Unternehmensgeschichte der Solingen-Dortmunder Vereinsbrauerei / Vereinsbrauerei Höhscheid

 

Die Entstehung der Brauerei
Die Brauerei wurde am 13. Mai 1897 als „Solingen-Dortmunder Vereins-Brauerei Aktiengesellschaft“ im damals noch eigenständigen Höhscheid (heute ein Stadtteil von Solingen) gegründet. Die Brauerei war eine Neugründung, die damals errichteten Brauereigebäude sind noch heute erhalten (Neuenhofer Str. 42 (B 299), Ecke Brauereistraße). Der Namensteil „Dortmunder“ kam durch die Gründer der Brauerei ins Spiel. Die Initiatoren der Gründung, Dr. Wilhelm Blanke (Brauerei-Direktor in Dortmund) und Hermann Hugo (Brauerei-Direktor und Braumeister in Dortmund) bildeten auch den ersten Vorstand der Gesellschaft. Insgesamt gab es 7 Gründer, welche alle 750 Aktien à 1.000 Mark übernahmen (Grundkapital 750.000 Mark).
[4] …“ Solingen. In unser Gesellschaftsregister ist Folgendes eingetragen worden: Bei Nr. 517. Die Aktiengesellschaft unter der Firma Solingen Dortmunder Vereins Brauerei mit dem Sitze zu Höhscheid.
A. Die Gesellschaft ist eine Aktiengesellschaft. Das notariell aufgenommene Statut vom 13. Mai 1897 befindet sich in Ausfertigung BI.S. des Gesellschaftsregisters Nr. 517.
B. Gegenstand des Unternehmens ist der Betrieb des Brauereigewerbes sowie der Absatz und Handel mit den dadurch erzielten Fabrikaten.
C. Das Grundkapital beträgt 750 000 Mark und ist in 750 auf Inhaber lautende Aktien von je 1000 Mark zerlegt.
D. Der Vorstand der Gesellschaft besteht aus einem oder mehreren Mitgliedern, welche ebenso wie die erforderlichenfalls zu ernennenden Stellvertreter vom Aufsichtsrath bestellt werden. Zur Zeichnung der Firma genügt die Unterschrift eines Vorstandsmitgliedes. Im Falle Prokura-Ertheilung bestimmt der Aufsichtsrath, in welcher Weise die Prokuristen zur Zeichnung der Firma befugt sein sollen.
E. Bekanntmachungen der Gesellschaft erfolgen durch den "Deutschen Reichs-Anzeiger" und die "Kölnische Zeitung".
F. Die Generalversammlung wird berufen durch öffentliche Bekanntmachung in den vorbezeichneten Gesellschaftsblätter, welche mindestens drei Wochen vor dem Versammlungstage unter Angabe der Tagesordnung erfolgen muß. Alle Bekanntmachungen ergehen unter der Aufschrift Solingen Dortmunder Vereins Brauerei und mit der Unterschrift "Der Aufsichtsrath" oder "Der Vorstand" je nachdem die Veröffentlichungen vom ersteren oder letzteren erlassen werden.
G. Die Gründer der Gesellschaft sind:
  1) Dr. Wilhelm Blanke, Brauerei-Direktor in Dortmund,
  2) Hermann Hugo, Brauerei-Direktor und Braumeister in Dortmund,
  3) Karl Pommer, Königlicher Regierungs-Rath in Münster i.W.,
  4) Dr. jur. Pommer, Königlicher Gerichts-Assessor zu Dortmund,
  5) Richard Berg, Kaufmann zu Hackhausen b. Ohligs,
  6) Robert Kirschbaum, Kaufmann zu Solingen,
  7) Julius Böser, Kaufmann zu Solingen.
Diese sieben Gründer haben sämtliche Aktien übernommen.
H. Die Mitglieder des Vorstands sind:
a. Dr. Wilhelm Blanke, Brauerei-Direktor zu Dortmund,
b. Hermann Hugo, Brauerei-Direktor und Braumeister zu Dortmund.
Jedes Vorstandsmitglied ist zur Vertretung der Gesellschaft berechtigt.
J. Die Mitglieder des Aufsichtsrathes sind:
  1) Kaufmann Richard Berg zu Hackhausen,
  2) Kaufmann Robert Kirchbaum zu Solingen,
  3) Kaufmann Justus Boser, daselbst,
  4) Bürgermeister Louis Gläßner zu Höhscheid,
  5) August Neef, Kaufmann in Höhscheid.
K. Als Revisoren zur Prüfung des Gründungsherganges haben fungiert:
  1) Kaufmann Hugo Wolff zu Gräfrath,
  2) Kaufmann Fritz Beckmann zu Solingen.
Solingen, den 31. Mai 1897. Königliches Amtsgericht. 3…“
Die Familie Beckmann, die später noch eine große Rolle spielen wird, taucht hier noch nicht im Rahmen von Beteiligungen auf, einzig Fritz Beckmann wird als Revisor zur Prüfung des Gründungshergangs aufgeführt.
In der ersten Bilanz vom 30.09.1898 werden noch keine Umsatzzahlen genannt, der Saldo beträgt 972.129 Mark und es werden Kredite in Höhe von 222.129 Mark aufgeführt. Vermutlich wurden erst im Jahr 1898 die Bauarbeiten an der Brauerei abgeschlossen und der Betrieb aufgenommen. Vermutlich war der Bau teurer als erwartet, den die Generalversammlung vom 22. September 1898 beschloss eine Erhöhung des Aktienkapitals durch Ausgabe von 250 weiteren Aktien à 1.000 Mark auf 1.000.000 Mark [4].
In der Bilanz vom 30.09.1899 werden erstmals Umsatzzahlen genannt, deren Interpretation aber nicht ganz klar sind. Der Wert des Bierkontos, also der Umsatz mit Bier, wird in Höhe von 535.940 Mark ausgewiesen. Ein Wert, der in den Folgejahren nie mehr erreicht wird. Dieser Wert würde in etwa der Produktion von 50.000 hl Bier entsprechen, ebenfalls ein Wert, der nie erreicht wurde. Vermutlich bezieht dieser Wert noch Teile des vorherigen Geschäftsjahrs mit ein. Hierfür spricht auch eine spätere explizite Benennung von 26.738 hl Bierproduktion im Geschäftsjahr 1898/99 [HDA1911/12]. Der Ausgewiesene Gewinn betrug nur 2.895 Mark, Dividende wurde nicht ausgeschüttet.
Das Geld schien auch nach der Erhöhung des Aktienkapitals noch nicht ausgereicht zu haben, den im Jahr 1900 wurde eine Anleihe in Höhe von 500.000 Mark in form von Teilschuldverschreibungen mit 4 ½ % Verzinsung aufgenommen.
Aus der Bilanz des Geschäftsjahres 1899/1900 kann hergeleitet werden, dass die Brauerei in diesem Geschäftsjahr gar nicht selbst produziert hat, da in der Aufstellung der Kosten weder Kosten für Hopfen oder Malz aufgeführt sind. Der Bierabsatz sank von 534.940 Mark im Vorjahr auf nur noch 140.897 Mark. Das Bier wurde also von einer anderen Brauerei bezogen, vermutlich schon damals von der in der Nähe gelegenen Brauerei Beckmann .
Im nächsten Geschäftsjahr versuchte man es wieder selbst Bier zu brauen, allerdings zum letzten Mal für die nächsten 10 Jahre. In der Bilanz des Geschäftsjahrs 1900/1901 werden wieder Rohstoffkosten für Malz und Hopfen in Höhe von 199.501 Mark aufgeführt und der Bierabsatz hat einen Wert von 465.721 Mark. Gewinn wird, wie in den Vorjahren auch, nicht erwirtschaftet. Das Bier wurde anscheinend nicht nur lokal vertrieben, da der Bilanz zu entnehme ist, dass die Brauerei eigenen Eisenbahn-Waggons besaß.
Im Jahr 1901 wurde mit dem „Brauereidirektor Emil Pilz zu Solingen“ zum ersten Mal ein Solinger zum Vorstandsmitglied bestellt [4]. Bei welcher Brauerei Emil Pilz vorher tätig war ist unbekannt, vielleicht bekam er den Titel „Brauereidirektor“ auch erst im Rahmen seiner Vorstandstätigkeit für die Brauerei.
Im Jahr 1904 berief die Brauerei eine außerordentliche Generalversammlung ein und beschloss die Umbenennung in „Vereinsbrauerei Höhscheid zu Höhscheid-Solingen“.
[4] „…Solingen-Dortmunder Vereinsbrauerei Actien Gesellschaft Höhscheid-Solingen. Lauf Generalversammlungsbeschluß vom 22. Juni 1904 lautet nunmehr unsere Firma: Vereinsbrauerei Höhscheid zu Höhscheid-Solingen. Die Herren Aktionäre und Obligationäre unserer Gesellschaft werden gebeten, ihre Aktien und bezw. ihre Obligationsurkunden nebst Talons und Coupons unserer Verwaltungsstelle zu Höhscheid einzureichen; nach erfolgtem Aufdruck folgen dieselben sofort wieder zurück. Höhscheid, den 23. Juni 1904. Der Vorstand…“
Die Umbenennung erfolgte nicht aus freien Stücken, sondern auf Grund eines Gerichtsbeschlusses. Hintergrund war, dass mit der Nutzung von „Dortmunder“ im Namen angeblich suggeriert würde, dass das Bier aus Dortmund stamme. Der eigentliche Hintergrund war ja, dass die Gründer der Brauerei aus Dortmund stammten, aber dies spielte vor Gericht keine Rolle. Wer die Sache vor Gericht brachte ist nicht bekannt, jedenfalls war die „Solingen-Dortmunder Vereinsbrauerei“ diesbezüglich ein Präzedenzfall, welcher vielfach in Büchern zur Gesetzesauslegung herangezogen wurde [SO002]:
„…Gegen §3 UnlWG. kann durch den Gebrauch einer Firma verstoßen werden, wenn er zu einer „unrichtigen Angabe“ wird, die geeignet ist, den Anschein eines besonders günstigen Angebots zu erwecken. Der Verstoß untersteht den im UnlWG. ausgesprochenen Folgen; es muß also auch, abgesehen von den sonstigen Folgen, die unrichtige Angabe unterlassen werden, ihre Löschung kann verlangt werden (so schon nach früherem Recht RG. 58, 136: die „Solingen-Dortmunder Vereinsbrauerei A.-G. mit dem Sitze zu Höhscheid mußte den Gebrauch der Ortsbezeichnung „Dortmunder“ in ihrer Firma unterlassen, weil dadurch der unrichtige Anschein erweckt wurde, als handele es sich um ein in Dortmund erzeugtes Bier). Vgl. Rosenthal §1 Anm. 45 und §3 Anm. 15, 79ff…“
Im Jahr 1906 wurde mit dem „Brauereidirektor Franz Hetzler zu Solingen“ ein weiterer Solinger zum Vorstandsmitglied bestellt [4]. Vermutlich war damit ab diesem Zeitpunkt kein Dortmunder mehr im Vorstand vertreten.
Bis zu diesem Zeitpunkt und auch in den Folgejahren war die Brauerei nicht wirklich profitabel. Es wurde überhaupt nur in 2 Geschäftsjahren Dividende ausgeschüttet (1902/03: 3%, 1906/07: 3,5%), der Gewinn lag meist nur zwischen 10.000 und 20.000 Mark bei einem Bierabsatz um die 200.000 Mark.
Das man zu dieser Zeit auch finanziell erfolgreich Bier brauen konnte zeigt ein Vergleich mit der Dortmunder Aktienbrauerei (DAB). Im Geschäftsjahr 1907/08sahen die Zahlen der Dortmunder Aktien Brauerei wie folgt aus. Grundstücke, Gebäude, Maschinen usw. finden sich zusammen mit einem Wert von ca. 1 Mio. Mark in der Bilanz, bei der Vereinsbrauerei mit 750.000 Mark, also ca. 3/4 des Wertes der DAB. Die DAB produzierte für ca. 1,9 Mio Mark Bier, die Vereinsbrauerei gerade mal für 212000 Mark, wobei dies Handelsware war. Die DAB wies einen Gewinn von 824.000 Mark aus, die Vereinsbrauerei gerade mal 14.300 Mark. Nur bei den Schulden lag die Vereinsbrauerei dann vorne, 528.000 Mark zu 382.000 Mark. Zu erwähnen ist noch, dass die DAB Rücklagen von ca. 1,5 Mio. Mark aufweisen konnte, gegenüber 15.000 Mark der Vereinsbrauerei. Dann hatte die DAB noch Debitoren in Höhe von 3,58 Mio Mark, die Vereinsbrauerei immerhin ca. 700.000 Mark. Die Dividende sagt dann aber alles, Vereinsbrauerei 0%, DAB 20%.
Im Jahr 1909 ließ sich die Brauerei 2 Warenzeichen eintragen (siehe WZ001/WZ002). Zum einen eine Flasche mit „VH“ Logo und dann noch einen Tannenbaum (welchen Bezug der Tannenbaum zur Brauerei hatte, blieb im Dunkel).
Bis ins zum Geschäftsjahr 1913/14 wurde das Bier als Lohnsud, vermutlich von der Brauerei Beckmann, bezogen, bevor wieder selber mit dem brauen begann. Konsequenz des eigenen Brauens war zwar eine vorübergehende Erhöhung des Bierabsatzes auf über 400.000 Mark, gleichzeitig wurden aber zum ersten Mal Verluste eingefahren. Das Geschäftsjahr 1916/17 bildete mit einem Verlust in Höhe von 53.706 Mark gegenüber dem wieder gesunkenen Bierabsatz von 284.119 Mark den negativen Höhepunkt und die Generalversammlung vom 23. November 1917 beschloss die Reißleine zu ziehen.
Vermutlich fanden im Vorfeld viele Machtspiele statt. Das im Jahr 1914 berufene Vorstandsmitglied Viktor Buersdorff wurde bereits ein Jahr später wieder abberufen. Im Hintergrund erwarb die Brauerei Beckmann immer mehr Aktien der Vereinsbrauerei.
(A002)
Gründeraktie der Solingen-Dortmunder Vereinsbrauerei aus dem Jahr 1898. Zweifach umgestempelt, einmal bei der Umbenennung in Vereineinsbrauerei Höhscheid im Jahr 1904 und einmal bei Umstellung des Nennwertes auf 300 Reichsmark im Jahr 1924
(unbekannte Sammlung)
 
(BK001)
Ausschnitt eines Briefkopfs aus dem Jahr 1904. Zumindest das Hauptgebäude rechts ist sehr realitätstreu abgebildet, verglichen mit F001 und F002
(unbekannte Sammlung
(F001) [1]
Im Jahr 1898 übernahm die Solingen-Dortmunder Vereinsbrauerei den bereits im Jahr 1771 erbauten Lindenhof in Höhscheid und betrieb ihn bis 1914 als Ausflugs- und Wirtschaftslokal
(W002) [7, 25.02.1901]
Anzeige der Solingen-Dortmunder Vereinsbrauerei aus dem Jahr 1901. Empfohlen werden die aus den besten Rohmaterialien hergestellten hellen und dunklen Biere
(F003) [2]
Foto des Hauptgebäudes der Brauerei aus dem Jahr 2012
 
(F002) [3]
Foto des Hauptgebäudes inkl. eines Teils der Nebengebäude der Brauerei aus dem Jahr 2020
  
(WZ002) [4]
Warenzeichen der Brauerei, eingetragen am 17.09.1909. Warum lässt man
sich einen Tannenbaum als Warenzeichen eintragen? Diese Motiv fand
auch Verwendung auf Glaskrügen
(WZ003) [4]
Warenzeichen der Brauerei, eingetragen am 18.05.1909
(W001)
Ausschnitt ? mit Werbung der Vereinsbrauerei
Höhscheid. Zu sehen der Tannenbaum aus
dem Warenzeichen
(W004) [unbekannt]
Siegel- oder Reklamemarke der Höhscheider Brauerei

Die Übernahme durch die Brauerei Beckmann und die Stilllegung der
Vereinsbrauerei
Noch vor der Generalversammlung ist in der „Bergischen Arbeiterstimme“ vom 3. Oktober 1917 folgendes zu lesen [1]:
„…Solingen. Zusammenlegung von Brauereien. Die Brauerei Beckmann von hier hat den größten Teil der Aktien der Höhscheider Brauerei in ihren Besitz gebracht und beabsichtigt sämtliche Aktien anzukaufen. Die Höhscheider Brauerei wird den Braubetrieb einstellen, weil ihr keine Rohstoffe mehr geliefert werden. So ist in diesem Falle aus der vom Kriegsernährungsamt beabsichtigten zeitweisen Kontingentierung der Bierherstellung eine dauernde geworden…“
In der Generalversammlung vom 23. November blieb kein Stein auf dem anderen, die Brauerei Beckmann übernahm vollständig die Kontrolle. Als Konsequenz wurden Aufsichtsrat und Vorstand vollständig ausgetauscht (bis auf eine Person im Aufsichtsrat entsprach die 1:1 dem bestehenden Vorstand und Aufsichtsrat der Brauerei Beckmann AG).
[4] „…Solingen. Eintragungen in das Handelsregister. Abt. B Nr. 4: Firma Vereins-Brauerei Höhcheid in Höhscheid: Der Brauereidirektor Dr. Hans Beckmann in Solingen ist zum Vorstandsmitgliede bestellt…“ „…Es schieden folgende Mitglieder des Aufsichtsrats aus: Kommerzienrat Richard Berger, Haus Hackhausen, Kaufmann August Neef, Höhscheid, Kaufmann Otto Kirschbaum, Cöln, Kaufmann Hugo Schäfer, Höhscheid, Fabrikant Adolf Heuser, Solingen, Bürgermeister a.D. Louis Gläßner, Cöln. Wiedergewählt wurden: Brauereibesitzer Hugo Beckmann, Solingen, Architekt Willy Maus, Solingen, Brauereidirektor Louis Kirschmann, Haag (Holland), Prokurist Heinrich Niemüller, Solingen, Prokurist Rich. Wietcher, Ohligs…“
Weiter wurde ein Brauvertrag mit der Brauerei Beckmann geschlossen und die eigene Brautätigkeit für immer eingestellt. Besiegelt wurde dies auch durch den Verkauf der Brauereigebäude in den Folgejahren. Damit war ein Konkurrent der Brauerei Beckmann für immer ausgeschaltet.
Warum die Gesellschaft nicht aufgelöst wurde ist unklar. In der Generalversammlung vom 27. Dezember 1920 beschloss man dann, den Sitz der Gesellschaft nach Solingen in die Schützenstraße 41 zu verlegen (dem Sitz der Brauerei Beckmann) und die Statuten der Gesellschaft wurden in Richtung „Verwaltungsgesellschaft“ geändert.
[4] „…Solingen. Eintragungen in das Handelsregister. Abteilung B Nr. 4, Firma Vereins-Brauerei Höhscheid in Höhscheid: Durch Beschluß der Generalversammlung vom 27. Dezember 1920 sind die §§ 1, 2, 10, 11, 17 des Statuts abgeändert. Der Sitz der Gesellschaft ist nach Solingen verlegt. Gegenstand des Unternehmens ist die Anlage, Verwaltung und Verwendung des Gesellschaftsvermögens in Brauerei- oder ähnlichen Gewerben…“
In den Folgejahren dümpelte die Gesellschaft so vor sich hin. Im Jahr 1924 wurde das Aktienkapital infolge Inflation und Währungsreform von 1.000.000 Papiermark auf 300.00 Reichsmark umgestellt. Die Gesellschaft erwarb in den 1930er Jahren Wertpapiere und Aktien anderer Gesellschaften in Höhe von ca. 500.000 Mark. Das die Gesellschaft eine reine Verwaltungsgesellschaft war, lässt sich auch leicht aus dem jährlichen Umsatz ableiten, der zwischen 20.000 und 30.000 Mark lag.
Im Jahr 1939 wurde der Name der Gesellschaft in „Vereinsbrauerei“ geändert, der Zusatz „Höhscheid“ verschwand. Vermutlich eine späte Konsequenz der Vereinigung der 4 Gemeinden Gräfrath, Wald, Ohligs und Solingen zur Stadt Solingen.
[4] „…Veränderungen: Nr. 433 bei der Firma Vereinsbrauerei Höhscheid in Solingen am 3.7.1939: Durch Beschluß der Hauptversammlung vom 21. Januar 1939 sind die Firma der Gesellschaft in "Vereinsbrauerei" - ohne den bisherigen Zusatz Höhscheid - und die Satzung ... geändert. ... Brauereidirektor Dr. Hans Beckmann ist nicht mehr Vorstand. Zum Vorstand mit der Ermächtigung, die Gesellschaft allein zu vertreten, ist der Diplom-Volkswirt Dr. Klaus Beckmann in Solingen bestellt worden ... Solingen, den 7. Juli 1939…“
Die Gesellschaft bestand formal noch bis ins Jahr 1976, in dem sie in die Beckmann Verwaltungsgesellschaft mbH umgewandelt wurde. Das alte Brauereigebäude wurde in den 1920er Jahren vom Rasierklingen-Hersteller Edmund Bergfeld erworben und im Jahr 1958 weiter verkauft. Anschließend ging durch verschiedene Hände und Nutzungen (in den 1950er Jahren befand sich dort eine Champignonzucht, für die die alten Lagerräume des dreigeschossigen Kellers wohl gut geeignet waren. Stand 2021 befindet sich dort die Fa. Mivoc, welche Audiosysteme vertreibt.

Firmierungen der Brauerei  [4,5]
Zeitraum Firmierung Anmerkung
1897 – 1904 Solingen-Dortmunder Vereins-Brauerei Actiengesellschaft Heute: Neuenhofer Str. 42 (B 299), Ecke Brauereistraße. Früher?
1904 – 1939 Vereins-Brauerei Höhscheid Actiengesellschaft, Höhscheid  
1939 – 1976 Vereins-Brauerei Actiengesellschaft, Solingen 1976 AG aufgelöst und in Beckmann Verwaltungsgesellschaft mbH umgewandelt
 
 
Anmerkungen
» Kurzzusammenfassung der Brauereigeschichte: Fast nie selbst gebraut und nie profitabel gewesen. Immerhin sind die schönen alten Brauereigebäude noch erhalten
» Die Familie Beckmann mischte bei fast allen Brauereien in Solingen mit (Carl Beckmann, Beckmann AG, Vereinsbrauerei Höhscheid, Aktienbrauerei Ohligs).
 

Brauereiwerbemittel
Krüge
 
(GK001)
"Höhscheider Bier Hell Export", Eichung unklar
(unbekannte Sammlung)
(GK002)
"Höhscheider Exportbier", 6/20 L geeicht
(Sammlung Großmann)
                                                                         

Etiketten
   
(E001)
"Höhscheider Bier"
(Sammlung Mittenzwey)
                                                                                                                    
 
 
 
 
Quellen
1 https://www.villalindenhof.de/mehr-ueber/historie-/-chronik
2 https://www.solinger-tageblatt.de/solingen/solingen-heute-suchen-sportliches-freiluftereignis-13583295.html
3 Hompage der Fa. Speaker Trade (www.mivoc.com), Michael von Keitz
4 "Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger", Berlin, Ausgaben 05.06.1897, 18.10.1898, 08.02.1899, 10.02.1899, 28.01.1900, 04.10.1900, 28.01.1901, 02.03.1901, 31.12.1901, 17.12.1902, 18.12.1903, 01.07.1904, 27.12.1904, 27.12.1905, 21.04.1906, 24.12.1906, 31.12.1907, 24.12.1908, 15.06.1909, 08.10.1909, 21.12.1909, 24.12.1910, 09.07.1911, 22.03.1913, 15.09.1913, 19.01.1914, 19.01.1914, 09.02.1914, 15.01.1915, 08.01.1916, 23.11.1916, 03.10.1917, 19.11.1917, 27.11.1917, 19.11.1919, 31.12.1920, 26.02.1921, 05.04.1921, 13.01.1922, 13.11.1922, 06.01.1923, 31.01.1925, 25.03.1925, 19.06.1925, 08.02.1926, 19.02.1927, 17.01.1928, 23.01.1932, 29.01.1934, 08.03.1935, 13.02.1936, 16.02.1938, 13.02.1939, 13.07.1939, 04.02.1942
5 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
6 Handbuch der Deutschen Aktien-Gesellschaften, Verlag für Bördsen- und Finanzliteratur A.-G. (ab 1933: Verlag für rechts- und Wirtschaftsliteratur), Ausgaben 1911/12, 1912/13, 1913/14, 1914/15, 1915/16, 1916/17, 1917/18, 1918/19, 1919/20, 1923/24, 1930, 1933, 1949
7 Die Deutschen Brauereien, Firmenjahrbuch des Deutschen Brauer-Bundes, Verlag für Rechts- und Wirtschaftsliteratur A.-G., Berlin u. Leipzig, 1934
7 Kölnische Zeitung, Ausgabe 25.02.1901