Unternehmensgeschichte der Brauerei "Zum rothen Brauhaus" (Rude Bräues)
 
 
 
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Unternehmensgeschichte
Die Ursprünge der Brauerei „zum rothen Brauhaus“
Die Brauerei unter Johann Wolff
Die Brauerei unter Winand Luh
Die Brauerei unter Johann Meurer
Die Brauerei unter Jacob Kuchenberg / Wwe.
Die Brauerei unter Peter Joseph Baden
Die Brauerei unter Peter Joseph Busbach
Die Brauerei unter Witwe Peter Joseph Busbach                              
Die Brauerei unter Heinrich Welter
Die Brauerei unter Peter Unkel jun.
Die Brauerei unter Jean Pütz
Die Brauerei unter Katharina Pütz (Witwe Jean Pütz)
Die letzten Jahre der Brauerei unter Josef Pütz
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen
Brauereiwerbemittel
Bierdeckel                                             
Quellen
Quellenverzeichnis                                             

Die Ursprünge der Brauerei „zum rothen Brauhaus“
Die Ursprünge der Brauerei „zum rothen Brauhaus“ am Blaubach 85 gehen bis in das 13te Jahrhundert zurück. Gegründet wurde es wahrscheinlich als Klosterbrauerei des im Jahr 1229 errichteten Frauenklosters „Zu den weißen Frauen“. Der Name „weiße Frauen“ ist abgeleitet von der weißten Tracht der Nonnen, die noch zusätzlich Veelen (ein spezielles Kleidungsstück, mehr ist nicht bekannt) trugen. Aus den „Veelen“ leitete sich dann auch der Name der Brauerei „Zu den Veelen an den weißen Frauen“ („Bruwehuys zo der Velen by den Wyssenvrauwen“, erstmals im Jahr 1379 schriftlich erwähnt) ab. In den folgenden Jahrhunderten gibt es weitere Erwähnungen.
Die folgende Karte der Straße "Blaubach" stammt aus der Zeit zwischen 1840 und 1850. Gefertigt wurde sie von Franz Anton Kreuter (07.03.1810 - 27.01.1877). Dieser war Buchhändler und Antiquar in Köln sowie engagierter Heimatforscher. Von Karten dieses Typs, dargestellt wird jeweils eine Straße mit den Häusern auf beiden Seiten, fertigte er über 100 Stück. Die Fassaden der Häuser sind sehr realitätsgetreu und detailreich dargestellt und geben einen guten Einblick in das Erscheinungsbild der Kölner Straßen um diese Zeit.
(F003) [24]
Kreuter'sche Karte des Blaubach zwischen 1840 und 1850. Ein Klick auf die Gesamtdarstellung zeigt den Ausschnitt mit dem Rothen Brauhaus am Blaubach 85 und dem ehemaligen Kloster zu den weißen Frauen rechts daneben. Auch die alten vierstelligen französischen Hausnummern sind mit aufgeführt (85 = 6937)

Der folgende Artikel von Wilhelm Scheben aus dem Jahr 1891 fast die Historie zusammen:
[5, 12.01.1891] „…Ich übergehe nun eine Menge ehemaliger Brauereien, welche in den Jahren 1220—1240 genannt werden, und will noch einige bestehende ältere Brauhäuser berühren. Zu diesen gehört die noch heute unter dem Namen „Rothes Brauhaus" bestehende Brauerei auf dem ehemaligen Blaufärberbach, jetzigen Blaubach, alte Nr. 6937. neue Nr. 83—85. Dieselbe war ursprünglich Klosterbrauerei des im Jahre 1229 errichteten ehemaligen Frauenklosters „Zu den weißen Frauen". Da diese Klosterfrauen Hüllen oder Veelen trugen so wurde die Brauerei „Zu den Veelen“ an den weißen Frauen genannt. Als solche finden wir das Haus schon am 20. September 1379 verzeichnet. In einem Magistrats=Erlasse vom Jahre 1412 wird die Brauerei unter den 21 qualificirten und zunftmäßigen Brauereien aufgeführt. Im Jahre 1736 tagte darin die Zunft der Löhrer oder Gerber, welche mit den Schustern, mit denen sie zu einer Zunft vereinigt waren, wegen der Rathsherrenwahl in einen argen Streit gerathen waren, welcher jedoch später zur beiderseitigen Zufriedenheit wieder beigelegt wurde (cf. Scheben, Brauerzunft, S. 58 und 59). Der letzte zünftige Brauermeister aus diesem Hause war Johann Wolff…“
 

Die Brauerei unter Johann Wolff
Johann Wolff war der letzte zünftige Brauer, der das Brauhaus betrieb. Überliefert ist dies für das Jahr 1797, kurz bevor die Zünfte durch die französischen Besatzer aufgelöst wurden. Der Eintrag in den Adressbüchern aus den Jahren 1797 [17] und 1798 [20] lautet „Auf dem Bach, an den Weissenfrauen 6937, Joh. Wolff, Bürgerhauptm. und Bierbrauer...". Der Straßenname wurde erst mit der Straßen-weisen Neunummerierung um 1818 in "Blaubach" umgeändert. Wie lange Johann Wolff die Brauerei am Blaubach 85 schon vorher betrieb ist unklar.
Eine weitere Nennung von Johann Wolf, bzw seiner Witwe, stammt aus dem Kölner Adressbuch aus dem Jahr 1813 [18]. Das Adressbuch führt zu dieser Zeit noch französische Straßennamen, der Eintrag lautet: „...Wolff (veuve) R. des Teinturiers n. 85...", übersetzt in etwa "Wolff (Witwe), Straße der Färber n. 85". Johann Wolff war zu diesem Zeitpunkt also schon verstorben und die Brauerei wurde von seiner Witwe Maria Sybilla Wolff, geb. Wahlers weitergeführt. Wahrscheinlich führte ihr Sohn Johann Heinrich Wolff zum Schluss die Brauerei bis ins Jahr 1817, in dem die Brauerei öffentlich versteigert wurde.

Die Brauerei unter Winand Luh
Im Jahr 1817 wurde das bestehende Brauhaus am Blaubach 85 versteigert und ein Jahr später eröffnete dort Winand Luh seine „Bierschenke.
[8, 24.06.1817] „...Das dahier auf dem Bach an den weissen Frauen unter No. 6937 gelegene sogenannte rothe Brauhaus mit Braugeschirr und sonstigen Zubehörungen soll am 23. nächstkünftigen Monats Juli, Nachmittags um 4 Uhr, auf der Schreibstube des unterzeichneten Notars dahier an Alban, No. 1897, aus freier Hand öffentlich versteigert werden.— Auch kann dasselbe in der Zwischenzeit unter der Hand gekauft werden. Die Bedingnisse sind im Hause selbst oder bei unterzeichnetem Notar zu erfahren. Zur Hoven..."
 
[8, 25.07.1818] „...Unterzeichneter zeigt ergebenst an, daß er Sonntag den 26. d. M. Juli, bei einfallender St. Georgs Kirmes, seine Bierschenke im Rothen Brauhaus auf der Bach mit Tanzmusikeröffnen wird. Für schnelle Bedienung und ergötzende Erfrischung hat er bestens gesorgt und empfiehlt sich seinen Freunden und Gönnern. Winand Luh..."
 
Bereits im Folgejahr 1819 wird die Brauerei erneut versteigert. Dem folgenden Artikel ist zu entnehmen, dass die Familie Wolff wohl noch Besitzer der Brauerei war. Warum der Verwaltungsrat der Kölner Schulen hier klagt und wie Winand Luh hier einzuordnen ist, ist unklar.
[8, 11.02.1819] „...Verkaufs Anzeige. Das hier in Köln auf der Blaubach, Nro. 6937, gelegene Haus, zum rothen Brauhaus genannt, nebst Hintergebäuden und Garten soll vor dem hiesigen königl. Kreisgerichte öffentlich versteigert werden. Dasselbe ist auf Anstehen des Verwaltungs Rathes der kölnischen Schulen und auf Betreiben ihres hierselbst wohnenden Rendanten Hrn. Christian Bochem, gegen die Erben des Johann Wolff, namentlich;
a) Maria Sybilla Wahlers, Wittwe Johann Wolff, ohne Gewerb;
b) Anna Barbara Wolff, Wirtwe Peter Geilenberg, ohne Gewerb;
c) Johann Joseph Wolff, Bierbrauer;
d) Peter Wolff, ohne Gewerb;
e) Maria Sybilla Wolff, ohne Gewerbe;
f) Maria Margaretha Wolff, Dienstmagd;
g) Johann Heinrich Wolff, Bierbrauer;
h) Anna Catharina Wolff, Ehefrau von Caspar Hages, Bäcker;
i) Godfried Wolff, dessen Gewerb und Wohnort unbekannt, vertreten durch seinen Nebenvormund Jakob Wolff, Rochgerber, alle in Köln wohnend;
k) Gerard Wolff, dessen Gewerb und Wohnort unbekannt ist,
am 2. d. M. Januar in gerichtlichen Beschlag genommen worden. Eine Abschrift des Beschlagnehmungsaktes wurde am nämlichen Tage dem Herrn von Monschaw, Beigeordneten des Oberbürgermeisters, und eine andere dem Herren Sitt, Gerichtschreiber beim Friedensgerichte der zweiten Sektion der Stadt Köln, zugestellt. Derselbe Akt wurde demnach am 9. Januar auf der Hypothekenkammer, und am 20. auf der Kanzlei des Kreisgerichts zu Köln in die dazu bestimmten Register eingetragen. Die Bedingnisse, unter welchen dieser Zwangsverkauf durch den unterzeichneten, hierselbst wohnenden Rechtsanwalt betrieben wird, wurden in der Sitzung des Kreisgerichts vom 9. März d. J. zum erstenmale verkundiget. Der provisorische Verkauf des auf der Blaubach, Nro. 6937, gelegenen Hauses, zum rothen Brauhaus genannt, nebst Hintergebäuden und Garten, wird Montag den 22. d. Monats, Morgens 9 Uhr, am kölnischen Kreisgerichte Statt haben, und zwar für das erste Gebot von achthundert Berl. Thaler. Köln, den 8. Februar 1819 (Unterz.) Rückel..."
 
   
(A025) [8, 25.07.1818]
Anzeige zur Eröffnung seiner Bierschenke im Rothen Brauhaus von Winand Luh aus dem Jahr 1818
                                                                                                             

Die Brauerei unter J. Giesen
J. Giesen war, bevor er sich ans Brauen und Brennen gab, schon als Spirituosenhändler tätig. Im Adressbuch von 1813 wird er noch nicht erwähnt, aber in den Jahren 1817 bis 1819 gibt es entsprechende Anzeigen in der Kölner Zeitung. Zu dieser Zeit war sein Geschäft allerdings noch in der Follerstraße 283.
Die einzige namentliche Erwähnung im Kontext der Brauerei am Blaubach 85 stammt aus dem Jahr 1822. Im Adressbuch der Stadt Köln aus diesem Jahr [19] ist folgender Eintrag vermerkt: "...Giesen (J.) Blaubach n. 85...". Weiter taucht J. Giesen in diesem Adressbuch ein zweites Mal in der Rubrik Branntweinbrenner auf. Vermutlich hatte er die Brauerei im Jahr 1819 ersteigert, gesichert ist dies aber nicht. Wie lange er die Brauerei betrieb, ist ebenfalls nicht bekannt.
(A029) [8, 16.12.1817]
Verkaufsanzeige für Spirituosen von J. Giesen aus dem Jahr 1817
  (A30) [8, 24.06.1819]
Verkaufsanzeige für Spirituosen von J. Giesen aus dem Jahr 1819

Die Brauerei unter Johann Meurer
Über die Zeit von 1822 bis 1833 ist nichts bekannt, vielleicht wurde die Brauerei bis zu diesem Jahr weiter von J. Giesen  betrieben, Nachweise hierfür gibt es aber nicht.
Der nächste Nachweis stammt aus eben diesem Jahr 1833. In diesem Jahr übernahm Johann Meurer die Brauerei.
[8, 16.03.1833] „...Daß ich in dem sogenannten Rothen=Brauhaus, Blaubach Nr. 85, heute meine Wirthschaft eröffne, zeige ich hiermit meinen Freunden und Gönnern ergebenst an. Köln, den 16. März 1833. Johann Meurer..."
 
Johann Meurer führte die Brauerei aber nur knapp 2 Jahre, bis Jacob Kuchenberg die Führung übernahm.
Eine Anekdote sei aber noch angefügt, auch wenn sie im Jahr 1842 spielt, und somit in der Zeit, als Johann Meurer die Brauerei schon nicht mehr führte. In einer öffentlichen Anzeige in der Kölnischen Zeitung warnte Johann Meurer „Jeden“, seinem Sohn Geld zu leihen:
[8, 06.02.1842 „...Ich warne hiermit Jeden, meinem Sohn Peter auf meinen Namen etwas zu borgen oder verabfolgen zu lassen, indem ich für nichts hafte. Köln, den 5. Februar 1842. Johann Meurer..."
 
(A003) [8, 24.02.1833]
Anzeige zur Brauereiübernahme durch Johann Meurer im Jahr 1833
(A015) [8, 06.02.1842]
In dieser Anzeige aus dem Jahr 1842 warnt Johann Meurer davor, seinem Sohn Peter etwas zu leihen

Die Brauerei unter Jacob Kuchenberg / Wwe.
Im Jahr 1835 übernahm Jacob Kuchenberg (manchmal auch "Küchenberg" geschrieben), die Brauerei.
[8, 17.01.1835] „...Meinen Freunden und Gönnern die ergebene Anzeige, daß ich heute meine Bierbrauerei und Wirthschaft im rothen Brauhause auf dem Blaubach Nr. 85 eröffnet habe und bitte um geneigten Zuspruch. J. Kuchenberg..."
 
Im Jahr 1839 heiratet Jacob Kuchenberg Auguste Küpper [8]. Sie bekamen mehrere Kinder, von den eins aber bereits im Alter von nur einem Jahr verstarb.
Weitere Nennungen der Brauerei in dieser Zeit gibt es im Kontext von Versammlungen von Vereinen und Veranstaltungen, so z.B. für Musik der „Klusi’schen Gesellschaft“.
Im Jahr 1846 starb der dreifache Vater Jacob Kuchenberg im Alter von nur 32 Jahren an den Folgen einer „langwierigen Abnehmungskrankheit“ (vermutlich Tuberkulose). Seine Witwe, Augustina Küpper, führte die Brauerei noch ein Jahr. Im Jahr 1847 heiratete sie den Gastwirt Jacob Kastenholz und übergab die Führung der Brauerei an Peter Joseph Baden.
Im Jahr 1861 gibt es noch einmal eine Erwähnung von Augustina Küpper, in der sie auf Gütertrennung von ihrem Ehemann klagt. Dies 14 Tage vor der Versteigerung von Eigentum der Familie Kuchenberg. Catherina Kuchenberg, vermutlich die Schwester von Jacob Kuchenberg, war gestorben und es gab gerichtlichen Streit um den Nachlass. Zu den versteigerten Objekten gehörte neben 3 anderen Häusern auch das „rothe Brauhaus“ am Blaubach 85, d.h. Joseph Baden hatte es ab dem Jahr 1847 anscheinend nur gepachtet und nicht käuflich erworben.
[8, 29.12.1861] „...Licitation. In der gerichtlichen Theilungssache der zu Köln wohnenden Eheleute Johann Nakatenus, Rentner, und Sibylla Kuchenberg, Kläger, vertreten durch Advocat=Anwalt Pheifer, gegen 1) Michael Joseph Feith, Rentner, zu Köln wohnend, in eigenem Namen und als Vormund seiner minorennen Kinder aus der Ehe mit der verstorbenen Catharina Kuchenberg, als: a. Barbara, b. Mathieu und c. Elisabeth Feith, alle drei gewerblos bei ihrem Vater domictlirt, über welche der Kläger Nakatenus die Nebenvormundschaft führt, Beklagte, vertreten durch Advocat=Anwalt Pheifer; 2) Auguste, geborne Küpper, Witwe erster Ehe von Jacob Kuchenberg, nunmehrige Ehefrau von Jacob Castenholz, letzterer früher Wirth, jetzt ohne Geschäft, und dieser letztere Jacob Castenholz, beide in Köln wohnend, für sich und in ihren Eigenschaften die Erstgenannte als Hauptvormünderin und Letzterer als Mitvormund der minorennen, in der Ehe der Auguste Küpper mit Jacob Kuchenberg gezeugten Kinder: a. Barbara Hubertina und b. Katharina Kuchenberg, beide gewerblos in Koln domicilirt, Beklagte, vertreten durch Advocat=Anwalt Flosbach, sollen auf Grund eines Urtheils der ersten Civilkammer des Königlichen Landgerichts zu Köln vom 11. November 1861, die folgenden Immobilien, unter Zugrundelegung der beigefügten Taxen, öffentlich versteigert werden, nämlich: A. Im Kreise und in der Gemeinde Köln gelegen. 1) Das Haus Weberstraße Nr. 25 in Köln, nebst Garten und Zubehör, Flur 4 Nr. 478, Haus, 5 Ruthen 20 Fuß und Flur 4 Nr. 479, Garten 7 Ruthen 2 Fuß, begränzt von Mathias Weingarten, der Weberstraße, Johann Nakatenus und Johann Wilhelm Kuchenberg, Taxe 1800 Thaler. 2) Das Haus Blaubach Nr. 85 in Köln, Brauhaus, zum rothen Brauhaus genannt, nebst Garten und Zubehör, Flur 10 Nr. 442/336, mit einer Grundfläche von 47 Ruthen 97 Fuß, begränzt vom Blaubache, Heinrich Joseph Kloth und Johann Georg Loosen, Taxe 10500 Thaler. 3) Das Haus Hahnenstraße Nr. 32 in Köln nebst Garten und Zubehör, 94 Flur 18 Nr. 707/18, mit einer Grundfläche von 12 Ruihen 86 Fuß, begränzt von Carl Friedrich Zimmer, Johann Wilhelm Kuchenberg, der Hahnenstraße und Michael Joseph Asthöver, Taxe 5700 Thlr. 4) Das Haus Hahnenstraße Nr .30 in Köln nebst dahinter liegendem Lagerhause, Flur 18 Nr. 708/19, mit einer Grundfläche von 21 Rathen 54 Fuß, begränzt von Carl Friedrich Zimmer, Egidins Görres, der Hahnenstraße und Johann Wilheln Kuchenberg, Tare 5500 Thaler. 5) 69 Ruthen 80 Fuß, catastrirt als Ackerland, jetzt Garten, in der Flur=Abtheilung„an der Landstraße“, vor dem Hahnenthore, Flur 35 Nr. 87, begränzt von Heinrich Blatzheim, Peter Nidecken und Paul Koep, Taxe 500 Thaler. B. Im Kreise Köln, in der Gemeinde und Bürgermeisterei Müngersdorf gelegen. 6) Flur E Nr. 248/70, Flur=Abtheilung „Ehrenfeld“, 25 Ruthen 20 Fuß Ackerland, neben Michael Lambotte, Otto Schmitz, der Fiurgränze und Wilhelm Wolfs. Taxe 250 Thaler. Der Verkauf findet Statt Montag den 24. Februar 1862, Nachmittags 3 Uhr, beim Wirthe Blanchard zu Köln, Mohrenstraße Nr. 40—, durch den hierzu commitirten, zu Köln in der Mohrenstraße Nr. 28 wohnenden Königl. Notar Wilbelm Meyer, bei welchem das Bedingungenheft einzusehen ist. Köln, den 21. December 1861. Meyer, Notar..."
 
(A016) [8, 22.04.1839]
Heirats-Anzeige von Jacob Kuchenberg und Auguste Küpper aus dem Jahr 1839
(A017) [8, 22.06.1839]
Musikalische Unterhaltung der klusi'schen Gesellschaft bei Jacob Kuchenberg. Anzeige aus dem Jahr 1839
(A019) [8, 18.09.1846]
Todes-Anzeige von Jacob Kuchenberg aus dem Jahr 1846. Jacob Kuchenberg starb im Alter von nur 32 Jahren 

Die Brauerei unter Peter Joseph Baden
Die Übernahme der Brauerei verkündete Peter Joseph Baden mit folgender Anzeige in der Kölnischen Zeitung:
[8, 18.09.1847] „...Uebernahme einer Bierbrauerei, mit Restauration verbunden. Hiermit die ergebene Anzeige, daß ich die bis heran von Frau Witwe Kuchenberg geführte, auf dem Blaubach 85 gelegene und zum rothen Brauhaus genannte Bierbrauerei für meine eigene Rechnung übernommen und mit einer Restauration verbindend, fortsetzen werde und bemüht bin, nur reine u. gute Getränke und Speisen an meine geehrten Gönner zu verabreichen. Köln, 18. September 1847. P. Jos. Baden, Blaubach 85..."
 
Weitere Erwähnungen der Brauerei unter Führung von Peter Joseph Baden gibt es im Kontext einer Lotterie im Jahr 1848, die beim „Gastwirth Herrn Baden, Blaubach 85 hierselbst, Statt findet“, sowie bei einer im Jahr 1849 stattfindenden Versammlung des „Verein Pius IX“.
Im Dezember 1848 heiratete Peter Joseph Baden Rosa Trimborn [8]. Bereits ein gutes halbes Jahr später, im Juli 1849 starb Peter Joseph Baden. Seine Frau war zu diesem Zeitpunkt im 7-ten Monat Schwanger, die Tocher Magdalena kam 2 Monate nach dem Tod ihres Vaters zur Welt.
Kurz danach übergab seine Witwe die Brauerei an Peter Joseph Busbach.
(A014) [8, 29.10.1848]
Die letzte Lotterie-Zahlung ist bei Gastwirth Baden fällig. Anzeige aus dem Jahr 1848
(A023) [8, 03.12.1848]
Heirats-Anzeige von Josef Baden und Rosa Trimborn aus dem Jahr 1848
(A028) [8, 21.10.1849]
Versammlung des "Verein Pius IX", welcher sich bei Gastwirth Herrn Baden traf. Anzeige aus dem Jahr 1849 

Die Brauerei unter Peter Joseph Busbach
Mit der Übergabe der Brauerei durch die Witwe Baden an Peter Joseph Busbach bleib aber insofern Konstanz in der Brauerei, als das beide im Mai 1850 heirateten. Peter Joseph Busbach wird als Bierbrauer wohnhaft in der Hahnenstraße aufgeführt, in den Brauereiverzeichnissen findet sich aber kein entsprechender Eintrag. Die Ehe trug auch Früchte, bereits im März 1851 kam ihr erstes Kind zur Welt und in der Folge 6 weitere Kinder, von denen aber 2 sehr früh verstarben.
Im Jahr 1851 empfiehlt Peter Joseph Busbach seinen Freunden und Gönnern in einer Anzeige seine neu erbaute Kegelbahn [8].
Auch bei Peter Joseph Busbach gibt es weitere Erwähnungen im Kontext von Veranstaltungen. So z.B. eine „musicalisch-declamatorische Unterhaltung nebst Damen Comite“ des Karnevalsvereins „Halt Faß“ oder ein „Stiftungsfest des Carolus Magnus=Krankenvereins“.
Auch wird Verstärkung gesucht, wie in einer Anzeige aus dem Jahr 1860 zu entnehmen ist, in der „…Ein starker Brauerlehrling, am liebsten vom Lande…“ gesucht wird.
Im November 1864 starb Peter Joseph im Alter von nur 45 Jahren an der „Abnehmungs-Krankheit“, wie vorher auch bereits Jacob Kuchenberg. Er hinterließ 6 unmündige Kinder.
 
(A026) [8, 18.05.1850]
Heirats-Anzeige von Peter Joseph Busbach und Rosa Trimborn aus dem Jahr 1850, nur 2 Jahre nach ihrer Heirat mit Joseph Baden, der im Jahr 1849 verstarb
(A021) [8, 13.04.1851]
Anzeige zur Eröffnung der neuen Kegelbahn aus dem Jahr 1851 

                    

 
(A006) [8, 20.08.1860]
Anzeige aus dem Jahr 1860. Gesucht wird "ein starker Brauerlehrling, am liebsten vom Lande"
(A007) [17.01.1864]
Anzeige des Karneval-Vereins "Vergißmeinnicht" aus dem Jahr 1864
                            
(A008) [8, 05.01.1862]
Anzeige zum "Stiftungsfest des Carolus Magnus Krankenvereins" aus dem Jahr 1862
(A011) [8, 27.11.1859]
Anzeige zu einer "musicalisch-declamatorischen Unterhaltung" bei Herrn Busbach aus dem Jahr 1859
(A013) [8, 10.11.1864]
Todesanzeige von Peter Joseph Busbach aus dem Jahr 1864

Die Brauerei unter Witwe Peter Joseph Busbach
Die Witwe von Peter Joseph Busbach führte die Brauerei nach dem Tode ihres Mannes im Jahr 1864 weiter, und dies nicht wie üblich nur für eine kurze Übergangszeit, sondern ganze 23 Jahre.
Auch über diese Firmierung gibt es die meisten Erwähnungen im Kontext von Versammlungen. So z.B. die der Gesellschaft „Lohß mer dheile“, der Karnevalsgesellschaft „Uhzvügel“ oder die der „liberalen Urwähler“
Auch weitere Schicksalsschläge blieben nicht aus. So starb im Jahr 1879 der erst 24 Jahre alte Sohn Valentin, welcher mittlerweile selbst als Bierbrauer ausgebildet war.
Im Jahr 1888 wurde die Brauerei an Heinrich Welter übergeben.
(A004) [8, 30.12.1871]
Die Gesellschaft "Uhzvügel" trifft sich bei Wwe. Busbach. Anzeige aus dem Jahr 1871
(A010) [8, 14.10.1876]
Die "liberalen Urwähler" des 63. Bezirk treffen sich bei Wwe Busbach. Anzeige aus dem Jahr 1876
(A012) [8, 04.03.1866]
Die Gesellschaft "Lohß mer dheile" trifft sich bei Witzwe Busbach. Anzeige aus dem Jahr 1866

Die Brauerei unter Heinrich Welter
Über die Zeit der Brauerei unter Heinrich Welter ist außer dem genauen Datum der Übernahme (29. September 1888) und dem der Übergabe der Brauerei an Peter Unkel (1. Juli 1905) nichts weiter bekannt.
 
(WW001) [6, 29.09.1888]
Anzeige aus dem Jahr 1888 zur Eröffnung der Brauerei durch Heinrich Welter
 
(WW003) [23, 30.09.1888]
Anzeige aus dem Jahr 1888 zur Eröffnung der Brauerei durch Heinrich Welter
                                                        
 
(WW002) [6, 30.06.1905]
Anzeige aus dem Jahr 1905 zur Übergabe der Brauerei an Peter Unkel
                                                                                  

Die Brauerei unter Peter Unkel jun.
Peter Unkel jun. übernahm die Brauerei im Jahr 1905. Er war der erste, der die Brauerei nicht „rothes Brauhaus“ sondern in Kölscher Sprache „Rude Bräues“ nannte, wie es von da an bis zu seinem Ende auch weiter bezeichnet wurde.
Außer einigen Werbeanzeigen für das Brauhaus und einer Ansichtskarte gibt es in der Zeit unter Peter Unkel, d.h. von 1905 bis 1911, keine weiteren Erwähnungen der Brauerei.
 
(PK001) [4]
Postkarte des "Em rude Bräues" von Peter Unkel
(WU001) [5, 23.11.1909]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1909. Hier wirbt Peter Unkel noch mit obergärigem Lagerbier
 
                                    
(WU004) [5, 02.03.1910]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1910. Hier wirbt Peter Unkel schon mit "echt Kölsch"
(WU003) [5. 01.01.1910]
Grüße der Brauerei zum Neujahr 1910
(WU005) [5. 01.01.1911]
Grüße der Brauerei zum Neujahr 1911 

Die Brauerei unter Jean Pütz
Jean Pütz übernahm die Brauerei im Jahr 1911. Er führte die Brauerei gemeinsam mit seiner Frau Katharina bis zu seinem Tod im Jahr 1927. Über diesen Zeitraum sind außer einigen Werbeanzeigen keine weiteren Informationen bekannt.
(F001) [15]
Foto des Brauhaus "Em rude Bräues", vermutlich aus den 1920er Jahren
(F002) [3]
Foto des Brauhaus "Em rude Bräues", vermutlich aus den 1920er Jahren
 
(WP003) [5, 02.06.1914]
Werbung der Brauerei aus dem Jahr 1914
     
[16, 01.07.1920]
Anzeige von 10 Kölner Hausbrauereien aus dem Jahr 1920. Nach dem ersten Weltkrieg darf wieder Vollbier gebraut werden
                                                                      

Die Brauerei unter Katharina Pütz (Witwe Jean Pütz)
Nach dem Tod von Jean Pütz im Jahr 1927 übernahm seine Witwe, Katharina Pütz, für die folgenden 13 Jahre sehr erfolgreich die Führung der Brauerei. In einem Artikel aus dem Jahr 1929 wird die Brauerei wie folgt dargestellt:
[1, 1929] „...Em ruude Bräues: Das bei der Bürgerschaft seit vielen Generationen bekannte und beliebte Kölner Brauhaus "Em rude Bräues" am Blaubach. Inhaberin Wwe. Jean Pütz hat 1926 sein 500jähriges Bestehen als Brauhaus gefeiert und führt, ursprünglich "Zur Velen" genannt, seit etwa 80 Jahren seinen heutigen Namen "Em rude Bräues". Die älteste urkundliche Nachricht über das "Bruwehuys zo der Velen by den Wyssenvrauwen" stammt aus dem Jahre 1426, wenn auch aus derselben hervorgeht, daß das Brauhaus wohl noch einige Jahre älter ist; jedoch läßt sich dies urkundlich nicht nachweisen. Nachdem dieses "Velen-Brauhaus" über vier Jahrhunderte bereits bestanden hatte, legte ihm im Jahre 1847 bei der Übernahme des Betriebes der damalige Bierbrauer Peter Joseph Baden den Namen zum roten Brauhaus, später em rude Bräues bei. Das Haus "Zur Velen" ist geschichtlich bis zum Jahre 1272 zurück zu verfolgen. Seit 1795 haben 11 Bierbrauer das Brauhaus innegehabt, zuletzt, seit 1911, Jean Pütz, dessen Witwe seit dessen Tode den Betrieb in alter Weise weiterführt, da sie, wie ihr Mann, den größten Wert darauf legt, den Charakter des kölschen Bräues zu erhalten..."
 
Im Jahr 1934 erschien im Kölner Lokal-Anzeiger der Artikel „Köln trinkt 40 Millionen Glas Kölsch“. Dieser Artikel führt das „Rude Bräues“ als ältestes noch existierendes Köln Brauhaus auf und bezieht sich dabei auf eine angebliche urkundliche Erwähnung aus dem Jahr 1212. Dies darf bezweifelt werden darf, da das Frauenkloster „Zu den weißen Frauen“, aus dessen Klosterbrauerei das Rude Bräues hervorging, erst im Jahr 1229 gegründet wurde. Wie dem auch sei, in jedem Fall beinhaltet der Artikel auch eine Reihe von Fotos des Brauhauses und gibt so einen seltenen Einblick in die Brautechnik der damaligen Zeit.
Katharina Pütz gab als Gründungsjahr der Brauerei mehrfach das Jahr 1426 an [9, 10]. Sie bezog sich damit auf die erste urkundliche Erwähnung des Brauhaus "Bruwehuys zo der Velen by den Wyssenvrauwen" aus dem Jahre 1426.
An Weihnachten 1934 verlobte sich Josef Pütz mit der aus Luxemburg stammenden Elly Mohr. Die Verlobung fand noch in Köln statt. Geheiratet wurde am 16. Juli 1935, allerdings nicht in Köln, sondern in Luxemburg.
Josef Pütz war eigentlich ein Neffe von Katharina Pütz, war aber als Vollwaise von Jean und Katharina Pütz an Kindes statt angenommen worden, wie man damals noch eine Adoption bezeichnete. Die beiden eigenen Söhne von Jean und Katharina Pütz waren zuvor bereits an Tuberkulose gestorben. Auch Josef Pütz erkrankte an Tuberkulose, überlebte im Gegensatz zu seinen beiden Cousins aber.
Das Verhältnis zwischen Josef Pütz und seiner Adoptivmutter Katharina Pütz näherte sich nach der Verlobung mit Elly Mohr einem Tiefpunkt [2]. Für Katharina Pütz, wohl einer glühenden Verehrerin von Adolf Hitler und dessen Rassenwahn, kam eine Heirat mit einer Luxemburgerin gar nicht in Frage. Nach der Heirat, vor der Katharina Pütz ihren Adoptivsohn mehrfach eindringlich warnte, war die Beziehung an eben diesem Tiefpunkt angekommen. Die Hochzeit selbst konnte nicht in Köln stattfinden und Elly lebte weiterhin in Luxemburg während ihr Mann Josef als Braumeister in Köln tätig war. Im September 1936 kam dann doch in Köln Jean Pütz, der erste Sohn von Josef und Nelly Pütz zur Welt. Wegen des Familienstreits wuchs er aber zuerst in Luxemburg und nicht in Köln auf. Auch wurde Josef Pütz, allerdings ohne er dies wusste, von Katharina Pütz enterbt.
Eben dieser Jean Pütz führte aber nicht das Brauereihandwerk fort, sondern startete in den 1970er Jahre eine Karriere als Wissenschafts-Journalist beim Westdeutschen Rundfunk in Köln. Als Moderator der Fernsehsendung „Hobbythek“ erlangte in Deutschlang große Bekanntheit. Die meisten der vorstehenden Informationen sind seinem Buch [2] entnommen.
Im Jahr 1936 feierte Katharina Pütz das 25-jährige bestehen des Brauhauses unter Führung der Familie. Zu diesem Jubiläum erschien in der Zeitung „Der neue Tag“ der folgende Artikel [11]:
[11, 02.08.1936] „...Silbernes Jubiläum. Frau Witwe Jean Pütz „Em rude Bräues“ am Blaubach, war in diesen Tagen fünfundzwanzig Jahre Besitzerin dieses Hauses. Von 1911 bis 1927 hat sie das Haus mit ihrem Gatten gemeinschaftlich geführt. Seit dessen Tode steht sie selbst dem aus dem Jahre 1212 stammenden Brauhaus mit Umsicht vor. Ueber das renommierte Haus, das in früheren Jahrhunderten „Zur Velen“ hieß ist schon oft eingehend geschrieben worden. Seinen jetzigen Namen führt es seit etwa 85 Jahren. Er wurde übernommen von einem nebenanliegenden ehemaligen Brauhaus des Weißfrauenklosters. Im Jahre 1933 sind die Gasträume des „Rude Bräues“ unter pietätvoller Wahrung des Alten modernisiert worden. Bei dieser Gelegenheit wurde Frau Pütz eine alte, aus dem ehemaligen Hamspohnschen Hause an der Hohepforte gerettete Treppenbrüstung mit reichgeschnitztem Treppenvorsatz vom Städtischen Konservator leihweise anvertraut..."
 
Am 26. Februar 1940 starb Katharina Pütz und ihr Adoptiv-Sohn Josef Pütz übernahm die Führung der Brauerei für die wenigen noch bleibenden Jahre.
(A001) [unbekannt]
"Prima Kölsch, hochprozentig"
(A027) [6, 21.04.1935]
Anzeige der Brauerei aus dem Jahr 1935
(WP001) [11, 29.07.1936]
Jubiläumsanzeige zur 25-jährigen Führung der Brauerei durch die Familie Pütz im Jahr 1936 
(WP005) [11, 24.12.1934]
Verlobungsanzeige von Josef Pütz und Elly Mohr
 
(WP004) [11, 14.07.1935]
Heiratsanzeige von Josef Pütz und Elly Mohr
(WP002) [5, 08.12.1938]
Werbung der Brauerei aus dem Jahr 1938
(F007) [5, 12.04.1934]
Artikel "Köln trinkt 40 Millionen Glas Kölsch" mit Bildern aus dem rude Bräues aus dem Jahr 1934
(F001) [5, 12.04.1934]
Bild 1 aus dem lins stehenden Artikel

 

(F001) [5, 12.04.1934]
Bild 2 aus dem links stehenden Artikel

 

(F001) [5, 12.04.1934]
Bild 3 aus dem links stehenden Artikel  
(F001) [5, 12.04.1934]
Bild 4 aus dem links oben stehenden Artikel
 
(F001) [5, 12.04.1934]
Bild 5 aus dem links oben stehenden Artikel
(F001) [5, 12.04.1934]
Bild 6 aus dem links oben stehenden Artikel  
(A002) [8, 27.02.1940]
Todesanzeige der Wwe. Jean Pütz aus dem Jahr 1940 

                    

(100) [11, 29.03.1936]
Anzeige der Werbe-Gemeinschaft Kölner Haus-Brauereien aus dem Jahr 1936.
 
(105) [11, 01.05.1937]
Anzeige von Kölner Haus-Brauereien aus dem Jahr 1937
 
(104) [11, 20.01.1939]
Gemeinsame Anzeige der Kölner Hausbrauereien aus dem Jahr 1939
(106) [11, 31.12.1939)
Gemeinsame Glückwünsche der Kölner Hausbrauereien zum neuen Jahr 1940
                                                   

Die letzten Jahre der Brauerei unter Josef Pütz
Nach dem Tod von Katharina Pütz wurde die Brauerei von Josef Pütz weiter betrieben. Eigentümer war aber nicht Josef Pütz alleine, sondern eine Erbengemeinschaft. Die Firmierung lautete aber „Brauerei Josef Pütz“.
Die Familie von Josef Pütz stammte ursprünglich aus Luxemburg und so war das „Rude Bräues“ im zweiten Weltkrieg ein Anlaufpunkt für Luxemburger, die sich in Köln aufhielten [2]. Diese Landleute bekamen auch ohne Essensmarken (im Krieg waren u.a. Lebensmittel rationiert) im „Rude Bräues“ etwas zu essen. Als Konsequenz landete Josef Pütz auch einmal für 2 Wochen im Gefängnis, als herauskam, dass er ein Schwein schwarz geschlachtet hatte um seine Landsleute mit Essen zu versorgen [2].
Das Ende der Brauerei kam im Jahr 1943. Bei dem verheerenden Luftangriff der alliierten Streitkräfte am 28. Juni 1943 wurde die ganze Kölner Altstadt und auch das Rude Bräues in Schutt und Asche gelegt. Glück im Unglück hatte die Familie Pütz. Josef Pütz und sein Sohn Jean überlebten das Bombardement in einem vier Etagen unter Erde liegenden, schon lange nicht mehr genutzten Eiskeller der Brauerei.
Josef Pütz ging nach dem Krieg wieder nach Luxemburg zurück und starb dort im Jahr 1992 an einem Schlaganfall.
Es gibt noch folgenden Eintrag im Kölner Branchenverzeichnis aus dem Jahr 1948 [21]: "Fritz Lambertz, Blaubach 81/85, Obergärige Bierbrauerei (Em rude Bräues)", wie dieser einzuordnen ist, ist aber unklar, den alle bekannten Quellen sprechen davon, dass das Rude Bräues nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut wurde. Im Branchenverzeichnis aus dem Jahr 1950 [22] taucht dann weder der Eintrag der Brauerei auf, noch ein Eintrag eines "Fritz Lambertz" im Personenverzeichnis.

Übersicht der Firmierungen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
(1797)-1818 Brauerei Johann Wolff / Johann Wolff Wwe. letzter zünftiger Brauer, zumindest ab 1813 von seiner Witwe und anschließend seinem Sohn betrieben
1818-??? Brauerei "Zum rothen Brauhaus", Winand Luh  
(1822) Brauerei "Zum rothen Brauhaus", J. Giesen Vermutlich ab 1819
1833-1835 Brauerei "Zum rothen Brauhaus", Johann Meurer  
1835-1846 Brauerei "Zum rothen Brauhaus", Jacob Kuchenberg  
1846-1847 Brauerei "Zum rothen Brauhaus", Jacob Kuchenberg Wwe.  
1847-1849 Brauerei "Zum rothen Brauhaus", Peter Joseph Baden  
1849-1864 Brauerei "Zum rothen Brauhaus", Peter Joseph Busbach  
1864-1888 Brauerei "Zum rothen Brauhaus", Peter Joseph Busbach Wwe.  
1888-1905 Brauerei "Zum rothen Brauhaus", Heinrich Welter  
1905-1911 Brauerei "Em rude Bräues", Peter Unkel jun.  
1911-1927 Brauerei "Em rude Bräues", Jean Pütz  
1927-1940 Brauerei "Em rude Bräues", Jean Pütz Wwe.  
1940-1943 Brauerei "Em rude Bräues", Josef Pütz  
(1948) Obergärige Bierbrauerei (Em rude Bräues), Fritz Lambertz Eintrag im Kölner Brancheverzeichnis von 1948

Anmerkungen
» Es gab zeitüberschneidend noch ein zweites „rothes Brauhaus“ in Köln, und zwar in der Maximinenstraße 39. Das zweite Brauhaus bestand zumindest ab den 1830er Jahren bis zum Jahr 1849, bekannte Brauer waren Peter Schallenberg, Johann Bilstein und Johannes Tils. Beide Brauhäuser lagen nur knapp 3 Kilometer voneinander entfernt.
» Die Aussage aus [1] aus dem Jahr 1929, [11] aus dem Jahr 1936 und aus [4], dass der Name „Rothes Brauhaus“ erst mit der Übernahme der Brauerei durch Peter Joseph Baden im Jahr 1847 entstanden sei, ist definitiv falsch. Die erste bekannte Nennung stammt aus dem Jahr 1817 [8], da aber dort von einem schon bestehenden „rothen Brauhaus“ die Rede ist, wird der Name noch älter sein.
» [2, 12] Josef Pütz war die letzte männliche Kölner Jungfrau vor Ende des zweiten Weltkriegs. Der im Kölner Karneval sehr aktive Josef Pütz bildet im Jahr 1937 zusammen mit Hermann Munchow als Prinz und Werner Bolte als Bauer das Kölner Dreigestirn. Da der deutsche Mann aber zäh wie Leder und hart wir Krupp-Stahl sein sollte, passte eine männliche Jungfrau aber so gar nicht ins Rassenbild der Nationalsozialisten. Man stelle sich vor, Männer in Frauenkleidern, und so wurde diese Männerrolle verboten. Als Konsequenz waren die nächsten Jungfrauen des Kölner Dreigestirns weiblich, bis nach dem zweiten Weltkrieg die männliche Tradition der Jungfrau wieder aufgenommen wurde.

Brauereiwerbemittel
Bierdeckel
 
(001) [unbekannt]
Nostalgiedeckel (es gibt mehrere verschiedene dieser Serie), vermutlich aus den 1920/30er Jahren
(002) [unbekannt]
"Echt Kölsch" aus der "Brauerei em rude Bräues". Firmierung "Josef Pütz", deshalb Anfang 1940er Jahre 
                                                       

Quellenverzeichnis
 
1 "Trinkt Kölner Bier - Quer durch Kölner Brauhäuser", Artikel einer Sonderbeilage des Kölner Tageblattes vom Sonntag den 15. Dezember 1929
2 Ich hab' da mal was vorbereitet: Ein Glückspilz packt aus – Meine Biografie, Jean Pütz, Verlag FinanzBuch Verlag, 2017
3 https://www.koelner-brauerei-verband.de/historie/historische-koelsche-brauhaeuser/brauhaus-em-ruude-braeues.html
4 "Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven Verlag, 1999
5 Kölner Lokal-Anzeiger, Ausgaben: 29.09.1888, 2.01.1891, 30.06.1905, 23.11.1909, 01.01.1910, 02.03.1910, 01.01.1911
6 Niederrheinische Volkszeitung, Ausgabe 21.04.1835
7 https://www.koelner-brauerei-verband.de/print/historie/historische-koelsche-brauhaeuser/brauhaus-em-ruude-braeues.html
8 Kölnische Zeitung, Ausgaben: 24.06.1817, 25.07.1818, 11.02.1819, 16.03.1833, 17.01.1835, 06.01.1839, 22.04.1839, 22.06.1839, 08.05.1840, 25.05.1841, 06.02.1842, 09.01.1845, 18.09.1846, 09.08.1847, 18.09.1847, 29.10.1848, 03.12.1848, 21.01.1849, 24.07.1849, 24.07.1849, 12.08.1849, 22.09.1849, 07.05.1850, 18.05.1850, 19.05.1850, 22.03.1851, 13.04.1851, 03.09.1852, 06.06.1854, 24.09.1854, 31.08.1857, 12.10.1859, 27.11.1859, 20.08.1860, 30.08.1860, 13.02.1861, 28.11.1861, 15.12.1861, 29.12.1861, 05.01.1862, 16.03.1862, 21.05.1862, 14.10.1862, 04.03.1863, 17.01.1864, 07.05.1864, 10.11.1864, 10.11.1864, 31.07.1865, 09.11.1865, 04.03.1866, 10.11.1870, 30.12.1871, 13.11.1873, 12.11.1874, 14.10.1876, 28.03.1879, 25.04.1884, 08.11.1890, 08.11.1890, 06.08.1894, 17.06.1905, 02.06.1906, 04.02.1907, 08.08.1908, 27.02.1940
9 Die Deutschen Brauereien, Firmenjahrbuch des Deutschen Brauer-Bundes, Verlag für Rechts- und Wirtschaftsliteratur A.-G., Berlin u. Leipzig, 1934
10 Die Brauereien und Mälzereien im Deutschen Reich 1939-40, 38. Auflage, 1940, Verlag Hoppenstedt & Co., Berlin
11 Zeitung „Der neue Tag“, Ausgaben 14.07.1935, 02.08.1936, 02.03.1937, 20.01.1939, 31.12.193927.02.1940
12 Honnefer Volkszeitung, Ausgabe 02.02.1937
13 Adressbuch Köln, Verlag Greven, Ausgabe 1941/42
14 Historisches Verzeichnis alter Biergläser/Krüge aus dem Köln/Bonner Raum, Hrsg.: Wolfgang Wukasch
15 "Kölsche Bier- und Brauhäuser", Franz Mathar & Rudolf Spiegel, Greven Verlag Köln, 1989
16 Rheinische Volkswacht, Ausgabe 01.07.1920
17 "Verzeichnis der Stadt-Kölnischen Einwohner, nebst Bemerkung", Thiriart und Compagnie, 1797
18 "Itinéraire de Cologne", Th. F. Thiriart, 1813
19 "Adreß=Buch oder Verzeichnis der Einwohner der Stadt Köln", Th. F. Thiriart, 1822
20 "Verzeichnis der Stadt-Kölnischen Einwohner, nebst Bemerkung", Thiriart und Compagnie, 1798
21 "Bachem's Branchen Adreßbuch, Verlag J. P. Bachem, Verlagsbuchhandlung G.m.b.H. Köln/Rhein, 1948
22 Greven's Kölner Adreßbuch,1950, Greven's Adressbuch-Verlag KG., Köln, Wyerstr. 19
23 "Kölner Sonntags-Anzeiger", Ausgabe 30.09.1888
24 Kreuter'sche Karte der Straße "Blaubach", Historisches Archiv der Stadt Köln