Unternehmensgeschichte der Brauerei Stavenbräu
unter der Führung von Arnold Brentjes und Albert Odenthal
 
 
 
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Unternehmensgeschichte
Gründung und Führung der Brauerei „Stavenbräu“ durch Arnold Brentjes (1874-1879)                              
Die Brauerei „Stavenbräu“ unter Albert Odenthal (1879-1903)
Die Stavenbräu Gesellschaft mit beschränkter Haftung (1903-1907)
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen
Quellen
Quellenverzeichnis                                             


Die Brauerei „Stavenbräu“ existierte von 1873 bis 1907 und war die Nachfolge-Brauerei der Brauerei „Zur Stadt Aachen“, die im Jahr 1873 geschlossen wurde, und die Vorgänger-Brauerei der Brauerei „Zum Kölsche Boor“, die im Jahr 1907 gegründet wurde. Die entsprechenden Brauereihistorien finden Sie hier:
Brauerei „Zur Stadt Aachen“:
Brauerei „Zum Kölsche Boor“:

Gründung und Führung der Brauerei „Stavenbräu“ durch Arnold Brentjes (1874-1879)
Die Vorgänger-Brauerei „Zur Stadt Aachen“ wurde zum Schluss von Nikolaus Eichholz betrieben, dem Schwiegersohn von Friedrich Odenthal, welcher die Brauerei seit 1845 geführt hatte.
Die Brauerei am Eigelstein 121-123 wurde im Jahr 1873 von Heinrich Bonk erworben, einem Eisenwarenhändler, der sein Geschäft am Eigelstein 102 hatte, direkt gegenüber der Brauerei am Eigelstein 121-123.
Arnold Brentjes (manchmal aus Brentges oder Brentgens geschrieben) pachtete die Brauerei von Heinrich Bonk und eröffnete im Frühjahr des Jahres 1874 (ggf. auch schon Ende des Jahres 1873) seine Brauerei am Eigelstein 123.
Ob diese Brauerei wie in [3,4] beschrieben zu dieser Zeit schon „Stavenbräu“ hieß, ist unklar, da keine zeitgenössischen Quellen bekannt sind, die den Namen „Stavenbräu“ zu dieser Zeit verwendeten.
Abgeleitet ist der zumindest später geführte Name „Stavenbräu“ von der benachbarten Straße „Im Stavenhof“, deren Name auf die zu den Patriziern gehörende Bürgermeisterfamilie Stabe zurückgeht.
Der erste bekannte Nachweis von Arnold Brentjes am Eigelstein 121-123 stammt aus dem Jahr 1874. In einer Anzeige in der Kölnischen Zeitung warb er für sein „März-Bier“.
[1, 13.06.1874] „…Feines März-Bier in Anstich genommen. Arn. Brentjes, Eigelstein 123…“
 
Arnold Brentjes heiratet im Oktober 1874 die aus Büderich stammende Louise Schwippert [1], mit der er mindestens 5 gemeinsame Kinder hatte. In der Heirats-Ankündigung wird er noch als „Weinwirt“ bezeichnet, was einen Hinweis auf seine Tätigkeit vor der Übernahme der Brauerei am Eigelstein 121-123 gibt.
Arnold Brentjes führt die Brauerei bis zum Frühjahr des Jahres 1879. Dann übernahm er die schon seid Jahrhunderten existierende Brauerei „Zum Jungen Raben“ am Blaubach 38 von Ferdinand Wirtz .
Die Brauerei am Eigelstein 121-123 übergab Arnold Brentjes an Albert Odenthal.
Die Brauerei „Zum Jungen Raben“ führte Arnold Brentges bis ins Jahr 1901. Im Jahr 1903 wurde er zum Stadtverordneten gewählt. Zu dieser Zeit wurde er schon als Rentner tituliert. Im Jahr 1907 wurde er auch zum Bezirksvorsteher gewählt. Vermutlich starb Arnold Brentjes im Jahr 1913.
(W002) [1, 13.06.1874]
Erste bekannte Anzeige von Arnold Brentjes am Eigelstein 123 aus dem Jahr 1874
(W003) [1, 29.04.1885]
Anzeige der Firma Berdel & Horstmann für gekühlte oberirdische Lagerkeller aus dem Jahr 1885. Neben anderen Brauereien wird auch Arnold Brentjes als Referenz aufgeführt 
(W001) [5, 15.11.1914]
Anzeige zum Jahrgedächtnis des vermutlich im Jahr 1913 verstorbenen Arnold Brentjes 

Die Brauerei „Stavenbräu“ unter Albert Odenthal (1879-1903)
Albert Odenthal übernahm im Frühjahr 1879 die Brauerei am Eigelstein 121-123, wobei weiterhin der Metallwarenhändler Heinrich Bonk Besitzer der Brauerei blieb. Höchstwahrscheinlich war es Albert Odenthal, welcher der Brauerei den Namen „Stavenbräu“ verlieh.
Albert Odenthal heiratete im August 1879 die ebenfalls aus Köln stammende Catharina Dahlen. In den ersten 8 Jahren bekamen sie 5 gemeinsame Kinder, von denen sage und schreibe 4 schon im Kleinkindesalter verstarben. Ab 1890 bekamen sie weitere 4 gemeinsame Kinder, von denen alle überlebten.
Die Geschäfte schienen gut zu laufen, denn im Jahr 1886 erwarb Albert Odenthal die Brauerei am Eigelstein 121-123 von Heinrich Bonk.
Im Jahr 1888 wurde das Malzbier der Brauerei auf der Internationalen Gartenbauaustellung in der Kölner Flora prämiert.
[1, 20.08.1888] „…Prämiirung in der Internationalen Gartenbau-Ausstellung der Flora. Köln, 20. August. In der Colonial-Ausstellung haben noch Preise erhalten: … Albert Odenthal-Köln für Malzpräparate, Malz-Gesundheitsbier, bronzene Medaille…“
 
Auf der ein Jahr später stattfindenden Ausstellung für Hausbedarf und Nahrungsmittel, konnte sich Albert Odenthal sogar von Bronze auf Silber steigern.
[5, 28.08.1889] „…Der officiellen Prämiirungs=Liste der Internationalen Ausstellung für Hausbedarf und Nahrungsmittel entnehmen wir folgende Auszeichnungen, welche in Köln und nächster Umgebung ansässigen Ausstellern zuerkannt worden sind. … Silberne Medaille … Albert Odenthal, Köln, Eigelstein 123…“
 
Albert Odenthal war aktiver Karnevalist bei den „Aehnze Kähls“ und seine Gastwirtschaft war Stammlokal des Vereins.
[5, 01.02.1895] „…Die Carnevals-Gesellschaft Aehnze Kähls, welche am Samstag in dem festlich geschmückten großen Saale des Fränkischen Hofes ihr diesjähriges Damen-Comité abhielt, kann mit Stolz auf den glänzenden Verlauf der Sitzung zurücksehen. … Ein Damengruß in Kölnischer Mundart, vom Stammwirth Albert Odentahl verfaßt und vorgetragen, hob allgemein die Stimmung ...“
 
Im Jahr 1898 muss Albert Odenthal große Veränderungen an der Brauerei vorgenommen haben. In einer Anzeige spricht er von „neu erbaut“. Diese Anzeige ist auch die erste mir bekannte Nennung des Namens „Stavenbräu“.
[5, 12.02.1898] „…Staven-Bräu. Neu erbaut. Eigelstein 121-123. Eröffnung Samstag den 12. D., Abends 6 Uhr. Hochfeines obergähr. Lagerbier. Hochachtungsvoll Albert Odenthal. Fernsprecher 3569…“
 
Im November 1900 fand im Stavenbräu eine Bürgerversammlung zum „zunehmenden Dirnen-Unwesens“ statt. Zentrum dieses Unwesens war die Straße „Im Stavenhof“, gelegen in einer engen Seitengasse des Eigelsteins und Namensgeber der Brauerei. Die Straße „Im Stavenhof“ war zu dieser Zeit das Synonym für das Kölner Bordell-Viertel, was später auch zur Aufgabe des Namens „Stavenbräu“ der Brauerei führte.
[5, 16.11.1900] „…Vereins=Nachrichten. Eine zahlreich besuchte Bürgerversammlung fand am Mittwoch Abend im großen Saale des Stavenbräu zur Besprechung des im nördlichen Teile der Stadt seit einiger Zeit zunehmenden Dirnen=Unwesens statt. Der Vorsitzende des Pfarrvereins hieß die Versammlung willkommen und betonte die großen Unzuträglichkeiten welche das Vorhandensein schlechter Häuser in einem Stadtviertel mi sich bringt. Herr Rechtsanwalt Dr. Scheiff führte aus, daß er unter Berücksichtigung einmal bestehender Verhältnisse ein Vorgehen der Bürger für angezeigt halte. Man dürfe an der Hand der festgestellten Thatsachen fast die Behauptung aufstellen, daß das soviel angefeindete und von de Behörden verworfene Kasernierungssystem in dieser Gegend durchgeführt sei. Etwa 20 Häuser befinden sich in wenigen ganz nahe zusammen liegenden Straßen. Diese Thatsache allein sei höchst bedenklich. Einen Grund zum Einschreiten aber biete die von vielen Anwohnern bestätigte Thatsache, daß nicht nur nachts, sondern auch am Tage sich skandalöse Vorgänge in einer die öffentliche Sittlichkeit gefährdenden Weise abspielen. Vor allem müßten die Familienvater, gleichviel welcher Konfession und welcher Partei sie angehören, zusammenstehen und energisch Abhülfe verlangen, denn das vorliegende Material lasse keinen Zweifel darüber übrig, daß die heranwachsende Jugend, zumal die Schuljugend, in ihrer Sittlichkeit aufs Aeußerste durch ein solches Treiben gefährdet werde. Etwa 470 schulpflichtige Kinder verkehren in den betreffenden Straßen, die nicht nur auf dem Schulwege unheilvollen Einflüssen ausgesetzt seien, sondern auch bei dem Aufenthalt auf den Straßen. ... Zum Schlusse nahm die Versammlung einstimmig folgende Resolution an: „Die heute im Saal des Stavenbräu versammelten Bürger des nördlichen Stadtteiles fühlen sich verpflichtet, bei der zu ständigen Behörde vorstellig zu werden, damit diese gegen das Dirnenunwesen im nördlichen Stadtteile die geeigneten Maßregeln ergreift. Zahlreiche Mißstände, welche die Oeffentlichkeit berühren, wie nächtliche Ruhestörungen und Skandalscenen am hellen Tage bieten Veranlassung zu diesem gemeinsamen Vorgehen der Bürger ohne Unterschied der Partei und Konfession. Ganz besonders aber sind es die der Jugend drohenden sittlichen Gefahren, welche nach Lage der Dinge zu einer umfangreichen sittlichen Verwahrlosung Minderjähriger führen müssen und deshalb ein energisches Einschreiten erheischen ..."
 
Im April 1903 wurde das Stavenbräu dann in eine GmbH umgewandelt.
(F007) [4]
Foto des Eigelsteins aus dem Jahr 1900. Mittig hinten ist die Eigelsteintorburg mit der Figur des Kölsche Boor zu sehen, auf der linken Seite zwischen den beiden Markisen die Brauerei Stavenbräu.
 
                                                                         (W001) [5, 29.10.1887]
Anzeige von Doppel-Knupp aus der Bierbrauerei von Albert Odenthal am Eigelstein 123 aus dem Jahr 1887                                                                          
(W007) [6]
Ganzseitige Anzeige von Albert Odenthal aus dem Jahr 1889 mit Nennung der Prämierung auf der internationalen Gartenbaustellung in der Flora im Jahr 1888
 
(W002) [5, 15.09.1888]
Anzeige des "Nördlichen Wohlthätigkeits-Vereins" aus dem Jahr 1888. Geladen wird zur musikalischen und declamatorischen Abend-Unterhaltung im Saale des Hrn. Albert Odenthal, Eigelstein 123
(W003) [1, 15.07.1893]
Die Lagerkapazität soll erweitert werden, gesucht werden Lagerfässer. Anzeige aus dem Jahr 1893
 
(W004) [1, 16.02.1895]
Einladung zum großen Maskenball der "Aehnze Kähls", deren Stammlokal das Brauhaus am Eigelstein 123 war
 
(W006) [5, 12.02.1898]
Eröffnungsanzeige der modernisierten Brauerei aus dem Jahr 1898, die ab dieser Zeit als "Staven-Bräu" bezeichnet wurde
(W005) [1, 04.04.1900]
Der St. Ursula-Bau- und Pfarrverein lädt zur Monatsversammlung im Stavenbräu ein. Anzeige aus dem Jahr 1900
                                                        

Die Stavenbräu Gesellschaft mit beschränkter Haftung (1903-1907)
Die Hintergründe für die Umwandlung der Brauerei in eine GmbH sind nicht bekannt. Vielleicht hatte es mit dem Gesundheitszustand von Albert Odenthal zu tun, vielleicht hatte dieser sich beim Neubau auch finanziell übernommen, auf der Brauerei lasteten einige Hypotheken. In folgender Bekanntmachung wurden die Rahmenbedingungen der Umfirmierung veröffentlicht.
[1, 30.04.1903] „…Bekanntmachung. In das Handelsregister ist am 28. April 1903 eingetragen: Abteilung B. Unter Nr. 486 die Gesellschaft mit beschränkter Haftung unter der Firma - Stavenbräu Gesellschaft mit beschränkter Haftung - Cöln. Gegenstand des Unternehmens ist: Brauereibetrieb und alles, was dazu gehört und damit zusammenhängt, insbesondere die Uebernahme und der Weiterbetrieb der bisher von dem Gesellschafter Odenthal allein betriebenen Bierbrauerei zum Stavenbräu. Das Stammkapital der Gesellschaft beträgt 135 000 Mark. Zum alleinigen Geschäftsführer ist Josef Creischer, Kaufmann zu Cöln, bestellt. Der Gesellschaftsvertrag ist am 1. April 1903 festgestellt. Ferner wird bekannt gemacht: Der Gesellschafter Albert Odenthal zu Cöln bringt in die Anrechnung auf seine Stammeinlage in die Gesellschaft ein seine zu Cöln, Eigelstein, gelegene Bierbrauerei, bestehend aus: 1. Den im Grundbuch von Cöln Band 288 Blatt 11485 eingetragenen Liegenschaften Flur 26 886/396 Eigelstein 121, groß 3,53 Ar mit allen Gebäulichkeiten zum Werte von 260 000 M. 2. den gesamten Bierbrauerei-Einrichtungen, Maschinen, maschinellen Anlagen, Fuhrpark, Fastage, Wirtschafsmobilien, der Kundschaft im Werte von 140 000 M. Summe 400 000 M. belastet mit zwei zu 4 bez. 4 1/2% verzinslichen Hypotheken von 150 000 M. und von 15 000 M. mit einer zu 5% verzinslichen Hypothek von 12 000 M. u. mit einer zu 4 1/2% verzinslichen Grundschuld von 90 000 M. Summe 267 000 M. alle Belastungen mit den Zinsen vom 1. April 1903 an mit der Verpflichtung der Gesellschaft, diese zu übernehmen, so das ein Aktivbestand bleibt von 133 000 M. Dadurch ist die Stammeinlage des Gesellschafters Albert Odenthal vollständig gedeckt. Vorgeschriebene Veröffentlichungen erfolgen lediglich durch den Deutschen Reichsanzeiger…“
 
Alleiniger Geschäftsführer war Josef Creischer. Der hier als Kaufmann bezeichnete Josef Creischer war Direktor der in Ehrenfeld gelegenen Kölner Malzfabrik Aktiengesellschaft und vermutlich ein Bruder von Wilhelm Creischer, der später die Barbarossa-Brauerei in Köln betrieb .
Wer im Anschluss an die Umwandlung in die GmbH das operative Sagen hatte ist unklar.
Die nächste bekannte Nennung stammt aus einer Anzeige 2 Monate später. In dieser wird das neu renovierte Stavenbräu mit seinem prachtvollen Garten und bestem obergärigem Kölsch angepriesen. Auch ist das Menü für den 28. Juni 1903 aufgeführt. Unter anderem gibt es „Rindfleischsuppe mit Spargel und Blumenkohl, Rindfleisch mit Gurkensalat, Roulade m. Frischen Erbsen u. Möhrchen sowie Pudding zum Menüpreis von 60 Pfennig.
Unterzeichnet ist die Anzeige mit „Bachem“ (leider ist der Vorname nicht zu erkennen). Vermutlich handelte es sich hier aber nur um den Betreiber der Restauration und nicht um den Betreiber der Brauerei.
Am 30. September 1903 verstarb Albert Odenthal im Alter von nur 50 Jahren. In der nächsten Anzeige der Brauerei, ca. 2 Monate später, tauche ein gewisser Josef Rohé auf.
[5, 29.11.1903] „…Stavenbräu Josef Rosé, Eigelstein 123. Vorzüglich rein Obergärig im Anstich! Beste bürgerliche Küche. Diners 60, 80 Pfg. und höher. Frühstücks u. Abendplatten in reicher Auswahl…“
 
Ebenso wie Albert Odenthal war auch Josef Rohé im Kölner Karneval aktiv. Das Stavenbräu war ja Stammlokal der „Aehnze Kähls“ und passender Weise war Josef Rohé Präsident dieser Karnevalsgesellschaft. Es könnte also gut sein, dass es hierüber Kontakte zwischen Albert Odenthal und Josef Rohé gab, die vielleicht auch zum Einstieg von Josef Rohé in den Betrieb des Stavenbräu führten.
Josef Rosé war Privatier, im Kölner Adressbuch wurde er als „ohne Gewerbe“ geführt. Für einen „anständigen“ Beruf hätte er auch keine Zeit gehabt. Außer der Präsidentschaft bei den „Aehnze Kähls“ gründete er noch die Vereinigung „Bütt 1911 e.V.“. Er war im Karneval auch nicht nur Funktionär, sondern schrieb auch selber Karnevalslieder und Gedichte, die er auch selber vortrug. Aber damit nicht genug, er war auch noch Präsident des Kölner Männergesangsvereins und auch Schriftführer des „Verein zur Förderung der Luftschifffahrt“ [2,5].
In der Folgezeit wurden einige Anzeigen geschaltet, aber alle ohne Betreiberangabe.
Im November 1904 ereignete sich folgendes am Eigelstein 123, zwar ohne Bezug zum Stavenbräu, aber kurios:
[1, 15.11.1904] „…Städtische Nachrichten. Köln 15. November. Schon wieder erregt ein Mordversuch und Selbstmord die Gemüter in der Stadt. Gestern vormittag versuchte der gewerbslose Josef Lambrichs, Lübecker Straße 11, die Frau eines auf dem Eigelstein 123 wohnenden Postschaffners zu töten. Der Mensch feuerte aus einem Revolver drei scharfe Schüsse auf die Frau ab. Alle drei Kugeln prallten aber an den Korsettstangen ab und so blieb die Frau glücklicherweise vollständig unverletzt. Der Mordbube begab sich dann in die Wohnung eines andern Hausbewohners und erschoß sich dort. Die Leiche des Selbstmörders wurde zum Nordfriedhof gebracht…“
 
Im Dezember 1904 wechselte die Geschäftsführung der Stavenbräu GmbH. Anstelle des bisherigen Geschäftsführers Josef Creischer übernahm Josef Hirsch den Posten.
[1, 22.12.1904] „…Unter Nr. 486 bei der Gesellschaft mit beschränkter Haftung unter der Firma: „Stavenbräu, Gesellschaft mit beschränkter Haftung“, Cöln. Durch Gesellschafterbeschluß vom 3. Dezember 1904 ist die Vertretungsbefugnis des Josef Creischer beendigt und Kaufmann Josef Hirsch zu Cöln zum Geschäftsführer bestellt…“
 
Über Josef Hirsch ist nicht viel bekannt, in der Ankündigung wird er als „Kaufmann zu Cöln“ bezeichnet. Im August 1906 wird der Ehefrau von Josef Hirsch Prokura erteilt, klingt schon etwas nach Klüngel.
[1, 23.08.1906] „…In das Handelregister ist am 17. August 1906 eingetragen: Unter Nr. 486 bei der Gesellschaft unter der Firma: "Stavenbräu Gesellschaft mit beschränkter Haftung", Cöln. Der Ehefrau Josef Hirsch, Henriette geb. Hofmann in Cöln ist Prokra in der Weise erteilt, daß dieselbe auch befugt ist, der Gesellschaft gehörige Grundstücke zu veräußern und zu belasten…“
 
Als dann im Jahr 1907 Josef Hirsch verstarb, wurde seine Frau an seiner Stelle zur Geschäftsführerin ernannt.
[1, 12.07.1907] „…Unter Nr. 486 bei der Gesellschaft unter der Firma: „Stavenbräu, Gesellschaft mit beschränkter Haftung“, Cöln. Der Geschäftsführer Josef Hirsch ist gestorben. Ehefrau Henriette Hirsch geb. Hofmann in Cöln ist durch Gesellschafterbeschluß vom 28.Juni 1907 als Geschäftsführerin bestellt. Die Prokura derselben ist erloschen…“
 
Dies half aber nicht mehr viel, nur einen Monat später wurde das Konkursverfahren über die Stavenbräu GmbH eröffnet.
[1, 27.08.1907] „…Konkurseröffnung. Ueber das Vermögen der Handelsgesellschaft unter der Firma "Stavenbräu", Gesellschaft mit beschränkter Haftung" zu Cöln, Eigelstein Nr. 121, 123, ist am 22. August 1907, nachmittags 12 3/4 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet worden. Verwalter ist der Rechtsanwalt Dr. Gaul II in Cöln. Offener Arrest mit Anzeigefrist bis zum 10. Oktober 1907. Ablauf der Anmeldefrist an demselben Tage. Erste Gläubigerversammlung am 21. September 1907 vormittags 11 Uhr an hieisger Gersichtsstelle, Glockengasse 9, Hinterhaus, links, I. Etage, Zimmer Nr. 28. Cöln, den 22. August 1907…“
 
Die Gründe für den Konkurs lagen an fehlender Wirtschaftlichkeit und zu hohen Schulden. Bei Gründung der GmbH vier Jahre zuvor betrug die Summe der Hypotheken schon 267.000 Mark und die wirtschaftliche Lage hatte sich noch verschlechtert. Nur eine Woche später wurde die Zwangsversteigerung der Brauerei bekannt gemacht.
[5, 07.09.1907] „…Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen die in Cöln gelegenen, im Grundbuche von Cöln=Altstadt, Band 288, Blatt 11 485, auf den Namen der Stavenbräu=Gesellschaft m. b. H. zu Cöln eingetragenen Grundstücke:
1. Flur 26, Parzelle 886/396, Eigelstein 121, Hofraum, Wohnhaus mit Anbau und Hofraum, Nutzungswert 3300 Mark, Hinterhaus, Nutzungswert 750 Mark, groß 2,82 Ar,
2. Flur 26, Parzelle 903/397, Eigelstein 123, Hofraum, worauf Wohnhaus mit Anbau und Hofraum, Nutzungswert 6600 Mark, groß 3,53 Ar,
am 8. November 1907, vormittags 10¼ Uhr, durch das unterzeichnete Gericht— an der Gerichtsstelle— Cöln, Justizgebäude, Sitzungssaal I, Erdgeschoß, Portal I, links, versteigert werden. Königliches Amtsgericht, Abteil. 112, Cöln..."
 
Peter König ersteigerte die Brauerei, renovierte sie und eröffnete im März 1908 seine in „Zum Kölsche Boor“ umbenannte Brauerei am Eigelstein 121-123.
[5, 24.12.1907] „…Besitzwechsel. Die Brauerei Stavenbräu am Eigelstein ging durch Kauf in den Besitz des Hrn. Peter König aus Düren über. Sie soll ganz renoviert und demnächst wieder eröffnet werden…“
 
Die Abwicklung des Konkurses zog sich noch über Jahre hin. Im Mai 1910 sollte die Schlussverteilung der Konkursmasse erfolgen. Die Konkursmasse enthielt sagenhafte 7329 Mark und 22 Pfennig und stand ausstehenden Forderungen von 116.830 Mark gegenüber [1].
Im Jahr 1911 wurde die Liquidation wiedereröffnet [1]. Als Liquidator wurde Eduard Röhrle eingesetzt, der zu dieser Zeit in der Führungsetage des Gereonsbräu tätig war . Im Frühjahr 1912 war dann endgültig Schluss, die Firma „Stavenbräu GmbH“ wurde aus dem Handelsregister gelöscht.
(W055) [5, 28.06.1903]
Erste bekannte Anzeige des Stavenbräu unter der Firmierung als GmbH aus Juni 1903. Unterzeichnet ist mit "Bachem", vermutlich der Betreiber der Restauration
(W001) [5, 29.11.1903]
Anzeige des Stavenbräu mit Angabe "Josef Rohé" aus November 1903  
(W004) [5, 11.06.1892]
Anzeige des "Verein zur Förderung der Luftschifffahrt" aus dem Jahr 1892. Schriftführer des Vereins war Joseph Rohé
(W003) [5, 17.01.1897]
Anzeige der Karnevalsgesellschaft "Närrische Genossen" aus dem Jahr 1897. Präsident der Gesellschaft war Josef Rohé
 
(W002) [5, 21.01.1910]
Anzeige der Karnevalsgesellschaft "Aehnze Kähls" aus dem Jahr 1910. Präsident der Gesellschaft war Josef Rohé
 
(W050) [13.02.1904]
Anzeige des Stavenbräu aus Februar 1904 ohne Betreiberangabe
(W051) [14.02.1904]
Anzeige des Stavenbräu aus Februar 1904 ohne Betreiberangabe 
 
(W052) [27.02.1904]
Anzeige des Stavenbräu aus Februar 1904 ohne Betreiberangabe 
                        
   
(W053) [5, 10.11.1905]
Die ehemalige Rheinische Pensions-Kasse trifft sich zu einer Besprechung im Stavenbräu. Anzeige aus dem Jahr 1905
(W054) [5, 07.09.1907]
Ankündigung der Zwangsversteigerung des Stavenbräu. Anzeige aus September 1907
                                                                                       

Übersicht der Firmierungen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
1874-1879 Brauerei Stavenbräu, Arnold Brentjes Eigelstein 121-123
1879-1903 Brauerei Stavenbräu, Albert Odenthal  
1903-1907 Brauerei Stavenbräu Gesellschaft mit beschränkter Haftung  

Anmerkungen
» Das Stavenbräu war nicht nur Stammlokal der "Aehnze Kähls" sondern auch der "Greesberger", einer der bekanntesten Kölner Karnevals-Gesellschaften.
» Vom Stavenbräu sind keinerlei Brauereiwerbemittel wie Postkarten, Bierdeckel oder Gläser bekannt.

Quellenverzeichnis
 
1 "Kölnische Zeitung", Ausgaben 13.06.1874, 04.10.1874, 03.12.1875, 01.09.1877, 18.06.1879, 17.07.1879, 10.08.1879, 16.06.1880, 19.07.1881, 05.10.1881, 11.10.1881, 11.10.1881, 06.07.1882, 28.12.1882, 14.01.1883, 17.07.1883, 08.02.1884, 21.02.1884, 29.04.1885, 08.06.1886, 17.08.1886, 11.09.1886, 29.10.1887, 06.12.1887, 29.05.1888, 20.08.1888, 15.09.1888, 02.05.1890, 03.09.1891, 28.02.1893, 15.07.1893, 10.12.1895, 30.04.1903, 07.08.1903, 15.11.1904, 22.12.1904, 23.08.1906, 12.07.1907, 27.08.1907, 16.05.1908, 24.05.1910, 31.05.1910, 04.08.1910, 27.10.1911, 29.03.1912
2 https://www.ksta.de/koeln/karneval-in-koeln/redner-im-koelner-karneval-ist-die-sorge-um-eine-bedrohte-spezies-berechtigt--32069644
3 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
4 "Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven Verlag, 1999
5 "Kölner Lokal-Anzeiger", Ausgaben 28.08.1889, 01.02.1895, 16.02.1895, 12.02.1898, 04.04.1900, 16.11.1900, 27.06.1903, 28.06.1903, 01.10.1903, 29.11.1903, 13.02.1904, 14.02.1904, 27.02.1904, 10.11.1905, 07.09.1907, 11.10.1907, 24.12.1907, 27.03.1908, 27.03.1908, 03.06.1908, 31.01.1909, 22.01.1910, 15.11.1914
6 Cönen´s Geschäfts-Adressbuch von Köln a. Rh. und Vororte incl. Mülheim a. Rh. und Kalk / 1889/90