Unternehmensgeschichte der
Brauerei Carl Schmitz, Müngersdorf
Die „Brauerei Carl Schmitz“ wurde im Jahr 1868 von Carl Schmitz in Müngersdorf gegründet. Müngersdorf war damals noch kein Stadtteil von Köln, es wurde erst 1888 eingemeindet. Viel ist über die Brauerei leider nicht überliefert.
Neben der Brauerei selbst erbaute und betrieb Carl Schmitz noch
weitere Restaurationen in Köln, wie z.B. den Kristall-Palast in der
Schildergasse, welcher in folgendem Artikel aus dem Jahr 1889 beschrieben
wird:
[9, 25.06.1889] Köln,
22. Juni. [Um ein neues bemerkenswertes Lokal, den„Kristall=Palast“,] ist
Köln heute wiederum reicher geworden. Eigentümer derselben ist die
Bierbrauerei von Schmitz in Müngersdorf, Restaurateur Herr Heinrich Mestrum,
der dem Kölner Publikum seit Jahren als Inhaber einer Wirtschaft an der
Marzellenstraße bekannt ist. Köln erhält mit dem„Kristall=Palast“ ein Lokal,
welches allen Anforderungen unserer rastlos voranstrebenden Zeit genügt;
elektrisches Licht, Dampf=Ventilation, Dampfheizung besorgt eine 30
Pferdekräfte starke für 240 Glühlampen berechnete Maschine, welche in den
Kellerräumen placiert ist. Das Lokal zerfällt in zwei Teile, in den großen
vorderen, hübsch ausgestatteten Saal, mit der Aussicht auf die Schildergasse
und die nach hinten sich anschließende große Glashalle, die durch Meister
Melchior einen prächtigen bildlichen Schmuck erhalten hat. Eine
bemerkenswerte Neuigkeit für Köln wenigstens— weist das kuppelförmige Dach
aus, welches in wenigen Minuten entfernt, d. h. von der Mitte aus zur Seite
geschoben, und ebenso schnell wieder geschlossen werden kann. Der Besucher
findet also die Annehmlichkeiten des geschlossenen Lokales mit denen des
Sitzens im Freien eng vereint. Trotz alledem wird ein Glas Bier vorzüglicher
Qualität zum Preise von nur 10 Pfg. zum Ausschank gebracht werden..
Die nächste Erwähnung erfolgt im Kontext des Todes von Carl Schmitz im Jahr 1911. Seine Frau führt die Brauerei als „Brauerei Carl Schmitz, Inh. Helene Schmitz Wwe“ weiter. Dies allerdings nur für die nächsten beiden Jahre,
bereits im Jahr 1913 wird die Brauerei wieder umfirmiert in die „Brauerei C. Schmitz Gesellschaft mbH“.
Vermutlich wechselten mit dieser Umfirmierung auch die Besitzverhältnisse. Es ist anzunehmen, dass mit dieser Umfirmierung Peter Immendorf, der Besitzer der „Hubertus-Brauerei Peter Immendorf“ aus Zündorf, die Mehrheitsbeteiligung übernahm.
Im Jahr 1922 erfolgte dann der Zusammenschluss der „Carl Schmitz Brauereigesellschaft mbH“ mit der „Hubertusbrauerei Jacob Immendorf“ sowie mit der im Jahr 1838 gegründeten „Karthäuser-Brauerei Gebrüder Balchem“ aus der Kölner Südstadt zur „Kölner Union-Brauerei GmbH“.
In einer Sonderbeilage des Kölner Tagblattes aus dem Jahr 1929 werden die
Gründe des Zusammenschlusses wie folgt benannt [5]: "...Als Folge des Weltkrieges
waren im deutschen Brauereigewerbe durch die veränderte schlechte
Wirtschaftslage Zusammenlegungs-Bestrebungen eine allgemeine Erscheinung.
Somit erfolgte auch der Zusammenschluss der vorgenannten drei
Brauereibetriebe von denen dann zwei aus wirtschaftlichen Gründen
stillgelegt wurden..."
Mit diesem Zusammenschluss wurden die Braustätten in Zündorf (Immendorf) und in der Kölner Südstadt (Balchem) stillgelegt und nur noch in der Braustätte in Müngersdorf weiterbetrieben. Für die Fusion und den ersten Weiterbetrieb der Brauerei in Müngersdorf wurde eigens die „Balchem, Immendorf, Schmitz Kommanditgesellschaft Köln“ gegründet. Federführend in dieser Gesellschaft war von Anfang an Jacob Immendorf, der auch die Mehrheitsbeteiligung erwarb.
Als die Brauerei 1934 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, tritt Jacob Immendorf als Vorstand in Erscheinung und Hans Balchem ist im Aufsichtsrat vertreten. Ein Vertreter der Familie Schmitz ist nicht mehr benannt. Im Jahr 1938 erfolgte die Umbenennung in „Hubertus-Brauerei“. Einerseits zur Abgrenzung zur Dortmunder Union-Brauerei und andererseits gesteuert durch Jacob Immendorf als Reminiszenz an seine damalige Brauerei gleichen Namens in Zündorf.
Details zur Union- und Hubertus-Brauerei sind in den jeweiligen Beschreibungen aufgeführt.
Firmierungen der Brauerei Carl Schmitz
Zeitraum |
Firmierung |
Anmerkung |
1868 – 1911 |
Brauerei Carl Schmitz |
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1911 – 1913 |
Brauerei Carl Schmitz, Inh. Helene
Schmitz Wwe |
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1913 – 1922 |
Brauerei C. Schmitz Gesellschaft mbH |
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Übernommene / Vorgänger- / Nachfolger - Brauereien:
In der nachfolgenden Tabelle sind alle Brauereien aufgeführt,
welche Übernommen wurden, Vorgänger- oder Nachfolge-Brauereien waren.
Für manche dieser Brauereien gibt es auf dieser Website eine eigene Brauereihistorie, welche
über den angegebenen Link aufgerufen werden kann.
Brauerei |
von - bis / übernommen von / Anmerkungen |
Brauereihistorie |
Hubertusbrauerei Jacob Immendorf, Zündorf |
1865-1922, 1922 zusammengeschlossen mit
der "Brauerei C. Schmitz Gesellschaft mbH" und der "Karthäuser Brauerei
Gebr. Balchem" zur "Kölner Union Brauerei". |
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Karthäuser-Brauerei Gebr. Balchem |
1838-1922, 1922 zusammengeschlossen mit
der "Brauerei C. Schmitz Gesellschaft mbH" und der "Hubertusbrauerei
Jacob Immendorf" zur "Kölner Union Brauerei". |
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Kölner Union-Brauerei |
1922-1993, entstand 1922
aus dem Zusammenschluss der "Brauerei C. Schmitz Gesellschaft
mbH", der "Hubertusbrauerei Jacob Immendorf" sowie der "Karthäuser
Brauerei Gebr. Balchem". |
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Historische Bilder
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(W005) [10, 09.08.1885]
Anzeige der Restauration Stephani aus dem Jahr 1885. Im Ausschank ist das
hochfeine Lagerbier aus der Bierbrauerei von Carl Schmitz |
(W006) [10, 1887]
Anzeige zur Eröffnung der Restauration "Em hölze Steeg" aus dem Jahr 1887.
Im Angebot ist das hochfeine Lagerbier von Carl Schmitz
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(W007) [10, 12.08.1888]
Bierausschank von Karl Schmitz auf der Gartenbauausstellung in der Flora im
Jahr 1888 |
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(W008) [10, 28.10.1888]
Anzeige zur Wirtschaftseröffnung des Kölner Bier-Restaurants von Peter Jos.
Schmitz. Im Ausschank: feines Lagerbier aus der Brauerei von Carl Schmitz in
Köln-Müngersdorf
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(PK001) [unbekannt]
Postkarte "Gruss aus Müngersdorf", vermutlich um 1900. Oben rechts ist die
Brauerei C. Schmitz zu sehen. Die unten links zu sehende Figur des St.
Wendelinus ist so auch auf einem weiter unten abgebildeten Etikett der
Brauerei zu sehen
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(F001) [Sammlung Liesack]
Foto der im Subhaus versammelten Belegschaft, vermutlich um 1900 |
(F002) [Sammlung Liesack]
Foto der Belegschaft der Brauerei aus dem Jahr 1912. Außer den 6 "Chefs" mit
Hut sind noch über 40 Arbeiter mit Mütze abgebildet. Rechts ist ein
Auslieferungs-LKW der Brauerei zu sehen
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(ML001) [6]
Die Forbes-Liste der Vergangenheit. Nicht zu
glauben, aber schon vor über hundert Jahren gab es Aufstellungen über
Millionäre. Hier die Ausgabe der Rheinprovinz Preussen aus dem Jahr 1913.
Rechts die Details für die Witwe von Carl Schmitz |
(ML002) [6]
Das Carl Schmitz mit der Brauerei auch finanziellen Erfolg hatte, spiegelt
sich in dieser Aufstellung. Seine Witwe schafft es zwar "nur" in die Rubrik
"Einfache Millionäre (1-2 Mill. Mark)", aber vor über 100 Jahren war dies
schon ein beträchtliches Vermögen. Abgerundet wird dies durch den Besitz von "... nicht
weniger als 42 Häusern in Köln ..." |
(110) [8, 31.10.1885]
Versammlung der Brauer aus Rheinland und Westfalen in Köln im Jahr 1885. Zu
dieser Zeit wurde es insbesondere bei kleinen Brauereien immer beliebter dem
Bier Surrogate (Zusatzstoffe) zuzusetzen. Hierdurch ließ sich teurer
Hopfen sparen und die schlechte Qualität überdecken. Die großen Brauereien
wollten ein Verbot dieser Zusätze durchsetzen
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(W002) [7, 09.02.1922]
Traueranzeige der Familie zum Tod von Chritian Schmitz, dem Sohn von Carl
Schmitz, der im Jahr 1922 im Alter von nur 43 Jahren verstarb |
(W001) [7, 09.02.1922]
Traueranzeige der Kölner Union-Brauerei zum Tod von Christian Schmitz |
(W003) [7, 09.02.1922]
Traueranzeige der Angestellten der Firma C. Schmitz, Brauereigesellschaft
m.b.H. zum Tod von Christian Schmitz |
(W004) [7, 09.02.1922]
Traueranzeige der Firma C. Schmitz, Brauereigesellschaft m.b.H. zum Tod von
Christian Schmitz |
Anmerkungen
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Carl Schmitz lies 1888 das Hotel Englischer Hof direkt
gegenüber dem Kölner Dom in der Marzellenstraße 2-4 errichten. Nach
Erfolgen in der Anfangsphase entsprach das Hotel aber schon schnell
nicht mehr den Erwartungen der Gäste und konnte mit der mittlerweile
umgebenden Konkurrenz nicht mehr mithalten. Bereits 1911 wurde es
abgerissen und durch einen größeren Gebäudekomplex mit Hotel, Cafe und
Ladengeschäften ersetzt, der die Marzellenstraße 2-8 umfasste. |
» |
Peter Joseph Früh, der Gründer der heute noch erfolgreich
existierenden Brauerei Früh, tritt 1890 in Greven’s Adressbuch als „P.J. Früh, Braumeister, Müngersdorf, Aachenerstr. 28“
in Erscheinung. Immerhin schon mal in der gleichen Straße wie die
Schmitz'sche Brauerei. Ein Jahr später wird er weiterhin als
Braumeister, allerdings mit neuer Adresse, der Aachenerstraße 748-750
geführt. Dies ist dann exakt die Adresse der „Brauerei C. Schmitz“ aus Müngersdorf. Es darf also angenommen werden, dass Peter Josef Früh seit 1890 Braumeister in der Schmitz’schen Brauerei war und von 1891 bis 1894 auch dort wohnte. |
Glaskrüge
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(GZ001)
Zinndeckel eines neutralen, 6/20 L geeichten Glaskruges
(unbekannte Sammlung) |
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Etiketten
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(001)
"Lagerbier aus der Brauerei C. Schmitz, Köln Müngersdorf"
(Sammlung Mittenzwey) |
(003)
"C. Schmitz, Cöln Müngersdorf"
(Sammlung Mittenzwey) |
(002)
"Export-Bier aus der Brauerei C. Schmitz, Cöln Müngersdorf"
(unbekannte Sammlung) |
Prägeflaschen
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(1014) |
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ca. 0,4 l
(Sammlung Liesack) |
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Informationen aus Brauereiverzeichnissen
1898 |
Schmitz, C., Müngersdorf, Aachenerstr. 748/750. |
1910 |
Schmitz, C. (Müngersdorf), Aachenerstr. 748/750.
Inh.: Wwe. Helene Schmitz. Ggr.: 1868. Prok.: Wilh. U. Christ. Schmitz.
F.: 2957. – Dampfb. – 2 Eismasch., 1 Syst. Linde, 1 Syst. Pictet. –
Elektr. Bel. – Fl.-V. |
Quellen
1 |
Historisches Verzeichnis alter Biergläser/Krüge aus dem Köln/Bonner Raum, Hrsg.: Wolfgang Wukasch |
2 |
Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 1898, Verlag von Eisenschmidt & Schulze, Leipzig |
3 |
Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 8. Jahrgang, 1910, Verlag von Eisenschmidt & Schulze GmbH, Leipzig |
4 |
Thomann, Björn, Peter Josef Früh, in: Internetportal Rheinische Geschichte, abgerufen unter: http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/peter-josef-frueh/DE-2086/lido/57c6c132d88ff4.49572460 (abgerufen am 16.11.2019) |
5 |
„Trinkt Kölner Bier - Quer durch Kölner Brauhäuser“,
Sonderbeilage des Kölner Tageblattes von Sonntag den 15. Dezember 1929 |
6 |
"Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in der Rheinprovinz“, Rudolf Martin, 1913 |
7 |
"Rheinische Volkswacht", Ausgabe 09.02.1922 |
8 |
"Dortmunder Zeitung", Ausgabe 31.10.1885 |
9 |
"Rhein- und Ruhrzeitung", Ausgabe 25.06.1889 |
10 |
"Kölner Sonntags-Anzeiger", Ausgaben 09.08.1885, 12.08.1888, 28.10.1888 |