An der Stelle der St. Peter Brauerei in der Sternengasse 89-91 befand sich bereits im 15ten Jahrhundert das Brauhaus „Zu den Bretzen“. Im Jahr 1412 wird es in einem Ratserlaß erwähnt. Die nächste Überlieferung stammt um 1800, zu dieser Zeit befand sich dort das Brauhaus „zum rothen Ochsen“ (nicht zu verwechseln mit dem von 1857 bis 1870 in der großen Neugasse 16 betriebenen Brauhaus „im rothen Ochsen“).
Im Kölner Adressbuch des Jahre 1822 wird in der Sternengasse 89-91 der Bierbrauer Hubert Ossendorff aufgeführt.
Die nächste Erwähnung, und auch die erste Erwähnung mit dem
Namen „St. Peter“, findet sich im Brauerei-Verzeichnis des Jahres 1838. Dort
taucht das Brauhaus als „Brauerei Em St. Pitter Johannes Michael Tinner“ auf.
Der Name „St. Peter“ oder auch „St. Pitter“ leitet sich von der benachbarten Pfarrkirche St. Peter ab, welche im 16ten Jahrhundert erbaut wurde. In dieser Kirche wurde im Jahr 1578 Peter Paul Rubens getauft, welcher auch knapp 10 Jahre seiner Kindheit in der Sternengasse 10 verbrachte.
In den Folgejahren wechselte die Brauerei sechsmal den Besitzer bis die Brauerei im Jahr 1882 von Wilhelm Felten übernommen wurde. Dieser war bereits ein erfahrener Brauer und hatte vorher von 1876 bis 1882 die Brauerei „Zum halben Mond“ in der Trankgasse 35 geführt. Wilhelm Felten führte die Brauerei 19 Jahre, bis diese im Jahr 1901 in eine Aktiengesellschaft umfirmiert wurde.
(F002) [2]
Foto der Sternengasse aus dem Jahr 1890. In der Mitte thront die St. Peter
Brauerei, zu dieser Zeit unter der Führung von Wilhelm Felten
Die St. Peter Aktiengesellschaft
Der Hintergrund für die Umfirmierung in eine Aktiengesellschaft ist unklar, da Aktiengesellschaften aber öffentlich berichten müssen, gibt es für die nur 3 Jahre des Bestehens der Aktiengesellschaft einige Informationen.
Gegründet wurde die "St. Peter Brauerei, Aktiengesellschaft", Cöln am 30. Dezember 1901 [3]. Gründungszweck war u.a. „…der Fortbetrieb der bisher von Wilhelm Felten zu Köln betriebenen Sankt Peter Brauerei…“. Das Grundkapital der Gesellschaft betrug ungewöhnlich niedrige 155.000 Mark aufgeteilt auf 155 Inhaber-Aktien von je 1.000 Mark. Überhaupt war es sehr ungewöhnlich, eine Brauerei dieser (geringen) Größe in eine Aktiengesellschaft zu überführen. Zum alleinigen Vorstandsmitglied wurde Josef Hirsch, Kaufmann zu Elsdorf, bestellt. Interessant wird es bei den Gründern und dem Aufsichtsrat: „… Die Gründer der Gesellschaft sind:
1) Bierbrauereibesitzer Alois Barion zu Großbüllesheim,
2) Kaufmann Karl Breitwisch junior zu Köln,
3) Kaufmann Hans Cremer zu Cöln-Ehrenfeld
4) Kaufmann Hans Cremer zu Wahn,
5) Brauunternehmer Friedrich Saam zu Cöln.
Die fünf Gründer haben sämtliche Aktien übernommen. Die Mitglieder des Aufsichtsraths sind:
1) Kaufmann Carl Breiwisch senior zu Cöln,
2) Fabrikbesitzer Josef Creischer zu Cöln,
3) Brauereidirektor Wilhelm Creischer zu Cöln …“.
Hier tauchen einige interessante Namen auf:
Einer der Gründer war der Brauereibesitzer Alois Barion. Die Familie Barion betrieb von 1820 bis 1935 eine Brauerei in Grossbüllesheim (Euskirchen) ein anderer Teil der Familie von 1861 bis 1888 eine Brauerei in Brühl
Ein weiterer Gründer war der Unternehmer Karl Breiwisch junior. Dieser betrieb eine Fabrik für „Spezial-Armaturen und Maschinen für Brauereien“ in Köln-Lindenthal.
Einer der Aufsichtsräte war Brauereidirektor Wilhelm Creischer. Dieser führte parallel die Stern-Brauerei AG in Wahn und später zusammen mit seinem Sohn Fritz die Barbarossa-Brauerei in Köln.
Es schien aber schon von Anfang an Probleme gegeben zu haben. Mehrmals gibt es die Aufforderung im öffentlichen Amtsblatt, dass doch die rückständigen 75% auf die Aktien 131 bis 155 einzuzahlen wären. Auch der Vorsitzende kam schnell abhanden. Am 29.10.1902 zeichnet noch „Jos. Hirsch“ eine Bekanntmachung, am 17.11.1902 dann schon „W. Ziegler“. Auch gibt es nicht weniger als 10 Einladungen zu einer Generalversammlung innerhalb
von zweieinhalb Jahren, inklusive spontaner Verschiebungen und außerordentlicher Hauptversammlungen. Zu Beginn des Jahres 1903 ist in der Tagesordnung der Generalversammlung zu lesen, dass eine neue geprüfte Bilanz vorgelegt wurde und diese genehmigt werden soll. Es schien also in der Bilanz davor Unregelmäßigkeiten gegeben zu haben. Zu Beginn des Jahr 1904 ist dann von einer Kapitalerhöhung und auch von Rücktrittserklärungen von Aufsichtsratsmitgliedern die Rede. Anscheinend reichte das Geld vorn und hinten nicht und einige Aufsichtsratsmitglieder haben das Handtuch geworfen.
Im Laufe des Jahres 1904 ging die Gesellschaft dann in Konkurs. Die Konkursmasse muss dann Friedrich Wilhelm Müller erworben haben, den von 1904 bis 1907 firmiert die Brauerei als „St. Peter-Brauerei Friedrich Wilhelm Müller“.
(F001) [2]
Foto der St. Peter Brauerei aus dem Jahr 1907.
Die Aufschrift lautet: "Kölner Obergärige Bierbrauerei"
"Brauerei & Restauration von F.W. Müller"
(101) [13, 07.05.1905]
Anzeige des "Verein der Brauereien für Köln und Umgegend gegen
Verrufserklärungen Köln. E.V". In dieser Zeit gab es viele Machtproben
zwischen den Arbeitgebern, die aussperrten, und den Gewerkschaften, die
streikten. Hier werden die "Streikbrecher" an den Pranger gestellt
Nabbefeld und Althoven
Nach nur 3 weiteren Jahren wurde die Brauerei im Jahr 1907 in eine GmbH überführt. Hinter dieser GmbH
stand Theodor Nabbefeld, welcher in den Jahren zuvor die Brauerei Katharinenburg in Köln-Höhenberg betrieben hatte . Zu dieser Zeit verfügt die St. Peter Brauerei schon über eine eigene Dampfmaschine und elektrisches Licht. Und die Brauerei verfügte noch über eine Kuriosität. Über dem Braukeller befindet sich ein Wasser-Bassin, auf dem die Gäste der direkt daneben liegenden Restauration Kahn fahren können. Klingt auf den ersten Blick unglaublich, ist aber wahr. Damit sollte im Braukeller eine bessere Kühlung erreicht werden. Die Konstruktion ist gut auf der unten abgebildeten
Postkarte PK004 erkennbar.
Im Jahr 1910 taucht Franz Althoven als zweiter Geschäftsführer der GmbH auf. Franz Althoven stammte aus Düren und betrieb dort die „Exportbierbrauerei Gambrinus, Franz Althoven“. Die Brauerei war bereits im Jahr 1870 von seinem Vater Hubert Althoven gegründet worden. Im Jahr 1911 verkaufte Theodor Nabbefeld seine Anteile der GmbH an Franz Althoven, der diese auflöst und fortan als Personengesellschaft unter dem Namen „Obergäriges Brauhaus St. Peter, Franz Althoven“ firmiert. Über die nächsten 17 Jahre betreibt Franz Althoven beide Brauereien parallel. Ob Bier für Köln in Düren oder umgekehrt produziert wurde ist unklar. Der unten abgebildete Krug lässt dies durch die Aufschrift „St. Peter Bräu, Köln-Düren“ aber vermuten, zumindest ab dem Jahr 1928, in dem die St. Peter Brauerei geschlossen und nur noch eine Restauration weiterbetrieben wurde,
ist dies sehr wahrscheinlich. Vermutlich wurde die Restauration im Jahr 1939 geschlossen und damit das Kapitel St. Peter beendet.
Im Jahr 1931 war für Franz Althoven dann auch in Düren Schluss. Christian Sünner, aus der bekannten Kalker Brauereifamilie, übernahm die Brauerei und führte sie als „Gambrinus-Brauerei Christian Sünner weiter. Allerdings nur für 3 Jahre, dann wurde auch die Brauerei in Düren geschlossen.
(PK004)
Postkarte der St. Peter Brauerei unter der Firmierung von Theo Nabbefeld, um
1910.
(unbekannte Sammlung)
(PK004)
Detailvergrößerung der links stehenden Postkarte. Gut zu sehen ist das
Wasser-Bassin direkt neben dem Biergarten. Dieses diente zur Kühlung des
darunter gelegenen Bierkellers, aber gleichzeitig auch zur Vergnügung der
Gäste, die hier Boot fahren konnten.
(PK003) [2]
Postkarte der St. Peter Brauerei unter der Firmierung von Theo Nabbefeld, um
1910.
(F003)
Foto der Brauerei aus dem Jahre 1908.
"Obergäriges Brauhaus Theodor Nabbefeld"
(unbekannte Sammlung)
(F004) [7]
Foto der Brauerei aus dem Jahr 1930
(W002) [12, 02.06.1904]
Werbung aus dem Jahr 1914
(W001) [11]
Die Anzeige aus dem Westdeutschen Beobachter vom
04.03.1933 kündet von der Umwandlung einer alten Kölschen Kneipe (Alter
Posthof) in das
"Haus Neu-Deutschland", der "neuen Gaststätte des nationalen Deutschen".
Der Alte Posthof wurde zuvor von der St. Peter Brauerei betrieben
(112) [12, 28.08.1909]
Sammelanzeige / Wegweiser für Fremde in Köln, die ein Hotel oder ein
Restaurant suchen. Dabei aus das Obergärige Brauhaus St. Peter
(PK002) [unbekannt]
Postkarte der St. Peter Brauerei unter der Firmierung von Theo Nabbefeld, um
1910.
(PK002)
"Ur-Kölsch"
Detailvergrößerung aus der links abgebildeten Postkarte
Firmierungen der St. Peter Brauerei: [8,9]
Zeitraum
Firmierung
Anmerkung
(1822)
Brauerei Hubert Ossendorff
Sternengasse 89-91. Eintrag im Kölner Adressbuch von 1822
1838 - 1839
Brauerei "Em St. Pitter", Johannes Michael Tinner
1839 - 1841
Brauerei "Em St. Pitter", Franz Reimann
1841 - 1844
Brauerei "Em St. Pitter", Gerhard Klever
1844 - 1849
Brauerei "Em St. Pitter", Heinrich Schulte
1849 - 1857
Brauerei "Em St. Pitter", Johannes Jakob Wieland
1857 - 1863
Brauerei "Em St. Pitter", Johann (Jean) Maaßen
1863 - 1882
Brauerei "Em St. Pitter", Friedrich Schiefer
1882 - 1901
St. Peter-Brauerei, Wilhelm Felten
1901 - 1904
St. Peter-Brauerei Act.-Ges.
1904 - 1907
St. Peter-Brauerei, Friedrich Wilhelm Müller
1907 - 1911
St. Peter-Brauerei GmbH
1911 - 1928
Obergäriges Brauhaus St. Peter, Franz Althoven
1928 - 1939
Obergäriges Brauhaus St. Peter GmbH
Keine eigene Braustätte mehr
Übernommene / Vorgänger- / Nachfolger - Brauereien:
In der nachfolgenden Tabelle sind alle Brauereien aufgeführt,
welche Übernommen wurden, Vorgänger- oder Nachfolge-Brauereien waren oder in
sonstigen Beziehungen zur St. Peter Brauerei standen.
Für manche dieser Brauereien gibt es auf dieser Website eine eigene Brauereihistorie, welche
über den angegebenen Link aufgerufen werden kann.
Brauerei
von - bis / übernommen von / Anmerkungen
Brauereihistorie
Obergäriges Brauhaus zur Glocke, Theo
Nabbefeld
1913-1919, im Jahr 1913 erbaut von
Theodor Nabbefeld, der die St. Peter Brauerei von 1907 bis 1911 leitete.
Westmark Brauerei von Christian Sünner
1934-1936, Christian Sünner übernahm die
Brauerei von Franz Althoven, welcher die St. Peter Brauerei von 1911 bis
1928 führte.
Brauerei Katharinenburg
1884-1942, Thedor Nabbefeld betrieb die
Brauerei Katharinenburg von 1898 bis 1905, bevor er die St. Peter
Brauerei übernahm
Brauerei "Zum halben Mond", Wilhelm
Felten
1869-1887, Wilhelm Felten leitete die
Brauerei "Zum halben Mond" von 1876 bis 1882, bevor er die St. Peter
Brauerei übernahm
Anmerkungen
•
Das Gebäude der St. Peter Brauerei in der Sternengasse
besaß 2 Giebel. Ein Giebel war treppenartig aufgebaut, der andere
klassisch in Dreiecksform.
(K002)
Tonkrug
"St. Peter Bräu, Köln-Düren", vermutlich um 1920.
Der Krug unter der Firmierung von Franz Althoven lässt vermuten, dass
auch in Düren gebrautes Bier im St. Peter Brauhaus ausgeschenkt wurde
(unbekannte Sammlung)
Bierdeckel
(001)
"St. Peter Bräu Köln" "Echt Kölsch"
(unbekannte Sammlung)
(002)
"St. Peter Bräu Köln" "Echt Kölsch"
(unbekannte Sammlung)
Flaschen (Details zur jeweiligen Flasche durch "Klick" aufs Bild)
(1051)
"Obergärige Brauerei St. Peter,
Frz. Althoven"
Informationen aus Brauereiverzeichnissen [5,6,10]
1902
St. Peter-Brauerei, Aktiengesellschaft in Köln.
Gegründet: 20./12. 1901; handelsger. eingetr. 30./12. 1901. Gründer:
Alois Barion, Grossbüllesheim; Karl Breitwisch jr., Hans Cremer, Fr.
Saam, Köln; Heinr. Cremer. Wahn.
Zweck: Bierbrauereibetrieb u. Betrieb der zugehörigen Nebengewerbe,
insbesondere Erwerb und der Fortbetrieb der bisher von WiIh. Felten zu
Köln betriebenen St. Peter-Brauerei.
Kapital: M. 155 000 in 155 Aktien (Nr. 1-155) M. 1000. Geno-Vers.: Im 1.
Geschäftsjahr. Stimmrecht: 1 Aktie = 1 St. Gewinn-Verteilung: 5 % zum
R.-F., event. besondere Abschreib. und Rücklagen, vertragsm. Tant. an
Vorst. und Beamte, hierauf 4 % Div., vom Übrigen Tant. an A.-R., Rest
Super-Div. bezw. nach G.-V.-B.
Direktion: Jos. Hirsch. Aufsichtsrat: Carl Breitwisch sen., Fabrik-Dir.
Jos. Creischer, Adolf Heydt, Köln; Brauerei-Dir. Wilh. Creischer, Wahn.
1910
St. Peter-Brauerei, G.m.b.H., Sternengasse 89/91.
Inh.: G.m.b.H. (s. 1907). Gschf.: Th. Nabbefeld u. Franz Althoven. Brm,:
H. Esser. F.: 4395. – Motorb. – 1 Eismasch., Syst. Linde. – Elektr. Bel.
1939
St. Peter-Brauerei.
Köln, Sternengasse 89-93
Quellen
1
Historisches Verzeichnis alter Biergläser/Krüge aus dem
Köln/Bonner Raum, Hrsg.: Wolfgang Wukasch
2
"Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen
Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven
Verlag, 1999
Seite „Sternengasse (Köln)“. In: Wikipedia, Die freie
Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. November 2020, 14:33 UTC. URL:
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(Abgerufen: 28. Februar 2021, 17:38 UTC)
5
Die Deutschen Brauereien im Besitze von Aktien-Gesellschaften, Verlag für Börsen- und Finanzliteratur A.-G., 1902
6
Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 8. Jahrgang, 1910, Verlag von Eisenschmidt & Schulze GmbH, Leipzig
7
"Kölsche Bier- und Brauhäuser", Franz Mathar & Rudolf
Spiegel, Greven Verlag Köln, 1989
8
"Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka,
Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von
Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
9
Grevens Adressbuch von Köln, Ausgabe 1822
10
Die Brauereien und Mälzereien im Deutschen Reich 1939-40, 38. Auflage, 1940, Verlag Hoppenstedt & Co., Berlin