Unternehmensgeschichte der Brauerei Em Stäänche / Zum Stern / Kunibertsbräu
unter der Führung von Anton Kreuser, Wilhelm Esser, Ferdinand Schüller, Johann Herschel, Friedrich Brüninghausen, Franz Graaff, Heinrich Reuter, Gerhard Hodeige, Gerhard Simons, Jean Roubrocks, Anton Real und Josef Schumacher
 
 
 
Inhaltsverzeichnis   (Navigation durch Anklicken der Kapitelnamen)
Unternehmensgeschichte
Die Entstehung der Brauerei an der Linde 17                              
Die Gründung der Brauerei „Zum Stern“ durch Anton Kreuser (1837-1839)
Die Brauerei „Zum Stern“ unter Wilhelm Esser (1839-1844)
Die Brauerei „Zum Stern“ unter Ferdinand Schüller (1844-1849)
Die Brauerei „Zum Stern“ unter Johann Herschel (1849-1865)
Die Brauerei „Zum Stern“ unter Friedrich Brüninghausen (1865-1875)
Die Brauerei „Zum Stern“ unter Franz Graaff (1875-1878)
Die Brauerei „Zum Stern“ unter Heinrich Reuter (1878-1881)
Die Brauerei „Zum Stern“ unter Gerhard Hodeige (1883-1884)
Die Brauerei „Em Stäänche“ unter Gerhard Simons (1886-1902)
Die Brauerei „Em Stäänche“ unter Jean Roubrocks (1902-1909)
Die Brauerei „Em Stäänche“ unter Anton Real (1909-1939)
Die Brauerei „Em Stäänche“ unter Josef Schumacher (1939-1942)
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen
Brauereiwerbemittel
Bierdeckel                                             
Quellen
Quellenverzeichnis                                             

Die Entstehung der Brauerei an der Linde 17
Laut Darstellung des bekanntesten Betreibers der Brauerei, Anton Real, wurde die Brauerei bereits im Jahr 1730 gegründet [2 (W001), 3, 4]. Nachweise hierfür gibt es allerdings nicht. In den ersten Adressbüchern mit Verzeichnis der ausgeübten Berufe aus den Jahren 1813 [5] und 1822 [6] wird an der Linde 19 keine Brauerei aufgeführt.
Die erste bekannte Nennung einer Brauerei an der Linde 17 stammt aus dem Jahr 1837 in Form einer Anzeige von Anton Kreuser zur Eröffnung seiner Brauerei. Anton Kreuser war der erste von insgesamt 12 Betreibern in den insgesamt 105 Jahren des Bestehens der Brauerei

Die Gründung der Brauerei „Zum Stern“ durch Anton Kreuser (1837-1839)
Am 19. Januar 1837 eröffnete Anton Kreuser seine neue Brauerei an der Linde 17. Die 3 Tage später erschienene Anzeige in der Kölnischen Zeitung lautet wie folgt:
[2, 22.01.1837] Bierbrauerei. Einem verehrten Publikum beehre ich zu machen, daß ich in dem Hause an der Linde Nro. 17, grade gegen St. Kunibertskirche über, eine Bierbrauerei etablirt, und heute meine Schenkwirthschaft geöffnet habe. Um stets kräftige, schmackhafte und gesunde Biere in und außer dem Hause zu liefern, werde ich weder Kosten noch Mühe scheuen, so wie durch rasche und gefällige Bedienung trachten, die Annehmlichkeit geräumiger Lokalitäten erhöhend, den Erwartungen der geschätzten Freunde und Gönner zu entsprechen. Mit diesem Entschluß verbinde ich die Bitte geneigter Besuche. Köln am Rhein, den 19. Januar 1837. Anton Kreuser.
 
Anton Kreuser stammte aus Gimmersdorf, einer kleinen Gemeinde südlich von Bonn, etwa 50 Kilometer von Köln entfernt. Am 5. Juli 1837 heiratete Anton Kreuser seine Frau Margarethe Kreuser geb. Schubach, welche aus dem direkt neben Gimmerdorf gelegenen Oeverich stammte. Bekannt sind 2 gemeinsame Kinder, Johann (1838) und Margarethe (1840).
In einer Anzeige im Juni 1839 wirbt er noch für Tanz in neu eingerichteten Saale der Brauerei, bevor im gleichen Jahr die Brauerei an Wilhelm Esser übergibt und selbst eine bestehende Brauerei, das „rothe Brauhaus“ in der Maximienstraße, übernimmt.
Diese führte er allerdings wiederum nur 2 Jahre, danach verliert sich seine Spur.
   
(W001) [2, 22.01.1837]
Anzeige zur Eröffnung der neuen Bierbrauerei von Anton Kreuser aus dem Jahr 1837
                                                                                                                                                      
(W003) [2, 02.06.1839]
Anzeige von Anton Kreuser zur Ursula-Kirmes im Jahr 1839
(W004) [2, 01.03.1840]
Tanzmusik bei Anton Kreuser, in der Maximinenstraße, der Brauerei, die er im Anschluss an die Brauerei Zum Stern führte
(W005) [2, 19.04.1840]
Bestes LAger- und Frischbier bei Anton Kreuser, schon in der Maximinenstraße

Die Brauerei „Zum Stern“ unter Wilhelm Esser (1839-1844)
Außer den Eintragungen im Brauereiverzeichnis [7] und einem Kölner Adressbuch [8] sind keine weiteren Informationen über die 5 Jahre bekannt, in denen Wilhelm Esser die Brauerei an der Linde 17 von 1839 bis 1844 führte.

Die Brauerei „Zum Stern“ unter Ferdinand Schüller (1844-1849)
Ferdinand Schüller führte die Brauerei bis ins Jahr 1849, allerdings gibt es schon während dieser Zeit Nennungen, die sich auf seien Nachfolger Johann Herschel beziehen. Ferdinand Schüller war mit Louise Catherina, geb. Schüller verheiratet. Ferdinand Schüller und Johann Herschel waren also verschwägert.
Von Ferdinand Schüller sind sonst nur 2 Anzeigen aus dem Jahr 1846 bekannt, in denen der sich Kuniberts-Verein in der Brauerei von Ferdinand Schüller trifft.
Johann Herschel wird bereits im Jahr 1844 im Kontext der Brauerei an der Linde 17 aktiv. In diesem Jahr gibt es Anzeigen von Veranstaltungen, die „...bei Herrn Johann Herschel an Cunibert stattfinden...“. Im Jahr 1845 gibt es eine weitere Anzeige des Cunibert-Vereins, die „…bei Herrn Johann Herschel, an der Linde Nr. 17 stattfindet…“ [2].
Weiter beantragt Johann Herschel den Bau einer Brauerei an der Linde 17, was in einer amtlichen Bekanntmachung mündet, gegen die noch Einspruch erhoben werden kann.
[2, 30.03.1845] Amtliche Bekanntmachungen. Herr Johann Herschel beabsichtigt auf dem an der Linde sub Nr. 17 gelegenen Hause eine Bierbrauerei anzulegen. Nach Vorschrift der "Allgemeinen Gewerbeordnung" vom 17. Januar c. §§. 27, 28 und 29 und der Verfügung königl. Regierung vom 17. huj., werden daher diejenigen, welche glaube, gegen diese Anlage ein Interesse geltend machen zu können, hiermit aufgefordert, ihre Einwendungen binnen einer präclusivischen Frist von vier Wochen bei dem königl. Polizei-Commissar der III. Section, Herrn von Greß, (hochwohlgeboren) anzumelden. Köln, 24. März 1845.
 
Danach gibt es aber, wie oben erwähnt, auch Anzeigen über Veranstaltungen, die an der „…Linde 17, bei Ferdinand Schüller…“ [2] stattfinden. In einer Anzeige aus dem Jahr 1846 ist vom „…vergrößerten Locale…“ [2] die Rede, vielleicht wurde mit dem Neubau der Brauerei auch die zugehörige Restauration erneuert.
(W002) [2, 29.12.1844]
er Brüderliche Cuniberts-Bau-Verein trifft sich im Jahr 1846 bei Johann Herschel (obwohl um diese Zeit die Brauerei formell noch von Ferdinand Schüller geführt wurde). Der Westturm der Kirche war bei einem Orkan im Jahr 1830 eingestürzt. Mehrere Vereine sammelten Geld für den Wiederaufbau, der im Jahr 1860 abgeschlossen wurde [12]
(W001) [2, 10.11.1844]
Eine weitere Anzeige des brüderlichen Cuniberts-Bau-Vereins. Diesmal aus dem Jahr 1844 und mit Nennung von Johann Herschel 
(W004) [2, 07.09.1845]
Eine weitere Anzeige des brüderlichen Cuniberts-Bau-Vereins. Diesmal aus dem Jahr 1845 und mit Nennung von Johann Herschel 
 
(W001) [2, 19.04.1846]
Eine weitere Anzeige des brüderlichen Cuniberts-Bau-Vereins. Diesmal aus dem Jahr 1845 und mit Nennung von Ferdinand Schüller  
(W003) [2, 30.03.1845]
In der Anzeige aus dem Jahr 1845 wird angekündigt, dass Johann Herschel in der Linde 17 eine Bierbrauerei errichten will. Da es dort ja schon eine bestehende Brauerei gab, handelt es sich er vermutlich um einen Neubau oder eine Modernisierung dieser Brauerei.
                         

Die Brauerei „Zum Stern“ unter Johann Herschel (1849-1865)
Im Jahr 1849 übernimmt Johann Herschel dann offiziell die Brauerei.
Johann Herschel war nicht neu im Kölner Brauwesen, er betrieb bereits von 1841 bis 1844 eine Brauerei am alten Ufer 13. Wie schon angemerkt war er mit der Schwester seines Vorgängers, Louise Catharina geb. Schüller verheiratet. Aus der Ehe entstammten 2 Kinder, Anna Maria Johanna Magdalena (geb. 1841) und Hubert Johann (geb. 1843) [2].
Bereits vor der Übernahme der Brauerei traf in im Jahr 1847 ein Schicksalsschlag, seine Frau Louise Catharina verstarb.
[2, 16.01.1847] „…Todes=Anzeige. Ich erfülle hiermit die traurige Pflicht, entfernten Verwandten und Freunden ergebenst anzuzeigen, daß es dem Allmächtigen gefallen, meine innigst geliebte Gattin Louise Catharina, geb. Schüller, am 12. d., um ½6 Uhr Morgens, nach kurzem Krankenlager, zu sich zu rufen. Um stille Theilnahme bittet ihr Gatte nebst 2 Kindern, Joh. Herschel…“
 
Johann Herschel erholte sich aber schnell von diesem Schicksalsschlag, bereit 7 Monate später heirate er Therese Broich.
Über den Betrieb der Brauerei durch Johann Herschel ist so gut wie nichts bekannt. Auch die letzte Erwähnung aus dem Jahr 1862 hat einen traurigen familiären Hintergrund.
[2, 15.01.1862] „…Todes-Anzeige. Dem Allmächtigen hat es gefallen, gestern Abends unser innigst geliebtes unvergeßliches Töchterchen Uettchen Helena im zarten Alter von 2 Jahre 9 Monaten, in Folge der Halsbräune, zu sich zu nehmen. Um stille Teilnahme bitten Johann Herschel, Hubertine Theres Herschel, geb. Broich. Köln, den 14. Januar 1862…“
 
Im Jahr 1865 übergab Johann Herschel die Brauerei an Friedrich Brüninghausen.
 
(W007) [2, 16.01.1847]
Todesanzeige zum Tod seiner ersten Frau Catharina, geb. Schüller von Januar 1847
(W005) [2, 15.08.1847]
Heiratsanzeige von Johann Herschel zur Heirat seiner zweiten Frau Therese Broich aus dem Jahr 1847
                                

Die Brauerei „Zum Stern“ unter Friedrich Brüninghausen (1865-1875)
Friedrich Brüninghausen übernahm im Jahr 1865 die Führung der Brauerei. Die Umstände, welche dazu führten, sind nicht ganz klar, aber auch in diesem Fall gab es familiäre Verstrickungen. Friedrich Brüninghausen’s Frau, Maria Anna, war eine geboren Herschel, vermutlich eine Schwester seines Vorgängers Johann Herschel.
Auch Friedrich Brüninghausen war nicht neu im Geschäft, er betrieb von 1863 bis 1865 die Brauerei „Im Schiffchen“ am Bollwerk 21, welche aber nicht ihm, sondern ebenfalls seinem Vorgänger Johann Herschel gehörte.
Aus dem Jahr 1867 stammt folgende Erwähnung, welche zeigt, dass auch schon damals alles gründlich geregelt war. Friedrich Brüninghausen hatte sein Sparbuch („Spar=Cassen=Quittungs=Buch“), mit immerhin 316 Thaler Guthaben, verloren.
[2, 25.01.1867] „…Edictal=Ladung. Nachdem das öffentliche Aufgebot des von der hiesigen städtischen Spar=Casse auf den Namen Apollon=Kranken=Casse, Bollwerk Nr. 21, Köln Hauptbuch C. 1. Folio 242 ausgestellten und dem Friedrich Brüninghausen, Bierbrauer in Köln, angeblich verloren gegangenen Spar=Cassen= Quittungs= Buches, welches am 1. Januar 1866 über 316 Thaler 10 Sgroschen 2 Pfennige an Capital und Zinsen lautete, Behufs dessen Amortisation von dem genannten Friedrich Brüninghausen nachgesucht und diesem Gesuche durch landgerichtlichen Beschluß vom heutigen Tage Statt gegeben worden ist, so werden alle diejenigen, welche an das bezeichnete Spar=Cassen=Quittungs=Buch ein Anrecht zu haben vermeinen, hierdurch aufgefordert, sich innerhalb dreier Monate bei dem hiesigen Königlichen Landgerichte, spätestens aber in dem hierzu auf den 24. Mai 1867, Vormittags 8¾ Uhr, in dem Zimmer Nr. 15 des Langerichts=Gebäudes vor dem ernannten Commissar, Herrn Landgerichts=Assessor von Kesseler, anberaumten Termine zu melden und ihre Rechte daran näher nachzuweisen, widrigenfalls das SparCassen=Quittungs=Buch für erloschen erklärt und dem Friedrich Brüninghausen ein neues ausgefertigt werden soll. Köln, den 17. Januar 1867. Königliches Landgericht. Der Präsident der II. Civilkammer. Der Landgerichtsrath, gez. Bohl. Der Landgerichts=Secretair, gez. Freund.
 
In den Folgejahren gibt es Erwähnungen im Kontext einer Wahl, in welcher der Saal der Brauerei als Wahllokal verwendet wird und im Kontext der Geburt seines Sohnes Johann im Jahr 1870 [2].
Im Jahr 1871 verstarb Johann Herschel, der Vorgänger von Friedrich Brüninghausen, welcher weiterhin im Besitz der Brauerei gewesen war. Die folgenden Erbstreitigkeiten zwischen auf der einen Seite Friedrich Brüninghausen und seiner Frau Maria Anna (geb. Herschel) und auf der anderen Seite der von Therese Broich (verwitwete Herschel) führten schlussendlich dazu, dass der Besitz von Johann Herschel, inklusive der Brauerei an der Linde 17, zwecks Teilung versteigert wurde.
[2, 17.06.1871] Licitataion. In der gerichtlichen Theilungssache der Eheleute Friedrich Brüninghausen, Bierbrauer und Wirth, und Maria Anna, geb. Herschel, ohne besonderes Geschäft, beide zu Köln wohnend, Kläger, vertreten durch den Advocaten Eduard Schenk zwei und Peter Landwehr, Ersterer als Anwalt, beide zu Köln, gegen
a) Therese, geborene Broich, Withe Johann Herschel, Rentnerin zu Köln, Verklagte, vertreten durch Huberi Mathias Joseph Thurn, Advocat-Anwalt zu Köln,
b) Theodor Esser, Schlossermeister zu Köln, in seiner Eigenschaft als tutor ad hoc der minderjährigen Therese aus der Ehe der Verklagten Broich und des verstorbenen Johann Herschel, nämlich der bei ihrer genannten Mutter und Hauptvormünderin gesetzlich und geschäftslos domicilierten Carharina Helena Herschel, Verklagter, vertreten durch Fran Robert Hauck, Advocat-Anwalt zu Köln,
c) den Königlichen Notar Werner Adolph Krahé als gesetzlich bestellter Verteter des abwesenden Hubert Herschel, früher Bierbrauer in Köln, ebenfalls Verklagter, vertreten durch die genannten Advocaten Eduard Schenk zwei und Peter Landwehr, Ersterer als Anwalt, sollen auf Grund Urtheils des Kgl. Landgerichts zu Köln vom 14. April 1871 durch den unterschriebenen, in der Stadt Köln am Rheine wohnenden Königlich Preußischen Notar Heinrich Joseph Landwehr am Dinstag den 11. Juli, Nachmittags 3 Uhr, auf der Amtsstube des Unterzeichneten zu Köln, Allerheiligenstraße Nr. 12, nebst An= und Zubehör, öffentlich meistbietend versteigert werden, als
1) das Haus an der Linde Nummer siebenzehn, nebst Hofraum, Brau- und Brennerei-Gebäude, Kegelbahn und allem sonstigen Zubehör, eingetragen im Kataster unter Flur 27 Nr. alte neue 561/565, neue 388, Flurabtheilung an der Linde“ mit 37 Ruthen 17 Fuß Fläche, nebst Brau= und Brennerei-Utensilien, taxirt zu 12100 Thale
2) das Haus am Bollwerk Nummer einundzwanzig, nebst An= und Zubehör, eingetragen im Kataster alte 411/252, neue 154, Flurabtheilung "am Bollwerk", mit 6 Ruthen 78 Fuß Fläche, taxirt zu 7800 Thaler;
3) das Haus in der Probsteigasse Nummer dreiundzwanzig, nebst Anbau, Hofraum, Garten und allem sonstigen An= und Zubehör, katastrirt Flur 22 Nr. alte ex 393 /181, neue 226/181, Flurabtheilung „Probsteigassegasse“, mit 10 Ruthen 81 Fuß Fläche, tariert zu 5400 Thaler. Das Bedingnißheft, so wie die sonstigen Voracten liegen auf der Amtsstube des Unterzeichneten zur Einsicht offen. Köln, den 29. April 1871. Justizrath Landwehr, Notar.
 
Friedrich Brüninghausen ersteigerte die Brauerei an der Linde 17, im Jahr 1872 ist er im Kölner Adressbuch [8] offiziell als Besitzer verzeichnet, während im Jahr zuvor noch Johann Herschel verzeichnet ist.
Über die Folgejahre bis zur Übergabe der Leitung der Brauerei an Franz Graaf ist nichts bekannt. Über die Jahre danach schon. Friedrich Brüninghausen wurde, obwohl damals erst 38 Jahre alt, in der Folgezeit als Rentner geführt. Er besaß das Gebäude direkt neben der Brauerei und starb dort im Jahr 1903 im Alter von 66 Jahren.
   
(W001) [2, 29.11.1863]
Anzeige zur Eröffnung der Brauerei „Im Schiffchen“ am Bollwerk 21. Diese Brauerei führte Franz Brüninghausen, bevor er die Brauerei an der Linde 17 übernahm
                                                                                                                                                               

Die Brauerei „Zum Stern“ unter Franz Graaff (1875-1878)
Im Laufe des Jahre 1875 übernahm Franz Graaf die Leitung der Brauerei an der Linde 17. Besitzer der Brauerei blieb zuerst aber weiterhin Friedrich Brüninghausen. Im Jahr 1876 muss eine Teilung oder ein Neubau an der Linde 17 durchgeführt worden sein, weil zum ersten Mal die Hausnummer 17A auftaucht. Friedrich Brüninghausen wird in diesem Jahr als Besitzer in beiden Adressen aufgeführt (17 und 17A), ein Jahr später, im Jahr 1877, wird dann Franz Graaff als Besitzer von Hausnummer 17 und Friedrich Brüninghausen als Besitzer von Hausnummer 17A aufgeführt.
Die Ära Graaff dauert allerdings nur 3 Jahre, im Jahr 1878 übergab er die Führung der Brauerei an Heinrich Reuter. Franz Graaff blieb bis zu seinem Tod im Jahre 1892 Besitzer der Brauerei.
Der Name Franz Graaff taucht auch im Zusammenhang mit Hotels in Köln auf, so im Jahr 1883 das „Hotel Graaf“ (hier allerdings mit einem „f“ geschrieben, was aber auch in den Adressbüchern vorkommt) sowie im Jahr 1890 das „Hotel Englischer Hof“ (jetzt wieder mit 2 „f“ geschrieben). Vermutlich handelt es sich hier um den gleichen „Franz Graaff“, gesichert ist das aber nicht. Wie in der Anzeige W005 aufgeführt, war Franz Graaff der Schwager von Carl Schmitz aus Müngersdorf. Dieser Carl Schmitz besaß zu dieser Zeit die Brauerei "Carl Schmitz", aus der später die Union- und dann die Hubertus-Brauerei hervorging .
(W001) [13, 16.06.1883]
Anzeige des Hotel Graaf von Franz Graaff aus dem Jahr 1883
(W005) [15, 16.06.1883]
Anzeige des Hotel Graaf von Franz Graaff aus dem Jahr 1883 zur Eröffnung des Hotels, welches er von seinem Schwager, dem bekannten Bierbrauer Carl Schmitz aus Müngersdorf übernommen hatte
 
(W007) [15, 18.03.1888]
Anzeige von Franz Graaff aus dem Jahr 1888, in der er mitteilt da er, an gleicher Stelle wir zuvor (siehe links), dass von Herrn Schmiitz aus Müngersdorf neu erbaute Hotel "Englischer Hof" übernommen hat
(W004) [10, 01.03.1890]
Anzeige des Hotel Englischer Hof von Franz Graaff aus de Jahr 1890
(W003) [10, 26.06.1892]
Suchanzeige von Franz Graaff aus dem Jahr 1892. Gesucht wird ein Hotel in der Nähe des Doms zwecks Kauf oder Anmietung
(W003) [15, 16.05.1897]
Anzeige von Franz Graaf aus dem Jahr 1897. Mittlerweile war er auch Betreiber des 1889 von Heinrich Mestrum gegründeten Crystall-Palasts, Köln's "sehenswertetes u. grösstes Local"

Die Brauerei „Zum Stern“ unter Heinrich Reuter (1878-1881)
Heinrich Reuter betrieb die Brauerei an der Linde 17 bis ins Jahr 1881. Nach der Übergabe der Brauerei an Gerhard Hodeige betrieb Heinrich Reuter noch die im Jahr 1841 gegründete Brauerei am Eigelstein 119/120, bis diese im Jahr 1887 geschlossen wurde. Weitere Informationen über Heinrich Reuter sind nicht bekannt.

Die Brauerei „Zum Stern“ unter Gerhard Hodeige (1883-1884)
Außer den Eckdaten, dass Gerhard Hodeige die Brauerei an der Linde 17 von 1883 bis zum Jahr 1884 betrieb, ist weiter nur bekannt, dass Gerhard Hodeige im Anschluss noch eine Restauration am Holzmarkt Nr. 19 führte.
Die Brauerei an der Linde 17, immer noch im Besitz von Franz Graaff, wurde 1884 vorübergehend geschlossen bis sie im Jahr 1886, jetzt unter der Führung von Gerhard Simons, wieder eröffnet wurde.

Die Brauerei „Em Stäänche“ unter Gerhard Simons (1886-1902)
Gerhard Simons übernahm die Führung der Brauerei im Jahr 1886. Er führte auch die Kölsche Schreibweise „Em Stäänche“ anstelle des „Zum Stern“ ein.
Im Jahr 1889 muss es eine Unterbrechung der Brautätigkeit gegeben haben, da für diese Zeit keine Brauerei, sondern nur eine von einem Herrn Wüst betriebene Schenkwirthschaft aufgeführt wird [9]. Ab dem Jahr 1890 wurde aber wieder gebraut.
In Jahr 1901 gab es eine Neunummerierung der Hausnummern in der Straße an der Linde. Im Jahr 1876 war zusätzlich zu den Hausnummern 17 und 19 die Hausnummer 17A eingeführt worden. Diese wurde jetzt gestrichen und es wurde neu nummeriert. Als Resultat wurde aus der alten Nummer 17 die Nummer 19 und aus der alten Nummer 17A die Nummer 21. Dies ist der Hintergrund, warum die Adresse der Brauerei im Jahr 1901 von „an der Linde 17“ zu „an der Linde 19“ wechselte.
Im Jahr 1902 wurde die Führung der Brauerei von Jean Roubrocks übernommen.

Die Brauerei „Em Stäänche“ unter Jean Roubrocks (1902-1909)
Im Jahr 1902 übernahm Jean Roubrocks die Führung der Brauerei, die mittlerweile einer Erbengemeinschaft des im Jahr 1893 gestorbenen Franz Graaff gehörte. Im Jahr 1905 erwarb Jean Roubrocks die Brauerei von dieser Erbengemeinschaft.
Weitere Informationen über die Brauerei unter Jean Roubrocks bis zur Übernahme durch Anton Real im Jahr 1909 sind nicht bekannt.
   
(F001) [14]
Foto der Bierbrauerei Im Sternchen von Jean Roubrocks
                                                                                                                                       

Die Brauerei „Em Stäänche“ unter Anton Real (1909-1939)
Anton Real erwarb die Brauerei von Jean Roubrocks gleichzeitig mit der Übernahme der Führung im Jahr 1909. Aus dem Jahr 1910 ist eine Anzeige bekannt, in der Anton Real mit „prima obergärigem Lagerbier nebst div. Schnittchen" wirbt.
Anton Real heiratete im Jahr 1911 Helene Prochnau und bereits im gleichen Jahr kam der erste Sohn, nach seinem Vater ebenfalls Anton genannt, zur Welt.
Im Jahr 1926 oder 1927 legte Anton Real die Brauerei still und verließ Köln. In den Folgejahre bis ins Jahr 1934 wird die Brauerei nur als Restauration betrieben, im Jahr 1927 durch Michael Ritter und von 1928 bis 1933 durch Adolf Schmidt.
Anton Real blieb weiterhin Eigentümer der Brauerei, hielt sich aber außerhalb Köln’s im nicht eben um die Ecke gelegenem Würtemberg auf. Die Hintergründe hierfür sind unklar. Im Jahr 1933 kam er nach Köln zurück und übernahm wieder die Geschäfte. Im Jahr 1933 betrieb er an der Linde 19 zuerst eine Restauration, bis er im Jahr 1934 wieder die Brauerei eröffnete.
Im Jahr 1939 verkaufte er die Brauerei an Josef Schumacher. Bereits im Jahr 1938 übernahm er die Führung der im Jahr 1884 gegründeten Brauerei „Katharinenburg“ . Er führte diese aber nur als Restauration, die Brautätigkeit war dort bereits Anfang der 1930er Jahre eingestellt worden. Im Jahr 1942 war auch dort Schluss, weitere Informationen über den Verbleib von Anton Real sind nicht bekannt.
 
(W003) [10, 25.09.1910]
Anzeige der Brauerei "Em Stänche" aus dem Jahr 1910. Diesmal mit einem "a" geschrieben und mit Verweis auf Gründung im Jahr 1731 (sonst immer 1730)
(W004) [10, 16.04.1911]
Anzeige der Brauerei "Em Stänche" aus dem Jahr 1911
 
                                                                                              
(W001) [11, 19.04.1935]
Anzeige der Brauerei "Em Stäänche" aus dem Jahr 1935
(W002) [11, 31.05.1936]
Anzeige "Kunibert-Bräu" aus dem Jahr 1936 
(W005) [11, 27.06.1936]
Anzeige der Brauerei "Em Stäänche" aus dem Jahr 1936 
(100) [11, 29.03.1936]
Anzeige der Werbe-Gemeinschaft Kölner Haus-Brauereien aus dem Jahr 1936.
 
(105) [11, 01.05.1937]
Anzeige von Kölner Haus-Brauereien aus dem Jahr 1937
   
(104) [11, 20.01.1939]
Gemeinsame Anzeige der Kölner Hausbrauereien aus dem Jahr 1939
                                                                                                                                                

Die Brauerei „Em Stäänche“ unter Josef Schumacher (1939-1942)
Über die Josef Schumacher, welcher die Brauerei von 1939 bis 1942 führte, ist außer diesen Eckdaten nichts bekannt.
Die Brauerei „Em Stäänche“ an der Linde 19 wurde beim ersten alliierten Bombenangriff im Jahr 1942 zerstört und nach dem Krieg nicht wieder aufgebaut.

Übersicht der Firmierungen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
1837-1839 Brauerei „Zum Stern“, Anton Keuser An der Linde 17
1839-1844 Brauerei „Zum Stern“, Wilhelm Esser  
1844-1849 Brauerei „Zum Stern“, Ferdinand Schüller  
1849-1865 Brauerei „Zum Stern“, Johann Herschel  
1865-1875 Brauerei „Zum Stern“, Friedrich Brüninghausen  
1875-1878 Brauerei „Zum Stern“, Franz Graaf  
1878-1881 Brauerei „Zum Stern“, Heinrich Reuter  
1883-1884 Brauerei „Zum Stern“, Gerhard Hodeige  
1886-1902 Brauerei „Em Stäänche“, Gerhard Simons  
1902-1909 Brauerei „Em Stäänche“, Jean Roubrocks Ab 1905 an der Linde 19
1909-1927 Brauerei „Em Stäänche“, Anton Real  
1927-1928 Restauration Michael Ritter Keine Brautätigkeit, nur Restauration
1928-1932 Restauration Adam Schmidt Keine Brautätigkeit, nur Restauration
1932-1933 Restauration Anton Real Keine Brautätigkeit, nur Restauration
1934-1939 Brauerei „Em Stäänche“, Anton Real  
1939-1942 Brauerei „Em Stäänche“, Josef Schumacher  

Anmerkungen
» Als Namen der Brauerei sind „Im Stern“, „Zum Stern“, Im Sternchen“ und „Em Stäänche“ (manchmal auch nur mit einem „ä“ geschrieben) bekannt. "Zum Stern" wurde allerdings sehr selten verwendet und ist in keinen bekannten Anzeigen aufgeführt. "Em Stäänche" wird hingegen häufig verwendet. Die Kölsche Schreibweise „Em Stäänche“ wurde im Jahr 1886 von Gerhard Simons eingeführt. Anscheinend ein genereller Trend dieser Zeit, wie die weiteren Beispiele der Brauereien „Em rude Bräues“ (bis zum Jahr 1905 „Zum rothen Brauhaus“) oder „Em dekke Tommes“ (bis zum Jahr 1891 „Zum dicken Thomas“) zeigen

Brauereiwerbemittel
Bierdeckel
   
(D001) [unbekannt]
Bierdeckel "Obergärige Brauerei Kuniberts-Bräu Em Stäänche" unter Anton Real
                                                                                                                 

Quellenverzeichnis
 
1 Seite „St. Kunibert (Köln)“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. November 2020, 14:19 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=St._Kunibert_(K%C3%B6ln)&oldid=205660106 (Abgerufen: 14. November 2021, 07:46 UTC)
2 Kölnische Zeitung, Ausgaben: 22.01.1837, 09.07.1837, 19.12.1837, 06.01.1838, 07.02.1839, 02.06.1839, 01.03.1840, 06.03.1840, 19.04.1840, 04.10.1840, 28.11.1840, 16.07.1841, 04.02.1843, 09.06.1844, 10.11.1844, 29.12.1844, 30.03.1845, 07.09.1845, 19.04.1846, 14.06.1846, 16.01.1847, 15.08.1847, 15.01.1862, 29.11.1863, 18.08.1864, 25.01.1867, 23.10.1867, 16.08.1870, 17.06.1871, 08.08.1879
3 Die Deutschen Brauereien, Firmenjahrbuch des Deutschen Brauer-Bundes, Verlag für Rechts- und Wirtschaftsliteratur A.-G., Berlin u. Leipzig, 1934
4 Adressbuch für die gesamte Brau-Industrie Europas, Band I: Deutschland, 8. Jahrgang, 1910, Verlag von Eisenschmidt & Schulze GmbH, Leipzig
5 "Itinéraire de Cologne", Th. F. Thiriart, 1813
6 "Adreß=Buch oder Verzeichnis der Einwohner der Stadt Köln", Th. F. Thiriart, 1822
7 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
8 "Kölner Adress-Buch", Herausgegeben von J.G. Hean, Köln, 1844
9 Adressbuch Köln, Verlag Greven, Ausgaben 1871, 1872, 1875
10 Kölner Lokal-Anzeiger, Ausgaben: 02.11.1889, 19.06.1899, 03.10.1900, 30.01.1903, 21.08.1903, 11.09.1909, 12.09.1909, 25.09.1910, 31.01.1911, 19.02.1911, 16.04.1911, 05.09.1911, 19.04.1935, 31.05.1936
11 Der neue Tag, Ausgaben 19.04.1935, 31.05.1936
12 Seite „St. Kunibert (Köln)“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. November 2020, 14:19 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=St._Kunibert_(K%C3%B6ln)&oldid=205660106 (Abgerufen: 16. November 2021, 23:33 UTC)
13 Echo der Gegenwart, Ausgabe 16.06.1883
14 "Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven Verlag, 1999
15 Kölner Sonntags-Anzeiger, Ausgaben 10.06.1883, 18.03.1888, 16.05.1897