Unternehmensgeschichte der Brauerei "Zum Oertchen" in der Ehrenstraße 71/71A
unter der Führung von Johann Godfried Johnen, Cornelius Mathias Badorff, Franz Wahlen, Ferdinand Lieven, Johannes Georg Dahlen, Carl Hamacher sowie Peter & Josef Wahlen
 
 
 
Inhaltsverzeichnis   (Navigation durch Anklicken der Kapitelnamen)
Unternehmensgeschichte
Zusammenfassung                              
Die Gründung der Brauerei und die Entwicklung bis Ende des 19ten Jahrhunderts
Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Johann Godfried Johnen (1796)-(1798)
Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Cornelius Mathias Badorff (1813)-(1831)
Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Franz Wahlen (1834)-(1846)
Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Ferdinand Lieven (1847)-(1849)
Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Franz Wahlen (1850-1854)
Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Johann Georg Dahlen (1863-1874)
Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Carl Hamacher (1875-(1877))
Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter den Geschw. Wahlen (1878-1883)
Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Louis Kievernagel (1883-1885)
Die Brauerei „Im Oertchen“ unter den Gebr. Meyer (1886-1909)
Die Brauerei „Im Oertchen“ unter Peter Meyer Wwe. und Josef Meyer (1909-1918)
Die Brauerei „Im Oertchen“ unter Wilhelm Meyer (1920)
Die Restauration „Im Oertchen“ unter Führung von Ludwig Bell ((1925)-1937)
Die Restauration unter Führung von Fritz Müller (1939-(1941/42))
Die Nachkriegszeit (1945-dato)
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen
Quellen
Quellenverzeichnis                                             

Zusammenfassung
Die Brauerei „Zum Oertchen“ kann schon im 13ten Jahrhundert nachgewiesen werden. Im 19ten Jahrhundert war die Brauerei überwiegend in der Hand der Familien Wahlen und Meyer.
Die Brauerei war eine kleine Hausbrauerei, welche größtenteils für den Eigenbedarf der angeschlossenen Schenkwirtschaft braute. In den 1920er Jahren wurde der Braubetrieb eingestellt, die Restauration wurde bis in die 1970er Jahre fortgeführt.
Das alte Fachwerkhaus aus dem 15ten Jahrhundert wurde im Jahr 1891 durch einen repräsentativen Neubau ersetzt. Dieser überstand den zweiten Weltkrieg und ist bis heute erhalten.

Die Gründung der Brauerei und die Entwicklung bis Ende des 19ten Jahrhunderts
Die erste nachgewiesene Nennung der Brauerei in der Ehrenstraße 71 stammt aus dem Jahr 1235 und findet sich in den Aufzeichnungen von Wilhelm Scheben. Dieser war Ende des 19ten Jahrhunderts der führende Kölner Chronist wenn es um das Brauwesen ging.
[1] „…Zu den nachweislich ältesten Brauereien in Köln gehört das sogenannte „Ehrenstraßer Oertchen“, Ehrenstraße Nr. 71, alte Nr. 5261. Dieselbe wurde kurz nach der Fertigstellung der nunmehr abgerissenen großen Ringmauer, im Jahre 1235, vom Brauer Hertwig und seiner Frau Agnes auf einem ihnen von Udalindis von der (alten) Ehrenpforte überlassenen, zwischen der alten und neuen Ehrenpforte liegenden Grundstücke errichtet und sollte dieses Grundstück nach dem Tode der Udalindis und ihrer Tochter Elisabeth den Eheleuten Hertwig und Agnes erblich verbleiben. Diese Brauerei wird im Laufe der Zeit noch oft genannt. Der letzte zünftige Brauer, welcher im Jahre 1796 daselbst wohnte, war Johann Gottfried Jonen…“
 
Obwohl Scheben von häufigen Nennungen der Brauerei berichtet, findet sich die Brauerei „Zum Oertchen“ in der Ehrenstraße 71 weder in seiner Aufstellung der Brauereien für das Jahr 1412 noch in der Aufstellung für das Jahr 1476.
Auf Postkarten der Brauerei um 1900 ist sowohl das alte Fachwerkhaus, welches im Jahr 1891 abgerissen wurde, als auch das neue moderne Haus, welches im Anschluss erbaut wurde, abgebildet. Bei dem alten Fachwerkhaus ist die Jahreszahl 1645 aufgeführt, vermutlich das Jahr, in dem es errichtet wurde.
Erst für das Jahr 1797 gibt es wieder Nennungen, zu dieser Zeit führte Johann Gottfried Johnen die Brauerei, die er auch bereits vor Abschaffung der Zünfte durch Napoleon als zünftiger Brauer geführt hatte.
(KK017) [23]
Kreuterkarte um 1850 mit der Darstellung der Ehrenstraße. Das wohl damals größte Haus ganz rechts ist die Brauerei "Zum Oertchen" (anklicken für Detail-Ausschnitt)

Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Johann Godfried Johnen (1796)-(1798)
Der erste Nachweis von Johann Godfried Johnen (manchmal wurde auch Johan, Gottfried und Jonen verwendet) stammt aus dem Kölner Adressbuch des Jahres 1797 [6]. Der Eintrag lautet „Johnen, Johan Godfried, An der Ehren-Strasse 5261“, also noch mit französischen Hausnummern. Da Wilhelm Scheben ihn aber als letzten zünftigen Brauer an dieser Stelle bezeichnet [1], dürfte er die Brauerei schon wesentlich früher geführt haben.
Mehr ist über Godfried Johnen leider nicht bekannt, im nächsten bekannten Kölner Adressbuch aus dem Jahr 1813 ist er schon nicht mehr aufgeführt.

Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Cornelius Mathias Badorff (1813)-(1831)
Der erste bekannte Cornelius Mathias Badorff war in der zweiten Hälfte des 18ten Jahrhunderts Ratsherr in Köln und führte die Brauerei „Zum Holz“ in der Breitestraße 64 [1]. Im Adressbuch des Jahre 1797 ist nur noch seine Witwe wie folgt aufgeführt: „…Auf der Breitenstraße 4663, Cornel. Mathias Badorff seel. Wittwe, Gastgeberin im Holz…“. Die Berufsbezeichnung „Gastgeberin“ ist eine alte Bezeichnung für eine Wirtin.
Bei diesem Cornelius Mathias Badorff handelt es sich vermutlich um den Vater des im Kontext der Brauerei „Im Oertchen“ relevanten Cornelius Mathias Badorff. Zu dieser Zeit war es üblich, dass der erstgeborene Sohn nach dem Vater benannt wurde, was die Recherchen nicht gerade einfacher macht.
Cornelius Mathias Badorf jun. wurde vermutlich im Jahr 1787 geboren und war mit Maria Anna Dahlmeyer verheiratet [10,11]. Wann genau Cornelius Mathias Badorff jun. die Brauerei in der Ehrenstraße 71 von Johann Godfried Johnen übernommen hat ist unklar. Der erste bekannte Nachweis von Cornelius Mathias Badorff jun. stammt aus dem Kölner Adressbuch des Jahres 1813 [7]. Der Eintrag, bei welchem die Straße in französischer Sprache, die Hausnummer aber wieder nach deutscher Nummerierung aufgeführt ist, lautet: „Badorff (C.) R. d’Honneur n. 71“.
Für das Jahr 1822 gibt es 2 weitere Nennungen. Die erste stammt aus dem Adressbuch des Jahres 1822 [8] und lautet, nach Abzug der Franzosen im Jahr 1815 wieder komplett in deutscher Sprache, „Badorff (C.M.) Ehrenstraße 71“.
Die zweite Nennung berichtet von der Geburt von Zwillingen, zur damaligen Zeit wurden in den Tageszeitungen regelmäßig über Geburten, Todesfälle und Heiraten berichtet:
[9, 23.08.1822] „…Civilstand der Stadt Köln. Geburten. Den 11ten, Maria Anna und Johann Peter, Zwill. V. Cornelius Mathias Badorff, Bierbrauer, Ehrenstraße…“
 
Die nächste Erwähnung erfolgt im Dezember 1828 im Rahmen einer Anzeige von Cornelius Mathias Badorff, in der er für Wein wirbt, genauer gesagt für „Walportzheimer“ Jahrgang 1828.
[10, 21,12.1828] „…Bester 1828r Walportzheimer ist in und außer dem Hause zu haben bei C.M. Badorff, Ehrenstraße Nro. 71…“
 
Anzeigen für den Verkauf von Wein sind mehrere bekannt. Anzeigen für den Verkauf von Bier sind, obwohl Mathias Cornelius Badorff nachweislich Bierbrauer war, nicht bekannt.
Für das Jahr 1830 gibt es auch einen Nachweis der Bezeichnung der Brauerei als „Zum Oertchen“ im Kontext einer Zwangsversteigerung, welche im Gastraum der Brauerei veranstaltet wurden.
[10, 09.06.1830] „…Gerichtlicher Verkauf. … Kauflustige wollen sich um die oben bestimmte Stunde bei Herrn Badorff, auf dem sogenannten Oertchen auf der Ehrenstraße dahier einfinden. …“
 
Mathias Cornelius Badorff jun. verstarb vermutlich im Jahr 1834. Da sich die Erben nicht über die Verteilung des Erbe einigen konnten, kam es 5 Jahre nach dem Tod von Mathias Cornelius Badorff zu einer Zwangsversteigerung des nicht unerheblichen Nachlasses. Mathias Cornelius Badoff besaß zu Lebzeiten neben der Brauerei in der Ehrenstraße 71 noch 11 weitere Häuser in Köln. Die Versteigerung fand erst im Jahr 1839 statt, im Jahr 1836 hatte seine Witwe Anna Maria Badorff geb. Dahlmeyer bereits wieder geheiratet, und zwar den als Gutsbesitzer und Rentner bezeichneten Anton Wahlen.
[10, 05.05.1839] „…Oeffentlicher Verkauf. Zufolge der vom königlichen Landgerichte hierselbst den dreiundzwanzigsten Januar achtzehnhundert fünfunddreißig und achtzehnten Juni achtzehnhundert sechsunddreißig erlassenen Urtheile und auf Anstehen:
a) der Eheleute Nicolas Rahm, Spezereihändler, und Christina Badorf;
b) der Eheleute Carl Johann Ignaz Christoph Schüller, Regierungs=Secretär, und Gertrud Badorf;
c) der Eheleute Matthias Brüggen, Bierbrauer, und Catharina Badorf;
d) der Eheleute Franz Wahlen, Bierbrauer, und Anna Maria Badorf-— alle in Köln wohnend, Theilungskläger, vertreten durch den Advocat=Anwalt Rheinstein in Köln;
gegen:
a) die Eheleute Anton Wahlen, Rentner, und Maria Anna Dahlmeyer, Witwe von Cornelius Matthias Badorf, beide zu Köln wohnend, Theilungsverklagte, vertreten durch den Advocat=Anwalt Justizrath Ferdinand Esser II. in Köln; sodann
b) den Advocat=Anwalt Friedrich Borchhardt in Köln, in seiner Eigenschaft als tutor ad hoc der minderjährigen Johann Joseph, Sybilla, Peter und Agnes Badorf, Theilungsverklagte, alle zu Köln wohnend, vertreten durch den Advocat=Anwalt Eiser in Köln, sollen Donnerstag den elften Juli dieses Jahrs, Nachmittags drei Uhr, folgende, den Parteien gemeinschaftlich zugehörige, von dem Nachlasse des zu Köln verstorbenen Bierbrauers Cornelius Badorf herrührende, in Köln gelegene Häuser mit Dependentien, nämlich:
1) ein Haus auf der Ehrenstraße Nr. 71, eingerichtet zu einer Bierbrauerei, mit completten Braugeräthschaften, zwei großen Hofräumen, Kegelbahn und Kegelzimmer, Waschküche, zwei Pferdeställe, Hinterschoppen und überdeckte Ausfahrt in die Kettengasse;
2) ein Haus in der Kettengasse Nr. 24, mit gemeinschaftlichem Hofraume mit dem Nebenhause Nr. 22;
3) ein Haus daselbst Nr. 22;
4) ein Haus daselbst Nr. 20 mit Hofplatz;
5) ein Haus daselbst Nr. 30 mit gemeinschaftlichem Hofraume;
6) ein Haus aufm Friesenwalle Nr. 36 mit Hofplatz und Kuhstall;
7) ein Haus daselbst Nr. 38 mit Hofplatz;
8) ein Haus daselbst Nr. 40 mit Hofplatz;
9) ein Haus daselbst Nr. 84 mit Hofraum, Kuhstall und Garten;
10) zwei Häuser aufm kleinen Griechenmarkte, bezeichnet mit Nr. 55 und 57, mit Garten;
11) ein Haus daselbst Nr. 53 mit Garten
durch den unterzeichneten, zufolge committirten, zu Köln wohnenden königlichen Notar Johann Nicolas von Gal, auf dessen Schreibstube, Cäcilienkloster Numero drei, unter den bei demselben hinterlegten und vorläufig zu erfahrenden Bedingungen zum öffentlichen Verkaufe ausgestellt und dem Meistbietenden zugeschlagen werden. Köln, den 4. Mai 1839. von Gal.
 
Der Anzeige ist zu entnehmen, dass 2 Mitglieder der Familie Badorf mit 2 Mitgliedern der Familie Wahlen verheiratet waren, nämlich die Witwe von Cornelius Mathias Badorf mit Anton Wahlen und Anna Maria Badorf mit Franz Wahlen.
Kurz vor der Ankündigung der Zwangsversteigerung gibt es noch eine Heiratsanzeige die Rätsel aufgibt:
[10, 13.02.1836] „…Civilstand der Stadt Köln. - 17. April 1839. Heirathen. Cornl. Math. Badorff, Bierbrauer, und Gertr. Hubert. Kleinermann, beide v. hier…“
 
Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei dem hier aufgeführten Cornelius Mathias Badorff um einen Sohn des verstorbenen Cornelius Mathias Badorff jun. handelt, dagegen spricht wiederum, dass dieser in der Anzeige der Zwangsversteigerung nicht benannt ist.
Dieser Cornelius Mathias Badorff führte im Anschluss bis ins Jahr 1842 eine „Zum Sonnenaufgang“ genannte Brauerei auf der Breitestraße 2. Im Jahr 1847 taucht er noch einmal als Betreiber einer Weinwirtschaft in der Siegburgergasse in Deutz auf.
(W018) [10, 21.12.1828]
Besten 1828r Walüortzheimer Wein bei Cornelius Mathias Badorff. Anzeige aus dem Jahr 1828
(W002) [10, 29.11.1840]
Cornelius Mathias Badorff sah sich wohl genötigt anzuzeigen, dass er seine Brauerei und Wirtschaft "Zum Sonnenaufgang" fortzuführen gedenke. Anzeige aus dem Jahr 1840
(W030) [10, 01.09.1847]
Im Jahr 1847 betrieb Cornelius Mathias Badorff eine Wein-Restauration in Deutz

Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Franz Wahlen (1834)-(1846)
Nach dem Tod von Cornelius Mathias Badorf übernahm Franz Wahlen im Jahr 1834 die Führung der Brauerei in der Ehrenstraße 71. Franz Wahlen war mit Anna Maria Badorff verheiratet, einer Tochter seines Vorgängers Cornelius Mathias Badorff. Es gab mit Catharina (1842), Gertrud (1843) und Maria Christina (?) [19] 3 gemeinsame Töchter, männliche Nachkommen sind nicht bekannt.
Die erste bekannte Nennung von Franz Wahlen stammt aus dem Jahr der Übernahme und erfolgt im Kontext des Verkaufs von Wein:
[10, 07.12.1834] „…Neuer Rother Wein, per Quart zu 6 Sgr. In und außer dem Hause zu haben bei Franz Wahlen, Ehrenstraße Nr. 71…]
 
Die Familie Wahlen muss die Brauerei im Kontext der im Jahr 1839 stattgefundenen Zwangsversteigerung erworben haben, sie wird in den Folgejahren als Besitzer der Brauerei ausgewiesen [12].
Über die immerhin 12 Jahre, in der Franz Wahlen die Brauerei Betrieb, gibt es kaum Informationen. Im Jahr 1846 stand die Brauerei dann zu vermieten.
[10, 28.07.1846] „…Eine Bierbrauerei, welche seit einer langen Reihe von Jahren mit gutem Erfolge betrieben worden ist, steht zu vermiethen. Bescheid Ehrenstraße Nr. 71
 
Vermutlich war die Brauerei in dieser Zeit einige Monate stillgelegt, bis Ferdinand Lieven die Brauerei im Jahr 1847 übernahm.
Franz Wahlen, weiterhin Besitzer der Brauerei, zog sich aber nicht ganz aus dem Geschäft zurück, im gleichen Jahr beantragte er eine Genehmigung zur Errichtung einer Destillerie in der Ehrenstraße 71.
[10, 05.09.1847] „…Herr Franz Wahlen beabsichtigt auf dem an der Ehrenstraße sub Nr. 71 gelegenen Grundstück eine Destillerie anzulegen. Nach Maßgabe der Vorschriften der allgemeinen Gewerbe=Ordnung vom 17. Juni 1845 und der Verfügung königl. Regierung vom 28. huj. werden demnach diejenigen, welche glauben, gegen dieses Etablissement ein Interesse geltend zu machen, hiermit aufgefordert, ihre Einsprüche dem königl. Policei=Commissär der V. Section, Hrn v. Blomberg (Perlengraben) binnen einer präclufivischen Frist von vier Wochen schriftlich anzuzeigen. Köln, 1. Sept. 1847. Der Policei=Director, Müller.
 
Weiter wird Franz Wahlen ab dem Jahr 1846 auch „als Ziegelfabrikant“ bezeichnet [15], vielleicht wollte er auch deswegen bei der Brauerei kürzertreten.
(W001) [10, 07.12.1834]
Neuer roter Wein bei Franz Wahlen in der Ehrenstraße 71. Anzeige aus dem Jahr 1834
 
(W029) [10, 15.01.1837]
Roten Wein zu verkaufen. Anzeige aus dem Jahr 1837 
(W019) [10, 28.07.1846]
Die Bierbrauerei in der Ehrenstraße 71 steht zu vermieten. Anzeige aus Juli 1845
(W020) [10, 06.09.1846]
Die Brauerei in der Ehrenstraße 71 steht immer noch zu vermieten. Anzeige aus September 1846
(W031) [10, 17.09.1826]
Anton Wahlen, ein Bruder von Franz Wahlen, welcher die Cornelius Mathias Badorf geheiratet hatte, betrieb bereits im Jahr 1826 eine Weinwirtschaft in der Straße Burgmauer 37

Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Ferdinand Lieven (1847)-(1849)
Ferdinand Lieven übernahm die Führung der Brauerei im Jahr 1847. Ferdinand Lieven, geboren im Jahr 1809, kam ursprünglich aus Eschweiler und war vor der Übernahme der Brauerei in der Ehrenstraße 71 bereits als Brauer in Köln tätig gewesen. Er betrieb vor der Übernahme der Brauerei in der Ehrenstraße 71 bereits die Brauerei „Im langen Gang“ in der Spulmannsgasse 64 [10,13].
Ferdinand Lieven erste Frau starb vermutlich im Jahr 1845 bei der Geburt der gemeinsamen Tochter Maria Sibylla. Ferdinand Lieven heiratet im Mai 1846 die ursprünglich aus Dahnsweiler stammende, zu dieser Zeit aber bereits in Köln wohnende, Gertrud Schieffer. Vermutlich gehörte Gertrud Schieffer zur Brauer-Familien Schieffer, die zu dieser Zeit die Brauerei „Im Holz“ in Köln betrieb .
Gemeinsam hatten sie noch zwei weitere Kinder, den im Jahr 1847 geborenen Sohn Heinrich und die im Jahr 1849 geborene Tochter Maria Hubertine Anna [10,14].
Die erste Nennung mit Bezug zur Brauerei in der Ehrenstraße 71 stammt aus einer Anzeige über einen Verkauf, der „…in dem Hause des Bierbrauers Lieven, früher Wahlen, auf der Ehrenstraße Nr. 71…“ stattfinden sollte [10].
Die letzte Nennung mit Bezug zur Ehrenstraße 71 stammt aus dem Jahr 1849 im Kontext der Geburt seiner zweiten Tochter.
Im Jahr 1849 übernahm Ferdinand Lieven dann die Brauerei „Zur Henne“, welche in direkter Nähe in der Ehrenstraße 60-62 gelegen war.
Im Jahr 1861 starb Ferdinand Lievens Frau Gertrud und Ferdinand Lieven blieb allein mit 3 unmündigen Kindern zurück. Dies änderte sich ein Jahr darauf, im Juli 1861 heiratete er Josephine Jacobine Henriette Knepper, welche Kleidermacherin und Teilhaberin an einem Schreinergeschäft war [10].
Ferdinand Lieven verstarb im August 1867 im Alter von 58 Jahren. Die Brauerei „Zur Henne“ wurde zuerst von der Witwe Lieven weitergeführt. Im Juli 1871 kam es zu einer Zwangsversteigerung von 2 Häusern in der Wallgasse 1-3 und am Neumarkt 9, welche beide zur Erbmasse des verstorbenen Ferdinand Lieven gehörten, damit alle Erbberechtigten bedient werden konnten. Witwe Gertrud Lieven blieb aber weiterhin Besitzerin der Brauerei „Zur Henne“.
Im November 1871 heiratete die Witwe Lieven den aus Düsseldorf stammenden Bierbrauer Wilhelm Breuer, welcher im Anschluss die Brauerei führte. Weitere Details sind der Unternehmensgeschichte der Brauerei „Zur Henne“ zu entnehmen .
(W001) [10, 20.01.1848]
Eine der wenigen bekannten Anzeigen von Ferdinand Lieven in der Ehrenstraße 71. Im Jahr 1848 stehen 4 Fleischbänke zum Verkauf
(W003) [10, 20.07.1861]
Todesanzeige von Ferdinand Lievens Frau Gertrud, welche im Jahr 1861
(W002) [10, 15.08.1867]
Todesanzeige von Ferdinand Lieven aus dem Jahr 1867

Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Franz Wahlen (1850-1854)
Als Ferdinand Lieven im Jahr 1849 in die Brauerei „Zur Henne“ wechselte, übernahm Franz Wahlen wieder die Führung der Brauerei in der Ehrenstraße 71 (Besitzer war er weiterhin auch zur Zeit von Ferdinand Lieven geblieben).
Der gleichzeitige Betrieb von Brauerei und Ziegelei schien ihm aber zu viel zu sein, im Jahr 1853 suchte er per Anzeige nach einem Betreiber für die Brauerei.
[10, 08.12.1853] „…Eine Brau= und Brennerei, die seit langen Jahren mit dem besten Erfolge betrieben worden ist, nebst Stallung u. Hofraum zu verm. Ehrenstr. 71…“
 
Nachdem kein Betreiber gefunden werden konnte, stellte Franz Wahlen im Jahr 1854 den Betrieb der Brauerei ein. Dies schien Gerüchte ausgelöst zu haben, dass Franz Wahlen nicht nur den Brauereibetrieb einstellen wollte, sondern nach Amerika auswandern wollte. Die Gerüchte breiteten sich wohl so schnell aus, so dass sich Franz Wahlen genötigt sah, diesen in einer Anzeige in der Kölnischen Zeitung zu widersprechen.
[10, 14.06.1854] „…Müßige oder böswillige Köpfe haben ersonnen und ausgestreut, ich beabsichtige nach America auszuwandern. Ich erkläre hiermit ausdrücklich, daß ich noch gar nicht daran denke, mein hiesiges Geschäft aufzugeben und halte ich dasselbe auch dem fernern Wohlwollen empfohlen. Franz Wahlen, Ehrenstraße 71…“
 
Franz Wahlen blieb also in Köln und die Brauerei blieb geschlossen. Folgende Zeitungsanzeige lässt vermuten, dass die Gebäude in der Ehrenstraße in dieser Zeit anders genutzt wurden (wobei nicht klar ist, welches Geschäftsmodell hinter dem kostenlosen Reinigen von Toiletten steckte bzw. wofür der dabei gewonnene „Rohstoff“ verwendet wurde.
[10, 07.03.1858] „…Abritts-Reinigung. Alle Abtritte, ohne Auswahl des Inhaltes, werden umsonst gereinigt; man mache nur Bestellungen. Ehrenstraße 71…“
 
Im Juni 1862 heiratet Franz Wahlens Tochter Maria Christina den in der Hahnenstraße 22 tätigen Brauer und Brenner Johann Georg Huber Apollinaris Dahlen. Wieder einen Brauer im Haus wurde die Brauerei am ersten Januar 1863 unter Führung von Johann Georg Dahlen wiedereröffnet.
Franz Wahlen verstarb im Mai 1866. Seine Witwe, Anna Maria Wahlen, geb. Badorff, zog im Jahr 1869 nach Königsdorf bei Frechen und eröffnete im Klöster Königsdorf eine Restauration.
[10, 24.04.1869] „…Kloster Königsdorf. Ich setze hiermit ein geehrtes Publicum in Kenntniß, daß ich mit dem 1. Mai die Gartenwirthschaft auf Kloster Königsdorf eröffne und empfehle mich mit guten Weinen, Kaffee und Flaschenbier bei aufmerksamer Bedienung bestens. Witwe Frz. Wahlen...“
 
Die Witwe Wahlen führte die Restauration in Königsdorf bis Mitte der 1870er Jahre und setzte sich anschließend in Kohlscheid bei Aachen zur Ruhe. Mittlerweile hatte sie auch wieder geheiratet, ihr Mann, Johann Hubert Zimmermann wurde als Betriebsführer und Obersteiger bezeichnet.
Im Jahr 1876 verstarb Anna Maria Wahlen, geb. Badorff.
(W024) [10, 08.12.1853]
Im Dezember 1853 stand die Brauerei zu vermieten
(W021) [10, 07.03.1858]
Welches Geschäftsmodell verbirgt sich wohl hinter einer kostenlosen Toiletten-Reinigung? "Rohstoffgewinnung"? Anzeige aus dem Jahr 1858
 
(W022) [24.05.1866]
Todesanzeige von Franz Wahlen, welcher im Jahr 1866 im Alter von 64 Jahre verstarb
(W002) [10, 24.04.1869]
Nach dem Tod ihres Mannes eröffnete die Witwe Wahlen im Jahr 1869 eine Gastenwirtschaft im Kloster Königsdorf
(W003) [10, 19.06.1869]
Kaffee, Wein und Flaschenbier bei Witwe Wahlen im Kloster Königsdorf. Anzeige aus dem Jahr 1869
(W006) [10, 17.06.1871]
"großes brillantes Kunstfeuerwerk mit Farbenspiel und Auffahrt eines Luftballons". Anzeige aus dem Jahr 1871

Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Johann Georg Dahlen (1863-1874)
Die Wiedereröffnung der Brauerei durch Georg Dahlen zum 1. Januar 1863 kündigte dieser in der Kölnischen Zeitung wie folgt an:
[10, 01.01.1863] „…Die Eröffnung meiner Wirthschaft nebst Brau- und Brennerei "Auf dem Oerthgen", Ehrenstraße 71, zeige ich hiermit ergebenst an. Joh. Georg Dahlen…“
 
Georg Dahlen und Christine Dahlen geb. Wahlen hatten 4 gemeinsame Kinder (Ludwig Theodor Hubert, geboren 1864, Johann Peter Hubert, geboren 1865, im Jahr 1866 eine Tochter, deren Namen nicht bekannt sowie Tochter Lucia Theodora Hubertine im Jahr 1870 [10]. Der Sohn Johann Peter Hubert verstarb aber bereits im Alter von gut einem Jahr [10].
Johann Georg Dahlen brachte frischen Wind in die Brauerei, er war der erste, der in größerem Ausmaß in der Kölner Presse für sein Bier warb, insbesondere für „echten Kölner Knupp“ und Malzextrakt. Ebenfalls wurden die Produkte seiner Brennerei beworben.
Im Januar 1874 verstarb Johann Georg Dahlen völlig unerwartet im Alter von nur 42 Jahren.
(W001) [10, 01.01.1863]
Anzeige zur Eröffnung der Brauerei und Brennerei "Auf dem Oerthgen" am 1. Januar 1863
 
(W009) [10, 17.12.1863]
Werbung für "Echten Kölner Knupp" aus dem Jahr 1863 
(W008) [10, 13.12.1863]
Werbung für "Echten Kölner Knupp" aus dem Jahr 1863 
(W010) [10, 25.12.1863]
Knupp und Malz-Extract, Werbung aus dem Jahr 1863
 
(W011) [10, 05.05.1864]
Knupp und Malz-Extract, Werbung aus dem Jahr 1864 
(W006) [16]
Werbung für "Echten Kölner Knupp" aus dem Jahr 1866 
(W007) [16]
Werbung für "Echten Kölner Knupp" aus dem Jahr 1869 

 

(W012) [10, 31.10.1868]
Werbung für "Echten Kölner Knupp" aus dem Jahr 1868

 

(W013) 810, 10.04.1869]
Gute Nachrichten für die Herren Billardspieler. Anzeige aus dem Jahr 1869
(W014) [10, 16.10.1869]
Zur beginnenden Brausaison gibt es wieder echten Kölner Knupp. Anzeige aus dem Jahr 1869
(W025) [10]
Neben der Brauerei wurde auch eine Brennerei betrieben. Anzeige aus dem Jahr 1867
(W009) [10, 30.10.1869]
Auch die Vogelliebhaber trafen sich bei Johann Georg Dahlen. Anzeige aus dem Jahr 1869
 
(W006) [10, 17.01.1867]
Todesanzeige von Peter Dahlen, einem Sohn von Johann Georg Dahel, welcher im Jahr 1867 im Alter von 17 Monaten an "Halsbräune" (Diphtherie) verstarb
(W010) [10, 08.01.1874]
Todesanzeige von Johann Georg Hubert Apollinaris Dahlen, welcher am 7. Januar 1874 verstarb
(W003) [12.01.1874]
Danksagung der Witwe Wahlen im Anschluss an das Begräbnis ihres Mannes im Januar 1874
(W004) [10, 14.02.1906]
Todesanzeige von "Witwe Christine Hamacher verw. Joh. Georg Dahlen geb. Wahlen" aus dem Jahr 1906. Wie peinlich, dass "Dahler" statt "Dahlen" geschrieben wurde

Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Carl Hamacher (1875-(1877))
Nach dem überraschenden Tod von Johann Georg Dahlen im Jahr 1874 stand seine Witwe Christine Dahlen geb. Wahlen mit 3 unmündigen Kindern da und führte die Brauerei zuerst alleine fort. Ein Jahr später heiratet sie aber wieder. Ihr zweiter Mann, Carl Hamacher, wurde zum Zeitpunkt der Heirat bereits als Bierbrauer bezeichnet, es ist aber nicht bekannt in welcher Brauerei er tätig war.
Beide schlossen einen Ehevertrag ab, in dem Gütergemeinschaft vereinbart wurde.
[10, 13.08.1875] „…Durch einen vor dem Königl. Notar Winkens zu Köln am 26. Juli 1875 zwischen Frau Christine, geborenen Wahlen, verwitweten Johann Georg Dahlen, Bierbrauerei= Inhaberin, und Carl Hamacher, Bierbrauer, beide in Köln wohnend, abgeschlossenen Ehevertrag, wovon ein Auszug heute in dem Audienzsaale des hiesigen Handelsgerichts in der dazu bestimmten Tabelle angeheftet und öffentlich ausgestellt worden, haben die genannten Contrahenten bestimmt, daß unter ihnen die gesetzliche Gütergemeinschaft Statt finden soll. Für die Richtigkeit des Auszuges: Köln, den 9. August 1875. Der Handelsgerichts=Secretair, Weber…“
 
Nach dem Tod von Anna Maria Wahlen geb. Badorff, der Mutter von Witwe Christine Dahlen geb. Wahlen, im Jahr 1875 wurde deren Nachlass versteigert, damit das Erbe unter den Erbberechtigten aufgeteilt werden konnte.
[10, 09.09.1876] „…Licitation. In der gerichtlichen Theilungssache:
1) der Eheleute Johann Hubert Zimmerman, Betriebsführer und Obersteiger, und Anna Maria geb. Wahlen, ohne besonderes Geschäft, beide zu Kohlscheid bei Aachen wohnend,
2) Eheleute Johann Peter Hubert Schnitzeler, Kaufmann, und Gertud geborene Wahlen, ohne besonderes Geschäft, beide zu Köln wohnend,
3) Peter Wahlen, Kaufmann zu Köln wohnend, Kläger, vertreten durch Advocat=Anwalt Franz Jacob Berndorff, gegen:
1) Katharina Wahlen, ohne Geschäft zu Köln wohnend,
2) Agnes Wahlen, ohne Geschäft zu Köln wohnend, Verklagte ad 1 und 2 vertreten durch Advocat=Anwalt Cornelius Balduin Trimborn,
3) Eheleute Karl Hamacher und Christine geb. Wahlen, Witwe von Johann Georg Dahlen, beide Inhaber einer Bierbrauerei und Wirthschaft zu Köln wohnend, Verklagte ad 3 vertreten durch Advocat=Anwalt Otto Becker,
4) Ludwig Dahlen, Kaufmann zu Köln, in seiner Eigenschaft als gerichtlich bestellter Pfleger der aus der Ehe genannter Christine Wahlen mit ihrem verstorbenen Ehemann Johann Georg Dahlen hervorgegangenen, bei ihrer Mutter und Vormünderin gesetzlich domicilirten Kinder: a) Anna Maria, b) Franz Xaver, c) Ludwig Theodor Hubert, d) Gertrud, e) Maria Hubertine Agnes, k) Lucia Theodora Hubertine und g) Jacob Dahlen, Verklagten ad 4 vertreten durch Advocat Anwalt Joseph Riffart,
5) den zu Köln wohnenden Advocaten Martin Schnaas, in seiner Eigenschaft als provisorischer Syndik des Fallimentes der zu Köln bestehenden Handlung unter der Firma Schnitzler und Wahlen, sowie der Theilhaber dieser Firma: Johann Hubert Schnitzeler und Peter Wahlen, beide Kaufleute zu Köln wohnend, Verklagter ad 4 vertreten durch die Advocaten Jacob Jansen 1 und Martin Schnaas, ersteren als Anwalt, wurde durch Urtheil des Königlichen Landgerichtes zu Köln vom 29. Juli 1876 der Verkauf der nachbeschriebenen in der Stadt Köln belegenen Wohnhäuser verordnet und der unterzeichnete zu Köln wohnende Notar Ernst Pütz mit deren öffentlichem Verkaufe beauftragt.
Die zu licitirenden, zum Nachlasse der verlebten Anna Maria Wahlen geborene Badorf, Witwe von Franz Wahlen, gehörigen Realitäten sind folgende:
1) Haus Ehrenstraße Nr. 71 mit Bierbrauerei, Hofraum und Hintergebäuden, katastirt alte Parzelle 1078/90, Flächeninhalte neue 71 mit einem Flächeninhalte von 6 Aren 96 Meter und begränzt nördlich von der Ehrenstraße, östlich von Schmitz& Levy, südlich von der Kettengasse und westlich vom Friesenwall, taxirt zu 105800 Mark;
2) Haus Kettengasse Nr. 20 mit Hofraum, katastrirt alte Parzelle 1075/70 neue 52, mit einem Flächeninhalte von 73 Meter und begränzt nördlich und westlich von Erben Wahlen, östlich von Jacob Becker und südlich von der Kettengasse, taxirt zu 4450 Mark;
3) Haus Kettengasse Nr. 22, mit Hofraum, katastrirt alte Parzelle Nr. 1076/71, neue Nr. 53, mit einem Inhalte von 57 Meter und west- und südlich von der Kettengasse, taxirt zu 3470 Mark;
4) Haus Kettengasse Nr. 24, mit Hofraum, alte Parzelle 1077/72, neue Nr. 54, mit einem Flächeninhalte von 38 Meter und begränzt nördlich, östlich und westlich von Erben Wahlen und südlich von der Kertengasse, taxirt zu 2310 Mark;
5) Haus Friesenwall Nr. 36, mit Hofraum, alte Parzelle 809/89, neue 68, mit einem Flächeninhalte von 42 Meter und begränzt nördlich und östlich von Erben Wahlen, südlich von Baum und westlich vom Friesenwall, taxirt zu 3000 Mark;
6) Haus Friesenwall Nr. 38, mit Hofraum, alte Parzelle 810,88, neue 69, mit einem Flächeninhalte von 38 Meter und begränzt nördlich, östlich und südlich von Erben Wahlen und westlich vom Friesenwall, taxirt zu 2700 Mark;
7) Haus Friesenwall Nr. 40, mit Hofraum, alte Parzelle 1079/90, neue 70, mit einem Flächeninhalte von 39 Meter und begränzt nördlich, östlich und südlich von Erben Wahlen und westlich vom Friesenwalle, taxirt zu 2770 Mark.
Die Licitation der vorbeschriebenen Wohnhäuser findet unter Zugrundelegung der angegebenen Taxen am Samstag den 18. November laufenden Jahres, des Nachmittags um 3 Uhr, in der Amtsstube des unterzeichneten Notars, Römerthurm Nr. 21 Statt. Die der Licitation zu Grunde liegenden Bedingungen, welche heute hinterlegt wurden, sowie sämmtliche auf den Verkauf Bezug habenden Actenstücke sind bei dem unterzeichneten Notar einzusehen. Köln, den 7. September 1876. Der Königliche Notar, Justizrath, Pütz…“
 
Aus dieser Anzeige lässt sich ersehen, wir vermögend Franz Wahlen gewesen war. Insgesamt 7 Häuser wurden versteigert, wobei die Brauerei auf 105.800 Mark taxiert wurde, welches den Gesamtwert der anderen 6 Häuser zusammen bei weitem übertraf.
Die Brauerei blieb bei der Versteigerung im gemeinsamen Besitz mehrere Mitglieder der Familie Wahlen und zuerst führte Carl Hamacher die Brauerei weiter.
Carl Hamacher und Witwe Christine Hamacher (geb. Wahlen, verwitwete Dahlen) hatten 2 gemeinsame Kinder, die Im Jahr 1879 geborene Tochter Christine Hubertine und den im Jahr 1881 geborenen Sohn Robert.
Das Gastspiel von Carl Hamacher in der Ehrenstraße 71 dauerte allerdings nur 2 Jahre, im Jahr 1878 pachtete er eine schon einige Zeit leerstehende Brauerei in der Ehrenstraße 47, also in unmittelbare Nähe, und eröffnete diese wieder.
Die Führung der Brauerei in der Ehrenstraße 71 übernahm wieder die Familie Wahlen.
Carl Hamacher braute in der Ehrenstraße 47 bis zum Jahr 1881 und führte die Brauerei anschließend nur noch als Schenkwirtschaft weiter. Im Jahr 1889 übernahm Jakob Krings die Führung der Schenkwirtschaft und von Carl Hamacher verliert sich seine Spur.
Seine Witwe Christine Hamacher geb. Wahlen verstarb im Jahr 1906 im Alter von 68 Jahren.

Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter den Geschw. Wahlen (1878-1883)
Nach dem Weggang von Carl Hamacher übernahm die Familie Wahlen wieder die Brauerei, welche ab diesem Zeitpunkt als „Brauerei Geschw. Wahlen“ geführt wurde. Konkret hinter „Geschw.“ verbargen sich die Schwestern Agnes und Catharina Wahlen. Im Jahr 1881 wurde die das Brauer-Duo durch den Einstieg von Gertrud Wahlen zum Trio [16]
Im Jahr 1884 übernahm Louis Kievernagel die Führung der Brauerei. Die Familie Wahlen blieb aber weiterhin Besitzer der Brauerei und die Geschwister Wahlen wohnten auch weiterhin in der Ehrenstraße 71, wurden aber als „o.G.“ (ohne Gewerbe) angegeben.

Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Louis Kievernagel (1883-1885)
Über Louis Kievernagel (manchmal auch Kivernagel geschrieben), welcher die Brauerei im Jahr 1883 übernahm ist nicht viel bekannt. Vor der Übernahme der Brauerei ist er auch nicht in den Kölner Adressbüchern zu finden.
Einzig ein harter Schicksalsschlag ist überliefert. Louis Kievernagel wurde im April 1884 Vater von Zwillingen, welche aber beide bereits im Alter von 26 Tagen bzw. knapp 3 Monaten verstarben [16}.
Im Dezember 1885 übernahm Louis Kievernagel die Brauerei unter Taschenmacher 5 von Joseph Jüsgen. Aus dieser Brauerei entstand die spätere Brauerei Sion .
(W001) [23.12.1885]
Übernahmeanzeige von Ludwig Kievernagel. Dieser wechselte im Dezember 1885 von der Erhenstraße 71 in die Straße unter Taschenmacher 5, aus der später die Sion-Brauerei entstand
(W002) [24, 12.07.1889]
Anzeige der Bierbrauerei & Restauration von Ludwig Kievernagel unter Taschenmacher 5 aus dem Jahr 1889
(W003) [24, 01.07.1888]
Für Damen frisch gebrautes Malzbier. Anzeige von Ludwig Kievernagel aus dem Jahr 1888
 

Die Brauerei „Im Oertchen“ unter den Gebr. Meyer (1886-1909)
Zu Beginn des Jahres 1886 übernahmen die Gebrüder Meyer die Leitung der Brauerei, wobei immer noch die Erbengemeinschaft Wahlen Eigentümer der Brauerei war. Hinter „Gebr.“ verbargen sich Peter und Joseph Meyer.
Peter Meyer war ein erfahrener Brauer und bis zum Wechsel in die Ehrenstraße als Brauer in der Hahnenstraße 43 tätig gewesen. Bekannt ist auch, dass er im Jahr 1885 die aus Köln stammende Luise Conrath heiratete [10]. Gemeinsam hatten sie mindestens 4 Kinder, von denen aber 2 bereits im Kleinkindalter verstarben.
Über seinen Bruder Joseph ist fast nichts bekannt, dieser war vermutlich Kaufmann und vorher noch nicht im Brauwesen tätig gewesen.
Viel ist über diese Zeit nicht bekannt, aus April 1890 stammt eine der wenigen Anzeigen, in der sie für ihr obergäriges Lagerbier warben.
[17, 12.04.1890] „…Von heute ab Ausschank eines reinen obergährigen Lagerbieres. Bierbrauerei zum alten Oertchen, Ehrenstraße 71. Gebrüder Meyer…“
 
Im Jahr 1891 erwarb Robert Perthel, ein Kölner Architekt und Bauunternehmer, das Gebäude der Brauerei in der Ehrenstraße 71 von der Erbengemeinschaft Wahlen. Er lies das im Jahr 1645 erbaute alte Fachwerkhaus abreißen und ersetzte es durch einen neuzeitlichen, repräsentativen und wesentlich größeren Bau. Auf der Postkarte PK002 sind beide Gebäude in realistischer Form abgebildet.
Nach der Zwangspause im Jahr 1891 richteten die Gebrüder Meyer im Neubau ihre Brauerei wieder ein und eröffneten sie im Jahre 1892 wieder. Mit dem Neubau gab e auch eine Umnummerierung, wobei das Gebäude, in dem sich die Brauerei befand, die Adresse „Ehrenstraße 71A“ erhielt.
Eine weitere Erwähnung der Gebrüder Meyer erfolgte im Kontext der 50zig-jährigen Mitgliedschaft ihres Vaters im Chor der Pfarrkirche in Hürth.
[18, 10.07.1896] „…Altstädten bei Hürth, 9. Juli. Am Sonntag feierte Herr Wilhelm Meyer sein goldenes Jubiläum als Chorsänger in der Pfarrkirche von Hürth. Der Jubilar hat 50 Jahre hindurch ununterbrochen den kirchlichen Gesang gepflegt. ... Die Stammgäste der in Köln rühmlichst bekannten Bierbrauerei zum „Oertchen“ an der Ehrenstraße, — Inhaber derselben sind die Gebr. Meyer, Söhne des Jubilars— hatten es sich nicht nehmen lassen, an dem Festtage persönlich zu erscheinen, um durch Ueberreichung einiger hübschen Geschenke dem Vater ihres Stammwirths ihre Hochachtung zu beweisen…“
 
Weiter gelang es den Gebrüdern Meyer einige weitere Absatzstätten zu gewinnen. Zum einen war dies das Restaurant von Jean Baumgarten in Sürth, in dem „Ech Kölsch Wies … aus der altrenommierten Brauerei Zum Oertchen“ angeboten wurde und zum anderen das Restaurant „Zur Traube“ von Theodor Pütz in Rhöndorf, in welchem „Kölner Lager-Bier aus der Brauerei Gebr. Meyer im Oertchen“ ausgeschenkt wurde.
 
(F002)[20]
Foto des Ehrentors und der Brauer "Zum Oertchen" (links), vermutlich aus den 1880er Jahren. Das Foto wurde auch für nebenstehenden die Postkarten verwendet
 
(PK001) [Sammlung Ippen]
Postkarte mit Verwendung des alten Fotos links. Um 1910
(PK003) [21]
Postkarte der Brauerei mit Gegenüberstellung des alten Fachwerkhauses und der im Jahr 1891 neu erbauten Brauerei
 
   
(PK002) [21]
Weitere Postkarte unter der Firmierung der Gebrüder Meyer. Gelaufen im Jahr 1910
 
(Pk002) [unbekannt]
Farbvariante der nebenstehenden Postkarte
   
 
(W015) [25, 13.06.1898]
Bei Jaen Baumgarten in Sürth gibt es Ech Kölsch Wies aud der altrenommierten Brauerei zum Oertchen. Anzeige aus dem Jahr 1898
 
(W005) [17, 12.04.1890]                       
   
(W023( [17, 02.06.1892]
Bekanntmachung über die Änderung von Straßen und Hausnummer aus dem Jahr 1892. Aus der Ehrenstraße 71 wurde die Ehrenstraße 71A
 
(W016) [22, 17.05.1902]
Im Restaurant "Zur Traube" in Rhöndorf gibt es Kölner Lager-Bier aus der Brauerei Gebr. Meyer im Oertchen. Anzeige aus dem Jahr 1902
                                                                                   
(W001) [10, 13.07.1909]
Todesanzeige von Peter Meyer, welcher im Jahr 1909 im Alter von 54 Jahren verstarb
(W002) [17, 14.07.1909]
Todesanzeige von Peter Meyer, geschaltet von der Kölner Bürgergesellschaft, bei der Peter Meyer Mitglied war
(W003) [17, 14.07.1909]
Todesanzeige von Pete Meyer, geschaltet von der Kölner Wirte-Innung

Die Brauerei „Im Oertchen“ unter Peter Meyer Wwe. und Josef Meyer (1909-1918)
Im Juli 1909 verstarb Peter Meyer im Alter von 54 Jahren und die Brauerei wurde daraufhin von seiner Witwe Luise Meyer geb. Conrath und seinem Bruder Josef weitergeführt.
Zu dieser Zeit war dort auch der Stammtisch „Schenk’s ma was“ ansässig, welcher zum Ziel hatte, benachteiligte Kinder zu unterstützen, worüber auch die Kölner Presse berichtete.
[17, 24.01.1911] „…Der Stammtisch Schenk's ma was im Oertchen (Bierbrauerei Gebr. Meyer, Ehrenstraße) ist bekannt als Wohltäter der Armen; insbesondere läßt er sich die Unterstützung armer Schullinder angelegen sein. Am Samstag konnte er wiederum zwanzig Schulkinder der Pfarre St. Aposteln mit neuen Schuhen versehen. Dieselben wurden den Kindern mit einer kurzen Ansprache überreicht, in der dem Wunsche Ausdruck gegeben wurde, daß das Beispiel der so humanen Stammtischgesellschaft viele Nachahmer finden möchte…“
 
Nach dem Tod von Peter Meyer im Jahr 1909 verstarb auch sein gleichnamiger Sohn im Jahr 1915 im Alter von nur 28 Jahren.
Ab dem Jahr 1915 taucht unter der Adresse Ehrenstraße auch Wilhelm Meyer, ein Sohn des verstorbenen Peter Meyer sen., auf, welcher als Geschäftsführer tituliert wird.
(100) [17.09.1920]
Anzeige des "Vereins obergäriger Hausbrauereien" aus dem Jahr 1920. Dank Auslandsmalz ist nach dem Krieg und dem rationierten Malz wieder Vollbier verfügbar. Der Verein gleicht einem Kartell, alle 26 Brauereien, darunter aus die Brauerei "Im Oertchen", haben die gleichen Preise
 
(W001) [2]
Anzeige der Brauerei "Im Oertchen" aus dem Jahr 1921. Sowohl die Firmierung war zu dieser Zeit schon eine andere und gebraut wurde auch schon nicht mehr  
 
(W004) [21.05.1915]
Todesanzeige von Peter Meyer, dem Sohn des verstorbenen Peter Meyer, welcher im Jahr 1915 im Alter von nur 28 Jahren verstarb
                                                                                                                                             

Die Brauerei „Im Oertchen“ unter Wilhelm Meyer (1920)
Da es für das Jahr 1919 kein Kölner Adressbuch gibt, ist nicht ganz klar, ob der Wechsel der Firmierung im Jahr 1920, für das er gesichert ist, oder bereits im Jahr 1919 durchgeführt wurde. Spätestens im Jahr 1920 zogen sich die Witwe Peter Meyer und Josef Meyer aus dem Geschäft zurück, wurden als Rentner bezeichnet, blieben aber weiterhin Besitzer der Brauerei.
Geführt wurde die Brauerei jetzt von den Brüdern Heinrich und Wilhelm Meyer, wobei Wilhelm Meyer als einziger von beiden in Kölner Branchenverzeichnis als Brauer aufgeführt wurde [16].
Vermutlich stellten beide den Braubetrieb aber kurz nach der Übernahme ein, was auch Lambert Macherey in seiner Brauhausdokumentation aus dem Jahr 1921 aufführt:
[2] „…Zu den ältesten, vom frühen Mittelalter her noch im Betrieb befindlichen Hausbrauereien gehört auch, nachdem "Im Oertchen" und "Im Hirschen" neuerdings nicht mehr gebraut wird, das Brauhaus "Zum Marienbildchen"…“
 
Im Jahr 1922 erschien dann folgender Artikel in der Kölner Presse:
[28, 27.10.1922] „…Das Kölner Brauhaus „Zum Oertchen“ ist in den Besitz des Herrn Frz. Jos. Hoch, dem Besitzer des Salzrümpchen und Mitinhaber des Bayr. Hofes übergegangen. Hr. Hoch beabsichtigt, dasselbe zu einer der Neuzeit entsprechenden gut=bürgerlichen Gaststätte einzurichten…“
 
Dieser Artikel widerspricht allerdings den Eintragungen in den Kölner Adressbüchern, in denen weiterhin die Witwe Peter Meyer und Josef Meyer als Besitzer der Gebäude in der Ehrenstraße 71A aufgeführt wurden [15]. Auch im Eigentümerverzeichnis dieser Zeit taucht Franz Josef Hoch nicht als Besitzer der Brauerei auf [15].
In jedem Fall zogen sich die Brüder Heinrich und Wilhelm Meyer auch aus dem Restaurationsbetrieb zurück, spätestens im Jahr 1925 übernahm Ludwig Bell die Führung der Restauration.

Die Restauration „Im Oertchen“ unter Führung von Ludwig Bell ((1925)-1937)
Über Ludwig Bell selbst ist wenig bekannt. Er führte die Restauration „Im Oertchen“ bis ins Jahr 1933.
Wie auf dem Foto F001 weiter unten gerade noch zu erkennen, wurde in der Restauration Kölner Hirschbräu und Münchener Augustiner Bräu ausgeschenkt.
Im Jahr 1933 verkauften die Witwe Peter Meyer und Josef Meyer die Restauration „Im Oertchen“ an eine gewisse Maria Luise Müller, Witwe Heinrich Müller.
Ludwig Bell blieb bis ins Jahr 1937 Betreiber der Restauration.
(F001) [19]
Foto des Restaurant "Im Örtchen" von Ludwig Bell aus dem Jahr 1928
(W026) [17, 25.05.1928]
Werbung aus dem Jahr 1928
(W027) [17, 25.05.1928]
Werbung aus dem Jahr 1928
(W028) [17, 07.09.1928]
Werbung aus dem Jahr 1928
(W003) [17, 01.01.1929]
Anzeige von Ludwig Bell zum neuen Jahr 1929 
(W002) [17, 31.12.1931]
Anzeige von Ludwig Bell zum neuen Jahr 1932
(W017) [17, 21.08.1928]
Kochlehrfräulein gesucht im Restaurant Lud. Bell, "Im Oertchen". Anzeige aus dem Jahr 1928

Die Restauration unter Führung von Fritz Müller (1939-(1941/42))
Im Jahr 1938 steht in Kölner Adressbuch unter der Adresse Ehrenstraße 71A „unbewohnt“. Vielleicht wurde das Haus renoviert, denn ein Jahr später wird die Restauration wieder betrieben, und zwar von einem gewissen Fritz Müller, vermutlich einem Sohn der Witwe Maria Luise Müller, die weiterhin Besitzerin der Restauration war.
Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges gibt es keine weiteren Informationen.

Die Nachkriegszeit (1945-dato)
Während des Krieges blieb zumindest der vordere Teil des im Jahr 1891 erbauten Gebäudes in der Ehrenstraße 71A erhalten. Auch aktuell (Stand 2023) ist das mittlerweile unter Denkmalschutz stehende Gebäude im ursprünglichen Zustand.
Kurz nach dem Krieg wurde die Restauration wieder eröffnet. Betreiber, und spätestens ab dem Jahr 1951 auch Besitzer der Restauration, war Heinrich Müller, vermutlich ein weiterer Sohn der Witwe Maria Luise Müller. Im Jahr 1950 richtete Heinrich Müller zusätzlich zur Restauration noch eine Brennerei ein [16], die im Jahr 1953 aber wieder geschlossen wurde.
Im Zeitraum von 1958 bis 1960 wurde die Restauration von Friedel Hintzen betrieben und anschließend taucht im Jahr 1961 eine „Einig Betriebe Gaststätten KG“ als Betreiber auf. Ab dem Jahr 1962 taucht parallel zur Restauration in der Ehrenstraße 71A auch ein Kaffee Geschäft auf und zwar von einem gewissen Eduard Schopf, aus dessen Namen sich der Firmennamen „Eduscho“ zusammensetzt [16].
In den Jahren 1970 bis 1973 wird die Restauration von Käthe Obels geführt und für diese Zeit ist auch wieder eine Brennerei von Heinrich Müller aufgeführt [16].
Ab dem Jahr 1975 wird keine Restauration mehr aufgeführt und in den Folgejahren wird das Erdgeschoss des Gebäudes in der Ehrenstraße 71A für verschiedenste Geschäfte genutzt und die oberen Stockwerke als Wohnraum. Stand 2023 ist dort ein Optiker ansässig.
     
(F003) [4]
Foto des Gebäudes der ehemaligen Brauerei "Zum Oertchen" aus dem Jahr 2014. Das mittlerweile denkmalgeschützte Haus hat die Bombardements des zweiten Weltkrieges überstanden
                                                                                                                                                                    

Übersicht der Firmierungen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
(1796)-(1797) Brauerei „Zum Oertchen“, Johan Godfried Johnen Ehren-Strasse 5261
(1813)-1833 Brauerei „Zum Oertchen“, Cornelius Mathias Badorff Ehrenstraße 71, 1813: R. d’Honneur n. 71,
1834-1846 Brauerei „Zum Oertchen“, Franz Wahlen  
1847-1849 Brauerei „Zum Oertchen“, Ferdinand Lieven  
1849-1855 Brauerei „Zum Oertchen“, Franz Wahlen  
1863-1874 Brauerei „Zum Oertchen“, Johannes Georg Dahlen  
1874-1877 Brauerei „Zum Oertchen«, Carl Hamacher  
1878-1883 Brauerei „Zum Oertchen“, Geschw. Wahlen  
1883-1885 Brauerei „Zum Oertchen“, Louis Kievernagel  
1885-1909 Brauerei „Im Oertchen“, Gebr. Meyer ab 1891: Ehrenstraße 71A
1909-1918 Brauerei „Im Oertchen“, Peter Meyer & Jos. Meyer Wwe.  
(1920) Brauerei „Im Oertchen“, Wilhelm Meyer  
(1925)-1937 Restauration „Im Oertchen“, Ludwig Bell  
1939-(1941) Gaststätte, Fritz Müller  
(1948) Gaststätte, Heinrich Müller  
(1950) Branntweinbrennerei und Gaststätte, Heinrich Müller  
1951-1952 Branntweinbrennerei, Heinrich Müller  
1953-1957 Gaststätte, Heinrich Müller  
1958-1959 Gaststätte, Friedel Hintzen  
1960-1961 Einig-Betriebe Gaststätten, Einig KG  
1962-1964 Nur Eduscho, vermutlich keine Gaststätte  
1965-1967 Gaststätte, Willy Balven  
1968-1973 Gaststätte, Käthe Obels  

Anmerkungen
» Der Name Oertchen hat nichts mit einem Ort an sich zu tun, sondern leitet sich aus dem lateinischen Wort „ordo“ für Spitze oder Ecke ab. Als Oertchen wurden Häuser bezeichnet, die am Beginn oder am Ende einer Straße lagen [5]. Diese Art der Bezeichnung war in Köln seit dem Mittelalter üblich. Meist trugen die „Oertchen“ noch den Straßennamen mit in der Bezeichnung. Das hier behandelte „Oertchen“ hieß ehemals „Ehrenstraßer Oertchen“. Im Jahr 1798 gab es in Köln insgesamt 4 Brauereien, die den Namen Oertchen trugen [1]. Außer der hier behandelten Brauerei „Zum Oertchen“ in der Ehrenstraße 71 waren dies noch das „Catharinen Oertchen“ in der Severinstraße 183, das „Berlichs Oertchen“ in der Breitestraße 106 sowie das „Zum Oertchen“ an der Kriegspforte, kleiner Griechenmarkt 89-91.
» Von der Brauzerei "Zum Oertchen" sind keinerlei Brauereiwerbemittel (Bierdeckel, Krüge, Gläser, ...) bekannt.

Quellenverzeichnis
 
1 Artikel „Die ältesten Brauereien Kölns“ von Wilhelm Scheben aus dem Jahr 1886, erschienen im Kölner Sonntags-Anzeiger, Ausgabe 530 (19.12.1886)
2 "Kölner Kneipen im Wandel der Zeit (1846 bis 1921), Lambert Macherey, 1921, Selbstverlag
3 "Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven Verlag, 1999
4 https://dewiki.de/b/efac5, Wikimedia Commons, Carl Flisch & Sebastian Wallroth, 2014
5 Artikel „Heute Severinstraße 162-166" in der Zeitschrift „Der neue Tag“ vom 27.12.1934
6 "Verzeichnis der Stadt-Kölnischen Einwohner, nebst Bemerkung", Thiriart und Compagnie, 1797
7 "Itinéraire de Cologne", Th. F. Thiriart, 1813
8 Adreß=Buch oder Verzeichnis der Einwohner der Stadt Köln", Th. F. Thiriart, 1822
9 Zeitschrift "Colonia", Ausgabe: 23.08.1822
10 "Kölnische Zeitung", Ausgaben 21.12.1828, 09.06.1830, 07.12.1834, 13.02.1836, 15.01.1837, 22.04.1839, 05.05.1839, 23.06.1839, 01.03.1840, 29.11.1840, 07.11.1841, 05.02.1842, 31.08.1842, 24.11.1843, 31.03.1844, 30.01.1845, 16.02.1845, 14.09.1845, 25.05.1846, 07.06.1846, 28.07.1846, 06.09.1846, 26.01.1847, 23.05.1847, 01.09.1847, 05.09.1847, 10.11.1847, 20.01.1848, 06.08.1850, 16.08.1851, 20.06,1852, 08.12.1853, 22.01.1854, 14.06.1854, 21.01.1858, 07.03.1858, 20.07.1861, 16.06.1862, 04.08.1862, 01.01.1863, 13.10.1863, 13.12.1863, 17.12.1863, 25.12.1863, 03.01.1864, 06.01.1864, 05.05.1864, 26.08.1865, 27.08.1865, 24.05.1866, 17.01.1867, 12.07.1867, 30.07.1867, 15.08.1867, 31.10.1868, 08.02.1869, 10.04.1869, 24.04.1869, 19.06.1869, 16.10.1869, 23.10.1869, 30.10.1869, 16.04.1870, 31.08.1870, 02.11.1870, 17.06.1871, 15.07.1871, 13.08.1871, 06.11.1871, 08.01.1874, 12.01.1874, 13.08.1875, 09.09.1876, 15.10.1875, 15.08.1879, 24.07.1880, 28.05.1881, 25.04.1884, 21.06.1884, 22.03.1885, 13.03.1887, 30.09.1888, 13.10.1888, 10.12.1892, 14.02.1906, 13.07.1909
11 Historisches Archiv der Stadt Köln
12 "Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim", Herausgegeben von E. Kluge, Köln 1857, Verlag von M. Lengfeld
13 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
14 "Allgemeiner Anzeiger für Rheinland-Westfalen", Ausgabe 25.07.1849
15 "Kölner Adress-Buch", Herausgegeben von J.G. Heyn, Köln, 1846
16 Adressbuch der Stadt Köln, Verlag Greven, Ausgaben: 1878, 1884
17 "Kölner Lokal-Anzeiger", Ausgaben 12.04.1890, 02.02.1892, 18.11.1903, 14.05.1906, 14.07.1909, 24.01.1911, 02.02.1912, 25.05.1928, 21.08.1928, 01.01.1929, 31.12.1931
18 "Rheinischer Merkur", Ausgabe 03.04.1884, 10.07.1896
19 "Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven Verlag, 1999
20 Rheinisches Bildarchiv, rba_043293
21 "Köln auf alten Ansichtskarten", Herausgeber: Kölnisches Stadtmuseum, Michael Euler-Schmidt, Asmuth Verlag Köln, 1995
22 "Echo des Siebengebirges", Ausgabe 17.05.1902
23 Kölner Stadtarchiv, Kreuterkarte 017
24 "Kölner Sonntags-Anzeiger", Ausgabe 21.07.1889
25 "Bonner Generalanzeiger für Bonn und Umgegend", Ausgabe 13.06.1898
26 "Der Neue Tag", Ausgaben 27.12.1934
27 "Kölner Nachrichten", Ausgaben 14.09.1885, 10.12.1889, 05.06.1891, 29.10.1891
28 "Rheinische Volkswacht", Ausgabe 27.10.1922