Unternehmensgeschichte der Brauerei Paas
aus Bergisch Gladbach
 
 
 
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Unternehmensgeschichte
Einführung                              
Die Gründung der Restauration Paas (1835)
Die Entwicklung der Restauration / Brauerei Paas bis ins Jahr 1878 (1835-1874)
Die Brauerei und Restauration von Johann Wilhelm Paas (1874-1889)
Die Weiterführung der Brauerei bis ins Jahr 1908 (1889-1908)
Die Brauerei unter Reinhard Paas (3te Generation) (1908-1917)
Die Restauration Reinhard Paas (1917 1945)
Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis dato
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen
Besondere Zeitungsartikel
100-jähriges Jubiläum der Gaststätte Paas                                             
Die Geschichte der Post in Bergisch Gladbach                                             
Quellen
Quellenverzeichnis                                             

Einführung
Die Brauerei-Historie in Bergisch Gladbach beschränkt sich unverständlicherweise auf genau eine Brauerei, die Brauerei Paas. Immerhin kann das heute noch als Restauration existierende Brauhaus Paas eine fast 200-jährige Tradition vorweisen, allerdings nur ca. 40 Jahre davon mit eigentlichem Brauereibetrieb.
Dabei wurde das Brauhaus Paas in der überwiegenden Zeit, über 5 Generationen hinweg, von der Familie Paas selber betrieben. Die Datenlage ist jedoch, insbesondere ab dem zweiten Weltkrieg, sehr dürftig. Hilfe ist sehr willkommen!

Die Gründung der Restauration Paas (1835)
Johann Wilhelm Paas, im Jahr 1801 in Langen (Hessen) geboren, erwarb im Jahr 1829 ein aus dem 17ten Jahrhundert stammendes Fachwerkhaus in der Marienstraße 25 in der Bürgermeisterei Gladbach, welches an der Stelle stand, an der heute noch das Gasthaus Paas befindet. Johann Wilhelm Paas erwarb das Haus vom Bäcker und Kaufmann Heinrich Lange (1765–1833) [1,2].
Das Haus gehörte ursprünglich einer Familie Berger, von deren Namen auch die Bezeichnung des Hauses abgeleitet war. Diese lautete „et Bergersch Hüschen“ (das Bergers Häuschen). Der Name ist also vom Familiennamen „Berger“ des Besitzers abgeleitet und nicht von Berg oder Bergisch, auch wenn der Name im Kontext zu Bergisch Gladbach auf den ersten Blick naheliegend erscheint. Deshalb wurden in den Folgejahren, auch durch die Familie Paas selbst, falsche Bezeichnungen verwendet (z.B. W023, W030).
Johann Wilhelm Paas war sehr vielseitig. Er betrieb zu Beginn eine Landwirtschaft, eine Bäckerei, einen „Kramladen“ (Kolonialwarenhandlung) und verkaufte Kleidung [1,2].
Ein Jahr später, im Jahr 1830, lies Johann Wilhelm Paas das alte Fachwerkhaus abreißen und errichtet an seiner Stelle ein wesentlich größeres Haus mit Wohn- Wirtschaftsbereichen, welche heute noch erhalten ist.
Zusätzlich zu den anderen betriebenen Geschäften errichtete Johann Wilhelm Paas, vorher auch schon als Brenner tätig gewesen, in den neuen Gebäuden im Jahr 1830 noch eine Brennerei [1].
Allen geschäftlichen Aktivitäten zuträglich war die Lage der Gebäude, welche an der Hauptverkehrsstraße zwischen Mülheim und dem Bergischen Land sowie dem „Comunalweg“ nach Bensberg lagen [14].
Johann Wilhelm Paas erbaute bis 1835 noch einige Nebengebäude, denn sein bisheriges Betätigungsfeld schien ihm nicht auszureichen. Im gleichen Jahr erhielt er die Konzession zum Betrieb einer Restauration und am 29. September 1835 wurde die Restauration von Wilhelm Paas eröffnet [1].
Laut [6] soll gleichzeitig auch eine Brauerei gegründet worden sein. Ob es die Brauerei zu dieser Zeit wirklich schon gab ist eher fraglich. In den Folgejahren gibt es keine Erwähnungen einer Brauerei und Johann Wilhelm Paas wurde in Anzeigen nicht als Brauer sondern als Gastwirt bezeichnet.
(F007) [4]
Gemälde des (noch jungen) Johann Wilhelm Paas
(F002) [1, 08.06.1935]
Foto des (älteren) Johann Wilhelm Paas, abgedruckt im Artikel zum 100-jährigen Bestehen des Gasthaus dem Jahr 1935 
Versuch der Rekonstruktion eines Stammbaums der Familie Paas. Nicht einfach zu erstellen, da fast jedes männliche Mitglied Reinhard und/oder Wilhelm hieß.
HILFE GESUCHT!
Lageplan der Brauerei Paas mit Umfeld und Umbenennungen 

Die Entwicklung der Restauration / Brauerei Paas bis ins Jahr 1878 (1835-1874)
Die erste bekannte Anzeige mit der Erwähnung von Johann Wilhelm Paas nach der Gründung im Jahr 1835 stammt aus dem Jahr 1840 zum Anlass der Gladbacher Kirmes:
[7, 16.08.1840] „…Gladbacher Kirmes. Bei Unterzeichnetem ist am Sonntag, Montag und Dinstag, den 16., 17. und 18. dieses, Nachmittags Harmonie, später Ball, wozu ergebenst einladet. J.W. Paas…“
 
In den Folgejahren giab es etliche Anzeigen, in denen Johann Wilhelm Paas seine Räumlichkeiten für Zwangsversteigerungen und Ähnlichem zur Verfügung stellte. Die diesbezüglichen Anzeigen wurden nicht nur in Gladbach, sondern auch in Kölner Presse veröffentlicht.
[7, 13.10.1841] „…Oeffentliche Verpachtung einer Holzmühle. Am Montag den 18. I. M., Nachmittags 2 Uhr wird der unterzeichnete Notar zu Gladbach in der Wohnung des Gastwirthes Herrn Paas, die daselbst an dem Strunderbache gelegene Holzmühle öffentlich an den Meistbietenden auf 12 Jahre verpachtet ...
 
Im Jahr 1842 wurde in der Bürgermeisterei Gladbach die erste Postanstalt gegründet. Johann Wilhelm Pass stellte hierfür seine Räumlichkeiten zur Verfügung (einen Raum für die Abwicklung und einen Stall für 6 Pferde für Postkutschen und Boten) und wurde auch offiziell zum Postexpediteur und Posthalter ernannt [20]. Zuerst gab es zweimal täglich eine Verbindung nach Mülheim, bis zum Jahr 1852 wurde diese um eine tägliche Verbindung mit Wipperfürth und Köln erweitert.
Ein Grund für die Wahl von Johann Wilhelm Paas als Posthalter war die Lage seiner Gebäude, welche direkt an der Hauptverkehrsstraße zwischen Mülheim und dem Bergischen Land lagen. Johann Wilhelm Paas bekleidete das Amt des Posthalters bis zum Jahr 1863, in dem Claudius Kolter, welcher bereits 1854 in direkter Nähe eine wesentlich größere Restauration erbaut hatte (heute ein Teil des „Bergischen Löwens“), das Amt als Posthalter übernahm [1,3].
Damit nicht genug, übernahm Johann Wilhelm Paas in den 1840er Jahren auch noch das Amt als Stadtverordneter. Hier geriet er aber wohl mit dem Gesetz in Konflikt, wie der folgende Zeitungsbericht aus dem Jahr 1849 vermuten lässt:
[7, 14.01.1849] „…Bergisch Gladbach. Ist es nicht sehr auffallend, daß nichts Sicheres darüber bekannt geworden, was aus der Angelegenheit des Gemeindeverordneten und Posthalters J. Wilh. Paas, welcher wegen Versuches, den Landrat Schnabel in Mülheim zu bestechen, sowohl in erster wie in der Appell=Instanz zu 3 Monat Gefängnis verurtheilt wurde, endlich geworden ist? Straflosigkeit oder Begnadigung wegen solchen Vergehens würde vollends demoralisiren; und doch scheint die Straße hier nicht verbüßt zu werden; auch ist die verwirkte Bestechungssumme von 50 Thalern noch nicht zur Armen=Gasse geflossen…“
 
Im Jahr 1845 wurde im Restaurant von Johann Wilhelm Paas der Männergesangsverein „Liederkranz“ gegründet. Johann Wilhelm war eines der Gründungsmitglieder, wie folgendem Artikel aus dem Jahr 1930 zu entnehmen ist:
[3, 08.11.1930] „…Kurz nach Bildung des Weltruf genießenden Kölner Männergesangvereins wurde in unserer Heimatstadt Bergisch Gladbach der Männergesangverein „Liederkranz“ gegründet. Die Namen der Männer, die sich dieser schönen und edlen Aufgabe unterzogen und die Gründung und Einrichtung zu Stande brachten, verdienen der Nachwelt erhalten zu bleiben. Es waren folgende Herren: 1. Robert Fromm, gräfl. Wolff-Metternichscher Förster zu Strauweiler in Odenthal, 2. Peter Klever, Lehrer in Odenthal, 3. Peter Josef Küster, Lehrer in Gladbach, 4. Friedrich Wachendorff, Kaufmann in Gladbach, 5. Josef Küster, Lehramtskandidat daselbst, 6. Wilh. Paas Gastwirt daselbst, 7. Eduard Schröder, Postsekretär daselbst, 8. Heinrich Eckermann, Lehrer in Mülheim, 9. Peter de Caluwe, Privatier zu Haus Blegge in Paffrath, 10. Eduard Westthal, Förster in Paffrath, 11. Anton Fekter, Lehrer daselbst, 12. Vincenz von Zuccalmaglio, Notariatskandidat daselbst, 13. Johann Kierspel, Lehramtskandidat daselbst, 14. Joh. Wilh. Lindlar, Akademiker der Düsseldorfer Kunstschule, daselbst, 15. Wilhelm Fekter, Lehrer in Thurn, 16. Josef Kleinenbroich, Lehrer in Bensberg und 17. Valentin Haake, Buchbinder in Bensberg.
Die denkwürdige Gründung des „Liederkranz“ mit dem Spruche „Durch das Schöne stets das Gute“ erfolgte am 19. September 1845 in der Gastwirtschaft des Mitbegründers I. W. Paas…“
 
Während dessen fanden weitere Versteigerungen in der „Behausung des Gastwirthes Herrn Johann Wilhelm Paas zu Gladbach“ statt. Bei einer Versteigerung im Jahr 1845 wurde das „ehemals landtagsfähige Rittergut Leerbach“ versteigert.
Im Jahr 1871 versteigerte Johann Wilhelm Paas sein eigenes Gut in Dürscheid, bestehend aus Haus, Scheune und Ackerland. Er wird in dieser Anzeige als „Kaufmann und Gutsbesitzer“ bezeichnet [8].
Im Jahr 1874 brach in den Lagerräumen in der Marienstraße 25 ein Feuer aus, welches aber noch relativ glimpflich ausging:
[8, 21.03.1874] „…Bensberg den 18. März. In vergangener Nacht brach in unserer Nachbarstadt Gladbach in der Brennerei des Herrn Paas Feuer aus, welches diese ungefähr zur Hälfte, so wie eine große Quantität Malzvorrath zerstörte. Energischer Hülfe war zu danken, daß das Feuer nicht weiter um sich griff…“
 
Der zerstörte Malzvorrat ist der erste Hinweis auf den Betrieb einer Brauerei, welche aber vermutlich schon vor dem Jahr 1874 betrieben wurde.
Ebenfalls im Jahr 1874 wurde der „Bergisch-Gladbacher Credit- u. Spar-Verein, eingetragene Genossenschaft", gegründet. Einer der Gründer und Vorstandsmitglied war Johann Wilhelm Paas. Er gab den Vorstandsposten allerdings schon im Jahr 1879 wieder ab.
(W112) [7, 16.08.1840]
Erste bekannte Anzeige von Johann Wilhelm Paas aus dem Jahr 1840, in der er während der Kirmes ergebenst in sein Lokal einlädt
(W113) [7, 17.09.1844]
Im Jahr 1844 werden in der Wohnung des Posthalters Herrn Paas zwei in der Nähe gelegene "Gütchen" versteigert
(W114) [7, 26.05.1845]
im Jahr 1845 wird das ehemalige Rittergut "Leerbach" in der Wohnung des Gastwirthes Herrn Paas versteigert
(W115) [7, 14.01.1849]
Der Artikel aus dem Jahr 1849 nimmt Bezug auf die Verurteilung von Johann Wilhelm Paas zu 3 Monaten Gefängnis im Jahr 1849. Ob Johann Wilhelm Paas die Straße wirklich absitzen musste, ist nicht bekannt
(W002) [17, 02.09.1871]
Im Jahr 1871 ließ Johann Wilhelm Paas eines seiner Güter versteigern 
(W003) [17, 27.05.1874]
Anzeige zur Gründung des Bergisch Gladbacher Credit und Sparvereins im Jahr 1874. Einer der 3 Vorstände war Johann Wilhelm Paas
(W005) [17, 23.04.1879]
Neben der Restauration und weiteren Ämtern betrieb Johann Wilhelm Paas auch noch Landwirtschaft. In dieser Anzeige aus dem Jahr 1879 wird ein Ackerknecht gesucht

Die Brauerei und Restauration von Johann Wilhelm Paas (1874-1889)
Wann genau Johann Wilhelm Paas seine Brauerei eröffnete, ist unklar. Laut dem Standard Brauereiverzeichnis [6] war es im Jahr 1885, was aber nicht stimmen kann, da es bereits zeitlich vorher Nachweise gibt. Der erste Nachweis stammt, wie vorher beschrieben, vom Malzbrand im Jahr 1874. Der erste konkrete Nennung stammt aus dem Jahr 1878, in dem Johann Wilhelm Paas bei der Übernahme eines weiteren Amtes als Brauereibesitzer bezeichnet wird.
[8, 08.05.1878] „…Bekanntmachung. An Stelle des verstorbenen Ackerers Hrn. Johann Odenthal zu Gladbacher=Mühle ist der Guts= und Brauereibesitzer Herr Johann Wilhelm Paas zu B.=Gladbach zum Mitglied des Schauamtes zur Körung der Zuchtstiere ernannt worden. Mülheim, den 4. Mai 1878.
 
Körung ist die Auswahl von geeigneten Tieren für die Zucht durch sachkundige Richter, Johann Wilhelm Paas betrieb zu dieser Zeit nachweislich weiterhin auch Landwirtschaft.
Im Jahr 1879 verpachtete Johann Wilhelm Paas ein bei Spitze gelegenes Gut. Ein weiterer Hinweis auf seine geschäftlichen Erfolge und den erlangten Wohlstand.
[8, 03.09.1879] „…Mein zu Spitze, Bürgermeisterei Bensberg gelegenes Gut, bestehend in 1 geräumigen Wohnhause nebst Stallungen, Scheune und Backhaus sowie 30 Morgen bestes Ackerland u. 2 Morgen Baumhof mit Graswuchs ist vom 22. Febr. nächsten Jahres ab auf mehrere Jahre unter günstigen Bedingungen zu pachten. Das Haus eignet sich wegen seiner vorzügl. Lage und Einrichtung besonders zu Wirthschaft, Specereiwaaren=Geschäft und Bäckerei. B.=Gladbach, 1. Sept. 1879. J. W. Paas…“
 
Im Jahr 1882 trat Johann Wilhelm Paas, mittlerweile schon über 80 Jahre alt, etwas kürzer, er gab zumindest seinen Posten als Stadtverordneter ab. In Brauerei und Restauration unterstützten seit längerem schon seine beiden Söhne Reinhard und Wilhelm.
Weitere Nachweise der Brauereitätigkeit sind mehrere Anzeigen des "Deutschen Kaisersaals" von Heinrich Nasselstein ab dem Jahr 1884, welcher mit „Lagerbier aus der bestrenommirten Brauerei von J. W. Paas“ warb [8].
Am 16 November 1889 verstarb Johann Wilhelm Paas im Alter von 88 Jahren.
(W006) [17, 16.08.1884]
"köstliches Lagerbier aus der bestrenommiirten Brauerei J.W. Paas" im Ausschank des Deutschen Kaisersaals in Bergisch Gladbach. Anzeige aus dem Jahr 1884
(W007) [17, 15.08.1885]
Weitere Anzeige des Deutschen Kaisersaals
(W009) [17, 14.08.1886]
Weitere Anzeige des Deutschen Kaisersaals, diesmal zur Kirmes im Jahr 1886
(W008) [17, 05.05.1886]
Diesmal ein Konzert für "hülfsbedürftige Communionkinder". Anzeige aus dem Jahr 1886

Die Weiterführung der Brauerei bis ins Jahr 1908 (1889-1908)
Wie üblich gab es nach dem Tod des vermögenden Johann Wilhelm Paas Streitereien um das Erbe. Diese führten dazu, dass ein Großteil seiner Immobilien versteigert wurde um den Erlös unter den Erben aufzuteilen zu können.
[8, 19.03.1890] „…Großer Immobilien-Verkauf. (darunter 40 Baustellen). Auf Anstehen der Erben und Rechtsnachfolger des zu Berg.- Gladbach verlebten Herrn Johann Wilhelm Paas wird der Unterzeichnete am Freitag den 11. und soweit nöthig Samsstag den 12. April d. Is. mittags von 10 Uhr ab in der Paas'schen Wirthschaft zu Berg.=Gladbach theilungshalber folgende zu dem fraglichen Nachlasse gehörigen Immobilien öffentlich unter sehr günstigen Zahlungs-Bedingungen zum Verkaufe ausstellen lassen:
1. Das in Berg.-Gladbach in der Nähe der evangel. Kirche gelegene, bisheran von Frau Ww. Mattenklodt benutzte Wohnhaus nebst Hofraum, Garten und anstoßendem Wäldchen, haltend an Fläche 1 Hektar, 16 Ar, 32 Meter.
2. Das ebendaselbst an der Bensbergerstraße gelegene, bisher von Frau Wittwe Gericke benutzte Wohnhaus nebst Hofraum und Garten, haltend an Fläche 6 Ar 3 Meter.
3. Das ebendaselbst an der Bensbergerstraße gelegene Gütchen „Jüch“ mit Wohn- und Oeconomiegebäuden, Baumhof und Ackerland, haltend an Fläche 1 Hektar, 40 Ar, 21 Meter.
4. Zehn Bauplätze an der Bensbergerstraße.
5. Elf Bauplätze an der Odenthalerstraße.
6. Sechs Bauplätze an der Paffratherstraße.
7. Ein Bauplatz an der Sanderstraße.
8. Zwölf Bauplätze zu Schützheide.
9. Garten nebst Fischteich am Bockerbach dicht bei der katholischen Kirche, 10 Ar 23 Meter.
10. ca. 9¾ Morgen Garten und Ackerland im Gemeindebezirk Gladbach, theils an der Paffrather- und Odenthalerstraße, theils auf dem Horn gelegen.
11. Das zu und bei Spitze an der Mülheim-Wipperfürtherund Beusberg-Bechen-Stumper-Straße gelegene, 8 Hektar 85 Ar große Ackergut nebst großen Wohn- und Wirthschafts- und Oeconomiegebäuden, in welchen seit langen Jahren mit bestem Erfolg Wirthschaft, Frucht- und Kleinhandel betrieben worden ist.
Bedingungen und Pläne können beim Unterzeichneten eingesehen werden. Berg.-Gladbach, im März 1890. Der Königliche Notar: Offergelt.
 
Die Brauerei selbst wurde von Johann Wilhelm Paas Söhnen Wilhelm und Reinhard zuerst unter gleicher Firmierung weitergeführt und im Jahr 1893 dann in „Brauerei Gebr. Paas“ geändert [6].
Die Informationen über die nächsten Jahre beschränken sich auf Veranstaltungen verschiedenster Vereine in der Brauerei und gelegentlichen Anzeigen mit Eigenwerbung.
Im September 1903 verstarb Wilhelm Paas im Alter von 62 Jahren und Reinhard Paas führte die Brauerei alleine weiter, ab dem Jahr 1904 unter der Firmierung „Brauerei Reinhard Paas“ [6].
Mittlerweile arbeitet mit Wilhelm Reinhard Pass, dem Sohn von Reinhard Paas, auch dritte Generation in der Brauerei mit.
Im Jahr 1908 zog sich Reinhard Pass (2te Generation) aus dem Betrieb der Brauerei zurück und sein Sohn, Wilhelm Reinhard Paas (3te G.), übernahm die Führung der Brauerei, was sich auch in der Umfirmierung in „Brauerei Reinhard Paas“ widerspiegelte. Reinhard Paas (2te G.) starb im September 1910 im Alter von 71 Jahren.
(W011) [3, 28.05.1896]
Es kann kein Eis mehr abgegeben werden. Dies lässt auf untergäriges Brauen schließen, vermutlich mit eingelagertem Eis und keiner Eismaschine. Anzeige aus dem Jahr 1896 mit der Firmierung "Gebr. Paas" 
 
(W013) [3, 11.08.1900]
Der Kirmes-Verein trifft sich bei Paas. Anzeige aus dem Jahr 1900
(W012) [17, 24.02.1900]
Der katholische Lehrer-Verein versammelt sich bei Reinhard Paas. Anzeige aus dem Jahr 1900
(W014) [3, 27.03.1902]
Es wurde also auch noch im Jahr 1902 Landwirtschaft betrieben. Noch unter der Firmierung "Gebr. Paas"
(W015) [3, 07.08.1902]
Im Restaurant "Zum Bahnhof" in Bergisch Gladbach kommt "hochfeines Bier aus der Brauerei Gebrüder Paas" zum Ausschank. Anzeige aus dem Jahr 1902 
(W009) [3, 06.08.1903]
Weitere Anzeige des Restaurant "Zum Bahnhof", diesmal aus dem Jahr 1903
(W019) [3, 27.02.1904]
Anzeige für Bock-Bier aus dem Jahr 1904, schon unter der neuen Firmierung "Reinhard Paas"
(W017) [3, 12.09.1903]
Todesanzeige von Wilhelm Paas aus dem Jahr 1903. Mit Wilhelm war einer der Gebrüder Paas verstorben und Reinhard Paas führte ab diesem Zeitpunkt die Brauerei alleine weiter
(W021) [3, 28.09.1910]
Sieben Jahre nach seinem Bruder verstarb auch Reinhard Paas im Jahr 1910

Die Brauerei unter Reinhard Paas (3te Generation) (1908-1917)
Mit der Führung der Brauerei durch Wilhelm Reinhard Paas (3te G., genannt Reinhard) begann die Hochzeit der Brauerei. Regelmäßig wurden Anzeigen geschaltet und es gelang Reinhard Paas auch, weitere Absatzstätten zu erschließen. U.a. wurde das Bier im Restaurant „Alt Heidelberger“ von Johan Büchner auch in 5 Liter Syphons vertrieben [3].
Die letzten Jahre vor dem ersten Weltkrieg waren die erfolgreichsten Jahre  der Brauerei Paas. Zu dieser Zeit wurden sowohl untergäriges (bayrisches) als auch obergäriges Bier produziert. Das obergärige Bier wurde als „Paas Kölsch“ bezeichnet und beworben.
Reinhard Paas warb nicht nur mit seinem Eigennamen für die Brauerei, sondern auch mit „Bergisches Brau-Haus“ [3] oder „Zum Bergisch Hüschen“ [3]. Ob Reinhard Paas hier wissentlich oder unwissentlich falsche Bezeichnungen verwendet ist unklar (früher hatte das Haus ja „Bergersch Hüschen“ geheißen, abgleitet vom Familiennamen „Berger“ des ursprünglichen Besitzers).
Bereits im Jahr 1890 hatte Reinhard Paas die aus Rath stammende Gertrud Buchmüller geheiratet. Bereits ein Jahr später kam ihr erster gemeinsamer Sohn zur Welt und erhielt den Namen, ja richtig, Wilhelm Reinhard. Zwei Jahre später kam auch eine Tochter mit dem unverdächtigen Namen Paula Wilhelmine Christina zur Welt.
Auch in der Presse wurde die Brauerei Reinhard Paas erwähnt:
[3, 03.06.1911] „…Lokales und Provinzielles. … Wer am liebsten in stiller Ecke sein Gläschen trinkt, sei darauf aufmerksam gemacht, daß im Berg. Brauhaus von Reinhard Paas wieder selbstgebrautes Bier, bayerisches und obergärig Kölsch verabreicht wird. Mögen alle Wirte und Gäste nach den Festtagen recht zufrieden auf diese zurückblicken können…“
 
[3, 05.08.1911] „…Lokales und Provinzielles. !! B.=Gladbach, 5. August. Die Kirmes ist da; morgen öffnet sie weit ihre Tore und heißt alle eintreten. … Die Restauration Paas wird auch an diesen Tagen ihre alte Anziehungskraft, die durch den Ausschank von selbstgebrautem Bier, Bayerisch und Kölsch, bedeutend gestiegen ist, sicherlich noch vermehren. ...
 
In manchen Anzeigen dieser Zeit wird auch noch die Witwe Reinhard Paas (2te G.) anstelle von Reinhard Paas (3te G.) genannt.
Vermutlich kam der Brauereibetrieb schon mit Ausbruch des ersten Weltkriegs zum Erliegen, zumindest sind nach Ausbruch des Krieges im Juli 1914 bis einige Monate vor seinem Ende keine Anzeigen der Brauerei selbst oder von Vereins-Versammlungen bekannt. Gründe waren vermutlich die Rohstoff-Knappheit und Arbeitermangel. Hinzu kam noch, dass auch Reinhard Paas als Soldat in den Krieg zog. Die Brauerei blieb damit endgültig geschlossen, nach dem Krieg wurde der Brauerei-Betrieb nicht wieder aufgenommen.
(R001) [unbekannt]
Ausschnitt aus einer Rechnung von Reinhard Paas, vermutlich um 1910
(W020) [3, 07.08.1909]
Kirmesanzeige aus dem Jahr 1909 
(W023) [3, 03.06.1911]
Im Jahr 1911 bringt Reinhard Paas wieder sein "eigenes Gebräu" zum Ausschank. Zu dieser Zeit wurde sowohl obergärig als auch untergärig gebraut. Der Begriff "Bergisches Brau-Haus" taucht nur in dieser Anzeige auf
 
(W027) {3,23.12.1911]
Während der Feiertage ist Bock-Bier im Angebot. Anzeige aus dem Jahr 1911
(W030) [3, 06.04.1912]
Lager-Bier und Kölsch-Bier sind im Angebot bei Reinhard Paas. Diesmal bezeichnet er sein Etablissement als "Zum Bergisch Hüschen"
(W035) [3, 10.08.1912]
Anzeige aus dem Jahr 1912, in dem Reinhard Paas zum ersten Mal selbst sein Bier als "Paas Kölsch bewirbt
(W038) [3, 24.12.1912]
Auch während der Feiertage des Jahres 1912 ist selbstgebrautes Bock-Bier im Ausschank
(W043) [3, 24.12.1913]
Anzeige von Reinhard Paas zu Weihnachen 1913. Es gibt wieder Bock-Bier und weiterhin Kölsch
(W031) [18, 06.04.1912]
Auch in der Nachbarstadt Bensberg wurde bei Wilhelm Krämer Bier aus der Brauerei Paas ausgeschenkt. Anzeige aus dem Jahr 1912
 
(W031) [18, 23.12.1913]
Weitere Anzeige von Wilhelm Kramer aus dem Jahr 1913. Genannt werden Paas Kölsch und Paas Bock-Bier
(W034) [3, 13.07.1912]
Der Gasthof zum Vereinshaus wird im Jahr 1912. Im Ausschank ist neben dem prominenten "Sünner Export" auch "Paas Kölsch"
(W037) [3, 21.12.1912]
Auch im "Gronauer Hof" ist Paas Kölsch im Ausschank. Anzeige aus dem Jahr 1912
 
(W036) [3, 23.08.1912]
Auch auf der Kirmes in Paffrath sind Paas Lager und Paas Kölsch im Ausschank. Anzeige aus dem Jahr 1912 
(W038) [10.05.1913]
Weitere Anzeige des Gronauer Hof aus dem Jahr 1913. Weiterhin im Angebot ist Paas Kölsch
 
(W025) [3, 16.08.1911]
Der im Jahr 1845 in der Restauration Paas gegründete Männergesangsverein "Liederkranz" triff sich im Vereinlokal Restaurant Paas. Anzeige aus dem Jahr 1911
(W041) [3, 01.10.1913]
Anzeige des Hotel Jägerhof aus Bergisch Gladbach aus dem Jahr 1913. Auch hier ist neben Deutsch-Pilsener der Sünner Brauerei Paas Kölsch im Ausschank
(W028) [3, 12.01.1912]
Zur Feier des Kaisergeburtstags im Jahr 1912 wird ein Fest-Essen veranstaltet. Einschreiben hierfür ist bei Paas möglich, diesmal wird allerdings "Wwe. Reinhard Paas" genannt
   

 
(W033) [3, 14.06.1912]
Die Lotterie-Gesellschaft "Bergisch-Hüsge" zahlt die Gewinne im Brauhaus Paas aus. Anzeige aus dem Jahr 1912
(W045) [3, 27.06.1914]
Weitere Anzeige der Lotterie-Gesellschaft "Bergisch Hüsge" von Juni 1914 (einen Monat vor Ausbruch des ersten Weltkriegs)
 
                                                                                                                        
(W029) [3, 03.04.1912]
In der Restauration "Alt-Heidelberg" von Johann Büchner wird "Echt Kölsch" aus der Brauerei Paas in 6 Liter Siphons verkauft. Anzeige aus dem Jahr 1912
(W032) [3,25.05.1912]
Weitere Anzeige von Johann Büchner aus dem Jahr 1912. Hier wird das Bier der Brauerei Paas explizit in einer Anzeige als "Paas Kölsch" bezeichnet (zum ersten Mal überhaupt zuvor im August 1911)
(W039] [3, 30.07.1913]
Weitere Anzeige von Johann Blüchner aus dem Jahr 1913. Weiterhin im Angebot: Paas-Kölsch
(W044) [24.12.1913]
Weitere Anzeige von Johann Büchner zu Weihnachten 1913

Die Restauration Reinhard Paas (1917-1945)
Reinhard Pass kehrte unverletzt und mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet aus dem Krieg zurück. Mit einer Wiedereröffnung der Restauration, geschweige denn der Brauerei, war es aber erstmal nichts. Die Gebäude der Familie Paas waren von den englischen Besatzern requiriert worden, die Nutzung war den englischen Truppen vorbehalten.
[3, 03.01.1919] „…Anordnungen des engl. Stadtkommandanten. Bekanntmachung. Es kommen Fälle vor, daß deutsche Zivilpersonen sich im Besitze von britischen Kleidungsstücken und sonstigen Gegenständen etc. befinden. Es ist den Deutschen strikte verboten, irgendwelche britischen Kleidungsstücke, Ausrüstungsgegenstände, Lebensmittel oder andere Gegenstände zu kaufen oder sich in deren Besitz zu befinden. Jede Zivilperson, die sich im Besitz solcher Gegenstände befindet, wird strengstens bestraft. Die Verfügung der britischen Behörde bezüglich des Freihaltens gewisser Lokale für die britischen Truppen ist wie folgt abgeändert worden:
1) Rüsing, Wilhelmstr. 198 ist für den Verkehr für Zivilpersonen wieder freigegeben.
2) a. Schmitz, Wipperfürtherstr. 14 und b. Paas, Marienstraße sind während der Zeit von 12—1½ Uhr Nachmittags und von 4½ Uhr Nachmittags bis 9 Uhr Abends für den Besuch von britischen Truppen freizuhalten. Während dieser Stunden ist in den Lokalen der Verkehr von Zivilpersonen verboten.
 
Wahrscheinlich noch vor der Besatzung, im August 1918, wurde in den Räumen der Brauerei Paas der Gladbacher Damenschwimmverein gegründet wurde (zu dem einige Jahre später dann auch Herren zugelassen wurden) [3].
Im Jahr 1920 zogen die britischen Besatzer dann wieder ab.
[3, 03.03.1920] „…B.=Gladbach, 3. März. Die englische Besatzung, die wir in erheblicher Stärke mehr denn 14 Monate hier beherbergt, hat bis auf einen kleinen Rest.=Gladbach verlassen. Sämtliche Schulen sind nunmehr wider geräumt, ebenso die Kriegsküche und eine Reihe von Wirtschaften, die von der englischen Besatzung vollständig in Beschlag genommen, so der„Bergische Löwe“,„Am Bock“,„Brauerei Paas" und„Gronauer Hof“ von Löhr werden demnächst wieder dem Publikum geöffnet werden. ...“
 
Kurz darauf wurde die Restauration wiedereröffnet, die Brauerei allerdings blieb für immer geschlossen. Vermutlich bereits im Jahr 1919, gesichert für das Jahr 1920 nutzte der Spirituosen- und Weinhändler Urban Schmitz jr. die alten Lagerkeller der Brauerei als Lager für seine Ware. In Anzeigen warb er für seine Ware, er suchte aber auch leere Flaschen und es gab einen Bonus, wenn die Flaschen in seinem Lager abgegeben wurden („…für jede Flasche die frei an meinen Keller (früher Brauerei Paas) gebracht wird, 10 Pfg. mehr…“) [3]. Anscheinend hatte er sich aber nicht die richtigen Angestellten ausgesucht, denn im Februar 1920 wurde er Opfer eines Diebstahls:
[3, 23.02.1920] „…B.=Gladbach, 28. Febr. Mittelst Einbruchs waren dem Weinhändler Urban Schmitz aus seinen Kellereien in der Brauerei Paas in der Nacht zum Freitag für mehrere Hundert Mark Wein und Kognak gestohlen worden. Heute Morgen gelang es, eigene Arbeiter bei erneutem Diebstahl als Einbrecher zu ermitteln…“
 
Im Juli 1923 brach ein Feuer aus, dass aber dank dem beherzten Eingreifen eines Herrn Bräuer und seines „Minimax“ (einer zu dieser Zeit sehr verbreiteten Variante eines Feuerlöschers) schnell gelöscht werden konnte.
[3, 31.07.1923] „…B.=Gladbach, 31. Juli. Selbstschutz gegen Feuersgefahr. Wie uns nachträglich von einem Augenzeugen des Brandes, welcher vergangenen Freitag Nacht in der früheren Brauerei Paas ausgebrochen war, berichtet wird, hätte das Unglück sehr leicht schlimme Folgen haben können. Die Decke der in dem betreffenden Gebäude befindlichen Anstreicher=Werkstelle war bereits teilweise durchgebrannt und wäre in wenigen Minuten auch der Dachstuhl des Gebäudes in Opfer der Flammen geworden. Nur dem schnellen und tatkräftigen Eingreifen des Herrn Georg Bräuer, welcher als erster mit einem Minimax=Apparat auf der Brandstelle erschien, ist es zu verdanken, daß großes Unheil verhütet worden ist und die Bewohner des Vorderhauses keinen weiteren Schaden erlitten haben. Die städt. Feuerwehr war auch bald zur Stelle, doch brauchte sich dieselbe nur noch um die Ablöschung und Sicherung des Gebäudes zu bemühen. Mit Rücksicht auf die enormen Werte, welche durch jedes Feuer vernichtet werden können, ist es geradezu die Pflicht eines jeden Haus= und Grundbesitzers, die nötigen Vorsichtsmaßregeln zur Bekämpfung solcher Unfälle zu treffen, zumal die gegen Feuer versicherten Summen heute in den meisten Fällen zur Deckung der entstandenen Schäden nicht mehr genügen. Wie der vorliegende Fall auch recht deutlich zeigt, ist es das Wichtigste, daß jedes Feuer, auch wenn dasselbe anfänglich noch so klein erscheint, sofort im Keime erstickt wird. Daß hierzu die bekannten Minimax=Apparate die beste Waffe sind, hat der vorliegende Fall in deutlicher Weise erwiesen…“
 
Bereits im Jahr 1920 warb Reinhard Paas wieder mit Bier, wenn auch nicht mit seinem eigenen. Im Jahr 1924 benannte er dann auch die Quelle. Er warb für Höhenhaus Pilsener und benannte sein Restaurant als „Spezialausschank für Bergisch Gladbach“. In den Folgejahren erweiterte er seine Palette mit Produkten aus der Balsam Bergischen-Löwenbrauerei um „Balsamator-Bock“ . Ab 1927 warb er auch mit „Dortmunder Union“ parallel zu „Höhenhaus Pilsener“ und „Balsamator Bock“. Ende des Jahres 1927 wurde die Palette noch um „Salvator-Bier“ erweitert. Dies wurde aber im Jahr darauf von „Müser-Bräu“ ersetzt und auch das Dortmunder Bier wurde kurz darauf gestrichen.
Im Jahr 1928 war Reinhard Paas dann auch zusätzlich mit „Echt Kölsch“, aber ohne die Quelle preiszugeben. Im Jahr 1933 wird in einer Anzeige das einzige bekannt Mal dann doch die Kölsch-Marke erwähnt, im Angebot waren „Höhenhaus Pils, Müser Bräu und Echt Gaffel-Kölsch.
Im Jahr 1927 wurde die Restauration modernisiert und vergrößert (siehe Anzeige W069). Reinhard Paas warb daraufhin auch gerne mit „vornehmen Gesellschaftsräumen“ welche den „verwöhntesten Ansprüchen genügen".
[3, 01.10.1927] „…Aus unserer Heimat. Stadtbezirk B. Gladbach. 1. Okt. 1927. Das Restaurant Paas. Mit dem Umbau vom „Ahlen Bergischen Häuschen“, wie das Paassche Haus früher im Volksmund hieß, hat Herr Architekt Will eine Aufgabe gelöst, wie sie besser wohl von keinem Architekten hätte gelöst werden können,— wie eben nur ein Innenkünstler Will sie fertig bringen kann. Wer heute seit längerer Zeit zum ersten Male das Lokal betritt, der kennt sich nicht wieder. Es wurde eine vollständige Umgestaltung vorgenommen, die vor allem in einer ganz bedeutenden Raumvergrößerung Ausdruck findet. Durch eine glänzend gelöste Zweiteilung des Raumes wurden zwei Gaststuben geschaffen, die durch die vornehme, unaufdringliche und doch sachlich moderne Ausstattung, die bis in die kleinste Kleinigkeit streng durchgeführt wurde, die Vorbedingungen für einen gemütlichen Aufenthalt und für das Wohlbefinden der Gäste darstellen. Eine Gaststätte ist geschaffen worden, die allen, auch den verwöhntesten Ansprüchen genügen wird, die zu den schönsten und geschmackvollsten unserer Stadt zu zählen ist. Morgen findet, wie eine Anzeige in heutiger Nummer besagt, die Eröffnung statt…“
 
Reinhard Paas schaltete regelmäßig Anzeigen in der lokalen Presse. Geworben wurde u.a. immer mit „Künstler Konzerten“. Dies schien zu dieser Zeit üblich zu sein, denn seine in direkter Nähe gelegenen Konkurrenten (Bock, Bergischer Löwe) taten es ihm gleich. Richtig innovativ war Reinhard Paas im Jahr 1929, in dem er mehrfach Jazz-Konzerte mit der Jazz-Kapelle „Vohaheyko“ veranstaltete [3].
Wie auch schon um die Jahrhundertwende, so war das Restaurant Reinhard Paas auch in den 1920er und 1930er Jahre der Treffpunkt vieler Vereine und Versammlungsort jedweder Gesellschaften. So z.B. des „Zweckverbandes für Leibesübungen“, des „Ortskartell des deutschen Beamtenbundes“, des „Verbandes der katholischen Akademiker zur Pflege der Weltanschauung“, der „Lotteriegesellschaft Bergisch -Hüsge“, des „Reichsbund der Kriegsbeschädigten und ehem. Kriegsteilnehmer“, des „Turn-Vereins 1879“, des „“Evangelischen Vereins Bergisch Gladbach“, des Wirte-Vereins Bergisch Gladbach, der „Ortsgruppe Bergisch Gladbach des Vereins für Deutsche Schäferhunde“, der „Schützengesellschaft Bergisch Gladbach“, der „161er“ (10. Rheinisches Infanterie Regiments Nr. 161“, der „Motorsportklub Bergisch Gladbach“, die „Zentrumspartei“, die „freien Friseurinnen der Stadt Bergisch Gladbach“, der Bergisch Gladbacher Imkervereinigung“, usw.
(W051) [3, 04.09.1920]
Der Turnvereins 1879 trifft sich bei Paas
(W053) [3, 17.01.1922]
Tagung des Evangelischen Vereins Bergisch Gladbach im Jahr 1922 in der Gastwirtschaft Paas
(W054) [3, 12.09.1923]
Versammlung des Wirte-Vereins Bergisch Gladbach bei Paas. Anzeige aus dem Jahr 1923
(W057) [3, 06.12.1924]
Versammlung des Wirtschaftsvereins der Angehörigen der Firma Zander in der Restauration Witwe Reinhard Paas. Anzeige aus dem Jahr 1924
 
(W059) [3, 01.10.1925]
Auch die Ortsgruppe Bergisch Gladbach des Vereins für Deutsche Schäferhund tagte im Restaurant Paas. Anzeige aus dem Jahr 1925
(W061) [3, 14.04.1926]
Die Schützengesellschaft Berg. Gladbach hält ihre Generalversammlung bei Schützenbruder Heinrich Paas ab. Anzeige aus dem Jahr 1926
 
(W062) [3, 25.06.1926]
Auch das ehemalige 161. Infanterieregiment trifft bei sich Paas. Anzeige aus dem Jahr 1926
(W064) [3, 03.02.1927]
Der "Verband kath. Akademiker zur Pflege der kath. Weltanschauung" trifft sich im Lokale Paas. Anzeige aus dem Jahr 1927
(W065) [3, 15.02.1927]
Die Wirtschaftliche Vereinigung des Einzelhandels trifft sich in der Gastwirtschaft Paas. Anzeige aus dem Jahr 1927
(W066) [3, 29.09.1927]
Das Ortskartell des Deutschen Beamtenbundes trifft sich im Saale von Reinhard Paas. Anzeige aus dem Jahr 1927
(W067) [3, 19.04.1927]
General-Versammlung des Zweckverbandes für Leibesübungen im Lokale von R. Paas im Jahr 1927
(W071) [3, 01.12.1927]
Nach dem Lokalkampf (Fußball?) Spielerabend bei Reinhard Paas. Anzeige aus dem Jahr 1927
(W074) [3, 05.01.1928]
Der Motorsportclub lädt zur Monatsversammlung ins Restaurant Paas. Anzeige aus dem Jahr 1928
(W076) [3, 21.03.1928]
Versammlung der Zentrumspartei bei Paas. Anzeige aus dem Jahr 1928
(W082) [3, 12.11.1929]
Der Bienenzuchtverein lädt freundlichst ins Restaurant Paas ein. Anzeige aus dem Jahr 1929
(W083) [18, 24.01.1929]
Jahreshauptversammlung der "freien Friseurinnung bei Reinhard Paas. Anzeige aus dem Jahr 1929

 


Im Jahr 1933 wurde auch in Bergisch Gladbach die Machtübernahme der Nationalsozialisten sichtbar. Nicht nur, dass Straßen nach dem „Führer“ benannt wurden, es wurde auch eine sehr national geprägte „Braune Woche“ veranstaltet, in der es u.a. Aufmärsche der Hitler-Jugend, des Jungvolkes und der Arbeitsfront gab. Eigentliches ging es um das heimische Handwerk und die lokalen Produkte, die sich in der „Braunen Messe“ präsentierten, in Wirklichkeit war es aber eine Propagandaveranstaltung der neuen Machthaber um das Volk für sich zu gewinnen. "Braune Wochen" wurden auch in anderen Städten veranstaltet. Zur "Braunen Woche" in Bergisch Gladbach wurde auch das Theaterstück „Schlageter“ von der NS-Laienspieltruppe aufgeführt. In diesem zu dieser Zeit sehr erfolgreichen Stück geht es um Heldenverehrung. Der „edle“ deutsche Freiheitskämpfer Albert Leo Schlageter spielt die Hauptrolle. Erst Soldat im ersten Weltkrieg, wurde der 1921 von der französischen Besatzung als Saboteur verurteilt und hingerichtet.
 
 
(W098) [1, 30.09.1933]
Anzeige der Restauration Reinhard Paas zur "Braunen Messe"
(W099) [1, 05.10.1933]
Das Programm der "Braunen Woche", enthielt Aufmärsche und Propaganda-Veranstaltungen, die aber beim Volk gut ankamen
(W100) [1, 05.10.1933]
Die Organisation des Werbe-Festzugs innerhalb der "Braunen Messe" wurde bei Paas geplant
 
Im Jahr 1935 wurden die ehemaligen Lagerkeller der Brauerei in Luftschutzkeller umgebaut.
[1, 16.02.1935] „…Begeisterte Aufnahme des Luftschutzgedankens bei der SA=Reserve Bergisch Gladbach. Am vergangenen Mittwoch fand der Appell der SA=Reserve im Sturmbann=Gebäude bei Paas unter Leitung des Sturmfübrers Weiden statt. Neben allgemeinen Fragen sollte dieser Abend vor allem dem Luftschutzgedanken gewidmet sein. Als Referenten hatte man Ortsgruppenführer Pelke von hiesigen Ortsgruppe des RLB. gewonnen, der sich in einem groß angelegten Referat mit dem Thema befaßte: „Luftschutz und Volksgemeinschaft". Der Referent gab einleitend seiner Freude darüber Ausdruck, daß die SA. sich auch mit der Bedeutung des Luftschutzes befassen wolle. Dies sei um so mehr zu begrüßen, als gerade die SA. als Organisation am ehesten in der Lage sei. die Bedeutung des Selbstschutzgedankens in die Bevölkerung hineinzutragen und damit wesentlich den Dienst am Volksganzen zu vervollständigen und zu kräftigen. Unter anderem betonte er, daß das deutsche Volk alle Völker der Erde durch seinen hochentwickelten organisatorischen Geist überragt. Es ist immer das tragische Schicksal des deutschen Volkes gewesen, daß diese außergewöhnlichen Anlagen sich immer nur in Teilorganisationen erschöpften, statt einmal dafür eingesetzt zu werden, das Volksganze zu einer unlösbaren Gemeinschaft zusammenzuschweißen....
 
Bei Betrachtung der letzten beiden Sätze wird klar, wie weit die braune Ideologie bereit im Jahr 1935 die Gesellschaft durchdrungen hatte.
Aber es gab auch positives im Jahr 1935 zu feiern, nämlich das 100-jährige Bestehen des Gasthaus Paas. Die Presse widmete dem Jubiläum einen ausführlichen Artikel, welcher am Ende dieser Seite aufgeführt ist. Zum Jubiläum wurden noch einmal Teile des Gasthauses renoviert.
Im Jahr 1936 bekam das Gasthaus „braune Nachbarn“. Unter Hausnummer 25a wurde ein Geschäftszimmer des Sturmbanns 2/R 160 eingerichtet [1]. Es wurden u.a. Dankopfer für den Führer gesammelt, was natürlich nur dem Frieden dienen sollte.
[1, 16.05.1936] „…Jeder Volksgenosse hilft bauen! Das dem Führer gewidmete Dankopfer der Nation dient nicht der Vernichtung, sondern dem Aufbau. Kein Volksgenosse darf darum an dem Dankopfer der Nation achtlos vorübergehen! Wer mithilft dem deutschen Arbeiter ein Heim zu schaffen, stärkt sein Vaterland und bannet den Krieg! Jeder Pfennig zum Dankopfer der Nation, ist ein Schritt weiter zum Wiederaufstieg des Vaterlands! Tausende Kinder werden gesund und kräftig sein in der aus den Mitteln des Dankopfers der Nation vom deutschen Volk errichteten Arbeitersiedlung der SA! Darum reiche auch Du dem Führer einen Baustein für das soziale Werk, das von dem unermüdlichen Opfersinn des deutschen Volkes einst zeugen wird! Folge dem Beispiel Tausender aller Berufsschichten, zeige Dich wie sie Deinem Volke würdig, indem Du Dich einträgst in die Ehrenliste. Auch das kleinste Opfer wird im Namen des Führers mit Dank entgegengenommen! Einzeichnungslisten: 1. Geschäftszimmer des Sturmbanns 2/R 160, Bergisch Gladbach, Marienstraße 25a, neben Gasthaus Paas…“
 
Im Dezember 1938 verstarb die Witwe Paas (Gertrud, geb. Buchmüller, 3. G.), was sogar dem Kölner Lokal-Anzeiger eine Notiz wert war:
[12, 09.02.1938] „…Eine bekannte Wirtin starb Im Alter von 70 Jahren. Gestern verschied plötzlich und unerwartet in der Nacht zum Dienstag die Gastwirtin Witwe Reinhard Paas. Stets freundlich zu ihren Gästen galt sie als eine vorbildliche Vertreterin des Gaststättengewerbes, das sie jahrzehntelang ausübte…“
 
Der Krieg kam auch für Bergisch Gladbach immer näher. Der „Paas-Bunker“, wie die Luftschutzräume in den ehemaligen Lagerkellern der Brauerei Paas bezeichnet wurden, wurde immer öfter Zuflucht bei Luftalarmen und durch die Nähe zu Köln, einem Hauptziel der alliierten Bombenangriffe, gab es regelmäßig Luftalarm. Aber auch hieraus wurden noch positive Schlagzeilen gemacht:
[1, 08.12.1944] „…Nikolaus im Bunker. Der Weihnachtsmann hatte auch im sechsten Kriegsjahr die Kleinen nicht vergessen und besuchte sie im Paas-Bunker. Die Ueberraschung war natürlich groß, nicht minder die Freude bei den Kindern. Jedes Kind bekam eine Nikolausdüte, gefüllt mit Aepfeln, Gebäck und vielen Süßigkeiten. Nun begann das Knabbern. Während dieser Zeit wurde von den Insassen des Bunkers eine Sammlung zu Gunsten des Deutschen Roten Kreuzes veranstaltet, die die stattliche Summe von 255.10 RM erbrachte…
 
(F003) [1, 28.09.1935]
Foto des "Restaurant Reinhard Paas" aus dem Jahr 1935
(F004) [4]
Foto des "Restaurant Reinhard Paas" um das Jahr 1940
(F005) [4]
Das Foto aus dem Jahr 1914 zeigt das alte, aus dem siebzehnten Jahrhundert stammende Wegkreuz am Restaurant Paas (siehe Bilder links und Anmerkungen) 
 
(W046] [3, 07.06.1918]
Der Krieg war noch nicht vorbei als sich bereits die Opfer des Krieges im Juni 1918 in der Brauerei Paas versammelten
(W047) [3, 22.08.1918]
Auch positives gibt es am Ende des ersten Weltkriegs zu vermelden. Die Bergisch Gladbacher Frauen gründeten den "Damen-Schwimm-Verein Berg. Gladbach"
(W048) [3, 03.01.1919]
Bergisch-Gladbach war nach dem Krieg unter Britischer Besatzung. Im Zuge der Besatzung wurde auch die Brauerei Paas von den Besatzern requiriert
(W110) [1, 08.02.1938]
Todesanzeige von "Frau Witwe Reinhard Paas", Gertrud, geb. Buchmüller, welche im Jahr 1938 im Alter von 70 Jahren verstarb
(W111) [1, 09.02.1938]
Weitere Todesanzeige von Witwe Paas, aufgegeben vom Kath. Frauen- und Mütterverein
   
(W052) [3, 20.11.1920]
Nach dem Abzug der Engländer wurde die jetzt als Restauration bezeichnet ehemalige Brauerei wieder eröffnet. Es wurde auch wieder Bier ausgeschenkt, allerdings kein selbstgebrautes mehr
(W049) [3, 30.01.1920]
Die Lagerkeller der Brauerei wurden ab 1919 vom Wein- und Spirituosen-Händler Urban Schmitz als Lagerräume für seine Ware verwendet. Da Flaschen zu dieser Zeit Mangelware waren, schaltete er regelmäßig Anzeigen zwecks Ankauf von Flaschen
 
(W050) [11.02.1920]
Weitere Anzeige von Urban Schmitz aus dem Jahr 1920, in der er zu seinen Flasche die passenden Kisten sucht
                                                    
(W055) [3, 03.05.1924]
Ab dem Jahr 1924 schenkte Reinhard Paas Biere der Balsam-Bergischen Löwenbrauerei aus Köln-Mülheim aus und warb mit "Spezialausschank für Berg. Gladbach"
 
(W056) [3, 18.10.1924]
In Richtung Winter 1924 kam zum Höhenhaus-Pilsner noch der Balsamator-Bock dazu
(W063) [3, 07.08.1926]
Vornehme Gesellschaftssälchen und Höhenhaus Pilsner. Anzeige aus dem Jahr 1926
(W068) [3, 06.08.1927]
Anzeige zur Kirmes des Jahres 1927
(W069) [3, 01.10.1927]
Anzeige zur Wiedereröffnung nach erfolgtem Umbau aus dem Jahr 1927
(W058) [3, 23.06.1925]
"Schmitz-Doktor" für Magenkranke. Zu haben auch bei "Wwe R. Paas" 
(W080) [29.10.1928]
Heiratsanzeige von Reinhard Paas (4. Generation) mit Käthe Steinacker aus dem Jahr 1928
 
(W070) [3, 08.10.1927]
Künstlerkonzert im Restaurant Reinhard Paas. Mittlerweile ist auch Bier von der Dortmunder Union im Ausschank. Anzeige aus dem Jahr 1927
(W072) [3, 24.12.1927]
Weihnachtsgrüsse des Restaurant Paas. Anzeige aus dem Jahr 1927
(W073) [3, 31.12.1927]
Neujahrsgrüße des Restaurant Paas. Jetzt auch Salvator-Bier im Ausschank. Anzeige aus dem Jahr 1927
 
(W075) [3, 07.01.1928]
Weitere Anzeige aus dem Jahr 1928.
 
(W077) [3, 31.03.1928]
Weitere Anzeige aus April 1928. Statt Salvator-Bier ist jetzt Müser-Bräu im Ausschank
(W079) [3, 27.10.1928]
Anzeige aus Oktober 1928. Kein Dortmunder und Müser mehr im Ausschank, dafür Echt Kölsch
(W081) [3, 03.11.1928]
Ein Jahr später ist Müser-Bräu wieder im Ausschank
 
(W084) [13.04.1929]
Innovation bei Paas im Jahr 1929. Großes Jazz-Konzert mit exotischen Instrumenten wie Saxophon und Xylophon
(W085) {18, 20.04.1929]
Weiterer Auftritt der Jazz-Kapelle "Vohaheyko" im Restaurant Paas. Anzeige aus dem Jahr 1929
 
(W086) [1, 22.02.1930]
Heitere Musik für den Karneval 1930 im Restaurant Reinhard Paas
(W087) [1, 22.03.1930]
Weiteres Künstler-Konzert im Jahr 1930
(W089) [1, 04.04.1931]
Grüße des Restaurant Reinhard Paas zum Osterfest 1931
(W088) [1, 09.08.1930]
Anzeige der Restauration Paas zur Kirmes im Jahr 1930
 
(W090) [1, 30.06.1931]
Anzeige mit Hitorie des Gasthaus Reinhard Paas" aus dem Jahr 1931. "Zum bergisch Hüsge" ist falsch und auch die Jahreszahl 1391 ist verdreht
(W091) [1, 31.12.1931]
Grüße des Restaurant Paas zum neuen Jahr 1932
(W093) [1, 24.12.1932]
Grüße des Restaurant Paas zum Weihnachtsfest 1932 
(W092) [1, 06.08.1932]
Anzeige des Restaurant Reinhard Paas zur Kirmes 1932
(W094) [31.12.1932]
Neujahrsgrüße des Restaurant Reinhard Paas zum neuen Jahr 1933
 
(W095) [1, 03.06.1933]
Pfingstgrüße 1933 des Restaurant Paas
(W096) [1, 17.06.1933]
Anzeige zum Reitturnier des Jahres 1933. Dies ist die einzige bekannte Anzeige, in der Reinhard Paas mit "Echt Gaffel Kölsch" die Marke des ausgeschenkten Kölsch benennt
(W097) [23.08.1933]
Im Jahr 1933 ist schon deutlich der Geist der Nationalsozialisten zu spüren. Den weiblichen Angestellten der Deutschen Arbeitsfront sollen ihre Aufgaben in diesem Verbund vermittelt werden. Gezeichnet mit Heil Hitler
(W102) [1, 30.12.1933]
Grüße des Restaurant Reinhard Paas zum neuen Jahr 1934
(W103) [1, 10.02.1934]
Anzeige des Gasthaus Paas zum Karneval 1934. Als Name des Gasthauses wird "Et Bergisch Hüschen" angeführt
(W104) [1, 31.03.1934]
Frohe Ostern 1934 wünscht das Restaurant Reinhard Paas
(W105) [1, 11.08.1934]
Anzeige zur Kirmes 1934. Mit Bezug zum Gründungsjahr 1835 und "Zum bergisch Hüsge" genannt
 
(W106) [1, 31.12.1934]
Grüße zum neuen Jahr 1935
(W107) [1, 20.07.1935]
Anzeige des Gasthaus Paas zum Kreistag im Jahr 1935. Der zuvor namenlose Teil des Marktplatzes wurde bereits ein Jahr zuvor in "Adolf-Hitler-Anlagen" umbenannt
(W108) [1, 20.07.1936]
Anzeige zur Kirmes 1936
(W109) [1, 31.12.1936]
Grüße zum neuen Jahr 1937 vom Gasthaus Reinhard Paas

Die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg bis dato
Die Restauration Pass überstand, wie der Rest von Bergisch Gladbach auch, den zweiten Weltkrieg unbeschadet.
Außer einigen Adresswechseln gibt es nicht viele Informationen über die Nachkriegszeit. Bis in die sechziger Jahre lautete die Adresse der Restauration noch Marienstraße 25, ab den frühen siebziger Jahren „Paasweg“. Im Jahr 1993 wurde die noch heute gültige Adresse „Maria Zanders Anlage 1“ eingeführt.
Bekannt ist noch, dass Reinhard Paas (mittlerweile 5. Generation) auch politisch aktiv war. In den 1970er Jahren war er für die FDP im Bergisch Gladbacher Stadtrat vertreten.
Mittlerweile wird das Brauhaus Paas nicht mehr von der Familie Paas geführt. Der jetzige Inhaber Sertip Bicakci übernahm die Führung des Brauhauses Paas im Jahr 2005. Jetzt offiziell als „Gasthaus & Event Location“ bezeichnet, werden dort neben dem Betrieb der Restauration auch Konzerte und Partys veranstaltet. Das Spektrum der „Partykneipe für Jung und alt“ (Eigenbezeichnung) reicht von Live-Musik eher ruhiger Art bis hin zu Malloca-Partys und Halloween Partys mit Mickie Krause. Weiter gibt es auch gastronomische Mottowochen von spanischen Tapas bis klassischem Gänseessen in der Vorweihnachtszeit.
(F006 [16]
Foto des Gasthaus Paas aus dem Jahr 2012
(W117) [19]
Mallorca-Party im Paas
(W118) [19]
Tanz in den Mai im Paas

Übersicht der Firmierungen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
(1878)-1893 Brauerei Johann Wilhelm Paas Als Restauration im Jahr 1835 gegründet
1893-1904 Brauerei Gebr. Paas  
1904-1908 Brauerei Reinhard Paas (sen.)  
1908-1917 Brauerei Reinhard Paas (jun.)  
1918-1945 Restaurant Reinhard Paas Kein eigener Braubetrieb mehr. Existiert bis heute als Restaurant / Brauhaus

Anmerkungen
» Die Generationen der Familie Paas sind nur schwer auseinanderzuhalten, da fast jeder männliche Nachkomme der das Gasthaus führte Reinhard hieß. Der ursprüngliche Gründer Johann Wilhelm Paas hatte zwei Söhne namens Wilhelm und Reinhard. Reinhard, welcher die Restauration weiterführte hatte einen Sohn namens Wilhelm Reinhard. Dieser wiederum hatte einen gleichnamigen Sohn, welcher wiederum einen Sohn namens Reinhard hatte.
» Am heutigen Gasthaus Paas ist heute noch ein Wegekreuz an der rechten Seite der Fassade angebracht. Das Kreuz stammt aus dem siebzehnten Jahrhundert und ist damit eines der ältesten Wegkreuze im Bergisch Gladbacher Raum. Das Kreuz besteht aus Holz, die Jesus-Figur aus Terrakotta. Das Kreuz wurde im Jahr 2020 durch Spenden finanziert renoviert [9].
» Kleine Bergisch Gladbacher Straßenkunde: Die Machtübernahme der Nationalsozialisten spiegelte sich auch im Bergisch Gladbacher Straßennamen wieder. Im Oktober 1934 wurden die Gronauer Straße, die Wilhelm-Straße und die Wipperfürther Straße in „Adolf-Hitler Straße umbenannt (nach dem Krieg wieder umbenannt in „Hauptstraße) [10]. Auch der Bereich des Marktplatzes, direkt an die Restauration Paas grenzend, wurde in „Adolf-Hitler-Anlagen“ umbenannt. Im Jahr 1935 wurde dies auch in einer Anzeige des Gasthaus Paas sichtbar (siehe W107): „Gasthaus Paas, B. Gladbach, direkt an den Adolf-Hitler-Anlagen“.
Die Marienstraße, in der die Restauration Paas lag, führte von der heutigen Hauptstraße bis zum Gasthaus Paas. Im Jahr 1950 wurde die Marienstraße in Maria-Zanders-Straße umbenannt [13]. Nach dem der Marktplatz ausgebaut wurde und einen Teil der Maria-Zanders-Straße schluckte, wurde die Maria-Zanders-Straße im Jahr 1993 in Maria Zanders Anlage umbenannt. Zuvor wurde der Restauration Paas die Ehre zu Teil mit einem eigenen Straßennamen, dem Paasweg, benannt zu werden. Dieser wurde aber im Zuge der Umbenennung der Maria-Zanders-Straße in Maria-Zanders-Anlage im Jahr 1993 wieder abgeschafft. Die heutige Adresse des Gasthauses Paas lautet Maria-Zanders-Anlage 1 [10].
» Es soll angeblich Bierdeckel der Brauerei Paas gegeben haben, andere Brauereiwerbemittel (Krüge, Gläser usw.) sind nicht bekannt.

Besondere Zeitungsartikel
100-jähriges Jubiläum der Gaststätte Paas.
Artikel „Ein Hundert-Jahr-Jubiläum“ in der Rheinisch-Bergischen Zeitung vom 26. Juni 1935
Ein Hundert=Jahr=Jubiläum. "Et Bergesch Hüschen" zu Bergisch Gladbach - Brennerei und Brauerei Paas - Gasthaus Post und Posthalterei Paas.
Das Jahr eilt mächtigen Schrittes seiner Mitte zu. aber ehe es diese überschreitet, muß, wie das so Sitte ist, an einen Gedenktag erinnert werden, der nach Ausweis geschichtlicher Quellen in das Jahr 1935 fällt, dessen genaues Datum aber kaum noch zu ermitteln sein wird.
Im Anfange des 19. Jahrhunderts stand an der Stelle, wo die heutige Marienstraße in die Bensberger Straße einmündet, ein aus dem 17. Jahrhundert stammendes Fachwerkhaus, das nach seinem damaligen Besitzer, einer Familie Berger, „et Bergesch Hüschen" (das Bergers Häuschen) hieß. nicht „Bergisch Hüschen“ wie es in unseren Tagen manchmal irrtümlich genannt wird. Im Jahre 1829 kaufte ein Johann Wilhelm Paas, der aus Langen kam, dieses Fachwerkhaus und betrieb darin neben Landwirtschaft eine Bäckerei, einen Kolonialwarenladen und, wie die Leute es damals nannten, einen Lappenkram. d. h. einen Laden mit Webwaren, vornehmlich Kleidern und Kleiderstoffen. Seltsamerweise fällt diese Gründung zeitlich mit der Errichtung der Firma J. W. Zanders zusammen, ohne daß ein ursächlicher Zusammenhang zwischen beiden nachweisbar wäre. Jedoch haben beide Familien damals und lange nachher in einem freundnachbarlichen Verhältnis gestanden, und es ist bekannt, daß der junge Richard Zanders seine Braut Maria Johanny kennen lernte, als diese mit einem Onkel, der geschäftlich bei der Firma I. W. Zanders zu tun hatte, bei Paas keine Unterkunft fand und darauf von der Mutter Julie Zanders in das alte Fachwerkhaus an der Schnabelsmühle eingeladen wurde.
Das Geschäft im „Bergesch Hüschen“ ließ sich so gut an, daß Joh. Wilh. Paas schon bald nach seiner Eröffnung beschloß, das alte kleine Haus abzubrechen und durch das geräumigere Wohn- und Geschäftshaus zu ersetzen, das heute noch steht. Das geschah schon im Jahre 1830. und in den folgenden Jahren fügte der unternehmende Mann, der offenbar über die nötigen Geldmittel verfügte, von 1830—34 zunächst eine Branntweinbrennerei, dann eine Bierbrauerei mit den nötigen Wirtschaftsgebäuden hinzu.
Zwischen Gräfrath und Cronenberg. an dem Wege, der von Solingen über Ketzberg nach Vohwinkel führt, liegt das sogenannte Paashaus, das vermutlich die ursprüngliche Heimat der Paas ist. Jedenfalls hat ein Zweig der Familie der bergischen Ritterschaft angehört und ein Wappen geführt, und es dürfte nicht unmöglich sein, dieses Wappen „derer von Paas“ wieder ausfindig zu machen.
Bei der Eröffnung der Paasschen Brauerei trat ein Junge namens Siller, der mit der Gladbacher Lehrerfamilie Siller verwandt war, darin als Brauerlehrling ein, und es ist ein gutes Zeichen für seine treue Arbeit in dem Unternehmen seines Herrn, daß er es in seiner Stellung bis zum Braumeister und dann zum Schwiegersohn brachte. Er ist später nach Gräfrath bei Crefeld verzogen, wo seine Nachkommen heute noch ansässig sind.
Nach Vollendung seiner Bauten und ihrer Werkseinrichtungen erhielt Joh. Wilh. Paas 1835 die Konzession zum Betriebe der heute noch gut gehenden Gaststätte, und da es alter bergischer Brauch war, solche Wirtshäuser auf Kirmes zu eröffnen, so kann das Gasthaus Paas, wenn im August die Glocken das Volksfest der Gladbacher Kirmes einläuten und ein Trubel einsetzt, wie sich ihn das Jahr 1835 noch nicht hat träumen lassen, den 100jährigen Gedenktag seiner Gründung begehen.
Hundertjährige Gaststätten sind im Bergischen, namentlich an den Straßen, auf denen noch vor 40 und 50 Jahren der Postwagen dahinrollte, nicht gerade selten. Aber gerade deshalb nimmt wohl die Bürgerschaft mit freundlichen Glückwünschen an diesem Jubiläum teil, weil auch die Wirtschaft Paas in der Geschichte unseres heimischen Postwesens und damit im Entwicklungsgange unserer Stadt eine Rolle gespielt hat.
Auf Grund eines mit der Oberpostdirektion abgeschlossenen Vertrages wurde die erste Postanstalt, die in Bergisch Gladbach 1842 errichtet wurde, zugleich mit der Posthalterei bei Paas untergebracht. Links vom Eingange öffnete sich den Durstigen die Gaststube, rechts fertigte Johann Wilhelm Paas, der nun auch Postexpediteur war, die Post ab, die zweimal täglich mit dem Postwagen nach Mülheim, je einmal nach Köln und Wipperfürth ging. So blieb es, bis im Jahre 1854 Claudius Kolter an die Köln=Wipperfürther Landstraße den großen Gasthausneubau hinsetzte, der heute in das Gasthaus „Zum Bergischen Löwen“ eingebaut ist, und der 1863 auch die Post aufnahm. Von dort ging 1879 die Postverwaltung in das heutige Krumbachsche Haus in der Adolf=Hitler= Straße über, das damals auch Wirtshaus war, und blieb dort, bis Friedrich Westphal nach den Entwürfen der Oberpostdirektion das jetzige Postgebäude erbaute und 1891 an die Post vermietete. Indessen blieb die Posthalterei noch lange bei Paas, bis in den achtziger Jahren der Posthalter Gummert sie übernahm. Dr. F. Schmitz

Die Geschichte der Post in Bergisch Gladbach
Artikel „Zur Geschichte der Post Bergisch Gladbach in der Beilage „Ruhmreiche Berge!“ Nummer 6 und 8 der Bergisch Gladbacher Volkszeitung aus August 1931
Zur Geschichte der Post Bergisch Gladbach nach freundlichen Mitteilungen alter Postbeamten. Von August Schwarzenthal.
Vor Errichtung einer Post in Bergisch Gladbach wurden Briefe und Pakete durch einen eigens zu diesem Zwecke unterhaltenen Boten nach und von Mülheim befördert. Auch wurden die zu dieser Zeit zwischen Bergisch und Mülheim verkehrenden Privatfuhren teilweise mit der Besorgung der Post beauftragt.
Die erste Postanstalt wurde im Jahre 1842 errichtet. In dieser Zeit zählte die Bürgermeisterei Bergisch Gladbach viertausend Einwohner. Die Anstalt war untergebracht in der Wirtschaft Paas in der Marienstaße und zwar benötigte sie hier die erste Hälfte des von der Türe rechts liegenden Raumes. Hier war Johann Wilhelm Paas Postexpediteur, hatte aber auch zugleich die Posthalterei, für die er nach der Größe der Leistungen auf Grund eines Vertrages von der Post bezahlt wurde.
Zwischen Bergisch Gladbach und Mülheim bestand anfangs eine zweimal tägliche Verbindung. Mit Freigebumg der neu fertiggestellten Bezirksstraße nach Wipperfürth erhielt Bergisch Gladbach eine neue tägliche Postverbindung mit Wipperfürth und eine tägliche mit Köln im Jahre 1852. Die Verbindung mit Wipperfürth leitete Bergisch nahm Postdirektor Neumann die Postverwaltung des Amtes Bergisch Gladbach und das Amt II. Klasse wurde in ein Amt I. Klasse umgewandelt. Im Jahre 1904 wurde das Postgebäude, das bisher Eigentum Friedrich Westphals war, von der Post gekauft, In demselben Jahre erhielt der Fernsprechapparat die erste weibliche Bedienung. Im Jahre 1908 schon mußte das neue Postamt infolge der großen Verkehrssteigerung zum ersten Male umgebaut werden. Die Fernsprechleitung wurde auf Doppelleitung umgelegt. In Stadtmitte wurde von der Wilhelmstraße bis Kieppemühle eine unterirdische Kabelleitung gelegt. Bis zum Jahre 1912 stieg der Postverkehr wiederum wesentlich. Die Bahn wurde auf der Strecke Mülheim—Bergisch Gladbach-Bensberg in diesem Jahre bis nach Lindlar weitergeführt. Der Personenbahnhof wurde aus der Bahnhofstraße nach Gronau verlegt. Der auf der Strecke Bergisch Gladbach—Lindlar verkehrende Postwagen fuhr infolge Weiterführung der Bahn bis Lindlar aufs festlichste bekränzt, seine letzte Fahrt; das Ende eines schönen Stückes Romantik in diesem Teile des bergischen-Landes. Postdirektor Neumann wurde nach Kirn an der Nahe versetzt. An seine Stelle trat am 1. April 1913 Postdirektor Herwig.
Der 1914 beginnende Weltkrieg forderte von der Post auf der einen Seite die Abgabe des zum Betrieb notwendigen Materials und auf der anderen Seite gesteigerte Leistungen. Eine große Anzahl des Personals wurde zum Heeresdienst eingezogen; als erster ging Postdirektor Herwig. Die Verwaltung übernahm an seiner Stelle während des Krieges Herr Griesang. Da Pferde und Postwagen dem Heeresdienst zur Verfügung gestellt werden mußten, geriet die Landpostverbindung nach Wipperfürth in Wegfall; statt dessen wurde dann ein Privatpersonenfuhrwerk bis Kürten aufrechterhalten und zeitweise wurde diese Strecke auf Grund eines privaten Fuhrvertrages durch einen Kraftwagen befahren. In den ersten Tagen der Mobilmachung verur- Gladbach bis Kürten; hier wurden die Pferde gewechselt. Die Posthalterei besaß zuerst drei Postillone und sechs Pferde. Später wuchs die Zahl der Postillone auf vier und die der Pferde auf acht. Hilfskräfte der Post waren damals ein Gehilfe, der den inneren Dienst versah, ein privatangestellter Ortsbriefträger und zwei Landbriefträger. Das Bestellgebiet des einen Landbriefträgers ging über Dombach, Eulenburg, Herrenstrunden und Spitze bis Dürscheid, das Gebiet des anderen über Sand, Lerbach, Kaltenbroich, Gronau, Gierath, Strunden, Hand, Schildgen, Nittum, Buschhorn, Paffrath bis Nußbaum— für zwei Beamte ein großer Wirkungskreis. Der Verkehr war im Anfang schwach, wurde aber durch den Bau verschiedener Straßen und später durch den Aufschwung der Industrie und des Gewerbes und durch die wachsende Einwohnerzahl gehoben. Herr Joh. Wilh. Paas stand der Post bis 1863 vor. Am 1. Oktober des Jahres 1863 übernahm Postverwalter Claudius Kolter die Verwaltung wiederum mit einem Gehilfen, zwei Landbriefträgern und einem neu eingestellten Ortsbriefträger. Die Post wurde aus dem Hause Paas in das Koltersche Haus Ecke Wilhelmstraße—Marienstraße verlegt, das jetzige zum Bergischen Löwen umgebaute Gasthaus. Auch hier genügte vorerst ein Zimmer zur Verwaltung des ganzen Betriebes. Als jedoch in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre der Telegraphenbetrieb eingeführt wurde, mußte das Gebäude erweitert werden, das Personal wurde nicht vermehrt. Die Telegraphenlinie führte über Köln nach Bensberg, machte von Bensberg aus eine Schleife nach Bergisch Gladbach und ging dann ins ganze bergische Land.
Die Postfuhrverbindung mit Mülheim hatte sich insofern verändert, als statt eines der nach dort fahrenden Wagen eine Privatfuhre diese Post mitnahm, sodaß eine Postfuhre und eine Privatfuhre zwischen Bergisch Gladbach und Mülheim bestand. Später trat an Stelle der noch verkehrenden Postfuhre noch eine Privatfuhre, sodaß die Beförderung nach Mülheim und zurück durch ein privates Fuhrunternehmen besorgt wurde. Im Jahre 1868 wurde die Eisenbahn zwischen Bergisch Gladbach und Mülheim dem Verkehr übergeben, und so kam die Beförderung der Post durch die Privatfuhrwerke auch in Wegfall. Auf der Strecke nach Wipperfürth wurde eine zweimal tägliche Verbindung geschaffen und zwischen Bergisch Gladbach und Bensberg eine Botenpost neu eingeführt, doch fiel auch sie infolge der Weiterführung der Bahn bis Bensberg weg im Jahre 1870. Die Fuhrverbindung nach Wipperfürth wurden von nun an von Bensberg aus geleitet. Dann wurden die Verbindungen Bergisch Gladbach—Wipperfürth noch einmal angebahnt, gerieten aber später wieder in Wegfall. Mitte der siebziger Jahre wurden Verbindungen nach Odenthal mit einem Pferde und nach Lindlar mit drei Pferden geschaffen. Nach dem Kriege wurde das Personal durch einen Orts- und einen Landhilfsbriefträger vermehrt. Ende der siebziger Jahre trat Claudius Kolter in den Ruhestand.
Im Juli des Jahres 1879 übernahm Postmeister Söhngen aus Euskirchen die Vorsteherstelle. Mit seinem Amtsantritt wurde das Postamt wiederum verlegt und zwar kam es aus dem Kolterschen Hause in das jetzige Haus des Herrn Hartung Wilhelmstraße 30 gegenüber der kath. Schule. Die Posträume waren von der Eingangstüre aus rechts gelegen, wo sich jetzt das Schaufenster des Beerdigungsinstituts Krumbach befindet. Hinter dem Postzimmer befand sich der Packraum und links von der Türe das Wartezimmer. Die Einwohnerzahl Bergisch Gladbachs war bis zu dieser Zeit schon auf achttausend Menschen gestiegen. Die frühere Postexpedition, das Postamt III. Klasse wurde zu einem Postamt II. Klasse erhoben. Das bisher von der Post getrennte Telegraphenamt wurde mit der Post vereinigt.
Agenturen des Postamtes Bergisch Gladbach waren bisher in Dürscheid, Odenthal und Bechen. Letzt wurde auch in Paffrath eine Agentur errichtet. Ueber die Postagentur Bechen ist noch zu berichten, daß sie ihre Verbindung mit Boten erhielt, welche die Postsachen in Spitze von den Landposten und später von den Kraftposten abholten.
Von nun an nahm die Post einen allgemeinen Aufschwung. Ein zweiter Gehilfe wurde eingestellt. Die Zahl der Briefträger war auf drei gestiegen. Durch die sich nun stark entwickelnden Spinnereien und die Zandersschen Papierfabriken wurde der Postverkehr und besonders der Postfahrverkehr wesentlich gefördert. Für die Spinnerei vom Hövel& Co. wurden täglich bis zu 100—200 Pakete Wolle oder Garn verladen. Die Papierfabriken hatten ihre Absatzgebiete in den verschiedensten Staaten des In- und Auslandes.
Die Räume an der Wilhelmstraße wurden zu klein. Nach den Entwürfen der Post baute Friedrich Westphal ein neues Postgebäude, das im Jahre 1891 mietweise bezogen wurde. Das Gebäude wurde auf der Ecke Gronauerstraße—Poststraße errichtet. Im Jahre 1892 wurde der Fernsprechverkehr eingerichtet, anfangs mit 13 Teilnehmern. Zur Bedienung des Fernsprechapparates wurde vorerst keine besondere Kraft benutzt. Die Verwaltung der Stadt Bergisch Gladbach bekam erst einige Jahre später Fernsprechanschluß. Im August des Jahres 1893 übernahm Postmeister Krebs die Verwaltung. In dieser Zeit entwickelte sich auch die Stadt Bergisch Gladbach stark und rasch. Alte Bauten fielen, neue entstanden. In dieser Zeit waren allein in einem Frühjahr 45 Häuser zum Bau angemeldet. Die Firma J. W. Zanders lieferte für ganz Westdeutschland das Postkartenpapier. 50—60 verschiedene Zeitungen wurden durch die Post befördert. Zwischen Odenthal und Bergisch Gladbach entstand eine zweimal tägliche Postwagenverbindung, und ein neu berufener fahrender Landbriefträger bestellte den auf obiger Strecke liegenden Häusern die Briefpost. Von 1901 ab begann sich die Zahl der Fernsprechteilnehmer stark zu vermehren, was auch eine Erweiterung im Betrieb verursachte. Mit jedem Vierteljahr wurden neue Zeitungen und Zeitschriften befördert und neben der Zunahme der Fernsprechteilnehmer wuchs der Schalterverkehr beträchtlich, sodaß später ein Umbau erforderlich wurde, da Telephon, Telegraphie, Schalter und Abfertigung in einem Raume untergebracht waren. Für Telegraphie und Telephon wurden die Speicherräume hergerichtet und benutzt. Später wurden die bis jetzt noch unbenutzten Speicherräume auch für den Betrieb verwandt.
Die Bedeutung, Hebung und Förderung eines Postamtes hing damals von dem Reinerlös, der aus dem Briefmarkenverkauf gewonnen wurde, ab. Bei 80000 Mark Reinerlös konnte das Postamt II. Klasse in ein Postamt I. Klasse umgewandelt werden. Diese Summe gewann damals das Postamt Bergisch Gladbach aus dem Briefmarkenverkauf, sodaß die Beförderung in Aussicht gestellt wurde. Einem Postamt I Klasse mußte aber auch ein Postdirektor vorstehen. Oberpostmeister Krebs wurde nach Cochem an der Mosel versetzt, wo er ein Postamt I. Klasse zur Verwaltung übernahm. Im Oktober des Jahres 1901 übersachten die Spionagemeldungen sehr viel Arbeit und Aufregung. Auf Befehl der Kommandantur Köln mußte im Telegraphen- und Telephonbetrieb Nachtdienst eingerichtet werden, der bis dahin nicht bestand. Für die eingezogenen Beamten wurden ungeübte Hilfskräfte eingestellt, zum Teil sogar Frauen, namentlich im Briefbestelldienst. Die Pakete wurden teilweise auf Heuwagen befördert. Die Verbindungen wurden aufrechterhalten so gut es mit den beschränkten Mitteln ging. Ein Posthelfer kehrte aus dem Kriege nicht zurück.
Der Umsturz im November 1918 berührte auch das Postamt insofern, als die von den damaligen Machthabern im Rathaus eingerichteten Nachtstreifen das den Dienst am späten Abend verlassende Personal anhielten und ihm wegen Passierscheinen Schwierigkeiten bereiteten, doch wurde das später auf den energischen Einspruch der Postverwaltung hin geändert, indem das Postamt den Beamten Ausweise ausstellte. Von da ab blieb das Postamt bis zum Einrücken der englischen Besatzung in den letzten Monaten des Jahres 1918 unbelästigt. Die Engländer richteten eine besondere Fernsprechzentrale im Garderobezimmer der weiblichen Angestellten des Fernsprechdienstes ein, waren aber im allgemeinen recht rücksichtsvoll. Ein Scherz eines englischen Soldaten, dessen Folgen allerdings unbeabsichtigt waren, forderte das Leben eines jungen Mädchens auf dem Postamt. Anmaßender als die englische zeigte sich eine französische Besatzung, die sich vorübergehend etwa sechs Wochen auf der Fernsprechzentrale aufhielt und alle möglichen oder unmöglichen, teilweise unerfüllbaren, Forderungen an die Amtsleitung stellte. An Stelle der Postwagen, deren letzter am 1. September 1914 im Bezirk des Postamts Bergisch Gladbach fuhr, traten die Postverkehrs-Omnibusse, die sogenannten Kraftposten. Im Jahre 1923 trat Postdirektor Herwig in den Ruhestand, an seine Stelle trat Postdirektor Grahl. Die Inflation mit ihrem starken Umlauf des Papier- und Notgeldes zwang die Post, mehr Leute einzustellen.
Nach der Stabilisierung verkaufte die Post das Papiergeld sackweise an die Firma C. F. Wachendorf. Die Kraftposten, deren erste im Jahre 1920 zwischen Bergisch Gladbach und Wipperfürth verkehrte, wurden im Jahre 1925 durch die Kraftwagen der jetzigen Wupper-Sieg ersetzt, letztere wurden aber verpflichtet, die Post auf der Strecke Köln— Bergisch Gladbach—Wipperfürth zu befördern. Daneben wurden neue Kraftposten eingerichtet nach Bensberg, Herkenrath und Dürscheid. Odenthal und Altenberg wurden mit der Errichtung der Kraftposten zwischen Köln und Altenberg dem Postamt Deutz zugeteilt und Altenberg wurde Hilfsstelle. Beide Agenturen gehörten bisher zu Bergisch Gladbach. Durch die Abtrennung dieser beiden Agenturen von Bergisch Gladbach mußte die Verbindung mit Paffrath zunächst durch Radfahrer hergestellt werden, was wegen der schweren Pakete und Zeitungsballen sehr häufig auf große Schwierigkeiten stieß, sodaß oft mehrere Boten eingestellt werden mußten. Im August 1926 wurde Postdirektor Grahl nach Bartenstein in Ostpreußen versetzt. An seine Stelle trat der jetzt noch amtierende Postdirekor Heck. Die Paketbeförderung und Postbestellung nach Hand und Paffrath wurde von nun an durch Motor-Dreiräder besorgt. Im November 1928 schritt die Post zur allgemeinen Verkraftung, was die Wiederaufnahme der Personenbeförderung durch Kraftwagen zur Folge hatte. Die Verbindung mit Kürten hielt man auf Umwegen aufrecht. Man fuhr über Spitze, Bechen, Dörnchen nach Kürten oder über Dürscheid oder auch über Bechen, Spitze, Dürscheid. Zwischen diesen drei Strecken wurde immer gewechselt. Das Postamt III. Klasse in Kürten wurde im Jahre 1930 Zweigstelle von Bergisch Gladbach. Daß das Postamt Bergisch Gladbach die Post und auch die Zeitungen stets schnellstens und pünktlich ins weite bergische Land beförderte, ist sein besonderes Verdienst.
Die Räume des Postamtes Bergisch Gladbach reichen für den gesteigerten Verkehr nicht mehr aus, deshalb mußte die Postverwaltung die Errichtung eines Neubaus ins Auge fassen, der auf dem Gelände der Firma J. W. Zanders, Ecke Gronauerstraße—Gohrsmühlenweg, errichtet werden soll. Gleichzeitig mit diesem Neubau wird wohl die Einrichtung des Selbstanschlußbetriebes für den Fernsprechverkehr eingerichtet werden.

Quellenverzeichnis
 
1 "Rheinisch-Bergische Zeitung", Ausgabn 11.01.1832, 22.02.1930, 22.03.1930, 09.08.1930, 08.11.1930, 04.04.1931, 31.12.1931, 06.08.1932, 24.12.1932, 31.12.1932, 16.05.1933, 03.06.1933, 17.06.1933, 23.08.1933, 30.09.1933, 05.10.1933, 30.12.1933, 10.02.1934, 31.03.1934, 11.08.1934, 31.12.1934, 16.02.1935, 11.05.1935, 08.06.1935, 26.06.1935, 20.07.1935, 08.08.1935, 28.09.1935, 16.05.1936, 08.08.1936, 31.12.1936, 08.02.1938, 09.02.1938, 27.05.1939, 27.11.1939, 18.04.1940, 08.12.1944
2 https://dewiki.de/Lexikon/Gasthaus_Paas
3 Bergisch Gladbacher Volkszeitung, Ausgaben 28.11.1891, 18.03.1893, 31.03.1894, 28.05.1896, 13.09.1898, 11.08.1900, 22.03.1902, 07.08.1902, 06.08.1903, 12.09.1903, 15.09.1903, 27.02.1904, 07.08.1909, 28.09.1910, 22.10.1910, 03.06.1911, 03.06.1911, 05.08.1911, 14.08.1911, 16.08.1911, 12.09.1911, 14.12.1911, 23.12.1911, 12.01.1912, 03.04.1912, 06.04.1912, 06.04.1912, 27.04.1912, 25.05.1912, 14.06.1912, 13.07.1912, 10.08.1912, 23.08.1912, 21.12.1912, 24.12.1912, 10.05.1913, 30.07.1913, 09.08.1913, 01.10.1913, 23.12.1913, 24.12.1913, 27.06.1914, 14.08.1917, 07.06.1918, 22.08.1918, 03.01.1919, 30.01.1920, 11.02.1920, 23.02.1920, 03.03.1920, 04.09.1920, 20.11.1920, 27.12.1921, 31.07.1923, 12.09.1923, 03.05.1924, 18.10.1924, 06.12.1924, 23.06.1925, 01.10.1925, 27.03.1926, 14.04.1926, 25.06.1926, 07.08.1926, 23.10.1926, 01.02.1927, 15.02.1927, 29.03.1927, 19.04.1927, 06.08.1927, 01.10.1927, 01.10.1927, 08.10.1927, 01.12.1927, 24.12.1927, 31.12.1927, 05.01.1928, 07.01.1928, 21.03.1928, 31.03.1928, 12.05.1928, 27.10.1928, 29.10.1928, 12.01.1929, 13.04.1929, 20.04.1929
4 Rhein-Berg-Kurier (Bergischer Geschichtsverein Rhein-Berg e.V.), Nr. 2, April 2020
5 Kasper's Einwohner-Adreßbuch Stadt Bergisch-Gladbach, Ausgabe 1973
6 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
7 "Kölnische Zeitung", Ausgaben 16.08.1840, 13.10.1841, 15.06.1843, 03.09.1843, 17.09.1844, 26.05.1845, 14.01.1849, 09.01.1880, 14.01.1892
8 "Bensberg-Gladbacher Anzeiger, Ausgaben 02.09.1871, 21.03.1874, 27.05.1874, 08.05.1878, 23.04.1879, 03.09.1879, 08.11.1882, 16.08.1884, 15.08.1885, 05.05.1886, 14.08.1886, 12.05.1888, 16.11.1889, 19.03.1890, 09.08.1893, 24.02.1900, 22.10.1902
9 https://in-gl.de/2020/12/07/jesus-aus-terrakotta-kehrt-zum-gasthaus-paas-zurueck/
10 „Bergisch Gladbach, Stadtgeschichte in Straßennamen“, Andreas Schulte, 1995
11 https://de.wikipedia.org/wiki/Schlageter_(Schauspiel)
12 „Kölner Lokal-Anzeiger“, Ausgabe 09.02.1938
13 https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Konrad-Adenauer-Platz_(Bergisch_Gladbach)&oldid=204459782 (Abgerufen: 12. November 2022, 14:16 UTC)
14 https://dewiki.de/Lexikon/Gasthaus_Paas
15 https://rp-online.de/nrw/staedte/leverkusen/altes-brauhaus-wieder-eroeffnet_aid-11257065
16 https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Gasthaus_Paas.jpg, Ersteller: Pingsjong
17  
18 "Bensberger Volkszeitung", Ausgaben 03.11.1928, 24.01.1929
19 https://www.facebook.com/gasthauspaas
20 Bergisch Gladbacher Volkszeitung, , Beilage „Ruhmreiche Berge!“, Nr. 6, August/September 1931, Artikel „Zur Geschichte der Post Bergisch Gladbach“ von August Schwarzenthal
21 "Kölner Nachrichten", Ausgabe 14.11.1890