Unternehmensgeschichte der Dombrauerei / des Brauhaus Sion

 

Weitere Informationen zu Sion Kölsch und Nachkriegs-Werbemitteln finden Sie im Bereich Kölschmarken auf www.koelschinfo.de

Die Ursprünge „Unter Taschenmacher 5-7“
Nach dem zweiten Weltkrieg warb die Sion-Brauerei mit dem Slogan „Brauhaus-Tradition seit 1511“, bis man um das Jahr 1995 noch weitere 193 Jahre fand und seitdem mit „Brauhaus-Tradition seit 1318 wirbt. Und das stimmt sogar halbwegs, den zumindest lässt sich an gleicher Stelle durch einen Eintrag in einem Schreinsbuch (dem Vorläufer der heutigen Grundbücher) von St. Laurenz (einer ehemaligen, im Jahr 1818 abgerissenen katholischen Pfarrkirche in direkter Nähe des Brauhauses) ein Brauer an eben dieser Stelle nachweisen.
Das markante Haus mit den Ecktürmchen, welches im zweiten Weltkrieg bis auf einen kleinen Teil des Fassade völlig zerstört wurde, wurde an dieser Stelle im Jahr 1461 erbaut. Was es mit dem von Sion ursprünglich angeführten Jahr 1511 auf sich hat, ist nicht bekannt.
Durch die Jahrhunderte hindurch wurde das Gebäude verschiedentlich genutzt, zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts befand sich dort kein Brauhaus. Der erste bekannte Nachweis stammt aus dem Jahr 1833. In der Kölnischen Zeitung wird das Brauhaus Unter Taschenmacher 5 inkl. der mit bestem Erfolg betriebenen Brauerei zum Verkauf angeboten. 
[19, 27.10.1833] "...Freiwilliger Verkauf eines Brauhauses. Das in hiesiger Stadt unter Taschenmacher, neuen Nr. 5 gelegene, früher von dem Eigenthümer Hrn. Kayser, jetzt von Eheleuten Groß miethweise bewohnte, geräumige, modern gebaute,äußerst bequem eingerichtete und in dem solidesten Bauzustande befindliche Brauhaus mit vollständig eingerichteter Brauerei, Hinterbau, Kegelbahn und Garten mit Ausgang, worin mit dem besten Erfolge das Brauereigeschäft bisheran betrieben worden und noch wirklich betrieben wird, ist aus freier Hand zu verkaufen und kann am 1. Sept. 1834 angetreten werden; die ferneren Aufschlusse über Preis, Zahlungsfristen und sonstige äußerst vortheilhafte Bedingungen ertheilt der unterzeichnete, mit dem Verkauf beauftragte Notar Bürgers..."
 
Aus dem Text ist zu schließen, dass das Brauhaus schon vor dem Jahr 1833 betrieben wurde. Im Adressbuch der Stadt Köln aus dem Jahr 1822 ist noch kein Bierbrauer in Unter Taschemacher 5 verzeichnet, im Jahr1838 wird Christian Herbertz als Bierbrauerei aufgelistet.
Zumindest ist bekannt, dass Christian Peter Herbertz die Brauerei an Unter Taschenmacher 5-7 bis in das Jahr 1852 führte, dem Jahr, in dem der Brauer Adam Jüsgen das Brauhaus übernahm. Dieser übergab es dann im Jahr 1879 an seinen Sohn Joseph Jüsgen, der es 6 weitere Jahre führte bis dann wiederum im Jahr 1885 Louis Kivernagel die Brauerei übernahm. Joseph Jüsgen führte dann von 1885-1896 teilweise mit seinem Bruder gemeinsam eine Brauerei am Neumarkt 25.
Über diese Jahre und die verschiedenen Brauer ist so gut wie nichts bekannt. Deshalb ist es schon erwähnenswert, wenn überhaupt etwas bekannt ist. Zu Louis Kivernagel (manchmal auch "Kievernagel" geschrieben)ist bekannt, dass seine Frau im Jahr 1885 auf Gütertrennung klagte und im Jahr 1896 diese auch zugesprochen bekam [6]:
„…Oeffentliche Zustellung. Die Ehefrau des Ludwig Kivernagel, früher Bierbrauerei, jetzt Geschäftsführer in Köln, Eigelstein 16, Maria, geb. Goebbels, ohne Geschäft, daselbst wohnhaft, Prozeßbevollmächtigter Rechtsanwalt Justiz-Rath Peter Landwehr in Köln, klagt gegen ihren Ehemann auf Gütertrennung … Köln, den 22. Oktober 1895…“ und „..Oeffentliche Zustellung. Durch rechtskräftiges Urtheil der I. Zivilkammer des Königlichen Landgerichts zu Köln vom 23. Januar 1896 ist die Gütergemeinschaft zwischen den Eheleuten Ludwig Kivernagel, Geschäftsführer zu Köln, und Maria, geb. Göebbels, daselbst aufgelost worden…“.
Die Hintergründe sind leider unklar. Ebenfalls im Jahr 1885 übernahm Anton Vetten die Brauerei und führte sie seinerseits bis zum Jahr 1901.
(W005) [19, 27.10.1833]
Anzeige aus dem Jahr 1833, in der das bestehende Brauhaus mit Brauerei zum Verkauf angeboten wird
        (F006) [5]
Grafik der Straße Unter Taschenmacher aus dem Jahr 1861. Ganz links ist das Gebäude der Brauerei zu sehen
 
(W002) [20, 11.06.1882]
Anzeige von Joseph Jüsgen aus dem Jahr 1882. Joseph Jüsgen betrieb die Brauerei unter Taschenmacher 5 von 1879 bis 1885
(W004) [20, 29.06.1884]
Anzeige von Joseph Jüsgen aus dem Jahr 1884
(110) [17, 31.10.1885]
Versammlung der Brauer aus Rheinland und Westfalen in Köln im Jahr 1885. Zu dieser Zeit wurde es insbesondere bei kleinen Brauereien immer beliebter dem Bier Surrogate (Zusatzstoffe) zuzusetzen. Hierdurch ließ sich teurer Hopfen sparen und die schlechte Qualität überdecken. Die großen Brauereien wollten ein Verbot dieser Zusätze durchsetzen
(W003) [20, 01.11.1885]
Anzeige von Joseph Jüsgen, der seine Brauerei unter Taschenmacher 5 im Jahr 1885 nach Neumarkt 25 verlegte
(W001) [20, 23.12.1885]
Anzeige zur Übernahme der Brauerei von Joseph Jüsgen durch Ludwig Kievernagel aus dem Jahr 1885. Ludwig Kievernagel betrieb die Brauerei unter Taschenmacher 5 von 1885 bis 1895
 
(W003) [20, 01.07.1888]
Anzeige von Ludwig Kievernagel aus dem Jahr 1888

 

(W002) [20, 21.07.1889]
Anzeige von Ludwig Kivernagel aus dem Jahr 1889

 

 
(W004) [20, 22.06.1890]
Anzeige von Ludwig Kivernagel aus dem Jahr 1890
(W005) [20, 13.09.1891]
Anzeige von Ludwig Kivernagel aus dem Jahr 1891
 
                                                  
   
(W001) [18, 22.12.1895]
Anzeige von Anton Vetten zur Neueröffnung der Brauerei Unter Taschenmacher 5 aus dem Jahr 1895
                                                                                            

Die wirkliche Dombrauerei
Bei der Übernahme der Brauerei durch Jean Jüsgen im Jahr 1901 kam mit der Firmierung „Dombrauerei Jean Jüsgen“ zum ersten Mal der Begriff „Dombrauerei“ ins Spiel, der auch von den folgenden Besitzern weitergeführt wurde.
Im Jahr 1904 übernahm dann Joseph Schwartz die Brauerei. Dieser führte die Brauerei bis er im Jahr 1912 von Jakob Koch die für ihr „Koch’sches Malzbier“ auch überregional bekannte Brauerei am Heumarkt übernahm und dieser den Namen „Zur Malzmühle“ gab. Die Brauerei zur Malzmühle hat es geschafft, sich gegen die größere Konkurrenz zu behaupten und existiert auch heute noch .
Mit diesem Wechsel kam erstmals der Name Sion ins Spiel, genauer Jean oder eigentlich Johann Sion. Formell wurde die Übernahme im Jahr 1912 erst im Jahr 1913 ins Handelsregister eingetragen [6]:
„…Cöln, Rhein. In das Handelsregister ist am 25. April 1913 eingetragen: Abteilung A. Nr. 5589 die Firma: "Dombrauerei Johann Sion", Cöln. und als Inhaber Johann genannt Jean Sion, Bierbrauereibesitzer und Wirt, Cöln…“.
Jean Sion war kein Neuling, sondern stammte aus einer Brauereifamilie aus der Eifel. Nach seinem frühen Tod im Jahr 1915 wurde die Brauerei die nächsten 13 Jahre als „Dombrauerei Jean Sion Erben“ weitergeführt. Inhaber war aber damals schon C. Risch, welcher die Witwe des verstorbenen Jean Sion geheiratet hatte.
Die Brauerei war zu dieser Zeit modern ausgestattet, sogar eine eigene Eismaschine war vorhanden.
In einem Bericht aus dem Jahr 1921 wird das Brauhaus wie folgt dargestellt [8]:
Im "Dombräues", Unter Taschenmacher, zwischen Rathaus und Dom, jetziger Inhaber Brauereibesitzer C. Risch, der die Witwe seines Vorgängers Sion geheiratet hat, ist neues, frisches Leben eingekehrt. Letzterer hatte das im Laufe des vorherigen Jahrhunderts entstandene Brauhaus nach mehrfachem Wechsel von dem früheren Inhaber Vetten übernommen. Vor diesem hatte lange Jahre der bekannte Brauer Jüsgen, ein Bruder des Inhabers der Neumarktbrauerei, Ecke Thieboldsgasse (jetzt Restaurant Hamm „Zum goldenen Schlüssel), die Brauerei betrieben als Nachfolger des Stadtv. Billstein, der seinerzeit in der „Martinsgaß“ (Friedrich-Wilhelm-Straße) das bekannte Hotel Billstein eröffnet hatte, ehedem ebenfalls ein Brauhaus. Der jetzige Inhaber Risch, ein tüchtiger Fachmann, der auch eine gute Küche führt, betreibt das im Inneren schmuck und gediegen ausgestattete Bräues im echten alten Kölner Stil und hat damit den Erfolg auf seiner Seite. Aus der Geschichte des Hauses Unter Taschenmacher 5, ehemals Haus Lychtenstein genannt, ist zu erwähnen, daß man schon im Jahre 1287 im Schreinsbuche von St. Laurentius in Köln auf das Haus Lychtenstein trifft, das als neben dem Hause Zum roten Schild und dem Hause Kerzenquitlicht auf Juden zu liegend genannt wird. 1301 wurde der Grasplatz, der hinter dem Hause lag, als in andre Hände übergegangen in das Schreinsbuch eingetragen. Eine Gerechtsame, die dem Besitzer des Hauses einen freien Durchgang nach der Straße am Hofe über diesen Graßplatz einräumt, welche Gerechtsame auch heute noch besteht, scheint aus jener Zeit zu stammen. 1326 kaufte das Haus der Nachbar Arnold, der schon das Haus Zum roten Schild besaß, unter der Bedingung der Lichtbeschränkung. Dann erscheint es wieder 1480 als Haus zum Leytesteyn an der Straße Unter Ryntzuden (Rindshütern), neben dem Roten Schild liegend. In späteren Jahren ändert sich der Name des Hauses verschiedentlich unwesentlich, so in Lützenstein, Letenstein und Lichtenstein, und es wechselt oft seine Besitzer. Im städtischen Archiv befindet sich eine Handzeichnung Kreuders, die die Westseite der Straße Unter Taschenmacher zeigt. Auf ihr ist noch der Giebel des Hauses Lichtenstein so gezeichnet, wie er heute ist. An der Straße Unter Taschenmacher lagen in früheren Jahrhunderten die Kellereien der Fassbinder und Böttcher, und man wird, wenn man die weilläufigen in drei Stockwerken übereinander liegenden Kelleranlagen, die auch noch alte Salzlagergerüste aufweisen, in Augenschein nimmt, i der Annahme bestärkt, dass das Haus Lichtenstein dereinst diesem Zweck diente. Die Geschichte der Brauerei selbst reicht bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts zurück. Anm.: der Begriff „Gerechtsame“ ist eine veraltete Bezeichnung für eine Berechtigung oder ein Nutzungsrecht.
Im Jahr 1928 kommt mit Georg Risch die nächste Generation der Familie Risch ans Ruder. Die Firmierung wird in „Dombrauerei Georg Risch geändert. Der Sohn von Jean Sion, Hans Sion (1911-1998) war spätestens seit 1934 auch Mitinhaber. Dieser hatte zuerst Jura studiert und anschließend eine Lehre zum Brauer mit Prüfung zum Braumeister absolviert. Im Jahr 1934 arbeitet Hans Sion ein knappes Jahr in verschiedenen Brauereien in den USA.
Laut Brauereiverzeichnis [5] lautete die Firmierung bis zum Jahr 1936 „Dombrauerei Georg Risch“, Im Reichsanzeiger aus dem Jahr 1934 ist aber folgendes zu lesen [6]:
Köln. In das Handelsregister wurde am 7. Dezember 1934 eingetragen: H.-R. 5589. "Dombrauerei Johann Sion", Köln: Georg Risch, Kaufmann, Hans Sion, Brauer, Köln, sind in das Geschäft als persönlich haftende Gesellschafter eingetreten. Die offene Handelsgesellschaft hat am 1. Januar 1934 begonnen. Zur Vertretung sind nur je zwei Gesellschafter zusammen berechtigt.
In den 1930er Jahren wurden jährlich 4.000 - 6.000 hl Bier produziert, zusätzlich wurden noch untergärige Biere als Handelsware vertrieben. Es wurden auch andere Brauhäuser mit Bier beliefert, z.B. die Brauerei Abels, das Gildenhaus, die Brauerei Esser Unter Goldschmied die Brauerei Hubert Esser am Eigelsteintor. Weiter wurde auch ein eigenes Lokal in Köln Nippes geführt [13].
Vermutlich ab dem Jahr 1936, die Zahlen sind nicht gesichert, tauchte das Duo Hans Sion & Georg Risch auch in der Firmierung „Dombrauerei Sion-Risch“ auf.
(WJ001) [18, 22.03.1902]
Anzeige zur Eröffnung der Dombrauerei von Jean Jüsgen aus dem Jahr 1902. Dies ist die erste Nennung als "Dombrauerei"
 
(PK001) [19]
Postkarte der Dombrauerei von Jean Jüsgen, gelaufen 1905
(W008) [22, Sammlung Ippen]
Postkarte der Dombrauerei von Jean Sion, um 1915
(W001) [8]
Werbung der Dom-Brauerei aus dem Jahr 1921
(W003) [unbekannt]
Werbung der Dom-Brauerei, vermutlich um 1930
 
(F007) [unbekannt]
Foto der Kreuzung Unter Taschenmacher / Am Hof, vermutlich aus den 1930er Jahren. Zu sehen ist das Eckhaus mit dem markanten Türmchen, im Hintergrund der Alter Markt mit Rathaus
 
(PK004) [unbekannt]
Postkarte der "Dom-Brauerei G. Risch", vermutlich um 1930
 
(PK001)
Ansichtskarte der Dom Brauerei Sion-Risch. Gelaufen 1940, wahrscheinlich aus dem Jahr 1937 (1937 ist als Erneuerungsdatum der Brauerei auf der Karte vermerkt).
 
(W009) [22, Sammlung Ippen]
Postkarte der Dom-Brauerei Sion-Risch, gelaufen im Jahr 1941. Die Karte selbst ist aber schon älter, da die Brauerei im Jahr 1941 den Zusatz "Dombrauerei" nicht mehr führte
(100) [17.09.1920]
Anzeige des "Vereins obergäriger Hausbrauereien" aus dem Jahr 1920. Dank Auslandsmalz ist wieder Vollbier verfügbar. Der Verein gleicht einem Kartell, alle 25 Brauereien haben die gleichen Preise

Von Dombrauerei zu Altstadt-Bräu
Im Jahr 1938 wurde die „Dombrauerei“ in „Altstadt-Bräu“ umbenannt. Freiwillig war dieser Namenswechsel allerdings nicht. Die Hirschbrauerei, zu dieser Zeit die größte Kölner Brauerei, hatte im Jahr 1936 ein neues Pils auf den Markt gebracht und dieses „Dom-Pils“ genannt. Der Name Hirsch erinnerte zudem noch an die vom Naziregime enteigneten Hauptaktionäre der Brauerei, die jüdische Familie Jakob Feite. Was lag da näher als ein „namentlicher Neuanfang“. Im Jahr 1938 verklagte so die große Hirschbrauerei die kleine Dombrauerei Sion-Risch. Obwohl diese den Namen „Dombrauerei“ bereits seit 37 Jahren führte, bekam die Hirschbrauerei den Namen zugesprochen. Angeblich wurde aber eine Abfindung gezahlt.
[6] „…Köln. In das Handelsregister wurde am 11. März 1938 eingetragen: H.-R. A 15230 "Dombrauerei Johann Sion", Köln. Die Gesellschaft ist aufgelöst. Der bisherige Gesellschafter Hans Sion ist alleiniger Inhaber der Firma…“
Nach einer nur wenige Monate dauerten Firmierung „Altstadt-Bräu Sion-Risch“ übernahm Hans Sion die Firma noch im Jahr 1938 alleine und firmierte fortan als „Altstadt-Bräu Johann Sion“. Warum noch Johann statt Hans in der Firmierung stand ist unklar, dies wurde aber bis heute so beibehalten. Zu dieser Zeit wurden 11 Mitarbeiter beschäftigt. Wie bei den meisten anderen Brauereien auch, tat der zweite Weltkrieg sein übriges. Bei alliierten Bombenangriffen in den Jahren 1942 und 1943 wurde die Brauerei völlig zerstört.
[17, 29.03.1936]
Anzeige der Werbe-Gemeinschaft Kölner Haus-Brauereien aus dem Jahr 1936
(104) [17, 20.01.1939]
Gemeinsam Anzeige der Kölner Hausbrauereien aus dem Jahr 1939
(F012) [5]
Foto der Straße unter Taschenmacher, vermutlich nach dem ersten Bombenangriff 1942. Im Hintergrund ist das Rathaus zu sehen
 
(W004) [17, 08.12.1938]
Werbung für das "Altsadt-Bräu Sion-Risch" aus dem Jahr 1938. Von "Dombrauerei" ist nicht mehr die Rede    
 
(106) [17, 31.12.1939)
Gemeinsame Glückwünsche der Kölner Hausbrauereien zum neuen Jahr 1940
                                                  
(F008) [5]
Foto der Straße Unter Taschenmacher aus dem Jahr 1943 vor dem zweiten Bombenangriff der Alliierten im gleichen Jahr
 
(F003) [12]
Das zerstörte Brauhaus im Jahr 1943
(F010)
Weiteres Bild des zerstörten Brauhauses, diesmal aus dem Jahr 1945
(unbekannte Sammlung)

Die Nachkriegszeit und das neue Kölsch
Nach dem Ende des Krieges baute Hans Sion das Brauhaus wieder auf und am 13. April 1951 wurde das „Altstadt-Bräu Johann Sion“ oder „Brauhaus-Sion“ wie auf dem Brauhaus zu lesen ist, wiedereröffnet. Gebraut wurde an dieser Stelle aber nie wieder, da der diesbezügliche Antrag von Hans Sion von den britischen Besatzern abgelehnt wurde. Hans Sion lies das „Sion-Kölsch“, die einzige Biersorte die gebraut wurde, daraufhin als Lohnsud bei anderen Kölner Brauereien brauen. Sion Kölsch wurde zuerst bei Brauerei Früh gebraut, als der Absatz stieg in der Malzmühle und anschließend bei der Brauerei Roleff in Bergheim Thorr.
Hans Sion betrieb nicht nur das Brauhaus, er engagierte sich auch vielfältig rund ums Kölner Bier. U.a. war er von 1948 bis 1983 Vorsitzender des Kölner Brauerei-Verbandes. Sein größtes Verdienst ist allerdings, man muss es so drastisch sagen, die Rettung des Kölner Brauereiwesens generell. Nicht umsonst trägt er den Titel „Vater des Kölsch“. Hans Sion erkannte kurz nach dem zweiten Weltkrieg, dass mit der alten Kölschsorte kein Staat mehr zu machen war. Diese war geschmacklich einfach nicht mehr auf Höhe der Zeit und ließ sich wegen ihrer kurzen Haltbarkeit auch nicht in Flaschen abfüllen, wie es immer mehr in Mode kam. Ein Zitat von Hans Sion zum alten Kölsch-Typ lautete, dass man dieses „keinem Esel ins Ohr schütten würde“.
Hans Sion erkannte aber auch, dass es keinen Sinn gehabt hätte der Brauerei-Konkurrenz aus Dortmund und Bayern auf deren Gebiet, also mit Pils, Lager und Exportbier, Paroli zu bieten. Dazu waren die Kölner Brauereien nicht leistungsfähig genug und untergäriges Bier aus Bayern oder Dortmund war einfach, auch bei der Kölner Bevölkerung, populärer als die einheimischen Brauerzeugnisse (der Marktanteil von Kölsch beim Bierkonsum der Kölner lag in den 1940er Jahren bei unter 5%).
Etwas Besonderes musste her, etwas was an die Kölner Brautradition anknüpft und von der auswärtigen Konkurrenz nicht geliefert werden konnte. Und damit war das „neue“ Kölsch geboren. Dieses neue Kölsch hatte mit dem alten nur den Namen gemein. Es war hell, hochvergoren, hatte einen feinperligen, lange haltbaren Schaum, war mittel gehopft, hatte nur knapp 5 % Alkohol und war lange haltbar (das alte Kölsch war dunkel, hatte kaum Schaum, war sehr stark gehopft, hochprozentiger und nur kurz haltbar). Es kostete aber viel Überzeugungsarbeit bis die einheimischen Brauer das Konzept übernahmen. Insbesondere Brauereien wie Sester, die eine große Palette an untergärigen Sorten im Angebot hatten, waren sehr skeptisch und sprangen erst spät auf den Zug auf.
   
(F004) [14]
Die Straße Unter Taschenmacher im Jahr 1946. Das Gebäude der Brauerei ist dem Erdboden gleich gemacht, zu sehen ist links eine provisorische "Hütte". Mittig vor dem Dom sind Reste des Eckhauses Unter Taschenmacher / Am Hof zu sehen
 
(F002)
Foto des wieder aufgebauten Brauhauses Anfang der 1950er Jahre (zu Beginn 2-geschossig)
                                                                                           
(PK002)
Postkarte des Brauhaus-Sion, 1950er Jahre
 
(PK007) [unbekannt]
Postkarte des Brauhaus-Sion, 1960er Jahre
 
(PK006) [unbekannt]
Postkarte des Brauhaus-Sion, 1960er Jahre
 
(W006) [16]
Ganzseitige Werbung im Kölner Adressbuch des Jahres 1967 (siehe auch PK007)
(F005) [14]
Foto des Brauhaus-Inneren, um 1960
(F011) [unbekannt]
Ein weiteres Foto des Brauhaus-Inneren um 1960
 

 

(F016)
Foto des Brauhaus-Sion, vermutlich Ende der 1950er Jahre. Das Brauhaus ist mittlerweile schon 4-geschossig, die Lücke zum Eckhaus Unter Taschenmacher / Zum Hof ist noch nicht geschlossen 
     
(W002) [16]
Werbung aus dem Jahr 1966
                                                                                                                                   

Die siebziger Jahre bis dato
Im Jahr 1970 wurde die Brauerei in eine Kommanditgesellschaft, die „Altstadt-Bräu Johann Sion KG“, umgewandelt. Die Wicküler-Küpper Brauerei, die Ende der 1960er Jahre mit Küppers Kölsch massiv auf den Kölner Markt drängte, erwarb wohl Anfang der 1970er Anteile am Sion-Brauhaus.
1978 wurde die Produktion dann in die Hubertus-Brauerei verlagert . Wicküler hatte 1978 die Majorität an der Hubertus-Brauerei an der Aachener Straße erworben, und da Sion ja ebenfalls mit Wicküler verbandelt war, lag der Umzug nahe. 1993 wurden die Gebäude der ehemaligen Hubertus-Brauerei komplett aufgekauft und die Brauerei lief ab diesem Zeitpunkt, mit entsprechender Beflaggung, als Sion-Brauerei. Bereits ein Jahr später wurde die Marke Sion dann an den Kölner-Verbund (heute „Haus Kölscher Brautradtion“) verkauft, die in der ehemaligen Bergischen Löwenbrauerei in Köln-Mülheim produzierte. Da es dort genug Brauereikapazität gab, war die ehemalige Hubertus-Brauerei an der Aachener Straße überflüssig und wurde im Jahr 1996 abgerissen Immerhin wurde und wird Sion-Kölsch, zusammen mit Gilden-Kölsch, als eine der beiden Premium-Marken des Haus Kölscher Brautradition geführt und steht deshalb, im Gegensatz zu vielen anderen Marken des Haus Kölscher Brautradition (Küppers, Peters, Sester, Kurfürsten, Dom), auf relativ sicheren Füßen.
Der Ausstoß betrug im Jahr 1996 ca. 200.000 hl und sank dann im Jahr 2000 auf ca. 140.000 hl und ist seitdem stabil.
Das Sion-Brauhaus ist separat von der eigentlichen Kölsch-Produktion zu betrachten. Es ist heute ein klassisches Kölner Brauhaus, welches in vierter Generation (Jean -> Hans -> Hans Georg -> René) geführt wird. Es bietet Platz für ca. 600 Gäste und verfügt seit dem Jahr 2016 auch über ein angeschlossenes Hotel.
 
(PK003)
Postkarte des Brauhaus Sion, 1972 gelaufen
(F013) [5]
Foto des Brauhaus-Sion, vermutlich 1980er Jahre 
(F001) [15]
Foto des Brauhaus-Sion, aufgenommen Ende der 1980er Jahre  
 
                                                  
(F009) [5]
Foto des Brauhaus-Sion, vermutlich Anfang der 1990er Jahre
(F014)
Foto des Brauhaus-Sion aus dem Jahr 2018
(unbekannte Sammlung)
(F015)
Foto des Brauhaus-Sion aus dem Jahr 2018
(unbekannte Sammlung) 

Firmierungen der Brauerei:  [5,6]
Zeitraum Firmierung Anmerkung
1838 – 1852 Brauerei Christian Peter Herbertz Unter Taschenmacher 5-7
1852 – 1879 Brauerei Adam Jüsgen  
1879 – 1885 Brauerei Joseph Jüsgen  
1885 – 1895 Brauerei Louis Kivernagel  
1895 – 1901 Brauerei Anton Vetten  
1901 – 1904 Dombrauerei Jean Jüsgen Das erste Mal „Dombrauerei“
1904 – 1912 Dombrauerei Joseph Schwartz  
1912 – 1915 Dombrauerei Jean Sion Das erste Mal „Sion“
1915 – 1928 Dombrauerei Jean Sion Erben  
1928 – 1934 Dombrauerei Georg Risch  
1934 – 1936 Dombrauerei Johann Risch Jahreszahlen nicht gesichert
1936 – 1938 Dombrauerei Sion-Risch Jahreszahlen nicht gesichert
1938 – 1938 Altstadt-Bräu Sion-Risch Jahreszahlen nicht gesichert, kein „Dombrauerei“ mehr
1938 – 1970 Altstadt-Bräu Johann Sion  
1970 – 1979 Altstadt-Bräu Johann Sion KG  
1979 – dato Altstadt-Bräu Johann Sion GmbH  
 
Übernommene / Vorgänger - / Nachfolge- Brauereien:
In der nachfolgenden Tabelle sind alle Brauereien aufgeführt, welche Übernommen wurden, Vorgänger- oder Nachfolge-Brauereien waren. Für manche dieser Brauereien gibt es auf dieser Website eine eigene Brauereihistorie, welche über den angegebenen Link aufgerufen werden kann.
Brauerei von - bis / übernommen von / Anmerkungen Brauereihistorie
Hirsch-Bräu AG / Dom-Brauerei Carl Funke AG Im Jahr 1938 erklagte sich die Hirsch-Bräu AG den Namen "Dombrauerei" von der damaligen Dombrauerei Sion-Risch und benannte sich anschliessend in Dom-Brauerei um
 

Anmerkungen
» In den 50er Jahren wurden auch die Marken Gatzweiler Echt Kölsch und Kolter Kölsch über Sion bezogen, gebraut wurden sie allerdings in der Malzmühle bzw. bei Früh.
 

Historische Brauereiwerbemittel der Brauerei
Von der Sion-Brauerei sind von vor dem zweiten Weltkrieg keine Krüge, Gläser, Flaschen und Etiketten, sondern nur einige Bierdeckel bekannt. Nachfolgend abgebildet werden nur Werbemittel aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg und der 1950er Jahre. Weitere Werbemittel der Brauerei aus der jüngeren Zeit bis dato finden Sie auf www.koelschinfo.de im Bereich Kölschmarken -> Sion

Etiketten
(009)
Vermutlich Ende 1950er Jahre
(010)
1960er Jahre
(008)
1960er Jahre

Bierdeckel
(019)
Altstadt-Bräu Sion-Risch, Echt Kölsch, Rückseite: Kolter Echt Kölsch, vermutlich um 1938
 
(032)
Altstadt-Bräu, ohne Nennung von Sion, vermutlich um 1940
   
(011)
Brauerei Sion Köln, vermutlich 1940er Jahre, Echt Kölsch
(004)
Sion Kölsch, 1960er Jahre
                                                                           
 


Informationen aus Brauereiverzeichnissen  [9,10,11]
1910 Dombrauerei, Josef Schwartz, Unter Taschenmacher 5.
Inh.: Gottfr. Jos. Schwartz (s. 1904). - Elektr. Betr. - Zeugl. (Anm.: nur obergärige Biere)
1934 Brauerei Georg Risch, Köln, Unter Taschenmacher 5.
Tel. 78049. Produktion: Untergäriges Bier.
1939 Altstadt-Bräu, Johann Sion, Köln, Unter Taschenmacher 5-7.
Bahnstation für Güter: Köln-Gereon. Fernruf: 221002. Gründung : Brauerei besteht seit mehreren Jahrhunderten; im Besitz der Familie seit 1912. Produktion Bier (Kölsch). Geschäftsjahr: Kalenderjahr. Inhaber: Hans Sion. Bankverbindung: Sparkasse der Stadt Köln; Bank für Landwirtschaft. Postscheckkonto: Köln 551. Grundbesitz: 500 qm, bebaut. Anlagen: Sudhaus mit Feuerkochung, 12,5 Ztr. Schüttung; Lagerung in Stahltanks; 1 Eismaschine, Faß- und Flaschenreinigungsmaschinen. Das Unternehmen gehört an: Brauwirtschaftsverband Westdeutschland, Köln; Reichsinnungsverband des Brauer- und Mälzerhandwerks, Berlin Brauer- und Mälzer-lnnung Rheinland, Gefolgschaft: 11 Arbeiter und Angestellte.
 
 
 
Quellen
1 Historisches Verzeichnis alter Biergläser/Krüge aus dem Köln/Bonner Raum, Hrsg.: Wolfgang Wukasch
2 Seite „Brauhaus Sion“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. November 2020, 14:02 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Brauhaus_Sion&oldid=205659523 (Abgerufen: 25. Mai 2021, 21:51 UTC)
3 „Ein kontinuierlicher Fluss seit 700 Jahren“, Artikel von Norbert Ramme im Kölner Stadt-Anzeiger, Ausgabe 3. Januar 2018
4 https://www.koelner-brauerei-verband.de/historie/st-peter-von-mailand-bruderschaft/gedenken-an-brauer-hans-sion.html
5 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
6 "Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger", Berlin, Ausgaben: 26.10.1895, 24.02.1896, 30.04.1913, 14.12.1934, 17.03.1938
7 "Trinkt Kölner Bier - Quer durch Kölner Brauhäuser", Artikel einer Sonderbeilage des Kölner Tageblattes vom Sonntag den 15. Dezember 1929
8 "Kölner Kneipen im Wandel der Zeit (1846 bis 1921), Lambert Macherey, 1921, Selbstverlag
9 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 8. Jahrgang, 1910, Verlag von Eisenschmidt & Schulze GmbH, Leipzig
10 Die Deutschen Brauereien, Firmenjahrbuch des Deutschen Brauer-Bundes, Verlag für Rechts- und Wirtschaftsliteratur A.-G., Berlin u. Leipzig, 1934
11 Die Brauereien und Mälzereien im Deutschen Reich 1939-40, 38. Auflage, 1940, Verlag Hoppenstedt & Co., Berlin
12 Rheinisches Bildarchiv, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de
13 https://www.koelner-brauerei-verband.de/historie/historie/vorkriegssituation-1920-1933.html
14 "Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven Verlag, 1999
15 "Kölsche Bier- und Brauhäuser", Franz Mathar & Rudolf Spiegel, Greven Verlag Köln, 1989
16 Adressbuch der Stadt Köln, Greven Verlag Köln, 1966, 1967
17 Zeitschrift "Der Neue Tag", Ausgaben 29.03.1936, 08.12.1938, 20.01.1939, 31.12.1939
18 Kölner Lokal-Anzeiger, Ausgabe 22.12.1895, 22.03.1902
19 "Köln auf alten Ansichtskarten", Herausgeber: Kölnisches Stadtmuseum, Michael Euler-Schmidt, Asmuth Verlag Köln, 1995
20 Kölner Sonntags-Anzeiger, Ausgabe 11.06.1882, 29.06.1884, 01.11.1885, 23.12.1885, 01.07.1888, 21.07.1889, 22.06.1890, 13.09.1891
21 "Dortmunder Zeitung", Ausgabe 31.10.1885
22 Sammlung Kölner Postkarten von Detlef Ippen, www.post.koeln