Unternehmensgeschichte der Brauerei "Zur Zweipann"
unter der Führung von Ferdinand Nindelgen, J.J. & Paul Bechem, Johann Heinriche Scheben,
Christoph Wolff und Anton Scheben
 
 
 
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Unternehmensgeschichte
Zusammenfassung                              
Die Brauerei „zur Zweipann“ von der Gründung bis zum Ende 18ten Jahrhunderts
Die Brauerei „zur Zweipann“ unter Führung von Ferdinand Ningelgen (1775)-(1798)
Die Brauerei „Zur Zweipann“ unter Führung von J.J & Paul Bechem ((1813)-1842)
Die Brauerei „Zur Zweipann“ unter Führung von Johann Heinrich Scheben (1842-1865)
Die Brauerei „Zur Zweipann“ unter Führung der Erben Scheben (1865-1867)
Die Brauerei „zur Zweipann“ unter Führung von Christoph Wolff (1867)
Die Brauerei „zur Zweipann“ unter Führung von Anton Scheben (1868-1897)
Die Restauration „Zur Zweipann“ unter Führung von Heinrich Moll (1898-1908)
Die Restauration „Zur Zweipann“ unter Führung von Dionysius Breinig (1908-1912)
Die Restauration „Zur Zweipann“ unter Führung von Johann und Peter Müller (1912-1917)
Die Restauration „Zur Zweipann“ unter Führung von Franz Brackhane (1918-(1943))
Anton Scheben und die Basilika in Knechtsteden
Übersicht der Firmierungen
Anmerkungen
Quellen
Quellenverzeichnis                                             

Zusammenfassung
Die Brauerei „Zur Zweipann“ war eine der ältesten Brauereien Kölns, gesichert zurück bis ins Jahr 1234. Die nach ihren 2 Braupfannen benannte Brauerei ist überwiegend durch einen ihrer Betreiber, Anton Scheben, bekannt geworden. Dieser war nicht nur als Kölsches Original „Schäbens Tünn“ bekannt, ihm ist auch zu verdanken, dass es die Basilika in Knechtsteden heute noch gibt.
Gebraut wurde nur bis zum Jahr 1868, anschließend wurde die „Zweipann“ bis zur Zerstörung im 2ten Weltkrieg als Restauration weitergeführt.

Die Brauerei zur Zweipann von der Gründung bis Ende 18ten Jahrhunderts
Die Brauerei „Zur Zweipann“ war gesichert eine der ältesten Brauerei Köln’s überhaupt, wann sie genau gegründet wurde, ist aber nicht sicher.
Genannt wird öfters als Gründungsjahr das Jahr 1134, auch die Brauerei selbst machte damit Werbung und im Jahr 1934 wurde auch das 800-jährige Bestehen der Brauerei gefeiert [3,4]. Ein direkter Nachweis für diese Jahreszahl ist allerdings nicht bekannt.
Nachweisen hingegen lässt sich das Jahr 1234. In diesem Jahr werden in einem Erbschafts=Verzeichnis die Eheleute Guntram und Mechtildis genannt und deren Tochter Gertrud als Erbin. Sie erbte eine Brauerei, welche auf der Breitestraße in der Nähe der Kirche St. Columba lag und von einem Wilhelmus Braxator (Brauer) bewirtschaftet wurde. Von dieser Brauerei darf angenommen werden, dass es sich um die Vorgänger-Brauerei der Brauerei „Zur Zweipann“ handelt.
Gestützt wird diese Annahme auch durch einen Eintrag einer Censusliste (einer Art Volkszählung) aus dem Jahr 1267. Dort werden als zinspflichtige Häuser 2 Brauereien auf der Breitestraße genannt, unter denen sich auch die Brauerei „Zur Zweipann“ befand.
Aus dem Jahr 1412 ist ein Erlass des Kölner Magistrats bekannt, in dem alle 21 damals existierenden zunftmäßigen Brauereien aufgeführt sind [1]. Allerdings ist die Brauerei „Zur Zweipann“ nicht unter den aufgeführten Brauereien. In den Bieraccise-Büchern der Kölner Rentkammer aus dem Jahr 1476, in denen 44 Kölner Brauereien aufgeführt sind, taucht die Brauerei ebenfalls nicht auf [1]. Hintergrund ist vermutlich, dass die Brauerei über eine gewisse Zeit hinweg nur als Schenkwirtschaft existierte und dort nicht selber gebraut wurde. Die genauen Zeiträume in denen die Zweipann als Brauerei oder nur als Schenkwirtschaft betrieben wurde, sind nicht bekannt.
Ebenso ist der Zeitpunkt nicht bekannt, ab wann der Name „Zweipann“ verwendet wurde. Vermutlich stammt dieser Name aus neuerer Zeit, denn er bezieht sich auf die Brauanlage, in der es 2 Braupfannen (Sudkessel) gab. Die erste bekannte Nennung des Namens „Zweipann“ stammt aus dem Jahr 1775, wie im Folgekapitel nachzulesen ist.
Auch für den Namen selbst gibt es zahlreiche Abwandlungen. Der gebräuchlichste Name lautet „Zur Zweipann“, es wurden aber auch Namen wie „2pfannen“, „Zur Zweipfann“, „Zweypfannen“, „Zu den zwei Pfannen“ oder „In den Zweipfannen“ verwendet.

Die Brauerei „zur Zweipann“ unter Führung von Ferdinand Ningelgen (1775)-(1798)
Wann genau Ferdinand Ningelgen die Brauerei „Zur Zweipann“ übernommen hat ist unklar. Die erste bekannte Erwähnung von Ferdinand Ningelgen im Kontext der Brauerei „Zur Zweipann“ stammt aus dem Jahr 1775 und erfolgt im Zusammenhang eines Verkäufers von „englischen Nachtlichtern“ (Kerzen), der bei Herrn Ningelgen in der „2pfannen“ abgestiegen war.
[6, 22.08.1775] „…Es dient jederman zur Nachricht, daß in Cöllen aus der Breitenstraße bey Ningelgen wohnend in den 2pfannen, die beste Gattung der englischen Nachtlichter allezeit zu bekommen sind, deren zwar viele nachgemacht werden, welche aber bey weitem die Gute qualitaeten nicht haben, als diejenige, welche von dem Erfinder Frantz Höss hinterlassen worden. Das Paquet für ein ganzes Jahr kostet 21 Blaffert…“
 
Anm.: „Blaffert“ war zu dieser Zeit eine mit Groschen vergleichbare Münzeinheit.
Kurz darauf gibt es eine weitere Erwähnung, diesmal wird auch der Vornamen von Ferdinand Ningelgen genannt und eine andere Bezeichnung für die Brauerei verwendet.
[7, 07.11.1775] „…Es wird dem ehrsamen Publico zu wissen gemacht, daß von Franz Hoest in Commission bey Ferd. Ningelgen in der Zweypfannen zu haben sind frische Englische Nachtlichter, das 100 für 6 Blaffert, auf das ganze Jahr aber 365 Stück mit dem kleinen Maschine für 18 Blaff. Solche machen keinen Rauch und Schwaden, sondern brennen nach Vergnügen recht hell. Die zu solchen nützlichen Nachtlichteren ein Belieben tragen, können sich bey obgedachtem Ferd. Ningelgen melden…“
 
Im Jahr 1781 gibt es eine weitere Erwähnung der Brauerei, wieder im Kontext von Kerzen. Auch damals wussten die Verkäufer schon gute Geschichten zu inszenieren.
[6, 06.04.1781] „…Georg Walter Grieb aus Münster verkaufet componirtes Limmerzgarn, das von einer Fettigkeit gebeizt ist, daß es nicht allein darf von Oel brennen, sondern von seiner Fettigkeit die Nahrung zieht. Wo sonst eine Kirchenlampe jährlichs 50 Maßen Rüböl verzehrt hat, so verzehrt dieses componirte Limmerzgarn nur 18 Maßen Rüböl. Das Packet mit 40 Stuck brennt das ganze Jahr, und wird verkauft für einen Kronenthaler. Sie brennen 16 Stunden ungepuzt. Es ist bekannt, daß vor einem Jahre einer ist hier gewesen, der dieses Limmerzgarn mir hat wollen nachmachen, und unter der falschen Angabe viele Kirchen betrogen hat. Ich erbiete mich neuerdings, in allen Kirchen die Probe unentgeltlich zu machen, bis und dann daß man sattsam zufrieden ist. Er verkaufet auch bereits Limmerigarn; wo die Lampe besonders dazu ist. Das Licht brennt 1/2 Zoll hoch, 1 Zoll breit; giebt Helle genug auf 40 Schritte; verzehrt in 12 Stunden nur für einen Stüber Ruböl. Dieser ist hiezu der allerbäßste, und giebt nicht den mindesten Schwaden. Er wünscht sich einen geneigten Zuspruch, und logirt in den Zweipfannen auf der Breitenstrasse…“
 
In einer weiteren Nennung aus dem Jahr 1795 ist von einer Witwe Ningelgen die Rede, Ferdinand Ningelgen muss als zwischen den Jahren 1781 und 1795 verstorben sein.
[7, 09.07.1795] „…Angekommene Fuhrleute. Den 7. Juli: Leonard Michels von Waldniel, logirt in den Zweipfannen auf der Breitstraß bei Wittwe Ningelchen; Lit. F. N. 4618…“
 
In dieser Nennung wird bereits die französische Hausnummer 4618 in der Breitestraße genannt, welche erst kurz zuvor von Napoleon eingeführt wurden.
Im ersten verfügbaren Adressbuch aus dem Jahr 1797 [8] ist die Wittwe Ningelgen wie folgt aufgeführt: „…Ferdinand Ningelgen Bierbrauer, seel. wittwe., Auf der Breitenstraße 4618…“.
Wie lange die Witwe die Brauerei noch weitergeführt hat ist unklar, die nächste Information über die Brauerei „Zur Zweipann“ stammt aus dem Adressbuch des Jahres 1813 [9], und dort taucht sie nicht mehr auf.
(W001) [6, 22.08.1775]
Älteste bekannte Nennung der Brauerei "Zur Zweipann" (hier: "2pfannen") aus dem Jahr 1775
(W002) [6, 19.05.1795]
Im Jahr 1795 wird die Witwe Ningelgen genannt. Ferdinand Ningelgen war zu diesem Zeitpunkt also bereits verstorben

Die Brauerei „Zur Zweipann“ unter Führung von J.J & Paul Bechem ((1813)-1842)
Wann genau die Familie Bechem die Brauerei „Zur Zweipann“ übernommen hat ist unklar, jedoch taucht im Branchenverzeichnis des in französischer Sprache verfassten Kölner Adressbuch des Jahres 1813 [9] unter „brasseur“ (Brauer) im Branchenverzeichnis der folgende Eintrag auf: „…Bechem (J.J.) R. Large n. 17…“.
Wofür die Abkürzung des Vornamens „J.J.“ steht ist nicht sicher, vermutlich für „Jean Jacques“ (Johann Jakob), aber es finden sich für keine der mögliche Kombinationen der Namen weiteren Informationen.
Im Kölner Adressbuch des Jahres 1822 [10] tauchen dann gleich 3 Mitglieder der Familie Bechem als Brauer auf. Dies sind Cornelius Bechem, welcher eine Brauerei in der Löhrgasse 65 betrieb, Gottfried Bechem, welcher eine Brauerei in der Sternengasse 30 betrieb und der hier relevante Brauer Paul Bechem mit der Zuordnung zur Breitestraße 17. Vermutlich war Paul Bechem ein Sohn von J.J. Bechem und hatte von diesem die Brauerei übernommen. Aber auch von ihm gibt es außer den Nennungen in den Kölner Adressbüchern keine weiteren Informationen. Einzig in einer Verlustanzeige wird als Beginn des Ortes, wo „…ein dunkler baumwollener gestreifter Beutel, enthaltend 2 doppelte Pistolen und 16 Sgr. neun Pf. An Münze…“ verloren wurde „von der Breitestraße von dem Bierbrauer Bechen an…“ an genannt [11].
Paul Bechem führte die Brauerei „Zur Zweipann“ bis ins Jahr 1842.
   
(KK001) [52]
Ausschnitt aus der Kreuterkarte der Breitestraße um 1840 (Klick für Detailansicht). Das Aussehen von Nummer 17 unterscheidet sich zu dieser Zeit noch gravierend vom weiter unten abgebildeten Erscheinungsbild um 1900
                                                                         

Die Brauerei „Zur Zweipann“ unter Johann Heinrich Scheben (1842-1865)
Im Februar 1842 übernahm Johann Heinrich Scheben die Brauerei „Zur Zweipann“ von Paul Bechem und kündigte dies in einer Anzeige in der Kölnischen Zeitung wie folgt an:
[11, 14.04.1842] „…Wirtschafts-Eröffnung „zur Zweipfanne.“ Die am 1. dieses Monats erfolgte Verlegung meiner Bierbrauerei in das auf der Breitstraße Nr. 17 gelegene, früher von Hrn. Bechem bewohnte Local "zur Zweipfanne“, beehre ich mich, bei nunmehr vollendetem innern Ausbaue und Gasanlage, meinen Freunden und Gönnern mit dem Bemerken zur Kenntniß zu bringen, daß es mein eifriges Bestreben sein wird, den mich mit ihrem Besuche Beehrenden fortwährend mit einem vorzüglichen Glas Weiß= und Braunbier dienen zu können. Der Preis für beide Sorten wird wie in meinem frühern Locale 10 Pf. das Glas sein, per Ohm derselben Qualität, braun zu 4 und weiß zu 5 Thlr. Köln, den 14. Febraur 1842. Scheben, Bierbrauer, Breitestr. Nr. 17…“
 
Johann Heinrich Scheben, geboren am 28. August 1810, stammte aus einer bekannten Kölner Familie. Er war das zweitälteste von insgesamt 6 Geschwistern (Maria Anna (1808), Wilhelm (1812) Peter (1816), Helene Franziska (1818), Jakob (1824)) [4,11].
Sowohl Johann Heinrich Scheben’s Großvater Wilhelm Scheben als auch sein Vater Johann Baptist Scheben waren Branntweinbrenner und Johann Heinrichs Bruder Jacob Scheben setzte dieses Geschäft fort.
Das bekannteste Mitglied der Familie war aber Johann Heinrichs Bruder Wilhelm Scheben. Dieser führte 30 Jahre lang die Brauerei „Auf Rome“, war Landtagsabgeordneter, Chronist und langjähriger Präsident der Kölner Brauer Cooperation (St. Peter von Mailand Bruderschaft). Weitere Details über die Verwandtschaft von Johann Heinrich Scheben finden sich bei der Dokumentation der Brauerei „Auf Rome“
Als Johann Heinrich die Brauerei „Zur Zweipann“ von Paul Bechem übernahm, war er bereits ein erfahrener Brauer. Bereits am 29. April 1836 hatte er von Theodor Kreutzer eine Brauerei in der Kämmergasse 18 übernommen [11]. Diese Brauerei, genannt „zum Hirschchen“, existierte schon seit dem 15ten Jahrhundert [1]. Die Eröffnung der Brauerei verband er mit der Heirat seiner ebenfalls aus Köln stammenden Frau Cäcilia Rath.
[11, 29.04.1836] „…Heiraths= und Geschäfts=Anzeige. Unsere heute vollzogene eheliche Verbindung beehren wir uns Freunden und Gönnern ergebenst anzuzeigen. Köln, den 28. April 1836. Heinr. Scheben. Cäcilia=Scheben, geb. Rath. Mit obiger Anzeige verbinden wir zugleich, daß wir die Bierbrauerei in dem „zum Hirschchen“ genannten Hause, Kämmergasse Nro. 18 mit dem ersten Mai eröffnen werden.
 
Mit seiner Frau Cäcilia hatte Johann Heinrich insgesamt 9 Kinder (Hubert Anton, geb. 1837; Anna Maria, geb. 1838; Maria Adelheit, geb. 1838; Maria Anna, geb. 1840; Gertrud, geb. 1843; Johann Heinrich Hubert, geb. 1844; Clara Hubertine, geb. 1846; Jakob Hubert, geb. 1850; Maria Hubertine Gertrud, geb. 1854).
Nach 5 Jahren verkaufte Johann Heinrich Scheben die Brauerei in der Kämmergasse an Jacob Esser und übernahm im Jahr 1842 die Brauerei „Zur Zweipfann“ in der Breitestraße 17 von Paul Bechem.
Außer den üblichen Anzeigen von Vereinen und Verbänden, welche sich in der Restauration der Brauerei trafen, gibt es kaum Informationen über Jahre der Brauerei unter Johann Heinrich Scheben.
Im Juni 1852 schaltete Johann Heinrich Scheben eine Anzeige, in der er 2 Dampfmaschinen zum Verkauf anbot. Hieraus lässt sich schließen, dass die Brauerei bereits zu diesem Zeitpunkt modern ausgestattet war und weiter modernisiert wurde.
Am 11. Februar 1861 musste Johann Heinrich Scheben einen Schicksalsschlag verkraften, seine Frau Maria Cäcilia geb. Rath verstarb im Alter von 52 Jahren und hinterließ 7 Kindern, von denen das jüngste gerade einmal 6 Jahre alt war [11].
Johannes Heinrich Scheben führte die Brauerei „Zur Zweipfann“ 23 Jahre bis zu seinem Tod im Jahr 1864 im Alter von 54 Jahren. Von den damals noch 7 lebenden Kindern waren zu diesem Zeitpunkt noch 3 Kinder unmündig.
Im Anschluss wurde die Brauerei von einer Erbengemeinschaft weitergeführt, bis im Jahr 1868 Hubert Anton Scheben, ein Sohn von Johann Heinrich Scheben, die Brauerei übernahm. Weitere Informationen gibt es im Kapitel über Hubert Anton Scheben.
(W001) [11, 29.04.1836]
Kombinierte Heirats- und Geschäftsanzeige. Zum einen wird die Eröffnung der Brauerei "zum Hirschchen" in der Kämmergasse 18 angezeigt und zum anderen die Heirat mit Cäcilia Rath
(W018) [11, 08.05.1836]
Weitere Eröffnungsanzeige der Brauerei "zum Hirschchen" in der Kämmergasse 18. Johann Heinrich Scheben führte diese Brauerei 5 Jahre lang bevor er die Zweipann übernahm
 
(W012) [11, 14.02.1842]
Anzeige zur Eröffnung der Brauerei "zur Zweipfanne" von Johann Heinrich Scheben aus dem Jahr 1842
(W020) [11, 22.06.1852]
In dieser Anzeige aus dem Jahr 1852 bot Johann Heinrich Scheben 2 Dampfmaschinen zum Verkauf. Dies zeigt, wie modern die Brauerei schon damals ausgerüstet war und das sie weiter modernisiert wurde
 
(W019) [11, 23.02.1859]
Die Karnevalsgesellschaft "PANN" trifft sich bei Herrn Scheben. Anzeige aus dem Jahr 1859
(W021) [11, 25.04.1862]
Die Fortschritts-Partei triff sich in der Zweipann. Anzeige aus dem Jahr 1862
(W013) [11, 21.02.1847]
Generalversammlung der Brüder der allerheiligsten Dreifaltigkeits-Bruderschaft in der "Zweipfanne". Anzeige aus dem Jahr 1847
(W014) [21.12.1862]
Versammlung der Gesellschaft Euthymia in der "Zweipfanne". Anzeige aus dem Jahr 1862
(W001) [11, 29.11.1862]
Knupp für einen Silbergroschen, im Angebot bei Heinrich Scheben 
 
(W008) [11, 23.07.1859]
Die Karnevalsgesellschaft "PANN" lädt ein zum Festball in der Zweipann. Vermutlich wurde der Name "PANN" von "Zweipann" abgeleitet  
(W016) [11.02.1861]
Im Februar 1861 verstarb Johann Heinrichs Ehefrau im Alter von 52 Jahren. Das jüngste Kind des Paares war zu dieser Zeit erst 6 Jahre alt
(W017) [11, 16.11.1864]
Todesanzeige von Johann Heinrich Scheben, welcher im November 1864 verstarb 
                                        

Die Brauerei zur Zweipann unter Führung der Erben Scheben (1865-1867)
Nach dem Tod von Johann Heinrich Scheben wurde die Brauerei versteigert, um allen Erben ihren Anteil auszahlen zu können.
[11, 22.01.1865] „…Licitation. In der gerichtlichen Theilungssache der Geschwister: Herr Anton Hubert Scheben, Bierbrauer, und der drei Fräulein Anna Maria, Maria Adelheid, und Maria Anna Scheben, diese drei ohne Geschäft, Kläger, vertreten durch Advocat=Anwalt Herrn Justizrath Heinrich Joseph Correns, gegen Herrn Wilhelm Scheben, Bierbrauereibesitzer, in seiner Eigenschaft als Nebenvormund der drei minorennen Geschwister: Johann Heinrich, Jacob Hubert, und Maria Gertrud Scheben, ohne Geschäft, bei ihrem Bruder und Hauptvormunde, dem obengenannten Anton Hubert Scheben gesetzlich domicilirt, Verklagten, vertreten durch die Advocaten Herrn Erwin Zimmermann und Franz Robert Hauck, Erstern als Anwalt, alle diese genannten Personen in Köln wohnend, wird der daselbst wohnende Königlich Preußische Notar Anton Hubert Bieger, auf Grund Urtheils des Königlichen Landgerichts zu Köln vom 2. Januar 1865, am Samstag den 18. März 1865, Nachmittags 3 Uhr, in dem nachbenannten Hause Breitestraße Nr. 17 zu Köln, (in der Zwei-Pfanne) die nachverzeichneten, den Parteien gemeinschaftlich zugehörigen Immobilien, unter Zugrundelegung der beigefügten Taxen öffentlich an den Meistbietenden zum Verkaufe ausstellen, nämlich:
Gemeinde und Stadtkreis Köln: 1) das zu Köln auf der Breitestraße gelegene, mit Nr. 17 bezeichnete Wohnhaus nebst Kegelbahn, Hintergebäude, Bierbrauerei, mit Utensilien und Hofraum, eingetragen im Kataster sub Flur 19 Nr. 136 mit 36 Ruthen 17 Fuß Fläche, neben Nicolas Kaiser und Erben Scheben, taxirt zu 15,000 Thlr.; 2) das daselbst auf der Breitestraße gelegene mit Nr. 15 bezeichnete Haus nebst Hofraum und allen Zubehörungen, eingetragen im Kataster sub Flur 19 Nr. 137 mit 6 Ruthen 92 Fuß Fläche, neben Erben Scheben und Conrad Lauten, taxirt zu 5000 Thlr. Die Bedingungen so wie sonstigen Voracten liegen zu Jedermanns Einsicht auf der Amtsstube des Unterzeichneten, Langgasse Nr. 2a dahier, zu jeder Zeit offen. Köln, den 14. Januar 1865. Bieger, Notar…“
 
Vermutlich war die Klage / Zwangsversteigerung nicht die Folge eines Erbstreites, sondern ein normaler Vorgang, wenn Personen, welche auf der Auszahlung ihres Erbanteils bestanden, auch wirklich auszahlen zu können. Allerdings bestand hierbei auch immer die Gefahr, dass ein Außenstehender als Höchstbietender auftritt und damit zwar Geld in die Kasse kommt, aber andererseits auch die Brauerei für die Familie verloren ist.
Dies scheint hier auch der Fall gewesen zu sein, den als Besitzer und Betreiber wird für das Jahr 1867 (im Adressbuch des Jahres 1868) [18] Christoph Wolff als Besitzer der Brauerei „Zur Zweipann“ aufgeführt. Im Personenverzeichnis lautet der Eintrag „Wolff Christ., Bierbrauer, Breitestr. 17“ und im Straßenverzeichnis ist bei der Breitestraße 17 folgender Eintrag zu finden „E. Wolff, Bierbrauer“. Das „E“ vor dem Namen bedeutet, dass Christian Wolff Eigentümer der Brauerei in der Breitestr. 17 war. Nur das Branchenverzeichnis des Adressbuches ist seiner Zeit etwas voraus, dort ist bereits Anton Scheben als Brauer zu finden („Scheben A.H., Breitestr. 17“). Ein Christoph Wolff hingegen ist im Branchenverzeichnis nicht zu finden.
   
(W015) [11, 15.01.1865]
Zwangsversteigerung der Brauerei und das ebenfalls Wilhelm Johann Scheben gehörende Nachbarhaus. Hintergrund ist die mögliche Aufteilung des Erbes auf alle Erbberechtigten
                                                                                                                                                               

Die Brauerei „zur Zweipann“ unter Führung von Christoph Wolff (1867)
Christoph Wolff erwarb die Brauerei „Zur Zweipann“ auf der Zwangsversteigerung und schaltete zur Eröffnung seiner Brauerei „Zur Zweipann“ folgende Anzeige:
 [11, 12.01.1867] „…Wirthschafts=Eröffnung. Dem verehrten Publicum zeige hiermit ergebenst an, daß ich mit dem Tage die Bierbrauerei Breitstraße Nr. 17, genannt „Zur Zweipfanne“ übernommen, und halte mich mit einem ausgezeichneten kölner Bier bestens empfohlen. Christoph Wolff.
 
Christoph Wolff wurde vermutlich um 1835 geboren und stammte aus einer traditionsreichen Kölner Brauerfamilie. Sein Vater Robert Wolff betrieb von 1838 bis zu seinem Tod im Jahr 1851 die Brauerei „Zum Marienbildchen“ in der Nächelsgasse 1 . Nach seinem Tod führte Witwe Ursula Wolff geb. Weiler die Brauerei noch 22 Jahre weiter.
Christoph Wolff hatte 4 Geschwister, der ältere Bruder Johann Joseph war ebenfalls als Brauer tätig.
Bevor Christoph Wolff die Brauer-Laufbahn einschlug, war er für kurze Zeit, gesichert für das Jahr 1855, noch Soldat im 33. Infanterie Regiment, welches in Köln stationiert war [11]. Dort wird er noch als minderjährig bezeichnet, also war er zu dieser Zeit noch nicht 21 Jahre alt.
Kurz danach muss er geheiratet haben, den bereits im August 1857 bekamen Christoph Wolff und seine Frau Catharina Wolff geb. Herkenrath ihr erstes Kind. Der ersten Tochter Anna Maria Jakobine Ursula folgten in den Folgejahren 3 weitere Töchter (1858: Catharina Godefriede Cornelia, 1860: Aria Eva, 1861: Anna Maria Ursula).
Ab Ende der 1850er Jahre, gesichert für das Jahr 1858, arbeitete Christoph Wolff in der Brauerei seiner Mutter in der Nächelsgasse 1, wo er das Brauerhandwerk erlernte. Bereits im Jahr 1860 übernahm er die Brauerei „Zur Rübe“ in der Apernstraße 75 und führte diese bis ins Jahr 1863 [11,12]. Im Anschluss führte er von 1865 bis 1867 die Brauerei „Zum weißen Pferdchen" in der Freiheitstraße 125 in der damals noch eigenständigen Stadt Mülheim [12,13].
Und eben im Januar 1867 übernahm Christoph Wolff die Brauerei „Zur Zweipann“ in der Breitestraße 17. Hierbei muss er sich finanziell massiv übernommen haben, den schon nach einem halben Jahr war Christoph Wolff pleite und wurde „fallit“ (zahlungsunfähig) erklärt.
[11, 20.07.1867] „..Falliments=Anzeige. Durch Urtheil vom 15. Juli 1867 hat das Königliche Handelsgericht zu den in Köln wohnenden Bierbrauer Christoph Wolff fallit erklärt, den Tag der Zahlungs=Einstellung vorläufig auf den 11. nämlichen Monates festgesetzt, die Anlegung der Siegel verfügt, den Herrn Ergänzungsrichter Recklinghausen zum Commissar, den in Köln wohnenden Advocaten Herrn Maaßen zum Agenten des Falliments ernannt, sodann die Aufbewarung des Falliten in dem Schuldenarresthause dahier verordnet. Gegenwärtiger Auszug wird in Gemäßheit des Art. 457 des Rheinischen Handelsgesetzbuches hiermit beglaubigt. köln, den 19. Juli 1867. Der Handelsgerichts=Secretair, Kanzlerrath Lindlau…“
 
Zu lesen ist die Aufbewahrung im Schuldenarresthause, Christoph Wolff kam also erstmal hinter Gitter. Als Konsequenz wurde der Brauereibetrieb eingestellt und das noch vorhandene Bier versteigert [11,13].
Im Jahr 1869 klagte Christian Wolff’s Frau Catharina Herkenrath gegen ihren Mann auf Gütertrennung, sie wollte wohl retten, was zu retten war, und das Gericht entschied für sie und hob die bestehende Gütergemeinschaft auf.
[14, 04.03.1869] „…Durch Urtheil des hiesigen Königlichen Landgerichts vom 2. März curr. ist in Sachen der Catharina Herkenrath, ohne Gewerbe, Ehefrau des im Fallitzustande sich befindlichen Handelsmannes Christoph Wolff, beide früher in Bonn jetzt zu Köln wohnend, zum Armenrechte admittirt, Klägerin,— per Mayer, gegen
1) ihren genannten Ehemann, und
2) den Julius Maaßen, Advokat=Anwalt in Köln, in seiner Eigenschaft als Syndik des Falliments von Christoph Wolff,
Verklagte, per Hellekessel, die zwischen den Eheleuten Wolff bestandene eheliche Gütergemeinschaft für aufgelöst erklärt worden. Bonn, den 2. März 1869. Mayer, Advokat=Anwalt…“
 
Die Gerichtsverhandlungen zogen sich über Jahre hin, noch im Jahr 1874 war der Fall nicht abgeschlossen. Details über den weiteren Verlauf sind nicht bekannt, sicher ist aber, dass ab dem Jahr 1868 die Brauerei wieder im Besitz der Familie Scheben war.
Bereits im Jahr 1869 taucht wieder ein Christian Wolff als Betreiber einer Bierwirtschaft auf dem Heumarkt 77 auf, wobei es nicht klar ist, ob es sich um den hier dokumentierten Brauer handelt. Dagegen sicher ist, dass Christian Wolff im Juli 1871 die Brauerei „Zum Hahnen“ in der Rheingasse 27 übernahm und damit wieder als Brauer tätig war. Er führte diese Brauerei bis ins Jahr 1874, im Anschluss verliert sich seine Spur.
Die kurze Dauer seiner Station in der Brauerei „Zur Zweipann“ wird auch der Grund sein, warum Christian Wolff in bisherigen Dokumentation der Brauerei „Zur Zweipann“ (z.B. [12] und [13]) nicht erwähnt wird.
(W017) [11, 12.01.1867]
Anzeige zur Eröffnung der Brauerei und Restauration "Zur Zweipann" durch Christoph Wolff aus Januar 1867
(W009) [11, 29.07.1867]
Werbung für die Zweipann in Reim-Form. Anzeige aus dem Jahr 1867
 
(W030) [20.07.1867]
Am 19. Juli 1867 wurde Christoph Wolff fallit (zahlungsunfähig) erklärt und wurde ins Arresthaus gesperrt
(W018) [11, 31.07.1867]
Im Rahmen der Pleite wurde auch der Biervorrat versteigert
(W031) [11, 20.12.1869]
Zwei Jahr nach seiner Pleite in der Zweipann war Christoph Wolff vermutlich schon wieder im Geschäft
                

Die Brauerei „zur Zweipann“ unter Führung von Anton Scheben (1868-1897)
Im Jahr 1868 übernahm Anton Scheben die Führung der Brauerei „Zur Zweipann“. Eigentlich müsste es „Restauration „Zur Zweipann“ heißen, den nach der Pleite von Christoph Wolff im Jahr 1867 wurde in der Brauerei „Zur Zweipann“ nie wieder gebraut [13].
Anton Scheben, geboren am 1. März 1837 in Köln, war das älteste von 9 Kindern von Johann Heinrich Scheben. Anton Scheben erlernte das Brauerhandwerk in der Brauerei „Zur Zweipann“ von seinem Vater. Ansonsten ist über Kindheit und Jugend von Anton Scheben ist nur wenig bekannt.
In der Breitestraße 15, dem Nachbarhaus der Brauerei „Zur Zweipann“ welches ebenfalls der Familie Scheben gehörte, ereignete sich im Jahr 1858 ein Doppelmord [9]. Die Ehefrau des dort wohnenden Josef Brückmann tötete ihren Mann und ihre Tochter durch Gift. Es war der heute noch beliebte Klassiker „ich töte meine Familie, damit mein Liebhaber deren Platz einnehmen kann“. In der Gerichtsverhandlung wurde auch der Brauereigeselle Anton Scheben, damals 21 Jahre alt, als Zeuge vernommen. Hier ein Ausschnitt aus der Zeugenvernehmung („Br“=Witwe Brückmann, die Angeklagte, „Präs“=Präsident, der vorsitzende Richter, „Z“=Zeuge Anton Scheben, „D.“=der Liebhaber der Angeklagten):
[11, 04.05.1858] „…24. Zeuge. Anton Scheben, Bierbrauergeselle von hier.
Präs.: Sie sind der nächste Nachbar der Br.? – Z.: Ja
Präs.: Haben Sie bemerkt, daß D. die Frau Br. regelmäßig besucht hat? – Z.: Ja, wenn der Mann nicht zu Hause war.
Präs.: Sie konnten von Ihrem Fenster aus in die Fenster der Angeklagten sehen? – Z.: Vom Speicher.
Präs.: Was haben Sie da gesehen? – Z: Ich habe gesehen, was ich nicht ausdrücken kann.
Präs.: Sie haben gesehen, daß Frau Br. Unzucht mit D. trieb? – Z.: Ja. (Die Angeklagte verhüllt bei dieser Vernehmung das Gesicht mit der Hand.)
Präs.: Hat die Angeklagte Ihnen gesagt, D. sei ihr Hausfreund? – Z.: Ja. …“
 
Da die Brauerei nicht mehr selbst braute, musste das Bier aus anderer Quelle bezogen werden. Einem Artikel vom Lambert Macherey aus dem Jahr 1921 ist zu entnehmen, dass das Bier von der Brauerei An Lyskirchen 3, dem späteren Brauhaus Bröhl, bezogen wurde
[2] „…und Ende der 80er Jahre nach der ehemaligen Brauerei Bröhl an Lyskirchen (Inhaberin Wwe. P. Bröhl), wo in den 90er Jahren das beste Kölner Bier gebraut wurde, das damals auch zu Zeiten des seligen „Schebens Tünn“ in der Zweipann“ an der Breiten Straße zum Ausschank gelangte…“
 
Anton Scheben führte die Brauerei „Zur Zweipann“, aber er war nicht der alleinige Besitzer. Als Besitzer wurde wieder die Erbengemeinschaft, entweder als „Geschwister Scheben“ oder „Erben Scheben“ bezeichnet. Im Jahr 1869 gab es eine Zwangsversteigerung, vermutlich um das Erbteil aller bedienen zu können, aber die Familie blieb weiterhin Eigentümer der Brauerei.
Anton Scheben war ein Kölner Original und als „Schebens Tünn“ bekannt. Jedem wohlwollend gegenübertretend und auch bei den vielen Streichen, die ihm gespielt wurden, nicht nachtragend. Im November 1875 erschien eine falsche Todesanzeige von Anton Scheben, die nicht in die vorgenannte Kategorie von Streichen passte, deren Hintergrund aber völlig unklar ist.
[15“ „…Todesanzeige. Es hat den Allmächtigen gefallen heute Morgen 11 Uhr unseren lieben Bruder, Onkel und Schwager: Anton Scheben, Bierbrauereibesitzer, nach unsäglichen Leiden zu sich zu nehmen. Die Verdienste, welche er sich um die Abteikirche zu Knechtsteden erworben, werden ihm ein bleibendes Andenken bewahren. Cöln, 3. November 1875. Die trauernden Hinterbliebenen…“
 
Es kann hier auch keine Verwechslung vorliegen, denn es gab nur einen Kölner Brauer, der sich um die Abteikirche in Knechtsteden verdient gemacht hat (siehe letztes Kapitel). Jedenfalls erfreute sich Anton Scheben weiterhin bester Gesundheit und führte die Brauerei bis ins Jahr 1897, in dem er sich in der zur Ruhe setzte.
Bereits im Jahr 1896 hatte die Erbengemeinschaft Scheben die Brauerei „Zur Zweipann“ an Fritz König, welcher einen Eisen, Stahl- und Messingwarenhandel betrieb, verkauft, Anton Scheben betrieb die Gaststätte aber noch ein Jahr weiter. Fritz König wiederum verkaufte die Brauerei nur ein Jahr später an Heinrich Moll, der dort die Restauration „Zur Zweipann“ weiter betrieb.
Anton Scheben, zeitlebens Junggeselle, zog sich in sein neu Erworbenes Haus in der Rubenstraße 21 zurück und verbrachte dort seinen Lebensabend mit seiner ebenfalls unverheirateten Schwester Gertrud Scheben.
Wie bekannt Anton Scheben auch außerhalb Köln war, beweist der folgende Artikel, der im Jahr 1899 im Rheinischen Merkur erschien.
[17, 06.04.1899] „..Postalische Findigkeit. Der Besitzer „Zweipann“ Hr. Moll zeigte Mittwoch Morgen seinen Gästen eine Postkarte mit folgender Adresse: An den Schädens Tünn! (der Bestimmungsort war auf derselben nicht angegeben.) Poststempel: Danzig, den 4. April. Mit Blaustift hat der amtirende Postbeamte nachgeholfen „vielleicht Köln am Rhein". Hieraus versteht man, wie weit unser verehrter Mitbürger, Hr. Anton Scheben, Gründer des ersten Knechtstedener Reparatur-Vereins, über die Grenzen seiner Vaterstadt bekannt ist und selbst in Ostelbien unentwegte Anhänger und Verehrer des Kölner Nationaltranks sich befinden. Man sieht aus diesem Exempel postalischer Akkuratesse, daß die Findigkeit unter dem militärisch=angehauchten Regime des neuen Staatssekretärs von Poddielski nichts gegen die weltbekannte Stephan'sche Findigkeit eingebüßt hat…“
 
Anton Scheben verstarb am 8. Juli 1903 im Alter von 66 Jahren.
 
(PK004) [53]
Postkarte der Zweipann unter Anton Scheben, gelaufen im Jahr 1896
(W003) [15, 05.11.1875]
Todesanzeige von Anton Scheben aus dem Jahr 1875 in der Neusser Zeitung. Der Hintergrund ist völlig unklar, da Anton Scheben erst 28 Jahre später verstarb 
                                   
(W002) [11, 15.02.1868]
Anton Scheben erlaubt sich, seine Brauerei in empfehlende Erinnerung zu bringen  
(W020) [17, 05.01.1884]
Der St. Columba-Pfarr-Verein tagte bei Anton Scheben. Anzeige aus dem Jahr 1884 
 
(W026) [17, 08.07.1903]
Todesanzeige von Anton Scheben, geschaltet von der Familie 
(W005) [4, 08.07.1903]
Todesanzeige von Anton Scheben, geschaltet von der Familie
(W006) [4, 08.07.1903]
Todesanzeige von Anton Scheben, geschaltet Kölner Liederkranz
(W004) [4, 08.07.1903]
Todesanzeige von Anton Scheben, geschaltet von Verein für das Missionshaus Knechtsteden
(W022) [17, 13.07.1903]
Weitere Anzeige des Vereins für das Missionshaus Knechtsteden mit der Ankündigung eines feierlichen Requiems für den Verstorbenen
(W006) [4, 08.07.1903]
Anzeige der Kölner Bürgergesellschaft zum Tod von Anton Scheben
(W023) [17, 20.07.1903]
Ankündigung der "Bruderschafts-Exequien" für Anton Scheben

Die Restauration „Zur Zweipann“ unter Führung von Heinrich Moll (1898-1908)
Heinrich Moll übernahm die Führung der Restauration „Zur Zweipann“ im Jahr 1898. Heinrich Moll stammte nicht nur aus einer bekannten Kölner Wirte-Familie [2], zum Zeitpunkt der Übernahme hatte er auch bereits Erfahrung als Restaurateur und Brauer.
Die erste bekannte Station von Heinrich Moll stammt aus dem Jahr 1880. In diesem übernahm er von der Witwe des Vorbetreibers Heinrich Schneider die Führung einer schon länger bestehenden Brauerei in der Thieboldsgasse 85 [18]. Diese Brauerei war die Vorgängerbrauerei der späteren Brauerei „Em halve Mond“.
Eigentümer der Brauerei wurde er nicht und schon ein Jahr späte, im Jahr 1881, wechselte er als Destillateur und Likörfabrikant in die Schwalbengasse 10. Hier übernahm er von Peter Joseph Nelles, welcher sich gleichzeitig in Bonn zur Ruhe setzte, die schon länger bestehende „Fruchtbranntweinbrennerei und Liqueurfabrik“. Eigentümer der Brennerei blieb weiterhin Peter Joseph Nelles [18].
3 Jahre später kam der nächste Wechsel. Heinrich Moll erbaute in der Ehrenstraße 94 ein neues Haus und eröffnet dort im Jahr 1885 seine Restauration. Dieses Geschäft führte Heinrich Moll fast 5 Jahre, bevor er die Restauration schloss und das Haus an den Fotografen Josef Heinrich Braschoß verkaufte [18].
Die nächste Station war die Ehrenstraße 2. Hier übernahm Heinrich Moll die bis zu diesem Zeitpunkt von Heinrich Hover betriebene Schenkwirtschaft. Eigentümer der Schenkwirtschaft war die Köln-Niedermendiger Actienbrauerei, aus der später die Adler-Brauerei hervorging .
Hier heiratete Heinrich Moll im 1891 die aus Meppen stammende Maria Kerckhoff [17]. Auch wurde ein Ehevertrag geschlossen, in dem eine Zugewinngemeinschaft festgelegt wurde.
Die Schenkwirtschaft in der Ehrenstraße 2 betrieb Heinrich Moll immerhin 6 Jahre, bis er im Jahr 1897 die in der Nähe gelegene Restauration „Luisensaal“ von Carl Schneider übernahm. Auch hier war Heinrich Moll nicht der Eigentümer der Restauration.
Nach einem Jahr war dann auch hier Schluss und im Jahr 1898 erwarb Heinrich Moll die Brauerei „Zur Zweipann“ von Fritz König, wurde diesmal also auch Besitzer einer von ihm geführten Restauration..
Heinrich Moll betrieb die Restauration „Zur Zweipann“ immerhin 10 Jahre, bevor er sich im Jahr 1908 aus dem Geschäftsleben zurückzog und die Restauration „Zur Zweipann“ an Dionysius Breinig verkaufte [18].
Heinrich Moll wurde noch bis zu seinem Tod im Jahr 1911 als Rentner wohnhaft am Duffesbach 21 geführt [18].
(PK001) [53]
Postkarte der Zweipann unter Heinrich Moll, gelaufen im Jahr 1901
 
(PK002) [54]
Farbvariante der nebenstehenden Postkarte, gelaufen im Jahr 1903
 
(F001) [50]
Foto der Brauerei "Zur Zweipann" um 1900. Gut zu sehen sind die verschiedenen Giebelformen (Dreieck und Treppen)
(F003) [13]
Blick in de Gastraum der Zweipann, Alter unklar
(W021) [39, 07.05.1898]
Zum Frühstück gibt es in der Zweipann "Tengelmann's Plantagenkaffee". Anzeige aus dem Jahr 1898 
                     

Die Restauration „Zur Zweipann“ unter Führung von Dionysius Breinig (1908-1912)
Am 18. September 1908 eröffnete Dionysius Breinig seine von Heinrich Moll übernommene Restauration „Zur Zweipann“ mit folgender Anzeige:
[4, 18.09.1908] „…Zur Eröffnung der früheren obergärigen Brauerei Zur Zweipann, Köln, Breitestrasse 17, morgen, Samstag, den 19. Sept., abends 6 Uhr, lade hiermit Freunde und Bekannte höflichst ein. Im Anstich ein rein obergäriges Lagerbier. Auswahl in Frühstücks- u. Abendplatten. Jeden Samstagabend Hämchen mit Sauerkraut und Püree. Hochachtungsvoll! Carl Dionysius Breinig..."
 
Über Dionyisus Breinig selbst ist wenig bekannt. Die erste Nennung von Dionysius Breinig stammt aus dem Jahr 1896 im Kontext der Geburt einer Tochter. Dort wird er als „Bierbrauer, Bobstr. 28“ angeführt [19]. Dies gibt aber Rätsel auf, weil im Adressbuch für das entsprechende Jahr kein Dionysius Breinig zu finden ist [18]. Auch ist in der Bobstraße 28 keine Brauerei zu finden.
Aus dem Jahr 1912 gibt es noch eine Nennung im Kontext des „Volkvereins für das katholische Deutschland“, deren Versammlung „im Saale des Herrn Dionysius Breinig, Breitestraße 17“ stattfand.
Mitte des Jahres 1912 gab Dionysius Breinig die Restauration, welche sich immer noch im Besitz der Erbengemeinschaft Moll befand, an die Gebrüder Müller ab.
Im Anschluss wechselte Dionysius Breinig von Bier nach Wein. Er erwarb im Jahr 1913 von Josef Brandenburg das im Jahr 1869 gegründete Weinhaus „Erpeler Ley“ in der Sternengasse 69.
Am 15. März 1913 kündigte er die Wiedereröffnung wir folgt an:
[4, 15.03.1913] „…Weinhaus „Zur Erpeler Ley“ Sternengasse 69. Heute abend 6 Uhr Wiedereröffnung wozu Freunde und Gönner freundlichst einladet Dionysius Breinig. Für gute Speisen und Getränke ist bestens gesorgt. Das Lokal ist gründlich renoviert…“
 
Im Mai 1914 erschien folgende Anzeige, die Rätsel aufgibt:
[4, 31.05.1914] „…Obergäriges Brauhaus St. Peter. Prima obergäriges Bier. Bürgerl. Mittagstisch. Grosse Auswahl an Abendplatten. 2 Kegelbahnen. Grosse und kleine Vereinssäle. Inh. Dionysius Breinig…“
 
Das obergärige Brauhaus St. Peter war im Jahr 1911 von Franz Althoven übernommen worden, welcher auch bis ins Jahr 1928 Besitzer des Brauhauses blieb. Im Jahr 1914, aus dem die Anzeige von Dionysius Breinig stammt, wurde dieser auch als Wohnhaft in der Sternengasse 89-93 geführt („Breinig Dionys., (E) Restaur., Sterneng. 89-93; Weinrestaur.: Sterneng. 69“) [18]. Auch bedeutet das „(E)“, dass er auch Eigentümer des „Obergärigen Brauhaus St. Peter“ wäre, diesem widerspricht aber der Eintrag von Franz Althoven, welcher ihn ebenfalls als Besitzer des „Obergärigen Brauhaus St. Peter“ ausweist. Es handelte sich aber nur um eine kurze Episode, ein Jahr später war es schon wieder vorbei und Dionysius Breinig betrieb nur noch das Weinrestaurant „Zur Erpeler Ley“.
Im Jahr 1918 verkaufte Dionysius Breinig das Weinrestaurant „Zur Erpeler Ley“ an Anton Raffauf jun. und übernahm seinerseits das bestehende Weinhaus in der Mühlengasse 16 von Heinrich Schmidtmann.
Im Jahr 1926 setzte sich Dionysius Breinig zur Ruhe und wurde fortan als Rentner, weiter wohnhaft in der Mühlengasse 16, geführt. Vermutlich verstarb er im Jahr 1932 (gesichert für das Jahr 1933) [18].
   
(W003) [4, 18.08.1908]
Anzeige von Dionysius Breinig zur Eröffnung seiner Restauration "Zur Zweipann" am 19. September 1908
(PK003) [54]
Postkarte der Zweipann unter Führung von Dionysius Breinig, um 1910 
                                                                                                    
(W025) [4, 15.03.1913]
Nach Abgabe der Zweipann an die Gebrüder Müller übernahm Dionysius Breinig im Folgejahr 1913 die Weinwirtschaft "Zur Erpeler Ley" in der Sternengasse 69
(W027) [4, 12.04.1913]
Weitere Anzeige vom Wein-Restaurant "Zur Erpeler Ley" aus dem Jahr 1913
(W026) [4, 31.05.1914]
Was sich genau hinter dem kurzen Wirken von Dionysius Breinig im Brauhaus St. Peter im Jahr 1914verbarg ist unklar

Die Restauration „Zur Zweipann“ unter Führung von Johann und Peter Müller (1912-1917)
Am 5. Oktober 1912 eröffneten die Gebrüder Müller, namentlich Johann und Peter Müller, das Obergärige Brauhaus „Zur Zweipann“, was sie einen Tag zuvor in der Kölner Presse wie folgt ankündigten:
[4. 04.10.1912] „…Obergäriges Brauhaus Zur Zweipann Breitestrasse 17. Wiedereröffnung des der Neuzeit entsprechend umgeänderten Lokals. Samstag, den 5. Oktober 1912, abends 6 Uhr. Prima obergäriges Bier – Echt Kölsch – Gute bürgerliche Küche. Alle früheren Stammgäste, Freunde und Bekannte laden höflichst ein Gebrüder Müller…“
 
Auch die Kölner Presse berichtete von sich aus über die Neueröffnung:
[4, 08.10.1912] „…Mitteilungen. Die „Zweipann“, Breitestraße 17, eines der ältesten und bekanntesten kölschen Bierhäuser, öffnete am Samstagabend, nachdem ein Umbau vorhergegangen war, wieder die Pforten. Die neuen Inhaber, Gebrüder Müller, haben bei der Renovierung die Eigenart des Wirtschaftsbetriebes zu wahren gewußt und durch Anwendung der zu Gebote stehenden Neuerungen einen angenehmen Aufenthalt geschaffen…“
 
Und auch der Presse in Siegburg, die Gebrüder Müller stammten aus Herchen an der Sieg, berichtete ausführlich:
[20, 31.12.1912] „…Siegburg, 31. Dez. Das älteste Kölner Bierhaus „Zur Zweipann", das wegen Renovierung eine zeitlang geschlossen war, ist seit dem 5. Oktober wieder eröffnet. Von jeher hat dieses Bierlokal an der Breitenstraße zu den beliebtesten kölschen Wirtschaften gehört, weit und breit bekannt als die Stätte, wo es eine besonders feine Art des Kölner Nationalgetränkes gab. Draußen im Lande nennt heute noch jeder, der einmal in Köln geweilt, mit Behagen des Hauses eigentümlichen Namen; die Urkölner aber schätzen das gastliche Haus als Schenke zum „Schäbens Tünn“ des ersten Inhabers dieser Wirtschaft, dessen Name mit dem Hause verwachsen ist und auch beibehalten wurde, nachdem andere Besitzer kamen und gingen, wodurch das Lokal seine so schöne Anziehungskraft verloren hatte. Die Gebrüder Müller. deren Geburtsstätte Herchen a. d. Sieg ist, haben es nun gewagt und verstanden, das Lokal wieder in sein altes Renommee zu bringen u. die alten Stammgäste, welche dasselbe so lange gemieden, sind wieder zurückgekehrt. Die historische Stätte hat ein neues Gewand angelegt. Die vergrößerte und jetzt sehr geräumige Wirtsstube atmet Behaglichkeit. Die Wände haben einen freundlichen in Grün gehaltenen Anstrich erhalten und über die Ballendecke verteilen sich herrliche elektrische Leuchtkörper, die in dem Raum eine Fülle von Licht verbreiten. Die blankgescheuerten Tische verleihen dem Lokal den Charakter einer echt kölnischen Wirtschaft. So einladend alles zu gemütlichem Verweilen ist, so anziehend ist auch das freundliche Wesen der beiden jetzigen Inhaber Gebr. Müller, die alles daran setzen, ihre Gäste zufrieden zu stellen. Zum Ausschank gelangt ein prima obergäriges Bier (echt Kölsch) und dabei fehlt auch nicht der bekannte „halbe Hahn“, der bekanntlich im Jahre 1812 in diesem Lokale zuerst als „Spezialität“ verabreicht wurde; weiter liegt die gute bürgerliche Küche bei Verwandten der Inhaber in besten Händen. Bei dem jetzt so zahlreichen Zuspruch des Hauses möchte man noch als Zusatz „Zur Zweipann“ die Inschrift setzen: „Strömt herbei ihr Völkerscharen zu der Zweipann edlem Trank, laßt üch euch servieren, do dä „halven Hahn“ un dat Röggelche met „Kies“, dat der Wind dann nit vum Teller bließ.“…“
 
Die Gebrüder Müller schalteten laufend Anzeigen nach dem Muster „Wer kennt noch nicht die Zweipann?“, priesen Bier und Küche an und endeten mit „wie stets bei Gebrüder Müller aus Herchen a.d. Sieg bekannt. Das „aus Herchen a.d. Sieg bekannt“ findet sich aber nur bei den Anzeigen, die in Siegburg und Umgebung geschaltet wurden, bei den Anzeigen in Kölner Zeitungen wurde dies weggelassen (warum kund tun, dass eine Ur-Kölsche Wirtschaft von „Auswärtigen“ betrieben wurde).
Ein Jahr nach der Eröffnung erschien ein weiterer Artikel über die Zweipann in der Kölner Presse:
[21, 31.10.1913] „…Auf! Zur Zweipann! sagt sich jeder, der Köln als Reise= und Einkaufsziel nimmt. Es drängt ja manchen Bürger, nach Köln zu fahren, um dort seine Geschäfte zu erledigen, Einkäufe in größerem Stile zu machen, oder sich einige Stunden Erholung zu gönnen in der ausblühenden Domstadt. Was ist „Zweipann"? wird unwillkürlich jeder fragen und die Antwort ist kurz:„eine gemütlich altkölnische Wirtschaft!“ Manches Restaurant in Köln ladet zur Ruhe und Rast ein und manches Treffen ist dort ein erinnerungsreiches. Doch „Auf zur Zweipann!" bedeutet für unsere Einheimischen geradezu eine Einladung, umsomehr als die Besitzer zu unseren Landsleuten gehören. Die „Zweipann“ ist mit das älteste kölnische Bierhaus und sein alter Stil ist anheimelnd für alle. Drei Minuten vom Bahnhof und Dom entfernt liegt der sehenswerte Giebelbau „Zur Zweipann“ an der Breitestraße 17, im Mittelpunkt des Verkehrs der Großstadt, Ausblick gewährend den Gästen auf das Leben und Treiben der Menschenmenge. Ein gutes Glas Kölsch winkt dem Gast, aber noch mehr reizt die vorzügliche unübertreffliche Küche, die die neuen Inhaber, die Herren Gebrüder Müller, eingeführt haben. Den Wert, den dieselben, auf die innere Ausschmückung des Lokals gelegt, haben sie in weiterem Maße der Speisekarte zugute kommen lassen, denn die Karte bietet an Reichhaltigkeit, was nur geboten werden kann. Jeder Einkehrende findet etwas zur Stärkung nach seinem Geschmack bei billigstem Preise und er wird vollauf befriedigt das Lokal später verlassen. Die ausgezeichnete Küche gerade ist es, die neben einem guten Gläschen Kölsch der „Zweipann“ einen steten aussteigenden Besuch sichert, denn schmackhaft und reichlich wird serviert, was man bestellt. Drum, wer Köln besucht, für den heißt es: Auf! Zur„Zweipann“!...“
 
Das bisher nur als „Echt Kölsch“ ausgeschenkte Bier bekam im Jahr 1914 einen Namen. Ab diesem Zeitpunkt wurde das Kölsch aus der Brauerei „Im Kaiser“ aus der Ehrenstraße bezogen.
[4, 05.09.1914] „…Zweipann, Breitestrasse 17. Hierdurch mache ich meinen werten Gästen bekannt, dass ich ab 1. September ein erstklassiges obergäriges Bier aus der Brauerei „Im Kaiser“ verbreiche. Gleichzeitig verweise auf meine anerkannt gut bürgerliche Küche. Gebr. Müller…“
 
Die Gebrüder Müller führten die Restauration „Zur Zweipann“, welche immer noch der Erbengemeinschaft Moll gehörte bis ins Jahr 1918, in dem es von Franz Brackhane übernommen wurde. Wie es mit den Gebrüdern Müller weiterging, ist nicht bekannt.
(W004) [4, 04.10.1912]
Anzeige zur Wiedereröffnung des "obergärigen Brauhaus Zur Zweipann" am 5. Oktober 1912 durch die Gebrüder Müller
 
(W010) [21, 08.09.1913]
Werbung der Gebrüder Müller aus dem Jahr 1913
(W028) [55, 05.07.1914]
Werbung für das älteste Brauhaus Kölns. Anzeige aus dem Jahr 1914
 
(W005) [17, 28.06.1913]
Werbung der Zweipann aus dem Jahr 1913 in Köln mit "wie stets bei Gebrüder Müller bekannt".
(W029) [20, 06.09.1913]
Die gleiche Anzeige wie links, aber diesmal in einer Siegburger Zeitung. Hier offenbaren die Gebrüder ihre Herkunft, nicht Köln, sondern Herchen an der Sieg
             

Die Restauration „Zur Zweipann“ unter Führung von Franz Brackhane (1918-(1943))
Franz Brackhane übernahm die Restauration „Zur Zweipann“ im Jahr 1918 von den Gebrüdern Müller.
Franz Brackhane tritt zum ersten Mal Ende des Jahres 1904 in Erscheinung. Im November 1904 eröffnete er sein „Speisehaus“ in der Körnerstraße 52 und wenig später heiratete er die aus Drüggelte stammende Elisabeth Dröge [4]. Franz Brackhane selbst war auch kein gebürtiger Kölner, er stammte aus Dahl.
Viel Kontinuität gab es nicht. Bereits im Jahr 1906 wechselte er das Fach und betrieb eine Herrenpension in der großen Sandkaul 1. Dies aber nur ein Jahr, im Jahr 1907 verlegte er seine Herrenpension in die Pipinstraße 5. Diese betrieb er dort immerhin 7 Jahre, bevor er im Jahr 1914 eine Schenkwirtschaft in der Luxemburger Straße 7 übernahm. Diese Zwischenstation dauerte aber nur 2 Jahre, im Jahr 1916 übernahm Franz Brackhane eine Schenkwirtschaft in der Weyerstraße 84 [18].
Mit der Übernahme der Restauration „Zur Zweipann“ im Jahr 1918 kam dann Kontinuität in Franz Brackhane’s Leben. Besitzer der Zweipann wurde er damit aber nicht. In den frühen 1920er Jahren verkaufte die Erbengemeinschaft Moll die „Zweipann“ an einen in Breda in Holland wohnenden Herrn van Biggelar, der auch bis zum Schluss Besitzer der „Zweipann“ blieb.
Die ersten Jahre waren noch vom Mangel nach dem ersten Weltkrieg geprägt. Im Jahr 1921 stand Franz Brackhane wegen Wucher vor Gericht, wurde aber freigesprochen.
[22, 07.07.1921] „…Köln: Der Wirt aus der „Zweipann" war wegen Preiswuchers mit Reibekuchen, die er sich mit 5 Mark pro Portion berechnete, angezeigt. Am Gericht wurde von einem Sachverständigen dargelegt, daß Eier in dem Reibekuchen Verwendung fänden und es erfolgte Freispruch…“
 
Lambert Macherey, der im Jahr 1921 ein Büchlein über Kölner Kneipen herausbrachte, widmet der Zweipann nur einen kurzen Abschnitt.
[2] „…"En der Zweipann" (Breite Straße 17, Inhaber Franz Brackhane), der es im Jahre 1918 von dem früheren Wirt Müller übernommen hat, dessen Vorgänger Franz Moll, ein Mitglied der bekannten Kölner Wirtefamilie gleichen Namens war. Dieses Haus hatte bis in die 90er Jahre der allbekannte Neffe des Abgeordneten Scheben, der Schebens Tünn, der Erretter der Abteikirche Knechtsteden aus Schutt und Asche, an dessen Stammtisch u.a. der Verein zur Wiederherstellung dieses ehrwürdigen Gotteshauses das Licht der Welt erblicke, der später sich zum Verein für das Missionshaus Knechtsteden entwickelte…“
 
Über die Folgejahre ist wenig bekannt. Im Jahr 1934 feierte man das 800-jährige Bestehen der „Zweipann“, obwohl man den genauen Nachweis des immer genannten Jahres 1134 schuldig bleibt.
[4, 31.07.1934] „…Wo es den ersten „Halve Hahn“ gab. 800 Jahre „Kölsch“.— Seltenes Jubiläum eines Kölner Brauhauses. Ein Autogramm des Altreichskanzlers Bismarck. In diesen Tagen kann das bekannte Kölner Bierhaus „Zur Zweipann“ auf ein 800jähriges Bestehen zurückblicken. Wohl jeder Freund eines guten Glases „Kölsch“ kennt die „Zweipann“, aber nur wenige wissen, daß dieses Gasthaus bereits 800 Jahre alt ist, daher wohl als das älteste Kölner Bierhaus angesprochen werden darf. Zu den zahlreichen alten Kölner Gasthäusern und Schenken, die an die früheren Zeiten erinnern, zählt auch die „Zweipann“. Ursprünglich hieß dieses Lokal „Zu den zwei Pfannen". Der Nachweis der Zweipann geht bis zum Jahre 1134 zurück. In einem Steuerverzeichnis der Pfarre Kolumba erscheint der Name ebenfalls. Bis in die Mitte der 70er Jahre war die Zweipann Brauhaus, später erst wurde sie Restauration. Wenn man um 1800 herum über die Breite Straße ging, so entdeckte man zwischen Nr. 15 und 19 ein düsteres Giebelhaus, eben die heutige Zweipann. In der Form eines Ungetümes entdeckte man am Giebel gewaltigen Balken. Wie an so vielen Häusern im alten Köln diente dieser Balken als Aufzugwerk. Selbstverständlich fehlte über dem alten Toreingang auch der bekannte „Grynkopf“ nicht. Im Maul des Grynkopfes endete der Schrotbau, an dem die schweren Fässer ins Haus gelassen wurden. Schließlich fand man am Aeußeren des Hauses noch das Zeichen der Kölner Brauerzunft, einen geflochtenen Hopfenkorb, den jeder zur Seite schieben mußte, wenn er das Haus betreten wollte. Eigenartig war weiterhin, daß neben dem Einggang in einem eisernen Gestell ein Lohstock brannte, an dem die Gäste ihre Pfeifen anzündeten. Vom ersten Tage seines Bestehens an erfreute sich das Brauhaus großer Beliebtheit. Das hier gebraute Kölsch wurde überall gern getrunken. Ursprünglich mußte man das „Kölsch Wieß" in Kannen im Brauhaus abholen, später aber konnte man in bürgerlich eingerichteten und anheimelnden Räumen an weißgescheuerten Tischen sein Glas „Heimatbräu“ trinken. Heute noch erinnern die niedrigen Decken an die Bauweisen damaliger Zeiten. Der große Gastraum, auf den der heutige Inhaber nicht wenig stolz ist, zeigt u. a. ein Autogramm des Altreichskanzlers Bismarck. Zu seinem Geburtstag hatte die Stammtischgesellschaft dem Fürsten gratuliert, worauf dieser dann eigenhändig seinen Dank zum Ausdruck brachte. Seinen eigentlichen Namen leitet das Lokal von zwei Pfannen ab, die früher im Hof standen. In diesen Pfannen wurde das Bier zubereitet. Wohl in aller alten Kölner Erinnerung dürfte „Schebens Tünn“ noch stehen, der in der Zweipann seinen werten Gästen Getränke und Speisen mit unverwüstlichem Humor servierte. Es sei aber auch nicht verschwiegen, daß dem gemütlichen „Tünn“ mancher Schabernack von den Kölnischen Grielächern gespielt wurde, den der Inhaber der Zweipann jedoch nicht krumm nahm. So wird in der Festschrift der Zweipann erwähnt, daß hinter dem Hause ein kleiner, vielbesuchter Garten lag. Die Beleuchtung erfolgte hier durch Gas. Blies man nun mit voller Macht in einen Gasarm, so gingen im ganzen Haus die Flammen aus. Man kann sich vorstellen, daß Schebens Tünn darob sehr ungehalten war. Im Januar des Jahres 1918 übernahm der heutige Inhaber, Franz Brackhane, die Zweipann. Wie aus der Festschrift weiter hervorgeht, soll der heute so beliebte und unentbehrlich gewordene „Halve Hahn“ (mit und ohne Musik!) zum ersten Male unter diesem Namen hier verabreicht worden sein. Im Fluge eroberte sich der Halve Hahn dann die Brauhäuser Kölns und damit die Herzen aller Kölschtrinker. Nicht umsonst trifft auf die Zweipann das Gedicht zu, das der Gast hier vorfindet und das folgendermaßen lautet: „Zur Zweipann wähden ich genannt - Ben wick un breit davör bekannt, - Dat allzicks goht mie Gläsge Wieß - Dat nirgends besser es der Kies…“
 
Wie so viele andere Brauhäuser in Köln auch, wurde die „Zweipann“ bei alliierten Bombenangriffen im zweiten Weltkrieg völlig zerstört.
Wiederaufgebaut wurde die „Zweipann“ nach dem Krieg nicht mehr. Sie hatte das Pech, genau an der Stelle zu liegen, wo die Kölner Stadtplaner die neue Verkehrsachse „Nord-Süd Fahrt“ planten und dann auch realisierten.
Franz Brackhane überlebte den Krieg, eröffnete aber kein Geschäft mehr, sondern setzte sich zur Ruhe. Sein gleichnamiger Sohn, der bereits seit den 1930er Jahren als Köbes in der „Zweipann“ gearbeitet hatte, führte die Tradition des Vaters fort und eröffnete bereits im Jahr 1950 eine Gaststätte am Rheinparkufer in Deutz [18].
(W032) [4, 26.11.1904]
Vor der Übernahme der Zweipann betrieb Franz Brackhane ein "Speisehaus" in der Körnerstraße 52
(W001) [2]
Werbung der Zweipann unter Franz Brackhane aus dem Jahr 1921. Im Ausschank: Kölsch der Sünner-Brauerei
(W011) [4, 12.02.1920]
"Kein Zahn unter 10 Mark", alte Gebisse werden in der Zweipann aufgekauft. Anzeige aus dem Jahr 1920
 
(W012) [22, 19.11.1926]
Werbung der Zweipann aus dem Jahr 1926. Im Ausschank: echt Kölsch aus der Brauerei Heinrich Hilgers, Gürzenich-Bräu
 
(W013) [4, 20.09.1934]
Anzeige aus dem Jahr 1934. Angekündigt wird das 800-jährige Bestehen, was sich auf die (nicht belegte) Gründung im Jahr 1134 bezieht. Das Pils kommt von der Brauerei Sünner
 
(W015) [11, 19.11.1935]
Muscheln? Natürlich in der Zweipann. Anzeige aus dem Jahr 1935
(W016) [3, 19.12.1936]
Ältestes Kölner Bierhaus. Anzeige aus dem Jahr 1936
 
                                                           
 
(F002) [13]
Foto der Restauration "Zur Zweipann", vermutlich aus den 1920er Jahren
(F009)
Foto des völlig zerstörten Gebäudes der Zweipann kurz nach dem zweiten Weltkrieg
                                                                                           

Anton Scheben und die Basilika in Knechtsteden
Bekannter und auch historisch wichtiger als sein Wirken als Brauer und Restaurateur waren Anton Schebens Verdienste um den Wiederaufbau der Kirche in Knechtsteden. Ohne ihn würde es die mittlerweile in den Status einer Basilika erhobene Kirche heute nicht mehr geben.
Die Kirche in Knechtsteden, auch „Gilbacher Dom“ genannt, hat ihre Ursprünge, genau wie das neben der Kirche gelegene damalige Prämonstratenserkloster, im 12ten Jahrhundert.
Der Stifter der „Abtei Knechtsteden“ (in früherer Zeit noch „Knechstedten“ geschrieben) war der damalige Domdechant von Köln, Graf Hugo v. Sponheim, der 1137 vier Wochen lang als Erzbischof Hugo den Kölner Erzbischöflichen Stuhl innehatte. Im Handbuch der Erzdiözese Köln ist zu lesen, dass der Domdechant Graf Hugo v. Sponheim am 25. März 1130 den ihm durch Erbschaft zugefallenen „Frohnhof Knechtsteden“ zu einer frommen Stiftung bestimmte. Der damalige Erzbischof Bruno II. (gest. 1137 zu Bari) bestätigte diese fromme Stiftung und übertrug durch ein Dekret vom 5. August 1132 den Norbertinern oder Prämonstratensern die Abtei und das Stift Knechtstedten [24].
Bereits im Jahr 1132 entstand dort eine kleine, eher unscheinbare Kirche. Ebenfalls im Jahr 1132 wurde der Abt Heribert als erster Abt der Prämonstratenser-Abtei Knechtsteden gewählt und geweiht. Unter seine Herrschaft fällt die Grundsteinlegung der jetzigen Kirche, die unter Erzbischof Arnold I. (gest. 1151) vollzogen wurde. Erst unter dem dritten Abt, Propst Hermannus (1151—1181) wurde der Bau zu Ende geführt [24].
Drei Jahrhunderte konnten die Mönche friedlich ihr Dasein fristen, bis im Jahr 1474 Soldaten von Karl des Kühnen einfielen und u.a. die Stadt Neuss 11 Monate lang belagerten. In der Umgebung brandschatzen und raubten sie. Auch die Kirche in Knechtsteden war hiervon betroffen, die Ostapsis der Kirche samt Fenstern wurde von den Soldaten Karl des Kühnen zerstört [29]. Die Mönche mussten daraufhin in das befestigte Köln fliehen und ihr Hab und Gut zurücklassen. Nachdem der Krieg vorbei war, erfolgen unter dem Abt Lutger von Monheim der Wiederaufbau von Kloster und Kirche [26].
Ein Jahrhundert später brachte die Reformation erneut Krieg ins Land. Die hessischen Truppen des abgefallenen Erzbischofs Gebhard griffen mehrfach die Abtei an, die anfangs noch verteidigt, später aber aufgegeben wurde. Wieder mussten die Mönche nach Köln fliehen, wo sie mittlerweile einen auf der Maximinenstraße gelegenen Hof erworben hatten [26]. Nachdem dieser Krieg vorbei war, kehrten sie erneut zurück und setzten Kirche und Kloster wieder instand.
Die folgenden Jahrhunderte verliefen unspektakulär, bis im Jahr 1794 das französische Heer unter Führung von Napoleon das Rheinland besetzte. Aus Angst vor den Franzosen flohen die Mönche am 5. Oktober 1794 und brachten sich auf der anderen Rheinseite in Sicherheit. Die Franzosen selbst drangen in Kirche und Klostergebäude ein und plünderten was ihnen unter die Finger kam und zerstörten auch wahllos Inventar von Kirche und Kloster [11,24,26]. Die Glocken der Kirche wurden verkauft und die Orgelpfeifen eingeschmolzen.
Auch die Einwohner des nahe gelegenen Ortes Straberg taten ihr übriges. Ein Artikel aus dem Jahr 1896 berichtet hierzu folgendes:
[24, 30.04.1896] „…Die Straberger Nachbarn hätten am liebsten die Kirche als Steinbruch benutzt, um sich im Orte selbst aus den Steinen eine neue Kirche zu bauen. An verschiedenen Häusern in Straberg sieht man noch jetzt sculptirte Hausteine, die zweifellos früher der Kirche angehört haben…“
 
Im Jahr 1796 wurden alle Güter der Ordensgemeinschaft beschlagnahmt und per Dekret vom 7. September 1802 löste Napoleon I. das Kloster offiziell auf.
Im Jahr 1806 erlaubte Napoleon auf Bitten des in Knechtsteden lebenden Kanonikus Dr. Winand Kayser per Dekret, dass die Knechtstedener Kirche als Hilfskirche für die Orte Straberg und Hackenbroich genutzt werden durfte. Dies wurde am 21. Juli 1813 auch per Dekret von der bischöflichen Behörde in Aachen bestätigt [24].
Am 5. Januar 1810 wurde das gesamte Areal öffentlich versteigert. Auf der Versteigerung wurde das gut 3 km² umfassende Areal von 2 Brüdern aus der Unternehmerfamilie Herbertz aus Uerdingen und dem schon zuvor schon erwähnten Kanonikus Kayser zu gleichen Teilen für 78 760 Francs ersteigert [24,25].
Winand Kayser machte sich an den Wiederaufbau und von 1814 bis zu seinem Tod im Jahr 1842 wurden in der Kirche wieder Gottesdienste gefeiert. Nach dem Tod von Winand Kayser kauften die Gebrüder Herbertz den Anteil von der Erbengemeinschaft von Winand Kayser für 16 000 Taler und wurden damit alleinige Eigentümer von Kirche und Kloster. Dies allerdings unter der Bedingung, dass in der Kirche weiterhin Gottesdienste abgehalten werden konnten.
Winand Kayser war ein Onkel von Anton Scheben und obwohl Anton Scheben zum Zeitpunkt des Todes erst 5 Jahre alt war, leitet sich hierdurch die Beziehung von Anton Scheben zur Knechtstedener Kirche ab.
Im Jahr 1856 erwarb der Gutsbesitzer Baron von Hövel aus Dortmund Kirche und Kloster, welche er aber Ende der 1850er Jahren an den Kölner Kaufmann Asser verkaufte. Es gab auch Pläne in Knechtsteden eine Kunstdüngerfabrik für die umliegenden Zuckerrüben-Industrie zu erbauen, welche allerdings nicht umgesetzt wurden. Kaufmann Asser wiederum verkaufte das Areal im Jahr 1868 für 200.000 Taler an die städtische Armenverwaltung von Köln.
Im Jahr 1869 kamen dann die Pläne der Kölner Armenverwaltung ans Licht, dass diese die Gebäude in Knechtsteden wieder instandsetzen und dort eine Irrenanstalt einrichten wollte.
Heute wie damals sind die menschlichen Mechanismen die gleichen. Natürlich muss es eine Irrenanstalt geben, aber bitte nicht bei mir um die Ecke.
Am 7. Juni 1869 brannten sowohl die Kirche als auch die Klostergebäude ab. Der Brand entstand an 2 Stellen gleichzeitig, obwohl es am besagten Tag völlig windstill war. Die Ursache für den Brand wurde offiziell nie geklärt, aber es darf mit hoher Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass Personen aus den umliegenden Dörfern, welche die Irrenanstalt verhindern wollten, Kirche und Kloster vorsätzlich in Brand gesetzt haben.
Als Anton Scheben vom Brand in Knechtsteden hörte, fuhr er sofort nach Knechtsteden um zu helfen. Zu löschen war nichts mehr als er ankam, aber er verhinderte gegen den Widerstand der Bauern aus der Umgebung, dass die Ruine als Steinbruch genutzt wurde. Der „Kampf“ von Anton Scheben geben die plündernden Bauern wurde auch auf einem Ölgemälde festgehalten, welches weiter unten abgebildet ist.
Von den 123.000 Mark, welche die Kölner Armenverwaltung von der Versicherung bekam, verwendete sie nur ca. 45.000 Mark zum Wiederaufbau der notwendigsten Hofgebäude des Klosters, die Kirche selbst wurde nicht instandgesetzt. Die Kölner Armenverwaltung verpachtete das Gelände in Knechtsteden an den Rheinischen Actienverein für Zuckerindustrie und kümmerte sich nicht weiter [24].
Nachdem die Kirche über ein Jahr ohne Schutz und ohne Dach dagestanden hatte, ergriff Anton Scheben die Initiative und schrieb einen Bittbrief an Kaiser Wilhelm I. Er bat um Geld, damit zumindest die Dächer wieder instandgesetzt werden konnten und so der gesamte Verfall der Kirche verhindert würde. Am 11. Februar 1871 bewilligte der Kaiser aus seinem Hauptquartier in Versailles, der Krieg geben Frankreich war noch im Gange, ein Gnadengeschenk in Höhe von 5.000 Talern [4,27].
Anton Scheben trat ebenfalls an die Stadt Köln heran, um finanzielle Unterstützung für den Wiederaufbau zu bekommen. Die Stadt Köln lehnte dies aber mit der Begründung der fehlenden Legitimation des Antragstellers ab [23].
Daraufhin ergriff Anton Scheben wieder selbst die Initiative und gründete den „Bau- und Reparaturverein Knechtsteden“.
[11, 30.04.1871] „…In einer von Herrn Anton Scheben hierselbst eingeladenen und vorgestern Statt gehabten Versammlung hiesiger Bürger wählten dieselben ein Comite, um die gänzliche Herstellung der ehemaligen Abteikirche zu Knechtsteden zu erstreben. Die Thürme und das Hauptschiff der altehrwürdigen Kirche, zu deren Herstellung unser Kaiser und König vor einiger Zeit die Summe von 5000 Thalern bewilligte, sind bereits eingedeckt…“
 
Wie unbürokratisch der Verein vorging ist schon allein darin zu ersehen, dass gut 2 Monate nach dem Gnadengeschenk des Kaisers die Dächer der Kirche bereits wiederhergestellt waren.
Fast zeitgleich gründete der Freiherr von Heinsberg, damals Landrat des Kreises Neuss, den „Verein zur Wiederherstellung der Abteikirche in Neuß“.
Der Verein sammelte fleißig Geld und auch Kaiser Wilhelm legte noch einen nach. Er Schenkte dem Verein 12 im Krieg erbeutete französische Kanonen für die Anfertigung von Glocken.
[11, 11.09.1871] „…Se. Majestät der Kaiser hat durch Allerhöchstes Handschreiben der ihrer vollständigen Wiederherstellung entgegengehenden Abteikirche zu Knechtsteden auf Verwenden des um die Restauration des Gotteshauses sehr verdienten hiesigen Bierbrauers Herrn Anton Scheben zur Anfertigung neuer Glocken ein Geschenk von zwölf im jüngstvergangenen Kriege erbeuteten Kanonen zugesagt…“
 
Anton Scheben versuchte weiter verschiedene Geldquellen aufzutun. Er veranstaltete Benefizkonzerte und reichte Petitionen an die königliche Regierung in Düsseldorf ein. Die beiden Vereine in Köln und in Neuss konnten so insgesamt mit ca. 70.000 Mark zum Wiederaufbau beitragen.
[11, 01.09.1872] „…Abteikirche zu Knechtstedten! Das von dem hiesigen Männer=Gesangverein „Philohymnia“ zum Besten der inneren Restauration obiger selbst abgehaltene Concert hat eine Netto=Einnahme von 106 Thlr. 16 Sgr. ergeben, welche Summe mir eingehändigt worden. Daher ich dem genannten Vereine und dem Neußer Gesangverein „Cäcilia“, so wie denjenigen Herren, welche zu diesem schönen Zwecke mit beigetragen, meinen tiefgefühlten Dank ausspreche, mit Bitte, daß dieser edle Zweck bei anderen Vereinen Nachahmung finden möge, und die prachtvolle Kirche bald als eine Zierde der Rheinlande wieder dastehe. Köln, 1. Septbr. 1872. A.A.: Anton Scheben, Breitestr. 17…“
 
Und so ging es voran mit dem Wiederaufbau. Nachdem die Kirche äußerlich wieder hergestellt war und neue provisorische Fenster eingebaut waren, ging es um Reparatur des Innenbereichs und der Beschaffung der notwendigen Ausstattung. Unter anderem wurden regelmäßig eine „Eierlotterie“ und Benefizkonzerte abgehalten und es konnten auch Spender, wie z.B. die Kölner Familie DuMont, gewonnen werden, welche neue Kirchenfenster spendeten [24].
Bei der Restaurierung der Kirche wurde im Westchor der Kirche ein Fresko entdeckt, welches aus dem 12ten Jahrhundert stammte und mit einer Kalk-Putz-Schicht überdeckt gewesen war. In den Jahren 1882-1887 wurde das Fresko komplett freigelegt und auf Kosten des Düsseldorfer Kunstvereins restauriert [24,28].
[4, 23.07.1889] „…Dormagen, 21. Juli. Unsere benachbarte alte Abtei Knechtsteden hat wohl selten so viele Menschen in ihren zerfallenen Mauern gesehen wie gestern. Mehrere Stunden weit her kamen sie gefahren in Wagen, Kutschen, Leiterwagen. Auf Anregung eines der Kölner Comité-Mitglieder, des Hrn. Anton Scheben, hatten sich einige 40 Mitglieder des Kölner Männergesang=Vereins unter Führung des Vorstandsmitgliedes Hrn. Rectors Hinsen dort eingefunden, um zum Besten des Baufonds einige Lieder zu singen. Die gefüllten Hallen der Kirche boten ein prächtiges Bild; man will 2450 Personen gezählt haben. Da muß für die Baukasse doch schon ein hübsches Sümmchen herausgekommen sein. Was nun die gebotenen musikalischen Genüsse angeht, so herrschte darüber nur Eine Stimme: wenn diese 40 Mann schon so Schönes, so Vollendetes zu leisten im Stande sind, was müßte es erst für ein Genuß sein, diesen Verein in einer Stärke von 120 Mann in diesen Hallen zu hören…“
 
[17, 09.06.1891] „…Dem Knechtstedener Bauverein, dessen Vorsitzender bekanntlich Herr Anton Scheben an der Breitestraße ist, sind für die wiedergestellte Abteikirche in Knechtsteden von einem hochherzigen Gönner, einem Kölner Abgeordneten, wieder zwei schöne Geschenke zugegangen, nämlich zwei getriebene Altarleuchter und ein Krankenleuchter. Möge dieses Beispiel noch Viele zur Nachahmung anregen, damit alsbald die innere Ausstattung der herrlichen Abteikirche in Knechtsteden, die noch sehr große Lücken aufweist, eine dem Gotteshause würdige wird! ...“
 
Am 1. Juni 1890 wurde der erste Gottesdienst in der wiederhergestellten Kirche abgehalten, zu dem 10.000 Menschen gekommen waren [26]. Im Juni 1891 wurde die Kirche offiziell durch Kardinal Krementz geweiht.
In der Zwischenzeit gab es einige Kaufgesuche. Anfang der 1880er Jahre wollte der Benediktiner-Orden aus Affligham das Areal erwerben. Es gab bereits einen Kaufvertrag mit der Stadt Köln, aber die Benediktiner bekamen keine Erlaubnis zur Niederlassung in Deutschland und somit war der Kaufvertrag wieder hinfällig. In den 1890er Jahren wollte der Benediktiner-Orden aus Beuron das Areal erwerben, in diesem Fall wurde man sich aber nicht über den Kaufpreis einig.
Im Jahr 1895 trat der Orden der Väter vom heiligen Geiste an die Stadt Köln heran und man wurde sich letztendlich handelseinig. Der Orden erwarb den größten Teil des Areals für 180.000 Mark. Da sich der Orden hauptsächlich mit der Missionierung in Afrika befasste, sollte in Knechtsteden eine Missionsschule eingerichtet werden. Die Genehmigung für diesen Zweck war zur damaligen Zeit kein Problem, da dies ja im „…deutsch-nationalen Interesse…“ war [24].
Mitte des Jahres 1895 wurde in Köln der Verein für das Missionshaus Knechtsteden gegründet und gleichzeitig der Knechtstedener Bauverein aufgelöst. Dieser neue Verein sollte die mittlerweile im Kloster eingezogenen Väter vom hl. Geiste bei der Erneuerung der Klosteranlagen finanziell unterstützen, da diese nach Aufbringen des Kaufpreises keinerlei Kapital mehr hatten. An der Spitze des Vereins stand der Kölner Kardinal Dr. Philippus Krementz, aber auch Anton Scheben war im Vorstand vertreten.
Das Missionshaus startete Anfang März 1896 bescheiden mit 9 Schülern, 17 Brüdern und 4 Patres. Die Einweihung des Missionshauses fand am 3. Mai durch Kardinal Krementz statt. Für die Einweihung wurden extra Sonderzüge aus Köln organisiert.
Heute schaut man mit Befremden auf die missionarischen Aktivitäten der damaligen Zeit zurück, damals wurde es als hehre Aufgabe für wahre Christen angesehen, wie der folgende Auszug eines Artikels aus dem Jahr 1896 zeigt.
[24, 30.04.1896] „…Das aus den Anfängen des 12. Jahrhunderts stammende Prämonstratenserkloster Knechtsteden ist nunmehr seiner ehemaligen Bestimmung zurückgegeben, wenn auch nicht zum dauernden Aufenthalt ehrwürdiger und gelehrter Klosterbrüder, so doch zum vorübergehenden Aufenthalt und zur Vorbereitung junger Missionare für ihren großen Beruf, von Jünglingen, die es sich zur Lebensaufgabe gemacht haben, das Wort Gottes hinauszutragen in den schwarzen Erdtheil und in den deutsch=ostafrikanischen Besitzungen christliche Cultur und Sitte unter den heidnischen Negervölkern zu verbreiten. Wahrlich, eine hehre Aufgabe für die jungen Missionare des Ordens der Väter vom heiligen Geiste, die sich zu diesem harten und schweren, aber auch an Erfolgen so reichen und dankbaren Berufe heranbilden. Und die Heranbildung von Missionaren thut Noth, denn im deutsch=ostafrikanischen Colonialgebiet sind heute nur erst 7 katholische und 17 protestantische Missionare in Thätigkeit bei der Culturarbeit…“
 
Ein weiterer Artikel aus dem Jahr 1895 zitiert eine Rede von Pater Acker (Provinzial der Ordensgemeinschaft der Väter vom hl. Geist) welche dieser auf Einladung des Kölner Katholiken-Komitees gehalten hatte. Der nachfolgende Auszug lobt Anton Scheben und schildert die damaligen Verhältnisse und Einstellungen sehr drastisch.
[17, 31.10.1895] „…Die Hauptstadt Zanzibar mit nahezu 100 000 Einwohnern beherberge unter etwa 150 Europäern und wenigen Tausenden Mohamedanern und Arabern nur Schwarze, die meist Sklaven der Letzteren seien. Solange es dort Mohamedaner, deren Religion die Sklaverei gestatte, gebe, würden die Greuel der Sklaverei und der damit verbundenen Vielweiberei nicht verschwinden. Die europäischen Mächte seien der Meinung, sie dürften dort dem sog. Haussklavenwesen noch kein Ende bereiten. Offiziell sei zwar seit 1872 in Zanzibar der Sklavenhandel verboten; dieser werde jedoch von den Muselmännern trotzdem noch durch Schmuggel betrieben. Nachdem Redner sodann einige rührende Züge aus dem Sklavenleben, welche den übergroßen Einfluß der Mohamedaner kennzeichnen, geschildert hatte, betonte er, daß die Deutschen dort mehr wie die übrigen Nationen gegen die Sklaverei vorgegangen seien; würde ein Sklavenhändler von den Deutschen ertappt, so werde er gehängt. Die Haussklaverei in Zanzibar selbst sei an und für sich nicht so schlimm, wohl aber die Art und Weise, wie die Sklaven von den Häuptlingen geraubt und verkauft und dann unter unsäglichen Leiden von den Sklavenhändlern nach der Küste geschafft würden. Die Greuel solcher Sklaventransporte wurden vom Redner eingehend geschildert, ebenso der dort unter den Negerstämmen vielfach noch herrschende Kindermord, dem unter zehn Säuglingen in der Regel 5-7 zum Opfer fielen, wenn sie nur im Geringsten bei ihrer Geburt etwas Anormales zeigten, z. B. wenn sie etwa mit einem Zahne zur Welt kämen usw. Dieser Kindermord sei zwar von den Deutschen streng untersagt worden, aber deren Arm reiche nicht überall in die weiten Gebiete hinein, deren Bevölkerung sehr unter abergläubischen Gebräuchen, Hexenwahn usw. zu leiden habe. Sklaverei, Kindermord und Hexenverbrennung nähmen dem Lande die besten Kräfte fort. Diese Uebelstände könnten nur durch stark bevölkerte Missionsanstalten, die in allen Theilen des Landes gegründet werden müßten, allmählich abgestellt werden. Sein Orden, die Väter vom hl. Geist, besäßen in Zanzibar, Bagamoyo und Umgebung 12 Missionsniederlassungen, in denen befreite Sklaven, besonders Kinder unterrichtet und gewöhnlich bis zum 20. oder 22. Lebensjahre gehalten würden. Redner schilderte die Gründung einer solchen Missionsniederlassung, die mit den bekehrten Schwarzen besiedelt wird. Wenn statt der bisherigen wenigen Missionsstationen deren 100 in Deutsch=Ostafrika sich befänden, würde dasselbe in kurzer Zeit ganz dem Christenthum gewonnen sein. Mit einem zu Herzen gehenden Appell bat Redner sodann zum Schluß die Anwesenden um rege Unterstützung des neuen Missionshauses Knechtsteden. (Lebhafter anhaltender Beifall.)— Herr Justizrath von Cöllen erinnerte daran, daß Se. Eminenz der hochw. Herr Kardinal=Erzbischof bereits am 12. Oktober 1888 erklärt habe, Knechtsteden, die altehrwürdige Pflanzstätte des hl. Norbertus, müsse wieder seinem eigentlichen Zwecke: eine Lehr= und Missionsanstalt zu werden, zurückgegeben werden, und heute sei dieser Wunsch erfüllt. Redner pries sodann die Verdienste unseres Mitbürgers Anton Scheben um die Wiederherstellung der Abtei Knechtsteden nach dem 1869er Brande. Scheben habe seit diesem Zeitpunkt keine Mühe gescheut, zu seinem Ziele zu gelangen: im Jahre 1870 habe er eine Eingabe an Kaiser Wilhelm gerichtet, der dann 15,000 Mark zu jenem Zwecke angewiesen habe. Damit noch nicht zufrieden, habe Scheben stets neue Mittel aufzutreiben gewußt und durch den 1880 hier gegründeten Knechtstedener Bau= und Reparaturverein allein 10,000 Mark aufgebracht. (Lebhaftes Bravo!) Wenn so Großes ein Mitbürger erreicht habe, dann dürften die übrigen Katholiken nicht zurückstehen, und es müßten namentlich auch die Frauen und Mädchen, den neugegründeten Verein für das Missionshaus Knechtsteden durch regen Beitritt unterstützen. (Lebhafter Beifall.)…“
 
Als Anton Scheben im Jahr 1903 verstarb, gab es eine Unzahl von Nachrufen und Würdigungen, die sich alle auf seine Leistungen im Kontext der Knechtstedener Kirche bezogen und nicht etwas auf sein Wirken als „Schäbens Tünn“. Zu seinem Andenken fand am 18. Juli 1903 ein feierliches Requiem in der Abteikirche zu Knechtsteden statt.
[4, 21.07.1903] „…Knechtsteden, 18.Juli 1903. Der Verein für das Missionshaus Knechtsteden bekundete heute durch Teilnahme an einem feierlichen Requiem in der Abteikirche zu Knechtsteden seine Dankbarkeit gegen sein langjähriges Vorstandsmitglied, den verstorbenen Rentner Anton Scheben. Schwarzer Behang mit weißen Emblemen umrahmten den mit frischem Grün gezierten Altar. Das Requiem celebrierte das Ehrenmitglied des Centralvorstandes Hr. Dompropst Berlage, als Ceremoniar fungierte Hr. Domvikar Hütten. Die Patres und die Vorstandsmitglieder nahmen in den Chorbänken Platz. Unter Harmoniumbegleitung sang der Chor des Missionshauses das Hallersche Requiem. Nach dem Evangelium hielt der Celebrant, Hr. Prälat Dr. Berlage, die Gedächtnisrede, anschließend an den Text: Selig sind die Toten, die im Herrn sterben, denn ihre Werke folgen ihnen nach. Anton Scheben lebte im wahren christlichen Glauben, und wenn in diesem Gotteshause dereinst Jünglinge zu Priestern geweiht werden, welche sich die Bekehrung der armen Heiden zur Aufgabe gestellt haben, so ist es dem Verstorbenen hauptsächlich zu danken. Dieses Werk und alle seine Liebesthaten werden sein Andenken wachhalten, und so lange dieses Gotteshauses steht, wird für den Dahingeschiedenen gebetet werden. Das Haus Knechtsteden wird seinen Wohlthäter niemals vergessen…“
 
Der Vorstand des „Vereins für das Missionshaus Knechtsteden“ beschloss im Dezember 1904 zu Ehren des Verstorbenen eine Antonius-Statue zu errichten [4] (die Statue steht heute in der Kirche rechts neben den Freskos im Westchor). Auch sonst war Anton Scheben in der Knechtstedener Kirche sichtbar.
• Im Ostchor ist ein Teil eines Fensterbildes zu sehen, welches Anton Scheben darstellt. Dieses war lange Zeit verschwunden, bis es vor einigen Jahren im Glasmuseum der Glasbaufirma Oidtmann in Linnich wiederentdeckt wurde und im Jahr 2019 seinen Weg zurück in die Kirche fand (siehe F008 & F012).
• Im mittleren Chorfenster hinter dem Hochaltar, in dem Christus segnend dargestellt wird (mit Maria, Gott Vater und dem heiligen Geist) soll im unteren Teil in einem Medaillon ein Bild von Anton Scheben zu sehen sein (ich habe es allerdings nicht finden können).
Das Missionshaus vergrößerte sich ständig, im Jahr 1904 bestand es bereits aus 175 Personen. Auch war man missionarisch in Afrika "erfolgreich", wie der folgende Artikelausschnitt aus dem gleichen Jahr darlegt.
[4, 16.12.1904] „…Die Mission besitzt in Ostafrika 29 Stationen und zwar in Deutsch=Ostafrika 15 und in Britisch=Ostafrika deren 14. Insgesamt sind daselbst 53 Priester, 45 Brüder, 65 Schwestern und 130 Katecheten (Lehrer) tätig. Die Mission umfasst 126 christliche Dörfer, 77 Schulen mit 5250 Schülern und 2955 Schülerinnen. In den Hospitälern der Mission wurden in dem obigen Zeitraume 33872 Kranken gepflegt. 88 Sklaven gelangten durch Loskauf wieder zu ihrer persönlichen Freiheit. In diesem Jahre wurden 4980 Osterkommunionen erteilt, 215 christliche Ehen geschlossen, 1359 Kinder und 927 Erwachsene getauft. Den Taufunterricht besuchen zurzeit 7396 Heiden. Christen sind 14484 zu Anfang dieses Jahres vorhanden gewesen…“
 
Nach dem ersten Weltkrieg war es dann mangels eigener Kolonien erstmal vorbei mit der Missionierung in Afrika. Heute widmen sich die Spiritaner weltweit der klassischen Seelsorge. Aktuell gibt es ca. 2600 Spiritaner weltweit in 57 Ländern [31].
Im Jahr 2010 gaben die Spiritaner in Knechtsteden ihre Eigenständigkeit auf und wurden seitdem von Brüssel aus verwaltet und sind in den Ordensbezirk Europa eingegliedert [32]. Hintergrund war der Mangel an Nachwuchs, Stand 2010 gab es in Knechtsteden nur noch 23 Spiritaner, von denen die meisten über 70 Jahre als waren.
Im Jahr 2022 wurde wieder eine deutsche Provinz gegründet. Hintergrund war die mittlerweile wieder anwachsende Zahl von Mitgliedern, allerdings nicht in Deutschland, sondern überwiegend in Afrika. Deshalb ist die Reisroute heute genau umgekehrt wir vor 120 Jahren. Es werden keine Missionare nach Afrika verschickt, heute kommen Mönche Afrikaner nach Knechtsteden um das Aussterben der hiesigen Spiritaner-Gemeinschaft zu verhindern..
   
(F004) [5]
Foto der Knechtstedener Kirche und den angrenzenden Klostergebäude nach dem Brand im Jahr 1869
(F005) [5]
Foto eines Gemäldes, welche die Verteidigung der Kirchenruine durch Anton Scheben gegen die plündernden Bauern der Umgebung zeigt
 
                 
(F006) [5]
Foto der äußerlich bereits wieder instandgesetzten Kirche Ende der 1880er Jahre. Die Klostergebäude liegen weiterhin in Trümmern
(F010) [30]
Weiteres Foto (um 1890) der äußerlich bereits wieder instandgesetzten Kirche und der weiterhin in Trümmern liegenden Klostergebäude aus anderer Perspektive
 
(F007) [5]
Foto der Kirche und der teilweise wieder instandgesetzten Klostergebäude aus den 1890er Jahren
 
(F013)
Foto der Basilika in Knechtsteden aus dem Jahr 2023
(F014)
Foto der Basilika in Knechtsteden aus dem Jahr 2023 
(W019) [35, 18.08.1886]
Werbung für neue Mitglieder für den Knechtstedener Reparaturbauvereins aus dem Jahr 1886. Mit einer Mark Jahresbeitrag war man dabei
 
(W011) [17, 18.04.1896]
Zur Einweihung des Missionshauses Knechtsteden im Jahr 1896 wurde extra ein Sonderzug eingesetzt 
   
(F012)
Im rechten Teil des Ostchors, an welchem sich der Altar befindet, befinden sich 2 große Fenster mit figürlichen Darstellungen und ganz rechts 1 schmales, eher schlichtes Fenster. In diesem Fenster sind das Wappen der Scheben (A) und ein Bildnis von Anton Scheben (B) zu finden
 
(F012A)
Detailaufnahme des "Wappen der Familie Scheben" (A) aus links stehendem Fenster
   
(F012B)
Detailausnahme des Bildnis von Anton Scheben aus dem darüber befindlichen Fenster (B). Der Text im Bild lautet: "A. Scheben Präsident Knechtstedener Bauv"
(FF008) [51]
Fensterausschnitt mit Anton Scheben, wie er im Glasmuseum der Glasbaufirma Oidtmann in Linnich wiederentdeckt wurde. Im Jahr 2019 wurde das Fragment wieder in ein bestehendes Fenster der Basilika integriert

Alle 22 Fenster der Knechtstedener Kirche wurden gestiftet, auf den meisten ist auch der Stifter vermerkt und viele sind Personen der Knechtstedener Unterstützungsvereine gewidmet.
(FF001) [29]
Ausschnitt aus dem linken Ornamentfenster der Westapsis, gewidmet Anton Scheben. Abgebildet ist das Wappen der Prämonstratenser, darunter folgender Text: "Gewidmet dem Andenken des Erretters dieser heiligen Staette nach dem Brand vom 7. Juni 1869"
 
(FF002) [29]
Ausschnitt aus dem mittleren Ornamentfenster der Westapsis , gewidmet dem Neusser Landrat von Heinsberg. Abgebildet ist das Wappen der Familie von Heinsberg, darunter folgender Text: "Dem hochverdienten Landrat zur Erhaltung der Abteikirche Knechtsteden Anno Domini 1908
(FF003) [29]
Ausschnitt aus dem rechten Ornamentfenster der Westapsis , gewidmet dem Gründer des ersten Vereins zur Erhaltung der Kirche, vermutlich also Anton Scheben. Abgebildet ist das Wappen der Spritaner mit Text "Cor Unum Et Anima Una" (ein Herz und eine Seele. Darunter folgender Text: "Dem Gründer des ersten Vereins zur Erhaltung der Abteikirche Knechtsteden Anno Domini 1908

Übersicht der Firmierungen
Zeitraum        Firmierung Anmerkung
(1775)-(1798) Brauerei „Zur Zweipann", Ferdinand Ningelgen Breitestraße 17
(1813)-1842 Brauerei „Zur Zweipann", J.J. Bechem & Paul Bechem  
1842-1865 Brauerei „Zur Zweipann", Johannes Heinrich Scheben  
1865-1867 Brauerei „Zur Zweipann", Johannes Heinrich Scheben Erben  
1868 Brauerei „Zur Zweipann", Christoph Wolff  
1868-1897 Brauerei „Zur Zweipann", Anton Scheben Ab 1868 kein Braubetrieb mehr
1898-1908 Restauration „Zur Zweipann", Heinrich Moll  
1908-1912 Restauration „Zur Zweipann", Dionysius Breinig  
1912-1918 Restauration „Zur Zweipann", Gebrüder Müller  
1918-(1943) Restauration „Zur Zweipann", Franz Brackhane  

Anmerkungen
» Wer hat den „Halve Hahn“ erfunden? Die Kölner Komposition mit Röggelchen und mittelaltem Gouda nehmen gleich mehrere Restaurationen für sich in Anspruch, z.B. auch das Brauhaus Lölgen . In einem Artikel aus dem Jahr 1943 wird die Erfindung der Brauerei „Zur Zweipann“ zugeschrieben.
[3, 12.12.1943] „…Altkölner Allerlei. Wo gab es den ersten „Halve Hahn“? Eines der ältesten, wenn nicht das allerälteste Kölner Brauhaus war die "Zweipann" auf der Breite Straße. Bis zum Jahre 1134 geht der Nachweis des Hauses "Zu den zwei Pfannen" zurück. Ein düsteres Giebelhaus, über dem alten Toreingang der "Gringkopp“, in dessen Maul der Schrotbaum endete, an dem die schweren Fässer hereingelassen wurden,— das war die „Zweipann um das Jahr 1800 herum. Damals trug das Haus noch das Zeichen der Brauerzunft, den Hopfenkorb in der Tür, den der Eintretende zur Seite schieben mußte. Im Hof standen ehemals die zwei Pfannen, in denen das Bier bereitet wurde. Aeltere Kölner werden sich noch des „Schebens Tünn" erinnern, der mit kölscher Gemütlichkeit und unverwüstlichem Humor in der „Zweipann“ so lange als Wirt waltete, von seinen Stammgästen sich auch manchmal einen Schabernack gefallen lassen mußte. Die „Zweipann“ nahm den Ruhm für sich in Anspruch, daß hier zum erstenmal der beliebte „Halve Hahn", das halbe Röggelchen mit Holländer, verabreicht bzw. diesem der volkstümlich gewordene Name verliehen worden sei..."
» Von der Brauerei "Zur Zweipann" sind keinerlei Brauereiwerbemittel wie Krüge, Gläser, Bierdeckel oder Flaschen bekannt

Quellenverzeichnis
 
1 "Die ältesten Brauereien Kölns", Artikel von Wilhelm Scheben aus dem Jahr 1888, erschienen im Kölner Sonntags-Anzeiger, Ausgaben 615 (05.08.1888), 617 (19.08.1888) und 618 (26.08.1888)
2 ."Kölner Kneipen im Wandel der Zeit (1846 bis 1921), Lambert Macherey, 1921, Selbstverlag
3 "Der Neue Tag", Ausgaben 29.09.1934, 19.12.1936, 01.05.1937, 12.12.1943
4  "Kölner Lokal-Anzeiger", Ausgaben 23.07.1889, 27.09.1890, 29.12.1893, 24.07.1894, 19.04.1896, 29.05.1899, 13.07.1899, 19.08.1899, 08.07.1903, 08.07.1903, 09.07.1903, 21.07.1903, 10.11.1904, 26.11.1904, 28.11.1904, 16.12.1904, 10.05.1905, 18.09.1908, 23.03.1912, 25.05.1912, 04.10.1912, 08.10.1912, 30.12.1912, 01.01.1913, 15.03.1913, 12.04.1913, 31.05.1914, 05.09.1914, 30.03.1919, 12.02.1920, 16.11.1933, 31.07.1934, 20.09.1934
5  https://www.foerderverein-knechtsteden.de/geschichte.php
6 "Gülich und bergische wöchentliche Nachrichten", Ausgaben 28.08.1775, 28.04.1780, 06.04.1781
7 "Stadtkölnisch-gemeinnützige Intelligenz-Nachrichten", Ausgabe 09.07.1795
8 "Verzeichnis der Stadt-Kölnischen Einwohner, nebst Bemerkung", Thiriart und Compagnie, 1797
9 "Itinéraire de Cologne", Th. F. Thiriart, 1813
10 "Adreß=Buch oder Verzeichnis der Einwohner der Stadt Köln", Th. F. Thiriart, 1822
11 "Kölnische Zeitung", Ausgaben 24.04.1836, 29.04.1836, 08.05.1836, 05.01.1837, 05.03.1837, 10.11.1838, 15.01.1840, 14.02.1842, 22.07.1843, 31.10.1844, 09.08.1846, 21.02.1847, 22.06.1852, 16.01.1854, 05.08.1855, 10.08.1857, 30.01.1858, 17.09.1858, 20.09.1858, 23.02.1859, 23.08.1859, 03.11.1860, 17.11.1860, 11.02.1861, 29.12.1861, 25.04.1862, 29.11.1862, 21.12.1862, 16.11.1864, 15.01.1865, 22.01.1865, 16.04.1865, 12.01.1867, 20.07.1867, 31.07.1867, 29.07.1867, 06.08.1867, 01.12.1867, 15.02.1868, 09.03.1869, 20.12.1869, 30.04.1871, 29.07.1871, 11.09.1871, 01.09.1872, 19.07.1874, 14.03.1876, 14.11.1882, 27.02.1883, 08.04.1889, 10.06.1891, 04.10.1892, 22.11.1897, 30.04.1933, 19.11.1935, 11.11.1938, 15.12.1941
12 "Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka, Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
13 "Prosit Colonia: Die vergessenen und unvergessenen Brauereien, Bier- und Brauhäuser Kölns", Autor: Franz Mathar, Greven Verlag, 1999
14 "Bonner Wochenblatt", Ausgabe 04.03.1869
15 "Neußer Zeitung", Ausgaben 22.10.1870, 30.12.1874, 20.02.1875, 05.11.1875, 09.10.1877
16 "Kölner Originale und Straßenfiguren", herausgegeben von Josef Bayer, Köln, 1912, Selbstverlag
17 "Rheinischer Merkur", Ausgaben 05.01.1884, 08.05.1891, 09.06.1891, 13.07.1891, 26.02.1892, 09.07.1892, 27.07.1895, 31.10.1895, 18.04.1896, 18.08.1896, 06.04.1899, 08.07.1903, 15.07.1903, 20.07.1903, 26.06.1905, 07.06.1906, 27.07.1907, 22.08.1907, 15.07.1908, 28.06.1913
18 "Kölner Adressbuch“, Verlag Greven, Ausgaben 1860-1960
19 "Kölner General-Anzeiger", Ausgabe 10.07.1896, 29.10.1897
20 "Sieg-Bote", Ausgaben 31.12.1912, 06.09.1913
21 "Rheinische Volksstimme", Ausgabe: 16.12.1895, 08.09.1913, 31.10.1913, 05.07.1914
22 "Deutsche Reichszeitung", Ausgaben 07.07.1921, 19.11.1926
23 Textbeilage der LP „Kölsche Evergreens 7, Alt-Kölner Originale“, Erschienen 1980 bei der EMI Electrola GmbH, herausgegeben von der Kreissparkasse Köln
24 "Bonner Generalanzeiger für Bonn und Umgegend", Ausgaben 30.04.1896
25 "Rheinisch-westfälische Zeitung, Ausgabe: 16.07.1884
26 "Gladbacher Volkszeitung, Ausgabe 24.05.1930
27 "Kölner Nachrichten", Ausgaben 16.02.1871, 19.07.1886, 22.06.1889
28 https://www.kloster-knechtsteden.de/hp/basilika-fresko.php, Datei: Fresko.pdf
29 https://www.kloster-knechtsteden.de/fenster/
30 https://www.spiritaner.de/de/news/2022/anfaenge-und-aufbrueche-der-spiritaner-in-deutschland.php
31 https://www.spiritaner.de/de/spiritaner-heute.php
32 https://rp-online.de/nrw/staedte/dormagen/ende-der-provinz-knechtsteden_aid-12834075
33 https://www.domradio.de/artikel/orden-der-spiritaner-gruendet-wieder-deutsche-provinz
34 "Allgemeiner Anzeiger für Rheinland-Westfalen", Ausgabe 20.01.1850, 25.03.1872
35 "Dürener Zeitung", Ausgabe 18.08.1886
36 "Echo der Gegenwart", Ausgabe 17.11.1864
37 "Essener Volkszeitung", Ausgabe: 05.01.1941
38 "Adreß-Buch oder Verzeichniß der Einwohner der Stadt Köln", Buchdruckerei von Fr. J. Greven, Ausgaben 1931 & 1835
39 "Köln-Bergheimer Zeitung", Ausgaben 22.12.1896, 07.05.1898
40 "Kaiserliche Reichs-Ober-Post-Amts-Zeitung zu Köln", Ausgaben 07.11.1775, 26.05.1778
11 "Kölner Sonntags-Anzeiger", Ausgaben 01.06.1879, 03.10.1880
42 "Wittener Tageblatt", Ausgabe: 07.05.1896
43 "Adreß-Buch oder Verzeichniß der Einwohner der Stadt Köln", Greven'sche Buchdruckerei, 1838
44 "Neues Kölner Adreß-Buch verbunden mit einem Repertorium der Polizei-Verordnungen für die Stadt Köln", Herausgegeben von J.G. Heyn, 1841
45 "Kölner Adress-Buch", Herausgegeben von J.G. Heyn, Köln, Ausgaben 1844, 1846, 1849
46 "Allgemeines Adressbuch (Wohnungs-Anzeiger) für Cöln". Herausgegeben von J.B. Greven, Verlag von W. Greven. Cöln, 1850
47 "Allgemeines Adreß-Buch (Wohnungs-Anzeiger) für Coeln". Herausgeben von Wilhelm Greven, Köln, 1852, Verlag von Wilh. Greven
48 "Adreßbuch der Stadt Köln", zusammengestellt von E. Kluge, Verlag von M. Lengfeld, Köln, Ausgaben 1854, 1855
49 "Adreßbuch für Köln, Deutz und Mülheim", Herausgegeben von E. Kluge, Verlag von M. Lengfeld, Köln 1857 & 1859
50 Rheinisches Bilderarchiv, rba_mf076491
51 "Kloster Knechtsteden in Dormagen - Der „erste Retter“ kehrt in die Basilika zurück", Artikel von Carina Wernig in der Neuss-Grevenbroicher Zeitung vom 16.11.2019
52 Kreuterkarte 8, Abschnitt 3, Kölner Stadtarchiv (online verfügbar unter www.altes-koeln.de)
53 Sammlung Ippen (www.post.koeln/sammlung)
54 "Köln auf alten Ansichtskarten", Herausgeber: Kölnisches Stadtmuseum, Michael Euler-Schmidt, Asmuth Verlag Köln, 1995
55 "Rheinische Volkswacht", Ausgabe 05.07.1914