Unternehmensgeschichte Unionbrauerei vorm. Fritz Bautz Aktiengesellschaft
sowie der Vorgängerbrauereien von Gottfried Geilenberg, Heinrich Mestrum und Heinrich Engels
 
 
 
Inhaltsverzeichnis   (Navigation durch Anklicken der Kapitelnamen)
Unternehmensgeschichte
Die Gründung der Brauerei durch Gottfried Geilenberg (1859-1873)                              
Die Brauerei unter Heinrich Mestrum (1873-1880)
Die Brauerei unter Heinrich Engels (1880-1898)
Die Brauerei unter Fritz Bautz (1898-1900)
Die Unionbrauerei vorm. Fritz Bautz Aktiengesellschaft (1900-1920)
Das Ende der Brauerei
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen
Brauereiwerbemittel
Etiketten                                             
Bierflaschen                                             
Quellen
Quellenverzeichnis                                             

Die Gründung der Brauerei durch Gottfried Geilenberg (1859-1873)
Das genaue Jahr der Gründung der Brauerei durch Gottfried Geilenberg ist nicht bekannt. In jedem Fall war es aber früher als im Standard Brauereiverzeichnis [14] angegebenen Jahr 1865.
Die erste bekannte Erwähnung stammt aus dem Jahr 1859 [11]. Eine Land-Verpachtung findet in „…N.-Zündorf beim Wirthen Geilenberg…“ statt. Da Gottfried Geilenberg hier als „Wirth“ bezeichnet wird ist unklar, ob er zu dieser Zeit schon gebraut hat.
Die erste explizite Erwähnung als Brauer stammt aus dem Jahr 1864. In einer Anzeige (siehe W001) lädt er zum Anlass der Niederzündorfer Kirmes zu bei ihm stattfindenden Bällen ein. Unterzeichnet ist diese Anzeige mit „… Gottfried Geilenberg, Bierbrauer“.
Gottfried Geilenberg war mit Agnes Ewald verheiratet. Sie mussten gemeinsam einige Schicksalsschläge hinnehmen, im Jahr 1863 starb ihre Tochter Phinchen im Alter von 3 Jahren und nur ein Jahr später ihr ältester Sohn Franz, ebenfalls im Alter von 3 Jahren. Beide starben an „Halsbräune“, wie die Diphtherie zu dieser Zeit genannt wurde.
In den Folgejahren tritt Gottfried Geilenberg nur durch Anzeigen zu besonderen Anlässen wir der Zündorfer Gottestracht (Fronleichnams-Prozession, nach der man gerne einkehrte), Kirmes oder Sylvester in Erscheinung.
Im Jahr 1869 taucht Gottfried Geilenberg als Einer unter Vielen als Referenz für die Kühl-Apparate der Firma Rommers aus Hitdorf auf. Diese Kühl-Apparate hatten noch nichts mit der erst in den 1870er Jahre von Linde erfundenen Eismaschine zu tun, sie basierten auf dem Prinzip von Wärmetauschern und benötigten deshalb Eis oder kaltes Wasser um das Kühlschiff zu kühlen.
Die letzte bekannte Nennung von Gottfried Geilenberg als Brauer in Nieder-Zündorf stammt aus dem Jahr 1873. In einer Anzeige suchte er einen tüchtigen ersten Brauer.
Ende des Jahres 1873 übergab Gottfried Geilenberg die Brauerei an Heinrich Mestrum.
(W015) [11, 16.01.1859]
Erste bekannte Nennung von Gottfried Geilenberg als Wirt im Kontext einer Land-Verpachtung
(W002) [11, 09.09.1864]
Erste bekannte Nennung von Gottfried Geilenberg als Bierbrauer im Kontext einer Anzeige zur Niederzündorfer Kirmes im Jahr 1864
 
(W003) [11, 25.04.1866]
Einladung zum Ball anlässlich der Zündorfer Gottestracht. Anzeige aus dem Jahr 1866
 
(W016) [11, 12.01.1863]
Todesanzeige der Tochter Phinchen, welche im Jahr 1863 im Alter von nur 3 Jahren an Diphtherie verstarb
(W009) [11, 06.10.1864]
Todesanzeige des Sohnes Franz, welche im Jahr 1864, wie seine Schwester gut ein Jahr zuvor, im Alter von nur 3 Jahren an Diphtherie verstarb
                                                                
(W010) [11, 26.12.1868]
Einladung zum Neujahrsball durch Gottfried Geilenberg. Anzeige aus dem Jahr 1868
(W011) [11, 20.09.1865]
Einladung zum Ball im Kontext eines Landwirtschaftlichen Festes. Anzeige von Gottfried Geilenberg aus dem Jahr 1865
 
(W008) [11, 03.10.1872]
Der Vorstand des Kranken-Vereins lädt zur Fahnenweihe in das Lokal von Gottfried Geilenberg ein. Anzeige aus dem Jahr 1873 
 
(W012) [11, 30.12.1866]
Einladung zum Festball durch Gottfried Geilenberg. Anzeige aus dem Jahr 1866
(W013) [11, 30.01.1873]
Einladung zur Tanzmusik durch Gottfried Geilenberg. Anzeige aus dem Jahr 1873
                                                

Die Brauerei unter Heinrich Mestrum (1873-1880)
Die Familie Mestrum war schon vor der Übernahme der Brauerei in Nieder-Zündorf im Kölner Brauereiumfeld bekannt. Johann Jakob Mestrum, vermutlich der Vater von Heinrich Mestrum, führte von 1861 bis 1865 die später als Schwanen-Brauerei bekannt gewordene Brauerei in der Hosengasse 29 J. Mestrum, vermutlich ein Bruder von Heinrich Mestrum, führte in den 1870er Jahren eine Restauration in der Martinstraße 8.
Heinrich Mestrum selbst führte von 1871 bis 1874 gemeinsam mit einem Bruder die Brauerei Gebr. Mestrum in der Kämmergasse 18. Weiter führte er, zumindest gesichert für das Jahr 1873, eine Restauration in der Waisenhausgasse 13.
Ab dem Jahr 1873 führte Heinrich Mestrum dann auch die Brauerei in Nieder-Zündorf. Woher die Verbindungen zu dieser Brauerei kamen ist nicht bekannt.
Ende des Jahres 1873 heiratete Heinrich Mestrum Elisabeth Mies und eine Woche später wurde ein Ehevertrag geschlossen, welcher eine Zugewinngemeinschaft festlegte.
Die nächsten Jahre sind, ähnlich wie bei seinem Vorgänger Gottfried Geilenberg, nur durch Anzeigen zu besonderen Anlässen dokumentiert.
Aus dem Jahr 1875 gibt es eine Anzeige von der Restauration von J. Mestrum in der Martinstraße 8, dass in dieser ab sofort Bier „…aus der Brauerei von Heinr. Mestrum in Zündorf…“ ausgeschenkt wird.
Im Jahr 1876 wurde die Brauerei durch ein Hochwasser des Rheins stark beschädigt. Der noch nicht vollendete Bierkeller stürzte ein. Dies hatte Folgen, Heinrich Mestrum geriet in Geldschwierigkeiten. Im Amtsblatt ist hierzu folgendes zu lesen:
[7, 27.04.1877] „… Falliments-Anzeige. Durch Urtheil vom 18. April 1877 hat das Königliche Handelsgericht den in Nieder-Zündorf wohnenden Bierbrauer Heinrich Mestrum fallit erklärt, den Tag der Zahlungseinstellung vorläufig auf den 16. März d. J. festgesetzt … Cöln, den 19. April 1877…“.
 
„Falliment“ ist eine veraltete Bezeichnung für Insolvenz, Heinrich Mestrum war also Pleite. Kurze Zeit später wurden Brauerei und Zubehör meistbietend versteigert.
[7, 11.08.1877] Falliments-Verkauf. Die zur Fallitmasse des Bierbrauers Heinrich Mestrum zu Nieder=Zündorf bei Wahn gehörigen Haus= und Wirthschafts=Mobilien, sowie ca. 150 leere Transpertfässer, Brau=Utensilien etc. sollen am Mittwoch den 15. August c., Morgens 8 Uhr, im Hause des Falliten an Meistbietende gegen Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Mülheim am Rhein, den 11. August 1877. Der Gerichtsschreiber, Aufmolk.
 
Heinrich Mestrum ließ sich von der Insolvenz aber nicht entmutigen, bereits im Jahr 1877 eröffnete er in der Marzellenstraße 5 in Köln eine Restauration, die er im Jahr 1879 zur Brauerei ausbaute und welche er „Zur Unnau“ nannte. Dies führte er bis zur Schließung im Jahr 1890.
Im Jahr 1883 starb Heinrich Mestrums Frau kurz nach der Geburt seines Sohnes Philipp im Alter von nur 30 Jahren. Heinrich Mestrum stand mit 5 unmündigen Kindern alleine da. So verwundert es nicht, dass er bereits 9 Monate später Elisabeth Henriette Knebel heiratete. Auch für diese Ehe schloss er einen Ehevertrag als Zugewinngemeinschaft ab.
Im Jahr 1889 übernahm Heinrich Mestrum die Führung des neu erbauten Kristall-Palasts in der Schildergasse 107-109 für die mit dem Prädikat „…unstreitig Köln’s größtes und schönstes Bierlocal…“ geworben wurde. Der Kristall Palast war vom Bierbrauer Carl Schmitz aus Müngersdorf erbaut worden und war für diese Zeit modernst mit elektrischem Licht und Dampfheizung ausgestattet.
[13, 25.06.1889] Köln, 22. Juni. Um ein neues bemerkenswertes Lokal, den„Kristall=Palast“, ist Köln heute wiederum reicher geworden. Eigentümer derselben ist die Bierbrauerei von Schmitz in Müngersdorf, Restaurateur Herr Heinrich Mestrum, der dem Kölner Publikum seit Jahren als Inhaber einer Wirtschaft an der Marzellenstraße bekannt ist. Köln erhält mit dem„Kristall=Palast“ ein Lokal, welches allen Anforderungen unserer rastlos voranstrebenden Zeit genügt; elektrisches Licht, Dampf=Ventilation, Dampfheizung besorgt eine 30 Pferdekräfte starke für 240 Glühlampen berechnete Maschine, welche in den Kellerräumen placiert ist. Das Lokal zerfällt in zwei Teile, in den großen vorderen, hübsch ausgestatteten Saal, mit der Aussicht auf die Schildergasse und die nach hinten sich anschließende große Glashalle, die durch Meister Melchior einen prächtigen bildlichen Schmuck erhalten hat. Eine bemerkenswerte Neuigkeit für Köln wenigstens— weist das kuppelförmige Dach aus, welches in wenigen Minuten entfernt, d. h. von der Mitte aus zur Seite geschoben, und ebenso schnell wieder geschlossen werden kann. Der Besucher findet also die Annehmlichkeiten des geschlossenen Lokales mit denen des Sitzens im Freien eng vereint. Trotz alledem wird ein Glas Bier vorzüglicher Qualität zum Preise von nur 10 Pfg. zum Ausschank gebracht werden.
 
Heinrich Mestrum starb im Jahr 1912 im Alter von 64 Jahren.
Die Brauerei in Nieder-Zündorf stand nach dem Bankrott im Jahr 1877 vermutlich einige Jahre still, bevor sie im Jahr 1880 von Heinrich Engels wieder eröffnet wurde.
(W016) [11, 21.01.1874]
Brauerbursche gesucht. Anzeige von Heinrich Mestrum aus dem Jahr 1874
 
(W017) [11, 01.02.1874]
Ein tüchtiger Brauer gesucht. Anzeige von Heinrich Mestrum aus dem Jahr 1874
(W001) [11, 30.10.1874]
Ein Brauer gesucht. Anzeige von Heinrich Mestrum aus dem Jahr 1874
 
(W004) [11, 25.04.1874]
Special-Revue zum Anlass der Zündorfer Gottestracht bei Heinrich Mestrum. Mit Fahrplan für den Schraubendampfter Drachenfels, damit auch die Kölner den Weg nach Zündorf finden. Anzeige aus dem Jahr 1874
 
(W007) [11, 13.05.1876]
Weitere Anzeige von Heinrich Mestrum zur Zündorfer Gottestracht. Diesmal aus dem Jahr 1876
                                                    
(W008) [11, 27.05.1876]
Großes Konzert zum Besten der hülfsbedürftigen Ueberschwemmten bei Heinrich Mestrum. Anzeige aus dem Jahr 1876
(W020) [11, 11.09.1875]
Großes Tanzvergnügen zur Zündorfer Kirmes bei Heinrich Mestrum. Anzeige aus dem Jahr 1876

 

(W021) [11, 30.09.1875]
Einladung zum Ball bei Heinrich Mestrum anlässlich des hebräischen Simchas-Thora-Festes. Anzeige aus dem Jahr 1875
(W009) [11, 09.09.1876]
Großes Tanzvergnügen zur Zündorfer Kirmes bei Heinrich Mestrum. Anzeige aus dem Jahr 1876 
(W002) [11, 09.04.1879]
Todesanzeige für die Gertrud Mestrum, einer Tochter von Heinrich Mestrum, welche im April 1879 im Alter von nur 4 Monaten verstorben war

Brauerei zur Unnau von Heinrich Mestrum (Marzellenstraße 5)
Nach dem Scheitern in Zündorf eröffnete Heinrich Mestrum im Jahr 1877 zuerst eine Restauration in der Marzellenstraße 5. Im Jahr 1879 erwarb er diese und dort richtete dort eine neue Brauerei ein, die er "Zur Unnau" taufte . Unter den Dominicanern 2 gab es von 1838 bis 1875 bereits eine Brauerei "Zur Unnau", die anschließend noch einige Jahre als Restauration weitergeführt wurde. Im Jahr 1889 erwarb Carl Schmitz, seines Zeichens Brauereibesitzer in Müngersdorf, die Brauerei für 129.000 Mark. Allerdings muss er sie direkt im Anschluss weiterverkauft haben, da schon im Jahr 1889 ein Herr Durst als Eigentümer auftrat. Im Jahr 1890 wurde die Brauerei stillgelegt und von Herrn Durst als Restauration weiter betrieben. Die Familie Durst führte zu dieser Zeit auch die Brauerei zum Schwanen, die von 1861 bis 1865 von Johann Jakob Mestrum geführt wurde.
(W022) [15, 14.10.1877]
Anzeige zur Eröffnung der Bierbrauerei Mestrum in der Marzellenstraße 5 aus dem Jahr 1877
 
(W023) [15, 03.03.1878]
Anzeige der Brauerei von Heinrich Mestrum aus dem Jahr 1878, jetzt "Zur Unnau" genannt
(W024) [15, 23.06.1878]
Anzeige der Bierbrauerei "Zur Unau" aus dem Jahr 1878
(W011) [11, 03.03.1888]
Anzeige der Bierbrauerei & Restauration "Zur Unnau" aus dem Jahr 1878 
(W010) [11, 18.05.1883]
Todesanzeige von Elisabeth Mestrum, welche im Jahr 1883 im Alter von nur 30 Jahren verstarb und 5 unmündige Kinder hinterließ
(W003) [11, 28.09.1912]
Anzeige zum Sechswochenamt für Heinrich Mestrum, welcher im August 1912 verstorben war

Restauration Heinrich Mestrum (Waisenhausgasse 13)
 
(W015) [11, 24.10.1873]
Billard in der Restauration in der Waisenhausgasse 13 von Heinrich Mestrum. Im Ausschank: Alteburger Lagerbier. Anzeige aus dem Jahr 1873
(W018) [08.11.1873]
Jeden Samstag Hämchen mit Sauerkraut bei Heinrich Mestrum in der Waisenhausgasse. Anzeige aus dem Jahr 1873
                                                             

Brauerei Johann Jakob Mestrum (Hosengasse 29)
   
(WD001) [11, 04.10.1862]
Anzeige zur Übergabe der Brauerei in der Hosengasse 29 im Jahr 1862 von Theodor Billstein an Johann Jacob Mestrum
                                                                                                                                                                       

Brauerei Gebr. Mestrum (Kämmergasse 18)
(W003) [11, 01.09.1871]
Anzeige zur Übernahme der Brauerei in der Kämmergasse 18 und Eröffnung der Brauerei der Gebrüder Mestrum im Jahr 1871
(W001) [11, 18.11.1871]
Gesucht wird ein starker Brauereilehrling. Anzeige aus dem Jahr 1871
(W001) [11, 25.04.1872]
Lagerbier wir in Anstich genommen in der Brauerei der Gebrüder Mestrum in der Kämmergasse 18. Anzeige aus dem Jahr 1872

Restauration J. Mestrum (Martinstraße 8)
(W006) [11, 20.02.1875]
Anzeige von J. Mestrum, dass ab sofort in seiner Restauration neben baierischen Bier auch Bier aus der Brauerei von Heinrich Mestrum in Zündorf ausgeschenkt wird. Anzeige aus dem Jahr 1875
(W019) [11, 04.04.1875]
Anzeige der Restauration Mestrum in der Martinstraße 8 aus dem Jahr 1875
(W025) [11, 18.02.1876]
Anzeige zur Wirtschaftseröffnung in der Martinstraße 8 durch Huber Schölgen aus dem Jahr 1876. Die Restauration Mestrum in der Martinstraße 8 bestand also nur gut 1 Jahr

Restauration Crystalpalast (Schildergasse 107-109)
 
(W012) [12, 19.06.1889]
Vorläufige Anzeige zur Eröffnung des Bierlokals "Krystall-Palast", welches durch Heinrich Mestrum geführt wurde. Anzeige aus dem Jahr 1889
(W012) [12, 22.06.1889]
Anzeige zur Eröffnung des Bierlokals "Krystall-Palast", welches durch Heinrich Mestrum geführt wurde. Anzeige aus dem Jahr 1889
                                                    

Die Brauerei unter Heinrich Engels (1880-1898)
Im Jahr 1880 erscheint Heinrich Engels als neuer Besitzer der Brauerei, welche er vermutlich auf der Zwangsversteigerung ersteigert hatte.
Heinrich Engels baute an anderer Stelle (wo ist nicht gesichert) einen großen Bier- und Eiskeller. Zu diesem Zeitpunkt wurden in der Brauerei 19 Personen beschäftigt.
Weiter Informationen über die immerhin 18 Jahre dauernde Führung der Brauerei durch Heinrich Engels sind nicht bekannt.
   
(W001) [15, 05.06.1881]
Anzeige der Restauration Wirtz aus der Bobstraße 26 in Köln aus dem Jahr 1881. Im Angebot: hochfeines Lagerbier aus den Eiskellern der Engelsschen Brauerei in Nieder-Zündorf
                                                                                                                                          

Die Brauerei unter Fritz Bautz (1898-1900)
1898 wechselt erneut der Besitzer, Fritz Bautz übernahm die Brauerei, die fortan als „Unionbrauerei Fritz Bautz“ firmiert. Ob die Bezeichnung „Unionbrauerei“ von Fritz Bautz eingeführt wurde oder schon von Heinrich Engels ist unklar.
Die erste bekannte Erwähnung ist eine Anzeige des Bierhauses zum Kurfürsten aus Bonn, die Union-Bier aus Zündorf ausschenkte. Diese Anzeige stammt aus dem Jahr 1897, d.h. entweder noch unter Heinrich Engels oder Fritz Bautz hatte die Brauerei bereits im Jahr 1897 übernommen.
(W009) [10, 29.12.1897]
Anzeige des Bonner Bierhaus zum Kurfürsten aus dem Jahr 1897. Im Angebot: Union-Bier der Brauerei Zündorf. Gemeint ist die Brauerei von Fritz Bautz in Zündorf, auch wenn das hier missverständlich geschrieben ist
(W004) [10, 26.02.1898]
Anzeige des Bierhaus zum Kurfürsten aus dem Jahr 1898. Im Angebot: vorzügliches Bier aus der Union-Brauerei Zündorf
(W006) [10, 30.03.1899]
Anzeige der Bahnhofswirthschaft zu Roisdorf aus dem Jahr 1899. Im Ausschank: helle und dunkle Biere der Union-Brauerei Zündorf

Die Unionbrauerei vorm. Fritz Bautz Aktiengesellschaft (1900-1920)
Nur 3 Jahre nach der Übernahme wurde die Brauerei von Fritz Bautz am 03.03.1900 (mit Wirkung ab 01.10.1899) in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Das Aktienkapital betrug 600.000 Mark. Die Aktiengesellschaft wurde von den folgenden 5 Personen gegründet [7]: Brauereibesitzer Fritz Bautz aus Zündorf, Kaufmann Karl Amandus Graeff aus Köln, Rentner Kaspar Stein aus Köln, Fabrikant Ernst Brausen aus Düsseldorf, Maschinenfabrikant Josef Israel aus Köln-Ehrenfeld.
Allerdings schienen die 4 letztgenannten Gründer zumindest zu Beginn mehr eine Alibifunktion zu haben. Jeder von ihnen übernahm genau eine Aktie, ansonsten hätte man sich auch nicht als Gründer bezeichnen können. 596 der 600 ausgegebenen Aktien blieben also in der Hand von Fritz Bautz, welcher auch die Direktion der Aktiengesellschaft übernahm.
Der Übernahmepreis betrug insgesamt 890 000 Mark. Hierfür brachte Fritz Bautz die Brauerei mit allen Mobilien und Immobilien ein, sowie ein Grundstück in der Kölner Altstadt, Rothgerberbach 4a, inkl. Wohnhaus, Anbau und Lagerhaus. Die dann immer noch fehlenden 290 000 Mark wurden als Darlehen aufgenommen werden.
[7, 18.06.1900] „…Mülheim, Rhein. In unser Handelsregister B. wurde heute unter Nr. 5 eingetragen: Die auf Grund Gesellschaftsvertrags vom 3. März 1900 unter der Firma: "Unionbrauerei vorm. Fritz Bautz, Actiengesellschaft" mit dem Sitze in Zündorf bei Köln bestehende Aktiengesellschaft. Vorstand ist: Fritz Bautz, Brauereibesitzer zu Zündorf. Den Gegenstand des Unternehmens bilden: a. der Fortbetrieb der unter der Firma Unionbrauerei Zündorf Frutz Bautz zu Zündorf betriebenen Brauerei, b. der Betrieb des Bierbrauereigewerbes und der dzu gehörigen Nebengewerbe, c. der Erwerb von Grundstücken und die Übernahme von Betrieben zu den Zwecken der Gesellschaft. Die Gesellschaft ist berechtigt Zweigniederlassungen und Agenturen zu errichten und sich an Unternehmen, welche in den Rahmen ihres Zweckes fallen, in jeder Form zu betheiligen. Die Gesellschaft ist nicht auf Zeit beschränkt. Der Vorstand besteht aus einer oder mehreren vom Aufsichtsrath zu ernennenden Personen (Direktoren). Alle Erklärungen des Vorstandes, welche die Gesellschaft verpflichten sollen, müssen entweder von zwei Vorstandsmitgliedern oder von einem Vorstandsmitgliede und einem Prokuristen gemeinschaftlich ausgehen. Besteht der Vorstand nur aus einem Mitgliede, so hat er mit dem etwa bestellten Prokuristen, andernfalls alleine zu zeichnen. Auch wenn der Vorstand aus mehreren Personen besteht, kann der Aufsichtrath bestimmen, daß einzelne Vorstandsmitglieder zur Zeichnung der Firma allein befugt sind. Das Grundkapital der Gesellschaft beträgt 600.000 Mark und ist in 600 Aktien zu je 1.000 Mark eingetheilt. Die Aktien lauten auf den Inhaber, sind zum Nennbetrag ausgegeben und sämtlich von den Gründern übernommen. … Zur Deckung der von ihm übernommenen 596 Aktien hat der Brauereibesitzer Fritz Bautz in Zündorf folgende Einlagen gemacht: 1) die im Grundbuch von Oberzündorf Band V Artikel 231 und von Niederzündorf Band III Artikel 137 eingetragenen Grundstücke nebst aufstehenden Gebäuden (Wohnhaus, Brauerei, Anbau, Bier- und Eiskeller) zum Werthe von 266.800 Mark, 2) die in und an diesen Gebäulichkeiten befindlichen Maschinen und maschinellen Einrichtungen, die vorhandenen Gär- und Lager-Fastagen, die Transport-Fastage, den Fuhrpark, die Möbel der Gesindewohnung, die baulichen Anlagen bei der Brauerei zum Gesamtwerthe von 340.715 Mark, 3) das im Grundbuch von Köln Band 122 Blatt 4868 eingetragenen Grundstück Rothgerberbach 4a mit Wohnhaus, Anbau und Lagerhaus zum Werthe von 125.050,05 Mark, 4) die ausstehenden Forderungen, die Treber, die vorhandenen Vorräthe, den Kassen- und Wechselbestand, immaterielle Rechte, als Kundschaften, Konzessionen unter Verzicht des Fritz Bautz auf Eigenbetrieb einer Brauerei im Bannbezirk zum Gesamtwerthe von 217.434,95 Mark. Von dem Werthe dieser Einlagen zum Gesamtbetrage von 950.000 Mark kommen in Abzug die auf den Grundstücken in Zündorf lastenden Hypotheken von 200.000 Mark und die auf dem Grundstück in Köln lastenden Hypotheken von 90.000 Mark. Diese Hypotheken hat die Gesellschaft mit übernommen. Die Gründer der Gesellschaft sind: 1) der Brauereibesitzer Fritz Bautz zu Zündorf, 2) der Kaufmann Karl Amandus Graeff zu Köln, 3) der Rentner Kaspar Stein zu Köln, 4) der Fabrikant Ernst Brausen zu Düsselforf, 5) der Maschinenfabrikant Josef Israel zu Köln-Ehrenfeld Die Mitglieder des ersten Aufsichtsraths sind: 1) Julius Heilbronn, Rechtsanwalt zu Köln (Vorsitzender), 2) Bartel Courth, Gutsbesitzer in Zündorf, 3) Rudolf Dorst, Brauereidirektor zu Düsseldorf 4) Josef Israel, Fabrikant zu Köln-Ehrenfeld. Von den mit der Anmeldung der Gesellschaft zum Handelsregister eingereichten Schriftstücken insbesondere von dem Prüfungsberichte des Vorstandes, des Aufsichtraths und der Revisoren kann bei dem hiesigen Amtsgericht, von dem Prüfungsbericht der Revisoren auch bei der hiesigen Handelskammer Einsicht genommen werden. Mülheim a. Rhein, den 18. Mai 1900. Königliches Amtsgericht. Abth. 1.
 
Allerdings hatte man sich hier verrechnet. Die Einlagen von 950.000 Mark abzüglich der Hypotheken in Höhe von 290.000 Mark hätten mit 660.000 Mark das Aktienkapital von 600.000 Mark überschritten. Der Fehler wurde 10 Tage später durch Reduzierung des Wertes der Einlagen von 950.000 Mark auf 890.000 Mark korrigiert.
Im Geschäftsjahr 1899/1900 liegt der Bier-Umsatz bei 297 036 Mark und es wird ein Gewinn von 37 865 Mark ausgewiesen. Dividende wurde aber weder in diesem Jahr noch in den folgenden Jahren ausgeschüttet, der Gewinn wurde ausschließlich für Abschreibungen verwendet.
Für das folgenden Geschäftsjahr 1900/1901 fast folgender Artikel die Geschäftslage zusammen:
[11, 23.03.1902] „…Unionbrauerei vorm. Fritz Bautz, Zündorf bei Köln. In der ordentlichen Hauptversammlung, in der fünf Actionäre 420 000 M. Actiencapital vertraten, wurde die Tagesordnung einstimmig erledigt. Der Rohgewinn beträgt 12000 M. Nach Abzug der Abschreibungen stellt sich ein Betriebsverlust von 7600 M. heraus, der durch die allgemeine ungünstige Geschäftslage veranlaßt wurde. Seit Januar dieses Jahres zeigt der Bierabsatz eine Steigerung, und da sich auch die Zahl der Abnehmer vergrößert hat, glaubt die Verwaltung für 1902 ein besseres Ergebnis in Aussicht nehmen zu dürfen…“
 
Da hier 5 Aktionäre mit insgesamt 420.000 Mark Aktienkapital vertraten waren, muss Fritz Bautz bereits zu diesem Zeitpunkt einige seiner Anteile verkauft gehabt haben.
Fritz Bautz scheidet im Juni 1902 aus dem Vorstand aus und Amandus Graeff, einer der Gründer und von Beginn an auch Prokurist, übernimmt den Vorsitz der Aktiengesellschaft. Die Gründe für das Ausscheiden von Fritz Bautz sind unklar. Ab dem Jahr 1905 übernimmt Bernhard Friedrich Schreiber aus Karlsruhe den Vorstandsvorsitz.
Im Geschäftsjahr 1905/1906 taucht In der Bilanz bei den Aktiva auf einmal ein Posten „Fritz Bautz Separatkonto“ in Höhe von 113.526 auf und der Saldo erhöht sich um etwa diese Größenordnung von 933.938 Mark auf 1.081.430 Mark. Der Hintergrund ist nicht ganz klar, ggf. hatte Fritz Bautz Anteile seiner Aktien gegen einen Kredit abgegeben.
Die nächsten Jahre verlaufen relativ konstant aber unbefriedigend. Die Produktion schwankt zwischen 16.000 und 18.000 hl, der jährliche Gewinn schwankt zwischen 20.000 und 30.000 Mark, was aber kaum zur Deckung der notwendigen Abschreibungen reicht.
Das Geschäftsjahr 1907/1908 wurde in der Presse wie folgt zusammengefasst:
[11, 24.01.1909] „…Union-Brauerei (vorm. Fritz Bautz), Aktiengesellschaft in Zündorf (bei Köln). Die gestern in Köln abgehaltene ordentliche Hauptversammlung, in der das gesamte Aktienkapital vertreten war, genehmigte einstimmig den Rechnungsabschluß für 1907/08. erteilte der Verwaltung Entlastung und wählte ein ausscheidendes Aufsichtsratsmitglied wieder. Der Abschluß ergab einen Rohgewinn von 32628 M. (i. V. 42 652 M.), woraus 1600 M. der Rücklage überwiesen, 400 M. als Belohnungen bezahlt und 238 M.(3600 M.) neu vorgetragen wurden. Der Rest von 30 400 M. wurde zuzüglich 10 000 M., die von einem Aktionär zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt waren, zur Abschreibung auf Rechnung „Bautz“ benutzt. Wie der Vorstand ausführte, war der Absatz trotz des etwas bessern Sommers sehr erschwert, um so mehr als man in der Kreditgewährung sehr zurückhaltend war. Der Absatz habe infolgedessen keine Fortschritte gemacht. Die innere Lage des Unternehmens sei jedoch durchaus gesund, die gesamten Anlagen seien von Sachverständigen auf rund 614 000 M. geschätzt, während sie nur mit 429 000 M. zu Buche ständen. Wenn die drohende Steuererhöhung in gerechter Weise abgewälzt werden könne, so sei eine Besserung der Erträgnisse zu hoffen. Dem Aufsichtsrat wurde eine Vergütung von 500 M. bewilligt.
 
Es gab also Tilgungen auf das Separatkonto Bautz, aber keine weiteren Abschreibungen. Der Passus über die Buchwerte des Unternehmens hört sich schon ein wenig nach Hoffnung statt Realität an.
Viel besser hört sich die Schilderung des Geschäftsjahres 1908/1909 auch nicht an:
[11, 15.01.1910] „…Unionbrauerei vorm. Fritz Bautz, Aktiengesellschaft in Zündorf bei Köln. Die gestrige Hauptversammlung, in der ein Aktionär das gesamte Aktienkapital vertrat, genehmigte einstimmig und ohne Erörterung den Abschluß für 1908/09, erteilte der Verwaltung Entlastung und wählte ein ausscheidendes Aufsichtsratsmitglied durch Zuruf wieder. Dem Aufsichtsratsvorsitzenden wurde die übliche Vergütung von 500 M. bewilligt.— Nach dem vom Vorstand erstatteten Geschäftsbericht wurde aus den bekannten Gründen auch im Berichtsjahr der vorjährige Absatz nicht ganz erreicht. Das Gewinnergebnis sei dadurch ebenfalls stark beeinflußt wurden. Neuanschaffungen in größerm Umfange fanden nicht statt. Aus den schon im vorjährigen Bericht dargelegten Gründen, insbesondere wegen der durch Zuwachs bewirkten erheblichen Wertsteigerung des Grundstücks erscheine eine Abschreibung auf die betreffenden Rechnungen nicht geboten. Dagegen sind diesmal auf Ausstände 15000 M. abzusetzen, davon 10000 M. für den Ausfall einer Hypothek bei einem Kunden. Der Ueberschuß von 16168 M. (i. V. 32638 M.) wird, wie folgt, verwendet: Abschreibung auf Forderungen 15000 M. ((30 400 M. auf Rechnung Bautz), Rücklage o M. (1600 M.), Verfügungsbestand 350 M. (400 M.) und Vortrag 818 M. (238 M.). Auf Rechnung Bautz sind weitere 10 000 M. eingegangen, um die sich diese Rechnung weiter verringerte.
 
Interessant zu lesen ist, dass es nur noch einen einzigen Aktionär gab, welcher die gesamten Aktien besaß. Weiter gab es zum zweiten Mal eine „Spende“ in Höhe von 10.000 Mark, die zur Verringerung des Separatkontos Bautz verwendet wurde, welches zu diesem Zeitpunkt nur noch 63.126 Mark aufwies. Spender und Aktionär waren vermutlich ein und dieselbe Person. Leider ist nicht bekannt, wer diese Person war, vermutlich war es aber die Bank für Brau-Industrie AG. Abschreibungen wurden nicht vorgenommen, sondern durch die „erhebliche Wertsteigerung des Grundstücks“ als kompensiert angesehen.
Im nächsten Geschäftsjahr sah sich die Brauerei gezwungen, einige als Absatzstätten dienende Restaurationen zu Übernehmen oder diesen Kredite zu gewähren, bevor diese Pleite gingen und damit der Absatz eingebrochen wäre. In der Bilanz taucht dieser Posten mit insgesamt 613.954 Mark (251.424 Mark eigene Investitionen und 362.530 Mark gewährte Hypotheken) auf.
[11, 26.01.1911] „…Unionbrauerei vorm. Fritz Bautz, Akt.=Ges. in Zündorf bei Köln. Die ordentliche Hauptversammlung erledigte sämtliche Punkte der Tagesordnung ohne Debatte. Der Bruttoüberschuß von 8800 M. wird auf Debitoren abgeschrieben. Der Vorsitzende teilte mit, daß die Bierpreiserhöhung von 8 M. pro Hektoliter nun durchgeführt sei, ohne daß man erhebliche Kundenverluste erlitten habe. Der allgemeinen Depression hätte das Wirtegewerbe nicht immer Widerstand leisten können. Es hätten daher neue Objekte erworben werden müssen, die aber sämtlich nach Ansicht der Taxatoren preiswert seien. Das abgelaufene Jahr dürfte wohl das schlechteste für das Biergewerbe sein, da die Steuergesetzgebung nun dem Gewerbe entgegenkomme…“
 
Im März 1911 gab es wieder einen Wechsel im Vorstand.
[11, 27.03.1911] „…Mülheim, Rhein. In das Handelsregister Abtheilung B. ist heute bei der Firma: "Unionbrauerei vormals Fritz Bautz", Actiengesellschaft in Zündorf bei Köln eingetragen: Der Brauereidirektor Bernhard Friedrich Schreiber zu Cöln scheidet mit dem 31. März 1911 aus dem Vorstande aus; an seiner Stelle sind der Brauereidirektor Heinrich Rost zu Cöln und der Kaufmann Fritz Klein in Zündorf zu Vorstandsmitgliedern bestellt worden, welche die Gesellschaft gemeinschaftlich vertreten. Dir Prokura des Kaufmanns Ernst Wittig in Zündorf ist mit dem 31. März 1911 erloschen. Mülheim, Rhein, 21. März 1911…“
 
Bereits ein Jahr später gab es wieder Wechsel in der Vorstandsetage. Im April 1912 wurden der Braumeister Anton Sauer aus Zündorf und der Kaufmann Hans Krautkrämer aus Köln zu zusätzlichen Vorstandsmitgliedern berufen und im Juli 1912 schieden Heinrich Rost und Fritz klein nach nur gut einem Jahr wieder aus dem Vorstand aus. Ein weiteres Jahr später, im Juli 1913, schied auch Anton Sauer wieder aus dem Vorstand aus und Hans Krautkrämer führte von da an den alleinigen Vorsitz.
In den Jahren 1913 und 1918 taucht noch einmal der Name Fritz Bautz im Kontext von Zwangsversteigerungen eines ihm gehörenden Wohnhauses in der Kasernenstraße 16 in Bonn auf [10]. Ob dies irgendetwas mit der Brauerei zu tun hatte ist unklar.
(F001) [2]
Foto der Belegschaft der Union-Brauerei AG, vermutlich aus dem Jahr 1906. Links gut zu erkennen die Bierkutsche zur Auslieferung von "Feinstem Export & Lagerbier"
(W008) [10, 19.05.1910]
Anzeige der Unionbrauerei aus dem Jahr 1910. Geworben wird für "Zündorfer Union-Malzbier"

(W001) [12, 06.03.1915]
Todesanzeige der Unionbrauerei für ihren im Jahr 1915 im Krieg gefallenen Buchhalter Ferdinand Bornheim 


Das Ende der Brauerei
Das Ende der Brauerei deutete sich bereits im Jahr 1918 an. In einer Anzeige von Mai 1918 ist zu lesen:
[11, 04.05.1918] „…Fabrik am Rhein. Unsere geräumige Brauereianlage ist mit oder ohne Aktienfasson billig zu verkaufen. Unionbrauerei-Akt.-Ges., Zündorf b. Köln“…“
 
Ein Verkauf kam aber nicht zu Stande und ging es noch weiter bis ins Jahr 1920, in welchem dann das endgültige Ende der Brauerei kam. Die Gründe hierfür sind unklar. Im Geschäftsbericht des Jahres 1918/19 [9] wird noch eine Produktion von 15.000 hl angegeben, allerdings nur noch ein Verkaufserlös für Bier von 111.000 Mark. Dieser lag im Jahr davor noch bei 216.000 Mark bei nur leicht höherer Bierproduktion. Bei einer weiteren Bilanz [7] tauchen als Saldo nur noch die 600.000 Mark Aktienkapital auf und bei Soll/Haben die (sonst wesentlich geringere) Summe von 350.111 Mark. Wie dies zu interpretieren ist, ist unklar.
Vermutlich lagen die Gründe der Schließung an der mangelnden Rentabilität der Brauerei (im Gesamtzeitraum des Bestehens wurde nicht einmal eine Dividende gezahlt) in Kombination mit notwendigen Investitionen in die Modernisierung der Brauerei.
Am 30. Januar 1920 ist im Reichsanzeiger zu lesen:
[7, 30.01.1920] „… Cöln, Rhein. In das Handelsregister ist am 23. Januar 1920 eingetragen: Nr. 2160 bei der Firma: "Unionbrauerei vormals Fritz Bautz Aktiengesellschaft" Zündorf. Hans Krautkrämer ist aus dem Vorstand ausgeschieden und an seine Stelle Alfred Behrend, Kaufmann, Dresden, zum Vorstandsmitglied bestellt…“
 
Dies ist insofern bemerkenswert, da „Alfred Behrend“ nicht irgendjemand war, sondern ein Vorstandsmitglied der „Bank für Brau-Industrie AG“.
Die „Bank für Brau-Industrie AG“ war im Jahr 1899 gegründet worden und diente dem Erwerb von Beteiligungen an Brauereien. Der Aufsichtsrat bestand aus Bankiers und Brauereibesitzern (u.a. waren Georg Ebert, der Direktor der Hofbierbrauerei Schöfferhof AG und Franz Wicküler, Direktor der Wicküler-Küpper Brauerei mit im Aufsichtsrat). Die Bank besaß u.a. Beteiligungen an Berliner Kindl Brauerei AG, der Schöfferhofer-Binding-Bürgerbräu AG, der Dortmunder Ritterbrauerei AG, der Glückauf Brauerei AG sowie der Hitdorfer Brauerei Fried AG [8].
Woher das Interesse an der kleinen und eher unbedeutenden Unionbrauerei aus Zündorf kam ist unklar, vermutlich hatte die Bank schon im Jahr 1909 alle Aktien der Unionbrauerei erworben.
Im Juni 1920 ist dann folgendes im Reichsanzeiger zu lesen:
[7, 02.08.1920] „…Dresden. Auf Blatt 15837 des Handelsregisters ist heute die Aktiengesellschaft Unionbrauerei vormals Fritz Bautz Aktiengesellschaft mit dem Sitze in Dresden, früher in Zündorf bei Köln und weiter folgendes eingetragen worden: Der Gesellschaftsvertrag ist am 3. März 1900 festgestellt und durch Gesellschaftsbeschluß vom 22. Juni 1920 in $ 1 hinsichtlich des Sitzes der Gesellschaft geändert worden. Gegenstand des Unternehmens ist a) der Fortbetrieb der unter der Firma: Unionbrauerei Zündorf Fritz Bautz zu Zündorf betriebenen Brauerei, b) der Betrieb des Brauereigewerbes und er dazu gehörigen Nebengewerbe, c) der Erwerb von Grundstücken und die Uebernahme von Betrieben zu den Zwecken der Gesellschaft. … Das Grundkapital der Gesellschaft beträgt sechshunderttausend Mark und zerfällt in sechshundert Stück auf den Inhaber lautende Aktien zu je eintausend Mark. … Zum Mitgliede des Vorstands ist bestellt der Kaufmann Alfred Behrend in Dresden. Amtsgericht Dresen, Abteilung III, den 26. Juli 1920…“.
 
Der Sitz der Aktiengesellschaft wurde also nach Dresden verlagert und es war von einem geplanten Fortbetrieb der Brauerei die Rede. Wenn man genauer hinschaut ist aber von dem Fortbetrieb der Unionbrauerei Fritz Bautz die Rede und nicht von der Aktiengesellschaft. Es wurden also einfach die Texte von der ursprünglichen AG-Gründung kopiert. Ein irgendwie geartetes Interesse an der Fortführung der Brauerei hatte man nicht, es ging nur um die formelle Abwicklung, die Brautätigkeit wurde im Jahr 1920 eingestellt und nicht wieder aufgenommen.
   
(W002) [11, 04.05.1918]
Anzeige der Unionbrauerei aus dem Jahr 1918. Zum Verkauf steht die komplette Brauerei, ein Käufer wurde allerdings nicht gefunden 
                                                                                                                          

Übersicht der Firmierungen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
1859 - 1873 Brauerei Gottfried Geilenberg An der Stelle der heutigen "Groov-Terasse" gelegen
1873 - 1877 Dampfbrauerei Heinrich Mestrum  
1880 - 1898 Dampfbrauerei Heinrich Engels Vermutlich im Jahr 1882 in die Straße "Rosenhügel" verlagert
1898 - 1900 Unionbrauerei Fritz Bautz  
1900 - 1920 Unionbrauerei vorm. Fritz Bautz AG  

Brauereien mit Bezug zur Unionbrauerei vorm. Fritz Bautz AG
In der nachfolgenden Tabelle sind alle Brauereien aufgeführt, welche einen direkten oder indirekten Bezug zur Unionbrauerei hatten. Für diese Brauereien gibt teilweise eigene Brauereihistorien, welche über den angegebenen Link aufgerufen werden können.
Brauerei von - bis / übernommen von / Anmerkungen Brauereihistorie
Brauerei zur Unnau 1879-1890. Von Heinrich Mestrum nach der Insolvenz im Jahr 1879 in der Marzellenstraße 5 in Köln gegründet und bis zur Schließung im Jahr 1890 betrieben.  
Brauerei Johann Jakob Mestrum 1861-1865. Johann Jakob Mestrum, vermutlich der Vater von Heinrich Mestrum, führte diese Brauerei in der Hosengasse 29 von 1861 bis 1865. Aus dieser Brauerei entstand die Schwanenbrauerei von Johann Josef Durst .
Brauerei Gebr. Mestrum 1871-1874. Heinrich Mestrum führte diese Brauerei in der Kämmergasse 18 gemeinsam mit einem Bruder von 1871 bis 1874  
Restauration J. Mestrum J. Mestrum, vermutlich ein Bruder von Heinrich Mestrum, führte in den 1870er Jahren eine Restauration in der Martinstraße 8 in Köln, in der auch Bier von Heinrich Mestrum aus Zündorf ausgeschenkt wurde  
Restauration Heinrich Mestrum Heinrich Mestrum führte, gesichert für das Jahr 1873, eine Restauration in der Waisengasse 13 in Köln  

Anmerkungen
» Am 22.08.1900 kam es in der Unionbrauerei zu einem tödlichen Unfall, der im Bonner Generalanzeiger wie folgt drastisch geschildert wurde [#]: "...Aus der Umgegend. Zündorf, 22. Aug. In der hiesigen Unionbrauerei gerieth vorgestern Nachmittag ein Arbeiter in eine Transmission der Betriebsmaschine. Der Unglückliche wurde buchstäblich zerstückelt; Arme und Beine wurden ihm vom Körper gerissen. Der Tod trat sofort ein...".
» Das Mitgliederverzeichnis des Deutschen Braumeister und Malzmeisterbundes von 1916 weist Toni Sauer als Braumeister der Unionbrauerei vorm. Fritz Bautz AG in Zündorf bei Köln aus
» Die „Groov-Terrasse“, ein Ausflugslokal in Porz-Zündorf direkt am Rhein in Nähe der Freizeitinsel Groov gelegen, wurde bereits 1859 unter dem Namen „Zur Rheinlust“ von Brauer Gottfried Geilenberg gegründet. In den Anfangsjahren befand sich hier nicht nur ein Ausschank, sondern auch die Brauerei, die dann später (vermutlich 1882) an den Rosenhügel (die Straße gibt es heute noch) verlagert wurde.
» Zündorf war lange eigenständig, die Eingemeindung nach Köln erfolgte erst im Jahr 1975.
» Es gibt unterschiedliche Daten über die Firmierungen der Brauerei, z.B. wird in manchen Brauereiverzeichnissen das Gründungsjahr mit 1865 angegeben.
» Ganz in der Nähe der Brauerei befand sich auch die wesentlich größere Hubertus-Brauerei von Jakob Immendorf.
» Ein Mitglied des ersten Aufsichtsrats der AG im Jahr 1900 war Rudolf Dorst aus Düsseldorf. Dieser führte in Düsseldorf die Adlerbrauerei (1875 als Adlerbrauerei Rudolf Dorst gegründet, 1897 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und 1918 geschlossen).

Brauereiwerbemittel
Etiketten
   
(002) [Sammlung Mittenzwey]
Etikett "Hochfeines Tafelbier aus der Unionbrauerei A.G. Zündorf" "Dortmunder Brauart". Vermutlich um 1910
                                                                                                                                              

Bierflaschen  (Details zur jeweiligen Flasche durch "Klick" aufs Bild)
(216) (156) (1025) (052)                                                                                               
ca. 0,7l, nur "FB" Logo, noch keine AG ca. 0,35l, schon AG, "vormals Fritz Bautz" ca. 0,4l, schon AG, "vormals Fritz Bautz"
(Sammlung Liesack)
ca. 0,35l, AG, ohne Erwähnung FB

Quellenverzeichnis
 
1 Historisches Verzeichnis alter Biergläser/Krüge aus dem Köln/Bonner Raum, Hrsg.: Wolfgang Wukasch
2 "Das Porz Buch", Verlag Schwochert & Dank, Köln 1990
3 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 1898, Verlag von Eisenschmidt & Schulze, Leipzig
4 Die Deutschen Brauereien im Besitze von Aktien-Gesellschaften, Verlag für Börsen- und Finanzliteratur A.-G., 1902
5 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 8. Jahrgang, 1910, Verlag von Eisenschmidt & Schulze GmbH, Leipzig
6 Die Deutschen Brauereien im Besitze von Aktien-Gesellschaften, Verlag für Börsen- und Finanzliteratur A.-G., 1911
7 "Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger", Berlin, Ausgaben 18.06.1900, 18.06.1900, 28.06.1900, 31.07.1900, 26.01.1901, 15.03.1901, 26.02.1902, 08.12.1903, 07.04.1904, 25.11.1904, 06.11.1905, 01.12.1905, 22.12.1905, 21.02.1907, 27.03.1907, 16.12.1907, 21.01.1908, 28.12.1908, 30.01.1909, 24.12.1909, 25.01.1910, 23.12.1910, 01.02.1911, 07.02.1911, 27.03.1911, 30.01.1912, 12.03.1913, 12.03.1914, 26.03.1915, 13.06.1919, 30.01.1920, 02.08.1920, 30.09.1920
8 Seite „Bank für Brau-Industrie“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 23. August 2020, 23:14 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bank_f%C3%BCr_Brau-Industrie&oldid=203042424 (Abgerufen: 9. April 2021, 21:51 UTC)
9 Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften, Verlag Hoppenstedt & Co., Ausgabe 1918/1919
10 "Bonner General-Anzeiger", Ausgaben; 29.12.1897, 06.02.1898, 06.03.1898, 30.03.1899, 23.08.1900, 19.05.1910, 19.08.1913, 24.10.1918
11 "Kölnische Zeitung", Ausgaben: 16.01.1859, 19.03.1861, 12.01.1863, 09.09.1864, 10.09.1864, 06.10.1864, 20.09.1865, 25.04.1866, 05.09.1866, 30.12.1866, 09.05.1868, 26,12.1868, 01.05.1869l, 05.09.1869, 29.07.1871, 03.10.1872, 30.01.1873, 11.06.1873, 24.10.1873, 08.11.1873, 31.12.1873, 06.01.1874, 21.01.1874, 01.02.1874, 25.04.1874, 02.05.1874, 30.10.1874, 18.11.1874, 20.02.1875, 04.04.1875, 11.09.1875, 30.09.1875, 18.02.1876, 13.05.1876, 27.05.1876, 09.09.1876, 21.04.1877, 13.06.1877, 28.07.1877, 11.08.1877, 12.12.1878, 09.04.1879, 01.05.1879, 31.12.1879, 25.03.1881, 01.05.1883, 18.05.1883, 07.02.1884, 21.02.1884, 04.03.1884, 08.08.1885, 02.12.1887, 23.03.1902, 06.05.1902, 13.06.1902, 22.03.1903, 02.01.1904, 30.12.1904, 29.11.1905, 21.03.1907, 16.01.1908, 24.01.1909, 15.01.1910, 26.01.1911, 23.04.1912, 11.07.1912, 06.07.1913, 06.03.1915, 14.07.1916, 04.05.1918, 05.07.1920
12 "Kölner Lokal-Anzeiger", Ausgaben: 28.12.1887, 03.03.1888, 19.06.1889, 22.06.1889, 20.08.1912, 26.08.1912, 28.09.1912, 09.02.1918
13 "Rhein- und Ruhrzeitung", Ausgabe 25.06.1889
14 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
15 "Kölner Sonntags-Anzeiger", Ausgaben 14.10.1877, 03.03.1878, 23.06.1878, 05.06.1881