Unternehmensgeschichte der Brauerei "Zum
Engel" von Heinrich Josef Bank
sowie des "Heinzelmännchen Brauhaus" und
der Restaurationen "Central-Automat, "Zum Hähnchen", "Oberbayern",
"Rheinisches Weindorf", "Im Trichter", "Prater" und "Zum Salzrümpchen" am
Blaubach 4-6 / Hohe Pforte 5-7
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Unternehmensgeschichte
Quellen
Die Ursprünge des Hauses Blaubach 4-6
Das Haus, in dem Heinrich Josef Bank im Jahr 1894 die
Brauerei zum Engel gründete, wurde bereits im sechzehnten Jahrhundert am
Blaubach / Ecke Hohepforte erbaut. Es wurde „Haus Weinsberg“ genannt, nach
der Familie des berühmten Kölner Chronisten und Ratsherrn Hermann von
Weinsberg. Dieser lebte von 1518 bis 1597 in Köln, die größte Zeit in oder
in unmittelbarer Nähe des Haus Weinsberg [1]. Hermann von Weinsberg war
unter anderem auch ein so genannter „Bierherr“, und in dieser Rolle für die
Überwachung des Reinheitsgebots des Bieres zuständig.
Über die nächsten Jahrhunderte ist wenig bekannt, erst ab
Beginn des neunzehnten Jahrhunderts gibt es wieder Informationen. Das Haus
war geteilt in verschiedene gewerbliche und private Wohnungen, ging durch
viele Hände und verschiedenste Gewerbe wurden dort betrieben.
Zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts war dort eine
Weinhandlung ansässig, von der folgende Anzeige aus dem Jahr 1822 bekannt
ist:
[2, 17.10.1922] „…Auf der Blaubach Nro. 4 ist, außer den
bekannten Weinen, 1822er Zeltinger Ausstich, zu 32 Stuber die Maß, zu
haben…“.
Nachfolgende eine Liste weiterer Gewerbe am Blaubach 4-6 [2]:
• 1838: „Blutegel-Lager“ („… Mein Blutegel-Lager ist jetzt
Blaubach Nr. 6. G. J. Denis Sohn…“)
• 1842: Instrumentenbauer (Fertigung von Clarinetten und „Hautbois-Rohre“
(Oboen))
• 1843: Lebens-/Futtermittel (Verkauf von „Alpenhaar“ (einer spezielle
Grassorte) und Runkelrüben-Sirup)
• 1843: Sicherheits-Apparate (Eröffnung der Haupt-Niederlage für „Paravol“,
einem Sicherheits-Apparat gegen Diebstahl)
• 1844: Glasmalerei
• 1853: Commissions-Lager (Verkauf u.a. von Butter und Schinken)
• 1858: Eisenwarengeschäft (Verkaufsanzeigen für Nägel und Drahtstifte)
• 1861: Lederhandlung (u.a. Verkauf von Ledertüchern aus Amerika)
• 1868: Prothesen-Hersteller („Künstliche Beine mit Gummifuß“)
• 1873: Spiegelhersteller und Vergolder
Im Jahr 1827 stand das Haus zum Verkauf [2]. Im Jahr 1845
wurde das Haus versteigert und im Jahr 1851 stand es erneut zum Verkauf.
Vermutlich wurde es im Jahr 1851 von der Eduard Joest erworben. Nachgewiesen
ist der Besitz des Haus-Teils Blaubach 4 ab dem Jahr 1854 [4] und zusätzlich
ab dem Jahr 1867 [5,6] auch der Haus-Teil Blaubach 6.
Eduard Joest, im Jahr 1821 geboren, war ein Zuckerfabrikant
[3]. Sein Vater, Carl Wilhelm Joest, hatte im Jahr 1831 in Köln die
Zuckerraffinerie Schimmelbusch & Joest gegründet. Seine 5 Söhne stiegen
ebenfalls in das Unternehmen ein und erlangten erheblichen Wohlstand.
Neben der Wohnung am Blaubach besaß Eduard Joest auch eine
Villa als Sommerresidenz in Godesberg. Der mittlerweile mit dem Titel
geheimer Commercienrat versehene Eduard Joest starb im Jahr 1892 im Alter
von 70 Jahren.
Im Frühjahr 1893 erwarb Josef Bank das Haus am Blaubach von
den Erben Eduard Joests.
[7, 03.03.1893] „…Aus der Umgegend. Köln, 2. März. Das Haus
des verstorbenen Geheimraths Ed. Joest, Blaubach 2 und 4 und
Hohepfortenbüchel ist zum Preise von 200,000 Mk. an den Brauereibesitzer H.
J. Bank verkauft worden. Derselbe beabsichtigt in diesem geräumigen Hause
eine Kölner obergährige Brauerei mit Ausschank zu errichten…“
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(F012) [26]
Ausschnitt einer Karte aus dem Jahr 1571. Unten zu sehen der Weismarkt, von
dem rechts die Straße "Auff der hochpforts" abgeht. Dazwischen von oben nach
unten zu sehen der namensgebenden Bach
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(F002) [27]
Handzeichnung von Hermann von Weinsberg aus dem Jahr 1578. Im Vordergrund
der namensgebende Bach, rechts geht nach oben die "Horportz" ab. |
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(F013) [15]
Kolorierte Tuschezeichnung des Straßenzugs am Blaubach um 1845. Unten links
die Hausnummern 2 und 4
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(W008) [2, 17.10.1822]
Wein zu verkaufen am Blaubach 4. Anzeige aus dem Jahr 1822 |
(W004) [2, 20.10.1827]
Das Haus auf dem Blaubach Nro. 4 steht zu verkaufen. Anzeige aus dem Jahr
1827
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(W009) [2, 16.08.1842]
Bestes Clarinetten- und Hautbois-Rohr am Blaubach 4. Anzeige aus dem Jahr
1842 |
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(W010) [2, 21.02.1843]
Instrumentenmacher-Gehülfe gesucht. Anzeige aus dem Jahr 1843 |
(W011) [2, 29.08.1843]
Alpenhaar und Runkel-Rüben-Syrup, zu haben am Blaubach 4. Anzeige aus dem
Jahr 1843
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(W056) [2, 27.05.1838]
Auch ein "Blutegel-Lager" ist am Blaubach 6 vertreten. Anzeige aus dem Jahr
1838 |
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(W011) [2, 10.12.1843]
Paravol gegen Diebstahl. Anzeige aus dem Jahr 1843 |
(W012) [2, 08.08.1844]
Gesucht werden 2 junge Leute, die sich der Glasmalerei widmen wollen.
Anzeige aus dem Jahr 1844
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(W013) [2, 07.09.1845]
Anzeige zur Versteigerung des Hauses Blaubach 4 aus dem Jahr 1845 |
(W057) [2, 23.04.1851]
Im Jahr 1851 steht das Haus Blaubach 6 zu verkaufen oder zu vermieten |
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(W014) [2, 14.03.1857]
Alles muss seine Ordnung haben, auch die Verlegung eines Briefkastens.
Anzeige aus dem Jahr 1857 |
(W058) [2, 14.12.1853]
Anzeige des Commissions-Lagers von Herrn Büchel am Blaubach 6 aus dem Jahr
1853. Zu haben unter anderem 30 Pfund-Tönnchen Butter, westfälischer
Schinken und Cervelatwurst |
(W059) [2, 03.08.1854]
Weitere Anzeige des Kommissionslagers von Herrn Büchel. Es wird aufgeräumt,
der westfälische Schinken muss raus |
(W060) [2, 23.05.1858]
Herr Büchel verkauft jetzt, statt Lebensmittel wie zuvor, Nägel, Drahtstifte
und Nieten. Anzeige aus dem Jahr 1858 |
Als Josef Bank am 16. September 1893 seine Brauerei „Zum
Engel“ am Blaubach 4-6 eröffnete [2], war er bereits ein erfahrener Brauer.
In den Jahren 1881 bis 1883 führte er bereits eine Brauerei am Großen
Griechenmarkt 16 und in den Jahren 1883 bis 1893, also bis zur Gründung der
Brauerei „Zum Engel“, eine Brauerei in der Hohepforte 8. Diese Brauerei war
in direkter Nähe zum Blaubach 4-6, nur ca. 20 Meter um die Ecke gelegen, und
wurde im gleichen Jahr geschlossen und nur noch als Restauration
weitergeführt.
Die erste bekannte Erwähnung von Heinrich Josef Bank stammt
aus dem Oktober 1880, in dem er Helene Aloysia Schäfer aus Zülpich heiratet
[2]. Allerdings verstarb Helene Aloysia Bank bereits im März 1883 im Alter
von nur 28 Jahren [2]. Die Trauer hielt aber nicht lange an, den nur 6
Monate später, heiratete Heinrich Josef Bank erneut. Diesmal Catharina
Rosina Schäfer aus Zülpich, vermutlich die Schwester der verstorbenen Helene
Aloysia Bank, geb. Schäfer. Aus dieser Ehe gingen in den folgenden Jahren
mindesten 4 Kinder hervor (1887: Heinrich Josef, 1889: Agnes Josefine
Hubertine, 1891: Maria Josefine Gertrud, 1892: Martin Joseph).
Im Jahr 1882 wurde Heinrich Josef Bank bei einem
Eisenbahn-Unfall verletzt, bei dem 2 Menschen ums Leben kamen:
[8, 21.10.1882] „…Gestern wurde in der Strafkammer jener
Eisenbahnunfall verhandelt, in welchem zwischen Deutz und Mülheim, da, wo
die Bergisch-Märkische Eisenbahn die Chaussee überschreitet, am 7. Dezember
vorigen Jahres ein Zug einen Pferdebahnwagen überfuhr und zertrümmerte. Der
Bahnwärter Wilh. Krüger von Schweinheim war angeklagt, durch das
unterlassene rechtzeitige Schließen der Barriere einen Transport in Gefahr
gebracht und dadurch den Tod des Kondukteurs Heinrich Euler und des
Kutschers Joh. Lück, sowie Körperverletzung des Kommis Joh. Deutz und des
Wirthes Jos. Bank verursacht zu haben. Der Kondukteur blieb sofort todt, der
Kutscher starb an 25. Dezember im Hospital zu Mülheim. Der Angeschuldigte
behauptete, daß er, trotzdem ihm die Abfahrt des Zuges von Deutz durch das
Läutewerk nicht gemeldet worden sei, sich um 11 Uhr 25 Minuten, eine Minute
vor der fahrplanmäßigen Abfahrt des Zuges von Deutz, aus seiner Bude zur
Barriere begeben habe, um diese zu schließen. Bei dem Schließen aber sei die
Kette zerrisse und deshalb die Barriere wieder in die Höhe gegangen. In
demselben Augenblick sei der Pferdebahnwagen gekommen, dem er zugerufen,
einzuhalten, was aber nicht beachtet worden sein, worauf er schnell die
andere Barriere geöffnet, damit der Wagen durchfahren könne, es sei aber zu
spät gewesen, der Zug habe den Wagen zertrümmert. Auch sei ihm keine Zeit
verblieben, den Zug durch die Laterne über die Lage zu benachrichtigen.
Weiterhin sagte er aus, die Einrichtungen an diesem Übergang seien erst nach
dem Unglück vielfach abgeändert und verbessert worden. Die Aussagen konnten
durch Zeugen nicht bestritten werden, wurden im Gegentheil durch einzelne
Zeugen noch erhärtet. Der Gerichtshof erkannte auf Freisprechung…“
Die neu eröffnete Brauerei „Zum Engel“ fand scheinbar von
Anfang an Akzeptanz bei der Kölner Bevölkerung wie dem folgenden Artikel,
welcher 3 Tage nach der Eröffnung erschien, zu entnehmen war:
[9, 19.09.1893] „…Locales. Kölner Bierbrauereien. Die
Blaubach 4-6 neu eröffnete Brauerei „Im Engel“ von Bank war in den ersten
Tagen überfüllt von denjenigen Freunden des Kölner Bieres, welche den großen
Unterschied zwischen Obergährung und Untergährung kennen. Es ist eine sehr
erfreuliche Thatsache, daß die hiesigen Brauer mehr und mehr auf die in
frühern Jahren nur übliche Obergährung, welche dem Kölner Bier den
verdienten guten Ruf verschafft hat, zurückkommen. Fahren unsere Brauer in
diesem Bestreben fort, dann wird das „Kölsch“ ohne Zweifel durch keine
fremde Brauart aus dem Felde geschlagen werden können. Einen Wunsch vieler
Biertrinker können wir noch verrathen und möchten ihn der wohlwollenden
Berücksichtigung empfehlen, nämlich mindestens 4/10 Liter=Gläser
einzuführen. Früher tranken die Kölner aus ½ Quart=Gläsern, ungefähr 6/10
Liter, zu zehn alten Pfennigen. Die Wirthschaftsräume des neuen Brauhauses
entsprechen allen Ansprüchen der Neuzeit und können den feinsten Münchener
Restaurants würdig zur Seite gestellt werden…“
Zunächst war die Brauerei nur im Erdgeschoss ansässig. In
einer Anzeige im September 1893 versuchte Heinrich Josef Bank noch Mieter
für die 1. Etage zu finden. Dies schlug anscheinend fehl, denn im Dezember
1893 kündigte Heinrich Joseph Bank an, seine Brauerei auf die „prachtvolle“
1. Etage auszuweiten:
[9, 23.12.1893] „…Obergärige Bierbrauerei „Zum Engel“,
Blaubach 4-6, am Waidmarkt. Hiermit die ergebene Anzeige, daß ich die früher
von Herrn Commercienrath Ed. Joest bewohnte prachtvolle 1. Etage ebenfalls
zur Wirthschaft eingerichtet habe. Die Räume eignen sich zum Abhalten von
Festlichkeiten, sowie Tagung von Gesellschaften. Erlaube mit die verehrl.
Vorstände von Vereinen zur Besichtigung ergebenst einzuladen. Während den
Feiertagen findet in sämmtlichen Räumen große Restauration statt.
Achtungsvoll! H. Jos. Bank…“
Weiterhin gab es auf der Rückseite des Hauses noch einen
kleinen Biergarten. Die Geschäfte schienen weiterhin gut zu laufen, außer
eigener Werbung wurde sogar in der lokalen Presse über die Brauerei berichtet:
[9, 23.05.1896] „…Aus dem Geschäftsverkehr. Die obergährige
Bierbrauerei und Restauration von H. Bank, Blaubach 4-6, bringt seit einigen
Tagen ihr Lagerbier zum Ausschank, das sich verdientermaßen eines großen
Zuspruches erfreut. Gewiß wird kein Verehrer des so beliebten Gerstensaftes
diese Gelegenheit vorübergehen lassen, um seinen Theil mitzubekommen, zumal
auch die Küche gut bestellt ist. Das neu angelegte Gärtchen ist ein schönes
Fleckchen Erde, das sich einer großen Beliebtheit erfreut…“
Im Jahr 1900 war dann Schluss. Die Brauerei wurde geschlossen
und Heinrich Josef Bank verkaufte das Gebäude am Blaubach 4-6 an die
Hirschbrauerei Gebr. Steingröver aus Bayenthal, eine der damals größten
Brauereien Kölns
.
Die Gründe hierfür sind unklar. Vermutlich setzte er sich
einfach zur Ruhe, denn in der nächsten bekannten Erwähnung aus dem Jahr 1907
wird er als Rentner bezeichnet. Die Erwähnung erfolgt im Kontext der
Stadtverordnetenwahl, in der er als Kandidat für die Zentrumspartei antrat
und auch für die kommenden 6 Jahre gewählt wurde [9]. Nach diesen 6 Jahren
stellte er sich erneut zur Wahl, dieses Mal in direkter Konkurrenz zum
Kandidaten der liberalen Partei, dem „Brauereibesitzer Paul Jos. Winter“
.
Die nächsten Erwähnungen erfolgen im Kontext einiger schnell
aufeinander folgenden Todesfälle der Familie. Im März 1916 starb seine
Tochter Maria, die „ehrwürdige Klosterschwester Maria Ascensia der
Franziskanerinnen zu Nonnenwerth“ im Alter von nur 29 Jahren. Nur eineinhalb
Jahre später, im November 1917, starb seine Tochter Agnes im Alter von nur 28
Jahren. Diese war ebenfalls, wie ihre Schwester Maria, Klosterschwester bei
den Franziskanerinnen zu Nonnenwerth gewesen. Zeitlich zwischen diesen
Todesfällen starb im Mai 1916 noch Sophie Bank, vermutlich eine Tante von
Heinrich Josef Bank. Diese war ebenfalls Klosterschwester in Nonnenwerth
gewesen, allerdings starb sie im stolzen Alter von 83 Jahren nach 51 Jahren
als Nonne.
Die letzte bekannte Erwähnung stammt aus dem Jahr 1921.
Heinrich Josef Bank war wohl längere Zeit als Geschäftsführer der
"Grundstückserwerbsgesellschaft Rubensstraße mit beschränkter Haftung" tätig
gewesen und legte dieses Amt im Oktober 1921 nieder. Wann Heinrich Josef
Bank starb, ist nicht bekannt.
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(W018) [9, 15.09.1893]
Ankündigung der Eröffnung der Brauerei "Zum Engel"
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(W022) [9, 16.09.1893]
Anzeige zur Eröffnung der Brauerei "Zum Engel" am 16. September 1893 |
(W001) [9, 23.12.1893]
Jetzt auch in der "prachtvollen" 1. Etage. Anzeige aus dem Jahr 1893
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(W005) [9, 30.03.1895]
Lagerbier in der Brauerei "Zum Engel". Anzeige aus dem Jahr 1895 |
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(W002) [9, 16.05.1896]
Lagerbier in der Brauerei "Zum Engel". Anzeige aus dem Jahr 1896 |
(PK001) [20]
Postkarte der Brauerei "Zum Engel", gelaufen 1897. Das Gebäude der Brauerei selbst auf
der linken Seite ist noch halbwegs realistisch dargestellt, allerdings wird
das Nebenhaus Blaubach 2 unterschlagen. Die anderen Abbildungen sind
insbesondere bezüglich der Weitläufigkeit stark geschönt |
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Im Oktober 1900 wurde die „obergärige Brauerei, vorm. H.J.
Bank“ am Blaubach 4-6 von Wilhelm Hücker eröffnet. Der Name
„Heinzelmännchen“ taucht das erste Mal einen Monat später als „Restaurant zu
den Heinzelmännchen“ und im September 1900 als „Heinzelmännchen Brauhaus“
auf.
Wilhelm Hücker hatte zuvor bereits die Gaststätte „Im
Grünewald“ betrieben und dort Bier der Brauerei „Zum Salzrümpchen“
ausgeschenkt
. Da das Salzrümpchen, wie das Heinzelmännchen
Brauhaus auch, der Hirsch-Brauerei gehörte und für das Brauen von
obergärigem Bier zuständig war, kann angenommen werden, dass im
Heinzelmännchen Brauhaus obergäriges Bier der Brauerei „Zum Salzrümpchen“
ausgeschenkt wurde.
Zu Beginn wurde außer dem obergärigen Bier der
Hirsch-Brauerei auch noch untergäriges Bier, das „Original Kulmbacher Bier
aus der Petzbrauerei in Kulmbach“, ausgeschenkt und auch prominenter beworben
als das Bier aus der Hirsch-Brauerei. Vermutlich gefiel das dem Besitzer,
also der Hirsch-Brauerei, nicht und so verschwand das auswärtige Bier aus
dem Angebot.
Das Gebäude am Blaubach 4-6 lag direkt am Kölner Waidmarkt,
an der Ecke zur „Hohepforte“. Rückwärtig grenzte es an den „Hohepfortenbüchel“,
wo sich ebenfalls ein Eingang befand. Die Hirschbrauerei erwarb im Jahr 1900
auch die an der Hohepforte 5-7 gelegenen Gebäude, ließ sie abreißen und
errichtet dort im Jahr 1901 einen Neubau, welcher direkt an die Gebäude
Blaubach 4-6 grenzte. Bereits im Jahr 1901 wurden beide Adressen, Blaubach
4-6 und Hohepforte 5-7, als Adresse des Heinzelmännchen-Brauhaus angegeben.
Die Gebäude wurden nicht ausschließlich für die Restauration
genutzt, es gab dort noch weitere Geschäfte, z.B. ein Tanz-Institut und ein
Versicherungs-Büro. Kurios war, dass die Hirschbrauerei nicht den ganzen
Komplex besaß, sondern der direkt auf der Ecke Blaubach / Hohepforte gelegen
Gebäudeteil der Konkurrenz gehörte. Besitzer des Blaubach 2 war die Brauerei
Winter
, welche die dort eine von Peter Höhner geführte
Restauration betrieb.
Wilhelm Hücker führte das Heinzelmännchen Brauhaus bis ins
Jahr 1903, in dem er das „Süddeutsche Bierhaus“ übernahm. Nachfolger im
Heinzelmännchen Brauhaus war Karl Kasper Storck. In dieser Zeit wandelte
sich das Brauhaus hin zu Konzertsaal und Kleinkunstbühne, in welchen
regelmäßig Kapellen spielten, Tanzveranstaltungen stattfanden und
Unterhaltungskünstler auftraten.
Im Dezember 1905 erhielt das Heinzelmännchen Brauhaus einen
neuen „Anstrich“, der sogar der Presse einen Artikel wert war:
[9, 03.12.1905] „…Aus dem Geschäftsverkehr. Das
Heinzelmännchen-Brauhaus auf der Hohenpforte hat neuerdings eine originelle
Dekoration erhalten. Dieselbe ist entworfen vom Theater= und
Dekorationsmaler A. Buschmann in Düsseldorf, demselben Künstler, nach dessen
Entwurf 1900 das Zillerthal und zwei Jahre später wieder gelegentlich der
Düsseldorfer Ausstellung das Etablissement Oberbayern gebaut wurde. Diesmal
gleicht das ganze geräumige Restaurant der Heinzelmännchen dem Reiche des
Mikado. In echt japanischer Pracht ist der große Raum ausgestattet. Mächtige
Schirme überspannen die unzähligen japanischen Ballons, welche elektrisch
erhellt, die einzige Beleuchtung bilden. Allabendlich finden die gewohnten
Konzerte von nur ersten Künstlern statt…“
Der Entwerfer der Dekoration hatte bereits im Jahr 1902 das
„Etablissement Oberbayern“ in Düsseldorf erbaut, was insofern interessant
ist, da das Heinzelmännchen Brauhaus in späterer Zeit „Oberbayern“ heißen
sollte. Neben dem genannten japanischen Anstrich gab es auch schon bayrische
Töne. So wurde mit „Original Bayrische Küche“ geworben und es traten
Kapellen aus Bayern auf. Geworben wurde mit Slogans wie „Gaudi - Humor -
Haberfeldtreiben“.
Im Jahr 1906, jetzt schon unter der Leitung von Franz Duhr,
fand im Heinzelmännchen-Brauhaus ein „Dorffest in Alt-Bayern“ statt.
Geworben wurde mit „Herrliche Gemälde u. Dekorationen, wie Kirche, Schenke,
Berger, Bauernhof mit lebendem Vieh, Tanzsaal, Schule usw.“ uns
„Sehenswürdigkeit ersten Ranges“.
Im Jahr 1907 war bereits wieder umdekoriert, geworben wurde
mit den „Amor-Feensäle“ welche mit „grossartigen Dekorationen“ und
„Feenhafter Beleuchtung“ ausgestattet waren.
Im Jahr 1908 warb das Heinzelmännchen Brauhaus bereits mit
den Statements „größte Konzertsäle Kölns“ oder „Grösstes und angenehmstes
Konzerthaus Kölns“ [9]. Es gab tägliche Konzerte und zu besonderen Anlässen
spielten dort bis zu 4 Kapellen gleichzeitig.
Im Dezember 1908 wurden der Gebäudekomplex aufgeteilt. Im
Blaubach 4-6 wurde der „Central-Automat“, ein modernes Automatenrestaurant,
eröffnet und das Heinzelmännchen-Brauhaus wurde verkleinert im Gebäudeteil
Hohpforte 5-7 weitergeführt.
Das Heinzelmännchen Brauhaus setzte viel auf
Motto-Veranstaltungen. So wurde z.B. im Jahr 1909 unter dem Motto „Ein
fideles Schützenfest“ gefeiert, für welches „nie dagewesene“ und „großartige
Dekorationen“ „aus der Biedermannszeit“ eingerichtet wurden. Weiter wurde
regelmäßig ein Oktoberfest veranstaltet, für das mit „Feez - Gaudi - Humor“
und „Kommen, sehen, staunen, dableiben und wiederkommen ist die Devise“
geworben wurde.
Bemerkenswert ist, dass weder für die Konzerte noch für die
Motto-Veranstaltungen Eintritt verlangt wurde.
Zum Neujahr 1911 wurde in einer Anzeige angekündigt, dass der
888. Besucher (was noch einmal die Größe der Räumlichkeiten veranschaulicht)
eine Riesen-Brezel erhalten solle. Die Brezel hatte eine Dimension von 2,5
mal 4 Metern, was heute bestimmt einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde
wert wäre, damals aber auch schon einen Artikel im Kölner Lokal-Anzeiger:
[9, 08.01.1911] „…Eine Neujahrsfreude wurde den Zöglingen des
städtischen Waisenhauses in diesem Jahre durch die Stellung einer etwa vier
Meter langen und zirka zweieinhalb Meter breiten Riesenbrezel, die das
außergewöhnliche Gewicht von annähernd zwei Zentner hatte, bereitet. Das
Restaurant Zu den Heinzelmännchen, Blaubach 4-6, hatte diese Brezel für den
888. Besucher des Restaurants am Silvesterabend herstellen lassen. Der
Glückliche, Herr Phil. Esels aus Ehrenfeld, dem die Brezel zufiel, schenkte
dieselbe dem Waisenhaus. Hergestellt wurde die Riesenbrezel in der
Brotfabrik von K. Hermanns in Klettenberg…“
In den späteren Jahren wurde das Heinzelmännchen Brauhaus von
Franz Duhr betrieben, was folgendem Nachruf aus dem Jahr 1924 zu entnehmen
ist:
[11, 13.11.1924] „…Der bekannte frühere langjährige Inhaber
der ehemaligen Kleinkunstbühne Heinzelmännchen (jetzt Oberbayern) an der Hohepforte in Köln, zuletzt Restaurateur in Merten (Vorgebirge). Franz Duhr,
ist im Alter von 52 Jahren nach längerem Leiden in Merten gestorben. Der
Verstorbene hat besonders durch seine Wohltätigkeitsveranstaltungen während
der Weltkrieges sich große Verdienste um das Allgemeinwohl erworben, wofür
er manches Dankschreiben des Oberbürgermeisters erhielt…“
Vermutlich wurde das Heinzelmännchen Brauhaus im Jahr 1922
geschlossen um der neuen „Event-Gastronomie“ „Oberbayern“ platz zu machen,
welche im Jahr 1922 eröffnet wurde und beide Gebäudeteile (Blaubach und
Hohepforte) umfasste.
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(W023) [9, 08.05.1900]
Anzeige der Restauration "Im Grünewald", dessen Geschäftsführer Wilhelm
Hücker vor Übernahme der Brauerei am Blaumarkt war |
(W021) [9, 11.10.1900]
Eröffnungsanzeige der "Obergährigen Brauerei" von Wilhelm Hücker vom 11.
Oktober 1900. Zu Beginn noch ohne "Heinzelmännchen" |
(W005) [9, 17.02.1901]
Anzeige aus dem Februar 1901. Noch nicht als "Heinzelmännchen-Brauhaus",
aber schon als Restaurant "Zu den Heinzelmännchen" |
(W006) [9, 16.09.1901]
Anzeige von September 1901, jetzt schon mit der Bezeichnung
"Heinzelmännchen-Brauhaus" |
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(W007) [9, 30.10.1901]
Anzeige des Heinzelmännchen-Brauhaus von Oktober 1901 |
(W081) [9, 01.02.1902]
Großes Bockfest im Heinzelmännchen-Brauhaus. Anzeige aus dem Jahr 1902
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(W028) [9, 17.04.1902]
Großes Bockfest im Heinzelmännchen-Brauhaus. Anzeige aus dem Jahr 1902 |
(W077) [9, 05.07.1902]
Großes Märzenbierfest im Heinzelmännchen-Brauhaus. Anzeige aus dem Jahr 1902 |
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(W035) [9, 30.09.1902]
Anzeige der Restauration "Zu den Heinzelmännchen" aus dem Jahr 1902.
Kulmbacher Bier wurde noch prominent beworben. Von der Hirsch-Brauerei,
welche Besitzerin des Gebäudes an der Hohepforte war, kam nur obergäriges
Bier zum Ausschank |
(W008) [9, 26.11.1903]
Anzeige der Hirsch-Brauerei aus dem Jahr 1903. Wie üblich in dieser Zeit
wurde sich gegen die beliebte Bayrische Konkurrenz abgegrenzt. Als Ausschank
der Hirsch-Brauerei wird das Heinzelmännchen genannt |
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(F001) [unbekannt]
Foto des Waidmarkt aus dem Jahr 1900. Ganz links ist das Kaufhaus "zur guten
Quelle" zu sehen, damals das größte in Köln (siehe auch Anmerkungen). Rechts
daneben ist das Heinzelmännchen Brauhaus, auf der Ecke Blaubach / Hohpforte
die zur Brauerei Winter gehörende Restauration von Peter Höhner, links in
der Hohepforte das Gebäude 5-7, welches erst ab dem Jahr 1901 zum
Heinzelmännchen-Brauhaus gehörte. Vor den Hausvorsprung dahinter ging es
links ab in den Hohepfortenbüschel
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(F010) [16]
Blick aus der Straße Hohepforte auf den Waidmarkt um 1900. Rechts zu sehen die Ecke
Hohepforte / Blaubach mit der Restauration von Peter Höhner, welche der
Brauerei Winter gehörte |
(F005) [17]
Karnevalstreiben in Köln. Blick vom Waidmarkt in die Hohepforte, vermutlich
um 1920. Links das Eckhaus Blaubach 2, dahinter das Gebäude Hohepforte 5-7,
von dem es fast keine Fotos gibt |
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(PK001) [24]
Postkarte "Gruß aus dem Heinzelmännchen-Brauhaus", gelaufen 1902 |
(PK007) [23]
Postkarte des Heinzelmännchen-Brauhaus. Zu sehen ist der vornehme Bereich
des Brauhauses mit weiß gedeckten Tischen und schick gekleideten Kellnern
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(PK002) [unbekannt]
Postkarte "Gruss aus Alt-Köln im Heinzelmännchen Brauhaus Hohepforte 5-7
Franz Duhr". Vermutlich um 1915 |
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(PK003) [unbekannt]
Postkarte des Heinzelmännchen-Brauhaus, gelaufen im Jahr 1904. Links zu
sehen ist der Eingang Hohepforte Ecke Hohepfortenbüschel
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(PKX003) [21]
Blick vom Waidmarkt auf die Hohepforte. Links das Haus Blaubach 2. Postkarte
um 1910 |
(PK004) [unbekannt]
Postkarte mit Abbildung des Waidmarkt. Geradeaus geht es in die Hohepforte,
links ab in den Blaubach |
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(PK005) [unbekannt]
Weitere Postkarte mit Abbildung des Waidmarkt. Gelaufen im Jahr 1913
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(PK006) [unbekannt]
Noch eine Postkarte mit Abbildung des Waidmarkt. Alter unklar
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(F003 [30]
Foto der Hohe Pforte (nach oben abgehende Straße) aus dem Jahr 1904. Links
Blaubach 2, das letzte
Haus recht in der Hohepforte ist die ehemalige Brauerei von Heinrich Josef
Bank, gut zu erkennen am Torbogen der Eingangstür
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(112) [9, 28.08.1909]
Sammelanzeige / Wegweiser für Fremde in Köln, die ein Hotel oder ein
Restaurant suchen. Dabei auch das Heinzelmännchen-Brauhaus inkl.
Zentral-Automat
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(W002) [9, 26.02.1908]
Anzeige des Heinzelmännchen-Brauhaus aus dem Jahr 1908. Anlass war die
Eröffnung der neu erbauten prachtvollen Säle, einer Sehenswürdigkeit ersten
Ranges |
(W003) [9, 07.03.1908]
Jeden Abend grosse Doppel-Konzerte im Heinzelmännchen-Brauhaus. Anzeige aus
dem Jahr 1908 |
(W004) [9, 31.10.1908]
Grosses Novemberfest im Heinzelmännchen-Brauhaus. Diesmal sogar mit 4
Kapellen und schon sehr Bayrisch orientiert. Anzeige aus dem Jahr 1908 |
(W009) [9, 08.02.1908]
Anzeige des Heinzelmännchen-Brauhaus aus dem Jahr 1908 |
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(W010) [9, 23.10.1908]
"Gaudi Humor Haberfeldtreiben". Anzeige aus dem Jahr 1908 |
(W011) [9, 24.10.1908]
"Gaudi Humor Haberfeldtreiben". Anzeige aus dem Jahr 1908 |
(W012) [9, 27.10.1908]
"Grossartige Dekorationen, Feenhafte Beleuchtung". Anzeige aus dem Jahr
1908 |
(W013) [9, 04.11.1908]
Die Original Dachauer Bauern im Heinzelmännchen Brauhaus. Anzeige aus dem
Jahr 1908 |
(W016) [9, 10.04.1909]
"Ein fideles Schützenfest aus der Biedermannszeit" im
Heinzelmännchen-Brauhaus. In dieser Anzeige wird noch der Blaubach 4-6
aufgeführt, obwohl sich dort zu dieser Zeit schon der "Central-Automat"
befand |
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(W031) [9, 10.09.1910]
"Feez-Gaudi-Humor" beim Oktoberfest im Heinzelmännchen-Brauhaus. Anzeige aus
dem Jahr 1910
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(W032) [9, 12.09.1910]
"Feez-Gaudi-Humor" beim Oktoberfest im Heinzelmännchen-Brauhaus. Anzeige aus
dem Jahr 1910 |
(W033) [9, 14.09.1910]
Grosses Oktoberfest. Anzeige aus dem Jahr 1910 |
(W034) [9, 31.12.1910]
Der 888-zigste Besucher erhält eine Riesen-Brezel. Anzeige zu Silvester 1910 |
(W017) [9, 24.02.1911]
Karneval 1911. Anzeige des Heinzelmännchen-Brauhaus und des Zentral-Automat |
Das Restaurant Central-Automat wurde im Jahr 1908 gegründet.
Der Gebäudekomplex Blaubach 4-6 und Hohe Pforte 5-7 waren geteilt worden und
das Restaurant Central-Automat belegte den Teil am Blaubach 4-6. Das
Heinzelmännchen Brauhaus, welches zuvor beide Gebäudeteile umfasste, wurde
verkleinert und nahm nur noch den Teil Hohepforte 5-7 ein.
Das Restaurant Central-Automat war ein sogenanntes „Automaten
Restaurant“, wie es zu dieser Zeit in vielen großen Städten modern war. Die
Gäste bedienten sich hier selber. Es gab meist Karussell-Automaten, an denen
sich die Gäste Essen und Getränke aussuchen und nach Geldeinwurf entnehmen
konnten. Die Automaten-Restaurants zielten nicht etwa auf ärmere Kundschaft
ab, sie waren zu dieser Zeit der top-modern und „in“. Der Zentral-Automat am
Blaubach wurde dementsprechend als „vornehmstes Automaten-Restaurant“
beworben.
Aber ebenso schnell wie der Trend zu Automaten-Restaurants
gekommen war, verschwand er auch wieder. Anfang des Jahres 1919 wurde der
Betrieb eingestellt und die Lokalität wieder in eine klassische Restauration
umgebaut.
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(W003) [9, 19.12.1908]
Eröffnungsanzeige des "Zental-Automat" am Blaubach 4-6, das
Heinzelmännchen-Brauhaus zog sich an die Hohepforte 5-7 zurück |
(W015) [9, 30.12.1908]
Große Silvester-Feier im Heinzelmännchen-Brauhaus" und im "Central-Automat" |
(W002) [9, 08.03.1909]
Anzeige des "Central-Automat" aus dem Jahr 1909 |
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(W003) [9, 26.06.1913]
Warum ist "Hirschbäu-Goldexport" ein "Pilsener". Anzeige des "Central-Automat"
aus dem Jahr 1913 |
(PK002) [unbekannt]
Postkarte "Waidmarkt u. Hohepforte". Links zu sehen der Blaumarkt 4-6 mit
dem "Central-Automat" |
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Am 4. April 1919 erschien folgende Anzeige:
[9, 25.04.1919] „…Eröffnung Wirtshaus „Zum Hähnchen“ Blaubach
4/6, am Waidmarkt (früher Central-Automat). Nach vollständiger Renovierung
und Neueinrichtung eröffne Samstag, den 26. April, ein erstklass.
Bier-Restaurant mit guter bürgerlicher Küche. I.V.: Ludwig Bell…“
Ludwig Bell betrieb das „Zum Hähnchen“ aber nur 3 Jahre bis
ins Jahr 1922. In den späten 1920er Jahren taucht er noch mal als Betreiber
der ehemaligen Brauerei „Zum Oertchen“ in der Ehrenstraße 71 auf. Weitere
Informationen über Ludwig Bell sind nicht bekannt.
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(W053) [9, 25.04.1919]
Anzeige zur Eröffnung des Wirtshaus "Zum Hähnchen" am 25. April 1919 |
(PK004) [22]
Blick vom Waidmarkt auf die Hohepforte. Links das Kaufhaus "zur guten
Quelle", daneben noch ein Stück des Gebäudes Blaubach 4-6. Postkarte um 1920 |
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Im August 1922 wurde die bevorstehende Eröffnung des
„Oberbayern“ im September am Waidmarkt und Hohe Pforte per Zeitungsanzeige
angekündigt. Das Oberbayern war, wie der Name schon vermuten lässt, eine im
bayrischen Stil eingerichtete Restauration mit Bühne, auf der täglich
original Bayrisch Kapellen, Komiker und Tanzgruppen auftraten. Folgendes
Programm aus dem Jahr 1923 gibt hier einen guten Eindruck:
• Schorsch’l Sagerer mit seiner Original Dachauer
Bauerntruppe
• Michael Hotz, Bayrischer Komiker
• Kathi Himberg, Bayrische Stimmungskanone
• Vanloos Cie., in ihrer Szene Hias’ls Heimkehr, humorisches bayrische Szene
mit Gesang und Tanz
• Dimpfl’s Original-Watschentanz-Trio, eine fidele Viertelstunde auf der
Alm.
Im Frühjahr 1924 wird das damals aktuelle Programm in einem
Artikel in der Rheinischen Volkswart wie folgt geschildert:
[11, 08.01.1924] „…In Oberbayern. In diesem beliebten
Unterhaltungslokal an der Hohenpforte geht seit Silvester allabendlich die
Ausstattungsrevue: „Kölle lach e Stündche em Oberbayern“ mit größtem Erfolg
über die Bretter. Verfasser ist ein allen Kölnern bekannter Karnevalist und
die die Revue begleitende Musik stammt von F. Hannemann. E. Kaiser=Pott hat
sie in Szene gesetzt. Man wird da erinnert an die Herrschaft des Prinzen
Karneval, die in Vorkriegszeiten zu Beginn des Jahres für einige Wochen
einsetzte. Natürlich fehlen die Hauptfiguren nicht wie Prinz Karneval (E.
Kaiser=Pott), Kölner Bauer (Lucas Lauten), blaue und rote Funken, die
Schusterjungen usw. Eine Prachtfigur ist Henny Meyer=Kleist als Frau
Apollonia mit ihrem Unverfälschtem Kölsch, die ihrem Ehegemahl Ingenaaz
(Carl Bender) gründlich die Leviten zu lesen versteht. Im ganzen wirken etwa
20 Personen mit, die alle auszuzählen zu weit führen wurde. Es seien aber
noch genannt Opernsänger Max Lando mit seinem sonoren Baß, Frau Matschek
(erster Schusterjunge) sowie das reizende Salvano=Ballett. Aus dem übrigen
Programm möchten wir noch hervorheben das originelle Schuhplattlerpaar Seppl
Heumann und Partnerin, Anita und Gerda Perret (klassische Tänze) sowie die
ausgezeichnete bayerische Bauernkapelle Hans Sagerer, die die Gäste auf das
beste zu unterhalten weiß. Das neue vielseitige Programm zeigt wieder, wie
Direktor Paul Bruck bemüht ist, seinen Gästen den Aufenthalt möglichst
angenehm zu machen…“
Über Abwechslung konnten sich die Gäste nicht beschweren,
ständig gab es neue „Attraktionen“ wie auf original Heroldfanfaren geblasene
Fanfarenmärsche oder bayrische Bauernboxkämpfe. Allerdings auch ernsthafte
Hochkaräter wie den Tenor Almerico Sebastianelli, welcher sonst für die
Mailänder Scala sang.
Im Jahr 1923 wurde die „Grundstücksverwaltungsgesellschaft
Haus Hohenforte 5/7 mit beschränkter Haftung“ gegründet, die der Verwaltung
und optimalen Nutzung der Gebäude Blaubach 4-6 und Hohepforte 5-7 dienen
sollte, die bis dahin (aber auch zukünftig) wenig Konstanz aufwies:
[2, 26.02.1923] „…In das Handelsregister ist am 20. Februar
1923 eingetragen: Nr. 4671: Grundstücksverwaltungsgesellschaft Haus Hohenforte 5/7 mit beschränkter Haftung. Köln. Tacitusstr. 15. Gegenstand
des Unternehmens: Verwaltung des wirtschaftlich eine Einheit bildenden
Hausgrundstückes Hohenforte 5/7. Blaubach 4/8 und Hohenfortenbüchel 1 zu
Köln. Stammkapital: 600 000 M. Geschäftsführer: Direktor Gustav Sauer.
Köln-Baventhal und Rechtsanwalt Dr. Moritz Binz. Köln. Gesellschaftsvertrag
vom 1. Februar 1923. Jeder der beiden Geschäftsführer ist für sich allein
vertretungsberechtigt Ferner wird bekanntgemacht: Oeffentliche
Bekanntmachungen erfolgen im Deutschen Reichsanzeiger.
Der Sitz der Gesellschaft, die Tacitusstraße15, war die
Adresse der Hirsch-Brauerei, Gustav Sauer, einer der Geschäftsführer, war
Vorstand der Hirsch-Brauerei.
Die letzte bekannte Nennung des „Oberbayern“ stammt aus dem
Jahr 1926, vermutlich wurde es aber bis zur Eröffnung des „Rheinischen
Weindorfs“ im Jahr 1931 weitergeführt.
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(W039) [9, 26.08.1922]
Anzeige von August 1922 mit Ankündigung der Eröffnung des "Oberbayern" im
September |
(W018) [9, 28.02.1923]
Anzeige des Oberbayern aus dem Jahr 1923 |
(W040) [12, 12.05.1923]
Anzeige des Oberbayern aus dem Jahr 1923 |
(W019) [9, 29.06.1923]
Anzeige des Oberbayern aus dem Jahr 1923 |
(W019) [9, 29.06.1923]
"Alle Tische sind weiß gedeckt" als Abgrenzung zu weniger vornehmen
Lokalitäten.
Anzeige des Oberbayern aus dem Jahr 1923 |
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(W037) [2, 25.02.1924]
Die Revue "Kölle laach e Stündche" läuft schon zum 54. Mal. Anzeige aus dem
Jahr 1924 |
(W046) [9, 31.03.1926]
Almerico Sebastianelli, Tenor an der Scala-Oper in Mailand. Zu hören im Jahr
1926 im Oberbayern |
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Im September 1931 wurde in einer Anzeige die Eröffnung des
Rheinischen Weindorfs (mit separatem Bierdorf) wie folgt angekündigt:
[9, 18.11.1931] „…Original Rheinisches Weindorf und
Strauss-Schenke Hohe Pforte 5/7. Pokal-Ausschank. Eröffnung am Donnerstag,
den 19. November. Pepi Berge mit seiner Stimmungskapelle. Tanz, Gesang,
Humor, Stimmung im Rahmen eines Winzerfestes in Verbindung mit separatem
Bierdorf. Spezialausschank von Adler- und Hirschbräu. Zeitgemäße Preise für
alle Speisen und Getränke…“
Im Jahr 1932 wird das „Original Rheinische Weindorf u.
Bierdorf“ als Expressgaststätte und Weinschenke bezeichnet und neben dem
Eingang Hohepforte 5-7 auch der Eingang Blaubach 4-6 genannt.
Im Jahr 1935 war dann wieder eine Umbenennung und Teilung des
Gebäudekomplexes fällig und das Rheinische Weindorf verschwand nach nur 4
Jahren von der
Bildfläche
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(W038) [9, 18.11.1931]
Anzeige des "Original Rheinischen Weindorfs" zur Eröffnung am 19. November
1931 |
(W023) [11, 04.03.1932]
Anzeige des "Original Rheinischen Wein u. Bierdorf" aus dem Jahr 1932 |
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Im November 1935 erschien eine Anzeige, in der nach erfolgtem
Umbau die Wiedereröffnung der Familien-Gaststätte „Im Trichter“ am Blaubach
4-6 und der Gaststätte „Zu den Heinzelmännchen“ in der Hohe Pforte 5-7
angekündigt wurde. Die Familien-Gaststätte „Im Trichter“ wird in dieser
Anzeige wie folgt beschrieben:
[10, 14.11.1935] „…Blaubach 4-6 am Waidmarkt „Im Trichter“.
Solide, behaglich-vornehme Familien-Gaststätte mit moderner Kleinbühne und
Tanzfläche. Außerdem Schenkenbetrieb. Kalte und warme Küche zu jeder
Tageszeit. Leitung: Friedr. Wilh. Tepel u. Frau. Ruf 22 40 07. Zum Ausschank
gelangen: Hirsch-Edel-Pils * Hirsch-Gold-Export…“
Der Trichter selbst bezeichnetet sich u.a. als „Kabarett und
Tanzpalast“. Ähnlich wie bei den Vorgängern gab es verschiedenste
Unterhaltungsprogramme, vom Zauberkünstler über Vogelstimmen-Imitatoren zur
Stimmungs-Sängerin und natürlich Tanzkapellen aller Art. Auch Siegfried
Wildhagen, angeblich stärkster Mensch von Europa, war mit von der Partie.
Monatlich wurde in der Presse wohlwollend und ausführlich über das Programm
des Trichters berichtet. Folgend ein Beispiel aus dem Januar 1936:
[10, 07.01.1936] „…Kölner Kleinkunst. "Im Trichter“ Wer es
noch nicht wissen sollte: „Im Trichter“ ist das Varieté und Kabarett unten
am Waidmarkt. Man setzt dort alles daran sich ein festes Stammpublikum zu
erziehen, das sich an guter Tanz= und Unterhaltungsmusik sowie
Varietédarbietungen von Rang erfreuen soll. „Eingetrichtert“ wird dort also
nichts. Sondern man nimmt dort alles mit dem größten Vergnügen entgegen. So
auch das neue Programm der ersten Januarhälfte, das nach den üblichen
Einleitungsworten des Conferenciers— auf diesen Herrn kommen wir gleich noch
zu sprechen— durch einige von Lotte Heinen recht ansprechend gesungene
Operetten= und Tonfilmschlager eröffnet wird. Heinrich Neidenorr. ein
Deutschrusse und alter Baltikumkämpfer, stellt sich mit einigen sauber und
schwungvoll gespielten Solos auf der Balaleika vor, die er gewiß früher an
der Quelle kennen und spielen gelernt hat. Zwei lustige Jungen im
Matrosenkittel sind Erich und Heinz. Ihre Spezialität sind Hand= und
Kopfstände auf einer Wippe. Das machen sie so geschickt und vergnügt, daß
man sie mit besonderem Beifall auszeichnet. Und dann kommt, nachdem auch die
drei Gutis sich noch als Meister auf dem Gebiet gekonnter Aequilibristik
betätigt haben, der Clou und die große Klasse des Abends: Ety van Been, die
Tänzerin, die sich anscheinend durch sämtliche Kölner Kabarette
hindurchtanzt und nunmehr im Trichter ihre rassigen Steps und Spitzentänze
an den Mann bringt. Und nun stellen wir vor: Willi Dietrich, den Ansager.
Ein Mann, der sogar noch etwas mehr kann, als sein Publikum zu unterhalten.
Was übrigens auch gekonnt sein will. Der außerdem eine ganze Reihe von
Instrumenten, unter ihnen auch die Tarogato, neben dem Zimbal das
Nationalinstrument der Ungarn, mit viel Geschick meistert. Die gute Tanz=
und Begleitmusik macht Hans Krall, der elegante Geiger mit seiner Kapelle…“
Betrieben wurde der Trichter, der an Wochenenden bis 4 Uhr
nachts geöffnet war, von Friedrich Wilhelm Tepel. Aber nach nicht mal 2
Jahren, im Herbst 1936, war Schluss. Das „Im Trichter“ wurde umbenannt in
„Prater“, die Hintergründe hierfür sind unklar.
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(W024) [10, 14.11.1935]
Eröffnungsanzeige des "Im Trichter" im Blaubach 4-6 und des "Zu den
Heinzelmännchen" in der Hohe Pforte 5-7 vom 14. November 1935
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(W048) [9, 12.12.1935]
Anzeige des Trichter aus Dezember 1935 |
(W049) [9, 18.12.1935]
Anzeige des Trichter aus Dezember 1935 |
(W049) [9, 29.12.1935]
Prosit Neujahr aus dem Trichter. Anzeige von Dezember 1935 |
(W051) [10, 08.01.1936]
Das Programm des Trichter bis Mitte Januar 1936 |
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(W058) [10, 16.04.1936]
Der stärkste Mann Europas zu Gast im Trichter. Anzeige aus April 1936 |
(W059) [10, 26.06.1936]
Die "Trichter-Schwemme" ist täglich geöffnet. Anzeige aus Juni 1936 |
(W060) [10, 18.07.1936]
Anzeige des Trichter aus Juli 1936 |
(W061) [10, 07.08.1936]
Anzeige des Trichter aus Juli 1936 |
(W062) [10, 02.09.1936]
Anzeige des Trichter aus September 1936 |
Nach der Schließung des Rheinischen Weindorfs erschien im
November 1935 erschien eine Anzeige, in der nach erfolgtem Umbau die
Wiedereröffnung der Familien-Gaststätte „Im Trichter“ am Blaubach 4-6 und
der Gaststätte „Zu den Heinzelmännchen“ in der Hohe Pforte 5-7 angekündigt
wurde. Die Gaststätte „Zu den Heinzelmännchen“ wird in dieser Anzeige wie
folgt beschrieben:
[10, 14.11.1935] „…Hohe Pforte 5-7 „Zu den Heinzelmännchen“.
Im alten Kölner Stil gehaltene Gaststätte. Ein Kleinod, ein Schmuckkästchen
des Gastwirtsgewerbes. Spezialität: Bierausschank in gepichten „Holzfäßchen“.
Leitung: Heinz Rübsteck u. Frau. Ruf 22 95 38. Zum Ausschank gelangen:
Hirsch-Edel-Pils * Hirsch-Gold-Export…“
Die Hirschbrauerei wollte wohl wieder zweigleisig fahren, am
Blaubach mit dem Tanzlokal „Im Trichter“ und in der Hohepforte mit dem „Zu
den Heinzelmännchen“ als klassische Kölner Gaststätte.
Das zweite Heinzelmännchen bestand bis ins Jahr 1943, in dem
der gesamte Komplex Blaubach / Hohepforte bei alliierten Bombenangriffen
zerstört wurde.
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(W024) [10, 14.11.1935]
Eröffnungsanzeige des "Im Trichter" im Blaubach 4-6 und des "Zu den
Heinzelmännchen" in der Hohe Pforte 5-7 vom 14. November 1935 |
(W001) [10, 31.05.1936]
Anzeige des Heinzelmännchen aus dem Jahr 1936 |
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Die erste bekannte Anzeige des „Prater“ erscheint passend zu
Beginn des Karnevals des Jahres 1936. Angekündigt wurde die große Feier
„Elfter im Elften“. Das Konzept der Vorgänger wurde beibehalten, kein
Eintritt bei generell etwas höheren Getränkepreisen. Neben den „Feiern“
veranstaltete der Prater auch Tanz-Tee’s und warb nach einigen Jahren nicht
unbescheiden mit dem Slogan „Die Tanzstätte Kölns“ [10].
In einer Anzeige aus dem Jahr 1940 stellt sich der Prater wie
folgt dar:
[10, 06.10.1940] „…Verbringen Sie mit Ihren Freunden und
Bekannten einige Stunden in den vollkommen neugestalteten Räumen des Prater
am Waidmarkt. Die im vornehmen Stil gehaltene Ausstattung der beliebten
Konzert- u. Unterhaltungsstätte verbreitet angenehme u. gepfl.
Behaglichkeit. Eine auserlesene Solisten-Kapelle erstrebt mit ihren
Darbietungen Frohsinn und Entspannung. … Kapelle G. Scheermann mit seinen
vielseitigen Solisten. Kabarett: Ugo Berni, Tenor von der Mailänder Oper -
Jac. Toussaint - Die 3 Borellis - Balett - Karl Voss usw. Im Ausschank das
beliebte Dom-Pils. Eintritt frei!...“
Auch die Presse berichtete des Öfteren ausführlich über das
Programm des Praters. Nachfolgend ist ein Beispiel aus dem Jahr 1941
aufgeführt:
[10, 05.04.1941] „…Kölner Kleinkunst. Im Prater: Varieté—
ganz international. Mit dem neuen Programm kann man geradezu eine Reise um
die Welt antreten. Beginnen wir diese Reise in Wien Da stellt sich zunächst
der mit einem charmanten Wiener Akzent plaudernde Humorist und
Vortragskünstler Tino Goßl mit seiner Partnerin Erni Astner vor. „Sie“ ist
ein reizendes Wiener Madel, das mit einem musikalischen „Spaziergang durch
Wien“ die Herzen weit macht. Von Wien eilen wir mit Siebenmeilenstiefeln
nach Indien. Von dort besorgte sich L. M. Asita eine drei Meter lange
Tigerschlange, die in einem indischen Tanz den immerhin nicht alltäglichen
Schmuck der Tänzerin bildet. Weiter geht es sodann nach China. An einem
chinesischen Reck produzieren sich Laurita und Hardy, die ihren Auftritt
außerdem noch mit allerlei akrobatischem Spielwerk ausstatten. Mit Cat und
Crain zwei ausgelassenen Hamburger Parodisten, kehren wir dann an die
Wasserkante zurück. Der Filmhund Memo, den Zwei Wasleys vorführen, nachdem
sie sich mit lebenden Plastiken vorgestellt haben, kennt nicht nur alle
internationalen Filmgroßen, die er auf Anruf aus einer ausgebreiteten
Bilderschau herausholt, sondern löst auch schwierige Rechenexempel.
Wienerisch, wie das Programm begonnen, schließt es auch. und zwar mit einem
von Tino Gößl und Erni Astner gespielten Sketch. Vor dem Namen des
italienischen Geigers R. O. Jotti, der mit seiner Kapelle das Musikalische
betreut, befindet sich sogar der Professortitel…“
Die letzte bekannte Nennung des Prater datiert aus dem August
1941, vermutlich wurde der Prater aber erst im April 1943 durch das „Salzrümpchen“
abgelöst.
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(W063) [10, 10.11.1936]
Erste Anzeige des "Prater" im November 1936 zum Karneval. Angemerkt ist
"früher im Trichter"
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(W064) [10, 23.12.1936]
Die "Kapelle Türksch" spielt im Prater. Anzeige aus Dezember 1936 |
(W065) [10, 03.04.1937]
Die "Kapelle Türksch" spielt wieder im Prater. Anzeige aus April 1937 |
(W066) [10, 10.11.1937]
Große Feier zum 11. im 11. Anzeige aus November 1937 |
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(W067) [10, 15.02.1939]
Großes Karnevalstreiben. Anzeige aus Februar 1939
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(W068) [10, 01.04.1939]
Meistergeiger Will Zäch spielt im Prater. Anzeige aus April 1939 |
(W069) [10, 20.08.1939]
Die Kapelle von Curt Schulz-Schomburg spielt im Prater. Anzeige jetzt mit Dom-Pils
Logo. Anzeige aus April 1939 |
(W070) [10, 06.10.1940]
"Frohsinn und Entspannung" im Prater. Anzeige aus Oktober 1940 |
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(W071) [10, 13.10.1940]
"Freude, Entspannung und Erholung in der beliebten Konzert- und
Unterhaltungsgaststätte". Anzeige aus Oktober 1940 |
(W072) [10, 20.10.1940]
"Die behagliche Konzert- und Unterhaltungsgaststätte". Anzeige aus Oktober
1940 |
(W073) [10, 03.11.1940]
"Die moderne Konzert- und Unterhaltungsgaststätte". Anzeige aus November
1940 |
(W074) [10, 24.11.1940]
"Die moderne Konzert- und Unterhaltungsgaststätte". Anzeige aus Oktober 1940 |
Das „Salzrümpchen“ war eigentlich ein bekanntes Brauhaus mit
viel Historie in der Straße „an der Rechtschule 24“, nicht weit von Dom und
Hauptbahnhof gelegen
. Bis ins Jahr 1898 wurde dort selbst Bier
gebraut, anschließend wurde es von der Hirschbrauerei
übernommen und als Brauereiausschank und Restauration weitergeführt. Eben
dieser Hirschbrauerei, mittlerweile in Dom-Brauerei umbenannt, gehörten ja
auch die Gebäude am Blaubach 4-6 und Hohepforte 5-7.
Am 11.04.1943 erschien folgende Anzeige im Kölner
Lokal-Anzeiger (siehe auch W025):
[9, 11.04.1943] „…Voranzeige! Gaststätte „Zum Salzrümpchen“
Geschäftsführung: G. Höke. Eröffnung in einigen Tagen. Blaubach 4-6…“
Hintergrund waren vermutlich massive Beschädigungen an dem
Gebäude des Brauhauses an der Rechtschule 24 infolge alliierter
Bombenangriffe. In einer Anzeige knapp 2 Wochen später ist zu lesen, dass
die Gaststätte zum Salzrümpchen den Betrieb vorübergehend an den Blaubach
4-6 verlagert habe. In den folgenden Anzeigen war aber nicht mehr von
„vorübergehend“ die Rede.
Aber auch die Verlagerung half dem Salzrümpchen nicht. Die
letzte bekannte Anzeige datiert aus dem Juli 1943. Kurz darauf wurden auch
die Gebäude am Blaubach 4-6 und in der Hohepforte 5-7 bei Bombenangriffen
völlig zerstört und nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut.
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(W025) [9, 11.04.1943]
Voranzeige der Gaststätte "Zum Salzrümpchen", nicht mehr an der Rechtschule
24, sondern am Blaubach 4-6. Anzeige aus April 1943
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(W076) [10, 24.04.1943]
Die Gaststätte "Zum Salzrümpchen" verlegte vorübergehend den Betrieb nach
Blaubach 4-6. Anzeige aus April 1943
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(W075) [10, 14.05.1943]
Von einer vorübergehenden Verlegung ist in der Anzeige aus Mai 1943 nicht
mehr die Rede |
(W026) [10, 18.06.1943]
Gaststätte "Zum Salzrümpchen" mit der guten Küche |
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(F011) [14]
Foto des zerstörten Gebäudes Blaubach 4-6 aus dem Jahr 1943 |
(F006) [18]
Foto des zerstörten Gebäudes Blaubach 2 aus dem Jahr 1943
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(F007) [19]
Blick aus der Hohepforte auf die beschädigten Gebäude Blaubach 2 (links) und
Hohepforte 5 (rechts). Foto aus dem Jahr 1943 |
Zeitraum |
Firmierung |
Anmerkung |
1893-1900 |
Brauerei "Zum Engel", Heinrich Josef Bank |
Blaubach 4-6 |
Brauereien mit Bezug zur Brauerei "Zum Engel"
In der nachfolgenden Tabelle sind alle Brauereien aufgeführt, welche einen direkten oder indirekten Bezug zur Brauerei
"Zum Engel" hatten. Für diese Brauereien gibt es eigene Brauereihistorien, welche
über den angegebenen Link aufgerufen werden können.
Brauerei |
von - bis / übernommen von / Anmerkungen |
Brauereihistorie |
Hirsch-Brauerei |
Nach der Schließung der Brauerei "Zum
Engel" erwarb die Hirschbrauerei die Gebäude der Brauerei und führte
dort verschiedene Restaurationen und Veranstaltungs-Lokalitäten. |
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Brauerei Winter |
Die Brauerei Winter trieb einen "Keil"
in den Gebäudekomplex Blaubach 4-6 und Hohe Pforte 5-7. Sie besaß das
auf der Ecke zwischen beiden Gebäudeteilen am Blaubach 2 liegende
Gebäude und betrieb dort eine Restauration. |
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Brauhaus "Zum Salzrümpchen" |
Das eigentlich "An der Rechtschule 24"
gelegene Salzrümpchen wurde im Jahr 1943 durch alliierte Bombenangriffe
beschädigt und kurzfristig an den Blaubach 4-6 verlegt, bis auch diese
Gebäude kurz später ebenfalls den Bomben zum Opfer fielen. |
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Nutzung der Gebäudeteile Blaubach 4-6 und
Hohepforte 5-7
Die beiden, ab dem Jahr 1900 der Hirschbrauerei gehörenden
Gebäudeteile am Blaubach 4-6 und in der Hohepforte 5-7, wurden mal
gemeinsam, mal getrennt genutzt. Die Angaben sind größtenteils den
jeweiligen Anzeigen der Lokale entnommen, wobei es hierbei auch
Unstimmigkeiten gibt. Dies mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass von
jedem Eingang aus auch der jeweils andere Gebäudeteil zu erreichen war.
Periode |
Blaubach 4-6 |
Hohepforte 5-7 |
1893-1900 |
Brauerei zum Engel |
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1900 |
Heinzelmännchen-Brauhaus |
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1901-1908 |
Heinzelmännchen-Brauhaus |
Heinzelmännchen-Brauhaus |
1908-1919 |
Central-Automat |
Heinzelmännchen-Brauhaus |
1919-1922 |
Zum Hähnchen |
Heinzelmännchen-Brauhaus |
1922-1931 |
Oberbayern |
Oberbayern |
1931-1935 |
Rheinisches Weindorf |
Rheinisches Weindorf |
1935-1936 |
Im Trichter |
Zu den Heinzelmännchen |
1936-1943 |
Prater |
Zu den Heinzelmännchen |
1943 |
Zum Salzrümpchen |
Zu den Heinzelmännchen |
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Von der Brauerei "Zum Engel" sind außer Postkarten
keine weiteren Werbemittel wie Gläser, Krüge oder Bierdeckel bekannt. |
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Neben der Brauerei „Zum Engel“ am Blaubach 4-6, welche
von 1893 bis 1900 bestand gab es noch von 1797 bis 1883 die Brauerei „Zum
Engel“ in der Schildergasse 8-10 sowie zumindest im Jahr 1898 eine
Restauration „Zum Engel“ in der Spulmannsgasse 32 [9] |
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Im Jahr 1935 feierte der Mülheimer Schützenverein sein
500-jähriges Bestehen. Zu diesem Jubiläum erschien ein 3-seitiger
Artikel im Kölner Lokal-Anzeiger, in welchem auch Heinrich Josef Bank
erwähnt wurde: „…Im November 1893 wurde Heinr. Jos. Bank zum Kommandeur
gewählt. Derselbe ist seit dem Jahr 1880 Mitglied des Vereins und
bekleidete seit längerer Zeit die Stelle eines Adjudtanten...“ |
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Direkt dem Blaubach 4-6 gegenüber befand sich am Blaubach 1 das älteste und größte Kaufhaus für Kleidung in Köln, genannt "zur guten Quelle". Es bestand seit 1856 und wurde ebenfalls bei Bombenangriffen im Jahr 1943 zerstört. |
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(F008) [12]
Foto des Kaufhauses "zur guten Quelle" aus dem Jahr 1880 |
(F009) [13]
Briefkopf des Kaufhauses "zur guten Quelle" aus dem Jahr 1888. Sogar eine
"Pferdebahn-Verbindung" gab es schon |
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Quellenverzeichnis
1 |
Seite „Hermann von Weinsberg“. In: Wikipedia – Die freie
Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 23. September 2021, 21:12 UTC. URL:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hermann_von_Weinsberg&oldid=215840088
(Abgerufen: 23. Februar 2022, 22:08 UTC) |
2 |
„Kölnische Zeitung“, Ausgaben 17.10.1822, 20.10.1827, 27.05.1838, 16.08.1842, 21.02.1843, 29.08.1843, 10.12.1843, 16.05.1844, 08.08.1844, 07.09.1845, 23.04.1851, 14.12.1853, 03.08.1854, 14.03.1857, 02.08.1857, 23.05.1858, 01.09.1861, 12.05.1862, 28.02.1866, 24.03.1868, 14.09.1873, 24.04.1879, 03.10.1880, 04.03.1883, 16.08.1883, 23.12.1887, 06.11.1889, 05.04.1891, 03.09.1892, 28.06.1893, 10.05.1898, 06.11.1889, 05.04.1891, 03.09.1892, 10.11.1913, 11.10.1922, 26.02.1923, 16.01.1932, 28.01.1932, 23.12.1932, 06.01.1933, 17.02.1936, 11.04.1936, 24.04.1936, 09.01.1941, 24.08.1941, 03.09.1941 |
3 |
Seite „Eduard Joest“. In: Wikipedia – Die freie
Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 25. Dezember 2021, 14:50 UTC. URL:
https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Eduard_Joest&oldid=218486040
(Abgerufen: 23. Februar 2022, 23:25 UTC) |
4 |
"Adreßbuch der Stadt Köln", zusammengestellt von E. Kluge,
Köln 1854, Verlag von M. Lengfeld |
5 |
"Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim am Rhein",
Herausgegeben von E. Kluge, Köln, Verlag von Wilhem Greven, Ausgaben
1860-1865 |
6 |
"Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim am Rhein",
Herausgegeben von Wilhelm Greven, Köln, Verlag von Wilhelm Greven,
Ausgaben 1865-1873 |
7 |
"Bonner Generalanzeiger für Bonn und Umgegend", Ausgaben
03.03.1893 |
8 |
"Allgemeiner Anzeiger für Rheinland-Westfalen", Ausgabe
21.10.1882 |
9 |
"Kölner Lokal-Anzeiger", Ausgaben 28.12.1891, 15.09.1893, 16.09.1893, 16.09.1893, 15.09.1893, 19.09.1893, 23.12.1893, 30.03.1895, 10.09.1895, 16.05.1896, 23.05.1896, 18.11.1898, 01.03.1899, 08.05.1900, 14.09.1900, 11.10.1900, 17.02.1901, 16.09.1901, 30.10.1901, 01.01.1902, 01.02.1902, 17.04.1902, 05.07.1902, 30.09.1902, 01.01.1903, 18.02.1903, 15.08.1903, 15.08.1903, 26.11.1903, 19.12.1903, 10.06.1904, 1900-1908, 13.09.1904, 25.10.1904, 09.11.1905, 03.12.1905, 03.03.1906, 20.07.1907, 19.11.1907, 08.02.1908, 26.02.1908, 07.03.1908, 24.09.1908, 23.10.1908, 24.10.1908, 27.10.1908, 31.10.1908, 04.11.1908, 07.11.1908, 19.12.1908, 30.12.1908, 08.03.1909, 10.04.1909, 28.09.1909, 10.09.1910, 10.09.1910, 12.09.1910, 14.09.1910, 31.12.1910, 08.01.1911, 21.02.1911, 24.02.1911, 26.06.1913, 25.03.1916, 17.05.1916, 17.11.1917, 12.11.1918, 25.04.1919, 01.01.1929, 18.11.1931, 31.12.1931, 04.03.1932, 27.07.1935, 14.11.1935, 26.06.1936, 08.01.1943, 11.04.1943, 18.06.1943 |
10 |
"Der Neue Tag", Ausgaben 12.12.1935, 18.12.1935,
24.12.1935, 07.01.1936, 08.01.1936, 19.01.1936, 23.01.1936, 05.02.1936,
06.02.1936, 19.02.1936, 08.03.1936, 20.03.1936, 22.03.1936, 16.04.1936,
31.05.1936, 18.07.1936, 07.08.1936, 02.09.1936, 10.11.1936, 23.12.1936,
03.04.1937, 08.07.1937, 10.11.1937, 15.02.1939, 01.04.1939, 20.08.1939,
24.11.1939, 06.10.1940, 13.10.1940, 20.10.1940, 03.11.1940, 24.11.1940,
06.03.1941, 23.03.1941, 05.04.1941, 21.04.1941, 24.04.1943, 01.05.1943,
14.05.1943 |
11 |
"Rheinische Volkswacht", Ausgaben: 26.08.1922, 28.02.1923, 12.05.1923, 09.06.1923, 19.11.1923, 30.11.1923, 31.12.1923, 08.01.1924, 01.02.1924, 20.02.1924, 21.02.1924, 25.02.1924, 01.03.1924, 05.03.1924, 26.03.1924, 31.03.1924, 02.09.1924, 13.11.1924, 14.10.1926 |
12 |
Rheinisches Bildarchiv, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05145242 |
13 |
Rheinisches Bildarchiv, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05145218 |
14 |
Rheinisches Bildarchiv, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05216685/rba_mfL003314_222 |
15 |
Rheinisches Bildarchiv, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05214216/rba_mf175112 |
16 |
Rheinisches Bildarchiv, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05216683/rba_mf086030 |
17 |
Rheinisches Bildarchiv, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05208635/rba_mf026217 |
18 |
Rheinisches Bildarchiv, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05706155/rba_mfL003314_2400 |
19 |
Rheinisches Bildarchiv, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05706155/rba_mfL003314_2401 |
20 |
Rheinisches Bildarchiv, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05145219/rba_d029769 |
21 |
Rheinisches Bildarchiv, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05702024/rba_mf117492 |
22 |
Rheinisches Bildarchiv, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05217060/rba_mfL004932_57 |
23 |
Rheinisches Bildarchiv, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05145220/rba_d029770 |
24 |
"Köln auf alten Ansichtskarten", Herausgeber: Kölnisches
Stadtmuseum, Michael Euler-Schmidt, Asmuth Verlag Köln, 1995 |
25 |
"Die neue Woche", Ausgabe 08.01.1936, 05.04.1936 |
26 |
Rheinisches Bildarchiv, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05203818/rba_112551 |
27 |
Rheinisches Bildarchiv, https://www.kulturelles-erbe-koeln.de/documents/obj/05146323/rba_631097 |
28 |
"Aachener Anzeiger", Ausgabe 16.11.1907 |
29 |
"Deutscher Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischer Staats-Anzeiger", Berlin, Ausgabe 10.05.1921 |
30 |
"Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen
Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven
Verlag, 1999 |