann Wilhelm Paas Söhnen
Wilhelm und Reinhard zuerst unter gleicher Firmierung weitergeführt und im
Jahr 1893 dann in „Brauerei Gebr. Paas“ geändert [6].
Die Informationen über die nächsten Jahre beschränken sich
auf Veranstaltungen verschiedenster Vereine in der Brauerei und
gelegentlichen Anzeigen mit Eigenwerbung.
Im September 1903 verstarb Wilhelm Paas im Alter von 62
Jahren und Reinhard Paas führte die Brauerei alleine weiter, ab dem Jahr
1904 unter der Firmierung „Brauerei Reinhard Paas“ [6].
Mittlerweile arbeitet mit Wilhelm Reinhard Pass, dem Sohn von
Reinhard Paas, auch dritte Generation in der Brauerei mit.
Im Jahr 1908 zog sich Reinhard Pass (2te Generation) aus dem
Betrieb der Brauerei zurück und sein Sohn, Wilhelm Reinhard Paas (3te G.), übernahm die
Führung der Brauerei, was sich auch in der Umfirmierung in „Brauerei
Reinhard Paas“ widerspiegelte. Reinhard Paas (2te G.) starb im September
1910 im Alter von 71 Jahren.
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(W011) [3, 28.05.1896]
Es kann kein Eis mehr abgegeben werden. Dies lässt auf untergäriges Brauen
schließen, vermutlich mit eingelagertem Eis und keiner Eismaschine. Anzeige
aus dem Jahr 1896 mit der Firmierung "Gebr. Paas"
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(W013) [3, 11.08.1900]
Der Kirmes-Verein trifft sich bei Paas. Anzeige aus dem Jahr 1900 |
(W012) [17, 24.02.1900]
Der katholische Lehrer-Verein versammelt sich bei Reinhard Paas. Anzeige aus
dem Jahr 1900 |
(W014) [3, 27.03.1902]
Es wurde also auch noch im Jahr 1902 Landwirtschaft betrieben. Noch unter
der Firmierung "Gebr. Paas" |
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(W015) [3, 07.08.1902]
Im Restaurant "Zum Bahnhof" in Bergisch Gladbach kommt "hochfeines Bier aus
der Brauerei Gebrüder Paas" zum Ausschank. Anzeige aus dem Jahr 1902 |
(W009) [3, 06.08.1903]
Weitere Anzeige des Restaurant "Zum Bahnhof", diesmal aus dem Jahr 1903 |
(W019) [3, 27.02.1904]
Anzeige für Bock-Bier aus dem Jahr 1904, schon unter der neuen Firmierung
"Reinhard Paas" |
(W017) [3, 12.09.1903]
Todesanzeige von Wilhelm Paas aus dem Jahr 1903. Mit Wilhelm war einer der
Gebrüder Paas verstorben und Reinhard Paas führte ab diesem Zeitpunkt die
Brauerei alleine weiter |
(W021) [3, 28.09.1910]
Sieben Jahre nach seinem Bruder verstarb auch Reinhard Paas im Jahr 1910 |
Mit der Führung der Brauerei durch Wilhelm Reinhard Paas (3te
G., genannt Reinhard) begann die Hochzeit der Brauerei. Regelmäßig wurden
Anzeigen geschaltet und es gelang Reinhard Paas auch, weitere Absatzstätten
zu erschließen. U.a. wurde das Bier im Restaurant „Alt Heidelberger“ von
Johan Büchner auch in 5 Liter Syphons vertrieben [3].
Die letzten Jahre vor dem ersten Weltkrieg waren die
erfolgreichsten Jahre der Brauerei Paas. Zu dieser Zeit wurden sowohl untergäriges (bayrisches) als
auch obergäriges Bier produziert. Das obergärige Bier wurde als „Paas
Kölsch“ bezeichnet und beworben.
Reinhard Paas warb nicht nur mit seinem Eigennamen für die
Brauerei, sondern auch mit „Bergisches Brau-Haus“ [3] oder „Zum Bergisch
Hüschen“ [3]. Ob Reinhard Paas hier wissentlich oder unwissentlich falsche
Bezeichnungen verwendet ist unklar (früher hatte das Haus ja „Bergersch
Hüschen“ geheißen, abgleitet vom Familiennamen „Berger“ des ursprünglichen
Besitzers).
Bereits im Jahr 1890 hatte Reinhard Paas die aus Rath
stammende Gertrud Buchmüller geheiratet. Bereits ein Jahr später kam ihr
erster gemeinsamer Sohn zur Welt und erhielt den Namen, ja richtig, Wilhelm
Reinhard. Zwei Jahre später kam auch eine Tochter mit dem unverdächtigen
Namen Paula Wilhelmine Christina zur Welt.
Auch in der Presse wurde die Brauerei Reinhard Paas erwähnt:
[3, 03.06.1911] „…Lokales und Provinzielles. … Wer am
liebsten in stiller Ecke sein Gläschen trinkt, sei darauf aufmerksam
gemacht, daß im Berg. Brauhaus von Reinhard Paas wieder selbstgebrautes
Bier, bayerisches und obergärig Kölsch verabreicht wird. Mögen alle Wirte
und Gäste nach den Festtagen recht zufrieden auf diese zurückblicken
können…“
[3, 05.08.1911] „…Lokales und Provinzielles. !! B.=Gladbach,
5. August. Die Kirmes ist da; morgen öffnet sie weit ihre Tore und heißt
alle eintreten. … Die Restauration Paas wird auch an diesen Tagen ihre alte
Anziehungskraft, die durch den Ausschank von selbstgebrautem Bier, Bayerisch
und Kölsch, bedeutend gestiegen ist, sicherlich noch vermehren. ...
In manchen Anzeigen dieser Zeit wird auch noch die Witwe Reinhard
Paas (2te G.) anstelle von Reinhard Paas (3te G.) genannt.
Vermutlich kam der Brauereibetrieb schon mit Ausbruch des
ersten Weltkriegs zum Erliegen, zumindest sind nach Ausbruch des Krieges im
Juli 1914 bis einige Monate vor seinem Ende keine Anzeigen der Brauerei
selbst oder von Vereins-Versammlungen bekannt. Gründe waren vermutlich die
Rohstoff-Knappheit und Arbeitermangel. Hinzu kam noch, dass auch
Reinhard Paas als Soldat in den Krieg zog. Die Brauerei blieb damit
endgültig geschlossen, nach dem Krieg wurde der Brauerei-Betrieb nicht
wieder aufgenommen.
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(R001) [unbekannt]
Ausschnitt aus einer Rechnung von Reinhard Paas, vermutlich um 1910 |
(W020) [3, 07.08.1909]
Kirmesanzeige aus dem Jahr 1909 |
(W023) [3, 03.06.1911]
Im Jahr 1911 bringt Reinhard Paas wieder sein "eigenes Gebräu" zum
Ausschank. Zu dieser Zeit wurde sowohl obergärig als auch untergärig
gebraut. Der Begriff "Bergisches Brau-Haus" taucht nur in dieser Anzeige auf
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(W027) {3,23.12.1911]
Während der Feiertage ist Bock-Bier im Angebot. Anzeige aus dem Jahr 1911 |
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(W030) [3, 06.04.1912]
Lager-Bier und Kölsch-Bier sind im Angebot bei Reinhard Paas. Diesmal
bezeichnet er sein Etablissement als "Zum Bergisch Hüschen" |
(W035) [3, 10.08.1912]
Anzeige aus dem Jahr 1912, in dem Reinhard Paas zum ersten Mal selbst sein
Bier als "Paas Kölsch bewirbt |
(W038) [3, 24.12.1912]
Auch während der Feiertage des Jahres 1912 ist selbstgebrautes Bock-Bier im
Ausschank |
(W043) [3, 24.12.1913]
Anzeige von Reinhard Paas zu Weihnachen 1913. Es gibt wieder Bock-Bier und
weiterhin Kölsch |
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(W031) [18, 06.04.1912]
Auch in der Nachbarstadt Bensberg wurde bei Wilhelm Krämer Bier aus der
Brauerei Paas ausgeschenkt. Anzeige aus dem Jahr 1912
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(W031) [18, 23.12.1913]
Weitere Anzeige von Wilhelm Kramer aus dem Jahr 1913. Genannt werden Paas
Kölsch und Paas Bock-Bier |
(W034) [3, 13.07.1912]
Der Gasthof zum Vereinshaus wird im Jahr 1912. Im Ausschank ist neben dem
prominenten "Sünner Export" auch "Paas Kölsch" |
(W037) [3, 21.12.1912]
Auch im "Gronauer Hof" ist Paas Kölsch im Ausschank. Anzeige aus dem Jahr
1912
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(W036) [3, 23.08.1912]
Auch auf der Kirmes in Paffrath sind Paas Lager und Paas Kölsch im
Ausschank. Anzeige aus dem Jahr 1912 |
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(W038) [10.05.1913]
Weitere Anzeige des Gronauer Hof aus dem Jahr 1913. Weiterhin im Angebot ist
Paas Kölsch
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(W025) [3, 16.08.1911]
Der im Jahr 1845 in der Restauration Paas gegründete Männergesangsverein
"Liederkranz" triff sich im Vereinlokal Restaurant Paas. Anzeige aus dem
Jahr 1911 |
(W041) [3, 01.10.1913]
Anzeige des Hotel Jägerhof aus Bergisch Gladbach aus dem Jahr 1913. Auch
hier ist neben Deutsch-Pilsener der Sünner Brauerei Paas Kölsch im Ausschank |
(W028) [3, 12.01.1912]
Zur Feier des Kaisergeburtstags im Jahr 1912 wird ein Fest-Essen
veranstaltet. Einschreiben hierfür ist bei Paas möglich, diesmal wird
allerdings "Wwe. Reinhard Paas" genannt |
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(W033) [3, 14.06.1912]
Die Lotterie-Gesellschaft "Bergisch-Hüsge" zahlt die Gewinne im Brauhaus
Paas aus. Anzeige aus dem Jahr 1912 |
(W045) [3, 27.06.1914]
Weitere Anzeige der Lotterie-Gesellschaft "Bergisch Hüsge" von Juni 1914
(einen Monat vor Ausbruch des ersten Weltkriegs)
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(W029) [3, 03.04.1912]
In der Restauration "Alt-Heidelberg" von Johann Büchner wird "Echt Kölsch"
aus der Brauerei Paas in 6 Liter Siphons verkauft. Anzeige aus dem Jahr 1912 |
(W032) [3,25.05.1912]
Weitere Anzeige von Johann Büchner aus dem Jahr 1912. Hier wird das Bier der
Brauerei Paas explizit in einer Anzeige als "Paas Kölsch" bezeichnet (zum ersten Mal
überhaupt zuvor im August 1911) |
(W039] [3, 30.07.1913]
Weitere Anzeige von Johann Blüchner aus dem Jahr 1913. Weiterhin im Angebot:
Paas-Kölsch |
(W044) [24.12.1913]
Weitere Anzeige von Johann Büchner zu Weihnachten 1913 |
Reinhard Pass kehrte unverletzt und mit dem Eisernen Kreuz
ausgezeichnet aus dem Krieg zurück. Mit einer Wiedereröffnung der
Restauration, geschweige denn der Brauerei, war es aber erstmal nichts. Die
Gebäude der Familie Paas waren von den englischen Besatzern requiriert
worden, die Nutzung war den englischen Truppen vorbehalten.
[3, 03.01.1919] „…Anordnungen des engl. Stadtkommandanten.
Bekanntmachung. Es kommen Fälle vor, daß deutsche Zivilpersonen sich im
Besitze von britischen Kleidungsstücken und sonstigen Gegenständen etc.
befinden. Es ist den Deutschen strikte verboten, irgendwelche britischen
Kleidungsstücke, Ausrüstungsgegenstände, Lebensmittel oder andere
Gegenstände zu kaufen oder sich in deren Besitz zu befinden. Jede
Zivilperson, die sich im Besitz solcher Gegenstände befindet, wird
strengstens bestraft. Die Verfügung der britischen Behörde bezüglich des
Freihaltens gewisser Lokale für die britischen Truppen ist wie folgt
abgeändert worden:
1) Rüsing, Wilhelmstr. 198 ist für den Verkehr für Zivilpersonen wieder
freigegeben.
2) a. Schmitz, Wipperfürtherstr. 14 und b. Paas, Marienstraße sind während
der Zeit von 12—1½ Uhr Nachmittags und von 4½ Uhr Nachmittags bis 9 Uhr
Abends für den Besuch von britischen Truppen freizuhalten. Während dieser
Stunden ist in den Lokalen der Verkehr von Zivilpersonen verboten.
Wahrscheinlich noch vor der Besatzung, im August 1918, wurde
in den Räumen der Brauerei Paas der Gladbacher Damenschwimmverein gegründet wurde (zu dem
einige Jahre später dann auch Herren zugelassen wurden) [3].
Im Jahr 1920 zogen die britischen Besatzer dann wieder ab.
[3, 03.03.1920] „…B.=Gladbach, 3. März. Die englische
Besatzung, die wir in erheblicher Stärke mehr denn 14 Monate hier
beherbergt, hat bis auf einen kleinen Rest.=Gladbach verlassen. Sämtliche
Schulen sind nunmehr wider geräumt, ebenso die Kriegsküche und eine Reihe
von Wirtschaften, die von der englischen Besatzung vollständig in Beschlag
genommen, so der„Bergische Löwe“,„Am Bock“,„Brauerei Paas" und„Gronauer Hof“
von Löhr werden demnächst wieder dem Publikum geöffnet werden. ...“
Kurz darauf wurde die Restauration wiedereröffnet, die
Brauerei allerdings blieb für immer geschlossen. Vermutlich bereits im Jahr
1919, gesichert für das Jahr 1920 nutzte der Spirituosen- und Weinhändler
Urban Schmitz jr. die alten Lagerkeller der Brauerei als Lager für seine
Ware. In Anzeigen warb er für seine Ware, er suchte aber auch leere Flaschen
und es gab einen Bonus, wenn die Flaschen in seinem Lager abgegeben wurden
(„…für jede Flasche die frei an meinen Keller (früher Brauerei Paas)
gebracht wird, 10 Pfg. mehr…“) [3]. Anscheinend hatte er sich aber nicht die
richtigen Angestellten ausgesucht, denn im Februar 1920 wurde er Opfer eines
Diebstahls:
[3, 23.02.1920] „…B.=Gladbach, 28. Febr. Mittelst Einbruchs
waren dem Weinhändler Urban Schmitz aus seinen Kellereien in der Brauerei
Paas in der Nacht zum Freitag für mehrere Hundert Mark Wein und Kognak
gestohlen worden. Heute Morgen gelang es, eigene Arbeiter bei erneutem
Diebstahl als Einbrecher zu ermitteln…“
Im Juli 1923 brach ein Feuer aus, dass aber dank dem
beherzten Eingreifen eines Herrn Bräuer und seines „Minimax“ (einer zu
dieser Zeit sehr verbreiteten Variante eines Feuerlöschers) schnell gelöscht
werden konnte.
[3, 31.07.1923] „…B.=Gladbach, 31. Juli. Selbstschutz gegen
Feuersgefahr. Wie uns nachträglich von einem Augenzeugen des Brandes,
welcher vergangenen Freitag Nacht in der früheren Brauerei Paas ausgebrochen
war, berichtet wird, hätte das Unglück sehr leicht schlimme Folgen haben
können. Die Decke der in dem betreffenden Gebäude befindlichen
Anstreicher=Werkstelle war bereits teilweise durchgebrannt und wäre in
wenigen Minuten auch der Dachstuhl des Gebäudes in Opfer der Flammen
geworden. Nur dem schnellen und tatkräftigen Eingreifen des Herrn Georg
Bräuer, welcher als erster mit einem Minimax=Apparat auf der Brandstelle
erschien, ist es zu verdanken, daß großes Unheil verhütet worden ist und die
Bewohner des Vorderhauses keinen weiteren Schaden erlitten haben. Die städt.
Feuerwehr war auch bald zur Stelle, doch brauchte sich dieselbe nur noch um
die Ablöschung und Sicherung des Gebäudes zu bemühen. Mit Rücksicht auf die
enormen Werte, welche durch jedes Feuer vernichtet werden können, ist es
geradezu die Pflicht eines jeden Haus= und Grundbesitzers, die nötigen
Vorsichtsmaßregeln zur Bekämpfung solcher Unfälle zu treffen, zumal die
gegen Feuer versicherten Summen heute in den meisten Fällen zur Deckung der
entstandenen Schäden nicht mehr genügen. Wie der vorliegende Fall auch recht
deutlich zeigt, ist es das Wichtigste, daß jedes Feuer, auch wenn dasselbe
anfänglich noch so klein erscheint, sofort im Keime erstickt wird. Daß
hierzu die bekannten Minimax=Apparate die beste Waffe sind, hat der
vorliegende Fall in deutlicher Weise erwiesen…“
Bereits im Jahr 1920 warb Reinhard Paas wieder mit Bier, wenn
auch nicht mit seinem eigenen. Im Jahr 1924 benannte er dann auch die
Quelle. Er warb für Höhenhaus Pilsener und benannte sein Restaurant als
„Spezialausschank für Bergisch Gladbach“. In den Folgejahren erweiterte er
seine Palette mit Produkten aus der Balsam Bergischen-Löwenbrauerei um „Balsamator-Bock“

. Ab 1927 warb er auch mit „Dortmunder Union“ parallel zu
„Höhenhaus Pilsener“ und „Balsamator Bock“. Ende des Jahres 1927 wurde die
Palette noch um „Salvator-Bier“ erweitert. Dies wurde aber im Jahr darauf von
„Müser-Bräu“ ersetzt und auch das Dortmunder Bier wurde kurz darauf
gestrichen.
Im Jahr 1928 war Reinhard Paas dann auch zusätzlich mit „Echt
Kölsch“, aber ohne die Quelle preiszugeben. Im Jahr 1933 wird in einer
Anzeige das einzige bekannt Mal dann doch die Kölsch-Marke erwähnt, im
Angebot waren „Höhenhaus Pils, Müser Bräu und Echt Gaffel-Kölsch.

Im Jahr 1927 wurde die Restauration modernisiert und
vergrößert (siehe Anzeige W069). Reinhard Paas warb daraufhin auch gerne mit
„vornehmen Gesellschaftsräumen“ welche den „verwöhntesten Ansprüchen
genügen".
[3, 01.10.1927] „…Aus unserer Heimat. Stadtbezirk B.
Gladbach. 1. Okt. 1927. Das Restaurant Paas. Mit dem Umbau vom „Ahlen
Bergischen Häuschen“, wie das Paassche Haus früher im Volksmund hieß, hat
Herr Architekt Will eine Aufgabe gelöst, wie sie besser wohl von keinem
Architekten hätte gelöst werden können,— wie eben nur ein Innenkünstler Will
sie fertig bringen kann. Wer heute seit längerer Zeit zum ersten Male das
Lokal betritt, der kennt sich nicht wieder. Es wurde eine vollständige
Umgestaltung vorgenommen, die vor allem in einer ganz bedeutenden
Raumvergrößerung Ausdruck findet. Durch eine glänzend gelöste Zweiteilung
des Raumes wurden zwei Gaststuben geschaffen, die durch die vornehme,
unaufdringliche und doch sachlich moderne Ausstattung, die bis in die
kleinste Kleinigkeit streng durchgeführt wurde, die Vorbedingungen für einen
gemütlichen Aufenthalt und für das Wohlbefinden der Gäste darstellen. Eine
Gaststätte ist geschaffen worden, die allen, auch den verwöhntesten
Ansprüchen genügen wird, die zu den schönsten und geschmackvollsten unserer
Stadt zu zählen ist. Morgen findet, wie eine Anzeige in heutiger Nummer
besagt, die Eröffnung statt…“
Reinhard Paas schaltete regelmäßig Anzeigen in der lokalen
Presse. Geworben wurde u.a. immer mit „Künstler Konzerten“. Dies schien zu
dieser Zeit üblich zu sein, denn seine in direkter Nähe gelegenen
Konkurrenten (Bock, Bergischer Löwe) taten es ihm gleich. Richtig innovativ
war Reinhard Paas im Jahr 1929, in dem er mehrfach Jazz-Konzerte mit der
Jazz-Kapelle „Vohaheyko“ veranstaltete [3].
Wie auch schon um die Jahrhundertwende, so war das Restaurant
Reinhard Paas auch in den 1920er und 1930er Jahre der Treffpunkt vieler
Vereine und Versammlungsort jedweder Gesellschaften. So z.B. des
„Zweckverbandes für Leibesübungen“, des „Ortskartell des deutschen
Beamtenbundes“, des „Verbandes der katholischen Akademiker zur Pflege der
Weltanschauung“, der „Lotteriegesellschaft Bergisch -Hüsge“, des „Reichsbund
der Kriegsbeschädigten und ehem. Kriegsteilnehmer“, des „Turn-Vereins 1879“,
des „“Evangelischen Vereins Bergisch Gladbach“, des Wirte-Vereins Bergisch
Gladbach, der „Ortsgruppe Bergisch Gladbach des Vereins für Deutsche
Schäferhunde“, der „Schützengesellschaft Bergisch Gladbach“, der „161er“
(10. Rheinisches Infanterie Regiments Nr. 161“, der „Motorsportklub Bergisch
Gladbach“, die „Zentrumspartei“, die „freien Friseurinnen der Stadt Bergisch
Gladbach“, der Bergisch Gladbacher Imkervereinigung“, usw.
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(W051) [3, 04.09.1920]
Der Turnvereins 1879 trifft sich bei Paas |
(W053) [3, 17.01.1922]
Tagung des Evangelischen Vereins Bergisch Gladbach im Jahr 1922 in der
Gastwirtschaft Paas |
(W054) [3, 12.09.1923]
Versammlung des Wirte-Vereins Bergisch Gladbach bei Paas. Anzeige aus dem
Jahr 1923 |
(W057) [3, 06.12.1924]
Versammlung des Wirtschaftsvereins der Angehörigen der Firma Zander in der
Restauration Witwe Reinhard Paas. Anzeige aus dem Jahr 1924
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(W059) [3, 01.10.1925]
Auch die Ortsgruppe Bergisch Gladbach des Vereins für Deutsche Schäferhund
tagte im Restaurant Paas. Anzeige aus dem Jahr 1925 |
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(W061) [3, 14.04.1926]
Die Schützengesellschaft Berg. Gladbach hält ihre Generalversammlung bei
Schützenbruder Heinrich Paas ab. Anzeige aus dem Jahr 1926
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(W062) [3, 25.06.1926]
Auch das ehemalige 161. Infanterieregiment trifft bei sich Paas. Anzeige aus
dem Jahr 1926 |
(W064) [3, 03.02.1927]
Der "Verband kath. Akademiker zur Pflege der kath. Weltanschauung" trifft
sich im Lokale Paas. Anzeige aus dem Jahr 1927 |
(W065) [3, 15.02.1927]
Die Wirtschaftliche Vereinigung des Einzelhandels trifft sich in der
Gastwirtschaft Paas. Anzeige aus dem Jahr 1927 |
(W066) [3, 29.09.1927]
Das Ortskartell des Deutschen Beamtenbundes trifft sich im Saale von
Reinhard Paas. Anzeige aus dem Jahr 1927 |
Im Jahr 1933 wurde auch in Bergisch Gladbach die
Machtübernahme der Nationalsozialisten sichtbar. Nicht nur, dass Straßen nach dem „Führer“
benannt wurden, es wurde auch eine sehr national geprägte „Braune Woche“
veranstaltet, in der es u.a. Aufmärsche der Hitler-Jugend, des Jungvolkes
und der Arbeitsfront gab. Eigentliches ging es um das heimische Handwerk und
die lokalen Produkte, die sich in der „Braunen Messe“ präsentierten, in
Wirklichkeit war es aber eine Propagandaveranstaltung der neuen Machthaber
um das Volk für sich zu gewinnen. "Braune Wochen" wurden auch in anderen
Städten veranstaltet. Zur "Braunen Woche" in Bergisch Gladbach wurde auch
das Theaterstück „Schlageter“ von der NS-Laienspieltruppe aufgeführt.
In diesem zu dieser Zeit sehr erfolgreichen Stück geht es um
Heldenverehrung. Der „edle“ deutsche Freiheitskämpfer Albert Leo Schlageter
spielt die Hauptrolle. Erst Soldat im ersten Weltkrieg, wurde der 1921 von
der französischen Besatzung als Saboteur verurteilt und hingerichtet.
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(W098) [1, 30.09.1933]
Anzeige der Restauration Reinhard Paas zur "Braunen Messe" |
(W099) [1, 05.10.1933]
Das Programm der "Braunen Woche", enthielt Aufmärsche und
Propaganda-Veranstaltungen, die aber beim Volk gut ankamen |
(W100) [1, 05.10.1933]
Die Organisation des Werbe-Festzugs innerhalb der "Braunen Messe" wurde bei
Paas geplant |
Im Jahr 1935 wurden die ehemaligen Lagerkeller der Brauerei
in Luftschutzkeller umgebaut.
[1, 16.02.1935] „…Begeisterte Aufnahme des
Luftschutzgedankens bei der SA=Reserve Bergisch Gladbach. Am vergangenen
Mittwoch fand der Appell der SA=Reserve im Sturmbann=Gebäude bei Paas unter
Leitung des Sturmfübrers Weiden statt. Neben allgemeinen Fragen sollte
dieser Abend vor allem dem Luftschutzgedanken gewidmet sein. Als Referenten
hatte man Ortsgruppenführer Pelke von hiesigen Ortsgruppe des RLB. gewonnen,
der sich in einem groß angelegten Referat mit dem Thema befaßte: „Luftschutz
und Volksgemeinschaft". Der Referent gab einleitend seiner Freude darüber
Ausdruck, daß die SA. sich auch mit der Bedeutung des Luftschutzes befassen
wolle. Dies sei um so mehr zu begrüßen, als gerade die SA. als Organisation
am ehesten in der Lage sei. die Bedeutung des Selbstschutzgedankens in die
Bevölkerung hineinzutragen und damit wesentlich den Dienst am Volksganzen zu
vervollständigen und zu kräftigen. Unter anderem betonte er, daß das
deutsche Volk alle Völker der Erde durch seinen hochentwickelten
organisatorischen Geist überragt. Es ist immer das tragische Schicksal des
deutschen Volkes gewesen, daß diese außergewöhnlichen Anlagen sich immer nur
in Teilorganisationen erschöpften, statt einmal dafür eingesetzt zu werden,
das Volksganze zu einer unlösbaren Gemeinschaft zusammenzuschweißen....
Bei Betrachtung der letzten beiden Sätze wird klar, wie weit
die braune Ideologie bereit im Jahr 1935 die Gesellschaft durchdrungen
hatte.
Aber es gab auch positives im Jahr 1935 zu feiern, nämlich
das 100-jährige Bestehen des Gasthaus Paas. Die Presse widmete dem Jubiläum
einen ausführlichen Artikel, welcher am Ende dieser Seite aufgeführt ist. Zum
Jubiläum wurden noch einmal Teile des Gasthauses renoviert.
Im Jahr 1936 bekam das Gasthaus „braune Nachbarn“. Unter
Hausnummer 25a wurde ein Geschäftszimmer des Sturmbanns 2/R 160 eingerichtet
[1]. Es wurden u.a. Dankopfer für den Führer gesammelt, was natürlich nur
dem Frieden dienen sollte.
[1, 16.05.1936] „…Jeder Volksgenosse hilft bauen! Das dem
Führer gewidmete Dankopfer der Nation dient nicht der Vernichtung, sondern
dem Aufbau. Kein Volksgenosse darf darum an dem Dankopfer der Nation achtlos
vorübergehen! Wer mithilft dem deutschen Arbeiter ein Heim zu schaffen,
stärkt sein Vaterland und bannet den Krieg! Jeder Pfennig zum Dankopfer der
Nation, ist ein Schritt weiter zum Wiederaufstieg des Vaterlands! Tausende
Kinder werden gesund und kräftig sein in der aus den Mitteln des Dankopfers
der Nation vom deutschen Volk errichteten Arbeitersiedlung der SA! Darum
reiche auch Du dem Führer einen Baustein für das soziale Werk, das von dem
unermüdlichen Opfersinn des deutschen Volkes einst zeugen wird! Folge dem
Beispiel Tausender aller Berufsschichten, zeige Dich wie sie Deinem Volke
würdig, indem Du Dich einträgst in die Ehrenliste. Auch das kleinste Opfer
wird im Namen des Führers mit Dank entgegengenommen! Einzeichnungslisten: 1.
Geschäftszimmer des Sturmbanns 2/R 160, Bergisch Gladbach, Marienstraße 25a,
neben Gasthaus Paas…“
Im Dezember 1938 verstarb die Witwe Paas (Gertrud, geb.
Buchmüller, 3. G.), was sogar dem Kölner Lokal-Anzeiger eine Notiz wert war:
[12, 09.02.1938] „…Eine bekannte Wirtin starb Im Alter von 70
Jahren. Gestern verschied plötzlich und unerwartet in der Nacht zum Dienstag
die Gastwirtin Witwe Reinhard Paas. Stets freundlich zu ihren Gästen galt
sie als eine vorbildliche Vertreterin des Gaststättengewerbes, das sie
jahrzehntelang ausübte…“
Der Krieg kam auch für Bergisch Gladbach immer näher. Der „Paas-Bunker“,
wie die Luftschutzräume in den ehemaligen Lagerkellern der Brauerei Paas
bezeichnet wurden, wurde immer öfter Zuflucht bei Luftalarmen und durch die
Nähe zu Köln, einem Hauptziel der alliierten Bombenangriffe, gab es
regelmäßig Luftalarm. Aber auch hieraus wurden noch positive Schlagzeilen
gemacht:
[1, 08.12.1944] „…Nikolaus im Bunker. Der Weihnachtsmann
hatte auch im sechsten Kriegsjahr die Kleinen nicht vergessen und besuchte
sie im Paas-Bunker. Die Ueberraschung war natürlich groß, nicht minder die
Freude bei den Kindern. Jedes Kind bekam eine Nikolausdüte, gefüllt mit
Aepfeln, Gebäck und vielen Süßigkeiten. Nun begann das Knabbern. Während
dieser Zeit wurde von den Insassen des Bunkers eine Sammlung zu Gunsten des
Deutschen Roten Kreuzes veranstaltet, die die stattliche Summe von 255.10 RM
erbrachte…
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(F003) [1, 28.09.1935]
Foto des "Restaurant Reinhard Paas" aus dem Jahr 1935 |
(F004) [4]
Foto des "Restaurant Reinhard Paas" um das Jahr 1940 |
(F005) [4]
Das Foto aus dem Jahr 1914 zeigt das alte, aus dem siebzehnten Jahrhundert
stammende Wegkreuz am Restaurant Paas (siehe Bilder links und Anmerkungen)
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(W046] [3, 07.06.1918]
Der Krieg war noch nicht vorbei als sich bereits die Opfer des Krieges im
Juni 1918 in der Brauerei Paas versammelten |
(W047) [3, 22.08.1918]
Auch positives gibt es am Ende des ersten Weltkriegs zu vermelden. Die
Bergisch Gladbacher Frauen gründeten den "Damen-Schwimm-Verein Berg.
Gladbach" |
(W048) [3, 03.01.1919]
Bergisch-Gladbach war nach dem Krieg unter Britischer Besatzung. Im Zuge der
Besatzung wurde auch die Brauerei Paas von den Besatzern requiriert |
(W110) [1, 08.02.1938]
Todesanzeige von "Frau Witwe Reinhard Paas", Gertrud, geb. Buchmüller,
welche im Jahr 1938 im Alter von 70 Jahren verstarb |
(W111) [1, 09.02.1938]
Weitere Todesanzeige von Witwe Paas, aufgegeben vom Kath. Frauen- und
Mütterverein |
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(W052) [3, 20.11.1920]
Nach dem Abzug der Engländer wurde die jetzt als Restauration bezeichnet
ehemalige Brauerei wieder eröffnet. Es wurde auch wieder Bier ausgeschenkt,
allerdings kein selbstgebrautes mehr |
(W049) [3, 30.01.1920]
Die Lagerkeller der Brauerei wurden ab 1919 vom Wein- und
Spirituosen-Händler Urban Schmitz als Lagerräume für seine Ware verwendet.
Da Flaschen zu dieser Zeit Mangelware waren, schaltete er regelmäßig
Anzeigen zwecks Ankauf von Flaschen
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(W050) [11.02.1920]
Weitere Anzeige von Urban Schmitz aus dem Jahr 1920, in der er zu seinen
Flasche die passenden Kisten sucht |
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(W055) [3, 03.05.1924]
Ab dem Jahr 1924 schenkte Reinhard Paas Biere der Balsam-Bergischen
Löwenbrauerei aus Köln-Mülheim aus und warb mit "Spezialausschank für Berg.
Gladbach"
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(W056) [3, 18.10.1924]
In Richtung Winter 1924 kam zum Höhenhaus-Pilsner noch der Balsamator-Bock
dazu |
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(W063) [3, 07.08.1926]
Vornehme Gesellschaftssälchen und Höhenhaus Pilsner. Anzeige aus dem Jahr
1926 |
(W068) [3, 06.08.1927]
Anzeige zur Kirmes des Jahres 1927 |
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(W069) [3, 01.10.1927]
Anzeige zur Wiedereröffnung nach erfolgtem Umbau aus dem Jahr 1927 |
(W058) [3, 23.06.1925]
"Schmitz-Doktor" für Magenkranke. Zu haben auch bei "Wwe R. Paas" |
(W080) [29.10.1928]
Heiratsanzeige von Reinhard Paas (4. Generation) mit Käthe Steinacker aus
dem Jahr 1928
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(W070) [3, 08.10.1927]
Künstlerkonzert im Restaurant Reinhard Paas. Mittlerweile ist auch Bier von
der Dortmunder Union im Ausschank. Anzeige aus dem Jahr 1927 |
(W072) [3, 24.12.1927]
Weihnachtsgrüsse des Restaurant Paas. Anzeige aus dem Jahr 1927 |
(W073) [3, 31.12.1927]
Neujahrsgrüße des Restaurant Paas. Jetzt auch Salvator-Bier im Ausschank. Anzeige aus dem Jahr 1927
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(W075) [3, 07.01.1928]
Weitere Anzeige aus dem Jahr 1928.
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(W077) [3, 31.03.1928]
Weitere Anzeige aus April 1928. Statt Salvator-Bier ist jetzt Müser-Bräu im
Ausschank |
(W079) [3, 27.10.1928]
Anzeige aus Oktober 1928. Kein Dortmunder und Müser mehr im Ausschank, dafür
Echt Kölsch |
(W081) [3, 03.11.1928]
Ein Jahr später ist Müser-Bräu wieder im Ausschank
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(W084) [13.04.1929]
Innovation bei Paas im Jahr 1929. Großes Jazz-Konzert mit exotischen
Instrumenten wie Saxophon und Xylophon |
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(W085) {18, 20.04.1929]
Weiterer Auftritt der Jazz-Kapelle "Vohaheyko" im Restaurant Paas. Anzeige
aus dem Jahr 1929
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(W086) [1, 22.02.1930]
Heitere Musik für den Karneval 1930 im Restaurant Reinhard Paas |
(W087) [1, 22.03.1930]
Weiteres Künstler-Konzert im Jahr 1930 |
(W089) [1, 04.04.1931]
Grüße des Restaurant Reinhard Paas zum Osterfest 1931 |
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(W088) [1, 09.08.1930]
Anzeige der Restauration Paas zur Kirmes im Jahr 1930
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(W090) [1, 30.06.1931]
Anzeige mit Hitorie des Gasthaus Reinhard Paas" aus dem Jahr 1931. "Zum
bergisch Hüsge" ist falsch und auch die Jahreszahl 1391 ist verdreht |
(W091) [1, 31.12.1931]
Grüße des Restaurant Paas zum neuen Jahr 1932 |
(W093) [1, 24.12.1932]
Grüße des Restaurant Paas zum Weihnachtsfest 1932 |
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(W092) [1, 06.08.1932]
Anzeige des Restaurant Reinhard Paas zur Kirmes 1932 |
(W094) [31.12.1932]
Neujahrsgrüße des Restaurant Reinhard Paas zum neuen Jahr 1933
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(W095) [1, 03.06.1933]
Pfingstgrüße 1933 des Restaurant Paas |
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(W096) [1, 17.06.1933]
Anzeige zum Reitturnier des Jahres 1933. Dies ist die einzige bekannte
Anzeige, in der Reinhard Paas mit "Echt Gaffel Kölsch" die Marke des
ausgeschenkten Kölsch benennt |
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(W097) [23.08.1933]
Im Jahr 1933 ist schon deutlich der Geist der Nationalsozialisten zu spüren.
Den weiblichen Angestellten der Deutschen Arbeitsfront sollen ihre Aufgaben
in diesem Verbund vermittelt werden. Gezeichnet mit Heil Hitler |
(W102) [1, 30.12.1933]
Grüße des Restaurant Reinhard Paas zum neuen Jahr 1934 |
(W103) [1, 10.02.1934]
Anzeige des Gasthaus Paas zum Karneval 1934. Als Name des Gasthauses wird
"Et Bergisch Hüschen" angeführt |
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(W104) [1, 31.03.1934]
Frohe Ostern 1934 wünscht das Restaurant Reinhard Paas |
(W105) [1, 11.08.1934]
Anzeige zur Kirmes 1934. Mit Bezug zum Gründungsjahr 1835 und "Zum bergisch
Hüsge" genannt
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(W106) [1, 31.12.1934]
Grüße zum neuen Jahr 1935 |
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(W107) [1, 20.07.1935]
Anzeige des Gasthaus Paas zum Kreistag im Jahr 1935. Der zuvor namenlose
Teil des Marktplatzes wurde bereits ein Jahr zuvor in "Adolf-Hitler-Anlagen"
umbenannt |
(W108) [1, 20.07.1936]
Anzeige zur Kirmes 1936 |
(W109) [1, 31.12.1936]
Grüße zum neuen Jahr 1937 vom Gasthaus Reinhard Paas |
Die Restauration Pass überstand, wie der Rest von Bergisch
Gladbach auch, den zweiten Weltkrieg unbeschadet.
Außer einigen Adresswechseln gibt es nicht viele
Informationen über die Nachkriegszeit. Bis in die sechziger Jahre lautete
die Adresse der Restauration noch Marienstraße 25, ab den frühen siebziger
Jahren „Paasweg“. Im Jahr 1993 wurde die noch heute gültige Adresse „Maria
Zanders Anlage 1“ eingeführt.
Bekannt ist noch, dass Reinhard Paas (mittlerweile 5.
Generation) auch politisch aktiv war. In den 1970er Jahren war er für die
FDP im Bergisch Gladbacher Stadtrat vertreten.
Mittlerweile wird das Brauhaus Paas nicht mehr von der
Familie Paas geführt. Der jetzige Inhaber Sertip Bicakci übernahm die
Führung des Brauhauses Paas im Jahr 2005. Jetzt offiziell als „Gasthaus &
Event Location“ bezeichnet, werden dort neben dem Betrieb der Restauration
auch Konzerte und Partys veranstaltet. Das Spektrum der „Partykneipe für
Jung und alt“ (Eigenbezeichnung) reicht von Live-Musik eher ruhiger Art bis
hin zu Malloca-Partys und Halloween Partys mit Mickie Krause. Weiter gibt es
auch gastronomische Mottowochen von spanischen Tapas bis klassischem
Gänseessen in der Vorweihnachtszeit.
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(F006 [16]
Foto des Gasthaus Paas aus dem Jahr 2012 |
(W117) [19]
Mallorca-Party im Paas |
(W118) [19]
Tanz in den Mai im Paas |
Zeitraum |
Firmierung |
Anmerkung |
(1878)-1893 |
Brauerei Johann Wilhelm Paas |
Als Restauration im Jahr 1835 gegründet |
1893-1904 |
Brauerei Gebr. Paas |
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1904-1908 |
Brauerei Reinhard Paas (sen.) |
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1908-1917 |
Brauerei Reinhard Paas (jun.) |
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1918-1945 |
Restaurant Reinhard Paas |
Kein eigener Braubetrieb mehr. Existiert bis heute als
Restaurant / Brauhaus |
» |
Die Generationen der Familie Paas sind nur schwer
auseinanderzuhalten, da fast jeder männliche Nachkomme der das Gasthaus
führte Reinhard hieß. Der ursprüngliche Gründer Johann Wilhelm Paas
hatte zwei Söhne namens Wilhelm und Reinhard. Reinhard, welcher die
Restauration weiterführte hatte einen Sohn namens Wilhelm Reinhard.
Dieser wiederum hatte einen gleichnamigen Sohn, welcher wiederum einen
Sohn namens Reinhard hatte. |
» |
Am heutigen Gasthaus Paas ist heute noch ein Wegekreuz
an der rechten Seite der Fassade angebracht. Das Kreuz stammt aus dem
siebzehnten Jahrhundert und ist damit eines der ältesten Wegkreuze im
Bergisch Gladbacher Raum. Das Kreuz besteht aus Holz, die Jesus-Figur
aus Terrakotta. Das Kreuz wurde im Jahr 2020 durch Spenden finanziert
renoviert [9]. |
» |
Kleine Bergisch Gladbacher Straßenkunde: Die
Machtübernahme der Nationalsozialisten spiegelte sich auch im Bergisch
Gladbacher Straßennamen wieder. Im Oktober 1934 wurden die Gronauer
Straße, die Wilhelm-Straße und die Wipperfürther Straße in „Adolf-Hitler
Straße umbenannt (nach dem Krieg wieder umbenannt in „Hauptstraße) [10].
Auch der Bereich des Marktplatzes, direkt an die Restauration Paas
grenzend, wurde in „Adolf-Hitler-Anlagen“ umbenannt. Im Jahr 1935 wurde
dies auch in einer Anzeige des Gasthaus Paas sichtbar (siehe W107):
„Gasthaus Paas, B. Gladbach, direkt an den Adolf-Hitler-Anlagen“.
Die Marienstraße, in der die Restauration Paas lag, führte von der
heutigen Hauptstraße bis zum Gasthaus Paas. Im Jahr 1950 wurde die
Marienstraße in Maria-Zanders-Straße umbenannt [13]. Nach dem der
Marktplatz ausgebaut wurde und einen Teil der Maria-Zanders-Straße
schluckte, wurde die Maria-Zanders-Straße im Jahr 1993 in Maria Zanders
Anlage umbenannt. Zuvor wurde der Restauration Paas die Ehre zu Teil mit
einem eigenen Straßennamen, dem Paasweg, benannt zu werden. Dieser wurde
aber im Zuge der Umbenennung der Maria-Zanders-Straße in
Maria-Zanders-Anlage im Jahr 1993 wieder abgeschafft. Die heutige
Adresse des Gasthauses Paas lautet Maria-Zanders-Anlage 1 [10]. |
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Es soll angeblich Bierdeckel der Brauerei Paas gegeben
haben, andere Brauereiwerbemittel (Krüge, Gläser usw.) sind nicht
bekannt. |
Besondere Zeitungsartikel
Artikel „Ein Hundert-Jahr-Jubiläum“ in der
Rheinisch-Bergischen Zeitung vom 26. Juni 1935
Ein Hundert=Jahr=Jubiläum. "Et Bergesch Hüschen" zu Bergisch
Gladbach - Brennerei und Brauerei Paas - Gasthaus Post und Posthalterei
Paas.
Das Jahr eilt mächtigen Schrittes seiner Mitte zu. aber ehe
es diese überschreitet, muß, wie das so Sitte ist, an einen Gedenktag
erinnert werden, der nach Ausweis geschichtlicher Quellen in das Jahr 1935
fällt, dessen genaues Datum aber kaum noch zu ermitteln sein wird.
Im Anfange des 19. Jahrhunderts stand an der Stelle, wo die
heutige Marienstraße in die Bensberger Straße einmündet, ein aus dem 17.
Jahrhundert stammendes Fachwerkhaus, das nach seinem damaligen Besitzer,
einer Familie Berger, „et Bergesch Hüschen" (das Bergers Häuschen) hieß.
nicht „Bergisch Hüschen“ wie es in unseren Tagen manchmal irrtümlich genannt
wird. Im Jahre 1829 kaufte ein Johann Wilhelm Paas, der aus Langen kam,
dieses Fachwerkhaus und betrieb darin neben Landwirtschaft eine Bäckerei,
einen Kolonialwarenladen und, wie die Leute es damals nannten, einen
Lappenkram. d. h. einen Laden mit Webwaren, vornehmlich Kleidern und
Kleiderstoffen. Seltsamerweise fällt diese Gründung zeitlich mit der
Errichtung der Firma J. W. Zanders zusammen, ohne daß ein ursächlicher
Zusammenhang zwischen beiden nachweisbar wäre. Jedoch haben beide Familien
damals und lange nachher in einem freundnachbarlichen Verhältnis gestanden,
und es ist bekannt, daß der junge Richard Zanders seine Braut Maria Johanny
kennen lernte, als diese mit einem Onkel, der geschäftlich bei der Firma I.
W. Zanders zu tun hatte, bei Paas keine Unterkunft fand und darauf von der
Mutter Julie Zanders in das alte Fachwerkhaus an der Schnabelsmühle
eingeladen wurde.
Das Geschäft im „Bergesch Hüschen“ ließ sich so gut an, daß
Joh. Wilh. Paas schon bald nach seiner Eröffnung beschloß, das alte kleine
Haus abzubrechen und durch das geräumigere Wohn- und Geschäftshaus zu
ersetzen, das heute noch steht. Das geschah schon im Jahre 1830. und in den
folgenden Jahren fügte der unternehmende Mann, der offenbar über die nötigen
Geldmittel verfügte, von 1830—34 zunächst eine Branntweinbrennerei, dann
eine Bierbrauerei mit den nötigen Wirtschaftsgebäuden hinzu.
Zwischen Gräfrath und Cronenberg. an dem Wege, der von
Solingen über Ketzberg nach Vohwinkel führt, liegt das sogenannte Paashaus,
das vermutlich die ursprüngliche Heimat der Paas ist. Jedenfalls hat ein
Zweig der Familie der bergischen Ritterschaft angehört und ein Wappen
geführt, und es dürfte nicht unmöglich sein, dieses Wappen „derer von Paas“
wieder ausfindig zu machen.
Bei der Eröffnung der Paasschen Brauerei trat ein Junge
namens Siller, der mit der Gladbacher Lehrerfamilie Siller verwandt war,
darin als Brauerlehrling ein, und es ist ein gutes Zeichen für seine treue
Arbeit in dem Unternehmen seines Herrn, daß er es in seiner Stellung bis zum
Braumeister und dann zum Schwiegersohn brachte. Er ist später nach Gräfrath
bei Crefeld verzogen, wo seine Nachkommen heute noch ansässig sind.
Nach Vollendung seiner Bauten und ihrer Werkseinrichtungen
erhielt Joh. Wilh. Paas 1835 die Konzession zum Betriebe der heute noch gut
gehenden Gaststätte, und da es alter bergischer Brauch war, solche
Wirtshäuser auf Kirmes zu eröffnen, so kann das Gasthaus Paas, wenn im
August die Glocken das Volksfest der Gladbacher Kirmes einläuten und ein
Trubel einsetzt, wie sich ihn das Jahr 1835 noch nicht hat träumen lassen,
den 100jährigen Gedenktag seiner Gründung begehen.
Hundertjährige Gaststätten sind im Bergischen, namentlich an
den Straßen, auf denen noch vor 40 und 50 Jahren der Postwagen dahinrollte,
nicht gerade selten. Aber gerade deshalb nimmt wohl die Bürgerschaft mit
freundlichen Glückwünschen an diesem Jubiläum teil, weil auch die Wirtschaft
Paas in der Geschichte unseres heimischen Postwesens und damit im
Entwicklungsgange unserer Stadt eine Rolle gespielt hat.
Auf Grund eines mit der Oberpostdirektion abgeschlossenen
Vertrages wurde die erste Postanstalt, die in Bergisch Gladbach 1842
errichtet wurde, zugleich mit der Posthalterei bei Paas untergebracht. Links
vom Eingange öffnete sich den Durstigen die Gaststube, rechts fertigte
Johann Wilhelm Paas, der nun auch Postexpediteur war, die Post ab, die
zweimal täglich mit dem Postwagen nach Mülheim, je einmal nach Köln und
Wipperfürth ging. So blieb es, bis im Jahre 1854 Claudius Kolter an die
Köln=Wipperfürther Landstraße den großen Gasthausneubau hinsetzte, der heute
in das Gasthaus „Zum Bergischen Löwen“ eingebaut ist, und der 1863 auch die
Post aufnahm. Von dort ging 1879 die Postverwaltung in das heutige
Krumbachsche Haus in der Adolf=Hitler= Straße über, das damals auch
Wirtshaus war, und blieb dort, bis Friedrich Westphal nach den Entwürfen der
Oberpostdirektion das jetzige Postgebäude erbaute und 1891 an die Post
vermietete. Indessen blieb die Posthalterei noch lange bei Paas, bis in den
achtziger Jahren der Posthalter Gummert sie übernahm. Dr. F. Schmitz
Artikel „Zur Geschichte der Post Bergisch Gladbach in der
Beilage „Ruhmreiche Berge!“ Nummer 6 und 8 der Bergisch Gladbacher
Volkszeitung aus August 1931
Zur Geschichte der Post Bergisch Gladbach nach freundlichen
Mitteilungen alter Postbeamten. Von August Schwarzenthal.
Vor Errichtung einer Post in Bergisch Gladbach wurden Briefe
und Pakete durch einen eigens zu diesem Zwecke unterhaltenen Boten nach und
von Mülheim befördert. Auch wurden die zu dieser Zeit zwischen Bergisch und
Mülheim verkehrenden Privatfuhren teilweise mit der Besorgung der Post
beauftragt.
Die erste Postanstalt wurde im Jahre 1842 errichtet. In
dieser Zeit zählte die Bürgermeisterei Bergisch Gladbach viertausend
Einwohner. Die Anstalt war untergebracht in der Wirtschaft Paas in der
Marienstaße und zwar benötigte sie hier die erste Hälfte des von der Türe
rechts liegenden Raumes. Hier war Johann Wilhelm Paas Postexpediteur, hatte
aber auch zugleich die Posthalterei, für die er nach der Größe der
Leistungen auf Grund eines Vertrages von der Post bezahlt wurde.
Zwischen Bergisch Gladbach und Mülheim bestand anfangs eine
zweimal tägliche Verbindung. Mit Freigebumg der neu fertiggestellten
Bezirksstraße nach Wipperfürth erhielt Bergisch Gladbach eine neue tägliche
Postverbindung mit Wipperfürth und eine tägliche mit Köln im Jahre 1852. Die
Verbindung mit Wipperfürth leitete Bergisch nahm Postdirektor Neumann die
Postverwaltung des Amtes Bergisch Gladbach und das Amt II. Klasse wurde in
ein Amt I. Klasse umgewandelt. Im Jahre 1904 wurde das Postgebäude, das
bisher Eigentum Friedrich Westphals war, von der Post gekauft, In demselben
Jahre erhielt der Fernsprechapparat die erste weibliche Bedienung. Im Jahre
1908 schon mußte das neue Postamt infolge der großen Verkehrssteigerung zum
ersten Male umgebaut werden. Die Fernsprechleitung wurde auf Doppelleitung
umgelegt. In Stadtmitte wurde von der Wilhelmstraße bis Kieppemühle eine
unterirdische Kabelleitung gelegt. Bis zum Jahre 1912 stieg der Postverkehr
wiederum wesentlich. Die Bahn wurde auf der Strecke Mülheim—Bergisch
Gladbach-Bensberg in diesem Jahre bis nach Lindlar weitergeführt. Der
Personenbahnhof wurde aus der Bahnhofstraße nach Gronau verlegt. Der auf der
Strecke Bergisch Gladbach—Lindlar verkehrende Postwagen fuhr infolge
Weiterführung der Bahn bis Lindlar aufs festlichste bekränzt, seine letzte
Fahrt; das Ende eines schönen Stückes Romantik in diesem Teile des
bergischen-Landes. Postdirektor Neumann wurde nach Kirn an der Nahe
versetzt. An seine Stelle trat am 1. April 1913 Postdirektor Herwig.
Der 1914 beginnende Weltkrieg forderte von der Post auf der
einen Seite die Abgabe des zum Betrieb notwendigen Materials und auf der
anderen Seite gesteigerte Leistungen. Eine große Anzahl des Personals wurde
zum Heeresdienst eingezogen; als erster ging Postdirektor Herwig. Die
Verwaltung übernahm an seiner Stelle während des Krieges Herr Griesang. Da
Pferde und Postwagen dem Heeresdienst zur Verfügung gestellt werden mußten,
geriet die Landpostverbindung nach Wipperfürth in Wegfall; statt dessen
wurde dann ein Privatpersonenfuhrwerk bis Kürten aufrechterhalten und
zeitweise wurde diese Strecke auf Grund eines privaten Fuhrvertrages durch
einen Kraftwagen befahren. In den ersten Tagen der Mobilmachung verur-
Gladbach bis Kürten; hier wurden die Pferde gewechselt. Die Posthalterei
besaß zuerst drei Postillone und sechs Pferde. Später wuchs die Zahl der
Postillone auf vier und die der Pferde auf acht. Hilfskräfte der Post waren
damals ein Gehilfe, der den inneren Dienst versah, ein privatangestellter
Ortsbriefträger und zwei Landbriefträger. Das Bestellgebiet des einen
Landbriefträgers ging über Dombach, Eulenburg, Herrenstrunden und Spitze bis
Dürscheid, das Gebiet des anderen über Sand, Lerbach, Kaltenbroich, Gronau,
Gierath, Strunden, Hand, Schildgen, Nittum, Buschhorn, Paffrath bis Nußbaum—
für zwei Beamte ein großer Wirkungskreis. Der Verkehr war im Anfang schwach,
wurde aber durch den Bau verschiedener Straßen und später durch den
Aufschwung der Industrie und des Gewerbes und durch die wachsende
Einwohnerzahl gehoben. Herr Joh. Wilh. Paas stand der Post bis 1863 vor. Am
1. Oktober des Jahres 1863 übernahm Postverwalter Claudius Kolter die
Verwaltung wiederum mit einem Gehilfen, zwei Landbriefträgern und einem neu
eingestellten Ortsbriefträger. Die Post wurde aus dem Hause Paas in das
Koltersche Haus Ecke Wilhelmstraße—Marienstraße verlegt, das jetzige zum
Bergischen Löwen umgebaute Gasthaus. Auch hier genügte vorerst ein Zimmer
zur Verwaltung des ganzen Betriebes. Als jedoch in der zweiten Hälfte der
sechziger Jahre der Telegraphenbetrieb eingeführt wurde, mußte das Gebäude
erweitert werden, das Personal wurde nicht vermehrt. Die Telegraphenlinie
führte über Köln nach Bensberg, machte von Bensberg aus eine Schleife nach
Bergisch Gladbach und ging dann ins ganze bergische Land.
Die Postfuhrverbindung mit Mülheim hatte sich insofern
verändert, als statt eines der nach dort fahrenden Wagen eine Privatfuhre
diese Post mitnahm, sodaß eine Postfuhre und eine Privatfuhre zwischen
Bergisch Gladbach und Mülheim bestand. Später trat an Stelle der noch
verkehrenden Postfuhre noch eine Privatfuhre, sodaß die Beförderung nach
Mülheim und zurück durch ein privates Fuhrunternehmen besorgt wurde. Im
Jahre 1868 wurde die Eisenbahn zwischen Bergisch Gladbach und Mülheim dem
Verkehr übergeben, und so kam die Beförderung der Post durch die
Privatfuhrwerke auch in Wegfall. Auf der Strecke nach Wipperfürth wurde eine
zweimal tägliche Verbindung geschaffen und zwischen Bergisch Gladbach und
Bensberg eine Botenpost neu eingeführt, doch fiel auch sie infolge der
Weiterführung der Bahn bis Bensberg weg im Jahre 1870. Die Fuhrverbindung
nach Wipperfürth wurden von nun an von Bensberg aus geleitet. Dann wurden
die Verbindungen Bergisch Gladbach—Wipperfürth noch einmal angebahnt,
gerieten aber später wieder in Wegfall. Mitte der siebziger Jahre wurden
Verbindungen nach Odenthal mit einem Pferde und nach Lindlar mit drei
Pferden geschaffen. Nach dem Kriege wurde das Personal durch einen Orts- und
einen Landhilfsbriefträger vermehrt. Ende der siebziger Jahre trat Claudius
Kolter in den Ruhestand.
Im Juli des Jahres 1879 übernahm Postmeister Söhngen aus
Euskirchen die Vorsteherstelle. Mit seinem Amtsantritt wurde das Postamt
wiederum verlegt und zwar kam es aus dem Kolterschen Hause in das jetzige
Haus des Herrn Hartung Wilhelmstraße 30 gegenüber der kath. Schule. Die
Posträume waren von der Eingangstüre aus rechts gelegen, wo sich jetzt das
Schaufenster des Beerdigungsinstituts Krumbach befindet. Hinter dem
Postzimmer befand sich der Packraum und links von der Türe das Wartezimmer.
Die Einwohnerzahl Bergisch Gladbachs war bis zu dieser Zeit schon auf
achttausend Menschen gestiegen. Die frühere Postexpedition, das Postamt III.
Klasse wurde zu einem Postamt II. Klasse erhoben. Das bisher von der Post
getrennte Telegraphenamt wurde mit der Post vereinigt.
Agenturen des Postamtes Bergisch Gladbach waren bisher in
Dürscheid, Odenthal und Bechen. Letzt wurde auch in Paffrath eine Agentur
errichtet. Ueber die Postagentur Bechen ist noch zu berichten, daß sie ihre
Verbindung mit Boten erhielt, welche die Postsachen in Spitze von den
Landposten und später von den Kraftposten abholten.
Von nun an nahm die Post einen allgemeinen Aufschwung. Ein
zweiter Gehilfe wurde eingestellt. Die Zahl der Briefträger war auf drei
gestiegen. Durch die sich nun stark entwickelnden Spinnereien und die
Zandersschen Papierfabriken wurde der Postverkehr und besonders der
Postfahrverkehr wesentlich gefördert. Für die Spinnerei vom Hövel& Co.
wurden täglich bis zu 100—200 Pakete Wolle oder Garn verladen. Die
Papierfabriken hatten ihre Absatzgebiete in den verschiedensten Staaten des
In- und Auslandes.
Die Räume an der Wilhelmstraße wurden zu klein. Nach den
Entwürfen der Post baute Friedrich Westphal ein neues Postgebäude, das im
Jahre 1891 mietweise bezogen wurde. Das Gebäude wurde auf der Ecke
Gronauerstraße—Poststraße errichtet. Im Jahre 1892 wurde der
Fernsprechverkehr eingerichtet, anfangs mit 13 Teilnehmern. Zur Bedienung
des Fernsprechapparates wurde vorerst keine besondere Kraft benutzt. Die
Verwaltung der Stadt Bergisch Gladbach bekam erst einige Jahre später
Fernsprechanschluß. Im August des Jahres 1893 übernahm Postmeister Krebs die
Verwaltung. In dieser Zeit entwickelte sich auch die Stadt Bergisch Gladbach
stark und rasch. Alte Bauten fielen, neue entstanden. In dieser Zeit waren
allein in einem Frühjahr 45 Häuser zum Bau angemeldet. Die Firma J. W.
Zanders lieferte für ganz Westdeutschland das Postkartenpapier. 50—60
verschiedene Zeitungen wurden durch die Post befördert. Zwischen Odenthal
und Bergisch Gladbach entstand eine zweimal tägliche Postwagenverbindung,
und ein neu berufener fahrender Landbriefträger bestellte den auf obiger
Strecke liegenden Häusern die Briefpost. Von 1901 ab begann sich die Zahl
der Fernsprechteilnehmer stark zu vermehren, was auch eine Erweiterung im
Betrieb verursachte. Mit jedem Vierteljahr wurden neue Zeitungen und
Zeitschriften befördert und neben der Zunahme der Fernsprechteilnehmer wuchs
der Schalterverkehr beträchtlich, sodaß später ein Umbau erforderlich wurde,
da Telephon, Telegraphie, Schalter und Abfertigung in einem Raume
untergebracht waren. Für Telegraphie und Telephon wurden die Speicherräume
hergerichtet und benutzt. Später wurden die bis jetzt noch unbenutzten
Speicherräume auch für den Betrieb verwandt.
Die Bedeutung, Hebung und Förderung eines Postamtes hing
damals von dem Reinerlös, der aus dem Briefmarkenverkauf gewonnen wurde, ab.
Bei 80000 Mark Reinerlös konnte das Postamt II. Klasse in ein Postamt I.
Klasse umgewandelt werden. Diese Summe gewann damals das Postamt Bergisch
Gladbach aus dem Briefmarkenverkauf, sodaß die Beförderung in Aussicht
gestellt wurde. Einem Postamt I Klasse mußte aber auch ein Postdirektor
vorstehen. Oberpostmeister Krebs wurde nach Cochem an der Mosel versetzt, wo
er ein Postamt I. Klasse zur Verwaltung übernahm. Im Oktober des Jahres 1901
übersachten die Spionagemeldungen sehr viel Arbeit und Aufregung. Auf Befehl
der Kommandantur Köln mußte im Telegraphen- und Telephonbetrieb Nachtdienst
eingerichtet werden, der bis dahin nicht bestand. Für die eingezogenen
Beamten wurden ungeübte Hilfskräfte eingestellt, zum Teil sogar Frauen,
namentlich im Briefbestelldienst. Die Pakete wurden teilweise auf Heuwagen
befördert. Die Verbindungen wurden aufrechterhalten so gut es mit den
beschränkten Mitteln ging. Ein Posthelfer kehrte aus dem Kriege nicht
zurück.
Der Umsturz im November 1918 berührte auch das Postamt
insofern, als die von den damaligen Machthabern im Rathaus eingerichteten
Nachtstreifen das den Dienst am späten Abend verlassende Personal anhielten
und ihm wegen Passierscheinen Schwierigkeiten bereiteten, doch wurde das
später auf den energischen Einspruch der Postverwaltung hin geändert, indem
das Postamt den Beamten Ausweise ausstellte. Von da ab blieb das Postamt bis
zum Einrücken der englischen Besatzung in den letzten Monaten des Jahres
1918 unbelästigt. Die Engländer richteten eine besondere Fernsprechzentrale
im Garderobezimmer der weiblichen Angestellten des Fernsprechdienstes ein,
waren aber im allgemeinen recht rücksichtsvoll. Ein Scherz eines englischen
Soldaten, dessen Folgen allerdings unbeabsichtigt waren, forderte das Leben
eines jungen Mädchens auf dem Postamt. Anmaßender als die englische zeigte
sich eine französische Besatzung, die sich vorübergehend etwa sechs Wochen
auf der Fernsprechzentrale aufhielt und alle möglichen oder unmöglichen,
teilweise unerfüllbaren, Forderungen an die Amtsleitung stellte. An Stelle
der Postwagen, deren letzter am 1. September 1914 im Bezirk des Postamts
Bergisch Gladbach fuhr, traten die Postverkehrs-Omnibusse, die sogenannten
Kraftposten. Im Jahre 1923 trat Postdirektor Herwig in den Ruhestand, an
seine Stelle trat Postdirektor Grahl. Die Inflation mit ihrem starken Umlauf
des Papier- und Notgeldes zwang die Post, mehr Leute einzustellen.
Nach der Stabilisierung verkaufte die Post das Papiergeld
sackweise an die Firma C. F. Wachendorf. Die Kraftposten, deren erste im
Jahre 1920 zwischen Bergisch Gladbach und Wipperfürth verkehrte, wurden im
Jahre 1925 durch die Kraftwagen der jetzigen Wupper-Sieg ersetzt, letztere
wurden aber verpflichtet, die Post auf der Strecke Köln— Bergisch
Gladbach—Wipperfürth zu befördern. Daneben wurden neue Kraftposten
eingerichtet nach Bensberg, Herkenrath und Dürscheid. Odenthal und Altenberg
wurden mit der Errichtung der Kraftposten zwischen Köln und Altenberg dem
Postamt Deutz zugeteilt und Altenberg wurde Hilfsstelle. Beide Agenturen
gehörten bisher zu Bergisch Gladbach. Durch die Abtrennung dieser beiden
Agenturen von Bergisch Gladbach mußte die Verbindung mit Paffrath zunächst
durch Radfahrer hergestellt werden, was wegen der schweren Pakete und
Zeitungsballen sehr häufig auf große Schwierigkeiten stieß, sodaß oft
mehrere Boten eingestellt werden mußten. Im August 1926 wurde Postdirektor
Grahl nach Bartenstein in Ostpreußen versetzt. An seine Stelle trat der
jetzt noch amtierende Postdirekor Heck. Die Paketbeförderung und
Postbestellung nach Hand und Paffrath wurde von nun an durch Motor-Dreiräder
besorgt. Im November 1928 schritt die Post zur allgemeinen Verkraftung, was
die Wiederaufnahme der Personenbeförderung durch Kraftwagen zur Folge hatte.
Die Verbindung mit Kürten hielt man auf Umwegen aufrecht. Man fuhr über
Spitze, Bechen, Dörnchen nach Kürten oder über Dürscheid oder auch über
Bechen, Spitze, Dürscheid. Zwischen diesen drei Strecken wurde immer
gewechselt. Das Postamt III. Klasse in Kürten wurde im Jahre 1930
Zweigstelle von Bergisch Gladbach. Daß das Postamt Bergisch Gladbach die
Post und auch die Zeitungen stets schnellstens und pünktlich ins weite
bergische Land beförderte, ist sein besonderes Verdienst.
Die Räume des Postamtes Bergisch Gladbach reichen für den
gesteigerten Verkehr nicht mehr aus, deshalb mußte die Postverwaltung die
Errichtung eines Neubaus ins Auge fassen, der auf dem Gelände der Firma J.
W. Zanders, Ecke Gronauerstraße—Gohrsmühlenweg, errichtet werden soll.
Gleichzeitig mit diesem Neubau wird wohl die Einrichtung des
Selbstanschlußbetriebes für den Fernsprechverkehr eingerichtet werden.
Quellenverzeichnis
1 |
"Rheinisch-Bergische Zeitung", Ausgabn 11.01.1832,
22.02.1930, 22.03.1930, 09.08.1930, 08.11.1930, 04.04.1931, 31.12.1931,
06.08.1932, 24.12.1932, 31.12.1932, 16.05.1933, 03.06.1933, 17.06.1933,
23.08.1933, 30.09.1933, 05.10.1933, 30.12.1933, 10.02.1934, 31.03.1934,
11.08.1934, 31.12.1934, 16.02.1935, 11.05.1935, 08.06.1935, 26.06.1935,
20.07.1935, 08.08.1935, 28.09.1935, 16.05.1936, 08.08.1936, 31.12.1936,
08.02.1938, 09.02.1938, 27.05.1939, 27.11.1939, 18.04.1940, 08.12.1944 |
2 |
https://dewiki.de/Lexikon/Gasthaus_Paas |
3 |
Bergisch Gladbacher Volkszeitung, Ausgaben 28.11.1891,
18.03.1893, 31.03.1894, 28.05.1896, 13.09.1898, 11.08.1900, 22.03.1902,
07.08.1902, 06.08.1903, 12.09.1903, 15.09.1903, 27.02.1904, 07.08.1909,
28.09.1910, 22.10.1910, 03.06.1911, 03.06.1911, 05.08.1911, 14.08.1911,
16.08.1911, 12.09.1911, 14.12.1911, 23.12.1911, 12.01.1912, 03.04.1912,
06.04.1912, 06.04.1912, 27.04.1912, 25.05.1912, 14.06.1912, 13.07.1912,
10.08.1912, 23.08.1912, 21.12.1912, 24.12.1912, 10.05.1913, 30.07.1913,
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07.06.1918, 22.08.1918, 03.01.1919, 30.01.1920, 11.02.1920, 23.02.1920,
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03.05.1924, 18.10.1924, 06.12.1924, 23.06.1925, 01.10.1925, 27.03.1926,
14.04.1926, 25.06.1926, 07.08.1926, 23.10.1926, 01.02.1927, 15.02.1927,
29.03.1927, 19.04.1927, 06.08.1927, 01.10.1927, 01.10.1927, 08.10.1927,
01.12.1927, 24.12.1927, 31.12.1927, 05.01.1928, 07.01.1928, 21.03.1928,
31.03.1928, 12.05.1928, 27.10.1928, 29.10.1928, 12.01.1929, 13.04.1929,
20.04.1929 |
4 |
Rhein-Berg-Kurier (Bergischer Geschichtsverein Rhein-Berg
e.V.), Nr. 2, April 2020 |
5 |
Kasper's Einwohner-Adreßbuch Stadt Bergisch-Gladbach,
Ausgabe 1973 |
6 |
"Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka,
Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von
Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009 |
7 |
"Kölnische Zeitung", Ausgaben 16.08.1840, 13.10.1841,
15.06.1843, 03.09.1843, 17.09.1844, 26.05.1845, 14.01.1849, 09.01.1880,
14.01.1892 |
8 |
"Bensberg-Gladbacher Anzeiger, Ausgaben 02.09.1871,
21.03.1874, 27.05.1874, 08.05.1878, 23.04.1879, 03.09.1879, 08.11.1882,
16.08.1884, 15.08.1885, 05.05.1886, 14.08.1886, 12.05.1888, 16.11.1889,
19.03.1890, 09.08.1893, 24.02.1900, 22.10.1902 |
9 |
https://in-gl.de/2020/12/07/jesus-aus-terrakotta-kehrt-zum-gasthaus-paas-zurueck/ |
10 |
„Bergisch Gladbach, Stadtgeschichte in Straßennamen“,
Andreas Schulte, 1995 |
11 |
https://de.wikipedia.org/wiki/Schlageter_(Schauspiel) |
12 |
„Kölner Lokal-Anzeiger“, Ausgabe 09.02.1938 |
13 |
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Konrad-Adenauer-Platz_(Bergisch_Gladbach)&oldid=204459782
(Abgerufen: 12. November 2022, 14:16 UTC) |
14 |
https://dewiki.de/Lexikon/Gasthaus_Paas |
15 |
https://rp-online.de/nrw/staedte/leverkusen/altes-brauhaus-wieder-eroeffnet_aid-11257065 |
16 |
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Gasthaus_Paas.jpg,
Ersteller: Pingsjong |
17 |
|
18 |
"Bensberger Volkszeitung", Ausgaben 03.11.1928, 24.01.1929 |
19 |
https://www.facebook.com/gasthauspaas |
20 |
Bergisch Gladbacher Volkszeitung, , Beilage „Ruhmreiche
Berge!“, Nr. 6, August/September 1931, Artikel „Zur Geschichte der Post
Bergisch Gladbach“ von August Schwarzenthal |
21 |
"Kölner Nachrichten", Ausgabe 14.11.1890 |