Unternehmensgeschichte der Brauerei Sester / der Kölner Brauhaus Vereinsbrauerei

 

Weitere Informationen zu Sester Kölsch und Nachkriegs-Werbemitteln finden Sie im Bereich Kölschmarken auf www.koelschinfo.de

Der Ursprung der Brauerei Sester in Widdersdorf
Im Jahr 1805 wurde in Widdersdorf, erst seit 1975 ein Stadtteil von Köln, damals noch unter französischer Verwaltung, von Wilhelm Sester eine Brauerei gegründet. Über die ersten 100 Jahre des Bestehens gibt es nur wenige Informationen, auch wie lange die Brauerei unter Leitung von Wilhelm Sester geführt wurde ist unklar. Die Brauerei ging irgendwann in die Leitung von Reiner Sester über, der sie bis ins Jahr 1861 führte. In diesem Jahr kam mit Anton Sester wiederum die nächste Generation ans Ruder. Im Jahr 1886 übernahm Hermann Sester die Brauerei, die er bis zum Jahr 1902 führte. In diesem Jahr stieg Peter Sester mit in die Geschäftsführung der Brauerei ein und diese wurde in „Bürgerliches Brauhaus Widdersdorf, Gebrüder Sester“ umfirmiert.
Im Jahr 1904 wurde groß investiert, an der Hauptstraße in Widdersdorf wurden neue moderne Brauereigebäude errichtet. Aufgrund der Ausmaße und des Gebäudezuschnitts ist davon auszugehen, dass die Brauerei damals schon über eine Dampfkochung sowie eine Eismaschine verfügte.
Das Geschäft florierte so gut, dass man an die Kapazitätsgrenzen der Widdersdorfer Brauerei stieß. Im Jahr 1917 (laut Brauereiverzeichnissen) oder 1918 (in einem Brief der Kölner Brauhaus Vereinsbrauerei aus dem Jahr 1918 wird der 2. Oktober 1918 als Verkaufsdatum genannt) wurde der Betrieb von Widdersdorf nach Köln-Ehrenfeld in die Vogelsanger Straße 17 verlegt. Die Gebrüder Sester kauften dort die GmbH-Anteile der bereits seit einigen Jahren stillgelegten „Kölner Brauhaus Vereinsbrauerei GmbH, Köln“.
 
(F002)
Foto der Brauerei-Gebäude in Widdersdorf um 2010. Gut zu erkennen ist die auf dem Gebäude angebrachte Jahreszahl 1904
(unbekannte Sammlung)
(W006) [17, 18.07.1847]
Werbung aus dem Jahr 1847 für einen Ball bei Gastwirth Sester in Widdersdorf
                                                

Die Ursprünge der übernommenen Brauerei in Köln-Ehrenfeld
Peter Zündorf gründete im Jahr 1896 in Köln-Ehrenfeld, im Vogelsanger Weg, die Brauerei, die später von den Gebrüder Sester übernommen und weitergeführt wurde. Die Mitglieder der Familie Zündorf waren keine Unbekannten in der Kölner Brauerszene, sie führten im letzten Viertel des neunzehnten Jahrhunderts eine Reihe von Brauereien (siehe Anmerkungen). Auch für Peter Zündorf war dies nicht die erste Brauerei. Bereits seit 1884 betrieb er die Brauerei, die sein Nachfolger bei der Übernahme im Jahr 1998 in „Obergäriges Brauhaus zum Kaiser“ (im Volksmund „dreckelige Kaiser“ genannt) umbenannte.
Viel Erfolg schien Peter Zündorf nicht zu haben, da die Brauerei bereits 3 Jahre später neue Besitzer bekam, welche auch den Namen „Kölner Brauhaus“ einführten. Die Brauerei firmierte fortan als „Kölner Brauhaus Müller & Horstmann“. Diese Firmierung hielt wiederum nur 2 Jahre, nach dem Ausstieg seines Kompagnons führte Gottfried Müller die Brauerei ab 1901 alleine weiter. Mehr als 2 Jahre hielt aber auch diese Firmierung nicht. Im Jahr 1903 wurde die Brauerei an verschiedene Kölner Gastronomen weiterverkauft, die die Brauerei in eine GmbH überführten und „Kölner Brauhaus, Vereinsbrauerei GmbH“ nannten. Gottfried Müller war weiterhin an der Brauerei beteiligt und einer der Geschäftsführer. Ein weiterer Geschäftsführer zu dieser Zeit war Wilhelm Westermann (im Jahr 1905 durch Johann Ackermann ersetzt). Ob es noch weitere Geschäftsführer gab ist mir nicht bekannt.
Die Brauerei wurde im Jahr 1907 noch einmal modernisiert und verfügte über eine Dampfkochung sowie 2 Eismaschinen.
Im Laufe des ersten Weltkriegs wurde die Brauerei infolge Rohstoffknappheit und der damit verbundenen finanziellen Auswirkungen stillgelegt, die Firma formal aber weitergeführt.
(BK001)
Briefkopf der Kölner Brauhaus Vereinsbrauerei aus dem Jahr 1918
(BK002)
Kopf einer Rechnung der Kölner Brauhaus Vereinsbrauerei mit Jugendstil-Elementen. Vermutlich um 1910
(unbekannte Sammlung)
 

Die Entwicklung der Sester-Brauerei in Köln-Ehrenfeld bis zum zweiten Weltkrieg
Nach der Übernahme der Brauerei in Köln-Ehrenfeld wurde zunächst der Name der Brauerei beibehalten. Im Jahr 1922 verkaufte die Familie Sester dann die Gebäude der alten Brauerei in Widdersdorf an die „Landwirtschaftliche Getreide-Brennerei Widdersdorf Schönau & Co“, welche bis Anfang der 1990er Jahre dort u.a. „Widdersdorfer Korn“ herstellte.
Am 24. April 1923 trennte man sich von dem Begriff „Vereinsbrauerei“, die Brauerei wurde umfirmiert in "Kölner Brauhaus Gesellschaft mit beschränkter Haftung“.
Die Brauerei war von Anfang an auf Faßbier- und Flaschenbierverkauf ausgerichtet und war sehr erfolgreich. Besonders bekannt war die Brauerei für ihre Brauereigespanne zur Bierauslieferung, die von Hannoveranern gezogen wurden. Für diese Gespanne war die Brauerei schon zu Widdersdorfer Zeiten bekannt gewesen.
Ende der 1920er Jahre wurde das Sudhaus in Köln-Ehrenfeld erneuert.
In einem Artikel aus dem Jahr 1921 wird die Brauerei, ohne Erwähnung des Namens Sester, wie folgt dargestellt [8]:
„… Neu erbaut wurde in den 90er Jahren die Brauerei Am Vogelsang, Anfang Ehrenfeld, die später Genossenschaftsbrauerei wurde, von dem früheren Brauereibesitzer und heutigem Rentner Peter Zündorf, dem jüngeren Bruder des in den 90er Jahren verstorbenen Brauereibesitzers Hubert Arnold Zündorf erbaut worden ist. Dieser führte zuerst in den 80er Jahren den alten Drecklichen Kaiser vor seinem Neubau, siedelte dann in das Budengaßbräu über und Ende der 80er Jahre nach der ehemaligen Brauerei Bröhl an Lyskirchen (Inhaberin Wwe. P. Bröhl) …“
Ein weiterer Artikel aus dem Jahr 1929 geht schon mehr ins Detail [7]:
Das Kölner Brauhaus, Köln-Ehrenfeld, Vogelsanger Str.17, wurde im Jahre 1896 als Vereinsbrauerei gegründet und Ende 1918 von dem heutigen Inhaber, Sester, übernommen. Dieser hat von Anfang an sein Hauptaugenmerk darauf gerichtet, alle technischen Neuerungen eines modernen Brauereibetriebes für die Brauerei nutzbar zu machen. Hier soll nur kurz hingewiesen werden auf das neue Sudhaus der Firma Goeggl AG in München, den Lagerkeller mit den neuesten Lagertanks, die Anlage für die Flaschenbier-Abfüllung, die zurzeit im Bau befindliche Kühlanlage von Linde AG in Wiesbaden, und nicht zuletzt auf den Fuhrpark, welcher den Betrieb nach außen hin zu repräsentieren hat. Jedem Kölner sind die Gespanne und Kraftwagen in den blauweißen Farben mit der Reklame für die Qualitätsbiere "Sester Kristall" und "Sester Pils" bekannt. Durch die vorzügliche Beschaffenheit dieser Spezialbiere und durch die weitschauende Geschäftsführung hat sich der Ausstoß der Brauerei erheblich vergrößert; diese setzt heute außer in Köln mit näherer und weiterer Umgebung ihre Produkte ab bis in die Eifel (Depot in Kall), auf dem Westerwald, in Bonn mit Siegkreis und am Niederrhein bis Kleve. Neben der Belieferung vieler Kölner Gaststätten nur das alte Bierhaus "Zur Griechenpforte", die Braustube auf der Venloer Straße in Ehrenfeld und der Hubertushof auf dem Marsilstein genannt seien. Diese Vergrößerung des Ausstoßes ist eine logische Folge der Herstellung des Qualitätsbieres "Sester Kristall", welches heute allen auswärtigen hellen Bieren ebenbürtig ist.
Produziert werden in dieser Zeit überwiegend „Sester Kristall“, „Sester Pils“ und „Coellen Pils. Es wird aber auch ein obergäriges Bier „Echt Kölsch“ produziert, welches Anfang der 1930er Jahre in "Kölsch-Alt" umbenannt wurde.
Am 29. April 1930 übernahm die Kölner Brauhaus GmbH die „Kevelaerer Bürgerbräu GmbH“ aus Kevelaer bei Geldern [6] und benannte sie in „Brauerei Sester GmbH“ um. Wie es hierzu kam ist unbekannt, zumal die Brauerei mit über 100 Kilometern Entfernung von Köln nicht gerade um die Ecke lag.
Die „Kevelaer Bürgerbräu GmbH“ bestand in dieser Firmierung seit 1899 und war 1885 als „Brauerei und Hotel P.J. Schellen gegründet worden. Die Führung der Brauerei in Kevelaer übernahmen als Geschäftsführer „…Julius Mudenheim, Braumeister in Kevelaer, Gerhard Sester, Student, Freising bei München, Hermann Sester junior, Kaufmann zu Köln-Ehrenfeld, Hermann Sester Senior, Bierbrauereibesitzer, Köln-Ehrenfeld (zeitiger alleiniger Aufsichtsrat) …“ [6].
In einschlägigen Brauereiverzeichnissen [11] wird aufgeführt, dass die Brauerei nur von 1929 bis 1930 unter dem Namen „Brauerei Sester GmbH“ existierte. Das Anfangsjahr ist definitiv falsch, das Endejahr hat vielleicht den Hintergrund, dass die Brauerei in Kevelaer als Zweigstelle der Brauerei in Köln geführt wurde. Das genaue Datum der Schließung der Brauerei in Kevelaer ist nicht bekannt. Gesichert ist der Bestand bis ins Jahr 1935, vermutlich wurde die Brauerei im zweiten Weltkrieg geschlossen.
Nach dem Tod von Hermann Sester im Jahr 1932 übernimmt seine Witwe, Anna Maria Hubertine Sester geb. Müller, die Führung der Brauerei als alleinige geschäftsführende Gesellschafterin.
Jahr 1934 sind einem Brauereiverzeichnis folgende Informationen zu entnehmen [3]: „…Geschäftsführende Gesellschafterin: Frau Hermann Sester. Prokuristen: Heinrich Stillger, Gerhard Sester, Hermann Sester jr. Braumeister: Hans Günther. Betrieb: Sudhausanlage 60 Ztr. Schüttung, 2 Kühlmaschinen (400 000 Kal.), Faß- u. Flaschenreinigung; Kraftwagen, Pferde. Produktion: Unter- u. obergärige Biere, ferner Eis. Angestellte 11. Arbeiter: 35…“. Man hatte sich noch nicht mal die Mühe gemacht Anna Maria Hubertine Sester beim Namen zu nennen, ein „Frau Hermann Sester“ genügte. Immerhin aber war sie die alleinige Chefin der Brauerei.
Am 19. Dezember 1936 wurde die Brauerei in „Brauerei Sester Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ umfirmiert. Diese Firmierung hatte volle 5 Tage bestand, bevor die Brauerei am 24. Dezember 1936 in eine offene Handelsgesellschaft, die „Brauerei Sester OHG“ umgewandelt wurde. Warum der Zwischenschritt erfolgte ist unklar. Persönlich haftende Gesellschafter der Brauerei Sester waren Anna Maria Sester geb. Müller sowie ihre Söhne Gerhard Sester und Hermann Sester.
Im Firmenlogo der Brauerei wechselte folgerichtig das Kürzel von "KB" (Kölner Brauhaus) nach "BS" (Brauhaus Sester).
(KB001)
Foto der Belegschaft des Kölner Brauhaus (unter dieser Firmierung von 1917-1932). Auf der Detailvergrößerung rechts unten ist zu lesen: "Echt Kölsch" "Kölner Brauhaus" "Köln-Ehrenfeld"
 
(FIS001) [15]
Foto der Gaststätte im Schiffchen aus den 1920er Jahren. Gut zu sehen ist die Werbung für "Sester Cristall"
 
(F004) [16]
Foto eines Pferdegespanns der Brauerei, vermutlich aus den 1930er Jahren
(W016) [5]
Anzeige des Kölner-Brauhaus aus aus dem Jahr 1920
(W002) [5]
Anzeige des Kölner-Brauhaus aus aus dem Jahr 1925
 
(W001) [5]
Anzeige des Kölner-Brauhaus aus aus dem Jahr 1928
 
(A001)
Werbeanzeige Kölner-Brauhaus aus dem Jahr 1928
(W017 [19]
Anzeige des Kölner-Brauhaus aus aus dem Jahr 1927
(W014) [18, 15.07.1900]
Anzeige des Kölner Bier-Palast aus dem Jahr 1900. Zum Ausschank kommt Bier des Kölner Brauhaus
(W011) [18, 12.05.1900]
Anzeige des Kaiser-Cafe's aus dem Jahr 1900. Zum Ausschank kommt Bier des Kölner Bräuhaus
 
(W012) [18, 17.05.1900]
Anzeige des Kölner Bier-Palast aus dem Jahr 1900. Zum Ausschank kommt Bier des Kölner Bräuhaus
(W013) [18, 23.06.1900]
Anzeige des Kölner Bier-Palast aus dem Jahr 1900. Zum Ausschank kommt Bier des Kölner Brauhaus 
(W014) [18, 15.07.1900]
Anzeige des Kölner Bier-Palast aus dem Jahr 1900. Zum Ausschank kommt Bier des Kölner Brauhaus
(W005) [unbekannt]
Werbeanzeige des Kölner Brauhaus, vermutlich Anfang der 1930er Jahre

 
(BK003) [unbekannt]
Briefkopf der Brauerei G.m.b.H. aus dem Jahr 1935. Der Briefkopf ist aus Kevelaer, die Sester Brauerei hatte 1930 das Kevelaer Brauhaus erworben und dort eine zweite Braustätte aufgebaut.
(BS001)
Emailschild mit Werbung für "Sester Flaschen Bier"
des Kölner Brauhaus
(Firmierung von 1917-1932)
(Sammlung Nohles)
(F002) [unbekannt]
Foto der Eingangstür einer nicht bekannten Kölner Restauration mit Werbung für das Kölner Brauhaus. Vermutlich aus den 1920er Jahren

Die Entwicklung nach dem zweiten Weltkrieg
Im zweiten Weltkrieg wurde die Braustätte in Köln-Ehrenfeld stark zerstört, aber nach dem Krieg wiederaufgebaut. Im Jahr 1953 wurden bereits wieder 18.000 hl produziert. 1963 wurde eine neue Flaschen-Abfüllanlage installiert. Auf dem Höhepunkt der Brautätigkeit in den 70er Jahren werden ca. 120 Mitarbeiter beschäftigt und eine breite Palette an Biersorten produziert (Kölsch, Pilsener, Alt, Export, Malz, Bock). Dem Trend auf dem Kölner Markt folgend verschwanden außer dem Kölsch immer mehr Biersorten, zuletzt das Pils Anfang der 1990er Jahre.
1993 verkaufte die Familie Sester das Unternehmen an die Brau und Brunnen AG. Jedoch wurden Grundstück und Gebäude nicht verkauft, sondern nur der Markenname und die Braurechte. Dies hat zur Folge, dass Sester-Kölsch ab diesem Zeitpunkt in der Bergischen-Löwen-Brauerei in Köln-Mühlheim gebraut wurde, welche ebenfalls zur Brau und Brunnen AG gehört.
Gemäß der generellen Strategie von Brau und Brunnen wurde Sester Kölsch in den Gaststätten durch die „Premium-Marken“ des Konzerns, Sion oder Gilden Kölsch ersetzt. Dies spiegelt sich auch gut in den Produktionszahlen wider. Zu Hochzeiten der Brauerei wurden jährlich über 200.000 hl produziert, 2 Jahre nach der Übernahme, also im Jahr 1995, nur noch 90.000 hl und im Jahr 2001 hatte sich die Produktion noch einmal auf 45.000 hl halbiert.
Die Firma „Sester-Brauerei“ fristete noch einige Jahre ein Dasein als Vertriebsfirma bis sie ganz verschwand. Sester Kölsch gibt es Stand 2021 noch im Billigsegment als Flaschenbier.
 
(BK001)
Nüchterner Briefkopf der Brauerei Sester aus dem Jahr 1969
(unbekannte Sammlung
                                                                                          
 
(W003) [12]
Werbung der Brauerei Sester aus dem Jahr 1948
 
(W004)
Werbung der Brauerei aus den 1970er Jahren
(unbekannte Sammlung)
                           (S006)
Dauerkalender der Brauerei Sester, vermutlich Ende 1960er Jahre
(unbekannte Sammlung)                  
                                     
(002)
Foto eines etwas seltsamen Gespanns zur Flaschenbierauslieferung
(unbekannte Sammlung)
 
(F003) [13]
Foto eines Pferdegespanns der Brauerei aus den 1970/80er Jahren, unterwegs in Köln-Ehrenfeld
(001)
Brauereipostkarte aus den 1970er Jahren
 
(S004)
Werbeschild einer Sester Flaschenbier Verkaufsstelle.
Vermutlich aus den 1960er Jahren
(unbekannte Sammlung)
(S002)
Emailschild mit Werbung für "Sester Kölsch" aus den 1960er Jahren
(unbekannte Sammlung)
(S003)
Kunststoff-Schild ?! mit Werbung für "Sester Kölsch", vermutlich Anfang der 1970er Jahre.
Das abgebildete Glas ist nicht bekannt
(unbekannte Sammlung)
(S005)
Werbeschild mit Werbung für "Sester Kölsch"
(unbekannte Sammlung)
       

Firmierungen in Widdersdorf:  [11]
Zeitraum Firmierung Anmerkung
1805 – 18?? Brauerei Wilhelm Sester Hauptstraße 12
18?? – 1861 Brauerei Reiner Sester  
1861 – 1886 Brauerei Anton Huber Sester  
1886 – 1902 Brauerei Hermann Sester  
1902 – 1917 Bürgerliches Brauhaus Widdersdorf, Gebrüder Sester  
 
Firmierungen in Köln-Ehrenfeld:  [11]
Zeitraum Firmierung Anmerkung
1896 – 1899 Brauerei Peter Zündorf Vogelsanger Straße 17
1899 – 1901 Kölner Brauhaus Müller & Horstmann  
1901 – 1903 Kölner Brauhaus Gottfried Müller  
1903 – 1917 (1918) Kölner Brauhaus, Vereinsbrauerei GmbH Laut Brauereiverzeichnis bis 1917, laut Brief der Brauerei bis 1918
1917 – 1936 Kölner Brauhaus GmbH  
1936 – 1936 Brauerei Sester GmbH Diese Firmierung bestand ganze 5 Tage
1936 – 1971 Brauerei Sester OHG  
1971 – 1976 Brauerei Sester KG  
1976 – 1983 Brauerei Sester GmbH & Co.  
1983 – 1993 Privatbrauerei Sester GmbH & Co. KG Übernommen von der Brau und Brunner AG
 
Firmierungen in Kevelaer:  [11]
Zeitraum Firmierung Anmerkung
1885 – 1896 Brauerei und Hotel P.J. Schellen  
1896 – 1899 Brauerei P.J. Schellen Wwe.  
1899 – 1930 Kevelaer Bürgerbräu GmbH  
1930 – 19?? Brauerei Sester GmbH Vermutlich im zweiten Weltkrieg geschlossen
 

Übernommene / Vorgänger- / Nachfolger - Brauereien:
In der nachfolgenden Tabelle sind alle Brauereien aufgeführt, welche Übernommen wurden, Vorgänger- oder Nachfolge-Brauereien waren. Für manche dieser Brauereien gibt es auf dieser Website eine eigene Brauereihistorie, welche über den angegebenen Link aufgerufen werden kann.
Brauerei von - bis / übernommen von / Anmerkungen Brauereihistorie
Kölner Brauhaus, Vereinsbrauerei GmbH 1896-1917, wurde von der Familie Sester im Jahr 1917 (1918) übernommen und als Braustätte weitergeführt  
Kevelaer Bürgerbräu GmbH 1885-1930, wurde im Jahr 1930 von Sester übernommen und als Zweigstelle weitergeführt  
 

Anmerkungen
» Vermutlich um 1938 brachte Sester auch Erfrischungsgetränke auf den Markt. Es gab Selters, Cola, Mate und Zitrone. Hierfür wurde eigens eine sechseckige Flasche mit, für damalige Zeiten sehr ungewöhnlich, Kronkorken-Verschluss entwickelt. Die Flasche ließ sich Sester am 11. September 1937 in das Musterregister unter der Nummer 3509 eintragen. Dazu gab es passende Bierdeckel mit dem Slogan „jedem Gast seine Original Sester-Flasche“. Vermutlich sollte die Flasche als Werbeartikel im privaten Umfeld verbreitet werden. Der Erfolg stellte sich aber nicht ein und das Experiment wurde bald wieder beendet (siehe Bierdeckel 035 und Prägeflasche 115).
» Die im Jahr 1904 erbaute Braustätte an der Hauptstraße 12 in Widdersdorf ist heute noch erhalten und seit 1997 als Denkmal unter der Nummer 8120 geschützt. Bis ins Jahr 1994 wurde hier noch eine Brennerei betrieben, Ende der 1990er Jahre wurde der Komplex „substanz- und charakter-erhaltend“ in einen Wohnkomplex umgebaut
» Die Familie Zündorf hinterließ einige Spuren im Kölner Brauwesen. Der Gründer der Brauerei in Köln-Ehrenfeld war Peter Zündorf. Peter Zündorf betrieb auch von 1884 bis 1898 eine weitere Brauerei in Ehrenfeld, aus der nach seinem Ausscheiden die Brauerei „Im Kaiser“ entstand. Sein älterer Bruder, Hubert Arnold Zündorf hatte diese Brauerei zuvor von 1883 bis 1884 betrieben. Huber Arnold Zündorf betrieb auch von 1888 bis 1894 eine Brauerei an Lyskirchen, die später durch Peter Bröhl bekannt wurde. Von 1894 bis 1898 wurde die Brauerei als Brauerei Geschwister Zündorf betrieben. Auch der Rest der Familie war nicht faul. Heinrich Zündorf betrieb von 1893 bis 1894 eine Brauerei in der Weyerstraße 29 und im Jahr 1900 eine Brauerei in der Pantaleonsstraße 33. Die ältesten Spuren hinterließ Johannes Heinrich Jos. Zündorf, der von 1838 bis 1844 eine Brauerei in der Marzellenstr. 10 betrieben hatte
» Folgende Kölschsorten wurden von der Sester Brauerei außer Sester Kölsch selbst (teilweise als Lohnsud) gebraut: Felskrone, Grenadier, Kaiser und Römer. Vermutlich wurde ab 1984 auch Bier als Lohnsud für die Brauerei Rixen aus Tönisvorst produziert
» Das Sester Kölsch kennt heutzutage fast niemand mehr, der Werbespruch „Trink Sester, mein Bester“ ist hingegen auch heute noch sehr bekannt
 

Historische Brauereiwerbemittel der Brauerei

Glaskrüge
(GK001)
Kölner Brauhaus Pilsener, Glaskrug, 6/20 L geeicht
(Sammlung Mühlens)
 
(GK001)
Kölner Brauhaus Urquell, Glaskrug, 7/20 L geeicht
(Sammlung Mühlens)
 
(G001)
Sester Pils, Kölner Brauhaus, 5/20 L geeicht
(Sammlung Reimann)
(G002)
Coellen-Pils, Brauerei Sester, Glas, 0,25 l geeicht
(Sammlung Wohlan)
                                                     

Tonkrüge
 
(K001)
"Sester-Cristall", gerade
(unbekannte Sammlung)
(K002)
"Sester-Cristall", schräg
(Sammlung Wukasch)
(K002)
"Sester-Cristall", schräg,
Unterstrich gestrichelt
(Sammlung Wukasch) 
                                                                  
   
(K004)
"Trink Sester mein Bester", "Sester" innen umrandet
(Sammlung Wukasch)
 
(K005)
"Trink Sester mein Bester", "Sester" innen nicht umrandet
(Sammlung Wukasch)
                                                                                                                

Etiketten
     
(E_W001) [9]
Etikett für "Dunkles Tafel-Bier" des Bürgerlichen Brauhauses in Widdersdorf.
Firmierung von 1902 bis 1907
 
                                                                                                                            
(E001)
Etikett des Kölner Brauhaus für "Coellen Pils".
Vermutlich Ende der 1920er Jahre
(unbekannte Sammlung)
 
(E002)
Vorentwurf des links stehenden Etiketts
(E044)
Sester Pils, 1950er Jahre
(E042)
Sester Cristall, 1950er Jahre
(E027)
Sester Bock, 1950er Jahre
(E024)
Sester Kölsch, 1960er Jahre. Das älteste
mir bekannte Kölsch-Etikett von Sester
(E028)
Sester Pilsener, 1960er Jahre

Bierdeckel
(D023)
Sester "Echt Kölsch" aus dem Kölner Brauhaus.
Vermutlich 1920er Jahre
(unbekannte Sammlung)
 
(033)
Coellen-Pils
"Kölner Brauhaus", vor 1937
(unbekannte Sammlung) 
(014)
Coellen-Pils
"Brauerei Sester", nach 1936
(unbekannte Sammlung)
(032)
"Sester Cristall" "Sester Pils" "Kölsch-Alt"
(KB = Kölner Brauhaus, vor 1937)
(unbekannte Sammlung)
 
(011)
"Sester Cristall"  Sester Pils" "Kölsch-Alt"
(BS = Brauhaus Sester, nach 1936)
(041)
"Sester Cristall"  Coellen Pils" "Kölsch-Alt"
(BS = Brauhaus Sester, nach 1936)
(unbekannte Sammlung)
 
(022)
Sester Cristall, vor 1936)
(unbekannte Sammlung)
(035)
Kein Bier, sondern 4 Erfrischungen der Sorten Cola, Selters, Zitrone und Mate. Und jeder Gast bekommt seine Original Sester-Flasche. Um 1938
(unbekannte Sammlung)
 
 
(038)
Pilsener, vermutlich 1950er Jahre
(Sammlung Hildner)
(025)
"Sester Pilsener" "Sester Cristall" "Sester Bock" "Sester Kölsch-Alt", vermutlich 1950er Jahre
 
 
(040)
"Sester Pilsener" "Sester Cristall" "Sester Bock" "Sester Kölsch-Alt", vermutlich 1950er Jahre(Sammlung Hildner)
                                                                                                                   

Prägeflaschen (verlinkt mit www.praegeflaschen.de)
(1052) (1092) (126) (265) (045) (117)
ca. 0,7 l
Bürgerliches Brauhaus Widdersdorf
 
ca. 0,35 l
Bürgerliches Brauhaus Widdersdorf
(Sammlung Liesack)
 
ca. 0,5 l (ohne Angabe)
"FLASCHE UNVERKÄUFLICH"
"0,7 Lt."
"UNVERKÄUFLICH"
"0,4 Lt."
"UNVERKÄUFLICH"
ca. 0,4 l (ohne Angabe)
ohne "UNVERKÄUFLICH"
   
(044) (166) (046) (115)    
ca. 0,4 l (ohne Angabe)
"UNVERKÄUFLICH"
Doppelring am Hals
"0,5 l"
"KÖLNER BRAUHAUS"
"0,5 l"
"BRAUEREI SESTER"
"0,25 l"
6-eckige Flasche mit Kronkorkenverschluss
   


Informationen aus Brauereiverzeichnissen  [2,3,4]
1910
 
Bürgerliches Brauhaus Widdersdorf, Gebr. Sester
Widdersdorf, T.-P. Cöln-Bocklemünd. - E. Lövenich. Inh.: Hermann u. Peter Sester.
1910 Cölner Brauhaus, Vereinsbrauerei m.b.H., (Ehrenfeld), Vogelsangerstr. 17
Inh.: G.m.b.H. (s. 1903). Ggr.: 1897. Umgeb.: 1907. Gschf.: J. Ackermann. Brm.: Joh. Giersberg. F.: 3502. Tel.-Adr.: Cölner Brauhaus, Köln-Ehrenfeld. - Dampfb. - Dampfk. - 1 Eismasch., Syst. Linde, 1 Syst. Eulenberg, Moenting & Co. - Elektr. Bel. - Zeugl.
1934 Kölner Brauhaus G.m.b.H., Köln-Ehrenfeld, Vogelsangerstr. 17
Gegründet: 1896; seit 1903 G.m.b.H. Postsch.-Konto: Köln 6430. Tel. West 51 419 u. 51 420. Draht: Kölner Brauhaus Kölnehrenfeld.
Bankverbindung: Deutsche Bank u. Disconto-Gesellschaft, Köln. Stammkapital: RM 250 000. Geschäftsjahr: 1./10.-30./9.
Geschäftsführende Gesellschafterin: Frau Hermann Sester. Prokuristen: Heinrich Stillger, Gerhard Sester, Hermann Sester jr. Braumeister: Hans Günther. Betrieb: Sudhausanlage 60 Ztr. Schüttung, 2 Kühlmaschinen (400 000 Kal.), Faß- u. Flaschenreinigung; Kraftwagen, Pferde.
Produktion: Unter- u. obergärige Biere, ferner Eis. Angestellte 11. Arbeiter: 35.
1939 Brauerei Sester o.H.G., Köln-Ehrenfeld, Vogelsanger Straße 17
Fernruf 51419/20. Drahtanschrift: Brauerei Sester. Gründung: 1896 unter der Firma Kölner Brauhaus, Vereinsbrauerei; 1903 G.m.b.H; lt. Gesellschafterbeschluß vom 24.12.1936 Offene Handelsgesellschaft. Produktion : Unter- und obergärige Biere; Eis und alkoholfreie Getränke.
Geschäftsjahr: 1. Oktober bis 30. September. Persönlich haftende Gesellschafter: Anna Maria Sester, geb. Müller, Brauereibesitzerin (alleinzeichnungsberechtigt), Köln; Gerhard Sester, Brauereibesitzer, Köln; Hermann Sester, Brauereibesitzer, Köln. Prokurist: Heinrich Stillger. Braumeister: Willy Günther. Bankverbindung : Bankhaus Pferdmenges & Co., Köln. Postscheckkonto: Köln 6430.
Anlagen: Sudhaus, 60 Ztr. Schüttung; 2 Eismaschinen mit 400000 Kalorien, Faß- und Flaschenreinigungsmaschinen;
Lastkraftwagen, Pferde. Das Unternehmen gehört an: Brauwirtschaftsverband Westdeutschland Köln; Wirtschaftsgruppe Brauerei und
Mälzerei, Berlin - Bezirksgruppe Rheinland. Gefolgschaft: 52 Arbeiter und Angestellte.
 
 
 
Quellen
1 Historisches Verzeichnis alter Biergläser/Krüge aus dem Köln/Bonner Raum, Hrsg.: Wolfgang Wukasch
2 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 8. Jahrgang, 1910, Verlag von Eisenschmidt & Schulze GmbH, Leipzig
3 Die Deutschen Brauereien, Firmenjahrbuch des Deutschen Brauer-Bundes, Verlag für Rechts- und Wirtschaftsliteratur A.-G., Berlin u. Leipzig, 1934
4 Die Brauereien und Mälzereien im Deutschen Reich 1939-40, 38. Auflage, 1940, Verlag Hoppenstedt & Co., Berlin
5 Greven's Adressbücher für Köln, Ausgaben 1920, 1925, 1928
6 "Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger", Berlin, Ausgaben: 17.01.1905, 08.05.1907, 19.05.1923, 06.05.1930, 15.06.1932, 31.12.1936, 05.01.1937, 26.10.1937
7 "Trinkt Kölner Bier - Quer durch Kölner Brauhäuser", Artikel einer Sonderbeilage des Kölner Tageblattes vom Sonntag den 15. Dezember 1929
8 "Kölner Kneipen im Wandel der Zeit (1846 bis 1921), Lambert Macherey, 1921, Selbstverlag
9 "Biergeschichte zwischen Rhein und Erft", Dr. Helmut Wirges, Bienen-Verlag-Bachem, 1994
10 https://www.koeln.de/koeln/111_orte_korn_und_koelsch_auf_dem_dorf_388994.html, abgerufen am 07.01.2021
11 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
12 Adressbuch Köln 1948, Verlag Bachem
13 "1888-1988 - 100 Jahre Ehrenfeld Stadtteil von Köln", Autor: Gerhard Wilcek, 1988
14 Kölsch Kultur, Detlef Rick, Janus Fröhlich, 2000, Verlag Dumont, ISBN 3-7701-5257-3
15 "Kölsche Bier- und Brauhäuser", Franz Mathar & Rudolf Spiegel, Greven Verlag Köln, 1989
16 Pressebilder der Gaffel-Brauerei, https://www.gaffel.de/Presse---Bilder/Bilder/6_2_Pressebilder.htm
17 Kölnische Zeitung, Ausgabe 18.07.1847
18 "Kölner Lokal-Anzeiger", Ausgaben 12.05.1900, 17.05.1900, 23.06.1900, 15.07.1900, 22.07.1900
19 "Adress-Buch für den Kreis Bergheim", Ausgabe 1927, Verlag K. Gutmann, Bergheim-Erft