Bei dem Namen „Firmenich“ denkt man im Kontext von Brauereien
sofort an die Brauerei „Theodor Firmenich“, welche angeblich in Jahr 1892 in
Hürth bei Köln gegründet wurde. Die Ursprünge liegen aber zeitlich früher
und auch nicht in Hürth, sondern in Köln.
Die Recherchen werden allerdings dadurch erschwert, dass der
Name „Firmenich“ in Köln nicht gerade selten war (es gab teilweise 5 „Johann
Baptist Firmenich“ zeitlich parallel) und für Hürth nur sehr wenige Quellen
zu Verfügung stehen.
Aus diesem Grund sind die nachfolgenden Informationen zwar
mit Sorgfalt recherchiert, aber nicht immer vollständig gesichert.
(SB001)
Unvollständiger Versuch, den Stammbaum der relevanten Firmenichs
nachzuvollziehen. Ergänzungen und Korrekturen sind willkommen
Die ersten Bierbrauer der Familie Firmenich in Köln
Die hier eigentlich dokumentierten Brauereien entstanden erst
ab den 1840er Jahren, es gibt aber bereits einige Brauer mit dem Namen
Firmenich, die weit früher aktiv waren.
Die erste bekannte Erwähnung stammt aus dem Jahr 1665.
Erwähnt wird im Kontext eines Testamentes der Brauer Hubert Firmenich [1].
Eine weitere Erwähnung dieses Hubert Firmenich stammt aus dem Jahr 1661 im
Kontext eines Gerichtsverfahrens, in dem der Kläger Caspar Sierlohr aus Köln
1301 Reichstaler Hypothekenschuld von Hubert Firmenich zurückfordert, deren
Bezahlung dieser in einem früheren Gerichtsverfahren durchgesetzt hatte [1].
Im Kölner Adressbuch des Jahres 1797 tauchen gleich 2 Brauer
mit Namen Firmenich auf. Zum einen ist dies Christian Firmenich, welcher die
Brauerei „Zum Marienbildchen“ in der Straße „Auf St. Johannstraße 2780“ aber
bereits seit dem Jahr 1791 führte [4,5]. Aus dieser Brauerei entstand die
Brauerei „Zur Schreckenskammer“, die es heute noch gibt
Der zweite Brauer war Heinrich Joseph Firmenich, welcher im
Kölner Adressbuch des Jahres 1797 als Betreiber der Brauerei „Zum Engel, Auf
der Bach an den Weissen-Frauen 6868“ aufgeführt ist. Bekannt ist noch, dass
diese Brauerei, mittlerweile war die Adresse in Blaubach 33 umbenannt
worden, im Jahr 1822 von Franz Stephan Firmenich, vermutlich dem Sohn von
Heinrich Joseph Firmenich, geführt wurde [22]. Ab den 1830er Jahren gab es
nur noch Betreiber außerhalb der Familie Firmenich. Der letzte Betreiber,
bevor die Brauerei im Jahr 1873 geschlossen wurde, war Michael Giersberg [6]
Auch in der direkten Umgebung von Köln, allerdings nicht in
Hürth sondern aus Goven (heute ein Ortsteil von Elsdorf), gibt es eine frühe
Erwähnung aus dem Jahr 1774. Erwähnt wird dort ein „Wirt Firmenich“, ob
dieser auch gebraut hat, ist nicht bekannt. Interessant an dieser Quelle ist
auch die Sprache, die heute kaum noch verständlich erscheint.
[3, 01.02.1774] „…XIV. Amt Bergheim. Zur Sachen Proviforis
Ecclefiä in Manheim wieder Eheleuten Wehlands zu Groven wird zur
öffentlicher Versteigerung letzgemelten Eheleuten zuständiger Behausung und
Garten in Groven fort eines in dasigem Feld gelegenen halben Morgen Lands,
so zusammen auf 156 Rthlr taxirct, Terminus auf Donnerstag den 17ten
künftigen Monats February Morgens10 Uhr in des Wirten Firmenichs Behausung
daselbst präfigirt. Bergheim am Gericht den 25tten Jenner 1774. In Fidem W.
Heitgens Eschb. …“
Die Annahme liegt nahe, dass diese Firmenichs mit den
nachfolgend dokumentierten Firmenichs in einem verwandtschaftlichen
Verhältnis standen, genau nachvollziehen lässt sich dies aber leider nicht.
(W004) [3]
Im Jahr 1774 soll eine Versteigerung "in des Wirten Firmenichs Behausung"
stattfinden. Ob dieser in Groven beheimatete Firmenich auch gebraut hat ist
unklar
(W005) [7, 11.10.1840]
Im Jahr 1840 stieg ein Theodor Firmenich in eine "Geriß- und Kohlenhandlung"
in Köln ein. Wie dieser Theodor Firmenich familiär zuzuordnen ist, ist
unklar
(W007) [7, 12.02.1845]
Auch Champagner haben die Firmenichs einmal vertrieben. Auch hier ist
unklar, wie dieser Theodor Firmenich familiär einzuordnen ist
Die Gründung der Brauerei in der Friedrichstraße 19 durch Johann Baptist Firmenich
Anfang der 1840er Jahren gab es kein Mitglied der Familie
Firmenich mehr, welches als Brauer tätig war. Der überwiegende Teil der
Familie war als Rotgerber tätig und sie betrieben auch eigene Firmen zur
Vermarktung des Leders.
Viele Firmenichs wohnten passender Weise auch in der Straße
„Am Rothgerberbach“, welche, wie viele Kölner Straßennamen dieser Zeit, das
dort angesiedelte Gewerbe widerspiegelte (wie z.B. auch die Straße „Am
Blaubach“, an welchem das Gewerbe der Blaufärber „sichtbar“ wurde oder die
Straßen „Unter Taschenmacher“ und „Unter Goldschmied“).
Wann Johann Baptist Firmenich geboren wurde ist nicht
bekannt, vermutlich Ende der 1810er Jahre. Auch Johann Baptist Firmenich
arbeite zuerst als Rothgerber, bevor er ins Braufach wechselte. In der
ersten bekannten Nennung im Kontext der Geburt seines Sohnes Karl Anton im
Januar 1847 wird er als Rothgerber, Wohnhaft am Weidenbach bezeichnet.
Johann Baptist Firmenich war mit der aus Köln stammenden und im Jahr 1814
geborenen Maria Barbara Sturm verheiratet.
Ein Jahr später war es dann soweit, im August 1848 beantragte
er die Genehmigung zur Errichtung einer Brauerei:
[7, 28.04.1848] „…Herr J. B. Firmenich beabsichtige auf
seinem, an der Friedrichsstraße gelegenen Grundstück eine Bierbrauerei
anzulegen. Nach Maßgabe der Vorschriften der allgemeinen Gewerbe-Ordnung vom
17. Januar 1845 und der Verfügung königl. Regierung vom 9. Juli hoj., werden
daher diejenigen, welche glauben, gegen dieses Etablissement ein Interesse
geltend machen zu können, hiermit aufgefordert, ihre Einsprüche binnen einer
Präcluvischen Frist von 4 Wochen, bei dem königl. Polizei-Commissar der VI.
Section, Herrn von Blamberg (Ankerstraße), schriftlich einzureichen. Köln,
21. Aug. 1848. Der interim. Polizei-Director, Geiger..“
Johann Baptist Firmenich besaß also ein Grundstück in der
Friedrichstraße. Die Friedrichstraße wurde erst im Jahr 1848 angelegt und
führte vom Weidenbach zum Weierthor, durch den Bereich, an dem früher die
äußere Stadtmauer entlangführte. Es dauerte über ein Jahrzehnt, bis die
Friedrichstraße fertiggestellt war und in den ersten Jahren besaßen die
wenigen schon vorhandenen Häuser keine Hausnummern. Im Adressbuch des Jahres
1849 findet sich folgender Eintrag in der Friedrichstraße: „…Südseite:
Bierbrauerei-Gebäude von Firmenich…“ [8].
Am 13. Januar 1849 kündigte Johann Baptist Firmenich die Eröffnung
seiner Brauerei in der Friedrichstraße an:
[7, 13.02.1849] „…Geschäfts-Empfehlung. Hiermit zeige ich
ergebenst an, daß meine in der Friederichsstraße, zunächst dem Weidenbach,
neu errichtete Brauerei in Betrieb gesetzt ist und das nach münchener
Braumethode hergestellte Bier hinlänglich abgelagert ist, um abgegeben
werden zu können. Ich erlaube mir daher, dasselbe zur geneigten Abnahme
bestens zu empfehlen Die Abgabe geschieht faßweise bis zu ¼ Ohm. Joh. Bapt.
Firmenich…“
Das Besondere an der Brauerei von Johann Baptist Firmenich
war die Braumethode nach „münchener Art“. Dies bedeutet, dass er
untergäriges Bier braute, was zu dieser Zeit sehr aufwendig und risikoreich
war, da die Eismaschine von Linde noch nicht erfunden war. Die notwendigen
niedrigen Temperaturen, welche für die untergärige Brauweise zwingend
waren, waren nur aufwendig durch im Winter eingelagertes Eis und tief in der
Erde liegende Lagerkeller sicherzustellen. Johann Baptist Firmenich war
damit erst der zweite Brauer in Köln, der sich an das Brauen von
untergärigem Bier heranwagte. Der erste, der bereits im Jahr 1838 mit dem
untergärigen Brauen begonnen hatte, war Thomas Ehemann in der Thürmchensgasse 19 .
Eine weitere Besonderheit war, dass Johann Baptist im großen
Maßstab braute. Fast alle Brauereien zu dieser Zeit waren kleine
Hausbrauereien, die mehr oder weniger ausschließlich für den Eigenbedarf der
angeschlossenen Schenkwirtschaft oder Restauration brauten. Johann Baptist
hingegen besaß keine Schenkwirtschaft und verkaufte sein Bier nur fassweise.
Bereits 2 Tage vor der Eröffnungsanzeige schaltete er eine
Anzeige, in der er „…täglich fr. Hefe in der Brauerei von J.B. Firmenich,
Weidenbach 17…“ anbot [7], wobei nicht ganz klar ist, wer in Köln mit
untergäriger Hefe etwas anfangen konnte.
Die Adresse am Weidenbach 17 lag in unmittelbarer Nähe der
Friedrichstraße. Im Adressbuch des Jahres 1849 taucht der hier beschriebene
Johann Baptist Firmenich noch nicht auf, wohl aber sein gleichnamiger Vater,
wohnhaft am Weidenbach 17, welcher im Jahr 1849 schon als Rentner bezeichnet
wurde. Anscheinend war der Name „Johann Baptist“ zu dieser Zeit sehr
beliebt, denn im selben Adressbuch finden sich noch 3 weitere Einträge mit
dem Namen "Johann Baptist Firmenich", alles Rothgerber oder Lederhändler.
Im Adressbuch des Jahres 1850 [9] tauchen dann Vater und Sohn
im Personenverzeichnis gemeinsam auf, der Vater als „…Firmenich sen., Joh.
Bapt., Rentner, Weidenbach 17…“ und der Sohn als „Firmenich jun., Joh. Bapt.,
Besitzer einer Bair. Bierbrauerei, Rothgerberbach 17…“. Die Adressangabe ist
vermutlich nicht korrekt, obwohl der Rothgerberbach ebenfalls in direkter
Nähe zum Weidenbach und der Friedrichstraße lag. Im Straßenverzeichnis des
gleichen Jahres ist es dann wieder korrekt als wohnhaft am Weidenbach 17
werden „Firmenich sen., Rent.“ und „Firmenich jun., Kaufm.“ aufgeführt.
Im Februar 1850 wurde der Sohn Theodor geboren, welcher
später einmal die Brauerei übernehmen sollte. In den Folgejahren kamen mit
Sabine, Nicolaus, Elise und Barbara 4 weitere Kinder zur Welt.
Zur gleichen Zeit schaltete Johann Baptist Firmenich weitere
Anzeigen in der Kölner Presse, um sein Bier am Markt zu etablieren.
[7, 01.09.1849] „…Baierische Bierbrauerei. Friedrichstraße
und Weidenbach=Ecke. Unterzeichneter Inhaber dieser Brauerei empfiehlt seine
sehr gut gehaltenen vorzüglichen Lagerbiere zur geneigten Abnahme bestens.
Köln, 1. September 1849. J. B. Firmenich…“
(W004F) [7, 01.02.1849]
Eröffnungsanzeige der Brauerei in der Friedrichstraße aus Februar 1849.
Restauration gibt es keine, das Bier wird fassweise verkauft
(W034) [7, 01.09.1849]
Anzeige der Brauerei in der Friedrichstraße aus September 1849. Johann
Baptist Firmenich empfiehlt seine vorzüglichen Biere
(W033) [7, 11.02.1849]
Täglich frische Hefe zu verkaufen. Anzeige aus dem Jahr 1849
Die Gründung der Brauerei in Hürth (1848)
Über die Gründung der Brauerei in Hürth durch Johann Baptist
Firmenich ist so gut wie nichts bekannt. Hürth war zu dieser Zeit eine
unbedeutende kleine Gemeinde im Landkreis Köln und dementsprechend wenige
Quellen gibt es.
Als Gründungsjahr der Brauerei in Hürth wird in der wenigen
Literatur über die Brauerei übereinstimmend das Jahr 1848 genannt [6,10].
Dementsprechend müssen die Braustätten in Köln in der Friedrichstraße und in
Hürth fast gleichzeitig gegründet worden sein.
Die Verwandtschaft in der Maximinenstraße 26 (1852-1856)
Kurz nach der Gründung der Brauerei in der Friedrichstraße
stieg auch ein weiterer Vertreter der Familie Firmenich ins Braugeschäft
ein. Im Jahr 1852 übernahm ein weiterer Johann Baptist Firmenich, vermutlich
ein Vetter des gleichnamigen Betreibers der Brauerei in der Friedrichstraße,
eine schon länger existierende, aber seit einigen Jahren stillgelegte
Brauerei in der Maximinenstraße 26.
Johann Baptist Firmenich war seit dem Jahr 1851 mit der aus
Soeven (heute ein Ortsteil von Hennef) stammenden Christine Berger
verheiratet. Im Zeitraum von 1852 bis 1855 kamen die 4 gemeinsamen Kinder
Joseph Hubert, Juliana, Margarethe und Sibylla zur Welt.
Nach 4 Jahren war dann aber schon wieder Schluss, im Jahr
1856 übernahm ein gewisser Franz Eschenbrenner die Brauerei. Dieser gab die
Führung der Brauerei im Jahr 1865 an Heinrich Arenz ab, dessen Führung aber
nur ein Jahr dauerte. Im Jahr 1866 wurde die Brauerei endgültig geschlossen.
Vermutlich verstarb der hier genannte Johann Baptist
Firmenich im Jahr 1870 im Alter von 64 Jahren [13].
(W001M) [7, 01.02.1852]
Der gleichnamige Johann Baptist Firmenich, das genaue verwandtschaftliche
Verhältnis ist nicht bekannt, eröffnete im Februar seine Brauerei und
Schenkwirtschaft in der Maximinenstraße
Die Führung der Brauerei in der Friedrichstraße durch Johann Baptist Firmenich (1849-1872)
Über die Führung der Brauerei ab 1849 ist wenig bekannt.
Außer einigen Anzeigen, in denen Arbeiter für die Brauerei gesucht wurden,
gibt es keine weiteren Informationen. Bekannt ist noch, dass im Jahr 1863
ein Brauer namens Gabriel Joseph Schmitz in der Brauerei in der
Friedrichstraße 19 arbeitete und auch dort wohnte.
Im Jahr 1858 eröffnete ein weiterer Johann Baptist Firmenich
eine Restauration in Weissbüttengasse 11. In den Folgejahren kam noch eine
Pferdemetzgerei dazu. In welchem Verhältnis dieser Johann Baptist Firmenich
zum gleichnamigen Brauer in der Friedrichtstraße stand, ist nicht bekannt.
Im Jahr 1864 übernahm ein weiterer Johann Baptist Firmenich
eine bestehende Gastwirtschaft in der Straße An Lyskirchen 1. Die könnte
ggf. der Brauer von der Friedrichstraße gewesen sein, der eine eigene
Absatzstätte für sein Bier erschließen wollte, dies ist aber nur
Spekulation, genaueres ist nicht bekannt. In jedem Fall wurde die
Gastwirtschaft bereit ein Jahr später geschlossen, dass Gebäude abgerissen
und im dann neu gebauten Haus war keine Gastwirtschaft mehr ansässig [11].
Im Jahr 1869 wurde die Firma „"Joh. Bapt. Firmenich & Comp."
gegründet. Der Gründer, weder der Brauer noch der Pferdemetzger, war ein
weiterer geschäftlich tätiger Vertreter mit Namen Johann Baptist Firmenich.
[12, 26.07.1869] „...Auf Anmeldung ist heute in das hiesige
Handels⸗ (Gesellschafts-) Register unter Nr. 966 eingetragen worden die
Kommanditgesellschaft unter der Firma: "Joh. Bapt. Firmenich & Comp.",
welche ihren Sitz in Cöln hat. Der Kaufmann Johann Baptist Firmenich in Cöln
ist persönlich haftender Gesellschafter. Cöln, den 24. Juli 1869. Der
Handelsgerichts⸗ Sekretär, Kanzlei⸗Rath Lindlau…“
Im Frühjahr 1872 verstarb Johann Baptist Firmenich (der hier
behandelte Brauer aus der Friedrichstraße). Weder die genauen Umstände noch
sein Alter sind bekannt. Seine Witwe Maria Barbara Firmenich, geb. Sturm
führte die Brauerei daraufhin weiter.
(W001F) [7, 13.12.1857]
In der Friedrichstraße 19 wird ein erfahrener Brauergehülfe gesucht. Anzeige
aus dem Jahr 1857
(W035) [7, 13.05.1858]
Eröffnung der Gastwirtschaft in der Weißbüttenstraße durch Johann Baptist
Firmenich (dem späteren Pferdemetzger) aus dem Jahr 1858
(W036) [07.02.1864]
Eröffnung der Wirtschaft an Lyskirchen 1 durch Johann Baptist Firmenich,
wobei nicht klar ist, welcher der Vielen dies war. Die Restauration wurde
nach einem Jahr wieder geschlossen
(W037) [7, 31.01.1865]
Johann Baptist Firmenich, diesmal der Pferdemetzger, kauft fortwährend
Pferde zum Schlachten an. Anzeige aus dem Jahr 1865
Die Führung der Brauerei in der Friedrichstraße durch Witwe J.B. Firmenich (1872-1876)
Nach dem Tod von Johann Baptist Firmenich kam es wie so oft zu Streitereien über die Verteilung des Erbes. Dies mündete in einer Klage
und letztendlich in einer Zwangsversteigerung. Der folgende Artikel, in dem
die Zwangsversteigerung angekündigt wird, liefert den Nachweis, dass sowohl
die Brauerei in der Friedrichstraße als auch die Brauerei in Hürth im Besitz
des verstorbenen Johann Baptist Firmenich waren.
[7, 04.05.1872] „…Licitation. In der gerichtlichen
Theilungssache der zu Köln wohnenden Barbara geborene Sturm, Witwe des
daselbst verlebten Bierbrauerei=Besitzers Johann Baptist Firmenich, sie
Inhaberin eines Bierbrauerei=Geschäftes, Klägerin, vertreten durch die
Advocaten Franz Wilhelm Kyll und Jacob Zimmermann II zu Köln, ersteren als
Anwalt, gegen
1) die zu Köln wohnenden Eheleute Wilhelm Boecker, Stadtsecretair, und
Barbara geborne Firmenich ohne Geschäft,
2) die zu Herstall bei Lüttich wohnenden Eheleute Joseph Dupont,
Fabrikbesitzer, und Elise geborne Firmenich ohne Geschäft, ersterer auch in
seiner Eigenschaft als Hauptvormund der aus seiner Ehe mit der verlebten
Catharina geborne Firmenich entsprossenen noch minderjährigen gesetzlich bei
ihrem Vater und Hauptvormund domicilirten Kinder Johann Baptist, Marie und
Augustin Dupont, worüber der nachgenannte Theodor Firmenich die
Nebenvormundschaft führt, Verklagte, vertreten durch die Advocaten Joseph
Thurn und Franz Stroemer zu Köln, ersterer als Anwalt,
3) den zu Köln wohnenden Bauführer Nicolaus Firmenich,
4) die ohne Geschäft zu Köln wohnende Sabine Firmenich,
5) den zu Köln wohnenden Kaufmann Theodor Firmenich, Verklagte, vertreten
durch die genannten Advocaten Kyll und Zimmermann II,
wird der unterzeichnende hierzu committirte zu Köln wohnende Königliche
Notar Stephan Cramer am Montag den 15. Juli dieses Jahres, Nachmittags 3
Uhr, auf seiner Amtsstube am Römerthurm Nr. 13 dahier die nachbezeichneten
zur Theilungsmasse gehörigen, zu Köln, Stadtgemeinde und Stadtkreis gleichen
Namens und zu Hürth bei Köln, Gemeinde und Bürgermeisterei Hürth, im
Landkreise Köln, gelegenen und im Grundsteuer=Kataster der betreffenden
Gemeinden wie folgt eingetragenen Immobilien unter Zugrundelegung der
nacherwähnten Taxen öffentlich versteigern, und zwar:
a. ein zu Köln an der Friedrichstraße gelegenes mit Nr. 19 bezeichnetes
Wohnhaus mit Hofraum, Garten, Brauerei=Gebäude, Pferdestall, Waschküche und
sonstigen Zubehörungen, insbesonders das Brauerei=Gebäude mit Braukessel,
Darre, Kühlschiff, Malzmühle, Aufziehkrahnen, Dampfkessel und Dampfmaschine,
eingetragen im Grundsteuer=Kataster in Flur 16 alte Nummern 509/240 und
310/240, neue Nummer 553 der Parzelle, mit einem Gesammt=Flächeninhalte von
20 Aren 90 Quadratmetern, begränzt östlich von Wilhelm Kaesen und südlich
von Wilhelm Ehambar taxirt mit den vorerwähnten Zubehörungen zu 60,000 Thlr.:
b. eine zu Hürth bei Köln gelegene Bierbrauerei nebst allen Zubehörungen,
und zwar von den Bierbrauerei=Utensilien: Maischbottich, Malzquetsche,
Dampfmaschine, eisernem und hölzernem Wasser-Reservoir, Dampfkessel,
Gährbottichen, Kühlepparat, eisernem Kühlschiff und Eiswagen, eingetragen im
Grundsteuer=Kataster unter Artikel 347 wie folgt:
1) Flur K Nr. 658/115 der Parzelle, Flurabtheilung am grünen Weg, als
Ackerland mit einem Flächeninhalte von 13 Aren 16 Quadratmetern, begränzt
vom Duffesbach und Mathias Fischer;
2) Flur K Nr. 683/115 der Parzelle, Flurabtheilung am grünen Weg, mit einem
Flächeninhalte von 1 Hectare 48 Aren 11Quadratmetern, wovon 46 Aren 31
Quadratmeter als Oede, das Uebrige als Ackerland, begränzt vom Duffesbach
und Hermann Mahlberg;
3) Flur K Nr. 657/115, Flurabtheilung am grünen Weg, als Ackerland mit einem
Flächeninhalte von 13 Aren 15 Quadratmetern, begränzt vom Duffesbach und
Mathias Fischer, das Ganze nebst darauf befindlichen Gebäulichkeiten und
Zubehörungen taxirt zu 21,000 Thlr.; die vorgeschriebenen Immobilien werden
zunächst einzeln, dann zusammen zum Verkaufe ausgestellt;
c. ein zu Köln an der Poststraße gelegenes mit Nr. 2 bezeichnetes Wohnhaus
nebst Zubehörungen, eingetragen im Grundsteuer=Kataster in Flur 9, alte Nr.
1007/172, neue Nr. 618, mit einem Flächeninhalte von 89 Quadratmetern,
begränzt von Johann Becker und Peter Joseph Wirtz, taxirt zu 5400 Thlr.
Die Versteigerung geschieht auf Grund eines vom K. Landgerichte zu Köln am
6. April d. J. erlassenen Urtheils. Das Heft der Kaufbedingungen und die
sonstigen Voracten können auf der Amtsstube des Unterzeichneten eingesehen
werden. Köln, 1. Mai 1872. Cramer, Notar…“
Eine zweite am 15. Juni 1872 veröffentlichte Anzeige hilft
bei der Zuordnung der verschiedenen Personen. Dort ist von „..der
gerichtlichen Theilungssache der Witwe und Kinder des zu Köln verlebten
Bierbrauerei=Besitzers Johann Baptist Firmenich…“ die Rede.
In der Zwangsversteigerung blieb die Witwe von Johann Baptist
Firmenich Besitzerin der Brauerei in der Friedrichstraße und
höchstwahrscheinlich auch von der Brauerei in Hürth [11].
In der Brauerei in Köln war zu dieser Zeit auch Karl Anton
Firmenich, ein Sohn der Witwe Firmenich, tätig.
Im Jahr 1876 wurde die Brauerei in der Friedrichstraße
geschlossen. Die Witwe Firmenich setzte sich zur Ruhe. Sie wird noch 2 Jahre
als Bewohnerin und Besitzerin der ehemaligen Brauerei in der Friedrichstraße
geführt, im Jahr 1878 verkaufte sie dann die Brauerei-Gebäude an den Rentner
Anton Thelen.
Vermutlich wohnte sie daraufhin in der Friedrichstraße 7
[11]. Am 7. Januar 1890 verstarb die Witwe Firmenich im Alter von 76 Jahren
[14].
(W002F) [27, 14.01.1877]
Die Gebäude in der Friedrichstraße wurden nach Aufgabe der Brauerei als
Lager und Verkaufstätte für Waschmittel der Firma Henkel verwendet. Anzeige
aus dem Jahr 1877
Die Entwicklung der Brauerei in Hürth bis ins Jahr 1892 (1848-1892)
Die Führung der Brauerei erfolgte in den ersten Jahrzehnten
aus Köln heraus. Wie die Verbindung nach Hürth zustande kam ist nicht
bekannt. Es gab in Hürth keine ansässigen Firmenichs, der einzige Vertreter
dieses Namens in Hürth war ein gewisser Johannes Peter Firmenich, welcher
aber bereits im Jahr 1836 verstorben war [15].
Auch hier führte die Witwe Firmenich nach dem Tod ihres
Mannes im Jahr 1872 die Geschäfte weiter, ihr Wohnsitz war aber weiterhin in
Köln. Gebraut wurde in Hürth auch für das direkte Umfeld, der Großteil des
Bieres
wurde aber nach Köln geliefert.
Dies führte im Jahr 1873 zu einen Streit zwischen der Stadt
Köln und der Gemeinde Hürth, wer denn das Recht hat mit welchem Anteil den
Gewinn der Brauerei zu besteuern. Die Stadt Köln klagte bis zur Ebene des
Oberpräsidenten der Rheinprovinz, dieser gab aber den Hürthern recht (ein
detaillierter Bericht des Steuerstreits findet sich weiter unten in den
Anmerkungen).
Zusätzlich zur Brauerei betrieben die Firmenichs in Hürth auch eine Mälzerei
und erhielten im Jahr 1857 auch die Konzession für den Betrieb der bereits
bestehenden Grube „Commenderie“ im ehemaligen Kommendewald. In der Grube
wurde Braunkohle gefördert, welche zur Herstellung von „Klütten"
(handgefertigte Presslinge aus Braunkohle) verwendet wurde. Ab dem Jahr 1872
wurde die Grube nur noch für den Eigenbedarf, d.h. die Befeuerung der
Sudkessel der Brauerei und den Betrieb der Dampfmaschine, verwendet [16].
Geführt wurde die Brauerei in Hürth nach dem Rückzug der
Witwe Firmenich aus dem Geschäftsleben im Jahr 1876 von ihrem Sohn Theodor.
Theodor Firmenich wurde am 8. Februar in Köln geboren und
heiratete am 25. Juni 1879 die aus Gleuel stammende Maria Gertrud Kopp,
deren Vater als Gutsbesitzer bezeichnet wurde [7,15]. Zu dieser Zeit lag der
Wohnsitz von Theodor Firmenich bereits in Hürth.
Damit beide ihr jeweiliges Vermögen abgesichert hatten, wurde
ein Ehevertrag geschlossen, in dem völlige Gütertrennung festgelegt wurde.
[7, 21.06.1879] „…Durch einen vor dem Königlichen Notar
Cramer zu Köln am 14. Juni 1879 zwischen Theodor Firmenich,
Bierbrauereibesitzer, zu Hürth, Landkreis Köln, wohnend, und Gertrud Maria
Kopp, ohne Geschäft, zu Gleuel, Landkreis Köln wohnend, abgeschlossenen
Ehevertrag, wovon ein Auszug heute in dem Audienzsaale des hiesigen
Handelsgerichtes in der dazu bestimmten Tabelle angeheftet und öffentlich
ausgestellt worden, haben die genannten Contrahenten bestimmt, daß unter
ihnen eine völlige Gütertrennung nach Maßgabe der Artikel 1536 und folgenden
des Bürgerlichen Gesetzbuches Statt finden soll. Für die Richtigkeit des
Auszuges Köln, den 16. Juni 1879. Der Handelsgerichts=Secretair, Weber…“
Theodor Firmenich und seine Frau hatten insgesamt 5 Kinder,
Maria Johanna Barbara (1880), Johann Baptist (1881), Maria Ursula Hubertine
(1882) [15], sowie Bertha und Lina, deren Geburtsjahr nicht bekannt ist.
Unklar ist, warum die Geburt der beiden Letztgenannten nicht im
Geburtenregister der Stadt Hürth zu finden ist, da beide in den 1880er
Jahren geboren sein müssen, es für diese Jahre aber keine passenden Einträge
gibt.
Im Jahr 1884 wurde die Brauerei modernisiert, was aus dem
Verkauf der alten Dampfmaschine abgeleiert werden kann [7].
(W031) [26, 30.11.1876]
Im Jahr 1876 wurde ein Brauer für die Brauerei in Hürth gesucht
(W008) [7, 04.01.1879]
Verlobungsanzeige von Theodor Firmenich und Maria Gertrud Kopp aus dem Jahr
1878
(W009) [7, 15.04.1881]
Anzeige zur Geburt des Sohnes Johann Baptist aus dem Jahr 1881
(W010) [7, 26.07.1882]
Anzeige zur Geburt der Tochter Maria Ursula Hubertine aus dem Jahr 1882
(W011) [7, 30.12.1884]
Eine Dampfmaschine steht in Hürth zu verkaufen. Hinweis auf eine im Jahr
1884 erfolgte Modernisierung der Brauerein in Hürth
(W032) [17, 04.07.1888]
40 Zentner Biertreber wöchentlich abzugeben. Anzeige aus dem Jahr 1888
Die Brauerei „Theodor Firmenich“ in Hürth unter Theodor Firmenich (1892-1919)
Am 3. Juni 1892 gründete Theodor Firmenich die Firma „Theodor
Firmenich“ und ließ diese ins Kölner Handelsregister eintragen.
[7, 07.06.1892] „…In das hiesige Handels= (Firmen=) Register
ist heute unter Nr. 5906 eingetragen worden der zu Hürth wohnende Bierbrauer
Theodor Firmenich, welcher daselbst seine Handelsniederlassung hat, als
Inhaber der Firma: „Theodor Firmenich.“ Köln, den 3. Juni 1892. Königliches
Amtsgericht, Abth. 7…“
Dieses Datum wird meist als Gründungsdatum der Brauerei
herangeführt, es ist aber nur das Gründungsdatum der Firma „Theodor
Firmenich“, Theodor Firmenich führte die Brauerei zu diesem Zeitpunkt ja
bereits seit ca. 15 Jahren und gegründet wurde sie ja noch früher.
Im Jahr 1893 wurde die Brauerei Opfer eines „schweren
Diebstahls“, wobei dies nach Betrachtung des Sachverhaltes etwas übertrieben
erscheint. Damals wie heute sollten wohl reißerische Schlagzeilen für mehr
Leser sorgen.
[17, 02.08.1893] „…Hürth, 31. Juli. Auf der Brauerei
Firmenich wurde am Samstag morgen gegen 4½—5 Uhr ein schwerer Diebstahl
verübt. Ein dort beschäftigter Fuhrmann bemerkte um diese Zeit im Hofe eine
unheimliche Gestalt, die der Absicht war, sich zu entfernen. Er trat näher
und sah, wie sich letztere zu Boden legte. Es war ein in den 30er Jahren
stehender Manne, der mit gestohlenen Gegenständen schwer bepackt war. Er
widersetzte sich nicht und ließ sich willig ins Brauhaus führen. Der
Brauereibesitzer ließ das Wohnhaus untersuchen, und es stellte sich nun
folgendes heraus. Der Dieb war durch ein Fenster ins Wohnzimmer gelangt und
hatte sich dort an 5 Eiern und einem Stück Limburger Käse gestärkt. Alsdann
wurden auf dem Komptoir, ein Kistchen Pfennige, zusammen 8 Mk., und 4 Mk.
Silbergeld entwendet. Von dort gelangte der Dieb in den Saal, woselbst
Silbergerät im Werte von 850 Mk. in seine Hände fiel. Auf Befragen nannte er
sich einmal Joh. Esser aus Nörvenich und ein andermal Peter Schäfer aus
Herrig. Tags vorher hatte der Dieb mehrere gestohlene Sachen, die von
anderen Diebstählen herrührten, in Hürth verkauft, welche Sachen vom
Feldhüter in Beschlag genommen wurden. Letzterer führte den Burschen ab nach
Hermülheim, von wo er dann nach Köln transportiert wurde.
Die Brauerei florierte, Theodor Firmenich war ein
wohlhabender Mann. Dies spiegelte sich auch in der repräsentativen Villa
Firmenich wieder, die er erbauen ließ.
Im Jahr 1895 beschäftigte die Brauerei 22 erwachsene Arbeiter
und einen Jugendlichen in Brauerei und Braunkohlegrube [10]. Theodor
Firmenich war damit einer der größten Arbeitgeber in Hürth. Auch politisch
engagierte sich Theodor Firmenich als stellvertretender Gemeindevorsteher
von Hürth.
Der nachfolgende Artikel aus Januar 1897 beschreibt ein
Gerichtsverfahren über eine Schlägerei mit Todesfolge, an der auch
Brauburschen der Brauerei Theodor Firmenich beteiligt waren.
[17, 05.01.1897] „…Hürth, 29. Dez. Vor den Schranken der I.
Strafkammer des Königl. Landgerichts zu Köln standen beute, wie bereits kurz
gemeldet, Wilhelm und Hubert R., Gerhard T., Edmund G., Adam S. und Heinrich
O., alle aus Hürth, angeklagt, im März dieses Jahres sich an einer
Schlägerei beteiligt zu haben, bei welcher Der Gärtner P. Lenne von hier
getötet wurde. Die Schlägerei, in welche auch mehrere Brauerburschen der
Brauerei Firmenich verwickelt waren, nahm ihren Anfang in der Wirtschaft von
J. H. zu Hürth. Nachdem letztere die Wirtschaft verlassen, wurden sie am
westlichen Ende des Dorfes auf freiem Felde von obengenannten außer des
Gerhard T. angegriffen. Hier wurde auch der vorerwähnte Lenne ermordet. Die
Vernehmung der annähernd 20 Zeugen dauerte von 9 bis 1¾ Uhr. Nach dem
Ergebnis der Zeugenaussagen konnte sämtlichen Ausgeklagten keine Schuld an
der Mordthat beigemessen werden. Gegen 5 Uhr abends wurde die Verhandlung
fortgesetzt. Der Staatsanwalt beantragte gegen Gerhard T. 9 Monate, gegen
Wilhelm R. Hubert R. 4, Adam P. 1, Edmund E 2., Heinrich O. 2 Monate
Gefängnis. Hierauf begannen die Plädoyers der Rechtsanwälte. Als solche
fungierten die Herren Schumacher, Gammersbach, Oesterreich, Deubel und
Gottschalk, welche sämtlich die Freisprechung beantragten. Das Urteil,
welches gegen 8 Uhr abends gefällt wurde, lautete auf 3 Monate für jeden
Angeklagten außer Hubert R. der mit 6 Monaten bestraft…“
Theodor Firmenich erkannte früh die geschäftliche Relevanz
von Kölner Gästen, die an den Wochenenden gerne aufs Land führen und damit
natürlich potentielle Kunden waren. Er wollte dies durch eine
Eisenbahn-Verbindung zwischen Köln und Hürth fördern und erhielt im Jahr
1911 sogar die Konzession für den Bau einer solchen Bahn. Diese wollte er an
die Gemeinde Hürth abtreten, verband dies aber mit umfangreichen
Forderungen. Ihm sei die Biersteuer zu erlassen, ein Weg von seiner Brauerei
nach Hürth sei zu bauen und die bisherigen Projektkosten von 1.000
Reichsmark seien zu erstatten [23]. Als Konsequenz lehnte die Gemeinde ab. Gebaut wurde die Eisenbahnverbindung zwischen
Hürth und Köln dann doch. Treiber war aber nicht mehr Theodor Firmenich,
sondern die Chemie-Fabriken, die sich mittlerweile in der Umgebung,
insbesondere in Knappsack, angesiedelt hatten. Fertiggestellt wurde die
Strecke dann letztendlich im Juli 1927 [10,18].
Im Juli 1904 feierte Martin Brachschoß sein 25-jähriges
Jubiläum als Bierkutscher der Brauerei Firmenich. Dies ist insofern
bemerkenswert, da die Arbeit als Bierkutscher damals nicht nur körperlich
sehr anstrengend, sondern auch sehr gefährlich war. Dies war auch der Kölner
Presse eine Erwähnung wert. In einem dieser Artikel ist auch die Rede von „Herrn
Firmenich jr.“, gemeint ist der zu diesem Zeitpunkt 23-jährige Johann
Baptist Firmenich, dem einzigen Sohn von Theodor Firmenich, der bereits in
der Brauerei beschäftigt war.
Dieser Johann Baptist Firmenich (3 Mal der gleiche Name in 4
Generationen) heiratet am 25. Juni 1906, nach einer ungewöhnlich langen
Verlobungszeit von eineinhalb Jahren, die von Gut Ollesheim bei Düren
stammende Mia Engels [7,19].
Danach ging es dann schneller, bereits im Mai 1907 kam ihr
erster Sohn Theodor, genannt Theo, zur Welt [7,21]. Beide hatten zusammen
noch eine weitere Tochter namens Marianne.
(W012) [7, 07.06.1892]
Handelsregistereintrage der im Jahr 1892 gegründeten Firma "Theodor
Firmenich"
(BK001 [unbekannt]
Briefkost der Brauerei aus dem Jahr 1900
(F002] [1]
Foto der neu erbauten Villa Firmenich
(F001) [10]
Foto des stolzen Bierkutschers Martin Brachschoß, welcher im Jahr 1904 sein
25-jähirge Jubiläum als Bierkutscher der Brauerei Firmenich feierte
(W014) [25, 09.07.1904]
Dankes-Anzeige für die vielen Jubiläumswünsche vom links abgebildeten
Martin Brachschoß
(W003) [24]
Werbung der Brauerei aus dem Jahr 1905
(W013) [7, 28.06.1903]
Anzeige zur Verlobung von Tochter Bertha aus dem Jahr 1903
(W026) [7, 21.12.1904]
Anzeige zur Verlobung von Sohn Johann Baptist aus dem Jahr 1904
(W015) [7, 28.03.1905]
Anzeige zur Verlobung von Tochter Lina aus dem Jahr 1905
Anzeige aus dem Jahr 1907 zur Geburt des prächtigen Jungen
namens Theodor Firmenich, der später noch die Brauerei mit führen sollte
Geburtsanzeige der Tochter Marianne aus dem Jahr 1910
Die Brauerei „Theodor Firmenich“ in Hürth unter Johann Baptist Firmenich (1919-1932)
Im Februar 1919 übergab Theodor Firmenich, mittlerweile 69
Jahre alt, die Führung der Brauerei an die nächste Generation, sprich seinem
Sohn Johann Baptist, weiter. Der entsprechende Eintrag im Kölner Handelsregister
lautete wie folgt:
[7, 10.02.1919] „…In das Handelsregister ist am 4. Februar
1919 eingetragen: Abteilung A. Nr. 2857 bei der Firma Theodor Firmenich,
Hürth. Neuer Inhaber: Bierbrauereibesitzer Johann Baptist Firmenich, Hürth…“
Johann Baptist Firmenich führte den Braubetrieb fort, bevor
er am 13. Januar 1932 völlig unerwartet im Alter von nur 50 Jahren verstarb.
Der Brauereibetrieb wurde daraufhin von der Witwe von Johann Baptist
Firmenich und ihrem Sohn Theo weitergeführt.
(KG001) [23]
Die Brauerei Theodor Firmenich gab in den frühen 1920er Jahren so genanntes
Kapselgeld aus. Das Kapselgeld war ein von der Obrigkeit geduldeter Ersatz
für fehlendes Kleingeld in der damaligen Zeit. Für die Brauerei Firmenich
ein willkommener Werbeträger
(BK002) [unbekannt]
Briefkopf der Brauerei aus dem Jahr 1920
(W001) [Sammlung Wohlan)
Papp-Werbeschild für "Gülden Bräu", vermutlich aus den 1920er Jahren
(W002) [10]
Werbung für "Hürther Pilsener", vermutlich um 1930
(F004) [23]
Foto der Villa Firmenich aus dem Jahr 1930
(W016) [20, 14.01.1932]
Todesanzeige der Belegschaft der Brauerei zum Tod von Johann Baptist
Firmenich im Jahr 1932
Die Brauerei „Theodor Firmenich KG“ in Hürth unter Führung von Witwe J.B. Firmenich und Theo Firmenich (1932-1937)
Nach dem plötzlichen Tod von Johann Baptist Firmenich wurde
die Brauerei in eine Kommanditgesellschaft umgewandelt, persönlich haftende
Gesellschafter waren die Witwe Johann Baptist Firmenich und ihr Sohn Theo.
[7, 21.06.1932] „…In das Handelsregister wurde am 17. Juni
1932 eingetragen: H.-R. A 2857 Theodor Firmenich, Hürth.
Kommanditgesellschaft, die am 13. Januar 1932 begonnen hat. Persönlich
haftende Gesellschafter: Witwe Joh. Bapt. Firmenich, Maria geb. Engels, und
Theodor genannt Theo Firmenich, Kaufmann, Hürth, Zur Vertretung der
Gesellschaft ist Witwe Firmenich allein, Theodor Firmenich nur zusammen mit
Witwe Firmenich ermächtigt. Es ist ein Kommanditist vorhanden…“
Im Jahr darauf verstarb auch Theodor Firmenich, der Großvater
von Theo Firmenich, im Alter von 83 Jahren [7,20].
Im November 1934 verlobte sich Theo Firmenich mit der aus
Köln stammenden Leonie Mund. Vermutlich heirateten beide noch im gleichen
Jahr.
Geschäftlich ging es in den Folgejahren bergab bis zum
Konkurs im Jahr 1937. Das Konkursverfahren wurde zuerst über das Vermögen
der Brauerei Theodor Firmenich K.G. eröffnet und 2 Wochen später auch über
das Vermögen der Witwe Firmenich.
[12, 07.04.1937] „…Köln. Konkurseröffnung. [1441] (78 NA3 /
37.) Ueber das Vermögen der Firma Brauerei Th. Firmenich, K. G., in Hürth b.
Köln ist am 25. März 1937, 13 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet worden.
Verwalter ist der Rechtsanwalt Josef Außem, Hürth, Weierstr. 45, Ruf:
Hermülheim 464. Offener Arrest mit Anzeigefrist bis zum 17. April 1937. Ab⸗
lauf der Anmeldefrist an demselben Tage, Erste Gläubigerversammlung am 21.
April 1937, 10 Uhr, und allgemeiner Prüfungstermin am 5. Mai 1937 an
hiesiger Gerichtsstelle im Justizgebäude, Reichenspergerplatz, II. Stock,
Zimmer 223. Köln, den 25. März 1937. Amtsgericht. Abteilung 78…“
[12, 24.04.1937] „…Köln. Konkurseröffnung. [5734] 78 R 67/37.
Ueber das Vermögen der Frau Witwe Baptist Firmenich, Maria geb. Engels, in
Köln-Klettenberg, Geisbergstr. 13, ist am 15. April 1937,11,30 Uhr, das
Konkursverfahren eröffnet worden…“
Die Ursachen für den Konkurs sind nicht ganz klar. In [10]
wird folgendes kolportiert: „…der Sohn des Unternehmers Theodor Firmenich
konnte das Vermögen der Familie nicht zusammenhalten. Er hatte die Brauerei
übernommen, kümmerte sich aber wenig um die Leitung der Brauerei,
stattdessen mehr um schöne Frauen, und so ging noch vor Ausbruch des II.
Weltkrieges das einst blühende Unternehmen im Jahr 1938 in Konkurs…“.
Da der benannte Sohn bereits im Jahr 1932 verstarb, also 5
Jahre vor dem Konkurs, liegt alternativ die These nahe, dass es der Witwe
Firmenich zusammen mit ihrem Sohn Theo nicht gelang den Tod von Johann
Baptist Firmenich geschäftlich zu kompensieren und die Geschäfte am Laufen
zu halten.
Im August 1940 wurde die Firma „Theodor Firmenich“ dann
formal aus dem Handelsregister gelöscht.
[7, 02.08.1940] „…In das Handelsregister wurde am 30. Juli
1940 eingetragen: Löschungen: H.-R. A 13 775 Theodor Firmenich, Hürth. Die
Firma ist von Amts wegen gelöscht…“
Von den Brauereigebäuden und der Villa Firmenich ist nichts
übriggeblieben, auf dem ehemaligen Gelände der Brauerei befinden sich heute
Tennisplätze des Tennis-Clubs Knappsack.
(W017) [7, 28.11.1934]
Verlobungsanzeige von Theo Firmenich und Leonie Mund aus dem Jahr 1934
(W029) [20, 13.01.1932]
Todesanzeige von Johann Baptist Firmenich, der im Jahr 1932 im Alter von 50
Jahren unerwartet verstarb
(W027) [20, 09.03.1933]
Todesanzeige von Theodor Firmenich, welcher im Alter von 83 Jahren, ein Jahr
nach seinem Sohn, im Jahr 1933 verstarb
(W028) [7, 09.03.1933]
Weitere Todesanzeige von Theodor Firmenich aus dem Jahr 1933
(W041) [35]
Die Restauration zur Wupperbrücke in Opladen schenkt "Panther-Bräu" aus. Die
Brauerei Firmenich hatte in den 1930er Jahren ein "Panther-Bräu" im Angebot
(siehe Glas weiter unten). Ob in der Anzeige wirklich das Bier der Brauerei
Firmenich gemeint ist, ist aber unklar
(F002) [10]
Foto der Villa Firmenich aus dem Jahr 1939. Die Villa ist zu diesem
Zeitpunkt bereits unbewohnt, wie an den mit Brettern verschlossenen Fenstern
zu erkennen ist
(F005) [unbekannt]
Foto der Gaststätte Firmenich, Alter unklar. Vermutlich handelt es sich um
die Gaststätte von jenem Johann Baptist Firmenich, der auch die
Pferde-Metzgerei betrieb.
(Z001) [1]
Zeugnis von
Brauer Albert Krausenecker , der beim Konkurs seinen Job verlor. Text:
Albert Krausenecker auf Fischenich war bei mir vom 27. 9. 1921 bis 2. März
1937 als Brauer beschäftigt. Mit seinen Leistungen war ich sehr zufrieden.
Krausecker war fleißig und ehrlich. Ferner war er ein ??? Bier???- Die
Entlassung erfolgte wegen Konkurs der Firma. Hürth den 20. März 1937. Theo
Firmenich
Übersicht der Firmierungen
Brauerei Firmenich in Köln
Zeitraum
Firmierung
Anmerkung
1849-1872
Brauerei Johann Baptist Firmenich
1872-1876
Brauerei Witwe Johann Baptist Firmenich
Brauerei Firmenich in Hürth
Zeitraum
Firmierung
Anmerkung
(1848)-1872
Brauerei Johann Baptist Firmenich
1872-1876
Brauerei Witwe Johann Baptist Firmenich
1876-1892
Brauerei Theodor Firmenich (Person)
1892-1919
Brauerei „Theodor Firmenich“ (Firma), Inhaber Theodor
Firmenich
1919-1932
Brauerei „Theodor Firmenich“, Inhaber Johann Baptist
Firmenich
1932-1937
Brauerei „Theodor Firmenich KG“, Gesellschafter Witwe
J.B. Firmenich und Theodor Firmenich
Anmerkungen
•
Der überwiegende Teil der Familie Firmenich waren
Gerber. Um die dafür notwendige Gerbsäure zu gewinnen, wurde die Rinde
von Bäumen, meist Fichten und Eichen, zermahlen. Diese „Lohe“ war sehr
gerbsäurehaltig und die Basis für das Gerben. Johann Baptist Firmenich
(aus dem Zweig der Gerber) war technisch sehr innovativ und errichtet
bereits im Jahr 1839 eine mit einer Dampfmaschine betriebene Lohmühle
zum Mahlen der Rinde [7, 23.02.1839] „…Bekanntmachung. Herr J. B. Firmenich beabsichtigt,
auf dem am Rothgerberbach dem Hause Nr. 32 gegenüber gelegenen
Grundstucke eine Dampfmaschine zum Betriebe einer Lohmühle aufzustellen.
Den bestehenden gesetzlichen Bestimmungen gemäß werden daher diejenigen,
welche glauben, gegen diese Anlage ein Interesse geltend machen zu
können, hiermit aufgefordert, ihre Einsprüche, innerhalb einer
präclusivischen Frist von vier Wochen, schriftlich bei dem Polizei=Kommissair
der II. Sektion Herrn Lutter abzugeben, wo auch die Zeichnung und
Beschreibung der Maschine eingesehen werden kann. Nach der
vorbezeichneten Frist können fernere Einwendungen nicht mehr
berücksichtigt werden. Köln, den 20. Februar 1839. Der königl.
Polizei=Direktor, Heister…“
•
Die Brauerei Theodor Firmenich verwendetet für das
Brauen Wasser aus dem nahe gelegene Hürther Bach. Nach dem Motto vorne
sauber rein, hinten dreckig heraus, leitete die Brauerei ihre Abwässer
in den Bach ein. Doch diese Nutzung führte zu Konflikten mit den
bachabwärts gelegenen Anrainern des später in Köln dann Duffesbach
genannten Gewässers. Die Stadt Köln sah sich genötigt, gegen die
übelriechende Verschmutzung aufgrund behaupteter älterer Rechte an der
Wassernutzung vorzugehen. Das Oberlandesgericht Köln urteilte am 25. Mai
1891, dass die Verschmutzung des Bachs durch die Brauerei Firmenich
fortan zu unterlassen sei. Die wieder gewonnene Reinheit des
Duffesbach-Wassers war durch die Ansiedelung von Industrie, insbesondere
in Kanppsack, anderthalb
Jahrzehnte später schon wieder vorbei [23].
•
Im Jahr 1873 stritten sich die Stadt Köln und die
Gemeinde Hürth über die Besteuerung der Gewinne der Brauerei. Die
Gemeinde Hürth hatte den 1872 erzielten Gewinn zu 2 Dritteln besteuert
und der Kölner Oberbürgermeister forderte daraufhin beim Oberpräsidenten
der Rheinprovinz, dass die Hälfte des Gewinnes in Köln besteuert werden
sollte. Begründung war, dass in dem nicht unbedeutenden Anwesen der
Witwe Firmenich in Köln das Bier gelagert und verkauft würde. Weiter
wurde auch gefordert, den von der der Hürther Steuer-Einschätzkommission
festgesetzten Ertrag für 1872 überprüfen und auf höchstens 3.256 Taler
festsetzen zu lassen.
In einer Verfügung des Oberpräsidenten wurde der Kölner Antrag jedoch
mit folgender Begründung abgelehnt: „…Weil es gerade in dem vorliegenden
Falle, wo die ganze Fabrikation und die Lagerung des Biers in Hürth
erfolgt, und in Cöln mit Ausnahme kleiner Quantitäten nur der Verkauf
des dorthin per Achse transportierten Bieres stattfindet, nach den in
meinem Erlaß vom 18. Februar 1873 hervorgehobenen Gesichtspunkten den
obwaltenden Verhältnissen durchaus entsprechend erscheint, wenn zwei
Drittel jenes Gewinns zur Kommunal-Einkommenssteuer in der Gemeinde
Hürth herangezogen werden…"
Auch beließ es der Oberpräsident bei dem von der Einschätzkommission für
1872 festgesetzten steuerbaren Ertrag. Der Hürther Bürgermeister Rosell
konnte nachweisen, daß die Kommission anstelle eines Reingewinns von
einem Taler - ein damals üblicher und anerkannter Schätzwert für ein Ohm
Bier (ein Ohm entsprach ungefähr 137 Liter) - nur einen Reingewinn von
zwei Drittel Taler für ein Ohm Bier zu Grunde gelegt und damit ein
Drittel Taler von vornherein für die Besteuerung durch die Stadt Köln
freigelassen hatte. Rosell berief sich auf frühere Entscheidungen in
Fällen der vorliegenden Art, nach denen eine 2:1 Teilung des
Gewerbegewinns unter den betroffenen Gemeinden stattgefunden hatte. Der
Oberpräsident merkte noch an, dass es die Stadt Köln selbst zu vertreten
habe, wenn sie das gesamte Einkommen der Frau Firmenich, einschließlich
des ganzen Ertrages des Hürther Geschäftes und ihres nicht unbedeutenden
Anwesens zu Köln nur mit 3.000 Talern zur stadtkölnischen
Einkommenssteuer veranschlagt habe.
Brauereiwerbemittel
Bierdeckel
(G001) [Sammlung Wohlan]
"Panter Bräu" "Hürth b. Köln"
0,25 l geeicht, 1930er Jahre
Bierflaschen
(1021)
ca. 0,7 l
Quellenverzeichnis
1
Historisches Archiv der Stadt Köln
2
Deutsches Reichs-Adressbuch für Industrie, Gewerbe und
Handel, Band III: Adressen-Verzeichnis von Rheinprovinz, Oldenburg mit
Birkenfeld, Westfalen, Lippe, Hessen-Nassau, 1934
3
"Gülich und bergische wöchentliche Nachrichten", Ausgabe
01.02.1774
4
"Verzeichnis der Stadt-Kölnischen Einwohner, nebst
Bemerkung", Thiriart und Compagnie, 1797
5
www.schreckenskammer.com (abgerufen am 25.05.2022)
6
"Brauerei-Verzeichnis Deutschland", Michael Gorytzka,
Manfred Friedrich, herausgegeben von der Fördergemeinschaft von
Brauerei-Werbemittel-Sammlern e.V. (FvB), Ausgabe November 2009
Stadtarchiv Hürth, Geburten-, Sterbe- und
Heiratsregister von 1803 bis 1902
16
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(Abgerufen: 25. Mai 2023, 21:55 UTC)