Unternehmensgeschichte der Brauerei "Zum
Oertchen" in der Ehrenstraße 71/71A
unter der Führung von Johann Godfried
Johnen, Cornelius Mathias Badorff, Franz Wahlen, Ferdinand Lieven, Johannes
Georg Dahlen, Carl Hamacher sowie Peter & Josef Wahlen
Inhaltsverzeichnis (Navigation durch Anklicken der Kapitelnamen)
Die Brauerei „Zum Oertchen“ kann schon im 13ten Jahrhundert
nachgewiesen werden. Im 19ten Jahrhundert war die Brauerei überwiegend in
der Hand der Familien Wahlen und Meyer.
Die Brauerei war eine kleine Hausbrauerei, welche
größtenteils für den Eigenbedarf der angeschlossenen Schenkwirtschaft
braute. In den 1920er Jahren wurde der Braubetrieb eingestellt, die
Restauration wurde bis in die 1970er Jahre fortgeführt.
Das alte Fachwerkhaus aus dem 15ten Jahrhundert wurde im Jahr
1891 durch einen repräsentativen Neubau ersetzt. Dieser überstand den
zweiten Weltkrieg und ist bis heute erhalten.
Die Gründung der Brauerei und die Entwicklung bis Ende des 19ten Jahrhunderts
Die erste nachgewiesene Nennung der Brauerei in der
Ehrenstraße 71 stammt aus dem Jahr 1235 und findet sich in den
Aufzeichnungen von Wilhelm Scheben. Dieser war Ende des 19ten Jahrhunderts
der führende Kölner Chronist wenn es um das Brauwesen ging.
[1] „…Zu den nachweislich ältesten Brauereien in Köln gehört
das sogenannte „Ehrenstraßer Oertchen“, Ehrenstraße Nr. 71, alte Nr. 5261.
Dieselbe wurde kurz nach der Fertigstellung der nunmehr abgerissenen großen
Ringmauer, im Jahre 1235, vom Brauer Hertwig und seiner Frau Agnes auf einem
ihnen von Udalindis von der (alten) Ehrenpforte überlassenen, zwischen der
alten und neuen Ehrenpforte liegenden Grundstücke errichtet und sollte
dieses Grundstück nach dem Tode der Udalindis und ihrer Tochter Elisabeth
den Eheleuten Hertwig und Agnes erblich verbleiben. Diese Brauerei wird im
Laufe der Zeit noch oft genannt. Der letzte zünftige Brauer, welcher im
Jahre 1796 daselbst wohnte, war Johann Gottfried Jonen…“
Obwohl Scheben von häufigen Nennungen der Brauerei berichtet,
findet sich die Brauerei „Zum Oertchen“ in der Ehrenstraße 71 weder in
seiner Aufstellung der Brauereien für das Jahr 1412 noch in der Aufstellung
für das Jahr 1476.
Auf Postkarten der Brauerei um 1900 ist sowohl das alte
Fachwerkhaus, welches im Jahr 1891 abgerissen wurde, als auch das neue
moderne Haus, welches im Anschluss erbaut wurde, abgebildet. Bei dem alten
Fachwerkhaus ist die Jahreszahl 1645 aufgeführt, vermutlich das Jahr, in dem
es errichtet wurde.
Erst für das Jahr 1797 gibt es wieder Nennungen, zu dieser
Zeit führte Johann Gottfried Johnen die Brauerei, die er auch bereits vor
Abschaffung der Zünfte durch Napoleon als zünftiger Brauer geführt hatte.
(KK017) [23]
Kreuterkarte um 1850 mit der Darstellung der Ehrenstraße. Das wohl damals
größte Haus ganz rechts ist die Brauerei "Zum Oertchen" (anklicken für
Detail-Ausschnitt)
Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Johann Godfried Johnen (1796)-(1798)
Der erste Nachweis von Johann Godfried Johnen (manchmal wurde
auch Johan, Gottfried und Jonen verwendet) stammt aus dem Kölner Adressbuch
des Jahres 1797 [6]. Der Eintrag lautet „Johnen, Johan Godfried, An der
Ehren-Strasse 5261“, also noch mit französischen Hausnummern. Da Wilhelm
Scheben ihn aber als letzten zünftigen Brauer an dieser Stelle bezeichnet
[1], dürfte er die Brauerei schon wesentlich früher geführt haben.
Mehr ist über Godfried Johnen leider nicht bekannt, im
nächsten bekannten Kölner Adressbuch aus dem Jahr 1813 ist er schon nicht
mehr aufgeführt.
Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Cornelius Mathias Badorff (1813)-(1831)
Der erste bekannte Cornelius Mathias Badorff war in der
zweiten Hälfte des 18ten Jahrhunderts Ratsherr in Köln und führte die
Brauerei „Zum Holz“ in der Breitestraße 64 [1]. Im Adressbuch des Jahre 1797
ist nur noch seine Witwe wie folgt aufgeführt: „…Auf der Breitenstraße 4663, Cornel. Mathias Badorff seel. Wittwe, Gastgeberin im Holz…“. Die
Berufsbezeichnung „Gastgeberin“ ist eine alte Bezeichnung für eine Wirtin.
Bei diesem Cornelius Mathias Badorff handelt es sich
vermutlich um den Vater des im Kontext der Brauerei „Im Oertchen“ relevanten
Cornelius Mathias Badorff. Zu dieser Zeit war es üblich, dass der
erstgeborene Sohn nach dem Vater benannt wurde, was die Recherchen nicht
gerade einfacher macht.
Cornelius Mathias Badorf jun. wurde vermutlich im Jahr 1787
geboren und war mit Maria Anna Dahlmeyer verheiratet [10,11]. Wann genau
Cornelius Mathias Badorff jun. die Brauerei in der Ehrenstraße 71 von Johann
Godfried Johnen übernommen hat ist unklar. Der erste bekannte Nachweis von
Cornelius Mathias Badorff jun. stammt aus dem Kölner Adressbuch des Jahres
1813 [7]. Der Eintrag, bei welchem die Straße in französischer Sprache, die
Hausnummer aber wieder nach deutscher Nummerierung aufgeführt ist, lautet: „Badorff
(C.) R. d’Honneur n. 71“.
Für das Jahr 1822 gibt es 2 weitere Nennungen. Die erste
stammt aus dem Adressbuch des Jahres 1822 [8] und lautet, nach Abzug der
Franzosen im Jahr 1815 wieder komplett in deutscher Sprache, „Badorff (C.M.)
Ehrenstraße 71“.
Die zweite Nennung berichtet von der Geburt von Zwillingen,
zur damaligen Zeit wurden in den Tageszeitungen regelmäßig über Geburten,
Todesfälle und Heiraten berichtet:
[9, 23.08.1822] „…Civilstand der Stadt Köln. Geburten. Den
11ten, Maria Anna und Johann Peter, Zwill. V. Cornelius Mathias Badorff,
Bierbrauer, Ehrenstraße…“
Die nächste Erwähnung erfolgt im Dezember 1828 im Rahmen
einer Anzeige von Cornelius Mathias Badorff, in der er für Wein wirbt,
genauer gesagt für „Walportzheimer“ Jahrgang 1828.
[10, 21,12.1828] „…Bester 1828r Walportzheimer ist in und
außer dem Hause zu haben bei C.M. Badorff, Ehrenstraße Nro. 71…“
Anzeigen für den Verkauf von Wein sind mehrere bekannt.
Anzeigen für den Verkauf von Bier sind, obwohl Mathias Cornelius Badorff
nachweislich Bierbrauer war, nicht bekannt.
Für das Jahr 1830 gibt es auch einen Nachweis der Bezeichnung
der Brauerei als „Zum Oertchen“ im Kontext einer Zwangsversteigerung, welche
im Gastraum der Brauerei veranstaltet wurden.
[10, 09.06.1830] „…Gerichtlicher Verkauf. … Kauflustige
wollen sich um die oben bestimmte Stunde bei Herrn Badorff, auf dem
sogenannten Oertchen auf der Ehrenstraße dahier einfinden. …“
Mathias Cornelius Badorff jun. verstarb vermutlich im Jahr
1834. Da sich die Erben nicht über die Verteilung des Erbe einigen konnten,
kam es 5 Jahre nach dem Tod von Mathias Cornelius Badorff zu einer
Zwangsversteigerung des nicht unerheblichen Nachlasses. Mathias Cornelius
Badoff besaß zu Lebzeiten neben der Brauerei in der Ehrenstraße 71 noch 11
weitere Häuser in Köln. Die Versteigerung fand erst im Jahr 1839 statt, im
Jahr 1836 hatte seine Witwe Anna Maria Badorff geb. Dahlmeyer bereits wieder
geheiratet, und zwar den als Gutsbesitzer und Rentner bezeichneten Anton
Wahlen.
[10, 05.05.1839] „…Oeffentlicher Verkauf. Zufolge der vom
königlichen Landgerichte hierselbst den dreiundzwanzigsten Januar
achtzehnhundert fünfunddreißig und achtzehnten Juni achtzehnhundert
sechsunddreißig erlassenen Urtheile und auf Anstehen:
a) der Eheleute Nicolas Rahm, Spezereihändler, und Christina Badorf;
b) der Eheleute Carl Johann Ignaz Christoph Schüller, Regierungs=Secretär,
und Gertrud Badorf;
c) der Eheleute Matthias Brüggen, Bierbrauer, und Catharina Badorf;
d) der Eheleute Franz Wahlen, Bierbrauer, und Anna Maria Badorf-— alle in
Köln wohnend, Theilungskläger, vertreten durch den Advocat=Anwalt Rheinstein
in Köln;
gegen:
a) die Eheleute Anton Wahlen, Rentner, und Maria Anna Dahlmeyer, Witwe von
Cornelius Matthias Badorf, beide zu Köln wohnend, Theilungsverklagte,
vertreten durch den Advocat=Anwalt Justizrath Ferdinand Esser II. in Köln;
sodann
b) den Advocat=Anwalt Friedrich Borchhardt in Köln, in seiner Eigenschaft
als tutor ad hoc der minderjährigen Johann Joseph, Sybilla, Peter und Agnes
Badorf, Theilungsverklagte, alle zu Köln wohnend, vertreten durch den
Advocat=Anwalt Eiser in Köln, sollen Donnerstag den elften Juli dieses
Jahrs, Nachmittags drei Uhr, folgende, den Parteien gemeinschaftlich
zugehörige, von dem Nachlasse des zu Köln verstorbenen Bierbrauers Cornelius
Badorf herrührende, in Köln gelegene Häuser mit Dependentien, nämlich:
1) ein Haus auf der Ehrenstraße Nr. 71, eingerichtet zu einer Bierbrauerei,
mit completten Braugeräthschaften, zwei großen Hofräumen, Kegelbahn und
Kegelzimmer, Waschküche, zwei Pferdeställe, Hinterschoppen und überdeckte
Ausfahrt in die Kettengasse;
2) ein Haus in der Kettengasse Nr. 24, mit gemeinschaftlichem Hofraume mit
dem Nebenhause Nr. 22;
3) ein Haus daselbst Nr. 22;
4) ein Haus daselbst Nr. 20 mit Hofplatz;
5) ein Haus daselbst Nr. 30 mit gemeinschaftlichem Hofraume;
6) ein Haus aufm Friesenwalle Nr. 36 mit Hofplatz und Kuhstall;
7) ein Haus daselbst Nr. 38 mit Hofplatz;
8) ein Haus daselbst Nr. 40 mit Hofplatz;
9) ein Haus daselbst Nr. 84 mit Hofraum, Kuhstall und Garten;
10) zwei Häuser aufm kleinen Griechenmarkte, bezeichnet mit Nr. 55 und 57,
mit Garten;
11) ein Haus daselbst Nr. 53 mit Garten
durch den unterzeichneten, zufolge committirten, zu Köln wohnenden
königlichen Notar Johann Nicolas von Gal, auf dessen Schreibstube,
Cäcilienkloster Numero drei, unter den bei demselben hinterlegten und
vorläufig zu erfahrenden Bedingungen zum öffentlichen Verkaufe ausgestellt
und dem Meistbietenden zugeschlagen werden. Köln, den 4. Mai 1839. von Gal.
Der Anzeige ist zu entnehmen, dass 2 Mitglieder der Familie
Badorf mit 2 Mitgliedern der Familie Wahlen verheiratet waren, nämlich die
Witwe von Cornelius Mathias Badorf mit Anton Wahlen und Anna Maria Badorf
mit Franz Wahlen.
Kurz vor der Ankündigung der Zwangsversteigerung gibt es noch
eine Heiratsanzeige die Rätsel aufgibt:
[10, 13.02.1836] „…Civilstand der Stadt Köln. - 17. April
1839. Heirathen. Cornl. Math. Badorff, Bierbrauer, und Gertr. Hubert.
Kleinermann, beide v. hier…“
Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei dem hier
aufgeführten Cornelius Mathias Badorff um einen Sohn des verstorbenen
Cornelius Mathias Badorff jun. handelt, dagegen spricht wiederum, dass
dieser in der Anzeige der Zwangsversteigerung nicht benannt ist.
Dieser Cornelius Mathias Badorff führte im Anschluss bis ins
Jahr 1842 eine „Zum Sonnenaufgang“ genannte Brauerei auf der Breitestraße 2.
Im Jahr 1847 taucht er noch einmal als Betreiber einer Weinwirtschaft in der
Siegburgergasse in Deutz auf.
(W018) [10, 21.12.1828]
Besten 1828r Walüortzheimer Wein bei Cornelius Mathias Badorff. Anzeige aus
dem Jahr 1828
(W002) [10, 29.11.1840]
Cornelius Mathias Badorff sah sich wohl genötigt anzuzeigen, dass er seine
Brauerei und Wirtschaft "Zum Sonnenaufgang" fortzuführen gedenke. Anzeige
aus dem Jahr 1840
(W030) [10, 01.09.1847]
Im Jahr 1847 betrieb Cornelius Mathias Badorff eine Wein-Restauration in
Deutz
Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Franz Wahlen (1834)-(1846)
Nach dem Tod von Cornelius Mathias Badorf übernahm Franz
Wahlen im Jahr 1834 die Führung der Brauerei in der Ehrenstraße 71. Franz
Wahlen war mit Anna Maria Badorff verheiratet, einer Tochter seines
Vorgängers Cornelius Mathias Badorff. Es gab mit Catharina (1842), Gertrud
(1843) und Maria Christina (?) [19] 3 gemeinsame Töchter, männliche
Nachkommen sind nicht bekannt.
Die erste bekannte Nennung von Franz Wahlen stammt aus dem
Jahr der Übernahme und erfolgt im Kontext des Verkaufs von Wein:
[10, 07.12.1834] „…Neuer Rother Wein, per Quart zu 6 Sgr. In
und außer dem Hause zu haben bei Franz Wahlen, Ehrenstraße Nr. 71…]
Die Familie Wahlen muss die Brauerei im Kontext der im Jahr
1839 stattgefundenen Zwangsversteigerung erworben haben, sie wird in den
Folgejahren als Besitzer der Brauerei ausgewiesen [12].
Über die immerhin 12 Jahre, in der Franz Wahlen die Brauerei
Betrieb, gibt es kaum Informationen. Im Jahr 1846 stand die Brauerei dann zu
vermieten.
[10, 28.07.1846] „…Eine Bierbrauerei, welche seit einer
langen Reihe von Jahren mit gutem Erfolge betrieben worden ist, steht zu
vermiethen. Bescheid Ehrenstraße Nr. 71
Vermutlich war die Brauerei in dieser Zeit einige Monate
stillgelegt, bis Ferdinand Lieven die Brauerei im Jahr 1847 übernahm.
Franz Wahlen, weiterhin Besitzer der Brauerei, zog sich aber
nicht ganz aus dem Geschäft zurück, im gleichen Jahr beantragte er eine
Genehmigung zur Errichtung einer Destillerie in der Ehrenstraße 71.
[10, 05.09.1847] „…Herr Franz Wahlen beabsichtigt auf dem an
der Ehrenstraße sub Nr. 71 gelegenen Grundstück eine Destillerie anzulegen.
Nach Maßgabe der Vorschriften der allgemeinen Gewerbe=Ordnung vom 17. Juni
1845 und der Verfügung königl. Regierung vom 28. huj. werden demnach
diejenigen, welche glauben, gegen dieses Etablissement ein Interesse geltend
zu machen, hiermit aufgefordert, ihre Einsprüche dem königl. Policei=Commissär
der V. Section, Hrn v. Blomberg (Perlengraben) binnen einer präclufivischen
Frist von vier Wochen schriftlich anzuzeigen. Köln, 1. Sept. 1847. Der
Policei=Director, Müller.
Weiter wird Franz Wahlen ab dem Jahr 1846 auch „als
Ziegelfabrikant“ bezeichnet [15], vielleicht wollte er auch deswegen bei der
Brauerei kürzertreten.
(W001) [10, 07.12.1834]
Neuer roter Wein bei Franz Wahlen in der Ehrenstraße 71. Anzeige aus dem
Jahr 1834
(W029) [10, 15.01.1837]
Roten Wein zu verkaufen. Anzeige aus dem Jahr 1837
(W019) [10, 28.07.1846]
Die Bierbrauerei in der Ehrenstraße 71 steht zu vermieten. Anzeige aus Juli
1845
(W020) [10, 06.09.1846]
Die Brauerei in der Ehrenstraße 71 steht immer noch zu vermieten. Anzeige
aus September 1846
(W031) [10, 17.09.1826]
Anton Wahlen, ein Bruder von Franz Wahlen, welcher die Cornelius Mathias Badorf
geheiratet hatte, betrieb bereits im
Jahr 1826 eine Weinwirtschaft in der Straße Burgmauer 37
Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Ferdinand Lieven (1847)-(1849)
Ferdinand Lieven übernahm die Führung der Brauerei im Jahr
1847. Ferdinand Lieven, geboren im Jahr 1809, kam ursprünglich aus
Eschweiler und war vor der Übernahme der Brauerei in der Ehrenstraße 71
bereits als Brauer in Köln tätig gewesen. Er betrieb vor der Übernahme der
Brauerei in der Ehrenstraße 71 bereits die Brauerei „Im langen Gang“ in der
Spulmannsgasse 64 [10,13].
Ferdinand Lieven erste Frau starb vermutlich im Jahr 1845 bei
der Geburt der gemeinsamen Tochter Maria Sibylla. Ferdinand Lieven heiratet
im Mai 1846 die ursprünglich aus Dahnsweiler stammende, zu dieser Zeit aber
bereits in Köln wohnende, Gertrud Schieffer. Vermutlich gehörte Gertrud
Schieffer zur Brauer-Familien Schieffer, die zu dieser Zeit die Brauerei „Im
Holz“ in Köln betrieb .
Gemeinsam hatten sie noch zwei weitere Kinder, den im Jahr
1847 geborenen Sohn Heinrich und die im Jahr 1849 geborene Tochter Maria
Hubertine Anna [10,14].
Die erste Nennung mit Bezug zur Brauerei in der Ehrenstraße
71 stammt aus einer Anzeige über einen Verkauf, der „…in dem Hause des
Bierbrauers Lieven, früher Wahlen, auf der Ehrenstraße Nr. 71…“ stattfinden
sollte [10].
Die letzte Nennung mit Bezug zur Ehrenstraße 71 stammt aus
dem Jahr 1849 im Kontext der Geburt seiner zweiten Tochter.
Im Jahr 1849 übernahm Ferdinand Lieven dann die Brauerei „Zur
Henne“, welche in direkter Nähe in der Ehrenstraße 60-62 gelegen war.
Im Jahr 1861 starb Ferdinand Lievens Frau Gertrud und
Ferdinand Lieven blieb allein mit 3 unmündigen Kindern zurück. Dies änderte sich
ein Jahr darauf, im Juli 1861 heiratete er Josephine Jacobine Henriette
Knepper, welche Kleidermacherin und Teilhaberin an einem Schreinergeschäft
war [10].
Ferdinand Lieven verstarb im August 1867 im Alter von 58
Jahren. Die Brauerei „Zur Henne“ wurde zuerst von der Witwe Lieven
weitergeführt. Im Juli 1871 kam es zu einer Zwangsversteigerung von 2
Häusern in der Wallgasse 1-3 und am Neumarkt 9, welche beide zur Erbmasse
des verstorbenen Ferdinand Lieven gehörten, damit alle Erbberechtigten
bedient werden konnten. Witwe Gertrud Lieven blieb aber weiterhin Besitzerin
der Brauerei „Zur Henne“.
Im November 1871 heiratete die Witwe Lieven den aus
Düsseldorf stammenden Bierbrauer Wilhelm Breuer, welcher im Anschluss die
Brauerei führte. Weitere Details sind der Unternehmensgeschichte der
Brauerei „Zur Henne“ zu entnehmen .
(W001) [10, 20.01.1848]
Eine der wenigen bekannten Anzeigen von Ferdinand Lieven in der Ehrenstraße
71. Im Jahr 1848 stehen 4 Fleischbänke zum Verkauf
(W003) [10, 20.07.1861]
Todesanzeige von Ferdinand Lievens Frau Gertrud, welche im Jahr 1861
(W002) [10, 15.08.1867]
Todesanzeige von Ferdinand Lieven aus dem Jahr 1867
Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Franz Wahlen (1850-1854)
Als Ferdinand Lieven im Jahr 1849 in die Brauerei „Zur Henne“
wechselte, übernahm Franz Wahlen wieder die Führung der Brauerei in der
Ehrenstraße 71 (Besitzer war er weiterhin auch zur Zeit von Ferdinand Lieven
geblieben).
Der gleichzeitige Betrieb von Brauerei und Ziegelei schien
ihm aber zu viel zu sein, im Jahr 1853 suchte er per Anzeige nach einem
Betreiber für die Brauerei.
[10, 08.12.1853] „…Eine Brau= und Brennerei, die seit langen
Jahren mit dem besten Erfolge betrieben worden ist, nebst Stallung u.
Hofraum zu verm. Ehrenstr. 71…“
Nachdem kein Betreiber gefunden werden konnte, stellte Franz
Wahlen im Jahr 1854 den Betrieb der Brauerei ein. Dies schien Gerüchte
ausgelöst zu haben, dass Franz Wahlen nicht nur den Brauereibetrieb
einstellen wollte, sondern nach Amerika auswandern wollte. Die Gerüchte
breiteten sich wohl so schnell aus, so dass sich Franz Wahlen genötigt sah,
diesen in einer Anzeige in der Kölnischen Zeitung zu widersprechen.
[10, 14.06.1854] „…Müßige oder böswillige Köpfe haben
ersonnen und ausgestreut, ich beabsichtige nach America auszuwandern. Ich
erkläre hiermit ausdrücklich, daß ich noch gar nicht daran denke, mein
hiesiges Geschäft aufzugeben und halte ich dasselbe auch dem fernern
Wohlwollen empfohlen. Franz Wahlen, Ehrenstraße 71…“
Franz Wahlen blieb also in Köln und die Brauerei blieb
geschlossen. Folgende Zeitungsanzeige lässt vermuten, dass die Gebäude in
der Ehrenstraße in dieser Zeit anders genutzt wurden (wobei nicht klar ist,
welches Geschäftsmodell hinter dem kostenlosen Reinigen von Toiletten steckte bzw.
wofür der dabei gewonnene „Rohstoff“ verwendet wurde.
[10, 07.03.1858] „…Abritts-Reinigung. Alle Abtritte, ohne
Auswahl des Inhaltes, werden umsonst gereinigt; man mache nur Bestellungen.
Ehrenstraße 71…“
Im Juni 1862 heiratet Franz Wahlens Tochter Maria Christina
den in der Hahnenstraße 22 tätigen Brauer und Brenner Johann Georg Huber
Apollinaris Dahlen. Wieder einen Brauer im Haus wurde die Brauerei am ersten
Januar 1863 unter Führung von Johann Georg Dahlen wiedereröffnet.
Franz Wahlen verstarb im Mai 1866. Seine Witwe, Anna Maria
Wahlen, geb. Badorff, zog im Jahr 1869 nach Königsdorf bei Frechen und
eröffnete im Klöster Königsdorf eine Restauration.
[10, 24.04.1869] „…Kloster Königsdorf. Ich setze hiermit ein
geehrtes Publicum in Kenntniß, daß ich mit dem 1. Mai die Gartenwirthschaft
auf Kloster Königsdorf eröffne und empfehle mich mit guten Weinen, Kaffee
und Flaschenbier bei aufmerksamer Bedienung bestens. Witwe Frz. Wahlen...“
Die Witwe Wahlen führte die Restauration in Königsdorf bis
Mitte der 1870er Jahre und setzte sich anschließend in Kohlscheid bei Aachen
zur Ruhe. Mittlerweile hatte sie auch wieder geheiratet, ihr Mann, Johann
Hubert Zimmermann wurde als Betriebsführer und Obersteiger bezeichnet.
Im Jahr 1876 verstarb Anna Maria Wahlen, geb. Badorff.
(W024) [10, 08.12.1853]
Im Dezember 1853 stand die Brauerei zu vermieten
(W021) [10, 07.03.1858]
Welches Geschäftsmodell verbirgt sich wohl hinter einer kostenlosen
Toiletten-Reinigung? "Rohstoffgewinnung"? Anzeige aus dem Jahr 1858
(W022) [24.05.1866]
Todesanzeige von Franz Wahlen, welcher im Jahr 1866 im Alter von 64 Jahre
verstarb
(W002) [10, 24.04.1869]
Nach dem Tod ihres Mannes eröffnete die Witwe Wahlen im Jahr 1869 eine
Gastenwirtschaft im Kloster Königsdorf
(W003) [10, 19.06.1869]
Kaffee, Wein und Flaschenbier bei Witwe Wahlen im Kloster Königsdorf.
Anzeige aus dem Jahr 1869
(W006) [10, 17.06.1871]
"großes brillantes Kunstfeuerwerk mit Farbenspiel und Auffahrt eines
Luftballons". Anzeige aus dem Jahr 1871
Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Johann Georg Dahlen (1863-1874)
Die Wiedereröffnung der Brauerei durch Georg Dahlen zum 1.
Januar 1863 kündigte dieser in der Kölnischen Zeitung wie folgt an:
[10, 01.01.1863] „…Die Eröffnung meiner Wirthschaft nebst
Brau- und Brennerei "Auf dem Oerthgen", Ehrenstraße 71, zeige ich hiermit
ergebenst an. Joh. Georg Dahlen…“
Georg Dahlen und Christine Dahlen geb. Wahlen hatten 4
gemeinsame Kinder (Ludwig Theodor Hubert, geboren 1864, Johann Peter Hubert,
geboren 1865, im Jahr 1866 eine Tochter, deren Namen nicht bekannt sowie
Tochter Lucia Theodora Hubertine im Jahr 1870 [10]. Der Sohn Johann Peter
Hubert verstarb aber bereits im Alter von gut einem Jahr [10].
Johann Georg Dahlen brachte frischen Wind in die Brauerei, er
war der erste, der in größerem Ausmaß in der Kölner Presse für sein Bier
warb, insbesondere für „echten Kölner Knupp“ und Malzextrakt. Ebenfalls
wurden die Produkte seiner Brennerei beworben.
Im Januar 1874 verstarb Johann Georg Dahlen völlig unerwartet
im Alter von nur 42 Jahren.
(W001) [10, 01.01.1863]
Anzeige zur Eröffnung der Brauerei und Brennerei "Auf dem Oerthgen" am 1.
Januar 1863
(W009) [10, 17.12.1863]
Werbung für "Echten Kölner Knupp" aus dem Jahr 1863
(W008) [10, 13.12.1863]
Werbung für "Echten Kölner Knupp" aus dem Jahr 1863
(W010) [10, 25.12.1863]
Knupp und Malz-Extract, Werbung aus dem Jahr 1863
(W011) [10, 05.05.1864]
Knupp und Malz-Extract, Werbung aus dem Jahr 1864
(W006) [16]
Werbung für "Echten Kölner Knupp" aus dem Jahr 1866
(W007) [16]
Werbung für "Echten Kölner Knupp" aus dem Jahr 1869
(W012) [10, 31.10.1868]
Werbung für "Echten Kölner Knupp" aus dem Jahr 1868
(W013) 810, 10.04.1869]
Gute Nachrichten für die Herren Billardspieler. Anzeige aus dem Jahr 1869
(W014) [10, 16.10.1869]
Zur beginnenden Brausaison gibt es wieder echten Kölner Knupp. Anzeige aus
dem Jahr 1869
(W025) [10]
Neben der Brauerei wurde auch eine Brennerei betrieben. Anzeige aus dem Jahr
1867
(W009) [10, 30.10.1869]
Auch die Vogelliebhaber trafen sich bei Johann Georg Dahlen. Anzeige aus dem
Jahr 1869
(W006) [10, 17.01.1867]
Todesanzeige von Peter Dahlen, einem Sohn von Johann Georg Dahel, welcher im
Jahr 1867 im Alter von 17 Monaten an "Halsbräune" (Diphtherie) verstarb
(W010) [10, 08.01.1874]
Todesanzeige von Johann Georg Hubert Apollinaris Dahlen, welcher am 7.
Januar 1874 verstarb
(W003) [12.01.1874]
Danksagung der Witwe Wahlen im Anschluss an das Begräbnis ihres Mannes im
Januar 1874
(W004) [10, 14.02.1906]
Todesanzeige von "Witwe Christine Hamacher verw. Joh. Georg Dahlen geb.
Wahlen" aus dem Jahr 1906. Wie peinlich, dass "Dahler" statt "Dahlen"
geschrieben wurde
Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Carl Hamacher (1875-(1877))
Nach dem überraschenden Tod von Johann Georg Dahlen im Jahr
1874 stand seine Witwe Christine Dahlen geb. Wahlen mit 3 unmündigen Kindern
da und führte die Brauerei zuerst alleine fort. Ein Jahr später heiratet sie
aber wieder. Ihr zweiter Mann, Carl Hamacher, wurde zum Zeitpunkt der Heirat
bereits als Bierbrauer bezeichnet, es ist aber nicht bekannt in welcher
Brauerei er tätig war.
Beide schlossen einen Ehevertrag ab, in dem Gütergemeinschaft
vereinbart wurde.
[10, 13.08.1875] „…Durch einen vor dem Königl. Notar Winkens
zu Köln am 26. Juli 1875 zwischen Frau Christine, geborenen Wahlen,
verwitweten Johann Georg Dahlen, Bierbrauerei= Inhaberin, und Carl Hamacher,
Bierbrauer, beide in Köln wohnend, abgeschlossenen Ehevertrag, wovon ein
Auszug heute in dem Audienzsaale des hiesigen Handelsgerichts in der dazu
bestimmten Tabelle angeheftet und öffentlich ausgestellt worden, haben die
genannten Contrahenten bestimmt, daß unter ihnen die gesetzliche
Gütergemeinschaft Statt finden soll. Für die Richtigkeit des Auszuges: Köln,
den 9. August 1875. Der Handelsgerichts=Secretair, Weber…“
Nach dem Tod von Anna Maria Wahlen geb. Badorff, der Mutter
von Witwe Christine Dahlen geb. Wahlen, im Jahr 1875 wurde deren Nachlass
versteigert, damit das Erbe unter den Erbberechtigten aufgeteilt werden
konnte.
[10, 09.09.1876] „…Licitation. In der gerichtlichen
Theilungssache:
1) der Eheleute Johann Hubert Zimmerman, Betriebsführer und Obersteiger, und
Anna Maria geb. Wahlen, ohne besonderes Geschäft, beide zu Kohlscheid bei
Aachen wohnend,
2) Eheleute Johann Peter Hubert Schnitzeler, Kaufmann, und Gertud geborene
Wahlen, ohne besonderes Geschäft, beide zu Köln wohnend,
3) Peter Wahlen, Kaufmann zu Köln wohnend, Kläger, vertreten durch Advocat=Anwalt
Franz Jacob Berndorff, gegen:
1) Katharina Wahlen, ohne Geschäft zu Köln wohnend,
2) Agnes Wahlen, ohne Geschäft zu Köln wohnend, Verklagte ad 1 und 2
vertreten durch Advocat=Anwalt Cornelius Balduin Trimborn,
3) Eheleute Karl Hamacher und Christine geb. Wahlen, Witwe von Johann Georg
Dahlen, beide Inhaber einer Bierbrauerei und Wirthschaft zu Köln wohnend,
Verklagte ad 3 vertreten durch Advocat=Anwalt Otto Becker,
4) Ludwig Dahlen, Kaufmann zu Köln, in seiner Eigenschaft als gerichtlich
bestellter Pfleger der aus der Ehe genannter Christine Wahlen mit ihrem
verstorbenen Ehemann Johann Georg Dahlen hervorgegangenen, bei ihrer Mutter
und Vormünderin gesetzlich domicilirten Kinder: a) Anna Maria, b) Franz
Xaver, c) Ludwig Theodor Hubert, d) Gertrud, e) Maria Hubertine Agnes, k)
Lucia Theodora Hubertine und g) Jacob Dahlen, Verklagten ad 4 vertreten
durch Advocat Anwalt Joseph Riffart,
5) den zu Köln wohnenden Advocaten Martin Schnaas, in seiner Eigenschaft als
provisorischer Syndik des Fallimentes der zu Köln bestehenden Handlung unter
der Firma Schnitzler und Wahlen, sowie der Theilhaber dieser Firma: Johann
Hubert Schnitzeler und Peter Wahlen, beide Kaufleute zu Köln wohnend,
Verklagter ad 4 vertreten durch die Advocaten Jacob Jansen 1 und Martin
Schnaas, ersteren als Anwalt, wurde durch Urtheil des Königlichen
Landgerichtes zu Köln vom 29. Juli 1876 der Verkauf der nachbeschriebenen in
der Stadt Köln belegenen Wohnhäuser verordnet und der unterzeichnete zu Köln
wohnende Notar Ernst Pütz mit deren öffentlichem Verkaufe beauftragt.
Die zu licitirenden, zum Nachlasse der verlebten Anna Maria Wahlen geborene
Badorf, Witwe von Franz Wahlen, gehörigen Realitäten sind folgende:
1) Haus Ehrenstraße Nr. 71 mit Bierbrauerei, Hofraum und Hintergebäuden,
katastirt alte Parzelle 1078/90, Flächeninhalte neue 71 mit einem
Flächeninhalte von 6 Aren 96 Meter und begränzt nördlich von der
Ehrenstraße, östlich von Schmitz& Levy, südlich von der Kettengasse und
westlich vom Friesenwall, taxirt zu 105800 Mark;
2) Haus Kettengasse Nr. 20 mit Hofraum, katastrirt alte Parzelle 1075/70
neue 52, mit einem Flächeninhalte von 73 Meter und begränzt nördlich und
westlich von Erben Wahlen, östlich von Jacob Becker und südlich von der
Kettengasse, taxirt zu 4450 Mark;
3) Haus Kettengasse Nr. 22, mit Hofraum, katastrirt alte Parzelle Nr.
1076/71, neue Nr. 53, mit einem Inhalte von 57 Meter und west- und südlich
von der Kettengasse, taxirt zu 3470 Mark;
4) Haus Kettengasse Nr. 24, mit Hofraum, alte Parzelle 1077/72, neue Nr. 54,
mit einem Flächeninhalte von 38 Meter und begränzt nördlich, östlich und
westlich von Erben Wahlen und südlich von der Kertengasse, taxirt zu 2310
Mark;
5) Haus Friesenwall Nr. 36, mit Hofraum, alte Parzelle 809/89, neue 68, mit
einem Flächeninhalte von 42 Meter und begränzt nördlich und östlich von
Erben Wahlen, südlich von Baum und westlich vom Friesenwall, taxirt zu 3000
Mark;
6) Haus Friesenwall Nr. 38, mit Hofraum, alte Parzelle 810,88, neue 69, mit
einem Flächeninhalte von 38 Meter und begränzt nördlich, östlich und südlich
von Erben Wahlen und westlich vom Friesenwall, taxirt zu 2700 Mark;
7) Haus Friesenwall Nr. 40, mit Hofraum, alte Parzelle 1079/90, neue 70, mit
einem Flächeninhalte von 39 Meter und begränzt nördlich, östlich und südlich
von Erben Wahlen und westlich vom Friesenwalle, taxirt zu 2770 Mark.
Die Licitation der vorbeschriebenen Wohnhäuser findet unter Zugrundelegung
der angegebenen Taxen am Samstag den 18. November laufenden Jahres, des
Nachmittags um 3 Uhr, in der Amtsstube des unterzeichneten Notars,
Römerthurm Nr. 21 Statt. Die der Licitation zu Grunde liegenden Bedingungen,
welche heute hinterlegt wurden, sowie sämmtliche auf den Verkauf Bezug
habenden Actenstücke sind bei dem unterzeichneten Notar einzusehen. Köln,
den 7. September 1876. Der Königliche Notar, Justizrath, Pütz…“
Aus dieser Anzeige lässt sich ersehen, wir vermögend Franz
Wahlen gewesen war. Insgesamt 7 Häuser wurden versteigert, wobei die
Brauerei auf 105.800 Mark taxiert wurde, welches den Gesamtwert der anderen
6 Häuser zusammen bei weitem übertraf.
Die Brauerei blieb bei der Versteigerung im gemeinsamen
Besitz mehrere Mitglieder der Familie Wahlen und zuerst führte Carl Hamacher
die Brauerei weiter.
Carl Hamacher und Witwe Christine Hamacher (geb. Wahlen,
verwitwete Dahlen) hatten 2 gemeinsame Kinder, die Im Jahr 1879 geborene
Tochter Christine Hubertine und den im Jahr 1881 geborenen Sohn Robert.
Das Gastspiel von Carl Hamacher in der Ehrenstraße 71 dauerte
allerdings nur 2 Jahre, im Jahr 1878 pachtete er eine schon einige Zeit
leerstehende Brauerei in der Ehrenstraße 47, also in unmittelbare Nähe, und
eröffnete diese wieder.
Die Führung der Brauerei in der Ehrenstraße 71 übernahm
wieder die Familie Wahlen.
Carl Hamacher braute in der Ehrenstraße 47 bis zum Jahr 1881
und führte die Brauerei anschließend nur noch als Schenkwirtschaft weiter.
Im Jahr 1889 übernahm Jakob Krings die Führung der Schenkwirtschaft und von
Carl Hamacher verliert sich seine Spur.
Seine Witwe Christine Hamacher geb. Wahlen verstarb im Jahr
1906 im Alter von 68 Jahren.
Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter den Geschw. Wahlen (1878-1883)
Nach dem Weggang von Carl Hamacher übernahm die Familie
Wahlen wieder die Brauerei, welche ab diesem Zeitpunkt als „Brauerei Geschw.
Wahlen“ geführt wurde. Konkret hinter „Geschw.“ verbargen sich die
Schwestern Agnes und Catharina Wahlen. Im Jahr 1881 wurde die das Brauer-Duo
durch den Einstieg von Gertrud Wahlen zum Trio [16]
Im Jahr 1884 übernahm Louis Kievernagel die Führung der
Brauerei. Die Familie Wahlen blieb aber weiterhin Besitzer der Brauerei und
die Geschwister Wahlen wohnten auch weiterhin in der Ehrenstraße 71, wurden
aber als „o.G.“ (ohne Gewerbe) angegeben.
Die Brauerei „Zum Oertchen“ unter Louis Kievernagel (1883-1885)
Über Louis Kievernagel (manchmal auch Kivernagel geschrieben), welcher die Brauerei im Jahr 1883
übernahm ist nicht viel bekannt. Vor der Übernahme der Brauerei ist er auch
nicht in den Kölner Adressbüchern zu finden.
Einzig ein harter Schicksalsschlag ist überliefert. Louis
Kievernagel wurde im April 1884 Vater von Zwillingen, welche aber beide
bereits im Alter von 26 Tagen bzw. knapp 3 Monaten verstarben [16}.
Im Dezember 1885 übernahm Louis Kievernagel die Brauerei unter
Taschenmacher 5 von Joseph Jüsgen. Aus dieser Brauerei entstand die spätere
Brauerei Sion .
(W001) [23.12.1885]
Übernahmeanzeige von Ludwig Kievernagel. Dieser wechselte im Dezember 1885
von der Erhenstraße 71 in die Straße unter Taschenmacher 5, aus der später
die Sion-Brauerei entstand
(W002) [24, 12.07.1889]
Anzeige der Bierbrauerei & Restauration von Ludwig Kievernagel unter
Taschenmacher 5 aus dem Jahr 1889
(W003) [24, 01.07.1888]
Für Damen frisch gebrautes Malzbier. Anzeige von Ludwig Kievernagel aus dem
Jahr 1888
Die Brauerei „Im Oertchen“ unter den Gebr. Meyer (1886-1909)
Zu Beginn des Jahres 1886 übernahmen die Gebrüder Meyer die
Leitung der Brauerei, wobei immer noch die Erbengemeinschaft Wahlen
Eigentümer der Brauerei war. Hinter „Gebr.“ verbargen sich Peter und Joseph
Meyer.
Peter Meyer war ein erfahrener Brauer und bis zum Wechsel in
die Ehrenstraße als Brauer in der Hahnenstraße 43 tätig gewesen. Bekannt ist
auch, dass er im Jahr 1885 die aus Köln stammende Luise Conrath heiratete
[10]. Gemeinsam hatten sie mindestens 4 Kinder, von denen aber 2 bereits im
Kleinkindalter verstarben.
Über seinen Bruder Joseph ist fast nichts bekannt, dieser war
vermutlich Kaufmann und vorher noch nicht im Brauwesen tätig gewesen.
Viel ist über diese Zeit nicht bekannt, aus April 1890 stammt
eine der wenigen Anzeigen, in der sie für ihr obergäriges Lagerbier warben.
[17, 12.04.1890] „…Von heute ab Ausschank eines reinen
obergährigen Lagerbieres. Bierbrauerei zum alten Oertchen, Ehrenstraße 71.
Gebrüder Meyer…“
Im Jahr 1891 erwarb Robert Perthel, ein Kölner Architekt und
Bauunternehmer, das Gebäude der Brauerei in der Ehrenstraße 71 von der
Erbengemeinschaft Wahlen. Er lies das im Jahr 1645 erbaute alte Fachwerkhaus
abreißen und ersetzte es durch einen neuzeitlichen, repräsentativen und
wesentlich größeren Bau. Auf der Postkarte PK002 sind beide Gebäude in
realistischer Form abgebildet.
Nach der Zwangspause im Jahr 1891 richteten die Gebrüder
Meyer im Neubau ihre Brauerei wieder ein und eröffneten sie im Jahre 1892
wieder. Mit dem Neubau gab e auch eine Umnummerierung, wobei das Gebäude, in
dem sich die Brauerei befand, die Adresse „Ehrenstraße 71A“ erhielt.
Eine weitere Erwähnung der Gebrüder Meyer erfolgte im Kontext
der 50zig-jährigen Mitgliedschaft ihres Vaters im Chor der Pfarrkirche in
Hürth.
[18, 10.07.1896] „…Altstädten bei Hürth, 9. Juli. Am Sonntag
feierte Herr Wilhelm Meyer sein goldenes Jubiläum als Chorsänger in der
Pfarrkirche von Hürth. Der Jubilar hat 50 Jahre hindurch ununterbrochen den
kirchlichen Gesang gepflegt. ... Die Stammgäste der in Köln rühmlichst
bekannten Bierbrauerei zum „Oertchen“ an der Ehrenstraße, — Inhaber
derselben sind die Gebr. Meyer, Söhne des Jubilars— hatten es sich nicht
nehmen lassen, an dem Festtage persönlich zu erscheinen, um durch
Ueberreichung einiger hübschen Geschenke dem Vater ihres Stammwirths ihre
Hochachtung zu beweisen…“
Weiter gelang es den Gebrüdern Meyer einige weitere
Absatzstätten zu gewinnen. Zum einen war dies das Restaurant von Jean
Baumgarten in Sürth, in dem „Ech Kölsch Wies … aus der altrenommierten
Brauerei Zum Oertchen“ angeboten wurde und zum anderen das Restaurant „Zur
Traube“ von Theodor Pütz in Rhöndorf, in welchem „Kölner Lager-Bier aus der
Brauerei Gebr. Meyer im Oertchen“ ausgeschenkt wurde.
(F002)[20]
Foto des Ehrentors und der Brauer "Zum Oertchen" (links), vermutlich aus den
1880er Jahren. Das Foto wurde auch für nebenstehenden die Postkarten
verwendet
(PK001) [Sammlung Ippen]
Postkarte mit Verwendung des alten Fotos links. Um 1910
(PK003) [21]
Postkarte der Brauerei mit Gegenüberstellung des alten Fachwerkhauses und
der im Jahr 1891 neu erbauten Brauerei
(PK002) [21]
Weitere Postkarte unter der Firmierung der Gebrüder Meyer. Gelaufen im Jahr
1910
(Pk002) [unbekannt]
Farbvariante der nebenstehenden Postkarte
(W015) [25, 13.06.1898]
Bei Jaen Baumgarten in Sürth gibt es Ech Kölsch Wies aud der altrenommierten
Brauerei zum Oertchen. Anzeige aus dem Jahr 1898
(W005) [17, 12.04.1890]
(W023( [17, 02.06.1892]
Bekanntmachung über die Änderung von Straßen und Hausnummer aus dem Jahr
1892. Aus der Ehrenstraße 71 wurde die Ehrenstraße 71A
(W016) [22, 17.05.1902]
Im Restaurant "Zur Traube" in Rhöndorf gibt es Kölner Lager-Bier aus der
Brauerei Gebr. Meyer im Oertchen. Anzeige aus dem Jahr 1902
(W001) [10, 13.07.1909]
Todesanzeige von Peter Meyer, welcher im Jahr 1909 im Alter von 54 Jahren
verstarb
(W002) [17, 14.07.1909]
Todesanzeige von Peter Meyer, geschaltet von der Kölner Bürgergesellschaft,
bei der Peter Meyer Mitglied war
(W003) [17, 14.07.1909]
Todesanzeige von Pete Meyer, geschaltet von der Kölner Wirte-Innung
Die Brauerei „Im Oertchen“ unter Peter Meyer Wwe.
und Josef Meyer (1909-1918)
Im Juli 1909 verstarb Peter Meyer im Alter von 54 Jahren und
die Brauerei wurde daraufhin von seiner Witwe Luise Meyer geb. Conrath und
seinem Bruder Josef weitergeführt.
Zu dieser Zeit war dort auch der Stammtisch „Schenk’s ma was“
ansässig, welcher zum Ziel hatte, benachteiligte Kinder zu unterstützen,
worüber auch die Kölner Presse berichtete.
[17, 24.01.1911] „…Der Stammtisch Schenk's ma was im Oertchen
(Bierbrauerei Gebr. Meyer, Ehrenstraße) ist bekannt als Wohltäter der Armen;
insbesondere läßt er sich die Unterstützung armer Schullinder angelegen
sein. Am Samstag konnte er wiederum zwanzig Schulkinder der Pfarre St.
Aposteln mit neuen Schuhen versehen. Dieselben wurden den Kindern mit einer
kurzen Ansprache überreicht, in der dem Wunsche Ausdruck gegeben wurde, daß
das Beispiel der so humanen Stammtischgesellschaft viele Nachahmer finden
möchte…“
Nach dem Tod von Peter Meyer im Jahr 1909 verstarb auch sein
gleichnamiger Sohn im Jahr 1915 im Alter von nur 28 Jahren.
Ab dem Jahr 1915 taucht unter der Adresse Ehrenstraße auch
Wilhelm Meyer, ein Sohn des verstorbenen Peter Meyer sen., auf, welcher als
Geschäftsführer tituliert wird.
(100) [17.09.1920]
Anzeige des "Vereins obergäriger Hausbrauereien" aus dem Jahr 1920. Dank
Auslandsmalz ist nach dem Krieg und dem rationierten Malz wieder Vollbier verfügbar. Der Verein gleicht einem
Kartell, alle 26 Brauereien, darunter aus die Brauerei "Im Oertchen", haben die gleichen Preise
(W001) [2]
Anzeige der Brauerei "Im Oertchen" aus dem Jahr 1921. Sowohl die Firmierung
war zu dieser Zeit schon eine andere und gebraut wurde auch schon nicht mehr
(W004) [21.05.1915]
Todesanzeige von Peter Meyer, dem Sohn des verstorbenen Peter Meyer, welcher
im Jahr 1915 im Alter von nur 28 Jahren verstarb
Die Brauerei „Im Oertchen“ unter Wilhelm Meyer (1920)
Da es für das Jahr 1919 kein Kölner Adressbuch gibt, ist
nicht ganz klar, ob der Wechsel der Firmierung im Jahr 1920, für das er
gesichert ist, oder bereits im Jahr 1919 durchgeführt wurde. Spätestens im
Jahr 1920 zogen sich die Witwe Peter Meyer und Josef Meyer aus dem Geschäft
zurück, wurden als Rentner bezeichnet, blieben aber weiterhin Besitzer der
Brauerei.
Geführt wurde die Brauerei jetzt von den Brüdern Heinrich und
Wilhelm Meyer, wobei Wilhelm Meyer als einziger von beiden in Kölner
Branchenverzeichnis als Brauer aufgeführt wurde [16].
Vermutlich stellten beide den Braubetrieb aber kurz nach der
Übernahme ein, was auch Lambert Macherey in seiner Brauhausdokumentation aus
dem Jahr 1921 aufführt:
[2] „…Zu den ältesten, vom frühen Mittelalter her noch im
Betrieb befindlichen Hausbrauereien gehört auch, nachdem "Im Oertchen" und
"Im Hirschen" neuerdings nicht mehr gebraut wird, das Brauhaus "Zum
Marienbildchen"…“
Im Jahr 1922 erschien dann folgender Artikel in der Kölner
Presse:
[28, 27.10.1922] „…Das Kölner Brauhaus „Zum Oertchen“ ist in
den Besitz des Herrn Frz. Jos. Hoch, dem Besitzer des Salzrümpchen und
Mitinhaber des Bayr. Hofes übergegangen. Hr. Hoch beabsichtigt, dasselbe zu
einer der Neuzeit entsprechenden gut=bürgerlichen Gaststätte einzurichten…“
Dieser Artikel widerspricht allerdings den Eintragungen in
den Kölner Adressbüchern, in denen weiterhin die Witwe Peter Meyer und Josef
Meyer als Besitzer der Gebäude in der Ehrenstraße 71A aufgeführt wurden [15]. Auch im Eigentümerverzeichnis
dieser Zeit taucht Franz Josef Hoch nicht als Besitzer der Brauerei auf
[15].
In jedem Fall zogen sich die Brüder Heinrich und Wilhelm
Meyer auch aus dem Restaurationsbetrieb zurück, spätestens im Jahr 1925
übernahm Ludwig Bell die Führung der Restauration.
Die Restauration „Im Oertchen“ unter Führung von Ludwig Bell ((1925)-1937)
Über Ludwig Bell selbst ist wenig bekannt. Er führte die
Restauration „Im Oertchen“
bis ins Jahr 1933.
Wie auf dem Foto F001 weiter unten gerade noch zu erkennen,
wurde in der Restauration Kölner Hirschbräu und Münchener Augustiner Bräu
ausgeschenkt.
Im Jahr 1933 verkauften die Witwe Peter Meyer und Josef Meyer
die Restauration „Im Oertchen“ an eine gewisse Maria Luise Müller, Witwe
Heinrich Müller.
Ludwig Bell blieb bis ins Jahr 1937 Betreiber der
Restauration.
(F001) [19]
Foto des Restaurant "Im Örtchen" von Ludwig Bell aus dem Jahr 1928
(W026) [17, 25.05.1928]
Werbung aus dem Jahr 1928
(W027) [17, 25.05.1928]
Werbung aus dem Jahr 1928
(W028) [17, 07.09.1928]
Werbung aus dem Jahr 1928
(W003) [17, 01.01.1929]
Anzeige von Ludwig Bell zum neuen Jahr 1929
(W002) [17, 31.12.1931]
Anzeige von Ludwig Bell zum neuen Jahr 1932
(W017) [17, 21.08.1928]
Kochlehrfräulein gesucht im Restaurant Lud. Bell, "Im Oertchen". Anzeige aus
dem Jahr 1928
Die Restauration unter Führung von Fritz Müller (1939-(1941/42))
Im Jahr 1938 steht in Kölner Adressbuch unter der Adresse
Ehrenstraße 71A „unbewohnt“. Vielleicht wurde das Haus renoviert, denn ein
Jahr später wird die Restauration wieder betrieben, und zwar von einem
gewissen Fritz Müller, vermutlich einem Sohn der Witwe Maria Luise Müller,
die weiterhin Besitzerin der Restauration war.
Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges gibt es keine weiteren
Informationen.
Die Nachkriegszeit (1945-dato)
Während des Krieges blieb zumindest der vordere Teil des im
Jahr 1891 erbauten Gebäudes in der Ehrenstraße 71A erhalten. Auch aktuell
(Stand 2023) ist das mittlerweile unter Denkmalschutz stehende Gebäude im
ursprünglichen Zustand.
Kurz nach dem Krieg wurde die Restauration wieder eröffnet.
Betreiber, und spätestens ab dem Jahr 1951 auch Besitzer der Restauration,
war Heinrich Müller, vermutlich ein weiterer Sohn der Witwe Maria Luise
Müller. Im Jahr 1950 richtete Heinrich Müller zusätzlich zur Restauration
noch eine Brennerei ein [16], die im Jahr 1953 aber wieder geschlossen
wurde.
Im Zeitraum von 1958 bis 1960 wurde die Restauration von
Friedel Hintzen betrieben und anschließend taucht im Jahr 1961 eine „Einig
Betriebe Gaststätten KG“ als Betreiber auf. Ab dem Jahr 1962 taucht parallel
zur Restauration in der Ehrenstraße 71A auch ein Kaffee Geschäft auf und
zwar von einem gewissen Eduard Schopf, aus dessen Namen sich der Firmennamen
„Eduscho“ zusammensetzt [16].
In den Jahren 1970 bis 1973 wird die Restauration von Käthe
Obels geführt und für diese Zeit ist auch wieder eine Brennerei von Heinrich
Müller aufgeführt [16].
Ab dem Jahr 1975 wird keine Restauration mehr aufgeführt und in
den Folgejahren wird das Erdgeschoss des Gebäudes in der Ehrenstraße 71A für
verschiedenste Geschäfte genutzt und die oberen Stockwerke als Wohnraum.
Stand 2023 ist dort ein Optiker ansässig.
(F003) [4]
Foto des Gebäudes der ehemaligen Brauerei "Zum Oertchen" aus dem Jahr 2014.
Das mittlerweile denkmalgeschützte Haus hat die Bombardements des zweiten
Weltkrieges überstanden
Übersicht der Firmierungen
Zeitraum
Firmierung
Anmerkung
(1796)-(1797)
Brauerei „Zum Oertchen“, Johan Godfried Johnen
Ehren-Strasse 5261
(1813)-1833
Brauerei „Zum Oertchen“, Cornelius Mathias Badorff
Ehrenstraße 71, 1813: R. d’Honneur n. 71,
1834-1846
Brauerei „Zum Oertchen“, Franz Wahlen
1847-1849
Brauerei „Zum Oertchen“, Ferdinand Lieven
1849-1855
Brauerei „Zum Oertchen“, Franz Wahlen
1863-1874
Brauerei „Zum Oertchen“, Johannes Georg Dahlen
1874-1877
Brauerei „Zum Oertchen«, Carl Hamacher
1878-1883
Brauerei „Zum Oertchen“, Geschw. Wahlen
1883-1885
Brauerei „Zum Oertchen“, Louis Kievernagel
1885-1909
Brauerei „Im Oertchen“, Gebr. Meyer
ab 1891: Ehrenstraße 71A
1909-1918
Brauerei „Im Oertchen“, Peter Meyer & Jos. Meyer Wwe.
(1920)
Brauerei „Im Oertchen“, Wilhelm Meyer
(1925)-1937
Restauration „Im Oertchen“, Ludwig Bell
1939-(1941)
Gaststätte, Fritz Müller
(1948)
Gaststätte, Heinrich Müller
(1950)
Branntweinbrennerei und Gaststätte, Heinrich Müller
1951-1952
Branntweinbrennerei, Heinrich Müller
1953-1957
Gaststätte, Heinrich Müller
1958-1959
Gaststätte, Friedel Hintzen
1960-1961
Einig-Betriebe Gaststätten, Einig KG
1962-1964
Nur Eduscho, vermutlich keine Gaststätte
1965-1967
Gaststätte, Willy Balven
1968-1973
Gaststätte, Käthe Obels
Anmerkungen
•
Der Name Oertchen hat nichts mit einem Ort an sich zu
tun, sondern leitet sich aus dem lateinischen Wort „ordo“ für Spitze
oder Ecke ab. Als Oertchen wurden Häuser bezeichnet, die am Beginn
oder am Ende einer Straße lagen [5]. Diese Art der Bezeichnung war in Köln
seit dem Mittelalter üblich. Meist trugen die „Oertchen“ noch den
Straßennamen mit in der Bezeichnung. Das hier behandelte „Oertchen“ hieß
ehemals „Ehrenstraßer Oertchen“. Im Jahr 1798 gab es in Köln insgesamt 4
Brauereien, die den Namen Oertchen trugen [1]. Außer der hier
behandelten Brauerei „Zum Oertchen“ in der Ehrenstraße 71 waren dies
noch das „Catharinen Oertchen“ in der Severinstraße 183, das „Berlichs
Oertchen“ in der Breitestraße 106 sowie das „Zum Oertchen“ an der
Kriegspforte, kleiner Griechenmarkt 89-91.
•
Von der Brauzerei "Zum Oertchen" sind keinerlei Brauereiwerbemittel (Bierdeckel, Krüge, Gläser, ...) bekannt.
Quellenverzeichnis
1
Artikel „Die ältesten Brauereien Kölns“ von Wilhelm Scheben
aus dem Jahr 1886, erschienen im Kölner Sonntags-Anzeiger, Ausgabe 530
(19.12.1886)
2
"Kölner Kneipen im Wandel der Zeit (1846 bis 1921), Lambert
Macherey, 1921, Selbstverlag
3
"Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen
Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven
Verlag, 1999
4
https://dewiki.de/b/efac5, Wikimedia Commons, Carl Flisch &
Sebastian Wallroth, 2014
5
Artikel „Heute Severinstraße 162-166" in der Zeitschrift
„Der neue Tag“ vom 27.12.1934
6
"Verzeichnis der Stadt-Kölnischen Einwohner, nebst
Bemerkung", Thiriart und Compagnie, 1797
7
"Itinéraire de Cologne", Th. F. Thiriart, 1813
8
Adreß=Buch oder Verzeichnis der Einwohner der Stadt Köln",
Th. F. Thiriart, 1822
"Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim", Herausgegeben von
E. Kluge, Köln 1857, Verlag von M. Lengfeld
13
"Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka,
Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von
Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
14
"Allgemeiner Anzeiger für Rheinland-Westfalen", Ausgabe
25.07.1849
15
"Kölner Adress-Buch", Herausgegeben von J.G. Heyn, Köln,
1846
16
Adressbuch der Stadt Köln, Verlag Greven, Ausgaben: 1878,
1884